.Himmel, Hölle, mein Kopsi' stöhnte Dr. Brauner und fuhr sich „ach der Stirn. „Ziegler," sagte er dann und wandte das schmerzende Haupt müh sam dem kleinen Amtsrichter zu. .Was meinen Sie, ist es eine Ge meinheit oder nicht? Ich hab' de» Aauinspektor jetzt gründlich im Ma gen. Uns solchen Mosel vorzusetzen! Hol' mich der Henkel ich streich's ihm en. Der Kerl ödet uns schon, so lange er im Klub ist. Kennen Sie überhaupt so etwas von Boniertheit?" Der Amtsrichter hatte sich in einen Sessel geworfen. „Nein," sagte er überzeugt, „es ist wirklich, um Häuser einzurennen! Und dazu diese verflixt« Knickrigkeit! An einem Glas Bier lischt er den ganzen Abend. Nur um zu sparen. Dabei hat der Mensch Geld auf Hy „Wo er den scheußlichen Krätzer riur herbekommt? Ich laß mich ja hängen, wenn die Flasche mehr als Pfennig kostet! Nein, mein Lie ber, das geht nicht. Wir bringen einen Paragraphen in die Statuten, daß jeder gezwungen ist, seinen Ge burtstag im Klublokal, nicht bei sich zu Hause zu feiern. Denn so mußte versich«rn, daß die Marke gut sei." „Ich hab' gesagt, sie sei interes sant," brummte der Amtsrichter. Arzt?" . D k ch " .Vergnügt, toll, ein bißchen verrückt." „Nicht mehr ganz so Äerehrtester." „Nicht mehr ganz so," seufzte Dr. Brauner. „Mit einem Worte: Phi lister, der im akademischen Klub sitzt, Kegel schiebt, Skat spielt. Na, wenn der Himmel mich durchaus dazu Ma sel anstreiche." Der akademische Klub des Städt chens „tagte" im ersten Hotel. „Tag te" konnte man zwar eigentlich nicht behaupten, denn der Tag war vergan gen, wenn sich die Teilnehmer ver sche Aerzte, der Amtsrichter, Apothe ker und Bauinstrktor, der Tierarzt der dem Besuch Zieglers bei Dr. schen Arzt des Städtchens. Sie lach stören." Der Lehrer lachte. „Keine Anzst. Ich werde harmlos sein." Kollege," rief Dr. Brauner. „Und nun Achtung, Messieurs. Der Bau inspektor!" Er war's wirklich. Mit sonst. „Was ist Ihnen denn, Kollege?" von den Augen des Bauinspektsrs zu lassen. „Was haben Sie denn?" lachte er und strich sich den Schnauzbart „Sie sehen ja fo merkwürdig 'rüb« Sie! Doktor!" Aengstlich rutschte Dr. Brauner mit feinem Stuhl zurück. .Verzeihung," stotterte er, »Ihre , . . Augen, Herr Bauirspektor..." „Kruzitürken, was ist das?" Mein« Augen?" Verblüfft sah er sich um. „Allerdings," sprach Dr. Schneider, „ich muß selbst sagen ... es fiel mir noch nie so auf . . . merkwürdig." Brauner war inzwischen immer unruhiger geworden. In seine Blicke kam etwas Starres, Unheimliches, und sie hafteten stets auf dem Gesicht« des Bauinfp«ktors. „Na, wissen Sie, meine Herren, das wird aber doch ... ich muß sagen, das ist höchst ungemütlich. Wenn Sie sich einen Scherz mit mir erlauben wollen —" .Einen Scherz!" entrüstete sich Dr. Schneider. .Aber so sehen Sie doch!" .Ja, aber lieber Gott —" .Man sollt' es nicht glauben," sagte Dr. Schneider kopfschüttelnd. „Ein merkwürdiger Fall. Mein Kollege muß sehr nervös sein." andern .Sie besitzen eine phänomenale Kraft in Ihren Augen. Mein Kollege ist nervös seit mehreren Tagen, deshalb .Ich? Hyp noti sieren?'' theker sanft. Chor. .Na ja ja! Also Hypnotiseur! Es ist zum Radschlagen." "'Wa°/ befehle?"' .Selbstverständlich," nickte Dr. an und befehle» ihm, zu schlafen." In dem Kopfe des Bauinspektors arbeitete es. Seine Augen leuchteten .Meine Herren," rief er triumphie- Der Apotheker prustete auf. Ein Rippenstoß brachte ihn zur Ruhe. rend: .Schla sen Sie! Schla sen Sie!" „Sein Kops sinkt schon," flüsterte der leise. .Befehlen Sie ihm et was!" Jetzt reckte sich der Hypnotiseur stolz^iiu^. Allgemeine Heiterkeit. Der Bau inspektor strahlte vor Vergnügen. Das war ja herrlich! Nun konnte er Brauner ihn noch einmal verspottete. „Klettern Sie über die Stühle!" Der junge Arzt begann über die Stühle zu klettern. Alles hielt sich die Seiten vor Lachen. Spitzer, der Lehrer, flüßerte dem