Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 02, 1914, Image 2

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    ver Vetter.
Die Gutsarbeiter gingen durchs
Tor von Bernhardinenhof. Es war
>?rst Nachmittag, aber fast dunkel.
Auf dem Gutshof standen schmie
rige Tümpel.
Die Arbeiter blieben an der Ram
pe stehen, stampften den Kot von den
Stiefeln und gingen hinein.
Am großen Tisch in der Mitte
«in Name gerufen wurde, so gab es
«llemal eine Bewegung nach beiden
Seiten. Dann erschien irgendeiner
der schloß die Lücke sich, bis der
Nächste hinausschritt.
So ging es schon eine ganze Stun
de.
Oberinspektor Trettin sah auf die
Menschenmauer vor sich. Wollte es
denn noch kein Ende nehmen?
Aber es half nicht. Und er schrieb
seine Zahlen weiter.
DaS Mädchen rief zum Abendef-
D b s fch ll ch ' Bl ck
sie nicht zu viel ästen", be
hauptete Stabenow, der zweite Ver-
Ganz entschieden zu unrecht,
teuer?"
doch Ihre Meipung gehörig gesagt?"
gehörig."
Later?". . .
du denn bisher auf dem Monde ge
lebt, Dine? . . Zum Arbeiten wol
len wir sie, zum Arbeiten! Wozu
sonst?". .
Bongard nicht abzuschütteln.
„Gewiß, das weiß ich. . . Aber
warum nehmt Ihr denn nicht In-
Rußland oder Gal,„en oder sonstlro
.Ja, Kind, hast du denn deutsche
Landarbeiter? . . . Wer bleibt denn
noch hier? . . . Das ist's ja «ben!
«Sind die Mädels flügge husch!
ßdch wß G "nd ha
Den?!"
.Selbstverständlich!"
«s doch Mittel". . .
„Mittel zum Zurückhalten?". . .
Die gib's! . . . Geh' in die Stadt
And kürze die Löhne, Mädel, das
Hilsts
ter!". . .
„Na, da soll doch! . . . Hell
Tr«ttin, Herr Stabenow, haben Sie
gehört? ... Ja, sag' mal, Dine,
bist du am Ende närrisch gewor
den? ... Ins eigene Fleisch? . . .
Ach, geh, du bist ein Kindskopf, trotz
deiner zwanzig Jahre!"
Aber Bernhardine Bongard zuckle
Di« gute Laune war von der Ta
felrunde gewichen. ,
Schweigend aß man weiter.
Nur ganz nebenher wurde noch
dies und das: vom Wetter und von
der Wirtschaft gesprochen.—
Die Beamten standen auf.
per Woche herüberkommen. . . Tie
kennen ihn noch nicht. . . Jch auch
«icht, muß ich gestehen.. . wenigstens
nicht, seit er in die Kadettenanstalt
trat . . . und nun ist er schon jahre
lang im Dienst von Majestät . . ja,
was ich sagen wollte: da soll der
Förster sein Heil versuchen, vielleicht
gei wird die Herrlichkeit ja nicht
Hauern!". . .
»Herbert schrieb aber doch von län
gerem Urlaub, Vater."
„So? Aber doch niir dir! . . .
Nun, Sie wissen Tret
ten.
Ali das Mädchen abgedeckt hatte,
„Du machst dir wegen Herbert kei
ne törichten Gedanken? . . . Wie,
Dine? ...
ter!? . .
.Na, na ... bist junges Blut ...
da schützt das nicht! . . . Bist aber
meine Tochter! . . Also von vorn
herein: Finger davon! . . . „Ist ja
keiner von uns . . . kein Stamm,
ken läßt, so steht und fällt der In
halt seines LebenS. . . Wir wollen
ihm sein Teil lassen, aber das unsere
.Gewiß, Vater."
„So ist es gut! Geh' zur Ruhe,
Kind."
„Du gehst auch schlafen?"
Er nickte. Als sich aber die Tür
Sein Gesicht strahlte.
