Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 06, 1915, Image 2

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    Ks-
Ein Dichter sa»t>. o blut'gc Ironie!
Einst auf der Str-ihe ei» gebraucht
Mcnü.
.Hai" ruft er a»S, „heut' speis' ich fei»
zu Hausei" ,
Und eilt mit seinem Fund >n sein«
«ut. daß der Riemen so viel Locher
t's d üVyn >
„Auch sie starben fiir's Vater
land!"
—Mißverst ä n d n i s. Gnä-
S:e ihren Jagdsck-in?
das Gewehr nur, w::l es zu meinem
Anzug paßt!
So uns schlecht bcitclli,
Naht als Befreier dieser Held.
Wichs' noch recht oft di- Russen durch!
Frech.
Also Sie wollen meine Tochter
zur Frau haben? Ich sage Ihnen,
sie ist «in Musterweib."
„So, ein Musterweib? Na,
Zerstreut. Gattin: Ich muß
mir den bösen Zahn jetzt endlich zie
hen lassen. Ob ich mich dem Den
tisten hier im Hause anvertraue, was
meinst Du?
Professor: Laß dir doch lieber vor
— Verschrieben. (Aus ei>
Ken hatte.
Russen): „Her'n Se, Herr Russe, sein
Hamm n-ml>ch noch gar nicht gefri
Russe: Herr, ich habe die Gicht,
Dr. H.i „Geh'n Sie mal in die
masurischen Seen baden... Da ler
— Falsche Schlußfolge
rung. Frau (eines Arztes, in ei
ner Gesellschaft): Wir wohnen da
sehr bequem und angenehm, und wir
entbehre» nichts. Nur ein Uebel
stand ist dabei: wir huben in unse
rer Wohnung so entsetzlich viele Flie
gen: die sind eine wahre Plage.
Herr: Kein Wunder! Als Arzt
hält sich Ihr Mann jedenfalls Pfer-
Teifi, das Geld möcht' ich sehn,
das wo die russischen Papierfabriken
!-tzt durch die Siezestelegramme ver-
L>o> einem, äer suziog...
Draußen auf den Feldern reiften
die Behren, schon zogen voll bela
dene Erntewagen vor seinem Hau
se die Straße entlang, als Profes
sor Tobias die große Tür mit dem
bei seinem Regiment zu melden. Er
wollte nicht zurückstehen oho, ein
alter Bücherwurm war er denn
doch noch nicht!
Das Mädchen und den jungen
Diener hatte er entlassen. Fräulein
Krüger, seine Hausdame, ging nach
Schwester, bis sich eine passende
Stellung für sie gefunden hatte.
Und eines Tages ging's hinaus
ins Feld.
Wochenlang, wechselten Gefechte
und Märsche, ersehnte Rast mit an
strengenden Arbeitstagen. Dann
begann der Stellungskrieg aus fran
zösischem Boden kilometerweit lag
sein Regiment in den Schützengrä
ben dicht vor dem Feind. Nach dem
Dienst des Tages saßen dann die
Kameraden beisammen, lasen oder
schrieben Briefe, sahen in daS Licht
der trübe flackernden Laterne und
funden, wie einsam und allein er
doch auf der Welt war wer soll
te sich auch um ihn kümmern? Ver-
Dann, als er bereits erster Assi
stent an der Sternenwarte war,
haltende, ja beinahe verschlossene
Art tat ihm wohl.
sortitel.
Er dachte an sein Haus vor der
Stadt, das jetzt geschlossen dastand,
voller Staub und Spinnweben. Ein
Raden auf die Post warten, aus Nach
richten von daheim. Er hatte gar nicht
geahnt, daß sein guter Hausgeist so
Der Winter lam und mit ihm
die Nässe und Kälte. Und eines
Tages unterlag des Professors zä-
wie ein alte?, krankes Weit sich Ins
doch kränker, als er sich eingestehen
nach Metz ins Lazarett.
Als Gertrud die Nachricht erhal
ten hatte, daß der Professor hoffe,
zu Ostern aus dem Lazarett entlaf
fie zu ihrer Schwester fahren möch
te, sobald er es ihr gestatte. Er
hatte nicht geantwortet. Und schwe
mit sich selbst.
Schritte kamen die Treppe herauf.
Gertrud ging zur Tür. Doch da
flog diese schon auf ein großer,
schlanker Mann im Soldatenman
tel, auf einen Stock gestützt, stand
vor ihr. Ein blonder Vollbart um
rahmte das schmale Gesicht aber
die blauen Augen, die so schelmisch
unter dem blanken Mützenschirm
auf sie herniederschauten die
sollte sie doch kennen.
