Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 03, 1915, Image 6

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    Ibeirz Sbkspiel.
Henry Chrapnel, der Erfinder der
«ach ihm genannten Geschosse, die in
den heutigen Kämpfen große
Rolle spielen, wurde am 3. Juni 1761
in Midnay Magiora House bei Brad
ford geboren. Seine Jugend verlebte
er in Armut und Bedrängnis, aber
da er sehr klug und fleißig war, vol
lendete er feine Studien sehr schnell
und wurde bereits im Jahre 1779
Artillerie-Leutnant. Man schickte den
jungen Offizier nach Neufundland,
wo er sich auszeichnete und bald be
fördert wurde. Als er 1784 nach
England zurückgekehrt war, begann
er jene Versuche mit Geschossen, die
seinen Namen in aller Welt be
rühmt machen sollten. Bis zu der
Zeit hatte man runde und hohle Ge
schosse verwendet, die mit Explosiv
stoffen gefüllt waren und die dann in
einzelne Stücke zerplatzten und, wie
der Zufall es mit sich brachte, zerstreut
wurden. Der junge Artillerie-Offi
zier kam auf den Gedanken, «ine gro
ße Zahl runder Kugeln und Pulver
in bestimmter Menge in das Geschoß
einzuführen und es so zum Platzen
zu bringen; zu diesem Zweck legte er
die Kugeln in geschmolzenen Schwefel
und ließ etwas Raum darin für die
Explosivladungen.
Im englischen Heer wurden diese
neuen Geschosse sofort verwendet; sie
noch aber
und Portugal. In einem Briefe an
Sir John Sinclair vom 13. Oktober
1808 sprach Wellington von den star
ken Wirkungen des neuen Geschosses
und schlug Shrapnel zur Belohnung
vor. Zu gleicher Zeit verwandte Sir
William Robe als Kommandant der
Artilleri? die „Shrapnels" in Torres
Bedras mit großem Erfolge und spä
ter versicherte Sir George Wood, daß
seine Brigade nur mit Hilfe dieser
Geschosse die Farm Haye Samte
wiedererobert und dadurch viel zu dem
be. Unterdessen hatte Henry Shrap
nel seine erfolgreiche Laufbahn als
Soldat in Gibraltar, auf den Antil
len und in Flandern fortgesetzt; beim
Sturm von Düi.kirchen war er im
September 1793 verwundet worden.
Im Jahre 1813 war er Oberst. Da
er s'ine artilleristischen Studien und
Versuche niemals ausgegeben hatte,
waren ihm noch eine Anzahl Verbes
lerungen seiner Waffe gelungen; so
vervollkommnete er besonders die
Dienste geleistet hatten, eine Jahres
pension von PK,(XX) auszusetzen.
Die M>«lllcbeliiloi»te.
eraglliomöille.
oder: „Tic knckÄwlirlie".
Ein Korrespondent von der Was
serkante schreibt der „Frankfurter
Zeitung":
Die Komödie von den Kriegswur
sten, über die ich berichten will, ist
eigentlich keine Komödie, sondern eine
Tragikomödie, über die zwar das
ganz- Städtchen an der Wasserkante
weidlich gelacht, Frau Gesche Sören
sen aber ihre bitteren Tränen ver
gossen hat. Die Sörensens haben
nämlich schon zur Herbstzeit in ge
rechtfertigter Fürsorge für eine et
waige magere Zukunft ein Dutzend
armdicker Kriegsmettwürste gestopft.
Außerdem verfügen sie in ihrer sonst
beschränkten Wohnung über einen so
genannten .Salon", zwar nur zehn
Fuß lang und sieben Fuß tief, aber
immerhin ein „Salon" mit einer
Garnitur gepreßter Plüschmöbel, ei
nem bronzierten Pfeilerspiegel und
zwei Oeldruckbildern an der Wand.
Da nun ein solcher, mehr der Eitel
keit als der Wohnlichkeit dienender
„Scklon" anderen Orts auch die
„gute Stube" genannt gemeinig»
lich dazu da ist, nie benutzt zu wer
den, und da somit der darin stehende
Ofen auch keine Aussicht hat, je
mals geheizt zu werden, so schien es
nicht vernunftwidrig, den an der
Fleischwaren während des Sommers
wegen der guten Ventilation im
Ofen aufzubewahren, in diesem Falle
gut Wochenfrist einfiel, seine Ver-
Stundcn Aufenth<ilt im Allerheilig«
sten, der sonst streng verschlossenen
Frau Tesche Sörenfen die Plüsch-
Die englische« Blixler ««> Oer Krieg
Ein Mitarbeiter der Londoner
.Times" teilt seine Beobachtungen
mit, die er über die Wirkungen dei
Krieges auf die englischen Kinder ge
macht hat. Demnach kümmern sich die
englischen Kinder nicht viel um den
Krieg, doch tritt das kriegerische
Spielzeug auch bei ihnen in den Vor
dergrund; Soldaten und Kanonen
spielen in der Kinderstube die Haupt
rolle, und sehr beliebt ist z. B, das
Zeppelin - Spiel. Dies vollzieht sich
folgendermaßen: Ein Kind knipst
in der Kinderstube das elektrische
Licht aus; vor den Fenstern werden
alle Vorhänge vorgezogen, und dann
kommt der Zeppelin. Die Bomben
der Luftschiffe werden in ihrem Knall
cm besten nachgeahmt, indem man Pa
piertiiten ausbläst und dann zusam
menklatscht, so daß die ganz Klei
nen sich vor dem Knall ängstigen. In
der Dunkelheit gibt es nun ein kun
terbuntes Durcheinander, bis schließ
lich die Borhänge wieder ausgezogen
werden, das Licht wiederangedreht
wird und alle vergnügt im Kreise her
umtanzen. Auch mit dem Kaiser be
schäftigen sich die kleinen Briten be
reits, und in ihren Spielen ist „Kai
ser Bill" so etwas wie der schwarze
Mann: wenn sein Name gerufen
wird, laufen die Kleinen weg und
verstecken sich. Am meisten spüren die
Kinder den Krieg dadurch, daß sie auf
viele Herzenswünsche verzichten müs
sen. Da wünscht sich z. B. ein Klei
nes eine schöne Puppe, und die Mama
antwortet: „Das ist im Kriege zu
teuer", und dann entringt sich so
manchem englischen Kindermund der
Wunsch: „Ach, daß doch der Krieg
endlich aufhörte, damit wir wieder
mehr Geld haben."
