Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 04, 1915, Image 7

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    Sie Geschichte
einer Frau.
(11. Fortsetzung.)
Hitze, die Ausregung und
die Ueberanstrengung die Erkran
kung seines Amtsgenossen hevorgeru
sen haben mochten, und er beqrisf
anscheinend, welche Bedenken jenen
niederdrückten. Deswegen ging er
in seiner Replik vorsichtiger vor und
schwächte den ursprünglichen schrof
fen Standpunkt der Anklagebehörde
Richter schließlich zur
Urteilsverkündigung aus dem Bera
tungszimmer traten, war Marga
vom Thal unter weitestgehender Zu
billigung mildernder Umstände zur
zulässig niedrigsten Strafe von drei
Monaten Gefängnis, unter Anrech
nung von einem Monat Untersu
chungshaft, verurteilt worden.
« « »
In ihrer Zelle saß die Baronin aus
dem kleinen Holzschemelchen neben
dem Tisch und kam erst jetzt eigent
lich wieder zur Besinnung. Von
dem Augenblicke an, in dem Spar
ring zusammengebrochen war, hatte
sich die bis dahin fast schleppende
Verhandlung mit beinahe kinemato
graphischer Schnelligkeit, unter größ
ter Aufregung sämtlicher Beteiligten
und Unbeteiligten abgewickelt. Re
plik, Duplik, eine kurze Beratung,
darauf die Urteilsverkündigung
und ehe sie überhaupt die Tragweite
des Urteilsspruches abschätzen konn
te. hatte man sie schleunigst in die
einsame Zelle zurückgeführt.
Im Zuhörerraum und vor dem
Gerichtsgebäude war nämlich die Ab
sicht erkennbar geworden, gegen die
angeblich allzu glimpfliche Behand
lung der vornehmen Verbrecherin zu
demonstrieren. Um alle Kundge
bungen abzuschneiden, hatte man ihr
daher sogar nicht gestatten können,
ihren Anwälten die Hand zu reichen
und ihnen zu danken.
ihr ferneres Schicksal gewesen, in
dem ihr Mann an den Zeugentisch
trat und sie dabei so ermutigend
angesehen hatte. Da begriff sie ih
ren beinahe krankhaft genährten
Erwartungen. !
Welcher Art die eigentlich waren,
das kam ihr in den wenigen Sekun-
Gefühl selbst, unbegrenzt und unbe
stimmt, hatte sie ergriffen.
Dann war das Urteil verlesen wor
den. Unwillkürlich hatte sie dabei
ihren Mann beobachtet, hatte be
merkt, daß ein Schimmer von Glück
in seinem Antlitz aufleuchtete, daß
sich seine Sorgenfurchen glätteten!
Eine frohe Zuversicht überkam sie,
und aufrichtig dankbar war sie ihn,
der mit ihr litt, und den Anwälten
und Richtern, die sie vor zu Schwe
rem bewahrt und ihr die Wahrschein
lichkeit ließen, körperlich ungebrochen
aus dem Gefängnis herauszukom
ein.
Zunächst erschien ihr jetzt ihr Ver
gehen in einem weit milderen Licht
als früher. Unbewußt entlastete sie
sich mit dem Wortlaut der Urteils-
Mit freundlichem Trost hatte die
Gefängniswürterin die Tür hinter
ihr verschlossen. Noch hallte ihre
Mahnung nach: „Die kurze Zeit geht
nommen. Er liebte sie, denn so
liebt! Wurde diese Liebe indes aus-
Bösen.
Was aber dann?!
ihrem chemel und marterte
Schließlich klopfte die Aufseherin
Bett gehen! Alles muß seine Gren
ze haben!" klang es zu ihr herein.
Da schlich sie zum Bett und warf
sich auf ihr Lager Doch der Schlaf
Marga auf. Jetzt kam das Furcht-
Sprechraum und harrte ihrer.
Das Herz schlug ihr zum Zer
springen. Schneller, als sie erwar
tet, würden sich die Zweifel der ver
gangenen Nacht lösen. Nach weni
werden.
Bor der Gewißheit jedoch bangte
ihr wie nie bisher vor einer Ent
scheidung selbst vor der Urteils
verkündigung nicht. In Rolfs Hand
lag Schlimmeres für sie als das Ge
fängnis, Schöneres als die Frei
heit, und sie mußte fürchten, daß
er ihr das Schlimme geben würde
und bangte trotzdem... weil sie
hoffte!