, „Schade, daß Sie kein Rittergut"
haben, Saldern. . . Ich glaube, Sie
würden sich ganz nett drauf machen!"
ben, sondern Sie haben sogar recht!"
„Wofür aber erst der Beweis zu
erbringen wäre". . .
teil, brachte der Bursche die Postsa
chen herein. Meist Sportblätter.
„Wenn es Sie interessiert? Ich
„Aber, bitte, bitte! Lesen Sie
den her? . . . Äch, der Bursche! Ver
stehe schon. Danke Ihnen! . . .
Aber die Schrift? . . . Keine Ah-
Saldern?"
Der lächelte diskret.
übern Rubikon oder wie das
Dings hieß.". . .
Und damit riß «r den Umschlag
herunter und las.
»Nich neugierig, Saldern?"
.Ich? Aber wieso?"
„Wollen Sie mal lesen? ... Ist
ia nur wenige Worte. Eine Einla
dung nach Bernhardinenhof, sonst
nichts.
„Jch? . . . Aber um Himmels
wiuen! Welche Idee! Nee, mei lieber
Kamerad. Wo ich jetzt mit dem
„Damit kommen Sie „poste restan
te", Saldern! . . . Das hätten Sie
vier Wochen früher sagen sollen . . .
'ne Idee! . . . Na, und da mir daS
nich oft Passiert, will ich sie mal
glänzen lassen was? . . . Also
von vorne los! .. . Sie wissen ja,
fchaft: Erbenkel nebst „Filia hospi
talis". . , . tun, spricht
Z«us?! , , . Das Erbe, warum
nich? . . . Aber die holde Mensch
— was, Saldern? ... Na, also!
und Glatze?". . .
.Und die Folgen?"
.Und die Folgen? Wieso denn
Weiblichkeit. . . . Na, Saldern . , .
kribbelt's?"
.Oder wenn ich Furore mache?"
„Donerwetter, das wäre! . . . Na,
egal! , . . Wissen Sie, Caldern
denn wir Reitersmänner! Na ja
nich? ... Alle Folgen gehen zur
Hälfte, was? Sie die Klitsche etce
tera pp. . . . und ich die Moneten
. . . das wäre! . . . Na?". . .
„Eigentlich . . Wollen's mal b«-
Lachend schüttelten sie sich die
Winterleid. . .
Gäule. ...
rechts und links der sausenden Tro,
„Und Schneelichtleuchten. . . Mil
lionen Gestirn . . .
.
Die Wälder wie Märchen . . .
tief und traut ...
Wildgänselaut . . .
Und Winterleid?". . .
lassen, Veiter?"
schirr. . .
Um die Wegbieaung schoß daS
leichte Gefährt. Und mit dem pfei
fenden Wind im Rücken ging's in
Messern bei'der tollen Fahrt.
Tage Gemeinsamkeit hatten erstehen
lassen.
»Schach? . . . Aber gewiß, Vä-
Äast?'
„Uebrigens ist doch die Bibliothek
geheizt, nicht, Bat»? . . . Vielleicht
interessiert die den Vetter?"
.Sehr. Jch will nicht verfeh
len". . .
mit. Väterchen schläft sein Stünd-
Und sie schritt mit Saldern hin
aus.
' »Papa hat nämlich Glück gehabt.
«War's nicht Adelgund«?". . ,
.Adelgunde?". . .
„Du sprachst doch heute im Schlit
du?"
„Ja. Hieß sie nicht so?". ..
ter!"
Da begann sich der Vetter für die
Waffen in der Halle zu interessie-
Eine verteufelte Geschichte, in die
Und kein Ausweg.
Was hatte er in den Tagen
Angst law er gar nicht mehr her
aus. Tausend Glück, daß in acht
undvierzig Stunden der Urlaub ab
lies!
Idee gehabt hätte. . . .
den!
Bongard" war ja lein Unmensch.
Und pfeifend stieg er Dine nach.
'
das Wild austreten sollte.
scher.
„Du, . . ist dir's zu kalt?"
Sie schüttelte energisch den Kopf.
