Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 22, 1914, Image 5

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    Gerautou Wochenblatt,
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Donnerstag, 22. Oktober ISI4.
DieTelephonnummerdeS.Wochenblatt'
ist jetzt S3OS (neues).
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Persönliche Freiheit.
In seinem neunzehnten Artikel über
persönliche Freiheit beschäftigt sich Herr
Louis R. Hammerling, der Präsident
der .American Association os Foreign
Language Rewspaper«' mit der Frage,
den kann. Er weist daraus hin, daß
Herr Percy Andrea klirzlich in einer in
Eleveland, Ohio, gehaltenen Rede die
Nothwendigkeit betont habe, eine „Eini
ge Brüderschaft amerikanischer Freien'
zu griinden.
Herr Hammerling empfiehlt allen de.
nen eine Lektiire der Rede Herrn Percy
Andrea'S, die wie er an das von einem
amerikanischen Biirger unzertrennliche
Recht glauben, eigenes Leben zu
Erleuchtung de« eigenen Verstände»
und der eigenen Intelligenz.' Herr
Hammerling zitirt wörtlich einen Pas
suS der Rede, welcher alles da», was
Über die Nothwendigkeit einer Kampf-
Organisation in seinen Artikeln gesagt
worden ist, in klarer und auch nicht
in mißzuverstehender Sprache zusam
mensaßt.
Herr Andrae hatte auf die That
sache hingewiesen, daß eine Armee von
anbetrifft" von'der TllchtigMt
der Einzelnen abhängig ist, ihnen Ge
folgschaft zu leisten, und schloß dann
mit nachstehenden Worten :
.Sie haben Ihre Hauptleute und
Generäle. Leisten Sie ihnen Gefolg
schaft ! Sie haben die Hauplbestand
theile einer großen Armee zur sofortigen
Verfügung bereit: Ihre Bereinigun
gen, Ihre Vereine, Ihre sozialen Ge
selljchasten und Ihre Orden zu gegen
seitiger Unterstützung. Wandeln Sie
dieselben der Freiheit zu Liebe in Regi
menter und Brigaden um, mit Füh
rern, um sie zu leiten, mit Offizieren,
um sie zu inftruiren, wie die vereinte
Macht Ihre» Votum« örtlich, staatlich
und national verwandt werden soll, da
mit kein Feind der Freiheit, sei er e«
ossen oder in'« Geheim, der Entdeckung
entgeht und unsere Gesetzgebungshallen
erreichen kann, um das zu zerstören,
was er Ihrem Mandat zufolge schlitzen
soll. Und dort, wo Sie keine solchen
Gesellschaften haben, grllnden Sie sie,
nicht nur zur Verewigung der Ideale,
der Prinzipien und der Sitten, welche
Ihnen von Ihren Vätern Überliefert
worden sind, sondern zu kampfbereiter
Vertheidigung derselben.
„Setzen Tie nur dann in den Ttimm
plätzen vor den Namen irgend eine»
Kandidaten ein Kreuz, wenn Sie von
denen, welchen Sie ein solche» Wissen
zutrauen können, die Versicheiung er
halten haben, daß er auch uncrjchittter.
lich sitr da» Prinzip der persönlichen
Freiheit eintritt. E» ist bei Weitem
besser, Überhaupt nicht zu stimmen, al»
etwa da« Risiko zu lausen, für Jemand
seine Stimme abzugeben, der sich ihrer
nur bedient, um Verrath an Ihnen zu
begehen. Und vor allen Dingen beur
theilen Sie diejenigen, von denen Sie
vertreten sein wollen, nicht nach Ver
sprechungen, die in der Zukunft einge
löst werden sollen, sondern lediglich nach
dem, wa» sie in der Vergangenheit ge
than haben. Erinnern Sie sich daran,
Flecken ändert. E» giebt unter Ihnen
Männer, welche in Bezug aus die Ver
gangenheit von Kandidaten ganz genau
Veicheid wissen, und »ist Ihre heiligste
Pflicht, diese Kenntniß zu der Ihrigen
zu machen -
»Ich wage zu behaupten," erklärt
Herr Hanimerling in seinem Artikel
weiter, .daß dei Veherzigung und Ve
solgung diese» Rath» eine voUstiindige
Umkehrung der Verhältnisse stattfinden
wird, denen wir heute un» hierzulande
gegenllbersehen." Er sllhrt au», daß
dle Ereignisse de» Weltkriege» un» nicht
allein gezeigt haben, daß Organisation
nothwendig ist, sondern zugleich mit
dieser Organisation ein beständige»
Kundschaften, um Über Feind und
Freund zuverlässige Nachrichten zu er
halten. Für einen einzelnen Wähler
aber ist da» Kundschaften nicht möglich,
weil er nicht die Zeit oder doch nicht
die Mittel dazu besitzt. Hier sollte die
Organisation der lideralgesinnten Bilr
ger eingreifen, Über jeden einzelnen
Kandidaten Informationen sammeln
und sie den Wählern zur Versiigung
stellen, damit sie sich danach richten kön
nen. Diesen Jnsormationen zusolge
müsse dann gestimmt werden.
