Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 24, 1914, Image 3

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    Die Geschichte
einer Frau.
Lorck
(6. Fortsetzung).
Straff richtet sich Rolf auf. Er
ken ich darf das nicht annehmen!
Versteh mich recht! Ich weiß Han
nes Liebreiz zu schätzen, und ich wür
uns. Der eigene Zweifel, ob mich
nicht vielleicht doch das Wohlleben,
die Aussicht auf die gesicherte Exi
stenz bei meinem Entschluß beeinflußt
haben, ob ich nicht abermals zum
Mitgiftjäger geworden, den würde ich
nicht los!
Selbstquälereien müßten mich und
deine Tochter auf die Dauer unglück
lich machen."
Rolf hatte in seiner Aufregung
ganz vergessen, daß er zu einem
Kranken spricht, dem jede Gemllts
erregung, alls Schwere und Schmerz
liche ferngehalten werden sollt«. AIS
er geendet und aufblickt, erkennt er,
was er angerichtet hat. Der Guts
herr war in sich zusammengesunken,
das Gesicht aschfahl, der Atem ging
schwer, und über seinen müden Zü
gen lag unendliche Trauer und Ent
sagung.
Dem Freiherrn tat der alte Mann
unsäglich leid. Am liebsten hätte er
Silbe für Silbe von dem auslöschen
mögen, was er eben gesagt, und er
überlegte, ob er seinen Worten nicht
eine andere Deutung geben könnte.
So niederschmetternd, so inS Mark
treffend halte er sich die Wirkung sei
ner ehrlichen Erklärung nicht vorge
stellt. Er brachte aber doch nichts
anderes als lediglich ein zaghaftes:
»Heinz Hermann, vergib!" heraus.
„Vergeben! Was denn! Daß du
ein kreuzehrlicher Kerl bist, der redet,
wie ihm zumute ist? Oder daß du
empfindest, wie wahrscheinlich nicht
jeder empfinden würde? Was du
dir da zurechtdenkst, das mag ja tö
richt sein, trotzdem zeigt es gerade,
daß du redlich, brav und streng gegen
.—dich bist. Zu vergeben habe ich dir
also nichts! Deine Auffassung
kommt mir allerdings unerwartet und
trifft mich hart. Allein daran bin
nur ich selbst schuld; ich hatte mich
zu sehr in den schönen Zukunfts
traum hineingesponnen und weide
tröstete Rolf.
erstaunt... „Und bis dahin? Es
Da kam dem Freiherrn ein erlösen
der Gedanke. Er sah einen Weg, den
väterlichen Freund wenigstens eini
häben?"
fort:
kommt, in dessen Hände sie ihr und
des AnwesenS Geschick legen will.
Dazu verpflichte ich mich, und das
m Weile blieb auch Rolf regungslos
sitzen, bis er das Weh, das er dem
verursachte, der ihm nur Gutes er-
Wind über die Felder und Halden,
stieß sich am GutshauS, an Scheu
nen und Ställen, daß die Balle» und
Sparren ächzend knarrten und die
Fensterläden gegen die Mauern
schlugen. Der Frühling zog ein, und
sein Herold, der Sturmwind, jagte
mit tosendem Geblase den Winter
von bannen.
In diesem Jahr stand der Hers
von Westernhagen nicht wie sonst am
Fenster, hoffend das Kommende über
denkend und des Segens harrend, den
er nun dem angestammten Stück Er-
Mmi Halle ihn schon seit Wocher
lc> die getommen waren, »m sie »ock
recht zu genießen che es zu spät
wurde!
Dach demoliert, ein anderer brauchte
Milch für sei» krankes Kind, ein
dritter hatte Geldsorgen und kei
ner traute sich dem freiherrlichen
Verwalter seine Not zu klagen. Mit
dem waren sie nicht verwachsen und
sie gegen die lleinen Leiden der GuiS
eingesessenen ab. Mithin fehlte die
Gutsherrschast jedem an allen Elten
und Enden.
Die Jahreszeit bedingte, daß Rolf
wenig zu tun hatte und wieder
die vereinsamten Räume.
Das heißt auch wieder ganz
Damals hatte ihn ein Gefühl der
Leere, der Mutlosigkeit beherrscht, er
hatte sich mit dem „Wozu?" und
„Für wen?" abgequält und vergeblich
einen Ausgleich gesucht.
nicht?
Lebensinhalt geschaffen hätte? Ver-
Saftlosigleit! Zum Dank dafür ließ
Wahl ihres Mannes irrte. an den
ga!
Lieble er sie denn, Halle er sie
ren?
