Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 02, 1914, Image 6

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    Die Fliegentiite.
Die Tüte sie klebt,
Herr Frei sich erhebt:
„Verbeugung Verehrung...
, Da hast die Bescherung!
Ein Erfahrener. „Kön
empsehlen?"
„„O gewiß, Knickers Umganz
mit Ungeziefer.""
Sic weih es besser.
zun^^^nd
tin? Ja, wahre Liebe ist eben
schweigsam!"
Mutterglück. „Ihre Frau
ist wohl riesig glücklich über den klei
nen Jungen, Herr Baumeister?"
„Na, ich sage Ihnen, ganz närrisch
ist sie vor Freud'! Ich habe ihr
jetzt schon versprechen müssen, dgß sie
den behält, wenn wir uns mal schei
de» lassen!"
Leicht geholfen.
Bauer: „Was mach ma jetzt da?
Ein Ohr ist drauf gangen bei der
Uauferei, und kriegt hab' i's nim
mer; hast ka übrig's?"
Bader: „Na, aber wenn brav
zahlst, schlacht' i mei . junges
Schweindl!"
Rahelienende Bemerkung.
Hänschen (beim Anblick der
neuen, häßlichen Küchenfee, deren
lange Nase eine Warze krönt und -in
großes, zum Himmel strebendes Haar
daraus, leise zur Mama): Mama,
«ikurat wie ei» Rhinozeros!
Grhnpft wie gesprungen.
A. (Maler): Ich würde Sie ein
habt die Stühle noch nicht entworfen.
B.: O, das macht nichts; auf diese
modernen Kllnstlerstllhle kann man
traf!"
Tage einen . . . Lebensversichcrungs«
agenten "zugeschickt!"
Ter schlaue Wirt.
les recht schön, aber für den Nachhau
seweg viel zu wenig Beleuchtung;
Wirt: „0h...! Mei' Gäst' brau
che beim Heimgehe des Abends nit
les doppelt."
—Spekulativ. Tochter: „Soll
ich schon wieder auf mehrere Wochen
Mutter: besser! Vielleicht
Mann kriegst!"
Boshaft.
d«N?"
überlebensgroß."
Vergleich. „Wie war der
Wein gestern bei der Silbermann
„,Der Gesellschaft entspre
,„Nu gemischt?""
Tie sir^
Aviatiker?"
Lrimkla.
geben imstande war, ,o wurde ihre
Zeit vielfach ausgebeutet.
men ja dort vorbei."
„Auch tauschen Sie mir bitte diese
Wolle um, Fräulein. Der Laden ist.
fernt.
den der Musik. Weiter reichte ihr
fast selbst, daß es eigentlich Ferdi
nande hieß. Wann wurde sie denn
so genannt? Freilich in ihrer Kind
heit, als sie noch eine Heimat und
Sie war in Berlin geboren unf>
wurde früh Waise. Eine entfernte
Verwandte, die ein Pensionat hielt,
nahm sie aus Mitleid auf. Als das
Mädchen vierzehn Jahre alt war,
verheiratete sich die Verwandte nach
„Ganz gleich, wo ich lebe, wenn ich
nur ein Stück Brot habe. Hätte ich
nahe Angehörige, dann wäre es
etwas anderes!" So dachte Ferdi
nande. Sie gewöhnte sich sogar an
ebenso wie sie sich .in die russische
Sprache gewöhnte. Deutsch sprach sie
ja auch nur mit den Kindern! Ihr
Russisch belustigte freilich die anderen,
und mit gutmütiger Ironie wurde
ihr oft gesagt:
und Gefälligkeit. So vergingen
zwanzig Jahre. Die Kinder, die sie
unterwies, wuchsen inzwischen heran
Himmelsrichtungen auseinander.
„Fräulein" mietete sich ein kleines
Zimmerchen und lief von morgens bis
abends herum, um Stunden zu geben.
War sie glücklich? Sie hatte gar
keine Zeit darüber nachzudenken. Ihr
ganzes Leben war ein ununterbroche
ner Werktag. Der einzige Lichtpunkt
in ihren Erinnerungen blieb der
Konfirmationstag. Damals bekam
sie ein neues weißes Kleid und sie
ging wie eine Prinzessin zuin Abend
mahl. Sie 'hatte keine Freundinnen
und wußte auch nicht, wlls Liebe ist.
wahrscheinlich war sie wenig anzie
hend.
