Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 25, 1914, Image 3

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    DerSchlüßel.
(L. Fortsetzung).
' Ilse gmg. Weinend begab sie. sich
in ihr Zimmer zurück, machte sich
zum Ausgang zurecht, und wenige
Minuten später stieg sie, Tränen im
Gesicht, die einsame Treppe hinab.
Um dieselbe Zeit hielt vor dem
Hause ein Auto. Heraus sprang
Gert. Er kam direkt vom Bahnhof
Zoologischer Garten, Ivo er soeben
mit dem Pnrifer Zug angllangt war.
Da er seine Anlunst nicht angemeldet
hatte, so war auch niemand von der
Dienerschaft zur Stelle, der ihn er
wartete. Sein sämtliches Gepäck hatte
er auf dem Bahnhof gelassen, um es
nachher abholen zu lassen.
» Gert hatte auf der Fahrt fast nicht
geschlafen. Mit jeder Achsendrchung,
M-.it jedem Pulsschlage rückte er ja
Meinem Ziele näher, ein verzehrendes
Mverlangen trieb ihn dorthin, und er
Mählte die Sekunden, die ihn noch von
Meinem Ziele trennten. Was dann
Mischehen sollte? Er wußte es nicht,
nochmals um seine Freiheit
WWten? Ebensogut konnte er seine
MMtten an einen Stein verschwenden.
Mllnd was das geliebte Mädchen be
»ttas? Ihr erzählen, wie alles zuge
»gangen, welchem furchtbarem Irrtum
er zum Opfer gefallen, wie er nun
darüber aufgeklärt worden und von
welcher Leidenschaft er für sie erfüllt
war? Das hieß, ihr auch die schmach
volle Beleidigung gestehen, die er ihr
im stillen zugefügt das hieß, sie
für immer von sich jagen und sich sei
nes letzten Trostes, ihrer Nähe und
ihres Anblicks, beraube». So zog er
mit jedir Bewegung, durch die er sich
von seinen Fesseln befreien wollte,
diese nur noch fester um sich. Nein,
er wußte nicht, was nun geschehen
sollte nur dos eine wußte er, daß
Ilse hielt, während sie die Treppe
gen.^
der» nichts hörte.
An einer Biegung, welche die
Treppe machte standen sie einender
Ilses Zügen, a?s sie den Wiederge
kehrten so unerwartet vor sich sah.
„Wollen Sie mir sagen, koas ge
schehen ist?" stieß er hervor.
Ein dunkles Angstgefühl erfaßte sie
sie äußerte, war so etwas Unerwarte
tes für sie. Die Angst schnürte ihr
die Kehle zu. Und ehe er es hindern
tonnte, war sie an ihm vorüberze
schlüpst, flog die Treppe hinunter
und war seinen Äugen entschwunden.
Sie hattc geweint!
Jemand hatte sie gekänkt, belei
digt!
Und er sollte sie nicht einmal schüt
zen diirsen?
Wer aber konnte es sein, der es
wagle —?
Wer? Und er konnte darüber
ncch einen Zweifel hegen?
Gewißheit wollte er sich darüber
verschossen und vas auf der
Stelle!
Dann betrat er seine Wohnung.
Ethel ruhte, in ihr Neglige gehüllt,
ncch immer aus dem Sota. Schon
Hütte sie sich mit dem Gedanken ver
traut gemacht, auf den Besuch des
Festes heute abend verzichten zu müs
sen. Aber seit Ilse sie verlassen
batte, fühlte sie eine große Besserung
Tie Tropfen hatten wieder ihre s«
ost bewährte Wirkung getan.
Die Nachricht, die ihr das Stw
binmädchen von der plötzlichen um
unvermutete» Rückkehr Gerts über,
brachte, war ebenso überraschend wi>
beunruhigend für sie. Sie dachte so
fort wieder an Hartlepzol und ob ei
damit nicht in irgendeinem Zusaiw
iiienhaii, stand. Bevor sie aber nock
»riter darüber nachdenken konnte
licpjte iS an die Tür, sie lies »ver>
ein" her Eintretende war Gert.