Trotzdem aber rückte er etwas nä-
fühle
Büchse. ...
„Hohe! Lampe! Vorsicht!"
Erschreckt ».'in lauten Ruf setzte
sie ab. In schnellen Hopsern schoß
Jäger .
""^Nun?!"
fragen". . .
„Ja, so tu's doch, Vetter!" »
„Weißt du . . . wir . . . das
heißt ich". . .
„Mein Gott, so rede doch drauf
loS!"
er
ihr.
„Ja. du Diiie! Denn dich
hab' ich lieb gewonnen, siehst du"...
Brust. Und er lüßte sie.
Kleid? des Winters,
feins.
Die Büchsen über Schulter,
Die enäblmg äes Kiltes.
den im Sanatorio. Dieser „Gesund
brunnen" ist eine alte Madrider
Weinstube, in welcher der milde blaß
goldene Manzanilla - Wein eine ganz
besondere Blume hat. Deshalb allen
Blumenliebhabern zu empfehlen.
Ich weiß nicht, wie auf einmal die
Frage aufs Tapet kam, ob in gewis
sen Fällen der Arzt berechtigt, ja so
gar menschlich verpflichtet sei, den
Patienten sanft ins Jenseits zu be-
Ach doch, einer von uns hatte im
Gespräch das gräßliche Automobil
unglück erwähnt, das sich in der vori
gen Woche im Prado zugetragen
hatte. Sie wissen ja, der Marquis
de T .... wurde auf der Stelle ge
tötet, seine beiden Söhne leicht ver
letzt, aber der Chauffeur erlitt fürch
terliche Brandwunden. war nach
Wir hatten alle darauf bejahend
geantwortet. Allein Dr. 8... hatte
schweigsam und nachdenklich den Kopf
geschüttelt. Es fiel uns um so mehr
auf, als er sonst sehr gern sich in
auf ihn ein, mit der Aufforderung,
seinen Standpunkt zu der Frage dar
zulegen. Also er würde sich weigern,
Dr. B" .. hätte am liebsten seine
Meinung für sich behalten. Der Ge
genstand war ihm offenbar sehr pein
fallen:
.Es ist die heiligste Pflicht des
Arztes, das Leben des Patienten zu
verlängern. In keinem Fall ist er
berechtigt, es abzukürzen. Das Un
bekannte, das Unverhoffte ist etwas,
Gott des Zufalls beliebt es auch
„Hätte jch immer diesen Anschau
ungen gehuldigt, ich hätte nicht etwas
getan, was mich beinahe zum Verbre-
Verbrecher! Der Mann, der hier
vor Ihnen sitzt, ist am Tode eines
Menschen schuld. Sie können mich
ruhig einen Mörder nennen!"
tor, die Geschichte dieses Verbrechens
zu erfahren. So schlimm wird's
Sprache!"
Des DoktorS Stirn legte sich in
Falten, er schwieg wieder einen Au
.Jch versichere aber, die Geschichte
„Macht nichts, schließen Sie los,
der sie stattfindet, eine Schande und
ein böses Omen bedeutet. Alles, der
Klerus, der Stadtrat, die parlamen
tarische Vertretung macht sich auf die
Beine, um das Verhängnis abzuwen
den. König und Regierung werden
mit Begnadigungsgesuchen förmlich
bombardiert. Canalejas hat die To
desstrafe praktisch so gut wie abge
fchaffl, aber früher war man mit
Begnadigungen ziemlich sparsam.
Also der trübe Tag kam heran. Aus
Madrid waren Telegramme gekom
men. die Begnadigung sei in diesem
den.
.Der Missetäter wurde in die
„Kapelle" getan. Sie wissen, in ei
nem schwarzverhangenen Gemach, in
welchem ein kurzifixiiberragter Altar
steht, muß der zum Tode verurteilte
24 Stunden lang in frommen Uebun
gen verbringen, um seine Seele bereit
zu machen für die große Reise. Jch
war damals Gerichtsarzt in Miianoa,
Verbrechernatur, war verhältnismä
ßig guter Dinge. Er setzte fern Ver
trauen in die Begnadigung! Vorher
ihm leid, daß er jetzt aufs Schaffst
mußte. Das eigene Leben ist schließ
lich jedem teuer.
