Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 15, 1914, Image 7

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    Die ewige Jagä.
Roman von Adolph Sch-ffmeher.
(13. Fortsetzung.)
»Ich bitte Sie, gehen Sie nicht im
Zorn von mir," llang es flehend.
.Sie wissen nicht Sie wissen
nicht, was Sie mir geworden sind.
Es ist lein Verbrechen, Sie zu lieben
und zu Ihren Füßen zu liegen. Mein
ganzes Leben haben Sie umgeformt
das ist kein leeres Wort, leine
Phrase. Seit dem Abend, an dem
ich Ihnen zuerst begegnete beim
Fest des Jachtllubs, bin ich nicht
eine tiefe und ehrliche Leidenschaft
eingeflößt hat. Cynthia stand ganz
unbeweglich, ihre Augen groß aus
den Mann geheftet, dessen Worte
der die Welt besiegt, sich den Weg
durch unwegsame Urwälder, die nie
eines Menjchen Fuß betreten, der
dem Tod ins Auge gesehen an
dessen Hand Blut tlebte. Im»
mer halte er nur t»s große Ziel vor
sich gesehen und es mit unwidersteh
licher Gewalt erreicht Cynthia
fühlte, wie es in ihren Adern brannte.
raschung für mich," sagte sie stockend.
»Wenn ich das gewußt hätte.
Es schmerzt mich "
nieder.
„Also keine Hoffnung ?"
.Sie müssen es überwinden."
Kaum mertlich hoben sich ihre Schul
tern, und ihre Finger preßten sich
ineinander.- „Nein", leise stieß sie es
hervor, „nein!"
Shirley trat einen Schritt zurück,
an seinen Wimpern hing ein tränk
liches Lächeln, sie war jetzt srei.
Eine Sekunde dachte Cynthia daran,
ihm die Hand zu reichen, in einer
Regung des Bedauerns, des Mitge
fühls, doch nein, es war besser, den
Faden ganz zu durchschneiden
Dann war sie verschwunden. Shir.
ley stand ganz da, aus den Fleck swr
stalt' gesehen: seinen Sinnen schien
sie noch nicht entschwebt zu sein.
Der Elektriker trat durch die
schmale Tür herein und schien nicht
wenig verwundert, einen Herrn in
Maskenkostüm ganz allein aus der
Bühne zu finden. „Ich möchte die
Lichter ausdrehen, wenn Sie sie nicht
gebrauchen. Sir."
„Natürlich, gewiß, danke Ihnen."
Er sah den Mann gar nicht. Me
chanisch setzte er sich in Bewegung
und erreichte das Treppenhaus. Nur
einige Nachzügler saßen und standen
noch zwischen den Palmen, das Gros
der Gesellschaft hatte sich schon in
das obere Stockwerk begeben, wo auf
großen Tischen ein opulentes Büfett
in der Bibliothek und in des Co
lonels Privatzimmer ausgestellt war,
geschäftige Kellner hin und her eilte»
oder alles sich selbst bediente.
Ziemlich unbemerkt erreichte Shir
ley das Ankleidezimmer im nächsten
Stockwerk, wo sein Friseur schon da
mit beschäftigt war, aufzuräumen.
Endlich war er abgeschminkt.
Shirley gab dem Manne die Adresse
seines Koftümiers, zog eine Banknote
aus der Tasche, die er dem anderen
reichte, dessen Augen gierig aufleuch
teten. und warf, nachdem er sich rasch
in seinen Frack geworfen, einen flüch
tigen Blick in den Spiegel, aus dem
ihm ein bleiches Gesicht entgegen
starrte.
Bom zweiten Stock herauf scholl
das Stimmengewirr immer lauter
und lustiger, die Gesellschaft unter
hielt sich offenbqr glänzend. Shirley
sah durch die breite Türöffnung, wie
Cynthia Cercle hielt; neben ihr stand
Hubbard, einen Teller in der Han^
allerhand Scherzen verzehrend.
Unbeachtet stieg Shirley die beiden
Treppen hinunter, ließ sich von dem
Mädchen Hut und Ueberzieher reichen
und nickte ein höfliches „Gute Nacht"
Dann stand er unter dem
Er seine Schrille nach den
Part hin, aus dessen breitem Piome
nadenweg «r langsam dahinfchrUt
ES war nach Mitternacht, und
Avenue und Straßen fast menfchen
nichts versunken ein Häuflein
Asche, graue, kalte Asche. Sie hatten
ja überhaupt nie wirkliches Leven ge
sie erhob und mit dem Gedanken an
sie abends den Kopf in die Kissen
legte während dieser Zeit
Seele war stumm geblieben.
