Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 24, 1914, Image 2

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    Des Meistere Sdlnendu».
Heller Jubel herrschte in dem
.Äreise der jungen Evastöchter, die
Pch wöchentlich dreimal im Atelier
Franz Wahrmunds zusammenfan
den, um sich vom Meister neue We
ge in das Land der Kunst weisen
zu lassen. Er war ein strenge,,
ober ebenso ein prächtiger Führer
gen Hilligenlei. Nicht von der ner
vösen Hast besessen, die den be
herrscht, der ums Brot arbeitet, son
dern in abgeklärter Ruhe die Schü
lerinnen an der Hand nehmend, wie
«S eben nur ein Gottbegnaderri
Zann, der unterrichtet, weil es ihm
Freude macht, von seiner Göttin zu
reden, ihre Gaben anderen mitzutei
len.
Marthe Wissinger stürmte in die
Garderobe, die man den Schülerin
nen am anderen Ende des langen
Flurs angewiesen hatte.
„Kinder! Für Euch habe ich
heute etwas ganz besonders Herrli
ches. Unser Meister ist ein na
ein Goldkerl, mit einem Wort!"
„Was? Warum? Wieso? Spre
frohen Bolschaft.
„Ihr habt gar leine Ahnung!
Solch glänzende Idee kann nur
Das war sein Spitzname, den die
Begeisterten ihrem Meister gaben.
Er war von früheren Kursen iiber-
GLte, die aus des Meisters Herz
in die jungen Herzen übersprang,
und die viele als kostbarsten Ge
winn aus der Lehrzeit bei ihm mit
hinaus getragen hatten. Künstler
und Mensch war er. Aus Wärme
«nd Innigkeit waren seine Werke ge
schaffen, Wärme und Innigkeit wohn
te in seiner Brust.
„Sage doch! So spreche doch
Marthe!"
Die sechs anderen baten und bet
telten, aber Marthe hielt noch zu
rück, lächelte vielveryeißend und
schürte so das Feuer der Erwar
tung. Endlich aber war es genug
des neckischen Schweigens.
»Denkt an, Kinder, er nimmt uns
morgen mit nach —"
Wieder ein berechnetes Zögern,
wieder erneutes Drängen.
„Wir fahren morgen nach Eise
nach, zur Wartburg."
Nun war das Heil gekommen. Ein
Jubelsturm brach los, und Hand in
Hand tanzten die Schönen im Zim
mer einen tollen Wirbelreigen. Zur
Wartburg, um in freier Natur den
Alick zu schärfe», die Hand zu üben,
das war freilich ein Ereignis für
heiße Mädchenherzen.
Sollte es noch Zweifel geben, so
waren sie bald verflogen, als Meister
Franziskus im Atelier dann die of
fizielle Botschaft gab:
„Morgen früh Abfahrt! Vierzehn
Äage nach Eisenach! Für die Ge
nehmigung der Eltern habe ich be
reits gesorgt, auch das Reisegeld ist
für die böse Sieben eingetroffen. Ich
verwahre es."
Nur ein Mann vom Schlage
Franz Wahrmunds kann den Sturm
«iner solch bösen Sieben aushalten.
Sie flogen ihm in die Arm- und
schüttelten ihn durch. Nach Atem
ringend machte er sich endlich frei.
Ein sonniges Lachen ging über die
Züge des Vierzigjährigen, und um
die Lippen zuckte es schelmisch, so
daß der lange, blonde Vollbart vor
Hellem Vergnügen mitwackelte.
Er hatte da das Richtige getrof
fen. Nun gings an die Arbeit, aber
-es wollte nicht so recht von der Hand.
Aennchen Meiburg übertünchte sogar
im Taumel des Glücks ihr Rosen
stilleben mit einem Brei von Zinno
ber und Chromgelb, der für zwölf
Kolossalgemälde „Abendhimmel" aus
streicht hätte. Der Meister sah ein,
daß mit den Sieben nichts anzufan
gen war, und bald stürmte die wilde
Schar aus der Villa hinab, den»
noch galt es ja, dies und das vor
zubreiten zur Reife. Marth« Wis
singer gedachte sich, ein fesches Lo
denlostllin anschaffen, denn man
würde doch auch einige Wanderungen
machen. Sie hatte die fünfzig Marl
schon lange für diesen Zweck zurück
geht.
am Bahnhof traf man mit dem Mei
ster pünktlich zusammen. Westwärts
trug der Schnellzug die Glücklichen.
