Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 10, 1914, Image 2

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    leügcmöße Letrscdtmig.
' ietz«.
Die Frage, ob die Gefahr für die
Beteiligten an einem Seekrieg größer
s«i. als für die an einem Landkriege,
ist neuerdings vielfach erörtert wor
den, und es herrschen darüber sehr
Widersprechende Ansichten. Die fol
genden Ausführungen dürften dar-
Lber etwas Aufklärung geben.
Wie steht eS mit den wahren Tut
sachen eines Seekrieges? Zum Be
weis feien Einzelheiten aus der See
lriegsgefchichte gegeben. In Deutsch
land weiß man auS Erfahrung recht
herzlich wenig von Seekriegsgeschich
t». Eine Seeschlacht ist weder von
der deutschen noch von der preußi
schen Marine geschlagen worden; wo
gelegentlich unter deutscher oder preu
ßischer Flagge auf See ein «einer
Waffenganq stattgefunden hat, sind
die Verluste an Menschenleben so
außerordentlich niedrig, daß sie nicht
«inmal den Vergleich mit einem be
scheidenen Vorpostengeplänlel der Ar
mee aushalten. Im Gefecht bei
Zasmund waren z. B. auf preußi
scher Seite nur 5 Tote und 8 Ver
wundete, auf dänischer Seite sogar
nur 3 Tote und 10 Verwundete. Da
insgesamt auf beiden Seiten fast
1600 Kanonenschüsse abgegeben wur
den, so fällt auf einen Toten die
ungeheure Anzahl von fast 200 Ka
nonenschüssen. Der „Iltis" hatte bei
Änku 7 Tote. Man wird über diese
Beispiele vielleicht lächeln und von
Jasmund sagen, das war 1864, liegt
also jetzt ein halbe» Jahrhundert zu
rück, jetzt ist das ganz anders, wo
mit einer Riesensprenggranate oder
einem Torpedo Leistungen von ge
radezu elementarer Kraft geschaffen
werden.
Doch zunächst zur Seekriegsge
schichte. Nelson und de Ruyler sind
im allgemeinen die einzigen Admi
ralsnamen, die man in der Schule
Hört, und später befaßt sich au-
Krr den Seeoffizieren fast nie
mand mehr mit SeekriegSgeschichte.
Aus der Nelsonzeit sind die Schlach
ten von Abukir und Trafalgar, viel
leicht noch der Angriff aus Kopen
hagen, von Ruyter ist der Name kei
ner einzigen Schlacht in weiteren
Kreisen bekannt. Aber auch von
Abukir und Trafalgar sind nur die
Namen und die Tatsache in der
Erinnerung, daß Nelson die Fran
zosen besiegte und damit Napoleon
schwer traf. Alles übrige ist dunkel.
Wer weiß, daß etwa zur Zeit des
Großen Kurfürsten die Holländer
«nd Engländer in 18 Seeschlachten
kennt außer Ruyter i.och die Namen
Äromp, Wnssenaer, Cortenaer, Mali
ters und die berühmte Familie
Evertsen. die in dieser Zeit allein
LI Admirale den Holländern gestellt
hat, von denen fast alle den Helden
tod starben! oder die Engländer
Monck, Blake, Deane, Montague,
Prinz Ruprecht und viele andere?
Gefechte sind feit des Großen Kur-
Leibwache oder Bürgergärde waren.
18. Jahrhundert, bis die französische
Revolution das BolkSheer schuf. Die
stellen sich die Verhältnisse zur See.
Jahre IkDB unter Medina Sidonia
36,000 Mann, also nach heutigen Be
griffen keine sehr groß- Zahl. In
den größten Seeschlachten seit dieser
den Partei die Zahl von 30 Tausend
da» sich doch in seiner Politik fast
ganz auf feine Flotte stützt, hat z. B.
einen Personalctat für feine Ma
uirtergeordnete Rolle: um kurz zu
sein, die Reserven einer Marine ge
hören mehr zur Verteidigung als zum
Angriff. Da man in der Marine
sehr vom Material abhängig ist,
der Landkrieg durch eine Folge von
Schlachten als durch eine einzige
große Schlacht entschieden. Aus der
Zahl der vorhandenen brauchbaren
Kampfschisfe (unbrauchbares, veralte
tes Material soll man für die
Schlacht nicht mitrechnen, das dient
nur Verteidigungszwecken in den Hä
fen) und aus der Vefatzungsstärke der
Schiffe läßt sich sehr leicht die Zahl
der Kämpfer errechnen. Auf ein
Schiff, dessen Oberdeck bei den größ
ten Kampfschiffen etwa I>/, preußi
sche Morgen beträgt, gehen einfach
nicht mehr Kämpfer herauf ils der
wird, so ist doch der Platz durch die
zahlreichen Einbauten, Niedergänge,
Schornsteine, Bentilationsfchächte und
eigenen Geschütze äußerst beschränkt.
