Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 28, 1914, Image 9

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    Im DoS-k-dos-Sitz.
(Eine Liebes- und Ehegeschichte in
vier Bildern.)
Werbung.
V lb !
Ehe.
Modern. Frau Meier (zu '
ihrer Nachbarin, bei der gestern ein >
neues Dienstmädchen «ingetreten ist):
Aber, wie sind Sie denn dazu ge
kommen, dieses Mädchen zu neh-
Frau Lehmann: Ich übergab die
Angebote der Dienstmädchen der
Handschriftenbeurteilung des Tage
blattes, und da war die Antwort auf
die Offerte des neuen Mädchens die
beste.
Ach so?
Sie: .Wie Dein Herz heute
schnell schlägt."
Er: .Das ist nicht mein Herz,
sondern meine Uhr, die ich mir eben
vsm Uhrmacher geholt habe."
Einzige Erklärung.
Vortragender: „Alle Statistiken be
weisen, daß sich mit den blenden
Frauen weit schwieriger leben läßt,
als mit den schwarzen."
Ein Mann im Publikum: .Sind
. Sie' sicher, daß dies der Fall ist?"
Vortragender: .Es ist Tatsache,
wein Herr."
Der Mann: .Dann muß das
schwarze Haar meiner Frau gefärbt
jtm!"
RousultationS-Schindung.
Herr Pimpler: ~A Gott,
mein lieber Herr Doktor, gut, daß
ich Sie gerade treffe. Mir ist wirk
lich schauderhaft elend. Kopfschmer
zen, Gliederschmerzen, kann kaum
«in paar Schritte gehen, ohne tod
müde zu werden. Was soll ich nur
da nehmen?"
Arzt: .Nehmen Sie sich eine
Droschke, Herr Pimpler!"
Die wohlwollende
Hausfrau. Hausfrau (zu einer
Bekannten): Ich sorge nicht nur
für die materiellen, fondern auch für
die seelischen Bedürfnisse meiner
Dienstboten. Sehen Sie, hier dieses
Buch gebe ich meinem Mädchen je
den Sonntag in die Hand.
„Wird ihr das denn nicht lang
weilig? Immer dasselbe
Buch!"
„„Ach, es ist ja doch jedesmal
ein anderes Mädchen!""
Bericht eines Säug
lingsheims. ...Der Verem
hat zurzeit hundert zahnende Mit
glieder.
Diplomatische Zweideutigkeit.
Passend. „Diese Uhr ist
Trost.
Glücklicher Vater: .Ja, alle
sonst gesund ist!"
Im Dorfwirtshaus.
Fremder: „Warum betrachten Sie
Schand' ist's! Vor vier Jahren ist
kann, der Haderlump!"
Hereinfall. Frau (zornig):
„Warum sagst Du mir erst heute,
.So ist es!"
„Na, in der Tat habe ich aber auch
nichts anzuziehen. Jetzt muß ich mir
ein fertiges Kostüm kaufen... das ist
«lm
Von G, A. Kuhn e.
IkiMiumnö.
„Fritz", fragte Frau Böhmert leise,
„bast du etwas Zeit?"
Herr Böhmert ließ die Zeitung
sinken und antwortete unwirsch: „Wie
so, was soll ich denn?"
„Ich möchte nur noch etwas zum
Abmdessen besorgen", sagte die kleine,
blasse Frau, „und hätte gern, daß
du so lange bei Hildegard bleibst."
„Ja, ja, es ist gut", brummte
der Mann, sich von neuem in die Zei
tung vertiefend. „Beeile dich nur et
was! um halb neun muß ich wieder
zur Stadt fahren Vorstands
sitzung."
„Schon wieder? Ihr habt doch erst
vorgestern"
„Was willst du damit sagen?"
fuhr Herr Böhmert gereizt auf. „Was
soll diese argwöhnische Fragerei!
Denkst du vielleicht, ich habe galante
Abenteuer oder so etwas? Uebrigens
könntest du jetzt wirklich gehen, es ist
gleich halb acht!"
Frau Böhmert zog sich sofort an,
gab Hildegard, die durchaus mitgehen
wollte, noch einen Kuß, und verließ
schleunigst die Wohnung.
Als Herr Böhmert sich gerade an
den hitzigen Debatten im Abgeordne
lenhause erfreute, kam sein vierjähri
ges Töchterchen und bettelte:
„Papa, kannst du mir nicht Bilder
zeigen?"
„Ich habe keine Bilder, Hildegard",
sagte er, „Spiele doch mit deinen
Sachen, du hast doch wahrhaftig ge
nug in deiner Spielecke."
Artig ging das Kind an seinen
Tisch und fing an, dort herumzukra-
Aber nach fünf Minuten war sie
wieder da und umklammerte ihres
Vaters Kniee.