Halle, Wnßensels, Naumburg flö
tete sich in weiter Ebene, Gotha, die
freundliche Residenz, grüßte. Rechts
die Hörselberze bei Wutha, linls
drüben schon auf der Höhe das Bur
schendenkmal, und da hielt das
schnaubende Dampfroß Eifenach!
„Kinder! Hier haben sie für uns
geflaggt!-
Es war Lotte Degener, die dai
rief. Alle lachten, und schienen fast
daran zu glauben. Aber Meister
greß den anderen jqgt so hat man
gleich glatte Arbeit gemacht und siix
ständige Veflaggung dieses Are de
Triomphe gesorgt."
der Karawane herlief.
„Na, Junge, was denkst Du, wir
wollen die Wartburg neu anstrei
klang es zurück.
„Weißt Du auch, wer wir sind?"
„Malweibsen seid Ihr, Weiler
»lischt!"
Also sprach Zarathustra-Eisenach
und verschwand grinsend.
Gens, die sind nicht auf den Mund
gefallen." '
Im Hotel wurde zunächst große
der der Meister in edler Freigebig
keit einige Flaschen leichten Mosels
beisteuerte als Willkomm in Ei
senach, weil die Stadtverwaltung es
vergessen haben mußte, wie er sag
te. Der Rest des Nachmittags galt
Sie verstehen diesen Wink."
Der Meister hatte es gesagt, und
wachte nun auch darüber, daß die
Möglichkeit zum Plagiat nach Kräf
ten ausgeschlossen war.
Andern Tages wanderte man zur
Burg hinauf. Die Staffeleien und
Malkästen waren auf kleinen Maul
tieren, die bereit standen, verpackt
worden, und der Obhut eines Bur
schen anvertraut. Wahrmund und
seine sieben Elfen pilgerten erst ge
gen das Annatal, taten einen Blick
in die romantische Drachenschlucht,
und unternahmen dann von dort den
Aufstieg. Was gab es da nicht alles
zu schauen! Hier ging einem so recht
dH Herz auf, und als die Wart
burg, die trutzige, drüben auf steilem
Kegel emporragte, als ihre Türme
grüßten,- da brach ein Jubelruf her
vor, daß dem Blondbärtigen das
Herz im Leibe lachte. Er ging
mit der Jugend, die Jugend war
sein, und er war jung.
Zunächst dachte kein Mensch an die
Arbeit, wegen der man hergekommen
war. Eine Sonderführung durch die
Burg war wohlweislich allem voran
gesetzt, denn zunächst mußte man
doch die Neugier befriedigen. Der
Meister kannte seine Pappenheimer.
Des SLngersaales Herrlichkeit er
schloß sich. Schwinds mcisterhasle
Wandgemälde weckten ernsten Aus
tausch und guten Vorsatz, Luthers
Zimmer hoch droben im fernen Win
kel lud zu längerem Verweilen, unv
in der Rüstkammer fand sich man
ches Modell zu einem Bilde aus der
Ritterzeit, das schon lange in dem
einen oder anderen Köpfchen spukte.
Die Besichtigung war beendet, und
ein kleiner Imbiß kam nicht unge
legen. Vom Erkerzimmer der Wirt
schaft hatte man einen prächtigen
Auslug ins tiefe Tal. Dort unten
krabbelten die Menschen, und durchs
Gelände zog der blanke Schienen
strang.
Der Meister hatte sich entfernt, um
einstweilen Umschau zu hallen, wo
er die jungen Künstlerinnen im
Burghof unterzubringen hatte. Leicht
wollte er ihnen die Aufgabe nicht
machen, das war er sich und ihnen
schuldig. Wer bei Franziskus dem
Großen studiert hatte, hatte immer
etwas mit ins Leben genommen.