Ein gelinder Schreck erfaßte sie be
seinem Anblick feine ruhige MieNi
besänni.ztc sie aber wieder einiger
maßen. .
Du siehst." l°gle er höflich
Er blieb vor ihr stehen.
»Ich hätte mit Dir zu sprechen. Es
handelt sich um Fräulein von Lyck."
empfand sie zugleich eine stalle Er
leichterung. Ihre Furcht, daß Hartle
pool hinter seiner plötzlichen Rückkehr
noch immer nicht ganz begreiflich ist.
Und jetzt Dein erstes Wort, kaum daß
Du wieder hier bist, gilt wieder ihr?"
„Ich erklärte Dir schon damals, in
«elcher anderen Lebenslage sich Fräu
lein von Lyck befand, als ich zum
irstenmal ihre Bekanntschaft machte.
Das wird Dir auch begreiflich mu
hen, warum ich einen gewissen Anteil
in ihr nehme. Ich bin Fräulein von
Lyck auf der Treppe begegnet, sie
hatte Tränen im Auge, und ich gehe
vohl in der Vermutung nicht fehl,
oaß Du es bist, die ihr die Ursache
zazu gegeben hat."
Sehr höflich, fast freundlich sprach
!r mit ihr. Er wollte sie ja keines-
Ethel lachte.
„Das hat sie Dir geklatscht?"
„Also gefragt hast Du sie?"
sehen."
„Gewiß nicht. Ich auch nicht. Ich
finde Dein Mitleid für diese Person
im Maße
bei der Toilette helfen soll. Das hat
dem Fräulein nicht gepatzt, und zum
Ich weiß, es ust lächerlich, daß ich
mich über eine Person, die in meinen
erst recht aus meiner Entscheidung
bestehen bleiben. Die Person soll
nicht glauben, daß sie mir etwas ab-
Sie richtete sich auf ihrem Ruhelager
gegen ihn aus. „Damals wünschtest
Du, daß ich sie auf die Straße fetz
te. Damals hattest Du also noa/
nicht dieses rührende Mitgefühl für
sie. Wahrhaftig" spottete sie, „Du
gibst mir mit Deinen Beziehungen
zu dieser Person ein Rätsel auf.
Und was dann, wenn ich nun Lu^t
Sie sah, wie er blaß wurde.
„Das wiist Du nicht tun!" preßte
dern?"
ging. h ch h
Ethel sprang auf. An seinem Ge
sicht, das sie heimlich beobachte»«,
als sie ihm sagte, daß sie dieses Ge-
verliebt. Und dieses Fräulein selbst?
War es Eifersucht, was so heiß
jetzt in ihr ausstieg? Unter dem
längst verwandelt hatte, der letzte
glimmende Funken? War es Haß?
Haß nicht nur gegen ihn, sondern
walt über ihn ausübten, als ihre ei
genen? War es der Durst nach
Rache Rache an ihnen beiden?
Fortjagen wollen hatte sie dies
Geschöpf, sie konnte es noch jetzt tun.
Aber wenn sie auch für den Augen
blick daim auseinander kamen, so
konnten sie sich doch später wieder
zusammenfinden. Heimlich, ohne
daß sie davon etwas merkte. Nein,
das war noch törichter, pls wenn sie
das Geschöpf im Hause behielt, wo
sie es wenigstens unter ihrer Auf
riß!
Und sie ging im Zimmer umher
und grübelte und grübelte, welcher
Weg zu diesem Ziel sich finden lieh.
« » »
Wachtmeister Schwerfens?! hatte
Arbeit hinter ihm, es war schon
gegen elf Uhr abends, in dem eiser
nen Ofen brannte ein behagliches
der auf den Pritschen liegenden
Mannschaft, uiü> Wachtmeister
Schwerfens!, halte, vor seinem brei
spaten Gast erstaunt.