Bauinspektor etwas ins Ohr. Der umarmt« ihn vor Vergnügen. .Sie sind ein Hahn," rief er dann mit Stentorstimme. .Was sind Sie?" „Ein Hahn —!" Und plötzlich krähte der Hypnoti sierte aus voller Lungenkraft, schlug scharrte mit dem Fuß und stieß den Kopf vor. .Ich . . . ich . . . kann nicht mehr!" schrie der Bauinspektor, während ihm die Tränen herunterlie fen. .Kruzitürken!" Spitzer aber wollte noch einen l Extra-Coup haben. Er verlief» das zurück. „Sagen Sie ihm, es sei ein Apfel, und lassen Sie ihn essen." Aber im selben Augenblick sprang er mit einem Fluch bei Seite. Das Medium hatte ihm mit voller Kraft auf das beste Hühnerauge getreten. „Nanu?" sagte der Bauinspektor „O . . . ich . . . kann Sie ver sichern." beruhigte Dr. Schneider, „das tut nichts. Eleitro-magnetische magnetische Zuckungen." .Der Teufel hol' sie!" brummte Spitzer und humpelte zur Seite. „Na, denn also los: Hier das ist ein Apfel! Essen Sie!" „Hören Sie, Dreyer," flüsterte Dr. Schneider, „es könnte doch schädlich sein ... so die rohe Kartossel . . ." „So, so?" Der Bauinspektor trat nähet an das Medium heran, um den vermeintlichen Apsel zu entfer nen. Aber ehe er sich's versah, hatte er links und rechts ein paar scharfe Püffe weg. .Au! . . . Nein, aber . . . sind denn das auch . . ." „Elektro - magnetisch« Zuckungen, Herr Dreyer," bestätigte der Arzt. „Ja, das geschieht manchmal." „Unangenehme Zugabe. Aber nun was Neues!" Unter allgemeinem Ju kxl'ward Dr. Brauner ein Kind und reits Schmerzen vom Lachen. „Das ist ja nicht ... mit Gold zu bezahlen," ächzte er .nicht mit Gold." „Ich als Arzt . . . verzeihen Sie, - .Wachen Sie auf!" Absolut keine Wirkung. Es half nichts. tigte der Apotheker. .Also bei drei Man stellte sich im Halbkreise um falls. ° Plötzlich sah sich der Bauinspektor Richter Ziegler empört. .Aber Sie selbst haben doch —" „Gleichgültig. Höchstens mildern geht —" flüsterte Dr. Schneider. Wie zerschmettert sank er in einen Stuhl. Aber er sprang sofort auf. Und wie ein Verzweifelter stürzte er .Doktor Mensch! Retten Sie sind Arzt machen Sie mich doch nicht unglücklich! Gibt's denn gar kein Mittel? Kein einziges?" „Hm, ich hörte alter Rotwein, aber wie gesagt, es ist fraglich!" Der Bauinspektor biß sich in die Lippe. Diese gottverdaninmt« Ge schichte. Nein, teuren Rotwein .Er wird immer blasser," mur melte Spitze:. „Kellner," keuchte der Bauinspektor, „ein . . . Glas Rot wein." Der Kellner lächelte verbindlich. .Bedaure sehr... wir huben ihn »Also «ine Flasche." .Und vom besten," fügt« Dr. Schneider hinzu. Die Flasche kam. Dr. Schneidtr probiert«. Es war wirklich der beste Tropfen des Kellners. »Ja," sagte er, „Kellner, bitte auch Bauinspektor. .Aber die übrigen ... sind doch nicht auch hypnotisiert?" .Gewiß nicht. Aber Sie werden begreifen ... in einem so schweren Mit schweigender Würde kostete .Das Medium trinkt," flüsterte der Apotheker. „Pst, es trinkt," scholl's von allen „Es trinkt nicht, «s säuft," lachte Flasche mußt« kommen. Dreyer sah nichts mehr, wollte nichts mehr sehen. „Wacht er?" zig Minuten «schrecken Sie nicht, Herr Dreyer die zwanzig Minuten sind herum!" „Der Gehirnschlag!" ächzte der Bauinspektor. Mit dem jähen Entschluß der Ver zweiflung sprang er auf und griff nach Hut und Paletot. „Machen Sie, was Si« woll«n ich ich muß fort, nach Hause allmächtiger Himmel!" die anderen zwischen ihn und die Tür geschoben. „Sie wollen sich hen Folgen Ihrer Tat entziehen, Herr Bauinspektor," sagte der Amtsrichter feierlich, „als Vertreter des Gesetzes kann ich das nicht dulden. Mein armer Freund klagte mir wiederholt, seit dem Tage, wo er bei Ihnen den Mosel getrun ken, se! sein ganzes früheres Wohl befinden dahin, das Nervensystem ge stört—kurz, in jeder Weise sei er „Auch das noch! Aber Herr Aims „Pst! Lebt er noch?" „Lebt er noch?" lallte Dreyer ton los nach. Kein« Antwort. Tiefes