„Kinder! rief Lotte Degener la
chend in die Runde, einen Haupt
spaß hatte ich gestern abend im Ho
tel."
„Erzählen! Erzählen!"
Die Sieben rückten zusammen,
als gelte es ein besonderes Geheim
nis. Ein Hauptspaß in einem Ho
tel, nun das mußte schon etwas sein.
„Denkt Euch an! Ich komme von
ungefähr mit dem Zimmerkellner ins
Gespräch, und er fragt mich allen
Ernstes, welche von den Damen die
Frau Gemahlin des Herrn Profes
sors sei. Ist das nicht köstlich?"
»Na und?"
„Na, was denn! Er wollte «s
wegen der Zimmer wissen."
Lotte kicherte, Aennchen kicherte,
alle lachten, nur Marth« Wissinger
dlieb ernst und sprach verweisend:
„Aber Mädels, wer kann über eine
solch einfältige Frage sich lustig ma
chen?!"
„Ah! Seht da! Die brave Mar
the! Als ob man bei Franziskus
nicht mit Recht annehmen dürfte,
daß er in Ehefesseln schmachte."
„Ihr seid böswillig und ein
gebildet! jawohl! Protestiert nicht!
„Wie? Wie? Nun, indem er
sie heiratet."
Das war die leichte Antwort Lot
tes. Einfach schlagend in ihrer
Selbstverständlichkeit, doch Marth«
nicht überzeugend.
„Mit solchen Dingen spaßt man
,h g ,
Da stand Marthe Wissinger auf
Blut in die Wangen gestiegen.
Di« Rollen waren verteilt. Im
engen Burghof faßen die Sieben und
es Lob, bald leisen Tadel.
stet doch nicht die Welt. Und Sie,
ist denn das? Fräulein Aennchen!
Sofort lassen Sie das Berliner Blau
verschwinden. Ultramarin! Wärme!
stand, und beim tönenden Schritt
erschreckt, fast zusammenfuhr. Meist
nahm er seinen Platz so, daß nie
s«n Sie ohne mich speisen," verkün
dete der Meister eines Tages, als
man zur Rückkehr zur Stadt rüstete.
Ich habe hier einen lieben Freund
den festhält. Wir möchten vnen
Bummel nach der Hohen Sonne ma
chen. Entschuldigen Sie mich, bitte."
komme, und der ihm eigenen humo
ristischen Art von der Abendwande
rung erzählte.
„Kinder, eines scheint mir am
Meister doch sonderbar."
zu grübeln.
»So? Das wäre?"
„Nun, habt Ihr nicht beobachtet,
daß er wie ein Zerberus über sein
Shzzenbuch wacht? Hat er nicht
sonst Freude daran gehabt, uns Ein
blick in sein Schaffen zu gewähren?
Jetzt sieht man nichts von alledem."
»Das ist wahr! Sonderbar! Ja,
ganz sonderbar!"
So schwirrte es durcheinander. Und
Meinungen da, Meinungen dort.
„Wißt Ihr was?" fragte Aenn
»Na, Kleine, was hast Du für
einen schlauen Gedanken?"
»Ich meine, wir begehen kein Ver
sichersten Quelle Gewißheit verschaf
fen."
„Willst Du ihn etwa fragen?"
führt -kein Weg Wir holen
uns das Heiligtum herunter."
Marthe fuhr erregt empor:
»Seid Ihr toll? Aus seinem Zim
mer?"
„Aber was sonst? Die Tür ist
nicht verschlossen."
„Ich protestiere gegen solches Un
terfangen!" rief Marthe, und in
ihren Äugen leuchtete ein heißes Feu
er.
„Und ich gehe und hole das Buch!"
Lotte war aufgesprungen, unv
schon fiel die Tllr hinter ihr ins
Schloß. Es dauerte nur Sekunden,
Großen!' H-'l'gwm des
Jubelnd streckten sie die Hände
darnach auZ, doch Warthe Wissinger
war schneller als sie alle. Ein Ruck,
und sie hielt des Meisters Buch iest
an sich gepreßt.
