Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 06, 1915, Image 6

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    «iriegs-Linänicile.
Der Freund eines deutschen Hel
den schreibt: Wenn einst der Histori
ker die Geschichte dieser Tage schreibt,
wird er viel zu erzählen haben von
gewaltigen Schlachten. Siegen und
Niederlagen. Denen aber, die dies«
Kämpfe und Zeiten selbst miterleb
ten, Prägt sich oft irgend ein klei
nes Erlebnis, von dem „kein Lied,
kein Heldenbuch meldet", tiefer ein
als jene riesengroßen Taten. Da
kenn' ich einen, der war von den er
sten Augusttagen an dabei. In Bel
gien erst bei dem blutigen Strafge
richt über Andenne und der Einnah
unter Hindenburgs Fahnen bis zum
großen strategischen Rückzug. Da
mals wurde er verwundet. An
manchen Schlachten hat er teilgenom
men, manchen Schützengraben er
stürmt. Doch da ich ihn in einem
Briefe fragte, was denn unter allem
„An Zurn hab i l Hu Hans jazt
den tiefsten Eindruck auf ihn gemacht
habe, da schrieb er mir: „Nichts hat
lautlose Einfallen des Kopfes und
Sich-zur-Seite-legen des Körpers
von Kameraden, die in der Schützen
linie neben mir fielen, durch Kopf
schuß sofort getötet. Es ist ein Mi
tber".
Vorbereitung!! für einen nn Hafen von Konstantinopel.
eingehenden Schilderungen und Be
richten des Freundes am stärksten er
faßte, so würde ich „in jedem Au
ge malt ja die Welt sich neu"
nur diesen einen kurzen Satz nen
nen: „Als ich (am Fuß) verwundet
zurückkam, hab' ich mir's doch nicht
Die Schlachtfelder Im Friede».
Ackerland, auf dem hier und da und
in dessen Nähe sich, wie auf den
Schlachtfeldern von 1870 —71, die
Dorfe selbst hatte sich ein alter T?-
er trocken vor sich hin „immer
sechs Pferde und dreißig Mann, so
war die Order. Es war schwere Ar
beit!"... So erzählte damals der
Schlachtfeld hat kein bestimmtes Bild
in mir zurückgelassen. Der Pflug ist
über den Boden hingegangen und hat
Oktobertag erinnern könnte."...
Anders schildert in seinen Erin
nerungen Fontane das schottische
Schlachtfeld von Kulloden-Moor, von
dem der Dichter Burns klagt:
„O bitt'rer Tag, o blut'ges Moor,
Wo kalt und starr mein Vater lag/
Der Boden hatte hier keinen Wert,
und so ließ man das Schlachtfeld
fortbestehen. Wo doch kein Kornhalm
aufgegangen wäre, war es leine Ent
haltsamkeit, sich an den Gräbern der
Toten nicht zu vergreisen. Somit siegt
das Ackerfeld über das Schlachtfeld;
hier aber ist der grüne Rasen des
Grabes Sieger geblieben.... Es muß
aber besonders bei den französischen
Schlachtfeldern von 1870 —71 aner
kannt werden, daß die Franzosen
nicht nur pietätvoll unsere deutschen
Heldengräber und ihre Denkmäler ge
hütet, sondern auch wie es unter
gebildeten Völkern auf Gegenseitig
teit beruht ihrer Pflege und den
zfflelllicbes Tuarllerdild.
Ein hübsches Bild aus einer Etap
penstation, das len freundschaftliche»
Verkehr zwischen deutschen Truppen
und Franzosen zeigt, wird in solgen-
dem Feldpostbrief entworfen: „Die!
Franzosen haben sich auch mit de»
Bayern angefreundet. Sie würden
sich über die guten Beziehungen der l
zurückgebliebenen Bevölkerung zu den
Angehörigen unseres Heeres verdammt
wundern. Der Dreck auf den GutS
höfen hat den Bayern gar nicht ge
fallen aber die Franzosen staunen
über die Ordnung, die bei uns
herrscht. Mein Schwager hat erklärt:
einen so ordentlichen Misthaufen, wie
!hn Ihre Soldaten machen, hätte er
noch nie gesehen," sagte mir neulich
meine Ouartierwirtin. Wenn die
Zeitungsschreiber wüßten, wie gleich
gültig es der sehr reichen Landbe
völkerung um Lille herum ist, ob sie
Deutsche werden oder Franzosen blei
ben. „Nur keine französischen Sol
daten!" Davor haben sie die größte
Angst.
Ich wohnte bei einer Lehrerin in
einem kleinen Ort. Ueber den Hos
ging es ins Schulhaus, wo jede Nacht
20 Mann aus der Wache lagen, um
die Nachtpatrouillen zu stellin. Wir
haben die Leute kaum gehört. Die
Lehrerin sagte mir eines Abends:
~(»>, Unnsioni', si o'örawut cke»
Hnllle linirour! (juvl
drnit!" Die Ortsbewohner haben
geweint, als unsere Bayern nach sechs
wöchigem Aufenthalt abrückien, und
hatten doch manche Unannehmlichkei
ten infolge der besonders engen Be-!
legung eov Pferde und die zuge
hörigen Leute in Kauf nehmen
müssen. Dieses freundschaftliche Ver
hältnis beruht auf Gegenseitigkeit.
