Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 10, 1914, Image 7

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    Die Geschichte
einer Fra«.
(3. Fornetzung.)
der Freitreppe zum Gutshose
lacht freundlich, und die blauen Au
gen, des Vaters Erbteil, leuchten den
Herankommenden entgegen.
reichen mochte, bemerkt und sie einge
hend gemustert. Der Gutsherr, der
seinem Blick gefolg! war. hatte ihm
daraufhin noch schnell in sein«r brei
. ten Weise erzählt, wie zufrieden er
mit dem Töchterch«n sei, wie sie über
Jahr und Tag. seit der Mutl«r Tod,
alle Hansfrauenpflichten auf Western
hagen übe,
unbefangen trat sie ihm entgegen, als
sei es das Selbstverständlichste von
der Welt, daß er hier einrücke, um
auf Westernhagen sein« Wunten ver
teilen zu lassen Wunden, die ihm
daS Schicksal und die er sich selbst ge
schlagen.
Nicht so Rolf.
sine in ihrer gefunden, sich selbstwer
tenden Sicherheit irritierte ihn. Ihr«
Augen glitten nicht einmal über die
hatte.
mcn, um von hier ouS einen schwieli
gen Scheidungsprozeh durchzufechten.
Wer das eigentlich zuerst ausgebracht,
woher man das erfahren, konnte nie
mand verraten. Vielleicht war diese
Wissenschaft auf dem Weg« von der
Zofe zu den Stubenmädchen, über die
Küche in den Salon gedrungen. Biel
leicht war es auch anders heraus
gekommen. Genug, man sprach in
der ganzen Pension von MargaS Pro
zeß als von einer feststehenden Tatsa
che. DaS machte die Freifrau natür
lich interessant, namentlich bei den
Doch daS genügte der klugen Frau
keineswegs. Wollt« st- Beziehunaen
anknüpfen, mußte sie oie Smnpatdie
der Damen erringen. Die Männer,
jung und alt, in Amt und Würden
vornehme Fremdling keinen Anschluß
der Mittelpunkt des kleinen KreiseS.
Die alte Exzellenz, di« Witwe eines
ehemaligen Oberhofinarschalls irgend
„Herzchen, Sie mit Ihrer herrlichen
Figur, Ihren tadellosen Allüren", er
klärte sie einmal über das andere.
mich, meine Liebe, was hier aus und
ein geht, ist doch nichts für Sie.
Eine Grande - Dame gehört in d«n
Festfaal, zu ihresgleichen. Nein, Si«
sollten sich weniger abschließen. Gott,
segnet".
Und Marga stand!
Exzellenz hatte kostspielige Ange
wohnheiten, fuhr gerne Auto, liebte
si« selbst nichts kostete.
Vehikel, besorgte Billette und kargte
lerlei Wohltätigkeitsbälle die Ein-
Waren jedoch beide zusammen, hät
te nian sie direlt für Mutter u,id
Auf Rolfs fröhliche Eirl-Hr in
Arbeit gefolgt.
und auf dem Acker hieß es die Hände
regen. Der Gutsh«rr ließ Rolf zu
fassen, ersparte ihm nichts und un-
Empfindlichleit legte sich bald. Und
der Vetter für ihn tat.
:r Rolf Die Freude,
Als Rolfs Major ihm damals
der Alte, war hier nicht m«hr nötig.
Der Schüler machte daS alles bald
ebensogut wie er und vor allem ge
be! der Aussicht der Rolf und fei
ne Hanne allein. daS hatte gute
Weile, in die Saat zu schießen und
er über die Felder ritt oder durch
die Wirtschaft ging, kehrten seine
Gedanken immer wieder und immer
intensiver zu dieser Hoffnung zu
rück.
Und Hanne?
Sie, die neben dem Vetter dahin
lebte, verriet durch nichts ein beson
dere? Interesse für ihn. obwohl sich
ihre neunzehnjährig« Mädchenphanta
sie andauernd mit ihm und seinem
romantischen Schicksal beschäftigt«.