Dann traten sie sich gegenüber.
Diskret wandt« sich der aufsicht
führende Inspektor zum Fenster und
verfolgte angelegentlich das Spiel
zweier Spatzen. Die beiden blie
ben .dessenungeachtet stumm und
schüchtern nebeneinander stehen, gleich
einem verschämten, jungen Liebes
paar.
Rolf faßte sich zuerst.
Beide Hände streckten sich ihr ent
gegen.
Sie zögerte. „Darf ich, R01f...
nachdem..."
„Nicht so, Marga, nicht verzagen!"
Und mit raschem Entschluß zog er
sie an sich und bettete ihren Kops
an seine Schulter,
Eine seltsame Hingebung überkam
sie. Sie konnte sich nur entsinnen,
ein einziges Mal so an ihn ange
schmiegt geruht zu haben, am Hoch
zeitsabend, während er ihr den
Kranz aus dem Haar löste. Nach
jenem Abend hatten sie kaum
vereint sich bald auseinanderge
lebt. War das heute gleichfalls ein
Omen, ein Sonnenstrahl vor dem
Scheiden für immer?
Sie mußte wissen, woran sie war.
Sie konnte diese Ungewißheit nicht
länger ertragen! Vorsichtig, gleich
sam, um nicht unendlich Gebrechli
ches zu zerstören, befreite sie sich aus
seiner Umarmung und fragte:
„Warum bist du gekommen, Rolf?"
„Warum?" Er verstand sie nicht!
Ihn hatte jeder Nerv zu ihr ge
trieben, er hatte geglaubt, ihre
wunde Seele mit Worten und
Blicken streicheln zu müssen, und sie
konnte fragen: „Warum?"
„Glaubst du nicht, daß deine
große Güte mir das Spätere dop
pelt hart erscheinen lassen muß?"
„Das geht vorüber! Ein wenig
Mut, ein bißchen Selbstzucht, und
du hast überstanden!"
später!"
nen. weißgetllnchten" Wände des kah
len Raumes plötzlich ausstrahlten,
wieviel sonniges Licht er barg, ob
wohl er so düster war! Vergessen
war der Ort, an dem sie sich be
fanden, vergessen, was gescheben,
was ihr an Herbem noch bevorstand.
Sie sank ihm wieder an die Brust
und jubelte ihm voll inniger Zärt
lichkeit entgegen:
„Rolf!"
Der Beamte am Fenster räusperte
sich mißbilligend. Zu bunt sollten
die Herrschasten es nicht treiben!
Man war in der Strafanstalt und
durfte das nicht vergessen.
Verlegen und trotzdem noch lange
nicht in die rauh: Wirkichkeit zurück
gerufen, ließ sie von ihm, und auch
er war befangen.
Bald darauf saßen sie jedoch Hand
in Hand auf der harten Bank und
plauderten weltvergessen wie glückli
che Kinder.
Marga konnte nicht fassen, daß
Rolf ihr geschenkt sein sollte, daß
ihre Befürchtungen unnütz gewesen,
weil feine Liebe zu ihr gefestigt ge
nug war, um mit ihr auszuharren.
wiirdigt und sie gebürdete sich
wie ein verliebtes Backfischchen. Er
aber lächelte befriedigt über ihre
heran und mit einem Male trat
er zwischen sie.
Erschreckt fühlten si« seine Kälte,
wagten aber nicht, sich gegenseitig
täuschen uiid abzulenken.
Als sie anfingen, Pläne zu
schmieden, war er aufgetaucht.
gen, doch der Name blieb ihm in
der Kehle stecken. Er überhaspelte
sich und vollendete fast stotternd: das
Gut zu verkaufen. Indem er nach
dem passenden Ausdruck suchte, hatte
er das Gefühl, als ob etwas Dunk
les, Unheimliches von irgendwoher
sich an sie gedrängt, tMs"boll Unbe
hagen fragte eii sich: „WaS ist das,
was mich bedrückt?! Wacht die
Erinnerung an die Vergangenheit
auf, an der ich Instinktiv nicht zu
rühren wage?"
Aehnlich ging es Marga. Sie
merkte seine Verlegenheit und über
legte: „Wird das immer zwischen uns
so bleiben, werden wir immer etwaS
haben, an dem wir scheu vorüber
gehen, an dem wir mit keiner Silbe
rühren dürfen? Werden wir nie
an dieser Kluft vorüberkommen, an
deren Rand nur jeder für sich ent
langhasten darf, damit der andere
ja nichts erfährt?"