RcchtslichrM.
Ein KlMpslustM.
wenig mit ihnen. Man sprach über
dies und das. Schließlich las ich
ihnen das neueste Extrablatt von den
schon a' Schlacht ohne uns gewonnen.
Hab i's nit glei' g'scigt: Dös dauert
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N«t juscht, daß seller ferchterlich
wie zwee Monet im Gang is, un wie
se sage schun en bar hunnertdaused
Mensche sen todgemacht un noch viel
Mehner sen vertrippelt worre, so fange
se nau ah noch an zu streit« driwer,
wer as eegentlich siller Krieg gestalt
Hot. Die Russe behahbte, es wär d'r
Kaiser geweht! so sage ah die Belgier
un die Englänner un die Franzose.
D'r Kaiser awer segt, es wäre grad
seile drei Länner geweht, was ihn zum
Krieg gesorst hätte. Abardig die Eng
liinner hätte schun sidd«r Johr un Dag
reddy gemacht sor die Dtitsche aus
Deitschland rauszudreiwe, un Jeder
vun seller ganze Bande hät es drus
abgesehn«, «n-Stick vun seim scheene
Land zu nemm«. Sell däte die Deit
sche net stände. Wer Hot nau recht?
Des is alleweil die groß Frog.
Vor viel« Johr« war mol en Sin
ah hiegange, weil ich gewißt hab, die
Singer sen en lustig Kohr. Am Noch
mittag is Alles nauS un us d'r Newer
sink Berg nuf. Sell iS en arg schee
ner Blatz, wo mer die ganz Stadt
in die bloh« Berge un anner Berge nei.
Ring rum gebt es dort Berge, un ich
denk, drum hen es die Alte ah Bergs
Eaunty geheeße. Well, owe us fellein
Newersiink is en groß Wertshaus un
en scheenes Picknick-Blatz derbti. Dort
hen sich dann die Singer an große
Disch gehockt, alsemol en Lied gesunge
un noch öfter en GlaS Bier gedrunte.
Ich hab en Blaß gefunne an dem
Disch, wo d'r schwäbisch Singervereen
gehockt Hot. Sell war en bully Seit,
voller Spaß aller Art. Do Hot dann
Eener des Unglick gehai, sei voll Bier-
Keener welle gedhu hawe. Do Hot d'r
Lieder mit seim Steckelche an's Glas
gekloppt, se sen all usgestanne un do
Un Hot des Bier umg'schitt?
Ich net! Ich net! Ich net!
Ich net! Ich ah net!
Ich han's net dhue!
Ich hab schun oft an sell gedenkt un
grad alleweil is es mir wieder in d'r
ber Hot es gedhu, sell is schuhr, awer
Keener will es geweht sei. Ich glahb
awer, d'r Kaiser Hot recht. Sehen
ihm von alle Seite die Faust unner die
länger stände kenne. Do Hot er dann
den Russe gesaht, was is was. Do
alle Ecke. Sell pruhst, daß se all
reddy Ware un juscht drus gewart hen,
daß er's Wort segt. Dessetwege is er
awer net d'r Angreifer. Do vor un-
Kleenigkeet war. Es war deneweg.
D'r Bill Hot em Hen die Nas ver-
Salt un Batterie. Bei d'r Verhand
ling is es dann rauskuinme, daß die
Hot d'r Bill sich net gefalle losse un
uf die Nas gewe, daß die rot Brieh
gelahfe is. „War's sellerweg?" Hot
d'r Richter den Hen gefragt. „Jo,
d'r Richter zum Hen gesaht. „Ach
nee! D'r Bill Hot zuerscht geschlag?,"
segt er. „Des macht nix aus. Du
er wär jo en Kauert, wann er net hat.
Dessetwege sag ich, daß du die Koste
bezahle wuscht." Un alle Leit, was
wär recht.
Grad so is es mit dem eiropiiische
Krieg. Die Ruß sen die Kerls, was
em Kaiser die Faust unner die Nas
greiser. Ufkohrs se hätte sell verleicht
net gedhu. wann se net schuhr geweßt
ihne helfe, was drum grad so schuldig
sen. Un ich hoff juscht. daß st ah
die Koste zahle misse.