Wenn sie ihn davon nichts merkin
liehen Instinkt, der sie lehrte: .nicht«
«ingelebt hat". Sie fühlt«: ein „stil
les Drllberhlnweggleiten" mußt«
wohltuend auf ihn wirken, und da
nach handelte sie.... nicht aus rein
schwesterlicher Zuneigung, wie sie sich
gewaltsam einreden wollte, sondern
weil sie ihn liebte! Ganz allmählich,
ohne zunächst ihr selbst inS Bewußt
sein zu treten, war das gekommen.
Anfangs, nachdem ihr der Vater
erzählt hatte, daß Rolf Hand an sich
gelegt und sie den Grund dafür «nd
manches aus seiner Ehe erfuhr, er
nlles wie ein Kapitel aus einem" der
Romane, die sie an langen Winter
abenden zuweilen laS. Bisher hatte
Fleisch und Bwt!
' bild der Geschichten, die sie gelesen,
> aus.
dem des Werktags Mühe uno Arbeit
Baters Schlag,
den Vetter stellte, die harte Arbeit,
manches Mal der Ruhe des All-
Herr wurde. DaS flößte ihr Achtung
Und plötzlich ertappte sie sich eines
TageS erschreckt bei dem Wunsch«:
Mithin wünschte sich der alte We-
Nur Nols selbst siel nicht im ent-
Heute oder korrekter: seit ge
stern hatte man beim Gesandten
von -k getanzt. Aber auch dieser
Kelch war glücklich bis zur Neige ge
leert, die beiden Herren, eben aus
lautlos hinter ihn«n ins Schloß fällt,
auf die Straße treten, scheinen offen
bar die letzten Gäste zu sein.
»Da fährt uns richtig die einzig
noch übrig gebliebene Karr« vor der
Nase weg. Jetzt haben wir das
Vergnügen, bei nachtschlafender Zeit
Assessor Sparring, der größere der
beiden Nachzügler, legt in die Worte
mehr Gereiztheit, als daS kleine Miß
geschick wohl verdient. Sein um bei
entgcgnet trocken:
„Gerade was Schönes! Ein Stück
laufcn nach einer solchen Gesellschaft
dem Auto, das uns eben davon
pufft, sitzt sicher Frau vom Thal.
Was meinen Sie. wieviel der Um
kostet hätte! Ich bitte Sie, Nacht-
schiebt er seinen Arm in den des
Assessors und zieht ihn mit sanfter
Gewalt vorwärts.
»Auch gut", dachte der Schriftsteller,
herging, sing er an, vergnügt
vor sich hin -u ps-ifen: „Das sind
die Dol'.irprinzessen, die Mädchen
aus purem Gold" ...
fragte er schroff.
„Ich? Wieso denn?" Belustigt
»n.
„Tun Sie nicht unschuldig! Ich
kenne Sie! Bei Ihnen hat alles
eine Bedeutung. Wenn Sie sich
nicht an etwas reiben können, ist
Ihnen nicht wohl. Gehört ja schließ
lich zu Ihrem Melier, müssen »»-
wer geistreich und witzig sein,"
„Vielleicht gehört's wirklich zum
Beruf! Ist aber auch das Traurig
ste daran, daß man immer geistreich
glicht sein, ohne daß eS Ihnen fcha
zu werde» und in Mode gekommen
zu sein.
Sparing, der gewandte Weltmann,
rungsvermögen des „geborenen
Staatsanwaltes", das ihm im Blut
lag. und dann verbiß er sich in ir
lers, und setzte diesem zu, bis e»
zu regelrechten Wortgefechten kam.
Heute nun gar, wo er außerordent
lich verstimmt war, fühlte er sich be
sonders geneigt, nicht locker zu lassen.
„LoS also! Was ist'S mit ven
Dollarprinzessen?" wiederholte er.
„Mein Gott! Haben Sie denn
nicht genug junge Mäd
habt, die in der angenehmen Lage
sind, sich ihr Spielzeug für das biß
chen Ehe nach Gewicht lausen zu
sich eine Auswahl, nach Haar-
Sparring zuckte indigniert mit den
Achtln.
„Gut, lassen wir die Handschuh
nummer fallen! Bleibt noch genuz,
daS?"
„Ihnen? Keine Spur! Sie ha
ben mich gefragt, und ich habe Ih
nen meine Antwort gegeben,"
„Machen Sie keine Ausflüchte!