Heilder, systematischer, jede Phase ein
zeln. Kalt waren sie »«»«»einander
hergegangen, nicht ge
schaft gebettelt, kein Blick hatte ihr
schrien.
Damals war es! Nicht, daß sie
Angst gezeigt oder ihre stoische Ruh«
angesehen so ganz anders
Daß sich das alles jetzt erst haar
scharf in ihm klärte, abgegrenzt in
her. .
die Starke, suchte den Man», d«r
stärker war als fiel Wenn er nicht
sie hätte zu ihm gehalten mit derfel
gestoßen.
Ob wohl damals noch Zeit gewe-
Er erschrak vor sich selbst! Nun
Seit Tagen ging das so!
Der Wind pfiff, die Balken und
Sparren krachten, die Läden polter
ten, und der Freiherr stand am Fen
ster starrte in den tobenden
konnte, wenn das Entsetzliche eintre
ten würde. Aus jeder Zeile leuchtete
ihm entgegen, daß tatsächlich einge
troffen war, was er beinah gefürch
tet hatte: Des Westenhagener einzi
ges Kind liebte ihn.
Einen Moment dachte Rolf daran,
allen eventuellen Konsequenzen we
darauf schämte er sich jedoch auch
schon des Gedankens. Er packte eiligst
zusammen und reiste bereits am
Noch lastet die Nachmittagshitze
auf allem, trotzdem die Sonne zum
Untergehen neigt. Die letzten Tage
Woche noch, höchstens zwei wird die
Oase am Wüstenrand ihre Anzie
hungskraft sür die Fremdlinge be
halte», die aus aller Herren Ländern
land hierher kamen, um durch die
Heilwirkung der Sonne Gesundung
von schweren Leiden zu finden.
zu großen sommerlichen Gewalt des
April fliehen müssen.
Wie ausgestorben liegt Heluan da.
Die Kranken, die sich vormittags in
ihren Liegestühlen vor den Hotels
und in den spärlichen Gartenanlagen
sonnten, ruhen wohlverwahrt hinter
den hermetisch geschlossenen Jalou
sien, die der Hitze und den ab und
zu aufwirbelnden Sandwolken den
Touristeä haften im
Schatten der flachen, weißblendcr.den
Häuser die Straßen entlang. Sie
eilen zum Sonninuntirgang nach der
Stufenpyramide, dem Wahrzeichen
des alten Memphis. Ihnen bedeutet
der Kurort, den Menschenhand,, und
menschliche Energie Schritt für
Schritt, Fuß sür Fuß dem Wüsten
sand abgerungen, um eine Stätte zu
schaffen, an der Menschenleid gemil
dert werde. Nur einen Programm
punkt. Sie sehen in Heluan ledig
lich die Ausgangsstalio» für einen
Blick auf den Schauplatz der stolzen
Pharaonenstadt und die gestürzte
Statue RamseS' 11. Was schert die
Globetrotter Elend, Schmerz und
Jammer!
Auch vom Thal befindet
sich unter diesen wenigen Touriste,:.
Sie ist von Kairo herübergekommen,
um ihren Aufenthalt in Aegypten mit
diesem Ausflug abzuschließen. Bin
zurück, in der ihr nunmehr die gesel
ligen Reize des Frühsommers win
ken.
Nach dem lärmenden, wech'ilvollen
und in jeder Beziehung echt orien>
talischen Treiben, das sie in Kairo
umrauscht hat, berührte sie die abge
schlossene Stille der Oase eigenariig.
Knapp drei Viertelstunden Bahnfahrt
hat sie zurückgelegt, und dabei er
scheint es.Hr, als sei sie in einen an
deren Weltteil geraten. Einsilbig
und zerstreut strebte sie, ohne der
großen Hitze zu achten, ziemlich ela
stisch dem Endpunkt zu.
Ihr zur Seite geht Sparring.
Verstimmt und verärgert!
Die Baronin hatte in ihrem
Schreiben an Bressen richtig prophe
zeit. Der Assessor hatte sich nicht nur
sofort entschlossen, der schönen Frau
zu folgen, sobald er von ihrer Absicht
nach Aegypten zu reisen erfuhr, er
hatte und das wollte bei ihm
schon bedeutend mehr besagen in
der Tat den Entschluß ausgeführt
und kurzerhand längeren Urlaub ge
gewichen, war selbstverständlich.
Dessenungeachtet hatte fein Werben
nicht viel Erfolg. Nicht um ein
Deut war er mit ihr weiter gekom
men. Seine ritterlichen Aufmerksam
keiten nahm sie geschmeichelt enige-
heit, einfach erklärt/sie würde den
Weg zu Fuß zurücklege».