Die Zeit huschte vorbei, ohne
irgend etwas neues in ihr Leben hin
einzutragen.
Eines Abends war sie bei Bekann
ten zum Tee. Unter den Gästen be
fand sich ein junger, japanischer Stu
dent, der in Petersburg die Universi
tät besuchte. Er war gekommen, um
Abschied zu nehmen, da die Sehn
sucht ihn nach der Heimat trieb.
„Fräulein" kannte diesen kleinen,
schwarzen, schweigsamen Menschen
schon lange, der sich um sein»
tung, ohne selbst eine Aeußerung zu
machen. Plötzlich stutzte sie. Die
Stimme des japanischen Studenten
klang auf einmal so freudig, so lei
denschaftlich, als er von dem Glück
sprach, von der Sonne des seinen
nie hatte ihr Ohr dergleichen vernom
men. Erstaunt richtete sie ihre farb
losen Augen auf den Studenten und
Begegnete seinem b.gcisterten, heißen
„Nicht wahr, Fräulein, nur in der
Fremde wird man sich erst so recht
seiner heißen Liebe Vaterland
bewußt?" sagte er, sich an ihr wen-
(sllte. Vor Verlegenheit traten ihr
die Tränen in die Augen.
deutsche Mädchen senkte den Kops tief
ging zu Bett, aber sie konnte nicht
einschlafen. Die Hände über der
flachen Brust lag sie unbe-
und Verehrung seines Vaterlandes
einen ungewöhnlichen Adel verlieh.
Mit welcher Leidenschaft hatte er von
der heiligen Pflicht gesprochen, sein
Vaterland zu schützen und zu fördern!
Sie dagegen hatte nichts Eigenes
mehr, weder Gedanken noch Sprache,
weder Religion noch sogar einen Na
men., Sie war nur das Fräulein,
das dazu lebte, um die Wünsche und
die Launen anderer durchzuführen.
Tränen füllten ihre Augen, als sie
sie schloß, um sich in Erinnerungen
der Kindheit zu vertiefen. Es wurde
ihr seltsam weich ums Herz, und un
bekannte Saiten schienen dort plötzlich
zu erklingen. Sie sah die schöne
Stadt Berlin ..., die kleine Ferdi
nande geht an der Hand der Mutter
Unter den Linden, die von Sonnen
strahlen überflutet werden. Ein Beil.
chenduft ist in der Luft zu verspüren,
und die Mutter drückt zärtlich ihre
kleine Hand/ „Bist Du müde, mein
Kind?" Und sie antwortete: „Ach
nein!" Wäre sie doch gern mit der
Mutter bis ans Ende der Welt ge
gangen, um nur ihre lieben Worte
zu hören.
Das arme Fräulein weinte immer
heißere Tränen, die ihre Wangen uno
ihre Kissen näßten.
„Fräulein" war auf einmal nicht
wiederzuerkennen, als ob ihr irgend
ein Glück zuteil geworden wäre. „Sie
sind wieder jung geworden, Fräulein,
was geht denn mit Ihnen vor?"
fragten die Leute. Sie lächelte nur
und zuckte mit den Schultern. Das
war ihre ganze Antwort. Vom
Morgen bis zum Abend lief sie herum
und gab Stunden. Sie brauchte ja
Geld, viel Geld, um ihren Plan
durchzuführen, und deshalb mußte sie
auch sorglich sparen. Anstatt des
Morgenkaffees trank sie jetzt nur un
gesüßten Tee und das Weißbrot ge
wöhnte sie sich auch ab. Das Mit
tagessen bestand neuerdings nur noch
in einem trockenen, kärglichen Imbiß.
Eines schönen Tages, als sie er
schöpft zu der Stunde erschien, sagte
sie tief aufatmend: „Nach zwei
Wochen kehre ich für immer in mein
Vaterland zurück!"
„Ach, Unsinn, Sie haben ja gar
kein Vaterland!" erwiderten die an
deren lachend. Armes Fräulein, sie
preßte die Lippen zusammen, und zu
Hause angelangt, brach sie in Tränen
aus und flüsterte: „Die grausam?»
Menschen wollen mir das Recht auf
ein Vaterland absprechen und ich
hätte doch auch gern mein Leben her-
Wie dankbar bin ich dem japani
schen Studenten! Er hat mich zu
mir selbst zurückgelehrt und die
Vaterlandsliebe in meiner ermatteten
Seele wieder geweckt, !>ie jetzt zu ei
nem neuen Leben erblüht!" Wie reich
erschien ihr auf einmal die Welt!