.Gegen Mitternacht wurde ihm ein
reichliches Mahl vorgesetzt, das Hen
kcrsmahl. Er aß sich voll und satt:
Brathuhn, Eier, Schinken, Kompott,
den Berurteilten wecken, damit er der
Frühmesse beiwohne. Ich widersetzte
mich dem mit etwas derben Worten.
„Also doch schließlich die Begnade
Und plötzlich, wie eine Uhr, die still
Mit dem ist's aus.
die Haut tun, als aus einmal ein selt
, „Weshalb sich bemühen? fragte
wissen war beruhigt.
.Ich spritzte das Kampferöl, das
den Bewußtlosen vielleicht ins Leben
mächtigen Luft ein. Kurz darauf
hatte das Herz zu schlagen aufgehört.
Der arme Kerl!"
„Bravo, Doktor, jeder hätte an
Ihrer Stelle ebenso gehandelt. Sie
haben jener Stadt einen Trauertag
und jenem Unglücklichen einen fürch
terlichen Augenblick erspart!"
Der Doktor sah den Sprecher an,
dann zuckte es traurig um seinen
Mund und er sagte langsam:
„Fünf Minuten später kam ein
Telegramm aus Madrid: Die Be
gnadigung ..."
Tesährttch« cp«»»»'»«.
Einer der Messerschlucker
war wohl der IWS in Königsberg
in Ostpreußen operierte Andrea»
Grünheide, der freilich das Messer-
oder Degenschlucken nicht berufsmä
ßig ausübte. Vielmehr war ihm
sein Messer durch einen unglücklichen
Zufall In den Schlund gerutscht, oh
ne auf dem „Wege alles Fleisches"
berg, berichtet darüber) daß es auh
den Mann auf den Kopf stellte. Da
legte man denn den Unglücklichen a»f
strich, schnitt den Bauch auf und ho'-
te das Messer heraus. In wenigen
Tagen war Andreas wiederhergestellt.
lassen sollen, die der Unsitte fro
nen. daS Messer beim Essen alt
Gabel zu benutzen und in den Mund
Beckers „Historia des Preußischen
Messerschluckers" von 1635 nachle
sen.
Begriffe«.
In einer kleinen Stadt saßen di«
Stammgäste um ihren Tisch versam
melt, darunter ein Käfehändler und
ein Schuhmacher. Letzterer galt als
Autorität bei allen seinen Freunden.
Plötzlich fragte der Käsehändler!
„WaS heißt denn eigentlich Drama?"
Käse-Drama
von Peter Schmierke.
Sehr unwahrscheinlich.
Alte Jungfer: Zu scheußlich
kaum lernt man einen netten und
liebenswürdigen Herrn kennen, dann
ist er auch schon verheiratet. Ich
glaube, es werden gar keine unverhei-
Junge: Weil mich der Glanz, den
ich Ihnen auf die Stiefel wichse, im
mer so blendet!
Pistol kosten?"
Der Lebejüngling.
.Siehst du, Ella wär doch -ine Frau
für dich! Schön wie ein Bild —"
Stimmt. Ich bin herbestellt
.„Das stimmt nicht."s
.Na ja, deswegen komme ich ja
ber".
Schlagfertig.
„Fräulein Melitta, wollen Sie
nicht endlich das erlösende Wort spre
chen?"
ner Gesellschaft!"
„Verloren." Herr:
„Warum weinst Du denn, mein
Jung«?"
Junge: „Weil ich einen Groschen
verloren habe!"
'nur, hier hast Du einen anderen.
Aber wie hast Du ihn denn verlo
ren?"
Junge: .Ich hatte mit meinem
Freund Max gewettet, daß Sie auf
das Zündplätzchen treten würden, das
ich auf die Straße gelegt habe, aber
Sie sind daran vorbeigegangen!"