D'r alt Hansjörg.
Finland.
Ein Artikel über da» interessante
Land im Narden.
raubten Freiheit versprochen, wenn sie
getreu zu ihm stehen sollten. In An
betracht dessen gewinnt der nachfol
gende Artikel über Finland, aus der
Feder von Ludwig Baehr, der dem
„Kosmos" entnommen ist, an allge
meinem Interesse:
Wir alle entdeckten einst Finland
auf irgend einer Karte unsere? Schul-
Atlanten, vergaßen aber nach einer
Weile, wo es liegt, und fanden es
schließlich in der Zeitung wieder, wenn
Rußland in dieser Gegend einige Ver
haftungen vornahm oder neue Befe
stigungen anlegte. Finland galt uns
als unkultiviert und voller Wölfe. Im
Besitz unserer deutschen Touristenberge
und Gesangvereinsslüsse, und stolz
auf Italien- und Norwegenfahrten,
haben wir uns für den unbestimmten
Ruf Finlands nicht interessiert. In
dessen erhielt unser erleuchtete« Urteil
von Zeit zu Zeit einen Stoß. Die
Politik belehrte uns, daß die Finnen
ein intelligentes, kultiviertes und höchst
ehrgeiziges Volk seien. Und schließ
lich versicherte man uns, Finland sei
reich an Schönheit und gänzlich arm
an Wölfen. Da fuhr der deutsche
Wandersmann quer über die Ostsee.
Er sah felsige Inseln, eine hübsche mo
derne Stadt; noch eine, schon weniger
lang auf Wasser und Wälder und
hoffte beständig auf alles das, was
noch kommen sollte. Der kleine weiße
Netz von Finland; aber eS kam nichts
als immer dasselbe: weite Wasserflä
chen, hügelige Inseln, langlinige Ufer,
dicht bestanden mit blassen nordischen
Kiefern und schlanken Birken. Bis
weilen Felsen mit sanften Umrissen;
überall Blöcke mit perlfarbenem Moos
bewuchert. Hin und wieder ein Dorf,
eine kleine Stadt; und wieder Wasser
und Wälder. Der Reifende wurde
nachdenklich. Das ist Finland? Wo
ist das Wunder, das ich suche? Er
Fall wieder erledigt.
Das Touristenelement hat sein We
sensrecht, aber es ist nicht berufen, die
höchsten malerischen Werte einer Land
schaft zu vermitteln. Die Besonder
heit von Finland ist sein Ganzes.
Die Monotonie dieser entrückten
Natur ist eine einzige große Har
monie der Sehnsucht. Wohl ha
ben wir große traumhafte Seen und
weite Wälder. Aber sie gehen nicht
ins Ungemessene, nicht ins rhythmisch
Fortgesetzte. In Finland Hängt ein
Waldzug am andern, mündet ein See
Höhe der Blick über hundert benach
barte Wassertäler, Waldmauern, In
seln. Und stundenweit kein Feld, keine
Feste der Schönheit.
Der Volksmund spricht vom Lande
der tausend Seen. Er dürste zehn
tausend sagen. Manches Landgut hat
ganzen Gebieies ist mit Wasser bedeckt.
sermassen. Bisweilen verrät uns die
Schleuse den Abstieg. Aber wo der
Felsengrund engere Täler bildet, da
denn Wasserfälle sind ja wohl Attrak-
städtreiche Küste wehrt sich, vom See
klima begünstigt, besser gegen den
Winter und die Langeweile. Hoff
nungslos zugefrorene und dick ver
schneite Seen sind keine Seen mehr,
sind Einöden. Der Frost kühlt ohne
hin die Begeisterung ab. An meinem
Fenster in Järvikyla, im Herzen Fin
land«, las ich im Januar einige Male
»ks erlösendes Mailllfterl. Doch gibt
Wetters wegen nicht aus den Gummi
schuhen herauskommt. Wunderbar
schnell aber erholt sich die Natur vom
langen Winter. Die Heller werdenden
Nächte scheinen dem Frühling zu hel
fen. Im Umsehen ist alles grün.
