Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 20, 1914, Image 2

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    «tillt» «»«»».
von Albert Sergel.
ii.
Mswlttlge Verwslimg.
Jeder gefaßte Entschluß ist eine»
Dantes wert.
Frau Irmgard v. Berten war mit
Hrem Entschluß im klaren.
Demgemäß schrieb sie an ihre ehe
«alige Erzieherin. Demoistll« Ma
ss», in der Familie die „gute Selle"
oder schlechtweg „die Seile" ge
.Mein« gute Seile!
„Zunächst sollst Du nicht denken,
daß etwa eines Deiner Worte ins
Leere gesprochen sein könnte. Am
Abend wie am Morgen, unter wech
selnden Stimmungen, habe ich Dei
nen Brief gelesen, und trotzdem ist das
Resultat: Ich kann bei meinem Man
ne nicht bleiben! ES wäre meiner
selbst nicht würdig.
Ausschlaggebend für mich sind nicht
l/i« äußeren Verhältnisse, wie die geist
tötende Einsamkeit in Bergfriede,
Der Mangel an jedem sympathischen
Berkehr die Verdriijse mit Ver
wandten, die Du ja kennst eS
»st die Persönlichkeit Albrechts, des
großen Landwirtes, der nebenbei mein
Mann ist".
„Aber", höre ich dich sagen. „Er
- ist kein Verschwender, er spielt
nicht, er ist nicht hinter den Mädeln
her"
Alles wahr, alles wahr, und irotz-
Z»«m wirkt seine ganze Art auf mich,
»vie eine geistige Mißhandlung!
Beispielsweise: Ich habe meinen
Kopfschmerz, finde im verdunkelten
Zimmer für ein paar Minuten
Schlaf. Da wird nebenan das Fen
ster aufgerissen, und Albrecht donnert
förmlich in den Hof hinaus! Ein
Knecht hatte irgendetwas verbrochen.
braucht deshalb nicht derartig rauhe
Ausdrücke und so plebejische Töne in
«s ihm paßt, in den hohen Wirt
schaftsstiefeln kommt, ist eines von
!>en Dingen, gegen die ich vergeblich
Fühlung miteinander haben; wir ge
hen vom selben Punkte aus, schlagen
ober dann sofort verschiedene Wege
«in. Da ist z. B. die Lektüre!
Mein Mann stürzt sich nach geta
ner Arbeit auf die Tagesblätter! Ich
iider einen Haarschopj uzid einen auf
steigenden Rauch Bücher? exi
stieren kaum für ihn.
Prinz Friedrich Karl, der große
Soldat, las seiner Frau, der schönen
Das schlimmste aber für mich,
liebste Celle, ist der Standpunkt, aus
init d:r gebund:nen Tyrannenseele.
Ohne daß er selbst sich darüber klar
ist, führt ein Zug feines Wesens
der Mann bei fettem Robbenfleisch
schmatzt, während sie, die Eskimo sich
damit begnügen muß. die Flossen ab
zusaugen. Wenn es hochkommt, bleibt
ihr der SeehundStops mit den
Angesichts einer Bank voll alter
Weiblein, die ihre Gebrest« von der
Sonne anscheinen ließen, meinte Al
brecht mit zugekniffenem Auge, wie
das so seine Art ist, daß das Wii-
Hicb.
Mein Mann hat ein hübsches Ge
sicht, ein gescheites Gesicht, jedoch er
kann, wenn es auf die Frauen zu
absetzung haben, das ich nicht ver
trage. „Ja, ja, die Weiberchen, die
Weiberchen! Giftpflanzen gibt es
und Frauenrechtlerinnen, stachlige
Aolte schlägt. Die Handlichen aber,
mit denen ist schon fertig zu werden,
wenn man ihnen eben ein bißchen
Spielraum läßt. Wenn solch ein
Weiblein sich beispielsweise ihren klei
nen Flirt leisten will, natürlich in ge
wissen Grenzen, mag sie doch! DaS
chen die Häuslichkeit angenehm."