.Seid Ihr toll? Kein Mensch
rührt mir dies an!"
„Ja, weiß Du denn, daß darin
Geheimnisse verborgen sind? Laß
doch die Narretei, Marthel Gib!"
Aber die Bitte war vergebens. Nie
hatten sie die stille Marth« so gese
hen. Ein empörtes, ja wildes La
chen stieß das Mädel hervor:
„Ich verachte Euch, wenn Ihr
das tut!"
So rief sie in die Schar, und
ioum wußte man, was geschah, da
und barg das Buch unter sich. Eine
Minute starren Schweigens folgte.—
Da, ein unterdrückter Ruf des
Schreckens Franz Wahrmund
stand unter der Tür.
So klang es in die Stille.
Nun hörte ihn Marthe, und
das Buch krampfhaft umfassend, tau
melte sie zurück.
Der Meister überschaute die Si
tuation; eine starre Blässe stieg in
sein Gesicht.
Dann kam es tonlos von seinen
Lippen:
„Wollen die Damen sich bitte auf
Ihr Zimmer begeben. Sie Fräulein
Wissinger, schenken mir noch einige
Minuten, bitte."
„Gute Nacht!" entfernt hatten.
Warthe hatte ihre Ruhe zurückge
wonnen. Ein stolzes Bewußtsein lag
in ihren Mienen. Ungewißheit ader
flackerte in den Blicken Wahrmunds.
„Sagen Sie mir, Fräulein Mar
the, was ist hier vorgegangen?"
Sie trat näher, kein Zeichen der
Erregung war mehr an ihr, als sie
ihm offen und frei bekannte:
„Meister, haben erfahren wol
len, was Sie in diesen Tagen In
dies Buch niedergelegt haben."
„Wer sollte es erfahren?"
„Sie alle!"
„Nun, und Sie, Marthe?"
„Lotte Degener holte das Buch,
ich habe es ihr entrissen, denn ich
meine, es ist eine Tollheit, zu "tun,
was der Führer, der Meister nicht
will."
„Und hat jemand Einblick in das
Buch erhalten?"
„Nein! Ich hätte mich schlagen
lassen, ehe ich es hergab."
„Fräulein Marthel Fräulein
Marthel"
„Was ist, Meister?"
„Auch Sie wissen nicht um den
Inhalt dieses Buches?"
„Wie sollte ich. Meister?"
„Herrgott! "
Der Mann sank auf einen Stuhl
und barg das Gesicht in beiden Han
dels. Das stolze Weib aber stand
regungslos, und ein Blick, so seltsam
heiß, glitt über den Sitzenden vor ihr.
Drückend war die Stille im Zim
mer. Da erhob sich der Meister,
nahm ihr das Buch aus den Händen
und sprach, ihr voll zugewandt:
„In dieser Stunde soll die stolze
Verteidigerin erfahren, was für ein
Geheimnis in diesen Blättern ruht."
Und er löste die Bänder und
schlug es auf.
Hell glitt das Licht über das
Weiß des Blattes. Da stand inmit
ten rankender Zweige ein schlankes,
schönes Weib, und darüber in star
ker, wuchtiger Handschrift des Man
nes: Mein Traum!
Und das Weib war sie!
Ein Zittern lief durch ihren Kör
per, ein leiser Schrei stieg auf, sie
sah glühende Flammen um sich, sie
wankte. Aber der Mann, der hohe,
blonde, fing sie in seinen Armen
auf.
„Das ist das Geheimnis."
Da lag ein schluchzendes Mädchen
cn seiner Brust.
» « «
Aber es gibt immerhin eine in
unserer Runde, die ich mir als Frau
Professor Wahrmdnd sehr wohl vor
stellen könnte, eine Künstlerin, eine
ernste und schöne Frau Professor.
— Auf der russischen Ei
men?"
„Schaffner: „Nein, Herr! Aber auf
dem Bahnhof in Moskau ist eine gro
ß« Uhr, da können Sie gleich nachse-
hen, wenn wir dort sind!"
