Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 30, 1914, Image 3

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    Orplid, mein Land. .
tloman von Erika Riedtcrg.
I
(12. Fortsetzung und Sch''ß.) I
Ihr Glück! Dies reiche, gebefrohe '
Glück!
Thordillens verschlossenes Gesicht
ward weich, sein Herz ösfneie sich der .
heiteren Schönheit des Lebens
klang jetzt doch endlich durch sein .
prunkvolles, kaltes Haus Kinderju- ,
bel, Kinderlachen.
Er mußte lächeln, wenn er an die
Verblüffung seines ganzen Kreises ,
dachte, damals, nls sie nach einer ,
stillen Trauung einfach die Vermäh-
lungsanzeigen verschickten.
Aber nach dem ersten Erstaunen
nahm man die neue Frau Konsul
mit all der Rücksicht aufrichtigen
schwerblütigen, etwas steifen Men
schenschlag die spielerisch liebenswür
dige Gewandtheit ersetzt.
Schließlich wunderte man sich nur
noch, daß diese so außerordentlich
vernünftige und natürliche Heirat
nicht schon früher zustande gekommen
war.
Nur Senator Damner äußerte sich
mit keinem Wort. Gleich nachdem
Thordiklens von ihrer kurzen Reis,
mit Sigrids beiden Knaben zurück
gekehrt waren, verschwand er unauf.
fällig für einige Zeit. Im Auslan
de sollte er sein.
Man zuckte die Achseln. Warum
solch« Heimlichkeit? Auslandreise,
das war doch wirklich kein Ereignis
bei einem Kaufherrn. Komisch, so
zu verschwinden.
Und wieder wußte niemand, daß
Thvrdikken und sein alter Freund
vorher eine Aussprache gehabt, die
mit einem guten, aufrichtigen Blick
und zuverlässigem, festem Händedruck
geendigt hatte.
Der flotte Damner war nach die
ser Unterredung ein bißchen erstaunt
gewesen. Seine gerechte Empörung,
mit der er sich innerlich und äußer
lich drapiert gehabt, war unter
Thordikkens Worten sachte und sicher
von ihm abgefallen.
Dieser Mann hatte eine Art!
Ernst und offen sprach er, eine For
derung der Freundespflicht erfüllend,
aber keinen Strich weiter, kein Wort
mehr, als er für angemessen und
Streng blieb er in selbstgesteckten
Grenzen und wies damit unmerklich
auch dem andern die seinen an.
Vor einem Manne, der die Recht
schaffenheit und Aufrichtigkeit in
Person ist, mag niemand verbissen
schen uns und wird sich schon zu
gegenseitiger Zufriedenheit ent
wickeln."
Sigrid hatte Herzklopfen. Unter
der Glashalle lagerte Schwüle. Koh
lendunst, von keinem Lüftchen fort
geweht, erschwerte das Atmen.
Sie ging so schnell auf und ab,
als habe sie sich arg verspätet und
war doch viel zu früh gekommen.
Nun pfiff der Zug. Noch fern
wie ein wilder, triumphierender
Schrei klang's. Und nun rollte er
Hern« Sigrid lief ihm entgegen,
neben ihm her gleich an einem
der ersten Wagenfenfter sah sie Mal
ves Gesicht.
Sie riß die Tür auf eine Mi
nute hielten sie sich fest umschlungen,
dann sagte Sigrid nichts als:
„Komm!" und zog sie mit sich fort
zu einem andern Perron.
ihnen Selbstbeherrschung auf.
Sie saßen und hielten sich bei den
Händen und nickten einander zu in
fuhren vom Bahnhos nach dem Ha
sen viel zu früh, viel zu früh.
.Ich Halt's nicht aus im Haus,
in den Straßen. Laß uns zum Ha
sen! Wenn ich das Wasser seh', er
trag ich's leichter", bat Malve.
Nun gingen sie dort auf und ab.
Warmer Wind strich über ihre Ge
sichter.
DaS weite Wasser blinkerte und
flimmerte. In ungeheurer Höhe und
Weite spannte sich der Himmel.
Durch sein tiefes Blau jagten ein
zelne weiße Wolken, schnell, immer
fort wechselnd und so den oberen
endlosen Raum in ständiger Bewe
gung haltend, wie es drunten das
rastlose Wasser tat.
Ueberwältigt von unaussprechli
chen Gefühlen stand Malve.
Ihr war, als wachse und dehne
sich niegeahnte Kraft in ihr.