Fühlst du nicht, Selle, waS eS
heißt, an der Seite dieses Mannes
zu vegetieren?
fer unseres Parkes, er und ich. Das
Gras ist abgemäht, von der Linde
über uns ein Dusten. Albrecht ist so
«nders als sonst, so gedämpft in sei
nein Kosen und Liebkosen. Mir fällt
daS Lied aus der Biedermeierzeit an
den anbrechenden Abend ein:
Sonne sinkt im Westen hin,
Jeder Schäfer wird itzt kühner,
Sanfter jede Schäferin.
Plötzlich löst sich der Zauber.
Schars sieht Abrecht nach dem Wal^'
dungSgründe", wirfst du, liebe Selle,
ein.
Sind sie nicht, aber Wellt auf
Welle leckt am Gesttin, und eine jede
Selbsterhaltung ist d«r Trieb jegli
seS Mannes.
Also daS Einfachste: Böswillige Ver
ein« Anweisung auf Ferkel vom näch
sten Wurf. (Die Schweine sind näm
lich meint Einnahme, und Ferkel zie
hen mehr als Geld.) Der Wagen
fährt an der kleinen Pforte hinten
am Part vor. Wir nehmen nur einen
Handkoffer, den wir selbst tragen kön
nen, alles andere wird nachgeschickt.
lein, wir haben ja leider keins,
Du wirst einsehen, liebe Selle, daß
sich ein dtrartig organisierter Auf
bruch nicht ohne eine Hilfe ausführen
läßt. Dazu die lange Fahrt zur
Bahn in den aufgewühlten Wegen.
Schließlich bist du die Richtige,
um nachher den Tobenden, und toben
wird er, zu besänftigen. Du wirst
auch dafür sorgen, daß er nichts von
komm, komm!
Und die treu« Selle kam. Treue
Sellen kommen immer bei solchen
Räson zu bringen. Letzterer Versuch
scheiterte gänzlich, und das Verhäng
nis nahm seinen Laus.
Durch die zugezzzknen
schien der Morgen- als Frau Irm
gard sich von ihkein Lager erhob. Al
ten Hose auch» die Sorgen niederzu
legen. Ger» hatte Frau Irmgard
ihm tintn leisen, ganz leisen Kuß g«-
ltibe nicht wagen. Vorsichtig legte
sit auf den Tisch zu Häupten des Bet
tes einen dicken Brief den Ab
schiedsbrief.
Handkoffer war schwerer, als sie ge
gens.cht h- „ d Hz
Frau Jmgard die Absicht gehabt, vor
kurzes Gebet zu sprechen, das Gesicht
„Nun?"
„Wie ins Mittelalter hineinversetzt,
Irmgard weiter: „Mit sind
legten Weg sehen konnte. Wie oft
Hube ich als Kind mit platter Nase
an diesem Fensterchen gekniet.
Ich glaube, Karl hat statt der Brau«
nie.
„Natürlich, diese Entfernung wie
jetzt ist gar kein zeitgemäßer 3^<md
Horst du nichts,
Storch fängt an zu klappern."
„Ach was! Ich meine Hufe, die den
Boden schlagen."
„Nichts schlägt den Boden. Wohin
soll ich eigentlich das Billett nehmen,
Irmgard?"
„Nun, nach B. zu Tante Elise;
aber so wtit sind wir ja noch nicht.
Die Indianer find ein praktisches
Volk, sie legen das Ohr auf den
den, und sie hören dann sofort, wenn
etwas aus weiter Ferne naht."
„Bitte, tu das nicht, es ist zu naß
dazu."
„Ja, du kannst mir aber noch ein
mal Wiederholen, was du ihm eigent
lich sagen wirst."
Die Selle bog sich zum Wagen hin
aus: „Jetzt aber trottet je
„WaS sagst du trotten? Mein
Albrecht trotten? Schon an dem
gleichmäßigen Forthiipsen der Ra
ben dort in der Ackerfurcht hättest du
merken müssen, daß da lein ReiterS
mann saust. Jetzt kommt er hinter
der Waldecke vor. Nein, so was!
Das ist ja der alte Michel aus Hein
richsdorf, der da immer erst bettt, th«
er zu Pferde steigt. Nun biegen
wir in den Weg zum Bahnhof ein;
hoffentlich macht Albrecht mir dort
keine Szene! Nein, nein, das tut
er nicht; rauh ist er, aber nicht roh,
verstthst du wohl? Ich glaub«,
di« Bahnhofsuhr geht nach."