Sie wollte dem nicht Raum geben
heute nicht und sprach deshalb
eifrig und nervös auf ihn ein, um
sich und ihn zu beschäftigen.
Vergebens!
Wenige Sätze, und wieder kamen
sie an ein Thema, bei dem sie Wen
dungen suchen und umschreiben muß
ten, damit sie nicht an Vergangenem
streiften.
„Wird das nie mehr anders?"
überlegte Rolf.
nungsrein begonnen, wurde beiden
zusehends zur Last. Sie beschwich
tigten sich zwar im geheimen: „Spä
ter, wenn die Erinnerung nicht mehr
so frisch ist, kommt alles anders!"
Nichtsdestoweniger waren sie zufrie
den, als der Inspektor anordnete,
abzubrechen.
Noch eine innige Umarmung, und
Marga wurde abgeführt. Rasselnd
schloß sich die Zellentür abermals
hinter ihr.
Doch wunderbar! Das Lähmen
de, das sich zwischen sie und Rolf
gestellt hatte, solange sie beisammen
waren, »»flüchtete in der Einsam
keit, und lediglich ein verklärtes Er
warten und die Gewißheit: „Er liebt
Und diese Zuversicht hielt an,
trug sie hinweg über die Schrecken
der Einkleidungsformalitäten, über
die Härte des täglichen Zwanges und
der Abgeschlossenheit.
Sie, die vor deii Gerichtsverhand
lung mit dem Dasein für immer ab
geschlossen hatte, eilte sehnend der
Zeit voraus, gleich den meisten
Strafgefangenen, die jenseits der
Gefängnismauern noch die Erfüllung
irgendeines Wunsches erwartet. Sie
zählte die Wochen, die Tage und
die Stunden, die sie von ihm trenn
noch" wieder auf.
Endlich, endlich war's über
standen!
An einem regnerischen Frühsom
mertag hatte sie die Strafe angetre
ten, ein fonnigklnrer Herbsttag brach
te ihr die Erlösung. Kühl und
kräftig wehte es ihr entgegen, als
sie hinaustrat. In tiefen Zügen
sog sie die frische Luft ein und
weidete sich an der langentbehrten
fen. Die Muskeln strafften sich,
„Zur Bahn und mit dem nächsten
Zug nach Berlin. Dort kannst
du ... dort habe ich vorläufig eine
Gerade knapp hatte er sich beson
nen, hatte das häßliche: „Dort kannst
du an, besten untertauchen im Gewühl
der Menschen, bis wir ganz fort kön
nen", nicht ausgesprochen.
Allein sie verstand auch so. Merk
würdig hellhörig war sie, seitdem sie
bei ihm weilte, sie reagiirte aus jeden
Auf dem Bahnhof suchten sie in
stinktiv den dunk»lsten, abseits stehen
den Tisch, schreckten gleichzeitig auf,
wenn die Tür ging, und blickten sich
scheu um.
Nur nicht gesehen werden, keine
Bekannten treffen!
Marga fühlt?, daß :hn die Furcht,
erkannt zu werden, völlig beherrschte
und zerwühlte, und sie zitterte mit
ihm, obwohl ihr ja die Leute aus
der Umgegend fremd waren. Ihm
wollte sie die Beschämung erspart
wissen, mit ihr ... der Totschlägerin
grausig stand die Bezeichnung mit
einem Schlag vor ihr überrascht
zu werden.
Als der Zug einlief, hafteten sie
Bahnsteig, dem Eoupö erster Klasse
zu, das vorsorglich auf feine Ver
anlassung für sie reserviert worden
war. Sie zwang sich zu denk'n:
«Oh, das ist zartfühlend und so be
sorgt von meinem Mann!" und kam
(Schluf folgt.)
Der Pirol.
Hans Behrends volles, stark ge
bräuntes Gesicht würd« bei jedem
aussieht, wie du deine Geliebte möch
test! Ein komischer Rat, aber es
steckte was dahinter. Ach Gott, sein
Muttchen! Schade, daß er es nicht
mehr um seine Meinung fragen
Trjtten in Weißen Staubwolken auf
wirbelte, suchte er sich darüber klar zu
werden, was seine Eltern und Vor
eltern, was der ganze biedere Bau
ernschlag, dem er entstammte, zu
Gabriele Jachmann wohl sagen
würde.