„Ist der Herr Leutnant da.?"
»Nee! Der ist auf Patrouille."
.Was gibts denn?"
„Nanu?"
«Jawohl! Ein Schmuck. Der Dieb
stahl ist eben erst passiert/'
soeben erhaltene wichtige Nachricht.
Der junge Polizeiossizier hatte das
Revier erst seit ein paar Monaten
unter sich. Diebstähle, überhaupt
Kriminalsachen, waren während
ihm natürlich wohlbekannt, es ge
hörte ja zu den vornehmsten Bewoh
nern des Reviers. So rasch wie
möglich erledigte er den Vermerk im
Journal über die gehabte Patrouille
und was sonst noch zu ordnen war,
hieß einen der mit ihm gekommenen
Beamten ihn begleiten, und begab
sich dann, den Diener an der Seite,
durch die nächtlich einsamen Stra
ßen nach dem nicht weit gelegenen
Hause, das ihm bereits ebenso be
kannt war wie seine gräflichen Be
wohner.
„Wissen Sie denn etwas Nähe
res?" fragte er unterwegs den Die
ner.
„Nein, Herr Leutnant!" erwiderte
dieser. „Die Frau Gräsin kam aus
dem Theater. Ich war mit dem
Wagen als Bedienter mit. Zu tun
gab es für mich nichts mehr, als wir
nach Hause kamen; den Wagen und
die Pferde besorgt der Kutscher al»
' lein. Ich wollte eben schlafen gehen,
lizei es wäre der Frau Gräfin
„Der Diebstahl ist also passiert,
bevor die Frau Gräfin nach Häufe
kam?"
nant."
„Ist der Herr Graf zu Hause?"
„Ich glaube nicht."
Sie hatten die Straße erreicht, an
dessen Ende das bewußte Eckhaus
lag. Schon von weitem schimmerte
Gestalt wurde sichtbar
tii! stand oben schon offen, und nun
sah sich der Beamte in einem fürst
lich ausgestatteten Gemach, in dem
sich gleich darauf ein ihm gegenüber
befindlicher Vorhang zurückschob, aus
dem die Herrin des Hauses ihm ent
gegentrat. Er hatte bisher die schö
ne Frau nur immer auf der Straße
in ihrem Wagen gesehen. Jetzt in
der Nähe, in dem kostbaren Neglige»,
das die königliche Gestalt umschloß,
erschien sie ihm noch weit verführeri
scher.
„Ich bedauere, mein Herr," be
grüßte sie ihn gleich mit einer leich
ten, gewiß zu begreiflichen Er
regung, „daß ich Sie zu so später
Stunde noch belästigen muß —"
„Keine Ursache, Frau Gräfin
ich tue nur meine Pflicht. Darf ich
also erfahren, waS vorgefallen ist?"
.Bitte!"
Sie wies auf einen Sessel, beide
nahmen sie Platz, während der
Schutzmann an der Tür stehen blieb,
und die Frau Gräfin erzählte:
„Ich komme vor etwa einer halben
Stunde nach Hause. Ich hatte den
Abend im Theater verbracht, es war
bereitsteht. Ich gebe ihr den Auf-
Gestalt eines Schlüssels. Ich durch
suche alle Winkel die Agraffe ist
verschwunden."
„Und Sie wissen genau, Frau
Gräfin, daß die Agraffe noch in Ih
rem Besitz war, als Sie das Haus,
als Sie Ihr Zimmer betraten?"
„Mein Gesellschaslsfräulein ist
lich." ,
Sie ging ihm voran.
Gleich durch den Vorhang, durch
den sie gekommen war, trat man ins
Speisezimmer, an welches wieder das
Ankleidezimmer stieß. Außer der
Tür, welche die beiden letzteren
Räume verband, gab es in dem An
kleidezimmer keine andere. Diese bei
den Zimmer lagen dem Hof zu, und
die Wohnung nahm hier ein Ende.
