Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 23, 1914, Image 2

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    .Himmel, Hölle, mein Kopsi'
stöhnte Dr. Brauner und fuhr sich
„ach der Stirn.
„Ziegler," sagte er dann und
wandte das schmerzende Haupt müh
sam dem kleinen Amtsrichter zu.
.Was meinen Sie, ist es eine Ge
meinheit oder nicht? Ich hab' de»
Aauinspektor jetzt gründlich im Ma
gen. Uns solchen Mosel vorzusetzen!
Hol' mich der Henkel ich streich's ihm
en. Der Kerl ödet uns schon, so
lange er im Klub ist. Kennen Sie
überhaupt so etwas von Boniertheit?"
Der Amtsrichter hatte sich in einen
Sessel geworfen.
„Nein," sagte er überzeugt, „es ist
wirklich, um Häuser einzurennen!
Und dazu diese verflixt« Knickrigkeit!
An einem Glas Bier lischt er den
ganzen Abend. Nur um zu sparen.
Dabei hat der Mensch Geld auf Hy
„Wo er den scheußlichen Krätzer
riur herbekommt? Ich laß mich ja
hängen, wenn die Flasche mehr als
Pfennig kostet! Nein, mein Lie
ber, das geht nicht. Wir bringen
einen Paragraphen in die Statuten,
daß jeder gezwungen ist, seinen Ge
burtstag im Klublokal, nicht bei sich
zu Hause zu feiern. Denn so mußte
versich«rn, daß die Marke gut sei."
„Ich hab' gesagt, sie sei interes
sant," brummte der Amtsrichter.
Arzt?" . D k ch "
.Vergnügt, toll, ein bißchen verrückt."
„Nicht mehr ganz so Äerehrtester."
„Nicht mehr ganz so," seufzte Dr.
Brauner. „Mit einem Worte: Phi
lister, der im akademischen Klub sitzt,
Kegel schiebt, Skat spielt. Na, wenn
der Himmel mich durchaus dazu Ma
sel anstreiche."
Der akademische Klub des Städt
chens „tagte" im ersten Hotel. „Tag
te" konnte man zwar eigentlich nicht
behaupten, denn der Tag war vergan
gen, wenn sich die Teilnehmer ver
sche Aerzte, der Amtsrichter, Apothe
ker und Bauinstrktor, der Tierarzt
der dem Besuch Zieglers bei Dr.
schen Arzt des Städtchens. Sie lach
stören."
Der Lehrer lachte. „Keine Anzst.
Ich werde harmlos sein."
Kollege," rief Dr. Brauner. „Und
nun Achtung, Messieurs. Der Bau
inspektor!"
Er war's wirklich. Mit
sonst.
„Was ist Ihnen denn, Kollege?"
von den Augen des Bauinspektsrs zu
lassen.
„Was haben Sie denn?" lachte
er und strich sich den Schnauzbart
„Sie sehen ja fo merkwürdig 'rüb«
Sie! Doktor!"
Aengstlich rutschte Dr. Brauner
mit feinem Stuhl zurück.
.Verzeihung," stotterte er, »Ihre
, . . Augen, Herr Bauirspektor..."
„Kruzitürken, was ist das?" Mein«
Augen?"
Verblüfft sah er sich um.
„Allerdings," sprach Dr. Schneider,
„ich muß selbst sagen ... es fiel mir
noch nie so auf . . . merkwürdig."
Brauner war inzwischen immer
unruhiger geworden. In seine Blicke
kam etwas Starres, Unheimliches,
und sie hafteten stets auf dem Gesicht«
des Bauinfp«ktors.
„Na, wissen Sie, meine Herren,
das wird aber doch ... ich muß
sagen, das ist höchst ungemütlich.
Wenn Sie sich einen Scherz mit mir
erlauben wollen —"
.Einen Scherz!" entrüstete sich Dr.
Schneider. .Aber so sehen Sie
doch!"
.Ja, aber lieber Gott —"
.Man sollt' es nicht glauben,"
sagte Dr. Schneider kopfschüttelnd.
