Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 23, 1914, Image 2

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    Der Despot.
»I» dem McMittschcn vo» Edith
* I.
Die Turmuhr von Valladolid,
dem heutigen Moretia in Mexik?,
zeigte die achte Abendstunde an.
Ihre Schläge unterbrachen für einige
Minuten das tiefe Schweigen, das
über der Stadt lag, die fast entvöl
kert war durch die Stürme der Revo
lution und den grausamen Despotis
mus der Militärregierung.
Durch die Fensterscheiben eines
düstern Hauses konnte man in ein
armseliges Stäbchen sehe», in desf-n
Mitte aus einem Holztisch ein Leucht
ker aus grobem Ton stand, dessen
«eine Kerze die rauchgeschwärzten
Wände nur notdürftig beleuchtete.
Ein ernster Mann'und eine junge
brünette Frau saßen mit aufzestütz
ten Händen, in denen sie das Gesicht
verbargen, an dem Tisch. Ihre Au-
Ken hafteten starr auf dem Fußbo
den; sie waren anscheinend in düstere
Betrachtungen versunken. Ein klei
ner Hund zu ihren Füßen, der sein-
Besitzer mit treuen Augen fortwäh
rend beobachtete, vervollständigte das
«rnste und Melancholie atmende Bild.
Die kleine Gruppe mochte wohl eine
oeraume Zeit in dieser Stellung ver
harrt haben, als das Klappern von
Pferdehufen, das den Hund zu ftiir
rnischem Bellen veranlaßte, sie aus
ihren Betrachtungen riß.
„Hörst du's, Maria?" sagte P<?rez,
indem er auf die Straße deutete und
«ufmerlsam auf das Geräusch
Horcht?, das sich allmählich in dei>
Missen verlor.
„Nun ja, das wird wohl wieder
so eine reitende Post sein, wie e jetzt
clle Augenblicke kommt."
«Wenn du wüßtest, Maria, in
welcher Stimmung ich mich befinde!
<A»tt möge uns beschützen!"
„Himmel, welche Gefahr droht uns
denn?"
»Das fragst du? Weißt du nicht.
verdächtig sind, alle in Gefahr schwe
ben, bei dem geringsten Zeichen sei
tens unserer Unterdrücker gelötet zu
werden? Hast du denn vergessen,
Zatz Anklage", diese teuflische
Einrichtung, unsere geringsten Bewe
gungen beobachtet und unsere harm
losesten Worte belauscht, um sie so
fort diesem Schurken, dem Trujillo,
zuzutragen?... Ach, Marie, eine An
klage". ..
„Um Gottes willen, hast du etwa
zu irgend jemand eine unvorsichtige
Aeußerung getan? Was hast du ge
fegt?"
„Nein, mein Gewissen zeiht mich
keiner Unvorsichtigkeit. Du weißt,
«5 liebe mein Vaterland wie jeder
zute Bürger, und seine Unabhängig
t>it ist für mich das kostbarste gut.
Und du weißt auch, daß die lange
Scn zu lassen. kennt meine
tdesühle besser als du. Aber wenn
irgend eine harmlose Bemerkung, die
einem geheimen Feinde böswil
lig entstellt ist, dem Trujillo hinter,
bracht wird? Was wird dann aus
L»: und mir?"
„Was sür Beweise könnten sie denn
zegen dich haben?"
„Beweise! Was für Beweise
Sraucht denn die Willkür! Und we!-
Äitr Beweise hat es denn bedurft, um
so viele Blutgerüste hier im Lande
zu errichten und unsere Schwelle mii
dem Blute unserer Brüder zu be»
Klecken?"
«Ja, es ist so, wie du sagtest. Nie
mand ist vor diesen Ungerechten sicher.
Doch laß uns von hier fortgehen in
:ia anderes, von weniger grausamen
Despoten regiertes Land. Die kurze
Zeit, die wir hier verheiratet sind, is!
uns unter Tränen vergangen. Die
»enigen süßen Glücksstunden sind
».ns "durch unsere traurige Lage ver
bittert worden. Wenn es doch ein
Land gäbe, wo wir ruhig unserm
Glück leben könnten?" Bei diesen
Worten umschlang Maria ihren
Mann, «vährend sich ihre Wangen
mit Tränen benetzten.
„Liebe, Arme, ja, es ist wahr, wir
sind in einer schlimmen Lage, aber
er wird uns sicher so bald als mög
lich Helsen. Wir werden zu ihm ge
hen, um dort hoffentlich glücklich za
«erden, wenn wir von unseren Lei
den erlöst sind. Maria! Wenn du
nicht wärst, hätte mich die Verzweif
jung schon lange getötet. Du bist
das Einzige, was mir noch geblieben
i,-."