„Hübsch, klug, aber nicht unser
Fall", entschied er sich. Es war alles
an ihr viel feiner herausgearbeitet als
bei seiner Familie. Bom kleinen
Kops an bis zu den Handgelenken
und dem schmalen Fuß. Wenn er
sich dagegen ansah. . . Grobschmiede
arbeit von oben bis unten. Da än
oerte auch der feinste Sommeranzug
nichts daran. Und innerlich stand es
wohl ebenso. Dumm war er ja gewiß
nicht, aber vielleicht doch zu dumm
für eine Frau, die gar auf die Uni
versität gehen wollte. Und das und
nichts geringeres beabsichtigte diese
Gabriele!
Freilich, ganz unabänderlich war
dies? Absicht Wohl nicht.' Es schien
wohl auch so energisch kiachhelfen
würde?
Der große, blondbärtige Mann
blieb mitten im Wege nachsinnend ste
hen.
durchschnitt. Die Nadeln des Bor-
Alle die Bilder und Geräusche des
Mädels allein. Großer Gott/ wenn
übrigens, daß noch nirgends ein Pi
>.ol zu sehen ist! Wenn die sonst in
ter Sonne an einem vorüberflitzlen.
wie ein erleuchteter Gebaute, den ich
,etzt so nötig hatte. . ."
Ein Rascheln und Hspfen am Bs-
den riß ihn auS seinen Betrachtungen,
und während vor feinem Geiste noch
Pfingstvögel blitzte, sah er plötzlich
Noah um sich herum haben."
Als er aus d«m Forst heraustrat,
nickten ihm über den Gitierzaun der
Jachmannschen Villa duftige, weiß
blühende Fliedertrauben entgegen.
tauchten zwei jungt blühende Mäd
chengisichter auf und nickten ihm
gleichfalls zu. Eine Brünette mit
schwarzen, lebhaften Augen und ein«
Freundschaft.
„Was halten Sie denn da hinter
dem Rücken?" fragte Gabriele schon
von weitem. «Was für mich oder für
Hedwig?"
„Für beide", rief er fröhlich, „einen
Pfingstvögel."
„Einen Pirol."
In freudiger Erwartung streckte die
blonde Hedwig ihm die Hände über
den Zaun entgegen, während Gabriele
ihn ungläubig ansah.
Kräh, kräh, kräh! Der angebliche
Pfingstvögel ließ mit einem Male
seine mißtönende Stimme erschallen
und im gleichen Moment warf Hans
Vehrend ihn über das Gitter zwi
schen die beiden Mädchen. Erschrocken
sprang Hedwig zur Seite.
«Pfui! Mich so anzuführen!"
Um Gabrielens volle, heißrote Lip
pen zuckte es spöttisch. „Die sollen
wir wohl aufziehen, bis sie reif zum
Abschießen ist! Ein komischer Heili
ger sind sie! Wenn es nicht zu schad
um die Patrone wäre. . . da sehen
Sie . .
Sie zeigte nach dem Gartentisch,
auf dem eine zierliche, doppelläufige
i Büchse lag.
> Hans Behrend, der inzwischen ein
getreten war, schüttelte mißbilligend
den Kopf.
„Selbst Psingstsonntag? Nicht
Sie übertreiben das Schießen ein
t ischen. Wieviel Geschöpfe haben Sie
denn heute schon abgeschossen?"
l „Leider nur eins. Einen Tauben-
Habicht. Aber das sah dafür auch
köstlich aus, wie der durch die Zweige
gesaust kam." Ihre schwarzen Au
gen funkelten noch in der Erinnerung
während über Hedwigs Gesicht ei»
Schatten glitt.
„Er war so schön", sagtet sie trau
rige „Und das Weibchen hinterher. . .
Es schrie so kläglich und flog immer
über uns hin. Ich konnt' es gar
nicht mehr anhören. . ."
„Natürlich", spöttelt« Gabriele,
„immer. Anwalt des Mitleids! Mir
tat weiter nichts leid, als daß ich
> leine zweite Patrone bei mir hatte."
Hans Behrend konnte seine Blicke
nicht losreißen von diesem Mund,
den er so leidenschaftlich gerne geküßt
hätte, und der ihm doch immer wie
der mit seinen Worten wehe tat. Er
hatte das Gefühl, daß er sie ent
schuldigen müsse, vor sich so gut wie
tor der Schwester.
