Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 29, 1915, Image 6

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    Oben: Englische Infanterie im Schützengraben.
Unten: Allerlei Hutersah bei dc» Engländer» für aus dem Rückzug verlorene
Ki Her «fürs.
Ein nach Polen entsandter deutscher
Kriegsberichterstatter erzählt:
Es ist eine ganz eigenartige, schon
s»it Beginn des Krieges beobachtete
Erscheinung, daß die Russen gerade
am Sonntag, dem »Tag der Ruhe",
mit verdoppelter Heftigkeit unser-
EteNungen zu befeuern Pflegen. Von
Znfanteriegefechten, von besonders
leidenschaftlichen Bajonettangriffen auf
die deutschen Schützengräben am
.Tage des Herrn" habe ich allerdings
nichts gehört. Um so gründlicher
aber „sunkt" regelmäßig ihre
rie zu uns herüber, und nie im Lebe?'
werde ich die ohrenbetäubende uno
nervenerregende Kanonade vergessen,
die mich am Morgen eines Sonntags,
den ich im Stabsquartier einer süd
deutschen Division an der Vsura ver
brachte, aus dem Schlafe schreckte.
ES war gegen 6 Uhr früh, als die
russischen Geschütze ihren unfreundli
chen Morgengruß zu uns sandten.
Für diese außergewöhnlich zeitige und
bei dem ungünstigen Dämmerlicht
Wohl auch erfolglose Feuereröffnung
Konnte ich selbst bei dem Komman
«rzählen, wie man an der Bsura de»
Geburtstag des Kaisers gefeiert hat.
Alles Paradtmäßige, womit sonst,
von selbst. Um so erhebender wirken
in ihrer schlichten Einfachheit die ern
sten und dabei so bescheidenen Feiern
auf blutgetränkter Erde. Auf einem
Ackerfelde am Dorfrande, das ge
wöhnlich als Reitbahn vom Divi.
sioiisstab benutzt wird, war ein ein
facher Tisch als Altar ausgestellt.
Ein mit Fichtenreisern geschmückter
Wirkung. Etwa eine Stunde lang
fiel Schuß auf Schuß. Dann eine
Pause von rund zwei Stunden, und
bald nach 9 Uhr begann der Artille
riekampf von neuem und dauerte un
unterbrochen bis 7 Uhr abends. Un'
so geht es, mehr oder minder heftig,
jeden Sonntag zu.
Was ist nun der Grund für dieses
oft an Munitionsverschwendung gren
zende Feuer gerade am Sonntag?
Morgens ist Gottesdienst. Der Pope
segnet Kämpfer und Waffen und
nach Schluß der feierlichen Alldach!
beginnt die Artillerie sofort ihr Wer!
der Menschenliebe, vermutlich in dem
Glauben, daß die Weihe des Prie
sters noch frisch und ungetrübt aus
der Waffe ruhe und ihr daher den
männermordenden Erfolg bringen
müsse. Man wird an die zahllose»
Heiligenbilder erinnert, die der Zar
seinen Soldaten ins Feld geschick!
hat.
Der Geburtstag des Kaisers....
Meine Schilderung kommt einige
Zeit pnst ket>t»n>. In E., wo ich
den 27. Januar beging, hatte ich
weder Muße noch Platz zum Schreib
den und noch weniger die Beförde
ren, nahmen an dem Gottesdienst teil.
Der Geistliche hatte den herrlichen
Psalm 21 seiner Betrachtung zugrun
lirchlichen Feier der Kommandeur der
Division, die bereits 128 mal im Ge-
Winterluft ein russischer Flieger.
I» je» O,r pst de».
In weitem Bogen strömt die un
weit des Jswor-Passes entspringende
nach Osten, ehe sie bei Bajasestie mir
ihrem vielarmigen Lauf die Buko
wina verläßt. Demselben Gebirgs
ktock, der höchsten bukowinischen Was
serscheide, entspringt auch die nördlich
fließende Suczawa, die ebenfalls bald
nach Osten wendet und so gemeinsam
mit der Moldawa jenes bis 1200
Meter hohe, von dichtem Fichten- und
Buchenwald besetzte Bexgland ein
schließt, in dessen wildromantischen
Tälern sich jetzt die Kämpfe gegen die
eingedrungenen Russen abspielen.