Sie wollte sich in der Heimat der
Liebesarbeit widmen und von der
Sonne des Vaterlandes bescheinen
iassen. Mit dem benachbarten
Krämer, bei dem sie ihr Stückchen
Wurst laufte, mit dem Lehrling im
Teegeschäft, mit der Brothändlerin
und mit jedem Menschen sprach sie
von ihrer Reise nach Deutschland.
Die kleinen Leute, bei denen sie
wohnte, fuhren zur Somimrsrische
aufs Land. Fräulein blieb allein
im Hause und die Frau des Schwei
zers bediente sie. Mit heftigem
Kopfschmerz kam Fräulein eines
Tages von der Stunde nach Hause,
und am folgenden Morgan konnte sie
vor Schwäche nicht aufstehen. Der
Arzt wurde herbeigerufen und er
klärte: „Ein Nervenfieber bei unge
wöhnlicher Entkräftung, man mutz
die Angehörigen benachrichtigen."
„Sie hat keinen Verwandten in der
Welt!" erwidert« die Frau des
Schweizers, und an die Kranke sich
„Sie phantasieren immer vom Ver
späten des Zuges und vom Reisen,
wohin wollen Sie denn in Ihrem
Zustande reisen, denken Sie doch lie
ber an den Tod!"
Ferdinande schluchzte lange, und
am Abend war das Fiebek gestiegen
und der Atem noch schwerer als am
Tage geworden. Die Frau schob ihr
das Kissen zurecht und hörte sie mur
meln:
«Wie schön unsere Veilchen duf
ten!" Dann sank der rechte Arm leb
los am Bett herunter. Armes Fräu
lein, mit einem tiefen Seufzer war
sie -in eine neue Welt hinübergegan
gen, wo das allgemeine Vaterland der
ganzen Menschheit zu finden ist. Jetzt
war auch für sie alles ausgeglichen.
Da« Abscblelliedneii.
Das geschmacklose, seelenlose und
häusig endlos in die Länge gezogene
Abschiednehmen wird von einem
Plauderer in einer bayerischen Zei
tung trefflich gegeißelt, indem er sagt:
Unsere Abschiede sind seelenlos ge
worden. Die Mechanisierung unseres
Lebens hat sich auch auf das Adieu
erstreckt. Mechanisch und verbindlich
murmeln wir: .Hat mich sehr ge
freut". „Bitte, ganz meinerseits."
«Empfehlen Sie mich Ihrer Frau
Gemahlin." „Besuchen Sie uns
so viel leere Reden. Es soll mir
einer jenen weißen Raben zeigen, der
beim „Sehr gefreut" auch in der Tat
die Freude fühlte, von der sein Mllnd
zu sprechen weiß. DaS Gegenteil
trifft meistens zu: Wer wirklich
Freude hatte, spricht beim Abschied
nicht davon. Und erst das „meiner
seits" und „ihrerseits", was sind, das
doch sür hohle Bälle geworden, die
auf hohle Trommeln fallen und den
vorgeschriebenen Gefellschastslärm
vollführen.
Auch der gerührte Abschied ist me
chanisiert. Und ordentliche Leute
springen, wenn sie den Besuch zur
Bahn begleiten, noch einmal zurück
und holen sich zwei neue Taschentü
cher aus dem Schrank, eins sür's
Weinen, eins sür's Winken. Und wir
kennen alle jene guten, wohlerzoge
nen Seelen, die ein sür allemal die
selben Tränen zur Verfügung haben,
mag ein Onkel fortgehen oder eine
sagte man früher wohl weniger beim
Abschied, aber das Wenige hatte mei
stens eigene Prägung, war keine ab
gegriffene Scheidemünze. Es mochte
auch geschehen, daß einem das Beste,
was man zum Abschied hatte sagen
wollen, erst nachher einfiel. War
immerhin noch besser, als wenn man
heute Tinge sagt zum Abschied, die
einem gar nicht eingefallen sind. Die
einem gar nicht einzufallen brauchen,
weil sie im Register stehen. Je län
ger dein Register, das du zum Ab
schied ziehst, desto sicherer wird es
von dir heißen: . . . einmal ein net
ter Mensch, der weiß, was sich ge
hört.