—GI atteAus I u n s t. Stu
men. In der Bedrängnis telegra
phiert er an den Onkel: „Wo bleibt
das Geld?" Und prompt erhält er di«
Antwort: »Das Geld bleibt hier!"
ckorgenlsntlllcver Alltz.
Der Orientale hört ungemein gern
Schwänke erzählen. Taufende der
lustigsten und geistreichsten beschichten
sind im Volk gang und gäbe und
ges den Gesprächstoft des Basars
oder der Männer, die an langen
Winterabenden in einem oder dem
andern Haus zusammenkommen.
Schon in den ältesten Zeiten wurden
Sammlungen solcher Anekdoten ange
legt. Der Richter, der geriebener ist
als die Diebe seines Bezirks, dir
habsüchtige Kaufmann, besonders auch
der furchtlose Untertan, der sich durch
eine treffende Antwort die Gunst sei
nes blutgierigen Sultans zu sichern
weiß das sind stehend« Figuren
auf dem Schachbrett des orientalischen
Wort- und Rätselspiels.
Die Phantasie des Morgenländers
beschäftigt sich am liebsten mit den
volkstümlichen Gestalten der Ge
ger Suleyman einer ihrer Lieblinge,
ebenso die Kalifen Harun-al-Raschid,
Mansur und Mehdi. sin ganzer
Kranz von Schwänken windet sich
den Worten: „Dieser Mensch Bu
H
neu. Ahmed Mahinich, Nazim, Se
radisch, Hastm Mufti, Hajrovich,
Hadfche Sade, Server und viele
köstlichsten Geschichten aus dem Volks
alten arabischen Literatur, zutage ge
fördert. Eine Blütenlefe davon möge
hier Platz finden.
Der Kalif Mehdi saß mit seine:»
Neffen Jessid Mansur, da trat der
Als er geendet hatte, fragte ihn der
junge Jessid: „Was treibst du für ein
Gewerbe, Alter?"
der Blinde.
Jessid erzürnte die Auskunft
erschien ihm frech und höhnisch
allein der Kalif beschenkte den Sän
ger und sprach zu seinem Neffen:
„Wenn du siehst, daß ein Mann
alt ist, blind ist und singt und
du fragst ihn dann noch nach feine»!
Gewerbe, so hat er recht, wenn er dir
antwortet, wie es Beschar Dirar ge
tan hat."
« » «
Der Kalif Mansur unterhielt sich
niit seinem Wesir Rebi über die Ver
gänglichkeit der irdischen Dinge.
„Aber, Kalif, der Tod ist ja der
selbst betrogen.
Die Stute Skalawi, der Allah das
Glück beschieden, seinen Abgesandten
gesandten betrügen könnte.
»Mein goldener Heiliger", sprach
cr, „wenn du errätst, was man zu
Hufeisen."
„Gut", sprach Mohammed alejhi
selam —, „ist das so schwer zu er-
Zange/
„O nein, Heiliger! Sieh' her ist
dein Pferd gut beschlagen?"
„Es könnte gar nicht b?sscr be
schlagen sein."
selam nach seinem Beutel und
zahlte soviel, wie sonst sechs bezah
len.
Am Abend geleitete der kaiserlich«
sers und erbat von ihm die Hand
des Töchterleins.
„Gern", sagte der Alte, „will ich
reich und mächtig bin? Denn
höre, Alter ich bin deines Kaisers
ältester Sohn."
Allein es nutzte nichts, der Alte gab
nicht nach, und der Prinz mußte sich
war der Kaiser selbst
ließ ihn herbeiführen und fragte ihn
nach dem Grurld seines seltsamen Be
nehmens.
Der alte Mann konnte nun nicht
anders und mußte erzählen. Er
Worten:
und doch von einem Handwerk wei
terleben kann. Damit dein Sohn nicht
hilflos dastehe, wenn er einmal sei»
Reich verliert, habe ich ihn veranlaßt,
ein Handwerk zu erlernen."