„Mach' doch 'n bißchen Musik,
Pap—chen!"
Herr Böhmert sah zerstreut aus
und fuhr sie ärgerlich an:
„Du siehst doch, daß ich keine Zeit
habe! Laß mich endlich Ruhe!
Puppe, den Peter, zu Weihnachten ge
schenkt. Warum spielst du nicht da
mit?"
„Au ja, Papa", antwortet Hilde
gard mit strahlendem Gesicht, „du bist
der Onkel, und ich komme mit Peter,
„Nein, mein Kind, das geht nicht;
spiele du nur allein mit Peter. Ich
muß arbeiten. Sieh' mal hier die
große Zeitung, die muß ich noch
durchlesen."
„Die dumme Zeitung!" sagte Hil
degard mit betrübtem Gesicht. „Warum
mußt du die denn lesen?"
„Das verstehst du nicht, mein
Kind", sagte Fritz Böhmert lächelnd.
„Spiele nur mit Peter; bald ist ja
die Mama wieder hier."
„Ja, Mutti kann fein mit mir
spielen!"
„Na, also", sagte Herr Böhmert,
den interessante» Verhandlungsbericht
weiter verfolgend.
Endlich legte er die Zeitung aus
der Hand, zündete sich eine Ziga
rette an und sah sinnend vor sich
hin. Einen Augenblick streifte sein
Blick das schlichte, schwarz polierte
' Musik!
Was war ihm früher Musik! Al
les! Trost in trüben Stunden, Zer
streuung, Aufheiterung, Offenbarung
und seligster Genuß. Mit welcher
Freude hatte er sich als Knabe noch
nach Erledigung der SchularbeU'N
ans Klavier gesetzt, um an Sonalen
von Klementi und Mozart seine Fin
gerfertigkeit zu siben, mit welch heili
gem Ernst hatte er in späteren lah
ren mit seinem besten Freunde Vach,
Beethoven und Wagner studiert! Zei
ten gab es, da hatte er gehosft, s:in
ganzes Leben der Musik weihen zu
dürfen; er hatte sein Klavierspiel ver
vollkommnet und hatte >eini Stimme
geübt. Man hörte ihn gern im ge
selligen Kreise, und er selbst hatte
Freude daran, andern sein Könner
zu zeigen. Aber das untergrub den
Ernst seines Strebens. Er verslach,
te. Er spielte den anderen zu Ge>al
ten: moderne Schlager, Salonstücke,
Tänze und leichte Lieder. Das Le
ben tat sein übriges. Er mußte Geld
verdienen und wurde Kaufmann.
Reale Interessen erstickten die Ideale.
Die Kunst wurde zum Zeitvertreib, er
sang und spielte nur noch, wenn seine
Freunde ihn aufforderten, auf Bällen,
bei tollen Zechgelagen, in Kneipen und
in Caf6s. d d
voll heiteren, stillen Glücks und köst
licher Zufriedenheit folgten. Er holte
seine alten Lieblinge hervor, und edle
Musik verschönte die fwhen Abende
im eigenen Heim.
Aber die Götter neideten ihm sein
Glück. In die reine schöne Melo
die ehelichen Zusammenlebens traten
wilde, häßliche Mißtöne. War es sein
Frau Böhmert widmete sich ganz
der Pflege und Erziehung ihres Kin
des und schien volle Befriedigung da
tagsüber im Kontor, und abends
hatte er fast stets eine Verabredung,
eine Sitzung oder irgendein Vereins
hen. Blieb er einmal zu Hause, so
ging er bestimmt um 9 Uhr ins Bett,
um „Vorrat" zu schlafen.
Herr Böhmert schüttelte den Kopf,
als
Stimmchen:
.Nich weinen, mein Junge, Papa
is ja nich böse. Papa wird bloß
so viel geärgert von den bösen Men
sche» im Geschäft. Nein, du
brauchst leine Angst zu haben
Papa is lieb. Nachher, wenn du
schläfst, kommt er, und dann gibt er
dir einen Kuß das merkst du gar
nicht, weil du dann schön schläfst.
Ja, mein Kindchen, sei ruhig! Musik
macht er auch nachher.' wenn du
schläfst schöne Musik! Dann singt
er, und Mutti braucht gar nicht mehr
weinen. Dann singt er von der Uhr,
blieben aber Papa kann nichts da
für! So'n lieber Papa macht
nichts mit Absicht kaputt das weiß
Mutti und denn weint sie auch
Fritz Böhmert hörte das Geplap
per und wußte nicht, wie ihm ge
schah. War das ein Spiegel der
Wirklichkeit?
nen gesehen, Hildegard?"
„Ja, Papa, wenn du weg bist,
weint Mama immer", antwortete das
gernd. „Weißt du denn, warum?"