Wie ihr Auge ungemessene Räume
zu umfassen schien, so war ihre
Seele in heiliger, dankbarer Andacht
Und dabei eine so wundervolle,
rein irdische Freud? an der Sonne,
dem Waffer, der wonnig weichen,
schönen Welt.
sie und winkte mit der Hand, als
g.üße sie das eigene Glück, des
Schöpfers Liebe in Wolken, Wind
lind Wasser.
Und dann glitt sie auf der flim- l
mernden Flut heran, die »Marie- l
Liuife", das stolze Schiff.
Nun war der Oktober da und mit
ihm Malves Hochzeitstag.
Wo war die Zeit geblieben, und
woher hatte man die Kräfte genom
men, um alles, die Aussteuer, die
Umzüge zu bewältigen!
Hältnisse, Deutschlands .Aussichten
Malve den Umfang der unendlichen
Mühseligkeiten und Gefahren, mit
denen er zu kämpfen gehabt.
Erfuhr auch jetzt erst, daß er wie
derholt monatelang todkrank im La
zarett gelegen Typhus Klima«
sieber.
Gesicht.
.Vor der Zukunft? Nein! Aber
Schritt halten, Malve, das ist es'
wie viel an Liebe und verschwiegener
Aufopferung hatte der kleine Raum
miterlebt!
Heimat ruhte.
An Doktor Grabauer, dessen fri
sches Lachen so oft heimliche Sorge
verscheucht, an seine getreue, stets be-
Wie viel Gutes hatten sie hier ei
chen: „Es ist alles gut geworden."
Es klopfte. Die Tür ward zö
gernd geöffnet Doktor Graba»»
Er hielt einen prachtvollen Rosen
strauß in der Hand und fragte un
ruhig:
„Sind Sie alles»?"
.Ja!"
Er trat ein, ging zu Frau von Bee
len, gab ihr die Hand und den
Strauß, nahm einen Stuhl und setzte
sich neben sie.
„Ich wollte Ihnen Lebewohl sa
gen" '
Die alte Frau sah auf die Rsfen
in ihrem Schoß und sah in das blasse
Männergesicht und wußte so genau,
wie weh ihm ums Herz war.
l feine. Was sollte sie sagen? Wie
> dankbar sie seine zuverlässige Freund
schaft empfunden hatten, mußte er
' hundert- und hundertmal gefühlt ha
ben aber Trost geben für sein
l Leid —wer konnte das?
Sie saßen so eine Weile nebeniin
° war, aus das Klavier, das, so mit
t Jubel begrüßt, schönste Stunden ge
schaffen hatte und nun verschlossen
, wie olles, was so vertraut gewiten.
, Nein er mußte gehen. Hier
, hielt er's nicht aus. Schlapp wurde
er und weich wie ein Schuljunge, den
112 das Heimweh plagt,
s Er trug seinen Stuhl wieder an
z ven Platz vor MalveS Tisch,
z „Geben Sie ihr die Rosen!"
Kr östnete die Tür. kam wieder
zurück, küßte Frau von Beelen die
Hand.
„Und sagen Sie ihr ja, bitte,
sagen Sie ihr ich wünschte ihr
Glück."
Hastig lief er die Straße entlang.
„810 ß nicht mehr ihr begegnen!
Sie jetzt noch wiedersehen? Nein, al
les was recht ist. Tierquälerei ist
verboten."
Villa Thordikken trug ein Festkleid.
Sigrid hatte nicht nachgelassen mit
Bitten:
„Kommt zu unS! Laßt mich euch
das Hochzeitsfest lüften."
Sie gaben schließlich nach. 'Wo
sollt« auch sonst di« Feier sein? Hin-,
nover war ausgeschlossen. Und in
dem fremden Berlin? Alles im Hoiel?
„Recht viele Blumen möchte ich ha
ben und viel, viel Grün", bat Malve.
Sie konnte nicht genug bekommen
von des deutschen Herbstes Pracht.
Und manchmal dachte sie:
„Nach Eichen- und Buchenschaiten
und nach Tannenrauschen bekomme
ich, glaub' ich, Heimweh."
Unten der große Gartensalon war
in eine Kapelle umgewandelt.
Kerzenlicht überstrahlte Lorbeer
in Füll«.
Di« Trauung sollt« im Hause sein.
Es war so viel schöner für den klei
nen Kreis nächster Angehöriger, als
umzustehen. Und dann hier konn
te auch Karsten dabei sein, ohne in
seinem Fahrstuhl überflüssiges Mit-
Adelheid kam aus Malves Zim
fchied genommen.
