Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 04, 1915, Image 6

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    Kriegsorae».
Aus der Zahl der deutschen Orden
kommen als Kriegsdekorationen im ge
genwärtigen Kriege allerdings nur
verhältnißmäßig wenige in Be
tracht, die sich aber wegen des beson
deren Anlasses, aus dem sie verliehen
werden, auch einer ganz besonderen
Wertschätzung erfreuen. Am bekann
testen sind die Orden „Pour le M -
Gebiet des Kunstgewerbes und der
Technik. Die Frage, wie sie entste
hen, eröffnet uns einen Einblick in
fertigkeiten und eigenartiger Techni
ken. Werfen wir also einen Blick in
diese Werkstätten, aus denen jetzt die
sehe» wir zunächst zu, wie die älteste
von allen, der Orden „Pour le M -
rite", hergestellt wird. Dieser Orden
wurde 16L7 als Orden »Pour la
Der Orden besteht aus einem golde
nen, achtfpitzigen Kreuz, dessen Fel
der blau emailliert sind. Der oberste
Balken diese? Kreuzes trägt zur Er
innerung an den Stifter ein F mit
ren Balken stehen die Worte „Pour
le Mörite". Die zwischen d-n Kreuz
balken befindlichen Winkel sind durch
Die Art und Weife der Herstel
einem entsprechend dicken Goldblech
werden die Formen des Kreuzes und
der Adler mit einer feinen laubjäge
artigen Metallsäge herausgesagt.
Dann werden die einzelnen Teile,
die Flügel der Adler usw. von kunst
fertiger Hand ziseliert und gepunzt,
so daß sie ihre endgültige Form er
halten. Auf den Balken des Kreuzes
werden entsprechende Aushöhlunqen
für die zu emaillierenden Teile aus
gehoben, in denen die Buchstaben als
Erhöhungen stehen bleiben. Nu» ist
das Email aufzubringen. Das Email
ist ein von Natur durchsichtiger Glas
fluß, der durch Ausatz verschiedener
Melalloxyde in den mannigfachsten
Farben gefärbt werden kann. Dem
zur Herstellung des Ordens Pour le
Mörite dienenden Email wird, um
die blaue Farbe zu erzeugen. Ko
balloxyd ?ugesetzt. Außerdem kommt
»och etwas Zinnoxyd hinzu, das dem
In die in der Goldplatte befindliche
und mit Wasser zu einem Brei ange
rührte Email sorgfältig eingetragen.
Dann wird der Glasfluß zunächst bei
gelindem Feuer, dann bei stärkerer
Hitze eingeschmolzen. Ist das Email
eingebrannt, so wird der Orden zu-
und schließlich mit Hilse von Eng
lisch-Rot und Poliertüchern poliert.
Wird der Pour le M6rite mit Krone
verliehen, so wird diese von vornher
arbeitet und dann mit Goldlot an
den Orden angelötet. Findet die Ver
leihung mit Eichenlaub statt, so wird
der Eichenkranz gleichfalls in der be
schriebenen Weise in Gold ausgeführt
und dann mit einem durch Zusatz von
Kupferoxyd grün gefärbten Email
grün überzogen.
In ähnlicher Weife entstehen die
hohen Kriegsorden der übrigen deut
schen Bundesstaaten, von denen hier
nur der bayerische Militär-Max-Jo
sephs-Orden erwähnt sei, der vom
König Max Joseph 1. am 1. Januar
1806 gestistet wurde. Das Ordens
kreuz ist gleichfalls achteckig und trägt
an den Ecken noch runde Goldkugeln.
Es hat in der Mitte ein rundes
Schild, das mit blauem Email aus
gefüllt ist und in der Mitte den gol
denen Namenszug des Stifters trägt.
Das Eiserne Kreuz blickt nunmehr
1813 von Friedrich Wilhelm 111. auf
rats Albrecht gestistet. Den Orden
ster Klasse kann nur der erhalten, der
das zweite bereits Deshalb
Klasse ohne Band auf
' Die Herstellung des Eisernen
Kreuzes geschah während der Frei
heitskriege in der Königlichen Eisen
gießerei zu Berlin, die sich ja damals
besonders mit der Anfertigung von
eisernem Kunstguß beschäftigte .und
z. B. Neujahrskarten, Denkmünzen
usw. herstellte, die sich durch hohe
künstlerische Vollendung auszeichnen
und heute als Seltenheiten sehr ge
sucht sind. Die Eisengießerei besteht
nicht mehr, und deshalb werden di«
im gegenwärtigen Kriege zu oerlei
henden Kreuze von Privatfirmen an
gefertigt. Die General-OrdenSkom
mission hat 12 derartige Firmen mit
der Herstellung des Kreuzes beauf
tragt. Die Herstellung des Kreuzes
geschieht nach dem gewöhnlichen Aer
fahren des Eisengusses. Es werden
zunächst aus Holz zwei Modelle Her-
gestellt, von denen das eine der Vor
derseite, das andere der glatten Rück
seite entspricht, die ursprünglich als
Vorderseite getragen werden sollte.