Nicht allein, daß all seine tiefe Lei
denschaft, seine Anbetung vor dieser
sung, eine Geste des Staunens, halb
des Grolles gehabt. Das war alles.
Shirley kreuzte jetzt die Plaza.
vornehmen Häusern vorbei, Kirchen
blickt. Bis «r sich plötzlich von hasten
den Menschen umgeben -sah, und der
riß?
Es schien ihm eine Unmöglichkeit,
jetzt nach Hause zu gehen, obgleich
eine schmerzliche geistige Müdigkeit,
lehnen müssen.
Die Sehnsucht packte ihn, Menschen
zu sehen, gute Freunde, mit denen er
ten. Wenn er die beiden suchte
Fünf Minuten später hatte Shir
ley den Broadway erreicht, doch wo
lebt. Zum erstenmal hatte er damals
einem Menschen sein Herz erschlossen,
weil das Leben so hoffnungsvoll vor
Unschlüssig blieb er stehen.
Warum war er gerade hierhergekom-
Eine Stunde schlich hin, die große
Halle hatte sich fast völlig entleert,
nur ab und zu gingen Damen und
Shirley fuhr auf und starrte die
, Erschlagen. unfähig, sprechen.
paar Minuten rollten vorbei, dann
trat er ins Freie, winkte eine
Droschke heran und fuhr nach Hause.
Eine bleierne Müdigkeit hatte ihn
gepackt; kaum entkleidet, sank er in
» » »
Und während dieser Zeit stieg im
Hause des Colone! die lärmende, un
gebundene Fröhlichkeit immer höher
und höher, als wären alle guten Gei
ster des Frohsinns entfesselt worden.
Der Sekt, der in Strömen floß, und
gebaut, taten ihre Schuldigkeit.
Kein Mensch dachte an Shirley,
der einen Moment im Mittelpunkt
Lebende hat recht
Auch aus Cynthias Geist war er
längst entschwunden. Ein paar Au-
Oh^er
Step, sür das junge Volk ein Signal
zum eiligen, lachenden Aufbruch.
Denn für die Jugend bleibt der
Tanz doch immer der Gipfel.
Der Colone! reichte Nellie Türck
den Arm, die nach ihrer glänzenden
sprühte Nll 'h A
geln nach Hubbard geworfen, aber
dieser Stockfisch biß auch heute nicht
an. Dann erinnerte sie sich wieder,
daß sie beschlossen hatte, ihn zu
schneiden, und sie ließ ihn gewähren
nahe auffällig.
Jim Hubbard tanzte nicht. Mit
einer großen Zigarre hatte er, als das
vorderen Salons verkrochen und
schaute in behaglichster Stimmung
dem Treiben zu. Dieser lauten Ju
gendlust, die sich so ganz ohne Rück
halt gab.
einer rosigen Glut überhaucht ein
neuer Tanz hatte soeben begonnen.
Hubbard sprang aus, um ihr ei
nicht, Mr. Hubbard?"
die Torheiten der Gesellschaft?'
„Behüte," wehrte er ab. „Warum
sollte lch habe sogar oft ge-
Fächer, der an ihrer Seite hing und
öffnete ihn. „Wenn es Ihnen recht
ist, so fetzte ich mich ein wenig zu
legte seine Zigarre in den
Behälter des Rauchtisches, der in sei
ner Nähe stand, faltete die Hände in
einander und beugte sich zu ihr Hin
nichts; sie sah nur, wie seine Atem
züge rascher gingen.
„Sehen Sie, Ihre Nähe zu atmen,
das ist schon der köstlichste Genuß
dieser Welt." Hubbard gewahrte ein
leises Steifen ihrer Gestalt. „Nicht
„Ich werde Ihnen erklären
Während all der Jahre, die ich da
oben zugebracht habe oft Wochen
rung, ha! mir hundertmal dieses Bild
hier vor Augen geschwebt In mei
ner Natur ist stets ein Stück von ei
nem .Träumer gewesen ein mütter
liches Erbteil. Ich habe mal gelesen,
daß der Verhungernde in stinen
Träumen Orgien feiert, hochgefüllte
Tafeln sieht sehen Sie, so unge
fähr war es mir. Ich hatte nichts,
man kämpft und dem Tod ins Auge
Plötzlich schwieg Hubbard. Die
Musik, die leise seine Worte begleitet,
Unruhe starrte sich hin.
„Darf ich weiterleben ?"