„Herr Professor —"
„Jawohl, mein Fräulein. In
höchsteigener Person. Direkt aus
Metz. Nur um einer gewissen Da
mich aber setzen." b ch
Sie schob ihm eiligst, voller Ver
wirrung über sein plötzliches Er
scheinen und sein verändertes Aus
sehen und Gehaben, einen Sessel
hin.
„Also ausreißen wollen Sie,
Fräulein... Fräulein Gertrud —?
Fahnenflüchtig werden?"
Sie nickte. Und sah starr zum
Fenster hinaus, als bringe der
Märzschnee etwas ganz besonders
Sehenswerte mit herunter.
„Na, da soll doch... Aber war
um denn um Himmels willen!? Ha
be ich Ihnen denn je etwas getan?"
Gertrud schüttelte, immer verle
gener werdend, den Kopf.
«Jetzt jetzt braucht mich der
Herr Professor ja nicht mehr —"
„Aber ja doch, der Herr Profes
sor braucht Sie sogar sehr nötig!
Nichts hat mich im Lazarett mehr
halten können, als ich Ihren Brief
erhielt mit der Kündigung..."
Er trat zu ihr an den Tisch und
nahm ihre Hände in die seinen.
„Ich komme nämlich extra her, um
den Vertrag mit Ihnen zu verlän
gern, und zwar auf Lebenszeit...
ich brauche Ihre Hilfe bei einer gro
ßen Arbeit: ich suche meine Jugend,
Gertrud..."
Tränen traten ihr in die Augen
sie mußte ihrer eigenen freudlo
sen Jugendzeit gedenken... Aber
glückselig lächelnd blickte sie nun zu
ihm auf.
«So will ich gern diejenige sein,
die sie zurückbringt, ich will mir ge
wiß Mühe geberu Denn auch ich
weiß, was es heißt: ein Leben ohne
lllßte sie.
„Also bist Du mir dabei ganz
unentbehrlich, liebe, liebe Trude,
ganz unentbehrlich..." Er lachte
übermütig. „Und nun kann mir
auf eine Weile der ganze Sternen
himmel gestohlen werden..."
An demselben Abend reiste sie zu
ihrer Schwester nach München, die
notwendigen Vorbereitungen zu
treffen. Tobias stand am Zuge und
reichte ihr dit Hand ins offene Fen
ster.
„Lebe wohl, Trude!" Er blickte in
ihre glückseligen Augen. „Also Ostern
verleben wir noch in München. Dann
aber fahren Herr und Frau Profes'
sor hinein in die Berge... Ach,
Gertrud, dann suchen wir den Früh
ling ..." .
Sie hob ihr Gesichtchen von dem
Strauß frischer Veilchen, den er ihr
gebracht, und während der Zug
langsam nnfuhr, sagte sie leise:
„Und finden das Glück..."
Im Restaurant. Herr:
,Jst der Platz da neben Ihnen be-
Di: schöne Lrau.
Von rechtswcgen sollte die schöne
Frau das glücklichste Wesen aus Er
den sein, denn sie besitzt den Neid ih
rer Freundinnen und die Anbetung
der Herren, das Entzücken der Pas
santen und das augenscheinliche
Wohlgefallen der Götter. Aber ihr
Herz-ist der Tummelplatz eines unge
stümen Kummers, ihr Gemüt ist von
Sorgen beschattet, ihr -Schlaf von
Gram zerrissen. Sie ist die arme
Kreatur des Augenblicks, sie lebt von
heute und morgen schon kann sie
ihr Kapua erwarten. Die Zukunft
ist ihre Verzweiflung. Sie hat tau
sendfach mehr Mühe als ihr- weni
ger glänzenden Schwestern. Ihr
Teint bedarf der Sorgfalt eines un
erschlichen Kleinods, ihr Haar ver
langt nach einem unbezahlbaren
Choiffeur, für die Grazie ihrer Fi
gur muß alles aufgeboten werden,
und der letzte Luxus reicht gerade
noch, um ihr entsprechende Folie zu
bilden. Ihr Leben ist ein Kamps ge
gen Runzeln, Falten, Blässe, Ab
spannung, ist ein Krieg gegen die
Korpulenz und Fettsucht, ein ewiges
Duell mit der stärkeren Zeit. Sie
muß aufhören zu essen, wenn es ihr
am besten schmeckt. Sie muß lä
cheln, wenn ihr das Herz weh tut,
denn ihre herrlichen Zähne sind da,
bewundert zu werden.