„Die Person, die Ihnen beim Aus
kleiden behilslich war und die Ihre
übrigen Befehle ausführte, war Ihre
Kammerjungfer, Frau Gräfin?"
„Nein. Meine Jungfer ist seit
gestern krank. Ich habe ihr erlaubt,
im Bett zu bleiben. Ich habe mich
von meinem Gesellschastsfräulekn be
dienen lassen müssen."
„Wenn ich recht sehe, so hat das
Schlasziinmer, in welchem die
Schmucksachen lagen, keinen anderen
Zugang als durch das Speifezim
„Nein. Ich habe es schon ost
genug als Uebelstand empfunden,
daß es nicht wenigstens noch «ine
Tür nach dem Korridor hat. Aber
eS ist ein alteS Haus, und man fin
det noch manche Unbequemlichkeit
darin, die man in Kauf nehmen
muß. Ich wollte auch noch eine Tür
nach dein Korridor ausbrechen lassen,
aber das Zimmer ist schon ohnehin
klein, und es würde so noch kltiner
werden."
„Wie lange ist diese!. Fräulein
schon in Ihren Diensten?"
„Erst einige Monate."
„Wie waren Sie bisher mit ihr
zufrieden?"
„Ich habe kein« Klage über sie."
„Kann ich das Fräulein einmal
sprechen?"
„Gewiß."
Man kehrte in den Salon zurück
und die Frau Gräsin drückte auf
einen Knopf an der Wand. Der
Diener von vorhin erschien.
„Das Fräulein!" befahl sie ihm.
Wenige Augenblicke später trat Il
se ein.
Sie verneigte sich vor dem Beam
ten leicht.
„Fräulein von Lyck, mein Gefell
schastsfräulein," stellte die Gräsin
ihrem Gast das junge Mädchen vor.
„Sie wissen. Fräulein von Lyck,"
wendete sich dieser an sie, „was vor
gefallen ist und weshalb ich einige
, Fragen an Sie zu richten habe?"
„Gewiß," erwiderte Ilse mit voll
»Als die Frau Gräfin nach Hause
der Kleider geholfen?"
„Jawohl."
neS Schlüssels?"
„Jawohl."
„Sie waren der Frau Gräfin
selbst dabei behilflich, den Schmuck
„jawohl."
- „Jawohl."
den^Tisch^"'
„Nein. Das tat ich nicht, das tat
die Frau Gräfin."
„Als Gräfin dasSchlaf
„Jawohl."
Ehalten
Ilse zuckte stumm die Achseln.
„Es ist absolut ausgeschlossen,"
mischte sich die Frau Gräfin erregi
hinein, „ich habe mich, bis Sie, Herr
Leutnant, kamen, nicht aus diesen
drei Zimmern gerührt. Wenn noch
eine dritte Person sich darin befun
den hätte, so müßte sie noch jttzl
dort sein. Bitte, wir wollen uns
doch auf der Stelle überzeugen."
Noch einmal kehrte man nach den
Räumen zurück. Die Schränke wur
den geöffnet, jeder Winkel durchstö
bert. Was sich erwarten ließ es
wurde niemand gefunden.
„Der Schmuck lag also," setzte der
Polizeileutnant sein Verhör mit dem
jungen Mädchen fort, „während die
Frau Gräfin sich im Speisezimmer
aushielt, dort auf dem Tisch, und Sie
haben ihn auch während dieser gan
zen Zeit dort liegen sehen?" '
, - „Nein," erwiderte Ilse. „Ich war
mit den Kleidern beschäftigt unv be
kümmerte mich nicht mehr darum."
"'„M die Frau Gräfin nun wie
der in das Schlafzimmer trat
was geschah weiter?"