Pörez preßte fein Weib an sich,
das Hündchen legte den Kopf auf die
Knie des Mannes, und die treuen
Augen sahen ihn an, als wollten sie
Hilgen: Du vergißt, daß du noch
einen Freund hast, der für dich sein
Blut vergießen würde, und der
Freund bin ich."
11.
In dem bischöflichen Palaste, ei
nem Gebäude im Norden Valladolids,
befand sich auch die Kommandantur
der Stadt. In einem der zahlreichen
Amtssäle, von dessen gesamter Aus-
schrittenen Alter der andere.
„Wie spät es schon ist! Wenn un
sere Freischaren nur keine Ausstän
die Achseln zuckte.
von Zeit zu Zeit mit Stirnrunzeln
noch der Uhr sehend. Aus den Phy
siognomien der beiden konnte man
gut auf ihren Charakter schließen.
Der junge Mann Wählte höchstens 27
bis 30 Jahre. Von untersetzter Fi-
Haar. Seine blauen Augen blitzten
lebhaft in' dem etwas blassen Gesicht
und hatten einen durchdringenden.
Fischotterfell besetzten Rock, dazu Pas
sagt, ein Mann in vorgeschrittenem
Aller war, zeigte in seinem Aeußeren
Grausamkeit und Rohheit. Sein
feuerrotes Gesicht verriet die Aus
schweifungen der Trunksucht. ES
war Don Manuelo Concha, der Be
lasten und grausamsten Bor.chrij
kotbespritzter Soldat mit Briefschaf
rcn. „Wenn du ein anderes Ma/die
Post so spät bringst, verlierst du dei
nen Kops."
der Aufständischen zu fallen, die alle
Wege überfluten. Zwei Meilen von
hier waren wir in der Gefahr, voi
stenSchrci verstummen machen", erwi
derte Concha mit zynischem Lächeln.
Nun begannen Trujillo und Con
piüften mit neugierigen Augen Brief
für Brief, in jedem Wort einen
Feind, in jedem Satz irgendeinen ver-
Dich liebe. Ich habe deshalb alle
meine Hilfsmittel für Dich erschöpft,
um Dich aus di,fer Stadt zu be
freien! sehr bald werde ich Dir zwei
Pferde und die Waffen schicken, ui::
die Du mich batest, damit Du Dich
auf den Weg machen kannst." .
Als sie bei diesen Worten ange
langt waren, sah Concha Trujillo mit
funkelnden Augen an.
„Die Waffen, habt Ihr es gelesen
Oberst, die Waffen, wir haben eine<
Feind entdeckt."
„Allerdings, dieser Satz flößt auch
mir lebhaften Verdacht ein. Wir
müssen den Menschen, an den dieser
Brief gerichtet ist, ausfindig machen,
um auf diese Weise zu untersuchen,
ob er wirklich schuldig ist."
„Wie können wir nach diesem Brief
noch an seinem Verbrechen zweifeln?
-Er hat um Waffen und Pferpe ge
beten, um aus dieser Stadt zu ent
fliehen, höchstwahrscheinlich, um sich
mit den Aufständischen zu vereinigen.
Er muß bestraft werden, und das
schnell."
„Was, vergeht Ihr den tödlichen
Hak dieser elenden „Kreolen" gegen
uns? Erlischt in Eurem Herzen
schon der heilige Eifer für die gute
Sache, der uns die Gunst des Vize
lönigs erworben hat? Dann aller
„Jhr habt recht, tut also, waS
Concha entfernte sich jetzt sofort,
während Trujillo fortfuhr, die noch
nicht geprüften Briefe zu lesen.
111.
Dichte Wolken verdunkelten den
Himmel, während große Regentrop
fen fielen, die der Wind an die Häu
ser peitschte. Von Zeit zu Zeit er
tönte durch die schlafende Stadt das
und sein Weib lagen in fe
stem Schlaf, als sie das Geräusch von
heftigen Schlägen an die Haustür,
„Maria, Maria! Wer ruft auf
diese Weise, was mag das sein?"