Wir lesen in der Zeitung von franzö-
Volk nicht hassen.
zosen vergegenwärtigen: Der deutsche
Offizier im Bett des Sohnes, der ge
gen Deutschland kämpft! dann
Zwiespalt erspart bleibt. Wie oft
>
Mbnemsnn im Felde.
Sehr geehrte Redakzjvn!
I mein' letz-
ZWA ten Briefe wer'n
Se erfeh'n ham,
day m'r nich bloß
>» zum Vergniechen
hier sin. Na, un
da is es immer ä
wohlduendes Ge
fiehl, wcmm'r
«i!! Ii i> merkt, daß se ze
Hause nn een den
ken. Das merkt
m'r am besten an
den Liewesgahm,
r« « I die immer noch in
Menge eingeloo»
fen. Ich bin
g'radezu iwerheist d'rmit. Erscht
wollt'ch in' Schitzengraben «u kleen
Laden uffinachen. Ware haddch
genuch gehabbt, amwer ich
keene Konzession. Da hädd'ch mich
erfcht an äne hehere Generazjon (wie
Seeler August so scheen saachd) wen
den missen, un das war m'r ze
stündlich. Außerdem hädd'ch ooch
! keen' Kunden gehabbt, denn die an-
dein Hain alle selwer genuch von den
Zeich' gelriecht. Na, da blieb
ahm weider nischt iwrig m'r
ham manchen arm' franzeefchen
Kinde äne Freide mit unsern Jnxr
fluß gemacht, un wenn die edlen
Schbender die vergniechden Gesichter
von die tleen' Rackerfch sehen kenn
den, da Warden se sor ihre Freind
lichkeed reichlich belohnt sein. Das
lomint uns ooch sonst ze Gude, denn
wo mir gewesen sin, da saachd kee
Luder mehr, mir wiir'n Barbaren.
Die Wärmer hamm'r'n grindlich aus
der Nase gezoochen.
Fpr das schiene Schbiel Karden,
was Se m'r giedichst mitgeschickt
ham, mecht'ch mich noch ganz beson
dersch bedanken. Die braucht' m'r
wie's liewe Brod, denn bei den al
den lonnde m'r schon »ich mehr un
dcrscheiden, ob's ä Daus oder äne
Siem war, und Nahm daden se, daß
m'r die schcen' neien Karden ein
weihten, un wie'ch g'rade de ganse
Handd voll Drimpfe hatte, geht's
wieder: Dack, dack. dack, dack! So
äne verfluchte Schweinerei! Nich
ämal in' Grahm hat m'r Ruhe!
Na, die heer'n ooch wieder usf. Da
Gestern nachmiddach Marsch fein!
Da hadd'ch Einladung'» zum Fims
ogloädee 'rumgeschickt. Da hädden
Se mal sehn soll'n wie se alle an
geschdreemd kqm'! Angeschdreemd is
eechendlich nich richd'ch: angekrochen
ä bißchen Wasser d'rzuschidden, aber
da brodestierten se alle eisrich un
meenden, ohne Wasser Wörde er
schdärker. Na, die missen's ja wissen,
's dauerde nich lange, da wurde's
forchdbar gemiedlich. Der Gedarren
onkel sang ein lust'ches Schdickel
nach'n andern, 's war reeneweck zum
Wälzen. Ze allerletzt hadd' m'r
schließlich alle än' Kleen' weck. Das
kommt awer bloß von dein Gesinge.
Reich' mir deine Hand, deine weiße
Hand, un mit vielen Grießen ver
bleiwe ich Ihr ewiggedreier
Gottlieb Hahnemann
Ikeserve.
Unter dieser Ueberschrift brachte
jüngst die Liller Nri-gszeitung fol
gende Verse des Unteroffiziers d. L.
Heidemarck, die bei aller Schlichtheit
echte Herzenswärme atmen:
Gestern noch im Schützengraben,
Heut' und morgen Ruhe haben,
uebermorgen wieder vor.
Reinemachen, Schlafen, Waschen,
Bon den Liebesgaben naschen,
Frisch geölt das' Buchsenrohr.
Abends mit den Kerls zusammen
Im Kamin die Scheite flammen —'
Ich der Länge nach auf Stroh.
Meine Landwehr rings im Kreise,
Singen wir die Heimatweise
Sehnsuchtsbang und siegesfroh.
Bin auch ich kaum dreißig Jahre,
Haben sie auch graue Haare
Sie die Jungs, der Bater ich
Eisern Band hätt uns umschlungen,
Mich und meine lieben Jungen,
Meine lieben Jungs und mich.
/ Htkl'unH! AMunH lX
l Durban kei'vornsjenclez
V mi>lione>iwei<kL /
seinem Turban feuert.
Der Granaten Eisenfetzen.
.Heulender Schrapnells Entsetzen
Macht den Mann dem Manne wert.
Ich geb' Liebe stets aufs neue.
Und mein Lohn: Soldatentreue!
Weiter hab' ich nichts begehrt.
> Naiv.
Minna (zu ihrem Soldaten):
Nicht wahr, wenn euch befohlen wird,
blind zu schießen, so müßt ihr doch
Kleine Brötchen!
Ter Kiniibackenhcld Welt
Am FrühstückStisch der KewobiiheiiS -
Zivilist: „Wenn so dicht air
—Zu viel Sorgfalt. Ein
„Schon wieder ein Erdbeben, Alte!
Die ganz« Welt wackelt."
Muss».