Wie di« meisten Karpathenslüsse
durchzieht auch die Moldawa das Ge
birge in zahlreichen Windungen. Sie
hat sich bei dem Orte Moldawa ein
tiefes Bett in den felsigen Sandstein
gefressen und hat auch von dem tal
abwärts folgenden Kalkstein zahl
reiche Trümmer losgerissen, die ihr
schnelles Wasser hinter Pozoritta, w»
sich das Tal ein wenig weitet und dec
Fluß seinen Lauf verlangsamt, ab
zulagern beginnt. Von hier ab be
gleitet Geröll. Geschiebe und Sand
die User in großer Menge. Inmit
!en dieser an die Alpen mahnenden
Landschaft liegt dort, wo die Mol-
Flüchtende russische Artillerie i» der Winterschlacht.
,
dawa das enge Durchbruchstal ihres
Oberlaufes verlaßt, langhingestreck!
die Stadt Kimpolung, mit einer 7000
Köpfe starken, vorwiegend aus
Deutschen und Rumänen bestehenden
Bevölkerung. Es ist der letzte grö
ßere Ort vor dem Uebergang über
die Karpathen wird den
bedeutenden Handel und ein ansehm
liches Kleingewerbe. Die Geschichte
nennt die Stadt schon im 12 Jahr
hundert, wo sie den Mittelpunkt einer
Karpathen bot. Ein wenig flußab
wärts liegt der Marktflecken Wama,
der seine Bedeutung der Einmündung
res größten Nebenflusses der Mol
Paß ins Moldawatal sührt. Erst
sich die rumänische Siedlung Alt- und
Neu-Fradautz. die durch ihre seß
haft gewordenen Zigeuner bekannt ist.
Stadt Radautz liegt, die aber trotz
ihrer 13,000 Bewohner den Eindruck
eines gewaltigen Dorfes macht. Acker
erwerb der Bevölkerung, und das bis
aus das Jahr 1774 zurückführende
Staatsgestiit hat der Pferdezucht in
Radautz und Umgebung Weltruf ver
schafft. Einen wesentlich anderen An
blick bietet die bereits an der rumäni
wa, deren schöne breite Straßen und
groi> Steinhäuser sich am rechten
User des Flusses auf einer flachen
Höhe hinziehen. Suczawa ist eine
der ältesten Wohnstätten des Lande«,
deren Entstehung sich in das elfte
Jahrhundert zuriickverlegen läßt und
die schon 1888 als Residenz der mol
dauischen Fürsten genannt wird. Nach
einer Volkssage soll damals da? Für
stenschloß mit der ungefähr 300
Schritte entfernten Mireutz-Kirch!
durch eine aus Büffelfellen herge-
hundert stammende Kirchen auf, von
denen die 1522 erbaute St. GeorgS
doxen Bevölkerung des Landes er
freut.
So Ks» es komme».
ten die Weiber ernsthaften Wider
die Erde werfen, mit den Armen um
sich schlagen und mit den Beinen
strampeln. Man ist überzeugt, daß
bei diesem schauderhaften Anblick das
flicht. Wenn aber nicht, so würden
sich sämtliche Suffragetten inDeutsch
land aufs Verhungern legen. Frei
lich, das könnte so den Engländern
passen....
Verbreitung <l«r /NobammeSgiier suf äer krile.
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Z.ZNit» »1 s, 5» 57, i V.» Zi ZV,-.
Li« külmer Soliialenftrelcb.