Die Mannschaft ist bereits gepfercht
Schlacht 30 Groß-Kampffchiffe auf
hat die obige Zahl von 30
Schlachtschiffen in einer Schlacht stellt
aber schon eine obere Grenz: dar.
Das Ergebnis ist kurz dies, daß auch
in Zukunftsfchlachten die Zahl der
Kämpfer auf einer Seite rund nur
Wie steht es nun mit den Verlu
sten in der Seeschlacht? Die SeekriegS
geschichte zeigt, daß die Verluste in
sind. Es war dies die Zeit, wo aus
etwa SV Meter langen schweren Holz
schiffen bis zu 800 Mann mit über
100 Geschützen kämpften, wo auf
nächste Entfernung Breitseite auf
Flotte 449 Tote auf 2? Linienschiffen
standen sogar 33 Linienschiffe mit
2530 Kanonen. Bei Abukir hatten
glänzenden Schlacht bei St. Vincent,
16 englische Linienschiffe gegen 27
spanische, sogar nur 72 Tote, und
203 Tote. Die letztgenannte Schlacht
12^"Tote.^^
Land der Mensch st in der Ma-
der Schlacht zu betrachten sind, und
solchen Schiffen, die mehr abseits
kämpfen, die, durch die Formation
oder Schlußfchiffe, auf d«nen sich
meist Unterführer befinden, stark ins
Feuer. Auf den Admiralsschiffen
häufen sich naturgemäß die Verluste.
In der vorerwähnten Schlacht bei
Trafalgar hatten die Flaggschiffe
Nelsons und Collingwoods, die beide
an der Spitze der angreisenden Ko
lonnen standen, 57 und 47 Toie, die
beiden den Flaggschiffen unmittelbar
folgenden Schiffe 47 und 33 Tote,
das sind auf 4 Schiffen im ganzen
184 Tote, während der Rest von 265
Toten sich auf 23 Linienschiffe mit
durchschnittlich 11 Toten, das heißt
nur etwa einer einzigen Geschützbedie
nung, verteilte, Auf den Flagg
schiffen waren etwa 7 Prozent Tote.
Auch in Landschlachien häufen sich
die Verluste an bestimmten Stellen;
es ergeben sich dann verhältnismäßig
hohe Prozente, wenn beispielsweise
mit Einsetzen aller Kraft ein Schlüs
selpunkt genommen, verloren, wieder
Schachbrett die Hauptkampffigur die
Königin ist, wie ihr Verlust sehr
stark ausschlaggebend für das Spiel
es sich mit dem Admiralsschiff. Hier
liegt der größte Unterschied zwi
schen Land- und Seeschlacht. Der
Admiral führt seine Fotte und be-
Brennpunkt der Schlacht, dorthin kon
zentriert sich die Kraft des Feindes.
Der Feldherr an Land befindet sich
gegen Rußland (nach Suzuki und
Pasqual«), daß etwa 8 Prozent der
Besatzung eines Durchschnittsschiffes
leicht, 8 Prozent schwer und 4 Pro
zent tödlich verletzt werden. Ueber-
Reelings an, sondern auf den Zu
stand' der Kampfplätze, der Ge
schütztiirme und vor allem der Un-
Teil der Außenhaut. Damit lann
allerdings die Gefahr eintreten. dzh
die-Luft-fliegen" von Schiffen nicht
als etwas im Seekriege Alltägliches
hinstellen. Gewiß, eS wird hart, sehr
hart gearbeitet werden müssen, um
ein Schiff, das Unterwasser-Treffer
Erfolg gearbeitet? Jede AngriffS-
Aber die Luftschiff-, die Flieger-,
die Unterseebaots-Gespenster? WaS
seebooten selbst gestattet. In unse-
stößt, hat in bestimmter Absicht be
wollte also den Waffengang, daß
er siegen wollte, ist wohl selbstver
ständlich, Gelegenheit zum Auswti-
Feind finden ließ, dieser mannhafte
Kampfes selbst in der Seele der
Kämpfer seinen lauten Widerhall ge-
Aerpflegungsverhältnisse dem Frie
jislegt weiter. Man bleibt als Ber
mit den Marschstrapazen und den
Biwaks der Armee aus. Zur See
hat man daher auch viele Vorteile.
moderne Riesengeschosse aller Art
>as Festeste, was Menschengeist und
Menschenhand zu schaffen vermag,
Der Doppelmiillef.