Was sollte das Pfeifen vorhin be-
Ich wollte Sie n>.c freundschaftlichst
„Vor wem?"
rer Berliner Gesellschaft, der frisch
„Desto besser!"
Bressen fällt dem Assessor direkt
„Ich? Absolut nichts! Sie ge<
„Warum warnen Sie mich dann?"
Der Assessor wird fast hitzig,
„Menschenfreundlich, wie ich mich
habe!"si
Pils? Nicht? Auch gut! Dem
„Adieu!"
den Wagen.
Brejsen zieht, ehe er das Lokal be
tritt dem Davonfahrenden noch eine
Weile kopfschüttelnd nach: „Nein,
mein Freund," denkt er, „für hie
lichkeit seine diversen Pils — zum
Währenddessen hat sich der As
sessor in die Kissen des ratternden,
auf ihn nicht mehr als auf jeden
sonst. Er hatte ihr seine Huldi
gunaeii in durchaus geziemender
gewisses Interesse wachrufen. Gab
es waS Natürlicheres als das?
Wirklich, eine selten schöne Persoä
gar nicht Provinz, keine gesuchte
Mit dem Glockenschlag fünf er
scheint der Schriftsteller am nächsten
ben der Causeuse nur zwei Tassen
standen und der kupferne Teekessel
bereits lebhaft summte, erkannte er
gleich, daß die ganze Sache von ihr
abgestimmt s""
Das überraschte ihn. Für einen
Moment kam ihm sogar die Idee,
sie könne wirklich die Marotte haben,
ein Weilchen mit ihm „anzubandeln",
stark im Blut, als daß sie ihre
„Mein lieber Herr Doktor, Ihr
Er lachte:
Geist, Witz, Geist, Handkuß, Tür
Pressen strahlte vor Behagen über
daS ganze Gesicht, Das ließ sich
wirklich zu einem ganz netten Ge-
Sie überlegte, faltete die schlan
ken Hände über dem Knie und be-
„Weil gerade Sie mich nicht für
Und als er ihr mit einem „Aber,
gnädigste Frau" in die Rede fallen
will, wehrt sie energisch ab:
halten Sie mich auch für zu dumm,
um einzusehen, daß eine Frau wie
ich Sie wohl vorübergehend inter
essieren mag Ihnen dagegen
nie wirklich etwas bedeuten kann."
(Fortsetzung foigt.)
Alkrlel Melbnscdtsgebiicd.
Marzipan -
Pfund rohes Marzipan wirkt man
mit 1/2 Pfund Staubzucker zu einem
festen Teig. Diesen teilt man in
gleiche Teile, rollt jeden Teil zu «ner
daumenstarken Stange und teilt diese
in 14—16 Teile. Von jedem so' er
haltenen Stückchen formt man Bret
zeln, Ringe, 8- und S-Formen, legt
sie auf ein mit Papier belegtes Blech
Lebkuchen. Man läßt
rin 1 Tasse Fett oder gute Butter
würz hinzu: 1 Eßlöffel Zimt, 1 dei
nen Eßlöffel Nelken- (Eloves) Snst
Prise Salz, >/s Pfund Zinnat
(Citren) feingehackt, 1 Pfund Man
deln, IV2 Unze Backsoda in 2 Eß
löffel Essig aufgelöst, 1 Tasse cxuter
Branntwein (Brandy) und genügend
Mehl, um einen festen Teig zu ha-
Der Branntwein ersetzt die Eier in
diesem Kuchen, Man kann den Teig
sofort backen oder ihn auch einig«
den Teig mäßig dünn und
schneidet oder sticht Kuchen davom
Weiße Pfeffernüsse. Man
rührt 12 Eier mit 3 Pfund Zucker
Stunde mit 1 Pfund feingemahlenen
Mandeln und der geriebenen Schale
von 3 Zitronen und beliebigem Ge
würz. dann fügt man 1 Teeliffek
Backsoda in Essig aufgelöst und pach
und nach 3 Pfund feines Mehl dhzu.
AuS der gut gemischten Masse «o'lt
man mit Mehl bestaubten Händen
kleine Bälle, die man etwas platt
drückt und in gut ausgestrichenen
Pfannen bei guter Hitze gar väckt.