Während Fräulein Mason sich mit
Billett und Gepäckträger beschäftigte,
stand Irmgard vor der Türe und
schaute den Weg entlang, den sie ge
kommen waren. Sachte knarrte tin
Güterzug verladen werden sollten.
Ein altes Weiblein mit seiner Kiepe
auf dem Rücken, strebte der vierten
Klasse zu, und sonst kam nichts.
Die Seilt hatte Kaffee bestellt.
„Das ist gut", meinte Frau Irm
gard, „aber weißt du, laß mich lieber
auf dem Platz am Fenster sitzen; ich
glaube, du siehst schon schlecht, du
mußt dir wirkljchej»«n neuen Kneifer
besorgen."
Die ianorierte den Knei
fer:'" Tante Elise,
viel von Albrecht, und sie würde mich
sofort veranlassen, zu ihm zurückzu
kehren."
Stirn voll Sorgenrunzel.
„Der Zug'.Hat gemeldet", sagte ei
ner der Passagiere.
Zwischen dem Melden eines Zuges
und der Einfahrt in-den Bahnhof
liegen nur wenige Minuten; in die
sen Minuten krtisten in Frau Irm
gards Hirn die Gedanken wie ein Ra
ken. „Wenn er dich nur nimmt",
hatte die Selle gesagt. Ja, wie war
denn das, wenn Albrecht sie bis
jetzt nicht geholt hatte würde
er sie dann überhaupt
zurückholen? In seinem Charakter
war bei aller Jovialität eine Stelle
starr, unversöhnlich, und mit dieser
Stelle hatte Frau Irmgard nicht ge
rechnet.
Fräulein Manson ging, um das
Billett durchlochen zu lassen. Dann
sah sie sich nach Irmgard um, diese
hatte doch eben »och hinter ihr ge
standen?! Der Zug war da, der
Gepäckträger auch; wo aber war Irm
gard.
Die hatt« kurz linkSum kehrt
betressend« Inschrift. In jenem al
gard plötzlich verschwunden.
Als sie wieder heraustrat, hatte sii
Gelegenheit, den Rücken d«s Herrn
mit der roten Mütze zu bewundern,
ekelhaftes Schloß, und die Selle hatte
schuld. Dann stieg sie sehr kleinlaut
in den Wagen, der
aber wer tonnte wissen. .
Die Rückfahrt geschah unter tie
fem Schweigen. Der Regen hatte
nen Wegen gingen die beiden Frauen
dem Hause zu.
„Wie werde ich ihn finden?' dachte
zen.
Heerr Albrecht hatte sich den Kas
schief auf dem Ohr«. Vor ihm lagen
"ein Bild des Schagens; nur daß die
Zigarre kalt geblieben war, hätte zu
denken gegeben.
Wesen. da bist du ja wieder,
kleiner Schäker", sagte er. „Ja, ja,
die Weiberchen!"
Und dann lachte er; lachte alle
Vokale durch: Haaa, heee hin
hooo huuh aber es
war ein Lachen, das Irmgard frieren
Blaß bis in die Lippen, tastete sie
nach einem Halt, sank wie erschla
gen auf einen Stuhl, sank auf die
men emporgehoben. Sie sah in ein
Antlitz, dessen tiefer Ernst ihr neu
war, auch die Stimm«, die zu ihr
sprach, hatte einen fremden Klang:
„Ich will dir nichts vormachen,
Irmgard! Das Komödienspielen
liegt mir nicht. Du hast von mir
gehen wollen. Ich habe dich heute
nicht zurückgeholt, und ich hätte
es überhaupt nicht getan, nie und
nimmermehr. Da du dich aber von
selber in dein Bauer zurückgefunden
hast, du armer verschlagener
Vogel du", und er küßte
sie, wie er sie nie in seinem Leben ge
küßt hatte.
te Staatsmann war nicht bloß in
der Auffassung des politischen, son
dern auch in der des physischen Le-
Chamberlains politische Entwicklung
bestätigt werden. Kein englischer
Staatsmann, nicht einmal Gladstone
chidee, die er Tag für Tag im
Knopfloch feines Rockes trug, waren
den Humoristen unter den Zeichnern
sozusagen eine unerschöpfliche Fund
grube für Erzielung immer neuer
lingSblume des berühmten Politikers
zu einem Singspiel verarbeiten las
sen.