„Die Frau Gräfin trat an den
Tisch und rief plötzlich: „Da fehlt
mir ja etwas. Der grüne Schlüssel,
die Smaragd-Agraffe!" Ich
glaubte, daß es von der Frau Grä
fin ein Irrtum wäre. Aber nein,
ich mußte mich selbst davon überzeu
gen die Agrasse war verfchwun
„KLnnen Sie sich das Verschwin
den des Schmuckstückes irgendwie er
klären?"
„Nein."
„Ich danke."
Ilse war entlassen. Die Art ih
rer Aussage, ihr ruhigks, bestimmtes
Wesen hotte auf den Offizier den
besten Eindruck gemacht.
.Noch eins, F-au Gräfin", sagte
er, als er wieder allein mit ihr war,
„es wäre für den Fall, daß hier ein
Diebstahl vorliegt immerhin auffal
lend, wenn der Dieb sich mit dieser
Agraffe allein begnügt wenn er
sich nicht auch noch an den anderen
Kostbarkeiten, die aus dem Tisch la
gen, vergriffen hätte."
Ein Ausdruck von Betroffenheit
glitt über Ethels Gesicht.
„Wieso?"
„Sie sprachen doch davon daß es
mehrere Schmuckstücke waren, dir Sie
getragen und auf den Tisch gelegt
hatten."
„Allerdings."
„Wissen Sie ganz bestimmt, daß
Ihnen nur die Agraffe abhanden ge
„Jch glaube." .
„Welches waren die andern
Schmuckstücke, die Sie noch angehabt
hatten?"
„Ein Halsband von Brillanten
ein Armband, mit Rubinen befetzt
ein Haarschmuck von Perlen ein.'
kleine Spange mit Saphiren die
Ohrringe, die ich noch anhabe, und
sieben Ringe."
Der Leutnant hatte sein Notizbuch
„Und wo befinden sich jetzt diese
Sachen?"
„In meinem Tresor."
„Darf ich sie sehen?"
„Bitte!"
Ethel nahm aus dem über dem
Bett angebrachten Tresor die dem
Leser schon bekannte Kassette, stellte
sie aus den Tisch, öffnete sie, und
dem Beamten funkelten und glitzer
ten die darin bewahrten Schätze ent
gegen.
Er sah in sein Notizbuch.
„Ein Halsband von Brillanten, das
ist dies. Ein Armband mit Rubi
nen dies! Ein Haarschmuck von
Perlen die»! Eine kleine Spange
a»S Saphiren —"
Bor dem Tische stehend, über die
Kassette gebeugt, nahm er jedes der
genannten Stücke einzeln heraus.
„Frau Gräfin, die Spange, glaube
ich, fehlt."
„Unmöglich!"
„Wenigstens findet sie sich hier
nicht. Wenn Sie sich zu überzeugen
belieben?"
„Das ist nicht denkbar."
In vergeblicher Hast wühlten ihre
binger unter den schimmernden Kost-
barkeiten die Spange war nicht
vorhanden.
„Wie merkwürdig!" sagte ste höchst
überrascht.
„Merkwürdig ist es nur", erwi
derte der jung- Polizeiossizier, „daß
der Dieb, wir mit eiinm fol
„Aber wie ist das möglich?"
„Daß Sie diesen Berlust nicht
gleichzeitig mit dem der Agraffe be
merkt haben? Ganz einfach. D e
Agraffe ist wohl das bei weitem
gung über ihr Berfchwinden ist Ihnen
im Augenblick der kleinere Berlust ent
gangen."
lautete nach einer Pause, noch in
ganz verdutztem Tone, ihre Ant
wort.
Aufbewahrungsraum zurück.