Schon als Kind belagern ewige
Ermahnungen ihre harmlosen Wege;
ihre Spiele werden verbittert von
mütterlicher Sorgfalt, die Pslege ih
res Körpers verlangt den halben
Tag, ihre Schönheit ist schon die
Zwangsjacke ihrer Jugend. Man
sät Eitelkeit, Gefallsucht und Hoch
mut in ihr Leben, verschont sie mit
Unterricht ui>i> Gelehrsamkeit, denn
sie ist zu schön. Später und ist
sie noch so klug und erfahren
mand an ihr Herz. Dumm und kalt
sinnig steht sie da, und sei ihr Ge
müt noch so feurig, ihr Verstand noch
so hell! Ihre Leidenschaft nimmt
man siir Pose, ihren Geist für ge
borgt. Man glaubt ihr leinen Witz
und keine Gefühlswallung. Sie gilt
als Puppe, als Dekoration, als
Kunstwerk. Ueberhaupt föllte sie
schweigen, sie ist zum Ansehen, nlcht
zum Sprechen da. Sie kann das
Vorurteil nicht durchbrechen. Man
erwartet nichts anderes als ihre
Schönheit von »hr, sie ist von vorn
herein gerichtet. Sie hat das
schmückende Beiwort »schön", und
das schaltet alle anderen Vorzüge
aus. Sie hat tausend Anbeter und
noch keinen halben Freier. Der Mann
sucht zur Frau die Beständige. Und
vergängliche Schönheit scheint verbun
den mit allgemeinem Unbestand. Der
chentum vergöttern, den er der einzige
auf Erden bleibt. Aber die Schöne
ist immer umworben, sie ist der öf
fentliche Preis der Galanterie. Sie
ist als Frau das unsicherste, weil
umworbenste Besitztum. Schätze lie-
Perlen streben in Schmutz zu fallen,
Frauen begehren, ihren Mann erst
durch Vergleichen würdigen zu lernen.
ob der eigene Mann anderen etwas
voraus hat. Nun, Häßlichen ist das
Bergleichen erschwert, aber den Schö
nen bietet sich die halbe Welt. Also
sitzt sie da und schinachtet nach der
Ehe, die sie andererseits fürchten
muß. Die Häßliche hat nichts zu
verlieren und di: Schöne nichts zu
Im Besitz aller Reize stehen ihr
dieser vollendeten Form sucht und
vermutet man einen Inhalt nich?
mehr. Aber die Häßliche ist das ge
heimnisvolle Versprechen, ist eine
wird vorsichtig sein selbst noch in der
Hingabe; ihre Eitelkeit wird über
die Liebe triumphieren: sie wird noch
läß??"
gen «ist ein anderes Mal Über sie
herziehm."
Zweifelhaftes' Lob.
Friedrich: »Jawohl! Und sie las-
s Nicht abergläubisch.
Frau Müller: „Passen Sie auf, Frau Nachbarin, dieses Jahr
erleben wir nichts Gutes, denn da kiel der Neujahrstag auf einen Frei
tag!"
Frau Schulze: „Wissen Se, Frau Nachbarin, uff'n Freitag
hätt' ich Angst!"
Kindlich. Der kleine Hans
(welcher zum Geburtstag ein Mi
kroskop geschenkt bekommen hat):
„Weißt Du, Papa, was ich nun mal
möchte?"
Vater: „Na, was möchtest Du denn
nun noch?"
Hans: „Ich möchte mal einen Ele
fanten unters Mikroskop legen."
Tierbildcr.
Stoßseufzer.
Deine Ehe?"
„Ach, wenn sie bloß am Horizonte
bleiben wollte!"
Militärisch. Feldwebel
(zum Patrouillensührer, der eine
Meldung erstattet): „Das ist Mieter
ein schönes Gestotter! Die halben
Worte werden verschluckt aber
Essen."
Seine Angst.
>
Arzt (beim Kranken, dem er das Bier streng verboten hat, den Puls
luhlcnd): Mann, Si: haben ja Fieber, haben Sie sich heute aufgeregt?
Kranker: Wär' a Wunder vor oaner halben Stund' hab' ich'i
Mädel umßier g'f chickt un's isnonetdo!
Unnützer Luxus. Sara:
Aber, Moritz, kauf' dir doch endlich
Moritz: Woßuh? Er wird ja doch
wieder so!
Boshaft gefragt. Kriti
ker: Sagen Sie, Herr Mayer, wer
hat Sie eigentlich zum Dichten ver
führt?
' —Entscheidend. Er: „Wie
kannst Du nur soviel Mostrich zur
Wurst nehmen! Schmeckt denn das?"
Sie: „Gott bewahre; aber Mo
strich ist doch umsonst."
Erklärlich. Landwehr
mann (zu seinem Kameraden, im
Schützengraben): Du, Körle, weshalb
es nur jetzt immerzu regnet?
Kamerad: Weil die Ludersch von
Franzosen und Engländern das
Bläue vom Himmel herunter gelo
gen haben!