„Ein merkwürdiger Fall. Mein
Kollege muß sehr nervös sein."
andern
.Sie besitzen eine phänomenale Kraft
in Ihren Augen. Mein Kollege ist
nervös seit mehreren Tagen, deshalb
.Ich? Hyp noti sieren?''
theker sanft.
Chor.
.Na ja ja! Also Hypnotiseur!
Es ist zum Radschlagen."
"'Wa°/ befehle?"'
.Selbstverständlich," nickte Dr.
an und befehle» ihm, zu schlafen."
In dem Kopfe des Bauinspektors
arbeitete es. Seine Augen leuchteten
.Meine Herren," rief er triumphie-
Der Apotheker prustete auf. Ein
Rippenstoß brachte ihn zur Ruhe.
rend: .Schla sen Sie!
Schla sen Sie!"
„Sein Kops sinkt schon," flüsterte
der leise. .Befehlen Sie ihm et
was!"
Jetzt reckte sich der Hypnotiseur
stolz^iiu^.
Allgemeine Heiterkeit. Der Bau
inspektor strahlte vor Vergnügen.
Das war ja herrlich! Nun konnte er
Brauner ihn noch einmal verspottete.
„Klettern Sie über die Stühle!"
Der junge Arzt begann über die
Stühle zu klettern. Alles hielt sich
die Seiten vor Lachen.
Spitzer, der Lehrer, flüßerte dem
Bauinspektor etwas ins Ohr. Der
umarmt« ihn vor Vergnügen.
.Sie sind ein Hahn," rief er dann
mit Stentorstimme. .Was sind
Sie?"
„Ein Hahn —!"
Und plötzlich krähte der Hypnoti
sierte aus voller Lungenkraft, schlug
scharrte mit dem Fuß und stieß den
Kopf vor.
.Ich . . . ich . . . kann nicht
mehr!" schrie der Bauinspektor,
während ihm die Tränen herunterlie
fen. .Kruzitürken!"
Spitzer aber wollte noch einen
l Extra-Coup haben. Er verlief» das
zurück.
„Sagen Sie ihm, es sei ein Apfel,
und lassen Sie ihn essen."
Aber im selben Augenblick sprang
er mit einem Fluch bei Seite. Das
Medium hatte ihm mit voller Kraft
auf das beste Hühnerauge getreten.
„Nanu?" sagte der Bauinspektor
„O . . . ich . . . kann Sie ver
sichern." beruhigte Dr. Schneider,
„das tut nichts. Eleitro-magnetische
magnetische Zuckungen."
.Der Teufel hol' sie!" brummte
Spitzer und humpelte zur Seite.
„Na, denn also los: Hier das
ist ein Apfel! Essen Sie!"
„Hören Sie, Dreyer," flüsterte Dr.
Schneider, „es könnte doch schädlich
sein ... so die rohe Kartossel . . ."
„So, so?" Der Bauinspektor trat
nähet an das Medium heran, um
den vermeintlichen Apsel zu entfer
nen. Aber ehe er sich's versah, hatte
er links und rechts ein paar scharfe
Püffe weg.
.Au! . . . Nein, aber . . . sind
denn das auch . . ."
„Elektro - magnetisch« Zuckungen,
Herr Dreyer," bestätigte der Arzt.
„Ja, das geschieht manchmal."
„Unangenehme Zugabe. Aber nun
was Neues!" Unter allgemeinem Ju
kxl'ward Dr. Brauner ein Kind und
reits Schmerzen vom Lachen.
„Das ist ja nicht ... mit Gold
zu bezahlen," ächzte er .nicht mit
Gold."
„Ich als Arzt . . . verzeihen Sie,
- .Wachen Sie auf!"
Absolut keine Wirkung.
Es half nichts.
tigte der Apotheker. .Also bei drei
Man stellte sich im Halbkreise um
falls. °
Plötzlich sah sich der Bauinspektor
Richter Ziegler empört.
.Aber Sie selbst haben doch —"
„Gleichgültig. Höchstens mildern
geht —"
flüsterte Dr. Schneider.
