Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 27, 1915, Image 6

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    vle letzte Lliegerpost ans sne«>sl.
Aus einer Reihe von Briefen, die
einige Stunden vor der Uebergabe der
Festung Przemysl dort geschrieben
und von. dem letzten Flieger, der etwa
drei Stunden vor der Uebergabe die
den sind, geben wir hier einige de:
interessantesten im Wortlaut wieder.
Die erst« Feldpostkarte trägt neben
dem Stempelaufdruck „K- u. k.
meeoberkommando Detailabtei-
Feldpostamt" und 23. März
1315". Der Schreiber der Karte gibt
vls Datum an 21. März, 12 Uhr SO
Minuten nachts" also 5 Stunden
10 Minuten vor der Uebergabe. Die
Karte lautet:
.21. März ISIS. 12 Uhr
L 0 Min. nachts.
weiter, denn mitzumachen ist noch
diel. Du hast mich mit Deiner Kart-,
«freut. Ich bin gesund und bitte
Sei« Sob».
''
B ' s j^st
<O kidm Ari d iihli l
D's tzt s-l
Ai l F ' mehr! -
den lieben Herrgott, daß ich weiter
am Leben bleibe. Habe heute Gele
genheit, Dir zu schreiben, weil um
3 Uhr früh ein Aeroplan weggeht.
und befrachtet sorgen-
Bitte, mir nicht mehr zu schreiben
bis auf weiteres."
Die zweite Karte, von demselben
Absender, bildet anscheinend eine Er
gänzung der ersten. Sie lautet:
„21. März 191 S, 12 Uhr
SO Minuten nachts.
Liebste gute Lottt! 'Hatte mich um
10 Uhr schlafen gelegt, aber es war
nicht möglich, einzuschlafen. Die Ka
nonen donnern und blitzen so, daß
die Fensterscheiben unseres Lagers
zertrümmert werden. So war es
leine acht Tage mehr dauern ....
Wir müssen um Uhr früh auf
stehen, um einen Aeroplan nach Kra
kau' zu expedieren. Die meisten von
uns schlafen nicht wegen des starken
Donnerns und Blitzens. Du kannst
von Przemysl wegkommen. Dies'
Karte hebe Dir aus bis ich nach
Hause komme. Ich grüße und küsse
Grüße auch alle Verwandten und Be
kannten. Dein D."
Eine andere Karte, die ein in
lautet:
„Liebste, teuerste Eltern! Wir sind
.Wir haben uns riesig bemüht, bis
her sind aber alle Briese verloren ge
ganze». Hoffe, daH' wir zurückkehren
können. Wenn wir in einem ande-
Sorge, wir werden versuchen, eine Ver
bindung mit Euch herzustellen. In
Przemysl ist nichts mehr' zu essen,
sonst hätten wir die Festung noch
zehn Jahre halten können."
Ein Neupester Magistratsrat, d-r
als Reserveleutnant der Besatzung von
Przemysl zugeteilt war, sandte mit
tels Fliegerpost mit dem Datum vom
LI. März an seine in Neupest lebende
Mutter folgende Karte:
„Teur?, gute Mutter! Ich habe
das Gefühl, daß dies meine letzte
Karte aus dieser Stadt ist. Gott
ivird mir vielleicht Helsen, daß ich
nach Hause kehren kann. Wenn wir
in einem anderen Lande sein werden,
wird es mein erstes sein, Pl versuchen,
mit Dir in Verbindung zu treten.
Heute bin ich krank und werde eS
vielleicht auch morgen noch sein.
Meine Füße schmerzen mich sehr. In
der gestrigen Riesenschlacht hat man
mil meinen Diener weggeschossen.
Meine neu erworbenen Sachen sind
verloren gegangen, nur mein Säb«l
ist mir geblieben. Die HonvedS legen
ein bewunderungswürdiges Betragen
an den Tag. Schade, daß wir nichts
mehr zu essen haben, wir hätten uns
auch noch zehn Jahre lang halten
können! Mit Handkuß Dein treuer
Sohn Laczi."