Makronenrollen, Man
schlägt 2 Eiweiß zu festem Schnee,
gibt das geschlagene Eigelb dazu und
i/z Pfund seinen gesiebten Zucker
granuliertem Zucker gebe man den
Vorzug —, sowie nach und nach
Pfund feingemahlene Mandeln, Man
mengt die Masse gut miteinander
durch, gibt auch, wenn gewünscht, ein«
Prise Zimt dazu, und rollt den Teig
in kleine dünne Finger aus. schneidet
diese in 2 Zoll lange Stücke und um
wickelt eine jede Rolle mit Mürbeteig
nach oben gegebener Anweisung zu
bereitet. Die gefüllten Rollen be
streicht man mit Ei und wendet sie
dann in grobem Zucker. Die Ku
chen werden dann sofort bei guter
Hitze gar gebacken. Man achte dar
auf, daß die Seitenschnitte an den
Rollen gut zusammengedrückt werden,
damit die Rollen sich nicht öffnen.
An den Enden jedoch bleiben die
Rollen offen.
Mandelschnittt n. Man kne
iet nach der Art des Mürbeteigs au»
1 Pfund feinem Mehl, 1 oder 2
Eiern, 2 bis 3 Eßlöffel süßem Rahm,
1/2 Pfund Butter und Pfund ge
mahlenen Mandeln einen Teig
und dibt die abgeriebene Schale
einer Zitrone, den Inhalt von
3 Schoten Kardamom, feingestoßen,
und 3 Teelöffel Rosenwasser in den
Teig, den man so dünn wie einen
Messerrücken ausrollt, aussticht und
mit Ei bestreicht. Die feinen Man
delfchnitten werden in einem mäßig
heißen Ofen hellgelb gebacken.
Mandelplätzchen. 6 Unzen
Butter werden mit A Ei und 2 Ei
dottern gerührt, 6 Unzen Zucker und
2 Unzen bittere Mandeln, fein gerie
ben. und 1/2 Pfund Mehl dazu ge
rührt. Hiervon werden mit dem Löf
fel kleine Klöße auf eine mit Wachs
bestrichene Platte gesetzt, mit etwa»
geschnittenen Mandeln und Zucker be
streut und bei mäßiger Hitze gebacken.
Pfeffernüsse mit Honig.
Man rührt in 1 Quart kaltes Wasser
1 Pint ausgelassenen Honig, 4 Pfund
weißen Zucker, 2 Teelöffel Nelken
pfeffer (Allfpice). 2 gehäufte Teelöffel
Zimt, 8 Teelöffel gemahlenen Korian
dersamen („Corriander" auf englisch).
2 Unzen Backsoda. in Essig ausgelöst:
dann kommt das Mehl hinzu, etwa 3
Pfund, Es sollte echtes Wintern,«-
sogenannte „Pastry Flour'
dazu. Der Teig mutz wenigstens Vi
Stunde geknetet werden, nachdem er
fertig ist. Man rollt wurstähnliche
Rollen davon, legt einige neben eimm
len zur selben Zeit V 2 Zoll dicke
Stücke davon ab, die man auf ein nur
wenig beschmiertes Blech legt und sie
dann bäckt, Ist die Pfanne zu schmie
rig, so laufen die» Kuchen auseinan
der, Die Kuchen sollten nicht harr
gebacken werden, sondern noch ein we
nig weich fein, wenn man sie au»
dem Backofen nimmt Man tann
auch diesen Teig lange aukbewahren
und dann erst backen. Wegen der
Berschiedenariigkeit des Mehls ist e»
besser, erst «in« Probe deS Teigs zu
Marzipan - Kartoffel»
chen, Pfund geschälte und fein
>ieriebene Mandeln, worunter 10
Stück bittere sind, werden mit
Pfund feinstem, gesiebtem Zucker und
dem Saft einer Zitrone zusammenge
mengt; wenn es zu steif ist, werden
.'inige Tropfen Wasser dazu getan!
dann werden seine Kartösk'lchen da
von geformt. Man wälzt in seinem
Zimt, macht mit einer Stricknadel
die „Augen" hinein und Nocknet sie
ins einem Porzellantr'ler im warmen
Zimmer etwas an.