Erst allmählich führte es sich ein, die
verzierte Seite nach außen zu tragen.
Diese Modelle aus Holz werden in
Gußsand abgedrückt, und zwar so,
daß in der einzelnen Form immer
eine ganze Anzahl von Kreuzen ge
gossen werden können. In der einen
Hälfte der Form werden die Vorder
seiten, in der anderen die Rückseiten
werden dann vereinigt, wobei natür
lich die beiden Hülsten der einzelnen
Kreuze genau aufeinander passen
gefeilt, um eine blanke Lötfläche zu
schaffen, an die der ausgestanzte sil
berne Rand mit Hilfe eines Weich
lotes angelötet wird, und damit ist
das Eiserne Kreuz, der Stolz seines
zukünftigen Besitzers, fertig.
Ter neue EenerMabschek.
ralstabs-Obersten v. Moltke wurde
vor einiger Zeit ein Wechsel an der
Spitze des Generalstabes notwendig
und die Leitung desselben dem Kriegs
minister Generalleutnant Erich von
Fallenhayn übertragen, unter Belas
sung in dem Amt als Kriegsminister.
Generalleutnant v. Falkenhnyn ent
stammt der. Linien-Infanterie, be
suchte die Kriegsakademie und ge
hörte vornehmlich dem Generalstab
an. Als Kompagnie-Chef stand er
in Thorn, als Bataillonskommandeur
in Braunschweig. Vorübergehend war
er auch Militär-Instrukteur in Chi
na. Als guter Kenner der ostasiati
schen Verhältnisse nahm er im Stabe
zuge teil und verblieb auch nach de»,
Friedensschluß im Generalstab der
Besatzungsbrigade. Danach versah
er die Geschäfte des Generalstabschess
seit 1912 beim 4. Armeekorps
1861 auf Burg Belchau. Seine Ver-
Als zukunstsvolle Persönlichkeit ist
Arbeitskraft.
Marschau.
Die polnische Haiipistadt und ilire Ge
schichte.
Um die alte Hauptstadt Polens,
deren hohe strategische Bedeutung
man so oft betont hat, tobt heute ein
blutiger Kampf. Inwieweit die Be
festigungen der Stadt, an deren Ver
stärkung man in den letzten Wochen
mit fieberhaftem Eifer gearbeitet hat,
dem Ansturm der Deutschen wider
stehen werden, bleibt abzuwarten. Je
denfalls bietet die natürliche Lage
der Stadt bereits eine gute Deckung,
und die masvvischen Herzöge, die zu
Anfang des 13. Jahrhunderts hier
ihre Burg anlegten, bewiesen einen
sichern Blick. Hoch über den trüben
gelbe» Wassern der Weichsel, die ihre
melancholisch plätschernden Wogen
von den Karpathen her durch das
Niederland rollt, springt am linken
westlichen Ufer ein Plateau bis dicht
an den Fluß vor, um dann in star
ker Senkung abzustürzen. An die
sem malerischen und sesten Punkte,
der nicht nur den Stromlauf weithin
nach Süden beherrscht, sondern auch
die ausgedehnte Ebene am rechten öst
lichen Weichselufer liegt
sich, eingebettet in die weite flache
Landschaft, das malerische Gewirr
der winkligen Gassen und Giebel, der
von der eng um das Schloß ge
schmiegten Altstadt, dem mittelalter
lichen Kern des Ganzen, zu dem ba
zöge von Masovien hatten ihre Stadt
mit Mauern im Jahre 1339 umge
ben; aber 1526 wurde die Stadt von
»igswahlen stattfanden, und 1609
statt Krakau zur Hauptstadt Polens
erhoben.