„Allmächtiger! Was wird mit uns
geschehen? Hörst du Waffen klir
" l' L
Fackeln das Zimmer er
leuchteten und mit entblößtem Degen
aus die unglücklichen Eheleute ein
sei. Sie rief die Mutter Gottes und
Auf der Kommandantur hatte sie
vergeblich versucht, zu Trujillo zu
gelangen. Die wachthabenden Sol
daten wußten ihr keine Auskunft zu
geben. Sie wollte jetzt einem
den Liegendes Sie nä
herte sich der Gruppe und sah
den Leichnam von P6rez, der in der
Nacht auf diesem Platz erschossen
worden war. Die Soldaten hatten
es mcht der Mühe für wert gehalten,
die Leiche zu entfernen. Maria stieß
blaß wie der Tote vor ihr. Dann
wurde ihr Blick starr, und sie ent
fernte sich von dem Leichnam, den
Kopf auf die Brust gesunken, mir ge
falteten Händen.
eine Träne zu vergießen.
Nach einem Jahr hallte die Plaza
de San Juan von dem Gejohle der
Straßenjugend wider, die eiii in
Lumpen gehülltes,abgezehrt aussehen
des Weib verfolgte. Die Frau zeigte
mit krampfhaftem Lachen auf einen
„Seht doch nur die Närrin!"
Folgende klein- Boshaftigkeit wird
von Edison erzählt: Es war zu jener
Zeit, als Edison die Erfindung der
Sprechinaschine beendigt hatte; da be
suchte ihn eines Tages ein guter Be
kannter und fragte ihn, ob.er schon
habe. Voll echten Vaterstolzes führte
Edinson den Besucher zu der neuen
„Und das ist Ihre Erfindung?"
„Vor Ihnen?"
Sie gegenteiliger Meinung fein?!"
Unterbrochene Rede.
Bolksredner (in der Bersammlung):
«Sie haben zuerst fünf Jahre Volks-
Angeklagter: „Na, von Genuß
war da nicht viel die Rede!"
A« aen Si-emen <!v IKlnäbelt.
Bon OSkär Baum.
Georg saß tief über die Tasse ge
neigt und spielte mit dem Löffel auf
dem Rand des zierlich gerippten Ta
bletts. Aufgeregt sann er und blick
te immer wieder zur Tüt. Der
Kaffee mußte schon kalt sein. Viel
leicht war er zu heiß gewesen und
nun hatte er ihn vergessen. Es dau
erte ausfallend lange, ehe Mama
kam; sie war doch hoffentlich wohl?
Der Junge atmete langsam und tief.
Viertel neun vorbei; die Schule ver
nichts zu machen.
Endlich kam sie mit ihrem blassen
schmalen Gesicht und dem sließenden
liHgrauen Schlafrock, in dem sie noch
sah als sonst.
„Auch mal unter die
Langschläfer gegangen?" lächelte sie.
„Mutter, du siehst nicht sehr gut
aus", sagte er vorwurfsvoll und sein
Gesicht zuckte, indem er sie innig be
trachtete.
„Brom hilft nicht mehr", nickte sie.
„ich werde es mit Verona! versuchen."
Aber sie dachte an etwas andres.
Ihre Finger glitten entlang des Be
stecks, das auf ihrem Platze lag, und
ihre Blicke sannen melancholisch ins
Leere. Das Mädchen brachte den
Tee. Die Mutter begann die Sem
meln zu zerschneiden und Butter aus
zustreichen. Georg wollte warten,
bis sie mit dem Frühstück zu Ende
war. Er betrachtete die Bewegungen
ihrer dünnen weißen Finger und sag
te einiges ausfallend Gleichgültiges.
„Mutter", begann er endlich nach
einer langen Pause, während der er
angestrengt nachgedacht hatte, von den
ten der Mutter, die er auf sich ruhen
fühlte, gedrängt und beunruhigt.
„Mutter, ich soll dich auf eine na,
also nicht eben allzu erschütternde
TrauerbotschÄst vorbereiten. Der
Vater ist gestern gestorben." Er
wandte ihr den Kof zu. Die Mutter
ließ die Hände sinken. Sie zitterte.
„Er ist wieso? Jetzt srüb hat
man dich verständigt?" Ihre Augen
waren groß; sie richteten sich heftig
und besehlerisch aus ihn und ließen
ihn nicht los, während er eiüiges
schnell und ohne besondere Bewegung
erzählte. „Der Vater hat sich in sei
nem Zimmer im „Blauen Löwen" er
schossen. Schulden wahrscheinlich.
Der Onkel war selbst hier und ging
von da zu den Behörden und zu den
Tagesblättern, stm alles Nötige zu
veranlassen." Die Mutter stand auf
und trat zum Fenster. Sie wollte
sich nicht ins Gesicht sehen lassen.