„Sie macht sich schlechter als sie
ist, Hedwig", sagte er im scherzenden
Tone. „Schließlich schießt sie ja doch
nur aus Mitleid, aus Mitleid mit all
briele?"
Gabriele lachte hell auf: „Wahr
„Jni Moment des Schusses denkt
sihr. sehr gut ist?"
h-ißer Jubel. „Ich wußte es ja",
hat. . . Ach du, ach du!"
Mit Worten wagte er dos freilich
i icht zu sagen, aber dafür drückte er
zwischen die Flledersträuche, Aber sie
fühlte eS selber, wie ihre Schultern
vor schmerzlicher Erregung zitterten,
> sich ganz herab, bis unter das Ge
t büfch, wo die kleine Krähe saß und
sie mit blanken, mißtrauischen Augkü
beobachtete. „Jetzt ist es mit meiner
Hoffnung ganz au", dachte! sie, „und
glücklich wird er mit Gabriele gewiß
nicht." .
Ihr Versuch, dem Tierchen den
Kopf zu krauen, wurde übel belohnt.
Wütend schlug der kleine Waldteufel
mit dem Schnabel nach ihr und hob
ein ohrenzerreißendees Geträchz an.
„Kräh, kräh, kräh". Unaufhörlich
und heiser vor Wut und Angst.
Und plötzlich klang von oben ein
anderer Krähenschrei als Antwort.
Wie herbeigelockt durch den Hilfeschrei
der kleinen strich eine alte graue
Krähe über ihre Häupter dahin, schoß
-schräge herab und wendete sich dann
wieder ruckartig zur Flucht wie in
plötzlicher Erteiintnis der turchtbare»
Gefahr.
„Großer Gott! Dies sonst so
schlau« Tier!"
sahen alle drei nach
. „Nächstenliebe in der Tierwelt",
sagte Hans Behrend ernst. „Ist das
nicht rührend? Hört den Angstschrei
von seinesgleichen und vergißt dar
über fast die Sorge um's eigene Le
ben. . ."
Hedwig nickte ihm mit feuchten Au
gen stumm zu. „War das vielleicht
die Mutter?" fragte sie dann leise.
Behrend zuckte die Achseln. „Mög
lich, aber nicht wahrscheinlich. Es ist
wohl der Hilfstrieb allein, der sie
hergeführt hat."
In Gabrielens Augen funkelte es
hart auf. Ihre Büchse ergreifend, gab
sie dem jungen Bogel.einen Tritt mit
der Stiefelspitze.
„Willst du schreien, kleine Be
stie!"
Die kleine Krähe hub aufs neue
ihr Schmerz- und Angstgekrächze an
und wieder kam, von der umfaßbaren
Gewalt des Mitleids getrieben, die
Mi herangeschwirrt. Kaum aber war
sie in Schußweite, als Gabriele den
Oberkörper zurückwarf, die Büchse an
ner Knall dann sauste, sich drei
mal in der Luft überschlagend, die
Alte gerade vor dem jungen Tier
chen tödlich getroffen zu Boden. Ei
nige Male zuckte sie noch, dann schlug
und verendete.
Triumphierend sah Gabriele sich
um. Gleich darauf lief aber ein
I-äßliches, nervöses Zucken über ihr
Gesicht.
„Pfui, du du? Wie du das tun
konntest! Ein Tier durch das Edel
ste, was es hat, in den Tod zu
locken!"
Hans Behrend machte ein finsteres
Gesicht. Ihm war, als wenn die Ku
gel in das Herz seiner Leidenschaft ge
gangen wäre. Das war gefühllos,
das war Freuds am Mord. . .Schwei-
Als Hedwig Jachmann am Pfing
sonntag des nächsten Jahres Namen
und
„Er hat mich so erleuchtet, wie der
heilige Geist selber es besser nicht ver
mocht hätte", sagte Hans Behrend
manchmal gut gelaunt zu seiner jun
gen Frau. „So'n Pirol sieht nur
l-ußen aus wie ein guter Gedanke,
Und wenn Frau Hedwig nach dem
.Warum" fragte, das sie garnicht oft
Zenug Hörcnn konnte, antwortete er
immer milde:
„Schäfchen! Wejl ohne ihn die
Szene im Vorjahre nie passiert wäre,
dätte. .." ,
Pech. Wie geht es denn ?h
-sonst hätte sich das Publikum doch
!?icht die Ohrcn zugestopft!