Er las wohl Bejahung in ihren Mie
einemmal war es wieder in mir
lebendig, das alte Bild. Nun war
es plötzlich Wirklichkeit geworden
rück. Sie betrachtete sei
nem Antlitz lag ein tiefer, stiller
Ernst, etwas Weiches, Rührendes,
herrschte. Sie waren jetzt ganz allein
im Zimmer, wilde Musik tönte aus
dem Hinteren Salon.
„Nein?" wiederholte er. „Was
soll ich noch hinzufügen, Cynihia?
Augenblick gefühlt, w.e ich Ä>e
Auch Cynthia hatte sich jetzt erho
bung " 'ch ' H
„Nicht jetzt ich kann nicht ich
weiß nicht " Sie tat einen
Schritt von ihm weg.
„Ich bitte Sie nicht, mir jetzt zu
antworten, lassen Sie mich Ihnen
Ein leises Nicken ihre Hand hob
sich, er ergriff sie mit seinen beiden
mächtigen Tatzen, ein fester flüchtiger
Druck.
Dann sah er sie durch die Flügel-
Jim Hubbard sank wieder avf den
Sessel zurück wie ein zur Salz
säule Erstarrter, wie ein Mann, der
eben an seinen Sinnen vorbeige
rauscht ist, noch nicht fassen kann.
Jetzt hatte das Glück ihm das
Letzte gegeben, ihn ?uf den Gipfel ge
führt. Es war die Krönung seines
Lebenswerkes das köstlichste Ge
schenk eines allzu gütigen Geschicks,
für das man einfach dankbar zusein
gen eines starken, g»qden Naturmen
sche». Am liebsten hätte er sein
Glück hinausposaunt, allen Mitgeteilt
überfluteten, schwatzend,
kleine Bosheiten, Banalitäten sagend,
hatte er Angst, ergriff er die Flucht.
Er sich Hut und Rock reichen
sie gehen wollen das ist nicht fei
ner Ton. Bis zur Tür begleitete er
den Gast dann lächelte Jameson
Zwölftes Kapitel.
Die Welt sah nicht mehr so hell
Wiederkehr.
Bühne vor ihm stand; jedes ihrer
jede Geste sah er, jeden Blick. Die
ruhige, kühle, endgültige Ablehnung
ohne daß ihm das Blut ins Gesich!
Also dies Buch geschlossen los
auch wenn er nur ein paar Stunden
geschlafen hatte. -
.Sie übertreiben es ein wenig,
mein Lieber", warnte Jansen ihn
eines Abends. Doch Shirley schlug
leichtfertig die Warnung in den
Wind.
.Mein Wort darauf."
Cynthia, ich meine, als die leben
den Bilder gestellt wurden, des Mo
ments, als Jim Hubbard von den
Cynthia, gestellt wurde?"
Kommentare dazu."
„Jawohl und Sie haben recht
gehabt."
„Ich verstehe nicht —"
kommen, daß immer noch -ine ve»
borgene Hossnung ganz in der Tiefe
schlummert, die ein plötzlicher Ruf zu
boren hat. Man hat Beispiele
in der Weltgeschichte, ich erinnere
nur an Desdemona und Othello.
Weiberliebe hat schon viel seltsamere
Sprünge gemacht. "
Auftreten der Großstadtkultur, den
wachsen, denn alles bei ihm lag in
der Tiefe; nichts schien ihm kleiner
und verächtlicher als die Sucht zu
hatten.
Die Welt hatte er erobert und
auch sie unter seinen Bann gezwun-
Worte sah, suhlte sie, daß ihr Wider»
Vielleicht daß er nicht das Ideal
die Verlobung zu veröffentlichen, auf
Cynthias Bitte aber faßte er sich in
trat, für seine Tochter erhofft hatte?
Westens, Cowboy, Goldsucher,
sellschaftlichen Verlehr leine Schwie
die Neuigkeiten des Marktes, Nach»
Tage ans Bett gefesselt der Teufel
Auch Cynthia war es nicht entgan
gen, aber stets hatte der Vater sie
kurzerhand abgewiesen, wenn sie
Schmerz verbeißen.
(Fortsetzung folgt.)
Liir <tte Kiicde.
Gedämpfte Nieren (Kid
ney Stew). Eine Rindsniere
schneidet man der Länge nach durch,
entfernt das in der Mitte sitzend«
Fett und schneidet sie in Scheiben?
bestreut si« mit 1 Teelöffel Salz,
Teelöffel Pfeffer, vermischt alles gut.
2 Unz. Butter läßt man mit 2 Etz»
löffel fein gehackter Zwiebeln 4 Mi«
schwitzen, gibt die Nierenstücke hinzu
und läßt sie zugedeckt 5 Minuten
dünsten, dann streut man einen Eß
löffel Mehl über die Mischung, rührt
2 Minuten, gibt eine Toste Fleisch
brühe oder Wasser hinzu und läßt
das Ganze noch 5 Minuten kochen.