Es war zunächst noch eine Unter
suchung der übrigen Zugänge zu den
in Betracht kommenden Räumlichkei
ten nötig der Fenster. Sie zeig
ten nichts merkenswertes. Ueberall
waren die Rolläden herabgelassen,
nur im Speisezimmer an dem FeN'
ster das gerade an der Ecke lag, war
stand, der von dem jungen, wenn auch
eifrigen, so doch noch wenig geübten
Beamten kaum beachtet und noch we
niger irgendwelcher Bedeutung für
wert gehalten wurde. Dann wurde
die Dienerschaft, die längst geweckt
worden war und sich in der Küche
Niemand wußte zu der Sache ein«
Aussage zu machen, niemand halte
ctwaS Verdächtiges gemerkt. Schließ
lich mußte man es sich noch gefallen
lassen, der Polizei seine Koffer,
Schränke und Schubfächer aufzu
te. Auch mit Ilse wurde keine Aus
nahme gemacht. Aber, wie leicht vor
auszusehen auch das führte zu kei
nem Resultat.
„Ich habe nun meine Pflicht getan.
Staatsanwaltschaft, morgen wird der
Unterfuchiingsrichicr kommen. Hof
fentlich glückt es ihm, Licht in die
Sache zu bringen und Ihnen wieder
zu Ihrem Eigentum zu verhelfen. Ich
empfehle mich gehorsamst."
Eine tiefe Enttäuschung zuckte über
das Gesicht der schönen Frau.
„Aber ich meine", sagte sie. „daß
„Sie meinen, daß dies das Fräu
'ein ist?"
Ethel zuckle die Achseln.
„Ich gebe zu, baß der Verdacht
gegen sie wohl berechtigt ist und daß
ich Anlaß hätte, sie zu verhasten.
Andererseits könnt« ich einen Miß
griff damit begehen. Jedenfalls
möchte ich die !kitte an Sie richten,
Frau Gräfin, dafür sorgen zu wol
len, daß das Fräulein nicht entkomm
men kann, obwohl ich nicht glaub«,
daß si« einen Versuch dazu machen
wird. Ich persönlich halte sie für un
schuldig."
Der Polizeioffizier mit dem
Schutzmann verließ das Haus Ei
nige Zeit schimmerte darin noch Licht.
Dann verlosch «S, und über HauS und
Straße breitete sich das Schweigen
der Nacht.
(Fortsetzung folgt.)
Malitiös. Herr: Ich möcht«
Ihnen gern etwas vorspielen, aber
das Klavier ist verstimmt.
Fräulein: Das Klavier merkt woh!
oi- Absicht.
Druckfehler. Schwer ler
nende, zurückgebliebene Schüler sin
ven bei einem Fachmann während der
Ferienmonate hiebevoüe (liebevolle)
Aufnahme.
Malitiöfe Begründung.
Baron (seinem Diener zum erstenma
le mit der aus der Schweiz mitge
brachten Schasglock läutend): Was
schleichst du denn so zweifelvoll her
an? ' -
Diener: Pardon, das Geläute kam
mir so fremdartig vor.
Baron: Unsinn, ich habe dir doch
.nit einer echten „Schafglocke" geläu
tet.
Geduldsprobe. Dichter
ling A.: Sie, wissen S' 'was,
immer abends zusammen und lesen
wir uns abwechselnd unsere Gedich
te voi.
Dichterling B.: Einverstanden,
sten aushiilt!
Berechnend. Ach Herr
Müller, mein Sohn schreibt mir da
eben, daß es der Ihr« so schlicht hat
b«: seinem Korporal.
Weiß, weiß. Seh'n Sie, das
ist'» ganz Schlauer. Der stellt sich
Korporal recht viele Grobheiten an
den Kopf wirft. Die merkt er sich
und verkauft sie allemal fiir'n schönes
Geld al» Kafer.ienhofblüt«» an die
Witzblätter. - —^
Für als »iicbe.