Er war also gezwungen, neben ihr
haben. Ihre. Sucht, selbst in Klei
beilen, dann wandte sich Marga zum
Gehen. Kein Bedauern, kein Rest
von Sehnsucht machte ihr den Auf
bruch schwer.
Nicht viel anders ihr Begleiter!
Sonst war er wohl empfänglich,
wenigstens für starke Anreize. An
diesem Abend vermochte dies Bild
unbcschreiblicher Erhabenheit keinen
Widcrhall in ihm auszulösen. Fast
stumpf irrte sein Auge über so viel
Schönheit hinweg und unbefriedigt
nahm das nicht nach Art von Rolfs
Frau als etwas Tatsächliches, was
man anstaunt und damit gut!...
scheinbar erschien am tleinstcn sei
ne Zweifel. Was war er mehr denn
ein Sandkorn in dieser Wüste, über
die das Mondlicht hinweghuschte?
WaS hatte sein Schicksal für eine Le
gen?! ,e ? i
Empfindungen nachhängend.
Nach einer Weile blieb Hanne ste
hen, sah ihn groß und leistend an
„Rolf, ich danke dir!"
Das löste ihm gleichfalls die
Zunge: , ch h b it
deine Ansicht darüber mittelst. Willst
' i s'
Verstehst du, Kleines, wie ich das
„Ja. Rolf!"
mich nehmen willst. So möchte ich
dich denn fragen: Ist's dir genug,
willst du mich haben, wie ich durch
wMst du mich lehren, wirder froh zu
werden?"
Rolf hatte nicht darauf gerechnet,
daß es ihm verhältnismäßig leicht
fallen würde, mit ihr zu sprechen,
und daß es, obwohl er jede Redewen
dung wohlweislich sehr vorsichtig
wählte, sogar zu einer regelrechte»
Dem Mädchen schlug das Herz vor
Jubel und Glückseligkeit zum Zer
springen. Die Sorge um den Vater
ges: , . .
Rolf!"
ihrer Antwort ganz anders, meinte
«rnstlich, das junge Blut, das «r fest
umschlungen hielt, wolle sich wirklich
Der Herr schenkte den b«iden kein«
sonderliche Beachtung; ein Ehepaar
auf der Hochzeitsreise, das seine ab-
Nicht so die Dame! Mit dem In
halte sie die beiden gemustert flüch
tig zunächst!
Da stockte ihr Fuß, jähe Röte stieg
ihr ins Gesicht, die ei» ihr selbst un
erklärlicher Zorn und Haß gegen das
Mädchen plötzlich emportrieb. Das
Blut pulsierte ruckweise, und vor di«
Marga vom Thal Halle ihren Mann
Mit dem Feingefühl der welterfah
renen Frau wußte sie sofort, daß seine
Rolfs Cousine, die Bressen in seinem
Brief erwähnt hatte.
währte dann
Freiherr vom Thal ging sie absolut
Der Assessor war jetzt aufs höchste
s«m Ausflug? Was fiel ihr «in,
me»? W«nn schon die meiden Herr
schaften keinen Maßstab für das, was
sich schickt, hatten, so war es entschie
den noch weit ungehöriger, sie auf of
fener Straße in der Form, in der
die Baronin es zu tun beliebte, zu
korrigieren. >
seiner Gefährtin, als sie ihm auf dem
Bahnhof erklärte, sie beabsichtige, in
Heluan zu bleiben, und bäte ihn, ihr
durch ihre Zofe das Notwendigste
von ihrem Gepäck heriiberschicken zu
lassen.
war eifersüchtig!"
Das bedeutete für ihn allerdings
gleichzeitig: »Sie ist für dich verlo
ren."
(Fortsetzung folgt.)
Ei» Fleißiger. Maurer:
„Mit der Zeit ist es eine eigentümliche
vergeht, desto kürzer ist sie!"
Wenn ein S fehlt. Jun
ge Dame singt: „Nun muß sich MIeS,
MeS wenden!" Sorgenvolle Mutter,
eine Treppe höher, die verblichene
Garderobe ihres Töchterchens betrach
tend: „Nun muß ich Alles, Alle» wen
den!"
Liir ille Oiicde.
Ente mit Fle ifchf ü l l ung.
freite, altbackene Milchbrole in Milch.
Masse abgekühlt ist, ein Ei, Salz,
Pfeffer, gehacktes Kalbfleisch, eine
gefügter Brühe nebst zerschnittenem
Wurzelzeug, Kräutern (Thymian und
Basilikum) und Gewürz gar qe»
tem Mehl verkocht.