.Ach, guten Tag, Heinrich! Wie
geht'S?" Mit diesen in herzlichem To
ne gesprochenen Worten begrüßte Fritz
Wellmann ein«n Verwandten, dem er
der neuesten Mode gekleidete Herr
schien einen Augenblick betroffen zu
sein, dann faßte er sich und reichte
Fritz nachlässig die Hand.
»Danke, es geht," erwiderte er
gleichgültig und fragte dann: „Lan
ge nicht gesehen; wie geht's denn bei
Dir? Zu Hause alles wohl?"
„Danke! Aber immer viel zu tun.
Furchtbar viel Arbeit! Ich muß näch
stens einen Teilhaber suchen, so geht'S
Patent."
„Da gratuliere ich," äußerte Hein
rich. „Und wie geht's der anderen
Verwandtschaft?" fragte Fritz. .Du
Berlin W!" Dabei sah indessen der
vielmehr leuchtete ein gewisser Stolz
aus seinem ehrlichen Gesicht.
«Ach, die lieben Verwandten?" sag
„Na, da geht's wie immer. Onkel
Geheimrat klagt über die Geldausga
ben, Tante Klementine hegt und
pflegt ihre teueren Nerven, ihr Nette
ster, dere Leutnant, trinkt Sekt, die
Töchter malen und sticken und tan
zen."
„Du bist recht satirisch!" lächelte
Fritz. „Na, und bei Helmrichs?"
nämlich umgekehrt, die armen Leute
wissen nicht, wohin mit ihrer Mil
lion! Dann Vetter Egon, der Regie
von seinen angebundenen Bären —,
hat jetzt Pech gehabt, wollte eine klei
ne Millionärin kapern, ist ihm aber
vorbeigelungen."
„So so?" machte Fritz. Nach
Heinrichs Leben fragte er nicht aus
Zartgefühl, wußte er doch, daß der
reiche Junggeselle ganz in jener Ge-
die er eben so iro
einem vornehmen Hause des Westens!
Heinrich Müller. d«r reiche Jungge
selle, war zugegen, er, der
Anders dachte Better Helmrich,»der
Ein Herr, der zufällig ein Stück
mitging, verließ ihn bald mit den
Wort«n: .Sie wohnen in der Vik
toriastraße,' da haben Sie's ja nicht
weit!"
dem nächsten Droschkenhali«platz.
.Warschauerstraße 10," sagte er zu
einem Kutscher, und schnell rollte di«
Droschke .erster Güte" durch die stil-
»Lieber Heinrich, weißt Du, was
heute für ein Tag ist?" fragte ihn
„Ach, was Du sagst, liebes Bert
chen," erwiderte Heinrich zärtlich.
„Ich hatte gar nicht daran gedacht.
Eine lange Zeit!"
„Viel Glück und auch manches
Leid hat sie gebracht," erwiderte Ber-
schönen Arme um ihren Gatten.
„Die Kinder sind in der Schule?"
kragte er.
.Ja, und Du verzeihst, ich muß
Dich einen Augenblick allsin lassen.
.Willst Du Dir denn nicht endlich
ein Dienstmädchen halten?"
„Ach nein, dies will ich Dir erspa
ren", sagte si«. „Die Scheuerfrau
genügt mir. Kostet doch die Erzie-
„Gestalten Sie, ist hier die Gaslei
tung Heinrich, Du hier?"
Heinrich, der im hellen Glänze der
Morg«nsonne seinem Verwandten,
dem Installateur Wellmann, gegen
überstand, war ebenfalls verblüfft.
Zunächst blieb er stumm, dann aber
schien er einen Entschluß zu fassen.
„Bitte, komm herein," bat er, und
Fritz folgte ihm äußerst überrascht
in das einfache Wohnzimmer. „Nimm
Platz," sagte Heinrich. „Es muß
einmal heraus; ich habe die Geschich
te da draußen üb«rdrüjs!g. Also
höre! Vor Jahren heute sind's
sechzehn Jahre heiratete ich —-
„Du bist verheiratet?" fragte Fritz,
indes sein intelligentes Gesicht den
ihm seltenen Ausdruck größten Er
staunens annahm. „Aber wie —"
„Ich war damals," fuhr Heinrich
fort, „als junger Bursche sehr ver
liebt in ein einfaches Mädchen; sie
war Näherin, schön und sehr, sehr
brav, und nebenbei bemerkt sie
ist's geblieben bis auf den heutigen
Tag. Nun, was soll ich lange Wor
te machen, ich heiratete sie. Nun
kennst Du aber doch meine Stellung
meinen Verwandten und Freunden
gegenüber. Kurz, ich spielt« vor ih
nen meine Rolle des Junggesellen
weiter. Geld hatte ich ja genug,
um die Sache aufrecht zu halten —"
„Du hast also," fiel Fritz er
staunt ein, „ein Doppelleben ge
führt?"