Von dem Liebreiz der Tochter er
weicht und von der Erzählung des
Alten gerührt, «rhob der Kaiser sei
nen einstigen Feind zum Mitregen
ten.
Sl>amd«rl«in «n» »i« crchi»«»«».
Bon Ehamberlain weiß eine eng
lische Zeitschrift eine hübsche kleine
Anekdote zu erzählen. Der berühm
te Politiker und Redner hatte be
kanntlich die Gewohnheit, sich seine
großen Reden einzuüben; dann schloß
er sich in sein Zimmer ein oder ging
in entlegene Winkel seines schönen
Gartens oder seiner Treibhäuser, um
in der Einsamkeit mit Macht loszu
legen und die Wirkung gewisser
Kraftstellen und gewisser Gesten zu
erproben. Freunden konnte es bis
weilen geschehen, daß sie Chamder
lain überraschten, wenn er mutier
ten apostrophierte.
Eines Tages geht Joe in seinen
Treibhäusern spazieren, um seine ge-
Plotzlich bleibt er stehen, beugt sich
gebrochen ist?"
„Doch, doch," versichert der Gärt
ner etwas verlegen.
schweigen", sagte der Gärtner zö
gernd.
Ehamberlain glaubte seinen Ohren
Ehamberlain blickte eine Weile wie
fassungslos vor sich hin, dann muß
te er selbst lachen. Fortan aber ver
mied er es, seine Redeproben in allzu
großer Nähe feiner Orchideen vorzu
nehmen.
Kindermund. Nun,
Elschen. wie geht's denn zu Haufe?
Ich danke, wie liegen in der
Ll»s dc» Mnud geklopft.
Herr Müller besaß jene unangenehm
me Eigenschaft soll man sie Neit
»der Mißgunst nmnen die keinem
andern allein etwas gönnte. Alles
was ein anderer gehör« oder geseher
hatte, wußte oder besaß, das wußt«
und besaß Müller auch, hotte ei
ebenfalls gehört «Her gesehen. Ost'
inals hatte man sich über ihn dar
um schon geärgert, da er am Stamm
tisch aber sonst ein fideler Kerl war.
hatte man ihn gewähren lassen. Ei
nes Tages fand sich aber vorüber
gehend ein Fremder im „Goldenen
Hirsch" ein, der ts verstand, mit ei
ner bösen Lektion dem guten Müller
seine „Ich auch"-Manie abzugewöh
nen. Und das war so gekommen.
Der Fremde erzählte von einer Reise.
„Vor acht Tagen war ich in Pa
ris." Müller rief dazwischen:
„Ich fuhr dunn über Brüssel."
„War ich auch schon!" „Köln".
„Kenn ich auch!" Hannover."
„Da war ich schon auf der Schu
le!" „Direkt in die Irrenanstalt
nach Berlin." „So? Na. - . '
Versteckt.
Der Onktl besucht seinen studieren
den N«ffen. Er hat schon mehrere
Kneipen abgelaufen, ohne ihn zu fin
den. Endlich geht er in die Woh
nung und trifft ihn auch wider Er
warten dort, respektive in seinem
Studierzimmer. »Du hast
doch gewußt, daß ich heute eintreffe",
meint der Onkel hocherstaunt
„warum versteckst Du Dich vor
mir?"
Aus der Schule. Der Leh
rer führt den A-B-E-Schützen den
K-Laut vor und benutzt als Anschau
ung das Wort Kater. Auf seine
Frage: „Wer von Euch hat schon ei
nen Kater gesehen?" erheben sich alle
Hände, und Fritzchen ruft laut dazwi
schen: „Herr Lehrer, Vater hat am
Montag auch 'n Kater gehabt!" .
Besorgt.
gut!"
Ein vorlautes Ding.
Edith: „Mutti, ein Haar von Dir ist
heute ganz grau."
unartiges Kind mich gestern gar so
sehr geärgert hast."
Edith: „Dann hast Du aber als
Kind Deine Mutter gewiß oft geär»
Nachwehe».
»Wie ist Dir Deine erste Zigarre
bekommen?"
„Schlecht Papas ganzer Rohr-