„Wir sagen uns jetzt Lebewohl.
Später, nach dem Diner, kann ich's
nicht", sagte Malve, zum ersten Male
von der Trennung erschüttert. .Sie
fiel plötzlich der Schwester mit hei
ßem Aufschluchzen um den Hals.
„Ich kann's überhaupt nicht, Heide!
Dir nicht, nein, dir nicht! Wir Wol
ken auseinander gehen, still und ge
faßt ohne Abschied. Und vorher
wollen wir fröhlich sein. Und Blu-
Adelheid nickte ihr zu. Mit Lä
immer wieder aufsteigenden Tränen.
Wie lebte alles auf! Die Stunde,
in der sie selbst in Kranz und
Schleier gestanden, der Tag, an dem
st ch sich "b d' St
Fassung! Fassung!
Im Festschmuck lag der Platz vor
War für sie selbst denn schon al
les vorbei? Alles mit Diether ms
blasser daS Gesicht, die Gestalt da
„Tante Adelheid, dars ich dir et
was sagen? Jetzt gleich? Nachher,
ich hab' Angst, dann ist kein« Zeit
Adelheid sah sie gütig an. Wie
viel reifer waren die zurten Züge.
So rührend trugen sie den Stempel
eines Erlebnisses.
Sie kämpfte noch mit der Scheu,
Verschwiegenes zu offenbaren, dann
sagte sie, indes Röte und Blässe über
ihr Gesicht gingen:
„Ich wollte dich bitten, nimm mich
mit nach Berlin!"
Es klang wi« ein Flehen. Fest
preßte sie die Handflächen aneinander
und sah Adelheid mit brennenden
Blicken an.
„Ich möchte aufs Konservatorium.
Ich will, ich muß mich ausbilden,
i Ich kann hier nicht bleiben, Tante
l Adelheid, glaub' es mir, ich muß
l mal hinaus! Stunden kann ich hier
- nehmen, gewiß, aber das ist nichts
l Ordentliches. Vollständig ausbilden,
. Examen machen. , DaS ist es. Das
. Ziel, den Zwang muß iH haben,
c Ein Studium soll cs sein, kein Zeit
! vertreib. Sieh, Sigrid ich darf
i noch immer Sigrid sagen" fügte
sie lächelnd hinzu „Sigrid hat
> mich jetzt nicht nötig, und Papa auch
nicht. Sie sind so glücklich. Karsten
braucht mich auch nicht, seit Olaf
Brüder, da sind. So überflüssig
lauf ich herum und"
Sie verstummte, erblassend Preßte
sie die Lippen.
Adelheid umfaßte sie. „Und kannst
Paul Hollmann nicht vergessen. Ar
mes Kind!"
Sie standen eine Weile schweigend.
Dann sprach Adelheid leise:
„Mein Liebes, gräme dich nicht!
Es war ein Mädchentraum, gewoben
aus Mitleid und Begeisterung. Viel
Schönes Hai er in dir geweckt, das
immer dein Eigen, dein Reichtum
bleibt. Vielleicht wird sich dieser
Traum wie ein feiner, wehmütiger
er glücklich."
„Und aus dem Glück heraus starb
er. Ist das nicht schön? Wenn er
delt eine unsichtbare, aber unentwegte
Begleiterin etwas Verlorenes, Be
weintes. Liebe diese stille Wegge-
Schwäche werden fühle stolz und
sicher! Und deshalb, weil du das
tust, weil du aus diesem einzig rech
ten Wege, dem zur Tat, bist, will ich
deiner Bitte eine Fürsprecher!« sein.
Ich rede mit deinem Vater und ver
bürge mich für den Erfolg. Du
sollst in Berlin bei mir wohnen und
Hans - Gebhard «ine Schwester sein.
Und nun komm, «s ist Zeit!"
Hinter Myrtengebüsch her
vor durchzogen die Klänge eines Har
moniums feierlich den Raum.
Sie waren alle in dem KapeNen
zimmer versammelt und blickten dem
Brautpaar entgegen, das langsam
durch die Zimmerflucht auf den Geist
lichen zuschritt.
Der Prediger erhob seine Stimm«.
Die alten, ewigschönen Worte der
biblischen Ruth sprach er, variierte
Poesie.
„Dein Volk ist mein Volk"
„Dein Land ist mein Land!"