Ein Wiener Militärarzt hat an
seine in Wien lebenden Eltern fol
gende Karte geschickt:
„Meine Lieben! In dieser schwe
ren Zeit ist es mir noch möglich,
Euch eine Karte zu senden. Gesund
heitlich geht es mir gut. Leider wer
den sich die Berhältnisse bald derart
ändern, daß ich nicht weiß, ob ich
Euch weiter werde schreiben können.
„S/Hipp, schipp. Hurra! Ungedienter Landsturm Unlcgen von Schuhen
Mein einziger Wunsch ist, Euch alle
einmal gesund wiederzusehen. Ich
hoffe, daß diese Karte, die mit unse
rem Flieger abgeht, Euch erreichen
wird. Näheres lann ich leider nich!
GersOe «le beute.
Die französisch« Berichterstattung
vor IVO Jahren befolgte schon diefel
-1812. Da au Meeschen,
wahrten ihren Frohsinn und ihr ge
wöhnliches Wesen und erblickten ei
nen neuen Ruhm in den Schwierig-
Seine Majestät hat sich niemals woh
ler befunden." Danach scheint es ja
an der Beresina ungefähr so gemüt
lich wie in einem Familienbad her
gegangen zu sein. Der Berichterstatter
vergißt dabei nu.'.-daß man in den
ersten Monaten des Jahres 1813 auf
dem Wege von Moskau bis zur deut
-242,00« menschliche Leichname auf
bei Wilna 70,vi)t) Feinde begraben
wurden. Auch im französischen Se-
Regnault de St. Jean d'Angely
digen Rückzüge von Moskau". DaS
-ist eine Geschmackssache. Im jetzigen
Weltkriege hat Frankreich wahrschein
lich schon stärkere Verluste an eige
eine gewissenlose Berichterstattung be
törte Volt blindlings seinen Führern,
die selbst nichts zu verlieren haben,
aber ihr Geschäftchen in jedem Falle
machen, solang«' Armeelieferanten
hohe Prozente zahlen.
Krupps „Troja»!sä>es ipler«l" u»<l
<>se MtrsMeule».
In der Pariser Weltausstellung
lagerungögeschütz auS Krupps Werk
statt besondere Aufmerksamkeit. Es
war noch nicht der 42er-Mörser, aber
eS war doch schon ein Borläufer.
Dieses industrielle Erzeugnis wurde
das .Trojanische Pferd" genannt,
und es gab genug Leute, die darin
eine kleine Mahnung Bismarcks an
die Franzosen erkennen wollten.
Aber Napoleon 111. glaubte, schnell
seine „Revanche" nehmen zu können.
Die Ausstellung erhielt die Ehre ei
nes Besuches von dem russischen Za
ren Alexander 11. und von König
Wilhelm von Preußen, und diesen
wollte Napoleon daS Schauspiel ei
ner großen Parade geben, die in
LongchampS am 6. Juni 1867 statt
fand. An dieser Parade nahmen
40,000 Soldaten aller Waffen teil,
und gut. 300,000 Pariser waren da
zu nach LongchampS hinauSgeströmt.
Im Gefolge der Artillerie kamen sechs
Wagen, jeder von zwei Pferden ge
zogen, auf denen ein KriegSinstru
ment geheimnisvoll durch eine starke
Decke verhüllt und nicht einmal in
seinen Formen erkenntlich war. Als
diese Wagen vorübersuhren, wies die
Menge mit Fingern darauf hin, lei-
»Imleudurg «»<> lel«e leute«
Rundganges im Biwack, einige bie
dere ostpreußische Landwehrleute, die
sich einen steifen heimatlichen „Mai
hob der Generalseldinarfchall den
Finger und drohte: »Kerls, daß mir
aber der Grog nur zu gesundheit»
lichen Zwecken getrunken wird!"
und Elbinger. .Zur Gesundheit,
Exzellenz! Hurrah!"
Netzte «ettung!
Frankreich hebt die allerjüngsten Rekrutenjahrgänge aus.
scharf ins Auge faßte, und daß die
ser seinerseits auf den Grafen Bis
marck blickte, der sich im Gefolge
Der Augenzeuge hatte ooiz dieser
stummen Szene einen zwiespältigen
Eindruck erhalten. Ihm schien es
als ob durch den .Kopf des Neffen
des großen Bokapärte der Gedanke
zuckte: „Dort, unter diesem Tuch,
liegt die Geißel." Dagegen konnte
der Blick, den König Wilhelm und
sein erster Minister austauschten, be
deuten: „Das Spielzeug kennen wir!"