„Allerdings," lächelte HeinriH, „ein
Doppelleben. Draußen in Berlin
W. der feudale, schneidige Jungge
selle, immer an der Spitze bei Bäl
len, Routs, In den Gesellschaften,
dem Klub, den Rennen -- und hier
in Berlin O. der gute Familienva
ter!"
~Du hast Familie?"
„Ja, zwei liebe Kinder, ein Mäd
chen von dreizehn und einen Jungen
von elf Jahren. Na, wat feggst De
„Und Du bist nie entdeckt wor
den?"
„Jeden Verdacht wußte ich abzu
lenken. Meist lebte ich natürlich in
meinem «leganten Junggesellenheim
in der Viktonaftraße, soweit mir
die zahlreichen gesellschaftlichen Ver
pflichtungen Zeit dazu ließen. Letz
tere erschwerten übrigens auch die
Kontrolle über mich, ging es doch
niemand etwas an, wo sich der Le
bemann herumtrieb. Mein Name
Müller 's ist ja eigentlich mehr
ein Gattungsbegriff erleichterte
die Sache auch, als Rentier und als
Kaufmann."
.Du bist ja eigentlich auch Kauf
mann," sagte Fritz, „galtest sogar
für eine tüchtige Kraft."
„Ja früher, als ich noch arbeitete.
Das waren glückliche Zeiten. Ich
sage Dir, ich habe diese Vergnügun
gen, Feste, Rennen, diese falsch«
Kunstbegeisterung d«nn im Grun
de verstehe ich nicht viel davon —,
ich habe alles dies so satt! Kannst
Du nicht einen Kompagnon brauchen,
Du äußertest doch neulich sowas?"
„Lieber Heinrich," sagte Fritz, in
dem er seinen Verwandten offen an
sah, „wenn es Dir voller Ernst ist
mit dem Umsatteln, dann nehme ich
Dich gern auf. Dein Geld allein,
so schätzbar es mir ist, nützt mir ja
interessanten Mitarbeiter. Natürlich
würde ich nur einen T«il Deines
Kapitals brauchen, sicher steht es,
mein Geschäft geht fortdauernd in
die Höhe."
.Nun denn," sagte Heinrich, „hier,
meine Hand! Ach, da kommt ja mei
ne Frau zurück. Hier, Berta, mein
Better Fritz!"
»Nun, was habt Ihr denn zu
Heinrich gesagt?" fragte einige Zeit
Tone des Abscheus den Better Helm-
„Der Kerl ist verrückt," erwiderte
der Millionär, „ist verheiratet und
nicht die Mittel dazu."
denc!" flüsterte die Geheimrätin.
„Sie wohnen jetzt drinnen in der
Stadt, in der Näh« des Geschäfts
Gasglühlicht! Wir haben si« na
türlich gar nicht empfangen, als sie
uns ihren Besuch machen wollten."
„Wir auch nicht!" sagte Helmrich.
„Er ist überhaupt in unserer ganzen
Gesellschaft runter durch."
„Natürlich," schauderte di« Geheim
rätin. „bei einer solchen Mesalli-
Ein Jahr nach der Gründung der
Firma Wellmann und Müller sa
ßen die Inhaber mit ihren Familien
bei einem behaglichen Schmause bei
sammen.
„Prosit Fritz!" rief Heinrich lustig,
indem er sein Glas erhob. „Jetzt
bin ich doch ein ganzer Mensch, frü
her war ich zwei halbe; 'S ist doch
ein ganz anderes >?rnn man,
wie ich jetzt tue, die Bücher doppelt
sührt, als, wie ich früher tat, das
Leben!"
W 'l d' i s
Ter drM' als ihr'»
zieht an,
PoUzei
Klassisch« Bariante.
„Daß der Müller trotz seiner fünfzig
Jahre das verliebte Schmachten und
Girren noch immer nicht lassen kann."
„Ja, es girrt der Mensch, so lang'
er lebt."
Bedauerlich.
Frau: „Alles machst Du ver
lehrt! Ich könnte mich halbtot über
Weiber ja nicht."
Aichtals viele Meilen fris>t.
Baldigst gal,' es efcltl
Dummes Mißverständ
ni s. Rennstallbesitzer: „Gestern
auf dem Rennen habe ich fünf Pfer
de laufen lassen."
„Warum? Taugten sie nichts
mehr?"