Von der Sehnsucht aller nach dem
Lande des Glücks, des Friedens reoete
er. Und daß nur der recht lebt, der
sein Leben zu einer Pilgerfahrt ma
che nach diesem einzigen Lande.
Welcher Text konnte passender für
diese Trauung sein?
Und fest und fester schlössen sich
Bei Tisch hatte wirklich die Fröh
lichkeit mit zu Gaste gesessen.
Malve hatte Lachen um sich gehabt
und Musik und viel .viel Blumen.
Und als alle in Heiterkeit den
drohenden Abschied vergessen zu ha-
Adelheid kehrte nicht in den Fest
um selige Gefilde.
„Du bist Orplid. mein Land,
Das ferne leuchtet"
Wer von den vielen, die mit ganzer
Seele suchte», kann am Ende seiner
Tage sagen:
„Ich hab' mein Lebensschiff an das
ersehnte Gestade gesteuert."
Wie viele? Und wer von ihnen,
die heute hier versammelt waren, und
von denen, die aus ihrer Miite schon
fortgezogen, in unbekannt« Welten?
Adelheid Beelen trocknete die Ab
schiedstränen aus ihren Augen.
Fest sprach sie zu sich selbst:
„Mehr als suchen kann k«in
Mmsch. So laßt unS denn suchen."
«rltichtert»
Ein englischer Naturforscher hielt
in einer größeren englischen Stadt
einen Vortrag, bei dem sich folgendes
amüsantes, kleines Intermezzo ab
spielte. Der Vortragende führte
wiefene Tatsache, daß die Sonne all
mählich ihre Hitze einbüßt, und daß
diese Kraft im Verlaufe von 70
Millionen Jahren erschöpft sein wird,
daß dann unser Erdball nach
ten Sie, würden verstreichen, ehe die
ses Unglück über uns hereinbricht?"
„7<Z Millionen etwa," wiederholte
lächelnd der Vortragende. Mit «i-
Gesühllose Behandlung.
TeleZrsmm »ua Rom- I
Es klingelte, als ich im Bett lag.
Es war erst sieben Uhr und schon
der Briefträger! nicht aber hingegen
der Geldbriefträger, ..der zu jeder
aus Rom: „Bitte drahtsendet Mark
hundert. Brauch« sie. Gruß. Schni
psel."
Dies war h«iter. An einem naß
trüben Berliner Dezembermorgen ein
Telegramm aus Rom zu bekommen:
man möge Freund Schnipsel gefäl
ligst dazu verhelfen, daß er, der
Schuft, sich noch ein bißchen auf dem
Forum sonnen kann. Es ist nicht
wegen der hundert Mark; der Kerl ist
auch noch ein Philister und pflegt sei
ne Schulden gelegentlich einmal zu
bezahlen.. Wenn ich ihm jetzt draht-
Miene zurückgeben und in seiner
schwarzen Seele noch erwarten, daß
ich ihm dafür die Hand küsse; ich
werde das weniger tun, aber verle
gen sein, wie jeder, der vcn einem
Freund gepumptes Geld zurückbe
kommt. Dabei kann mir Schnipsel
in Berlin zurückgeben, was er in
Rom von mir bekommen hat?
Oh, er hat sich nichts abgehen las
sen der Schnipsel. Ich weiß schon:
erst saß er auf der Piazza Venezia
lukullisch vor dem Eas6 Faraglia, aß
merkwürdig konstruierte Eissorten
den Gärten auf dem Palatin. Den
Blick auf das nächtlich dunkle Kolos
seum. Die herbstliche Campagne,
Papierlappen zurückzuerstatten. DaS
heißt allzu billig einkaufen. Man
kann da leicht sehen, was eigentlich
in beiden Fällen ein Hundertmark
schein hundert Mark wert sein soll.
Schnipsel beiseite, wir brauchen eine
Wechsel der Orte, Stände, Momente
wechselnde Wert des Geldes gesetzlich
sürs tägliche Brot. Wenn die Mil
lionärsfrau dem Nähmädchen für Ar
beit drei Mark schuldig war, sollte
sie zahlen, was in einer MillionärS-
Fiir hundert Mark Jtalienreise, das
ist soviel wert, wie für tausend
Mark großstädtischer Alltag; also ist
blauen Himmel und findet das Leben
Oder beliebt es Herrn Schnipsel,
in der Stadt zu bleiben und um drei
violette Priestersulanen freundliche
Farbenflecke) also lehnt er sich
daran, das Scheusal, dann hat er un
ter sich die Türme, die Obelislen, die
melodiöse Kuppel des Pantheons, die
Treppe deS spanischen Platzes. Er
um diese Zeit anderswo existieren, als
in Rom? Wie entsetzlich, wenn ich
jetzt nicht hier wärt!