Wie zerschmettert sank er in einen
Stuhl. Aber er sprang sofort auf.
Und wie ein Verzweifelter stürzte er
.Doktor Mensch! Retten Sie
sind Arzt machen Sie mich doch
nicht unglücklich! Gibt's denn gar
kein Mittel? Kein einziges?"
„Hm, ich hörte alter Rotwein,
aber wie gesagt, es ist fraglich!"
Der Bauinspektor biß sich in die
Lippe. Diese gottverdaninmt« Ge
schichte. Nein, teuren Rotwein
.Er wird immer blasser," mur
melte Spitze:. „Kellner," keuchte der
Bauinspektor, „ein . . . Glas Rot
wein."
Der Kellner lächelte verbindlich.
.Bedaure sehr... wir huben ihn
»Also «ine Flasche."
.Und vom besten," fügt« Dr.
Schneider hinzu.
Die Flasche kam. Dr. Schneidtr
probiert«. Es war wirklich der beste
Tropfen des Kellners.
»Ja," sagte er, „Kellner, bitte auch
Bauinspektor. .Aber die übrigen ...
sind doch nicht auch hypnotisiert?"
.Gewiß nicht. Aber Sie werden
begreifen ... in einem so schweren
Mit schweigender Würde kostete
.Das Medium trinkt," flüsterte der
Apotheker.
„Pst, es trinkt," scholl's von allen
„Es trinkt nicht, «s säuft," lachte
Flasche mußt« kommen.
Dreyer sah nichts mehr, wollte
nichts mehr sehen.
„Wacht er?"
zig Minuten «schrecken Sie nicht,
Herr Dreyer die zwanzig Minuten
sind herum!"
„Der Gehirnschlag!" ächzte der
Bauinspektor.
Mit dem jähen Entschluß der Ver
zweiflung sprang er auf und griff
nach Hut und Paletot.
„Machen Sie, was Si« woll«n
ich ich muß fort, nach Hause
allmächtiger Himmel!"
die anderen zwischen ihn und die
Tür geschoben.
„Sie wollen sich hen Folgen Ihrer
Tat entziehen, Herr Bauinspektor,"
sagte der Amtsrichter feierlich, „als
Vertreter des Gesetzes kann ich das
nicht dulden. Mein armer Freund
klagte mir wiederholt, seit dem Tage,
wo er bei Ihnen den Mosel getrun
ken, se! sein ganzes früheres Wohl
befinden dahin, das Nervensystem ge
stört—kurz, in jeder Weise sei er
„Auch das noch! Aber Herr Aims
„Pst! Lebt er noch?"
„Lebt er noch?" lallte Dreyer ton
los nach.
Kein« Antwort. Tiefes Schweigen.
„O, ich alter Esel!" rief dann plötz
lich Dr. Schneider und schlug sick vor
die Stirn.
Wie besessen sprang der Bau
inspektor auf.
„Sie Haben's, Doktor? Sagen
Sie, daß Sie's haben! Liebster
Doktor!"
„Ich Hab's! Da s«hen Sie: die
Aufregung. Nicht Rotwein —es ist
ja Unsinn! Er schläfert ja ein. Sekt
meinte ich Heidsieck Monopol
rasch, Kellner, es geht um Tod und
Leben!"
Heidsieck Monopol! Der Bau
inspektor klappte völlig zusammen.
„Pfui! Jetzt! Etwa gar
Wie es weiß und perlig über die
Kelche rann! Alles trank. Nur der
nicht, der den Wein bezahlte. Der
„Höchste Zeit/ raunte der Apo
theker dem Arzte zu. „Die Flaschen
sind fast leer."
nur: Wachen Sie auf!"
Es kam kläglich heraus Aber
siehe es hatte Erfolg. Das Me
sichte darüber quittierte.
Plötzlich aber trat Dr. Brauner
mit tiesernster Miene auf ihn zu.
fen —"
brüllte.
vorher meine Todesangst."
.Und die Weine," warf Spitzer
trocken dazwischen.