Iben-» LlicllM Streiche.
hat-
hatten die vornehmen^Herren, als die
Gebieter Aegyptens, gerade Lust, Vö
gel zu jagen, die von den strenggläu
den Strang, 21 andere erhielten lan
ge Zuchthausstrafen. Findlay aber
wurde turz« Zeit später zum Ge
sandten Englands in Dresden er-
nannt, wo er von 1907 bis 1909 tä
tig war. In der amtlichen Laufbahn
Findlays ist der Fall Casement also
nicht der erste düstere Punkt.
Zeavne.
In einem Feldpostbrief erzählt ein
Kriegsteilnehmer an der Westfront
folgende ungewöhnliche Begebenheit:
Eines Tages stürmten wir A. und
gruben uns jenseits des Ortes ein.
Äußer einigen alten Leuten waren
alle Einwohner geflohen. Unsere
Kompagnie lag bei einem ' großen
Bauernhof in Stellung, bei dem sich
eine kleine Höhle befindet. Als wir
die eines Tages durchsuchten, fanden
wir ein Mädchen von fünfzehn Jah
ren, die Tochter des Besitzers, die ihr
väterliches Heim nicht hatte verlassen
zu uns, kochte und wusch für uns.
Einen Monat später schoß die
schwere englische Artillerie die Höhle
entzwei. Seitdem wohnte sie bei
tillerie. Plötzlich schlug ein Volltrek
nen bei Lodz weggenommen Haben!"
Au fein, und so viele", staunt der
Kamerad, „aber alle ohne Be-
I
>y-^
„Du kannst sie bloß nicht sehen,
die Bespannung", erklärt der andere,
Kochkesseln drin!"
Ail äie vettern.
Ludwig Fulda veröffentlicht da«
folgende Spottgedicht:
Wir sind in atemloser Svannuna:
Wann kommt feindlich überS Mcer^
Bon denen habt ihr Hekatomben
Schon ausgebildet bei >er Hand:
Wer wirst mit solcher Uebung Bom-
Wer stiftet so geläufig Srand?
Längst gruselt uns vor dieser Rctte.
lind nicht ein iWnkchen Hoffnung bleibt.
Sobald ihr eure ganze flotte
Gar nicht bemannt und nur beweibt.
Durch die Blume. Wirt
stunde): „Herr Apotheker, Ihr Dienst-
Apotheker (ängstlich): „Hat mein«
Frau was ausrichten lassen?"
Wirt: „Das Mädchen meinte nur.
daß Sie später gewiß wünschen wür
den, früher nach Hause gekommen
zu sein."
Schrecklich. A.: „Denke
Dir, das Fräulem Z. hatte auf dem
gestrigen Balle beim Tanzen ihren
B.: „Da war sie wohl außer sich
A.: „Und wie? Sie verlor ganz
den Kopf!"
B: „Was, den auch noch?"
Treffende Bezeichnung.
Gast (der einen fürchterlich zähen
Braten vorgesetzt bekommt): Herr
„eiserne Portion?"
. Anzüglich.
„Ich hab' wirklich meinen ganzen
Appetit verloren."
„Na, wenn den nur kein Armer
findet/'
Schmeichelei. Sonntags
jäger: „Wie? Du glaubst nicht, daß
ich die Hasen selbst geschossen habe?"
Frau: „Mir darfst Du nichts vor
reden. Ich glaub'. Du hast auf der -
Jagd keinen Hasen zu sehen bekom
men."
Sonntagsjäger: „Aber, Weiberl, ich
versichere Dich, die Hasen reißen sich
geradezu danach, von Dir mit Deiner
berühmten Snhnen-Tunke angerichtet
zu werden."
„Du großer Strolch mußt immer
Streit anfangen! Du bist nicht wert,
daß Dich der Teufel holt."
»Vielleicht eher wie Du!"
WaS Backfisch: betrübt.
„Ein entzückender Mensch ist der
junge Zahnarzt, sag' ich Dir! Un
schlechte Zähne habe!"
Wamperl: Teisi, Teist. '»
schlimmste is doch wohl so a Bauch
schuß. wo's Bier glei' wieder außi
laust!
Ein Philosoph. Dieb:
Herr Gott, was hab' ich schon zur
Klugheil der Menschen beigetragen."
Moderne Schlagworte.
Korporal (zu einem ungewöhnlich be
leibten Freiwilligen): „Hören Sie,
qätten mit Ihrem uferlosen Umfange
auch besser bei der Marine eintreten
sollen."