immer wieder nach Rom bringen
wird. Nun, Meister Schnipsel, wer
den Sie mir diesen unschätzbaren
de eines romvergnügten Brieses:
,a propos", besten Dank. Er wird
mir ja pünktlich wiedergeben was?
auch nach Rom fahren und mich dann
von Schnipsel beneiden lassen, der
dann wieder in seinem Berliner Bu
der Mensch. Was Hilst ihm die Win
terreise, die er später vielleicht machen
könnte, wenn er Zeit und Geld hät
te (sich selbst pumpt kein Mensch et
kalt und Schnipsel im leuchtendes
Rom ist? Gut, es sei ihm drahtgesen
dei, aber beneiden muß ich ihn dür
fen, das Vergnügen muß mir unge
schmälert bleiben. Aber wenn ich
selbst wieder einmal auf Reisen bin,
telegraphiere ich keinen Freund um
Geld an, es ist entschieden nicht edel.
Man sollte sich nur zu unangenehmen
Dingen Geld ausleihen, zum Ope
riertwerden oder so. Dann Hai der
hilfsbereite Freund doch einen Ge
nuß von der Anleihe; er kann sich an
ständig und kann sich in der erfreu
lichsten Weise gesund vorkommen.
Mit Hilfe anderer Leute vergnügter
sein als andere Leute, das ist.
Schnipsel, Schnipsel, nicht schön ge
handelt.
au» »em Jahr« t«»7.
Vor kurzem wurde mitgeteilt, daß
in Sroßjena an der Unstrut bei Ab
bruch eines alten Weinberghauses im
.Kalten Grunde", das im Jahre
1688 erbaut worden war, der diese
Jahreszeit tragende Grundstein auf
gefunden wurde und darin vier eigen
tümlich viereckig geformte mit Blei-
Verschluß versehene Weinflaschen samt
dem bräunlich schimmernden Inhalt;
eine Flasche trug die Inschrift IKB7.
Bei einer in Naumburg abgehaltenen
Weinprobe wurde nun eine Flasche
geöffnet; sie zeigte unter dem Blei
verschluß einen Kork, beim Oeffnen
entwichen Gase, und beim Probieren
entwickelte der Wein ein so angeneh
mes Bouquet, 'daß er alle jungen
Weine jener Weingegend aus dem
Feld schlug und von dem Flaschenin
halt nichts übrig blieb. Von diesen
vier Flaschen ist jetzt, wie man un»
schreibt, eine, und zwar die mit In
schrift 1687, von dem Eigentümer
des Grundstücks dem Weinmuseum
Speier überwiesen worden, wo sie
neben der Glasamphora römischen
WeineS und alten Pfälzer Flaschen
mit Wein aus Grundsteinen des 18.
Jahrhunderts einen Ehrenplatz ge
funden hat. Die vierkantige Flasche,
die durch das zweieinviertel Jahr
bundert« lange Lagern unter der
Erde eine prächtige, an antike Gläser
erinnernde Opaleszenz angenommen
hat. bildet schon für sich allein eine
Merkwürdigkeit, ebenso der wohler
halten« Origmalverschluß; der
bräunliche Inhalt füllt die Flasche
noch völlig.
Natürliche Anlage
A.: „Was studiert denn eigentlich der
dicke Spund?'
B.: „Natürlich Landwirtschaft."
A.: »Ist das so natürlich?"
B.: „Freilich; der zeigte von jeher
das höchste Interesse sür edlen G e
st e n säst, Kalbs Haxen mit
sp argel, Span ferkel und
Schweins knochen mit Sauer-
Liir 0!« »iicbe.
Herrenhuter Speis«. Man
locht 1 Quart Milch oder Sahne
tet man ihn aus, läßt ihn abkühlen,
mischt 4 bis 6 Eidotter, sowie den
steifgeschlagenen Schnee der Eiweiß
Gesottenes Kalbfleisch
mit Rahmsauce. Kalbsschnitzel
oder Brust schneidet man in saubere
Stücke und dünstet sie in Butter mit
Zugabe von Zwiebeln, Pfefferiör-
Eßlössel sauren Rahm dazu. Ist das
Mt alles aus einer tiefen Aufrage
fchüssel wieder heiß werden. Als
Beigabe: breite Nudeln, in Salzwat
fchwenkt.