Das waghalsige Schlittenfahren über
schwankende und berstende Eisflächen
hört auf, und das Boot erscheint wie
der. Der Finne im Boot, das ist
ein recht naturgemäßes Bild. Aber
die von Westes und Süden ins Land
getragene Kultur hat diesen Typ zum
Idyll werden lassen und au» dem Fi
scher und Jäger den Kämpfer für den
Fortschritt gemacht. Als Landwirk
und Viehzüchter lebt er in einem
furchtbaren und oft verzweifelten
Kampfe mit dem Granit und dem
Klima; jeden Fußes Breite muß er
erobern und verteidigen. Die Jugend
aber, der Resignation überdrüssig,
dürstet nach Geistesbildung, über
schwemmt, männlich und weiblich, die
spärlichen heimischen Bildungsstätten,
heroisch mit Armut kämpfend; drängt
inS Ausland, die Kenntnisse zu erwei
.tern, kehrt voller Pläne zurück und
ringt, um kargen Lohn, mit neuen
Aufgaben. Ein nervöser Zug geht
durch das finnische Volt. Von Ehr
geiz gequält, politisch niedergehalten
und in seiner Selbstbestimmung be
einträchtigt, fühlt es den Unterschied
gegen die germanischen Nachbarn, die
frei und mächtig ihrer älteren Kultur
leben, und denen Mütterchen Natur ein
freundliches Gesicht zeigt. Der Finne
fühlt auch, daß sein eigenes Blut ihm
Zwang bereitet. Das Wesenserb« des
einst Rußland beherrschenden uralten
mongolischen Wandervolkes ist nicht
frei von Vermorfchung. Gerade die
zäh« Ausdauer und optimistische
Schaffungslust haben hier die seltsam
sten Widerspiele: Trägheit, Gleichgil
tigkeit, Stumpfsinn. Mit Ingrimm
sehen die alten finnischen Patrioten,
daß die Leute recht behalten, die nur
in der Auffrischung des alten finni
schen Blutes durch das germanische die
Heilsmöglichkeit sehen. Der schwedische
und deutsche Einschlag hat unbestreit
bar den Aufschwung gebracht. Das
zeigt schon die Verteilung der sozialen
Macht im Lande. Aber gerade diese
Gegensätze tragen zur Störung des
Gleichgewichtes bei, dessen der Volks
ringende Landmann fühlt sich beiseite
gestellt. So keimt der Haß gegen
Fremdes unmittelbar neben der Sehn
sucht nach dem Neuen, dem Fortschritt
und der Befreiung von Unehre. Die
ser Widerstreit der Empfindungen ist
auch dem Gaste feindlich fühlbar. Der
Finne ist überaus gastfrei, von echter
Neugier wie von echter Güte geleitet.
Aber wehe, wenn der lachende Fremde
sein Mißtrauen reizt!
Finlands Kampfleben und seine
schwermütige Schönheit haben etwas
merkwürdig Symbolisches für den
Empfänglichen. Dieses Land ist zu
erst, ist zu schade, und zum Glück ganz
ungeeignet, um rein touristisch geweitet
zu werden.
goldene Zähne.
Eine Zeitlang war man der Ansicht,
daß die ersten regelrechten Goldarbeiten
in der Zahnheilkunde auf das frühe
Mittelalter zurückgingen, wiewohl es
bekannt ist, daß schon Petronius, der
künstlichen Zahn trug, der durch feine
Golddrähte mit den Nachbarzähnen
verbunden war. Aber die Kunst,
schadhaft gewordene Zähne nicht nur
zu behandeln und zu heilen, sondern
auch durch künstliche Zähne zu ersetzen,
reicht viel weiter bis ins graue Alter
tum hinauf. In der „Ehronique Me
diale" weist Dr. Noury darauf hin,
daß schon die alten Etrusker ihre
Zahnheilkunde soweit ausgebildet hat
ten, daß Goldarbeiten und die Ein
setzung künstlicher Zähne nichts Unge
wöhniiches bedeutete. Das zeigen die
Funde in altetruskischen Gräbern. Die
künstlichen Gebisse der alten Etrusker
waren tierischen Ursprungs; man ver
wandte einfach passend erscheinende
Tierzähne, die dann mit Hilfe einer
kleinen Goldplatte an dem „Halse"
der noch vorhandenen natürlichen
Zahnreste befestigt wurden. Die Wur
zel diente also als Halt für das künst
liche Gebiß. An die Goldplatte wur
den die falschen Zähne durch eine Art
kleinen Goldbolzen befestigt, der durch
die Goldplatte hindurch ging und auf
der anderen Seit? durch Umbiegen
«nen Halt fand. Diese Zahn arbeiten
erstreckten sich aber so gut wie aus
schließlich auf den Oberkiefer; natür
lich konnte das falsche Gebiß nicht he
rausgenommen werden. In den alt
etruskischen Gräbern machte man
Funde, die zeigen, daß fünf, sechs oder
sieben derartiger falscher Zähne bei
einer Person keine Seltenheit darpell»