Drei Jahre war es vielleicht schon,
seit sie ihn nicht mehr gesehen hatte;
ihr Haß hatte sich in dieser Zeit ab
geschwächt, wie sie jetzt merkte. Sie
sah ihn fast nur so vor sich, wie er
als Bräutigam gewesen war und wie
sie sich ihn damals als Ehemann ge-
Georg trat neben sie und legte ihre
helle, durchsichtige Hand zwischen sei
ne großen Hände. Wie Geschwister
sahen sie aus. Er war schon ein
waren nur zarter und milder.
„Mutter", sagte er ernst, „vergiß,
bitte, einen Augenblick, daß ich so
angesehen wird." Er stockte.
Sie sah auf die Straße hinunter.
Sie ahnte, was er sagen wollte. Sie
„Mutter,' sage mir auf dein Ge
wissen, ich beschwöre dich! Es handelt
sich um viel, um sehr viel! Ich wür
de es mir sonst nicht auferlegt ha
ben, darüber mit dir zu reden. Sa
ge mir die wirkliche Wahrheit: Liebst
du Dr. Einhofer? Ich meine: schwebt
dir der Gedanke vor, ihn zu heira
ten? Fühlst du bitte, ich bin nicht
ich, wen» ich dich das frage. Denke,
du fragst dich selber! Fühlst du
es als eine Erlösung, daß der Va
ter starb?" Der Gymnasiast wußte
nicht, daß der heiße Eifer seiner Re
den und Bewegungen, die flammenden
Wangen und Augen die ungewöhnli
chen Worte recht kindisch erscheinen
ließen.
„Wenn du mir ebenso offen sagst,
Georg, wozu du das so unbedingt
unterdrückte ein Lächeln. '
Je länger er sprach, desto mehr
bart hatte, und besonders wenn er
großt Worte machte. Das hatte der
Arme auch geliebt.
„Wozu ich das wissen muß?" Er
überlegte. „Dritter, dann wirst du
mir das vielleicht nicht mehr ehr
lich beantworten können, auch wenn
du wolltest. Sage es mir zuerst, ich
flehe dich an. Nachher, mein heili
ges Ehrenwort bei meiner Liebe
zu dir. Mutter —, dann gestehe ich
es dir."
Die Mutter sah sinnend an ihm
vorbei: „Kind, ich weiß es selber
nicht, nicht so sicher. Ich dachte so
gar nicht daran, daß es möglich wä
re, ihn zu heiraten . .." Dann siel
ihr ein, daß es sich ja gar nicht, dar
um handelte, die Wahrheit zu geste
hen. Sie wollte doch nur erfahren,
sagte ernsthaft: „Ja doch! Ich bin
überzeugt, daß, wenn im Ernstfälle
Dr. Einhofer es sich nicht über
legt ..."
„Mutter", schrie Georg auf und
faßte sie um den Hals. „Mutter,
so kalt darfst du das nicht s^n!
dem Höchsten auf der Welt^sehnst, ob
es sür dich eine Schicksalssrage ist!
Das muß ich wissen. Ich muß,
Mutter!"
Georg starrte ihr ins Gesicht. Ei
ne verzweifelte Bitte lag in seinen
Augen. Der Frau stiegen Tränen
auf. „So nimm doch an, mein
Kind, es sei so. Was hat dich denn
nur gepackt?"
„Mutter, ich kann das nicht so
leichthin annehmen, ich darf das nicht,
Mutter, bitte, sage es mir! Du wirst
ja dann gleich hören, warum ich in
tor und ich weiß, daß er nur aus den
Augenblick wartet, wo ich ihm erlau
be, mir seine Hand anzubieten."
Georg umschlang die. Mutter und
> sie und drückte sie an sich und
Schluchzen warf seinen Körper hin
und her. „Ich danke dir. O!
ich dachte mir's ja." Die Mutler
führte ihn zum Sessel und drückte
ihn nieder. Sie fühlte sich von ih
iam Angst vor dem, was er nun sa
gen würde. Sie peinigte ihr Ge
hirn mit Vermutungen und Kombi
nationen.
„Dann bekommt er also nichts!"
stieß Georg heraus und holte dm
Taschentuch hervor, um sich die Wan
gen zu trocknen.
„Wer? Was ist es also? Du hast
Und sie zitterte vor der Möglichkeit,
er könnte sich nun weigern, sein Ver
sprechen einzulösen.
Georg stand auf. Sein heißes Ge
sicht zuckte in Erregung. Er begann
durch das Zimmer zu laufen. „Es
es dir versprochen habe, es zu sa
gen. Ich weiß jetzt nicht, was ein
größeres Verbrechen wäre: dich zu
belügen oder dir die Wahrheit zu
sagen. Aber ich bin momentan zu
aufgeregt, um etwas zu erfinden. Es
Hilst nichts; ich ,nuß es dir sagen.