Sehr saftigen Kartofsel--
112 alat kann man herstellen, wenn
man ihn auf folgende (französische)
Art bereitet. Pint saure Sahne
ist mit l/5 Pint Wasser und Essiz
nach Geschmack, sowie einer kleinen
Zwiebel und etwas Salz und Pfef
fer auszukochen und kochend über die
Kartoffelscheiben zu gießen. Nach
dem Erkalten verrührt man I—2
ganze rohe Eier mit vier Eßlöffel
Oel und vermischt damit den Salat,
der bei dieser Zubereitung außeror
dentlich wohlschmeckend wird.
Ungefüllte Krapfen.
Pfund Butter rühr! man zu Sahne,
fügt nach und nach 3 —4 Eier, 1
Unze in etwas Milch gelöste Hefe.
2—3 Löffel Zucker, einige geriebene
süße Mandeln und Pfund lau
warmes Mehl dazu, läßt den Teig in
mit warmer Serviette bedecktem Napf
aufgehen, rollt ihn auf bemehltem
Brett aus, formt tleine oder größere
Kugeln davon und bäckt diese in sie
dendem Backett (Is 3 Butter und 253
Schmalz) schön goldbraun.
Gefüllte Kohlrabi. Wenn
man sich mit einer großen Kohlrübe,
die man schält und zu runden, eigro
ßen Kugeln aussticht. Diese Kugeln
werden in Salzwasser und Butter
gargekocht, dann wenn ein Deckelchen
abgeschnitten, eine Höhle in die un
tere Kugel gemacht, diese mit einer
gutgewürzten Bratwurstfülle
dann wird das Deckelchen daraus ge
bunden, statt des Kohlrabigrüns Pe
tersilie darauf gesteckt oder Sellerie
blätter. Zugebunden wird der ge»
füllte Kohlrabi in Fleischbrühe, But
ter und feingehackten Zwiebelwiirsel
chen gargedünstet und mit der durch
passierten Sauce angerichtet.
Schweinsohren in Senf
sauce. Die Schweinsohren wer
den sehr sauber gereinigt, gebrüht,
abgetrocknet, nochmals nachgeputzt,
dann in Wasser mit Salz, Pfeffer-
und Gewiirzkörnern, I—2 ganzen
oder zerschnittenen Zwiebeln, zer
schnittenem Wurzelwerk und etwa»
mildem Essig und eventuell einem
Rest Weißwein langsam weich ge
kocht, abgetropft und in längliche,
gleichmäßige Stücke geschnitten. In
zwischen bereitet man eine Senfsauce,
indem man von Mehl in Butter ei
ne braun« Einbrenne abrührt, die mit
Wasser zu ebener Sauce verkocht wird.
Man rührt dann so viel Senf, wie
man denkt und je nachdem man di:
Sauce pikant liebt, hinzu, würzt mit
Zucker, Salz und etwas Zitronen
saft, schmeckt die Sauce ab, stellt
sie auf die heiße Stelle, legt die Oh
renstiicke hinein und läßt sie darin
ein Weilchen ziehen, nicht kochen.
Da» Gericht wird in erwärmter tie
fer Schüssel aufgetragen. Dazu
Salzkartoffeln.
Einfach gedünstetes
Kalbs - Fricandeau. Ei«
schönes Fricandeau (das zarte, dicke
Fleisch aus d«r Keule) wird kräftig
ccsalzen, in ein Gefäß mit heißem
Fett gelegt, Wurzelwerk und Zwiebet
hinzugefügt und da« Gefäß mit ei
nem gut passenden Deckel geschlossen.
Ansang? dünstet man dai Fleisch im
i-igenen Saft, später wird dieser
durch häufiges Hinzugießen von leich
ter Fleischbrühe «rsetzt. Das Fri
candeau ist fertig, wenn es mürbe ist
und schöne hellgelbe Farbe angenom
men hat.
Orangtnwprinelade. Man
schält die Orangen recht sein, legt
die Schale über Nacht in leichtes
Salzwasser, kocht sie den andern Taz
mit frischem Wasser (kalt aussetzen),
bis sie reicht weich sind (eine halbe
Stande), dann wiegt man sie sein.
Nun befreit'man die Früchte von
der weißen Haut und zerschneidet sie
.'ii kleine Stücke, nimmt die Kern?
heraus und kocht Schale und Früchte
zusammen ein; aus ein Pfund Früch
te ein Pfund Zucker. Man tan»