Was sich von mittelalterlichen
Bauten in den engen düstern Gassen
Alt - Warschaus ehalten hat, zeugt
von der Dürftigkeit dieser Ansied
ner Kulturstätte erhoben. Alles ist
in diesem engen Cewirr dicht zusam
mengedrängt, selbst die spätgotische
Kirche tritt nicht aus der Straßen
front heraus, und in der Budenstadt
völlig ins Mittelalter versitzt. Auch
von dem alten Schloß der masovi
schen Herzöge hoch über der Weichsel,
in dem König Sigismund 111. zu
Ende des 16. Jahrhunderts seine
Residenz ausschlug, ist heute kaum noch
etwas zu sehen. Der ausgedehnte
Bau hat im Laufe der Jahrhunderte
viele Umwandlungen erfahren und ist
zu einer stillosen Masse geworden,
nicht nur durch die Umbauten der
Polenkönige, sondern noch mehr durch
den mächtigen Flügel, den die
prachtliebenden sächsischen Könige
hinzufügten, und der nun im
zopfigen Barock von hoher Hügel-
Wand herab auf die Weichsel blickt.
Im Innern bieten seine prunkvollen
Säle voll Marmor, Vergoldungen
und kostbaren Jnkrustierungen, in de
nen die spielerische Anmut de? Poko
kos sich mit luxuriöser Pracht paart,
ein gutes Bild für den Geist der
Verschwendung und der Ueppigkeit,
der mit den sachsischen Herrschern in
wenig in die Gegenwart hinein. Nur
das Palais des allmächtigen Mini
sters Brühl, das sich dieser dicht ne
noch erhalten.
Nichtsdestoweniger bleibt Warschau
die „Stadt der Paläste", denn die
Kriegsseite 28, 21. Januar.
Namen so mancher einst berühmten
polnischen Adelsfamilien tragen, sind
heute Behörden, Schulen und andere
öffentliche Einrichtungen einquartiert.
tcntichen Charakter aufprägte, so hat
die sächsische Gartenkunst aus War
schau eine Stad! der Lustgärten und
Garten, ein nicht unwürdiges Abbild
des Versailler Kunstwerkes Lenotres,
ein Zilzli im Schützengraben.
ruhigen Stündchen wird da eben das
Beste gemacht, was sich auslichten
läßt: der eine putzt seine Wafse, der
andere revidiert das Schuhwelk, ein
Nach der sächsischen Herrschaft ist
Warschau der Schauplatz aufregender
Ereignisse gewesen. Gegen die rus
sische Besatzung erhoben sich die Po
len zu wiederholten Malen; 1794
metzelten sie in einem Blutbad« i^«
ten. Von 1795—1806 war die Stadt
preußisch, und die stets hochgehaltene
deutsche Kultur blühte von neuem
»>uf. Dann ka,n die kurze Zeit des
konstitutionellen Königreichs Polen;
und 15 Jahre später lobten hier die
Paskiewitsch endeten. Auch 1863
war Warschau der Mittelpunkt des
polnischen Ausstardes, und immer
noch ist es das polnische Element,
Generalmajor v. Vslgdts-klidetz.
Chef des GcneralstabeS beim Garde
korps.
Ein Straßenjunge sagt zu einem
„Freilein, Se haben ja de weiße
Flagge gehißt! Wolle» Se sich viel
leicht überjeben?"
dritter macht sich über einen Defekt
des Strumpfes her, da es an ande
ren hilfreichen Händen wie daheim
bei Muttern leider fehlt noch ei
ner hat sein Taschenspieaelchen am
Gewehr befestigt und glättet sich mit
sprengt...
Druckfehler.
Das Konzert des berühmten Te
noristen Trcinolini war von gro
ßem künstlerischen Erfolge. Er war
sehr gut bei Stimme, doch störte der
große Bauch (Rauch) in dem kleinen
Konzertsaale.
.Sie gehen wohl sehr gern allem
spazieren?"
Dame: „In der Tat, das ist mein
gehen."
A l t k l ug. Mutter: „Wer hat die
Schläge!" .
Die kleine Ella: „O, Mutter, hau
uns nur alle mit einander, da iS.
„Der verwünschte Schlüssel will
heut gar nicht passen; ich bin doch
„Heiliger Bimbam es war also
doch die richtige!"
—Schlimm. „Elly, spricht nicht
Fräulein: „Und der wäre?"
Herr: „Es kümmert sich keine Sau
um die andere."
Schauspielerin: .Herr Di
rektor, ich. bitte um Vorschuß" -
Malitiös. „Wollen Sie nicht
unglücklicher Ehe."
Moderne Kinder. Grete:
der Appelsatzke sein?"
Triftiger Grund. Mit
— Aufklärung. Bauernbursch
(im Wirtshause Mitglieder einer ga
stierenden Schauspielertruppe beobach
tend, zum andern):,,Sepp, wie mag
nur dös kommen, daß dö Schauspieler
keine Bärl' tragen?!"
Sepp: „Dummer Kerl. weil'S
meistens kein Geld zum Rasieren ha
ben!"