Also der Vater ist natürlich nicht
tot. Ich denke, du hast das schon
„Aber, Georg!"
fen, den Vater. Oder vielmehr, er
hat mich zu sich bestellt in den
„Blauen Löwen". Er sagte mir, er
habe eine Ehrenschuld. Er müsse sich
übrige wirtlich sür mich verwenden.
Es täte ihm sehr leid, sügte er hin-
Georg lachte ingrimmig, „von
mir ein so schweres Opfer erbitten
und annehmen zu müssen, aber er
mich zur Waise zu machen, ohne die
se letzte Möglichkeit noch zu versu
chen. Na —du kennst ihn ja." Ge
org ging eine Weile stürmisch weiter.
war ein eifriger Student Auch die
Mutter schwieg und folgte ihm trau
rig mit den Augen. Sie wollte ihn
nicht unterbrechen, nicht weiterfragen.
Sie hatte immer, wenn der Vater
Erniedrigendes an sich offenbarte, das
Gefühl, ihren Sohn um Verzeihung
bitten zu müssen.
„Ja, also . . ." Georg blieb vor
ihr stehen, „diesmal ist es Ernst. Ich
Verrückter!"
„Natürlich tust du es nicht! Was
heißt denn das! Ich erlaube nicht,
das du es tust. Ich werde den On
kel verständigen."
„Nicht nötig, Mutter." Georg
lächelte.
„Gleich hättest du zu mir kommen
und mir die Entscheidung überlassen
sollen."
„Ich habe dir ja die Entscheidung
überlassen", wollte er sagen, „jetzt
weiß ich, was ich wissen wollte." Aber
es entglitt ihm nichts. Was wäre
das auch sür ein Heldenstück gewesen,
wenn er die Tat auf sie, die Arme,
Überwälzt hätte? Nein, der Schatten
durfte nicht aus-ihr Glück fallen.
„Du gibst mir das Geld, Mutter,
Bist du verrückt? Wieviel soll denn
schwinden?"
„Mutter, gib mir das Geld und
mir die Verwendung."
Faß diesmal, Mutter. Es ist sür
dich, für uns! Tu wirst es sehen."
mer so bewundert hatte. Keiner die
ser Entschlüsse reichte an die Tat her
an, die ihm das Schicksal vorg^chrie»
seine Haltlosigkeit und seinen Unfrie
den verwirkt schien. Nicht die Mut
ter durste es sein, die das Geld ver-
Mit trübem Lächeln saß die Mut-
Vater in den frühen Morgenstunden
abgereist war. Die Mutter versteckte
angewachsen war, große Reisen; auch
führte ihn sein Beruf er war In»
genieur weit umher und niemals
Nachforschungen nach seinem Bater
zu berichten. So sehr diese Gerad
linigkeit seines Gemüts ihr gefiel,
iität gehört aber in erster
üerjprulysgeist: -na» darf nichts so
macyen, wie es die andern Menschen.
gangen ist, das Zimmer ausräuchern
läßt, um nicht „den Fleischsresserge
ruch" riechen zu müssen? Nicht alle
Narren können zu solchem Ruhm« g«.
Ncirr zu sein, eine der schwierigsten
aller Künste.
Der Tyrann. Er: „Heute
hast Du aber die Suppe wieder viel
Sie: «Nein, da hört sich schon alles
auf jetzt soll ich mit dem Salz
auch noch sparen!"
Das JuristcnsZhnche«.
Pepis Vater, der Kreisrichter ist,
denkt jedoch milder über die Missetat
seines Sohnes und entzieht ihm ledig
lich das Taschengeld für zwei Wochen.
Worauf sich Pepi geringschätzend in
die Brust wirft und erwidert: „Prü
gel? .Fehlgeschossen! Bin lediglich
zu einer kleinen Geldstrafe verurteilt
worden."
Ein großer Held.
„Alle Wetter, Herr Nachbar, wnS
soll das bedeuten?"
„Aerger mit der Alten soll es bi'
„Jawohl die Herr
chen hat!"
Bruder das ist bitter!"
langt; warum muß ich das Doppelte
zahlen?"
Wirt: „Weil S' auf dem Billard
geschlafen haben? da kostet die Stun
de fünfzig Pfennig."
Bei der Ankunft.
aussiehst!
Ontel (ängstlich): Junge, Junge,
soviel hab ich mir ja gar nicht einge
steckt!