Man kann halb Sherrywein, halb
Bouillon nehmen, oder Rotwein und
Fleischextrakt, wenn man Wasser statt
Fleischbrühe nimmt.
Gedämpfte Hühner mit
Champignonsauce. Zwei gut
gereinige junge Hühner werden in
etwas Brühe (im Notfall Wasser)
nebst Speck- und Schinkenscheiben,
Wurzelwerk, einigen kleinen Zwie
beln, Salz, Pfefferkörnern und et
was Zitronensaft langsam weich ge
dämpft. Indessen putzt man 1 Pfund
Champignons, schneidet sie in
Stücke, dünstet sie in etwas Butter,
streut Mehl darüber, gibt etwa»
Wasser, ein halbes Glas Weißwein
und den Saft einer Zitrone dazu,
verkocht alles zu einer guten flüssigen
Sauce, die man noch mit einem
Teil der durchgeseihten Brühe, in
der die Hühner gedämpft wurden,
vermischen kann. Die Hühner wer
den zerlegt und die Sauce darüber
gegossen.
Hühner - Bouillon. Man
kann dazu ein älteres fleischiges Huhn
verwenden, das man sauber reinigt
und in Stücke schneidet. Diese setzt
man mit kaltem Wasser auss Feuer,
läßt es langsam zum Kochen kommen,
gibt eine Zwiebel, eine Porreestange,
ein Lorbeerblatt, eine kleine Handvoll
Petersilie hinein, nebst etwas Salz,
und läßt langsam so lange kochen,
bis das Fleisch von den Knochen fällt.
Beim Aufsetzen der Suppe ist es rat
sam, nochmal soviel Wasser hinzuzu
gießen, wie man Brühe zu haben
wünscht, da das Wasser beim Kochen
verdampft. Wird dann immer fri
sche! Wasser nachgegossen, so be
kommt man nur eine dünne wässerig«
Brühe, und keine kräftige Bouillon.
Sobald die Brühe fertig ist, wird sie
durch ein Sieb gegossen, nach Salz
abgeschmeckt und von allem Fett be
freit.
Gedämpftes Rindfleisch
mit saurer Sahne. 2 bis S
Pfund gut geklopftes, mürbes Rind
fleisch wird in einen Tiegel gelegt und
ein bis zwei Scheiben geschnittene
Zwiebeln, einige Speck- und Schin
kenscheiben, ein Eßlöffel voll gehackter
Schnittlauch, eine zerschnittene Ka
rotte, Salz, Pfeffer und Quart
fette, saure Sahne, sowie drei bis
vier Eßlöffel Rotwein dazugefügt.
Man läßt das Fleisch im Ösen oder
auf dem Feuer 3 bis Stunden
dämpfen, nimmt es heraus, rührt die
Sauce durch ein Sieb, verkocht si«,
wenn nötig, mit etwas Zitronensaft,
um sie über das Fleisch zu füllen.
Amerikanische Tomaten
sauce. Die abgewischten, durchge
schnittenen, von Mark und Kernen
befreiten Tomaten werden mit But
ter, einem halben Lorbeerblatt, wei
ßem Pfeffer und Salz weich gedün
stet. Diese Masse verkocht man mit
in braun geröstetem Mehl,
maten auch in Heller, leichter Brüh«
weich dünsten und statt des Pfeffer»
Beefstea k p a st et e. Dazu muß
man sich eine leere Blätterteigtimbale
vorerst backen. Zwei Pfund Rinder
filet werden in kleine Beefsteak» ge
schnitten, tüchtig geklopft ünd mit
Pfeffer, Salz und Pastetengewürz
bestreut, dann rasch In reiner Butte«
einige kleine Schalotten gargemacht.
Nun legt man die Beefsteaks in die
Timbale, dazwischen Oliven, Cham
pignons, Krebsschweischen, Zwiebel
chen usw. und gießt die mit saurer
Sahne fertig gemachte Beefsteaksauc«
Worchestersauce darangegeben hatte.
In der Timbale im Ofen heiß wer
den lassen.
Eine Tagesarbeit. In
der Sommerfrische kommt früh mor
gens ein Herr zum Bader: „Können
nicht einen Zahn ziehen?"
trr, „muß jetzt fort und komme erst
am Abend wieder heim; aber der
Lehrbub kann ihn einstweilen ein
g H Z
Ein kleines Mißver-
Gatte: .Geh, Alt«, der Herrgott
Mantels ist ja noch schlechter!"