Ein echtes Reiterstück das
ges 70 —71 vollführte.
kleinen Festung Bitsch, Vmals
noch französisch 'xr. Die Stadt
hatt« natürlich Be!>'tz»ng. außerdem
war vor den T'iren i Lager der
ten di« Deutschen gern die ungefähre
Stärke des Feinde,« in der Festung
und im Lager :r!>ckren. Da ritt
denn in einer Nach! der Dragoner
leutnant von Münchhausen mit we
nigen Mann übe? die Grenze sie
lag damals diesseits Bitsch
und nahe zur Stellung des Fein
des heran. Auf einem Hügel, der
die ganze Gegend beherrscht« und ei
nen guten Ausblick gewährte, postier
te er einen Gefreiten. Danach hüll
te er sich selbst in Regenmantel und
Mütze, gab seinem Roß die Sporen
und ritt kühn und heimlich durch die
feindlichen Vorposten hindurch, unge
sehen bis tief in das Lager der
Franzosen hinein, wo die meisten
noch im Schlaft lagen. Als er mit
ten unter den Feinden sich befand,
vertauschte «r die Mütze mit dem
Helm, zog den Säbel und rief laut
und schmetternd: „Ein Hurra Seiner
Majestät dem König von Preußen!"
Das gab keinen geringen Auf
ruhr im Lager. Unser Held mach
te kehrt, ritt gemütlich aus dem La
ger hinaus, während zahllose Kugeln
hinter ihm herpfiffen, doch ohne ihn
zu treffen. Glücklich entkam er. Die
Franzosen ab«r sandten ihm Verfol
ger nach, die ihn jedoch nicht fangen
konnten; das ganze Lager war in
Reliefkarte zu den Kämpfen in den Varpaihe»
Batterie und mit Kavallerie aus der
Festung heraus. So hatte denn der
deutsche Gefreite, der aus dem Hü
gel Ausguck hielt, Gelegenheit, die
feindliche Truppenmacht ungefähr zu
überblicken. Er konnte seinem Leut
nant berichten, daß man sicher mehr
als 20,000 Feinde vor sich habe.
Was ma> in England
nicht zeigen dars. Die Londoner
Zeitung „Daily Mail" meldet aus
Manchester: Gestern wurden zwei
Brüder holländischer Abstammung
zu je W Pfund Sterling und den
Gerichtskosten verurteilt, weil sie im
Schaufenster ihres Tabakladens ein
Messer von Gurkhas ausgestellt und
darunter geschrieben hatten: „Ver
giftetes Wursmesser, wie sie jetzt von
Gurlhas mit Erfolg gegen die Deut
schen verwendet werden."
Das weißl Du
Ter Geist.
Wirkung. Seitdem ich in
einem Paradiesbett schlafe, träume
ich nachts immer von Adam und
Eva und von Schlangen und Apfel
bäumen.
Nachteil.
Feldwebel (in der Jnstruktionsstun
de): Tapferkeit, Geistesgegenwart,
Kaltblütigkeit, das sind die Tugen
den, welche d«r Soldat im Felde ha-
Beifpiel aus meinen Kriegserlebnis
sen erzählen. Eine Abteilung flie
hender Feinde hatte sich vor uns in
einen Keller geflüchtet und den Ein
gang mit großen, schweren Fässern
verbarrikadiert. Was hätten Sie
denn in diesem Falle getan, Rekrut
Pichlinski?
Pichlinski: Hätt' ich sich untersucht,
Aus Erfahrung.
.Du, Papa, arbeitet die Maschine
auch, wenn niemand hinschaut?"
Hotel des Ortes sitzt): Ich habe hier
Im Wirtshans.
Gast: „Kellner, was ist denn d:iS,
ich finde hier eben eine Schere in der
ein?"
denfalls eine Krebssuppe bekommen."
„In deine Arme werf' ich mich.
Natur", sagte der Stromer, und da
schlug er sein Nachtlager im Stra
ßengraben auf.
»
„Johanna geht und nimmer kehrt
sie wieder," sagte das Dienstmädchen,
und warf ihrer keifenden Dienst
herrin den Besen vor die Füße.