In der Tat hatte ja die Mitrailleuse
im Kriege von 1870—71 gar keine
Bedeutung. Die Preußen, die sie
kannten und die einige hatten bauen
lassen, um sie zu erproben, fanden
die Masse unvollkommen und mehr
hinderlich als nützlich. Sie halten
1870 keine Mitrailleusen, wohl aber
jene gewaltigen Geschütze, von denen
das Ausstellungsstück von 1867 den
Franzosen eine Ahnung gegeben hat
te, und die sich bei den Belagerungen
von Straßburg, Metz und Paris
ausgezeichnet bewährten.-
Das gerettete ScdMlucben.
ES klaqt
?nd Ohr^un?
Scbsue 'raus!
Die Mitglieder eines vornehmen
Londoner Klubs stecken ängstlich die
Orangerien, ein dicker Reeder stöhnt
um seine überfälligen 34,287 To., die
unter neutraler Flagge schwimmen
auf dem Herzen —, nur einer sitzt
phlegmatisch lächelnd da, als rühre
ihn der ganze Krieg nicht: der Lei
ten Sie nichts für Ihr Institut?"
Er schüttelt beruhigt den Kopf: ,Den
Meridiaii von Greenwich können sie
hagere Kanonier Lehmann liegen in
Russisch - Polen im Quartier und
haben sich auf Stroh, das auf dem
Fußboden aufgeschüttet ist, zum
Schlafen niedergelegt. Da entspinnt
sich folgendes Gespräch:
Lehmann. „Du, rück' mal'nenbis-
Müller: „Na, Dicker, du kannst sie
Lehmann: „Nee, Dünner, laß
man! Bei mir beschweren sie sich
nachher über mangelhafte Verpfle
gung."
Noble Kaufleute. Zwei
Nachbar: „Ich begreife durchaus
nicht, Kamerad, wie du deine
Besen so wohlfeil verkaufen kannst;
Widerspruch. A.: „Ich
wasserfahren sehen."
B.: „DaS stimmt, wir haben ge
stern ein« Landpartie gemacht."
100,000 Rüssen. ISO Jeschiitze, 100
Maschinengewehre, allens vor eenen
eenzijen Sechfa!"
Kindermund. Die kleine
Ell! (aus der Rheinreise): „Nicht
wahr, Mama, die alten Ritter gehör
ten zum Verschönerimgsverein, weil
sie so schöne Ruinen auf den Bergen
erbaut haben?"
Er. „Ihre Frau ist wohl äl
ter als'Si«?"
„Ja das heißt ich dars'K
beileibe nicht wissen!"
Ein Berufsfchmeich»
le r. Arzt (in den Flitterwochen
der Praxis): „Mein Fräulein, Ich
versichere Sie, Sie besitzen die rei
zendste Zunge, die mir bisher heraus
gesteckt wurde!"
Mißverständnis.
Stromer: „Nanu, gibt es auch
schon Akademien für unsere Kunst?"
Kasernhofblüte. Un
teroffizier <zu einem altadlig«n Sol
daten): „Einjähriger, Ihre Ahnen
haben die Kreuzziige mitgemacht,
und Sie schaffen nicht mal Klimm-
Züge!"
Rett,.
„Wie gu! es die Säu' haben!
Wenn ich mal Im Schmutz rumplant
sche, krieg' ich die schönsten Prügel!"
Komisch. „Wer ist denn
der Herr da drüben?"
.Mein Better!"
„Na. na... er sieht Dich doch so
unverwandt an!? —"
Fatale Schlußfolge
rung. Professor szu feiner red
seligen Frau): .Erzähl' nur nicht
immer Deinen Kränzchen-Damen von
komischen Verwechslungen, die mir
Passiert sind sonst glauben sie am
ich habe Dich auch nur aus
Zerstreuth«it g«h«iralet!"