.Und die Weine/ sagte Dreyer
„Also zwei Flaschen Rotwein kl i
Mark, zwei Flaschen Heidsieck 12
Mit fabelhafter Geschwindigkeit
Bauinspektor! Auf Wiedersehen!"
Im Dienst äer KM.
hinauf in das Zimmer, in dem wir
am Teetisch saßen. Es war Clotil
des Zimmer. Und wir hatten lange
fragte ich.
.Ich verstehe dich nichi. Lebst du
hast? Wenn du nicht selber schaffst
Was ist schließlich auch Unterrichten
„Müßte es sein."
„Wie? Ist es das nicht für dich?"
Clotilde lächelte still und ein biß-
.Besuch?" fragte ich.
.Ich lasse bitten", nickte C.otilde.
.Nein, bleib, ich bitte dich! Ich
Blick. Aber sie schien durch die Zu
rum in Anspruch genommen.
.Was hatten Sie sich denn selber
Beispiel?"
Meinbetg mit Ruh«. .Ich wollte
Kleid schlecht."
.Ach so, ich dachte, das Bild",
oder Luxusgegenstand hätten Sie kei
ne Lust?" fragt« Clotilde vorsichtig.
„Ach nein!" kam es etwas gedehnt.
schon haufenweise. An Bildern da
gegen fehlt's ihr. So ein Bild, das
macht ein« neueingerichtete Wohnung
Auf unsere fragenden Blicke hin
fuhr sie fort: .Sie müssen wissen,
in unserer Familie sind sie alle so
dagegen gewesen, daß ich das Mal«n
anfing. Nur Mama nicht. Die
malt zwar auch nicht selber; ab«r sie
singt, und darum hat sie Verständnis
für Kunst. Aber die andern alle
lieber Gott! Man hat es wirklich
.Ich verstehe", nickte Clotilde.
ben Sie nicht auch, daß ich Eindruck
„Das kommt auf die Ausfassungs-
und großzügig gemalt. Und einen
Als sie schied, war alles verein
bart.
nun bin ich mit einem Male gerettet.
Eine Malerei, das ist doch jedenfalls
reichlich so originell und geht so vi«l
unserer Familie malt niemand w«i
ter. Das ist wirklich ein Glück."
.Ja, das ist wirklich ein Glück",
wiederholte mit einem un
griffen."
Bayern:^
Zugführer: .Wie soll Jhna dös
jetzt sag'n? Der Mensch soll halt
rück?"
wenn er Se doch kalt was vergessen
I« Württemberg:
Portier (der vergessen hat, die Zü
ge abzurufen, die Tür des Warte
saales aufreißend): „Js hier als noch
jemand drin nach Stuckert? 's Zügele
In Preußen:
Zugführer (die Wagentiir zuwer
fend): „Fertig!"
Vater (neben dem bereits drei
Kinder stehn): .Um Rottes willen,
ist noch drin, mein Klein
Zugführer: .Kind nächste Station
in Empfang nehmen. Abfahren!"
Nim weiß er'S.
Agent: „Wie hoch wollen Sie
Ihr Haus denn versichern lassen?"
Bauer: „No, bis zum Rauch
fang, denk i!"
Kindlich. Der kleine
Hans: .Nicht wahr, Papa, in Egyp
ten reiten die Menschen auf Nilpfer
den?"
Fataler Toppeisin«.
.Schlenbergerchen, haben ja heut«
Gut verlaust?"
Galant. Gast: »Wie ist's
ja ällein^wert!"
Unser» materielle Zeit.
»Hast Du Deinem verflossenen
Bräutigam nun seine Geschenke zu
— Kritik. .Der Redner spricht
sehr interessant, aber einen Fehler hat
er: er spricht zu schnell."
.Ich finde, daß gerade dieser Feh
ler fein einziger Vorzug ist."
Höchstes Selbstbewußt
sein. Junger Poet (feine Gedichte
selbst nachdrucken."
Stilblüte. Die baumlo
sen, sonnigen Straßen waren die
Schattenseiten der Stadt.