Es gibt wahre Abschiedsvirtuosen.
Sie können viertelstundenlange Ab
schiedssätze drechseln. Auf dem Do
»aufchifs von Linz nach Paffau sa
hen wir einmal Familien, die vier
Stationen lang voneinander Abschied
nahmen: „ . . . . und grüßen Sie
die Theres' und den Maxl die
Lies, nicht vergessen, gelt und
Wenn's den Tyrasl nicht von mir
vergessen Sie nicht aufs Wiederkom
men und schreiben S' uns recht
bald a Ansichtskart'n oder so was,
gelt und es war uns eine herz
liche Freude so, bei Ihnen auch?
das ist schön von Jhnne aber
bei uns war die Freude wirklich grö
ßer, auf Ehr und Seligkeit
und, jeffes nein, jetzt hätt' ich beinah
den Aloys vergessen und den Herrn
Grünhui daß Sie mir die fein
auch schön grüßen . . ." Aber da
die Stationen falsch berechnet hat
ten, so daß eine Pause eintrat. Ver
legene Gesichter, aber nur einen Au
genblick: „Und grüßen Sie mir den
Maxl und die . , ." Man
hatte einfach die abgespielte Walze
wieder aufgelegt.
«chö«hett»wert »er Orientteppich«.
Wie kommt es, daß die orientali-
Wertschätzung erfreuten? In Palä
talischen Teppichweberei anführt,
eben aus einer Zeit hervorgegangen,
welche die SchönheitSwerte wirtlich
zu würdigen verstand. Die heutjge
Generation ist zu sehr verwirrt, zu
sehr beeinflußt in ihrem Kunstge
schmack, als daß sie über derartige
Phänomene ein sicheres Urteil fallen
könnte. Was jedenfalls das Auge
des Europäers noch heute entzückt,
sind die unvergleichlichen Farben, die
mit so feinem Verständnis gegeben
sind, daß sie n»5 möglich waren aus
Grund einer ganz besonders gearte
ten Zeichnung. Auf diesem Gebiet
haben vor allem die Perser geradezu
Klassisches geleistet.
Un galant (in den Laden
eines Optikers tretend): „Ich möchte
gern eine Brille kaufen, schöne Frau!"
Optiker: (aus dem Nebenzimmer zu
seiner Gattin): „Da kannst Du
gleich die schärfsten Nummern vor
legen, der Herr scheint sehr kurz,
sichtig zu sein!" . .
Verfehlte Dr»h«ag. '
Mutter: „Wenn du dein Brüderchen noch einmal schlägst, Hank,
dann wird es krank werden und sterben, und da wird man es auf den Kirch
hof fahren."
Hans (begeistert): „O Mama, darf ich da neben dem Kutscher sitzen?"
Eine Geschichtskundi
ge. Herr: Der Musiker war doch
früher zweiter Geiger im Hoftheater-
Orchester? Warum mag er da
wohl weggegangen sein?
Dame: Aus Ehrgeiz. Er dachte
wie Julius Cäsar: Lieber der Erste
im Caf6 - Variets, als der Zweite
im Opern - Orchester.
Hausknecht (der einen Zechpreller an die Luft setzt): „Schwerebreit,
jetzt fliegt der Kerl gerade dem Radfahrer in die Flanke. Na, nun kugeln
beide umeinander."
„Gott sei Dank, der Radfahrer schwingt sich wieder auf sein Rad. —«
Ha, das ist ja der Kerl, den ich 'rausgeworsen, und der Unschuldige bleibt
Tennis - Partie. „Du
hast aber heute ausfallend schlecht ge-
Bälle nicht ordentlich zurückgefchla
' td t
gesagt, seine zukünftige Frau müsse
kräftig zuzuschlagen.""
TrennnngSgrund.
Richt er: „Und warum leben Sie nicht mit Ihrer Frau
Angeklagter: „Nu, wenn Se mir immer einsperren!"
Gast: „Alle Wetter! Um neun Uhr
segehen denkt?"
Kellner: „O doch! Seit zwölf
Uhr ist er am Abrunden!"
l —lm Schlächterladen.
Kunde: „Also, diese vorzügliche Sa
lamiwurst hat Ihr Sohn fabriziert.
Ist das der mit den künstlerischen
Neigungen, der auch die hübsch:»
mi!"