„Ich glaubt, weil sie nicht so gut
Musik machen kann wie du. Weißt
du, sie macht immer nur so „tipp,
das doch mal! Bitte, bitte, das ist so
Verspäteter Rat. Zwei
Lelei-abM unck Däimnerltlmcle.
Behagliches Ausruhen in
voller Beschaulichkeit nach getaner
Tagespflicht. Oder nachdenksame
kurze Rast vom Entschwinden des
himmlischen Lichts bis zum Aufflam
men des Nur noch vom
Tangomusik und ausländischen Wei
sen. Und statt des beschaulichen
Feierabends, der Abendseier im besten
die Saat der Erfahrung, wenn sie :m
Wirbelwind nicht Boden zu fassen
vermag? Nur oberflächlich streifen
hohe Auffassung vom Wert der Zeit
in München kolportiert:
Der kleine Dichter, der, wie bös
willige Zungen behaupten, noch nie
welche geheimnisvolle Weise es ihm
gelungen sei, in den Besitz des be
sagten Hutes zu geraten. Aber der
Dichter zuckte mit den Achseln und
das Geld, mir einen neuen Hut zu
kaufen. Der Hut ist drei Jahre
a1t....'
Wie gesagt, war der Hut funkel
nagelneu; wir waren also verblüfft
und fragten den Dichter, wie es ihm
denn gelungen sei, den Hut in einem
derart wunderbaren Zustand zu er
kalten. Wir hatten etwas davon ge
lesen. daß eine spanische Tänzerin
die geheimnisvolle Kraft besitze, alten
teten von unserem Freund eine ähn
liche Kraft, das heißt, gerade das Ge
genteil davon, denn unsere Hüte un
konnten.
Unser Freund besaß aber keine ge
heimnisvolle Kraft. „Die Sache ist
lebr
, . Ist es nicht sehr einlach? ~,,
uiiige-
BoShast. 1
Kritiker (zum Klaviervirtuosen, bei dessen Spiel sämtliche Zuhö
rer aus dem Saal geflüchtet sind): „Ich bewundere Ihre Kraft! Mit zwei
Händen haben Sie in der kurzen Zeit den ganzen Saal geräumt!"
Schlau. Gast: Sagen Sie,
warum haben Sie eigentlich Jh»
Gasthaus .Zur unglücklichen Ge
schichte" getauft?
Wirt: Ja, schau'n S', das möcki
te halt jeder gern wissen, und da
durch wird mein Lokal von Neugie
rigen gar nicht leer.
Läsit tief blicken.
Herr: .Ihr Gatte trägt ja sein Haar so kurzgeschoren."
Sie: „Der Feigling!"
Empfehlend. „Und ist
der Stoff auch neu?"
.„Das neueste Muster.""
„Und bleicht er nicht an der Son
ne?"
.„Ganz ausgeschlossen! Er liegt
ja schon zwei Jahre im Schaufen
ster und man merkt es ihm kaum
an!""
Die glückliche Braut.
„Warum jetzt so spröde, Kind? Vor
hin hast du dich doch ruhig von mir
küssen lassen."
„„Ja, vorhin da haben uns
auch alle meine Freundinnen beobacht
tet.""
Maliziös.
Junger Herr (renommierend): „Meinetwegen hätte sich eine Dame
Alter Herr: „Ach Sie sind wohl Apothekergehilfe?"
In der Kneipe. Student:
Sagen Sie mal, Kellner, war mein
Bestätigung.
Arzt (zur Bäuerin): .Aber, hören Sie mal wie können Sie die
Schweine in Ihrer Wohnstube lassen? Das ist ja höchst ungesund!"
Bäuerin: .Is WS wahr? Na, da brauchen mer'unS ja nich mehr
BeiinHeiratsvermitt
le r. Heiratsvermittler: Wenn Sie
sich mit Heiratsgedanken
Herr: Reiche Auswahl, lagen Sie!
Wieviel hat denn die Reichste?
Vorgebeugt. „Aber
Männchen, wo willst du denn so
spät hin?" -
„„Ach, ich will nur schnell ei
nen Brief zum Kasten bringen
aber weißt du, Emilie, du brauchst
stück auf mich zu warten.""
Ausgewichen. „Kannst
du mir mal schnell zehn Dollar!
borgen?"
„„Ach, soviel habe ich gar nicht
bei mir!""
„Und zu Hause?"
„„Zu Hause? Danke, alles wohl
und munter!""
Jnstruitionsstunde.
Feldwebel: Warum findet die Ern
te im Sommer statt, Dusch!-?
(Duschte schweigt).
Feldwebel- Und va sagt so einer,
daß er auf dein Lande geboren und
erzogen wurde!... Ich will'« vir
sagen: damit die Felder für Sie
Herbstmanöver frei werden, »er»
standen!