«»«»tttche »««rtedsamrttt.
ster hat den modenien Gedanken der
Reklame in geschäftstüchtiger Weife
mit altväterlicher sächsifcherr Gemüt
lichkeit verquickt: Sobald nämlich im
Umkreis seines Geschäftsbetriebes in
einem Haust neue Mieter tinziehen,
stellt er sich als „Gratulant", beladen
hastem Topfkuchen ein. In seine Ein
zugsglückwiinsche flicht er dann ge
schickt die Bitte, doch bei ihm künftig
taufen zu wollen.
Der ettolg entscdeläet.
Der Bankdirektor Jack Baxtley
richt«t« sich im Bette hoch und lauschte
auf seinen Ellenbogen genützt da
samkeit bemüht, Türschloß zu
Der Direektor lächelte spöttisch,
cheS füllt«.
Der Direktor wandte den Kopf
»Ei sieh, Thomas Smith." sagte
Gelassen zog Baxtley die Waffe
auf 20<X> Pfund ausstellen für
stellen?"
Smith zuckte ärgerlich die Achseln.
„Wollt Ihr nun schreiben oder
nicht?"
Bern." h h h d d H d
Flüchtig glitt der Tintenstift über
„Wie spät haben wir'S jetzt?"
Baxtley lächelte vor sich hin: „Eine
ctwaS ungewöhnliche Zeit, um G«ld-
„Hole dir eins von den schmalen,
tisch," sagte Herr Vaxtley.
Thomas nickte. „Nachher; so das
Als der Bankdirektor gegen Mittag
„Ja. siehst du, Thomas, Leute in
schwungvollen Lettern mit leuchtend
blauer Tinte: „Ueberbringer sestneh
men!"
Blatt an:
„DaS war doch erst nicht da?"
Der Direktor lächelte:
du eS heute versuchtest, SOOO Pfund
Wie du dich erinnerst, nahm ich da«
letzte Blatt auS dem Scheckbuch
- '
Woher stamm» »«» Pvlospiel?
Lord Roberts hielt jüngst Lon
don eine Festrede, in der er interes
sante Ausschlüsse über den Ursprung
des Polospiels gab. Er erzählte voi»
Teilnehmern, wie er vor mehr als
Ich sah das Spiel zuerst an der
Grenze von Tibet im Jahre 18S4.
Ren, und nach England gelangte es
erst spät in den siebziger Jahren. E»
wurde hier eingeführt durch Reiter
offiziere, die in Indien gedient hat
ten, und, wie zu erwarten stand, ist
es auch von Zivilsportleuten mit Be
geisterung aufgenommen worden. Bon
das Weltmeer nach Amerika gekom
men. Bereits im Jahre 1886 führte
der verstorbene Captain John Wat
erstenmal mit den Amerikanern
den Pokal spielte. Seitdem hat das
Spiel bedeutende Verbesserungen «r-
Welt erobert."
Te Helle «ff der Erde!
i ' '»
k i i
Wer hat recht?
Herr: Heute sind Sie wieder rei
zend, Fräulein!
Dame: Schmeichler, Sie sagen
das, ohne eS zu denken.
Herr: Und Sie denken daS, oh
ne es zu sagen.
Unter Briefträgern.
„Heute habe ich schweren Dienst ge
habt."
„Wieso? Hast doch wie alle Tage
nur Briese ausgetragen."
„Die meisten hatten aber Ueberge»
wicht."
Die kurzsichtige Braut.
„Ach, du warst nochmal de^
Hausfrauenleid. Frau
Hausschlüssel mit? Das tue >ch
nicht."
Frau B.: „WaS soll ich machen?
Bedenkliche Aeuße-
Guter Rat.
„Schwarz kleidet Sie doch süperb,
Gnädigste. Sie sollten eigentlich Wit
— Müßiger Sireit. Ba
ron: „Was ist los? Warum lachen
Sie so unbändig, Jean?"
Diener: „Ach, da soll einer ernst
bleiben, Herr Baron! Im Vorzimmer
streiten der Schuster und d«r Schnei
der darüber, wer zuerst sein Geld
von Ihnen kriegt!"