Geflügelleber - Omelet
te. Man rechnet eine halbe Gänse
,nit etwas Zwiebel und Salz gar zu
dünst«« und zwischen zwei Tellern auf
lochendem Wasser heiß zu stellen.
gestrichnenen Eßlöffel Mehl/ 2 Eß
löffeln süßer Sahne, eventl. etwa»
Wasser und dem steifen Eierschnee gi-
Plätzchen. Man locht 15 Eier
hart. Die Gelbeier werden aus dem
Eiweiß herausgelöst und gerieben,
fünf rohe Gelbeier hinzugefügt und
mit 2 Pfund Butter verrührt. Dazu
gibt man allmählich >2 Pfund Mehl
und 1 Pfund Zucker, sowie ein«
Schote Vanille. Diese wird in ganz
kleine Stückchen geschnitten. Man Ine
tet den Teig gut durch, rollt ihn aus
und sticht mit einem Ausstecher kleine
Eigelb bestreicht und mit fein gehack
ten Mandeln bestreut. Sie werden
im Ofen goldgelb gebacken und in ei
ner Porzellanterrine verwahrt. Die
Plätzchen halten sich sehr lange.
Einfache Fruchttorte. Man
bereitet einen Teig aus ein Viertel
Pfund Kraflmehl und ein Vierte!
Pfund Weizenmehl, 5 Eiern, ein hal
bes Pfund Zucker, Saft und der abge
riebenen Schale einer halben Zitron?,
einem gehäuften Eßlöffel Backpulver
und ein Achtel Quart Milch: Die
! Gelbeier werden mit Zucker gerührt,
allmählich das Mehl und die anderen
Zutaten hinzugefügt und zuletzt der
Eierschnee und das Backpulver leicht
daruntergezogen. Die Masse reicht,
für zwei Torten von etwa 10 Zoll
Durchmesser mit doppeltem Boden.
Verwendet man statt der frischen
Früchte Marmelade, so lann man
kurz eingeschmorten Stachelbeeren»
Johannisbeeren, Aprilosen, Pfirsichen
ober auch den aus den genannten
friche Haminelleber schneide! man in
Scheiben, bestreut diese mit Pfeffer
und Salz, wälzt sie in Mehl und bra-
Tomatenfauce bereitet, hält sie in ei
ner flachen Kasserolle heiß und legt
die Leberscheiben, sowie sie die Pfan-
Leber gebraten, schwenkt man die
Kasserolle um, daß jede Scheibe mit
der Sauce bedeckt ist, richtet an und
gibt den Rest der Sauce extra dazu.
Saure Klöße. Man bratet
etwa ein halbes Pfund würfelig ge
schnittene Semmel in Butter und et
was Rindssett gelblich, schüttet sie in
eine Schüssel, läßt sie. etwas abküh
len, gießt einen Tassenlops voll Milch
darüber, fügt etwas Salz und 5—S
Eier hinzu und mischt soviel Mehl
unter die Masse, daß sie einen ziem
lich steifen Teig bildet. Man formt
davon mit einem Löffel Klöße, kocht
diese 7—B Minuten in gesalzenem
Wasser und gibt sie mit einer sauren
Sauce.
Serviettenkloß, vorzüglich
zu Gulasch. Man gebraucht zu dem
Kloß drei Viertel Pfund altes Weiß
brot, weicht es gut in Wasser, drückt
es stark aus und vermischt es mit
2>/2 Unze weichgerührter Pflanzenbut
ter, vier ganzen Eiern, 7 Unzen Mehl.
Salz und wenig abgeriebener Mus
katnuß. In einem vorher in heißem
Wasser durchgespülten Puddingstuch,
das man dick mit Butter bestreicht
und mit Mehl bestreut, füllt man den
Kloßteig, und zwar in die Mitte des
Tuches, bindet das Tuch locker übe,
dem Teig zusammen, damit er sich
beim Kochen ausdehnen kann, und
legt den Serviettenkloß auf einem
Holzbretlchen in kochendes leicht ge
salzenes Wasser, in dem der Kloß
ununterbrochen I>/h Stunden kochen
muß.