Gebackene Schokoladen«
speise. Ueber gelindem Feuer
rührt man in gut emaillierter Kaff«
rolle 10 —IL gestoßene, gesiebte, ge«
röstete Zwiebäcke in 1/2 Ouart kochen»
de Milch ein, sügt >/> Pfund feinge
riebene gute Schokolade dazu und läßt
alles unter fortgesetztem Rühren zu
steifem Brei kochen, der sich von dem
Gefäß ablösen muß. Dann wird der
Brei ausgeschüttet und muß vollstän
dig erkalten. Äun rührt man
Pfund Butter zu Schaum, fügt, fori,
gesetzt nach der gleichen Seite rührend,
nach und nach 5 Eidotter, 2 Unzen
Zucker, löffelweise den abgelühjten
Schokoladenbrei, zuletzt den steikge
füllt die Mass? in eine mit B«!er
ausgestrichene, feuerfeste Auflaufftrm
»NN 'äßt tzen Auflauf eine im
112 e'l n. Zwei schöne feste Rotkohl! lpfe
werden gehobelt und mit kochen »em
Wasser ein paar Minuten abgew llt.
Sobald der Kohl nicht mehr koö md
heiß ist, wird er ausgedrückt und nri
gutem Schmalz, dem man ein w nig
Butter zufügen kann, weich geschn >rt«
Man fügt Salz dazu, macht oen
Kohl, wenn er nicht kurz genug in«
geschmort ist, mit etwas in B> tter
gar gedünstetem Mehl fertig >ni»
gießt kochenden milden Essig, s wie
etwas Rotwein dazu und fügt l ach
sorgfältigem Abschmecken den nötUen
Zucker bei. Inzwischen hat man Un
gefähr 12—IS schöne Aepfel geschälh.
mit einem Ausstecher die Kerichvuser
ausgestoßen und die Aepfel in einer
flachen großen Pfanne nebeneinander
gelegt. Sie werden mit Wasser'unH
Zucker oder mit Weißwein, Wasser
und Zucker weichgedämpft, wobei matt
Gefüllter Hecht. Man nimmt
dazu mittelgroße Hechte, putzt sie,
schneidet sie in Stücke, wäscht sie san»
ber und läßt sie, mit Salz bestrenk.
einige Stunden stehen. Darauf be
reitet man eine feine Fischfarce, löst
aus dem Fisch vorsichtig die Mittel
gräte heraus, bringt die Füllsel in
die entstandene Oefsnung, streicht sie
mit einem Messer glatt, bringt die
Stücke in ihre frühere Form und
näht sie zu. Danach kocht man den
Fisch. Sollte Füllsel übrigbleiben,
formt man Klößchen davon und gar
niert beim Anrichten den fertigen
Hecht damit.
Eier im Schlafrock. Man
locht Eier fest, aber nicht hart, schält
sie und trocknet sie ab; letzteres ist Be--
nefleifch, 2 Eiern, 4L Gramm gerie
bener Semmel, 1 Eßlöffel saurer
Sahne einen Teig, den may mit Zwie
bel, Pfeffer und Salz würzt. In
diesen Teig hüllt man die Eier, wälzt
sie dann in Semmelmehl und bäckt sie
Messer halbint, auf die Mitte de«
Gebackene Rindfleisch»
MaN hackt dai kalte Rindfleisch ohne
Fett und Knorpel fein, so daß man
bereitet von Mehl in Butter eine
sehr dunkle Einbrenne, die mit etwas
Brühe verkocht und mit Salz Abge
schmeckt, dann mit I—2 Eidottern
abgezogen wird. Man mischt dnS, ge
hackte Fleisch zu dieser Sauce, fugt
etwaS Pfeffer, wenn man die Rollen
pikant haben will, I—2 entgrätete
feingehackte Sardellen, I—2 Teelöffel
gehackte Petersilie dazu und schüttet
die Masse zum Erkalten und Steif»
tuell kann man «ich ein Paar Blatt
aufgelöste Gelatine dazwischen geben,
zu der man 1 TeeKfsel Magaiwiirze
mischt, um den Geschmack nicht fade
werden zu lassen. Die Masse muß
vollständig durch und durch erkalten,
ehe die Rollen geformt werden, we'l
sie sonst nicht Halten, Man formt die
Rollen mit Hilfe von etwa? gertede
ner Semmel und bäckt sie in heißem
Backsett schwimmend auS. Man kann
sie auch in gebräunter Butter oder
halb Schmalz, hak» Butter aus der
Pfanne auf allen Selten bräunlich
braten.