Schweigen. „O, ich alter Esel!" rief dann plötz lich Dr. Schneider und schlug sick vor die Stirn. Wie besessen sprang der Bau inspektor auf. „Sie Haben's, Doktor? Sagen Sie, daß Sie's haben! Liebster Doktor!" „Ich Hab's! Da s«hen Sie: die Aufregung. Nicht Rotwein —es ist ja Unsinn! Er schläfert ja ein. Sekt meinte ich Heidsieck Monopol rasch, Kellner, es geht um Tod und Leben!" Heidsieck Monopol! Der Bau inspektor klappte völlig zusammen. „Pfui! Jetzt! Etwa gar Wie es weiß und perlig über die Kelche rann! Alles trank. Nur der nicht, der den Wein bezahlte. Der „Höchste Zeit/ raunte der Apo theker dem Arzte zu. „Die Flaschen sind fast leer." nur: Wachen Sie auf!" Es kam kläglich heraus Aber siehe es hatte Erfolg. Das Me sichte darüber quittierte. Plötzlich aber trat Dr. Brauner mit tiesernster Miene auf ihn zu. fen —" brüllte. vorher meine Todesangst." .Und die Weine," warf Spitzer trocken dazwischen. .Und die Weine/ sagte Dreyer „Also zwei Flaschen Rotwein kl i Mark, zwei Flaschen Heidsieck 12 Mit fabelhafter Geschwindigkeit Bauinspektor! Auf Wiedersehen!" Im Dienst äer KM. hinauf in das Zimmer, in dem wir am Teetisch saßen. Es war Clotil des Zimmer. Und wir hatten lange fragte ich. .Ich verstehe dich nichi. Lebst du hast? Wenn du nicht selber schaffst Was ist schließlich auch Unterrichten „Müßte es sein." „Wie? Ist es das nicht für dich?" Clotilde lächelte still und ein biß- .Besuch?" fragte ich. .Ich lasse bitten", nickte C.otilde. .Nein, bleib, ich bitte dich! Ich Blick. Aber sie schien durch die Zu rum in Anspruch genommen. .Was hatten Sie sich denn selber Beispiel?" Meinbetg mit Ruh«. .Ich wollte Kleid schlecht." .Ach so, ich dachte, das Bild", oder Luxusgegenstand hätten Sie kei ne Lust?" fragt« Clotilde vorsichtig. „Ach nein!" kam es etwas gedehnt. schon haufenweise. An Bildern da gegen fehlt's ihr. So ein Bild, das macht ein« neueingerichtete Wohnung Auf unsere fragenden Blicke hin fuhr sie fort: .Sie müssen wissen, in unserer Familie sind sie alle so dagegen gewesen, daß ich das Mal«n anfing. Nur Mama nicht. Die malt zwar auch nicht selber; ab«r sie singt, und darum hat sie Verständnis für Kunst. Aber die andern alle lieber Gott! Man hat es wirklich .Ich verstehe", nickte Clotilde. ben Sie nicht auch, daß ich Eindruck „Das kommt auf die Ausfassungs- und großzügig gemalt. Und einen Als sie schied, war alles verein bart. nun bin ich mit einem Male gerettet. Eine Malerei, das ist doch jedenfalls reichlich so originell und geht so vi«l unserer Familie malt niemand w«i ter. Das ist wirklich ein Glück." .Ja, das ist wirklich ein Glück", wiederholte mit einem un griffen." Bayern:^ Zugführer: .Wie soll Jhna dös jetzt sag'n? Der Mensch soll halt rück?" wenn er Se doch kalt was vergessen I« Württemberg: Portier (der vergessen hat, die Zü ge abzurufen, die Tür des Warte saales aufreißend): „Js hier als noch jemand drin nach Stuckert? 's Zügele In Preußen: Zugführer (die Wagentiir zuwer fend): „Fertig!" Vater (neben dem bereits drei Kinder stehn): .Um Rottes willen, ist noch drin, mein Klein Zugführer: .Kind nächste Station in Empfang nehmen. Abfahren!" Nim weiß er'S. Agent: „Wie hoch wollen Sie Ihr Haus denn versichern lassen?" Bauer: „No, bis zum Rauch fang, denk i!" Kindlich. Der kleine Hans: .Nicht wahr, Papa, in Egyp ten reiten die Menschen auf Nilpfer den?" Fataler Toppeisin«. .Schlenbergerchen, haben ja heut« Gut verlaust?" Galant. Gast: »Wie ist's ja ällein^wert!" Unser» materielle Zeit. »Hast Du Deinem verflossenen Bräutigam nun seine Geschenke zu — Kritik. .Der Redner spricht sehr interessant, aber einen Fehler hat er: er spricht zu schnell." .Ich finde, daß gerade dieser Feh ler fein einziger Vorzug ist." Höchstes Selbstbewußt sein. Junger Poet (feine Gedichte selbst nachdrucken." Stilblüte. Die baumlo sen, sonnigen Straßen waren die Schattenseiten der Stadt.