Ein liebes Weib. Frau
will Rede
Liir Ä« Oii»e. »-
Hamm e l I chnitzel in Mix
pickles-Sauce. Man schneidet
fingerstarke Schnitzel aus einer flei
schigen gut abgehängten
klopft sie, bestreut sie mit Salz, wen
det sie in Mehl und brät sie auf der
Pfanne oder in einer flachen Kasse
rolle in gebräunter Butter auf beide»
Seiten schön an. Inzwischen bereitet
man eine dickliche Sauc? aus einer
nach Belieben schärfer oder milder
mit diesen pikanten Zutaten würze»
und muß sie gut abschmecken. Die
Schnitzel legt man in die Sauce, läßt '
sie ein Weilchen darin durchdämpfen
Kartoffelsalat mit
Milch sauce (holsteinische Vor
griff). Die Kartoffeln müssen in der
lichst warm mit der warmen Sauce
gemischt werden. Zur Sauce kocht
man 2 bis 2V2 Lössel Mehl in
bis >/<> Liter Milch, sodaß die Milch
dazu gibt man, nachdem die Milch
vom Feuer genommen ist, etwaS
Salz, ferner w«ißen Pfeffer, gehackte
Petersilie und einige Löffel milden
Essig. Die Sauce wird sorgfältig ab
geschmeckt.
kaltem Wasser auf schwachem Feuer
zum Kochen gebracht. Das Fleisch
wird in ein tieseS Geschirr gelegt und
mit etwas von der Knochenbrüh« an
gefeuchtet. Ein Deckel von Pasteten
teig mit einem Einschnitt in der Mit-
F l«i schkrol e t t e n. Man
Hammelbraten, Rinderfilet oder
KalbSniere in feine Würfel, lägt ein
Stück Butter heiß werden, gibt «dwaS
fein geschnittene Petersilie und Scha
gibt nach und nach Quart Fleisch
brühe zu. Man würzt mit Salz und
Pfeffer und kocht eine dicke Sauce
daran, die man mit zwei bis drei
Eiern bindet, mit Zitronensaft ab
schmeckt und dann in das Fleisch
rührt. Erkaltet muß es ein bickeS
Haschee bilden, aus dem man belie»
verziert. Auf diese Weise stellt iiiaa
sten Bratenresten her, von Will», Ge»'
fliigel usw. Bei Kroketten von lWild
ist es angebracht, etwas Sardellenbut-
Zitronensast zu machen.
Sagosuppe. 1 Quart Wasser
lasse man kochen und gebe 4 bis S
Stück Zitronenschale und Zimmel hin
ein. Wenn die Flüssigkeit einige Zeit
füge man je einen gehäuften
mig geschlagenes Ei an die Suppe.
Mit Zitronensaft und Zucker ist nach
Belieben abzuschmecken.
Schweinesilet inder Pud
ding form. Zutaten: A bis 1
Pfund Schweinesilet, S Pfund rohe
Kartoffeln, 2 Unzen Butierstückchen,
etwas kleingeschnittene Zwiebeln, A
Pint saure Sahne. DaS Filet wird
in Scheiben geschnitten, auf beide»
Seiten mit Salz und Pfeffer bestreut.
Dann nimmt man die Pnddiygform
und schichtet Fleisch und Kartoffeln
lagenweise hinein, versieht die Fleisch
scheiben mit Butterstückche» und Zwie
beln und endet mit den rohen ia
in jeder Lage etwas gesalzen werden
müssen. Dann wird Pint, saure
Sahne darüber gegossen, das- Ganz«
2 Stunden im Wasserbad gelocht und
in eine tiefe Schüssel gestürzt.
A p lkarto 112 112 e l n. Man
zerlassenen Speck. Saure grohe Aep
fel schält man und packt sie schicht
weise mit den Kartoffeln in eine mit
Salz und auch etwas Zucker, streuen,
alles wird gut festgedrückt.' Dann
stellt man den Tiegel aufs Feuer und
läßt die Speise «twa M -Minuten
den Wänden hängen bleibt. Ist allei
gut gar, so stürzt man da» Bericht
auf eine runde Schüssel und gibt ne
benbei eine Mostrichtunle. >