Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 05, 1914, Image 3

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    Orplid, mein Land.
(4. Fortsetzung.)
Ander« Herren traten herzu, na
mentlich ein paar Maler der nahen
Kolonie, für 5-'--n Kllnstleraugen
Adelheids Erscheinung altemal das
Anziehendste-bildete.
Im Nu war die junge Frau der
Mittelpunkt eines Kreises von Her
ren. iy den auch Almut eingeschlossen
"'"Mit großen Augen schaute sie zu
dem Ideal ihres jungen Her Ms.
lauschte auf jedes von Adelheids
Worten und gab nebenbei selbst gar
nicht törichte Antworten aus Fra
gen über Kunst, Musik und derglei-
die Tochter sein«s Gast.
g«b«rs und alt«n Freundes, zu begrü
ßen. , ... ...
Der liebenswürdige, stets ritterliche,
elegant« Junggeselle brachte auch
Adelhkid eine eifrige Aufmerksamkeit
einer zwischen ihr
und Menginsky.
Dieser fast über das Maß hinaus
gefeierte Heldentenor war zu einem
Gastspiel nach Bremen g«lommen.
Man rieß sich um. ihn. Thordilken
konnte tatsächlich stolz aus " seinen
Gast sein. ' . .
Er wußte nicht, was jedoch Sigrid
ahnte, daß der Künstler im Gründe
nur Adelheids w«gen die Einladung
angenommen hatte.
Sie waren gewissermaßen Kollegen,
denn Menginsky, obwohl mehrere
Jahre älter, hatte zu gleicher Z«it mit
Adelheid seine Studien in Berlin be
gonnen.
Er redete immerfort eifrig auf
Frau von Locknitz ein. Sie hörte ihm
sichtlich unruhig und zu und sagte
schließlich ziemlich abwehrend: „Ich
singe nicht. Bitte, geben Sie sich keine
Mühe, ich tue es wirtlich nicht. Uebri
gens wir kommen nächstens nach
Berlin. Mein Mann hat ein Kom
mando für mehrer« Monate bekom
meis."
Nun leuchteten ihre Augen doch in
Heller Vorfreude. «
„Was ist los?"
Senator Damner griff die Wort«
auf. „Sie gehen fort? So meuch
lings? Und singen wollen Sie auch
nicht? Aber meine gnädigste Frau. —
Wir sollen wuchern mit dem unS ver
liehenen Pfund«."
„Wer sagt uns sicher, was unser
Pfund ist?"
Adelheids G«sicht blieb konventio
nell heiter, aber in ihrer Stimm« war
«in seltsamer Unterton.
/ Menginsky unterbrach sie mit lau
tem Staunen.
„Ra, «rlaub«n Bie, Gnädigst«!
Ich dächt«, die Direktive wäre wahr
lich deutlich genug gewesen. Ihr
Talent, Ihre Kehle."
Adelheid, immer peinlicher von
dem Gespräch berührt, zerdrückte ihr
Spitz«nt»ch in heimlicher Erregung.
Und als jetzt der Senator weiter
bat: »Tun Sie uliS doch den Ge
fallen singen Sie! Irgend et
was! Ein kurzes Liedchen nur!"
da sagte sie in ihrer offenen, direkten
Art: „Bitte, sagen Si« nichts mehr
vom Singen! Mein Mann liebt es
.Was liebt dein Mann nicht?"
Diether trat heran. Er hatte
längst aus dem Mienenspiel seiner
Frau das Thema der Unterhaltung
gen?" 'ch
Ueber Diethers Gesicht legte sich ein
sie hab« seit Monaten keinen Ton pro
,, Bitte, Gnädigste, nur kein Nöti
genlassen mehr!"
„Aber wir werden gleich zu Tische
gehen."
.In einer halben Stund« erst, was,
lieber Thordilken?"
„Allerdings", bestätigte der Konsul
.Frau Locknitz
Ihre Hände zitterten leicht, ihr Be
sicht war sehr blaß.
Sie wählte ein Wagnerlied, obwohl
2?«..zinsly, nicht von ihrer Seit«
weichend, ihr zuflüsterte: „Wollen wir
Vas Tristan-Duett?"
»Nein!" Beinahe angstvoll wehrte
sie ab.
Und dann ward alles still. Und
Adelheid sang das Lied, das sich in
seiner schwermutsvollen Tiefe und er
greifenden Schlichtheit weniger als
andere für-den Konzertsaal «ignet, «in
verständisvolleS Gemüt aber seltsam
mit seimr halbverschwiegenen Klagt
erschüttert.
„Hochgewölbte Blätterkronen,.
Baldachin aus Omaragd,
Kinder ihr aus fernen Zon«n,
Saget mir, warum ihr klagt."
Ein seltsam klagendes Suchen zit
terte in Adelheids Stimme. Wi« ein
Herz, das.in heimlichem Leid unter
wegs ist nach seiner wahren Heima!.
„Schweigend neiget ihr di« Zweig«,
Malet Zeichen in die Luft"
Woher nimmt eine Menschcnstimnie
die Macht, uns das Bild d«s lautlos«n
Ringens, des Sehnens der stum
men Kreatur nach d«m Ausdruck
seiner Schm«rz«n, nach seiner Erlö
sung in so erschütternden Tönen zu
malen?
Nur «in Herz, das gleich diesen
dens das Land der Sonne und des
Glücks nicht gefunden oder ver
loren hat, kann solche k'änge fin-
Ein Geschicke teilen wir.
Ob umstrahlt von Lichl und Glänze,
Unsre Heimat ist nicht hier."
Diether grub die Nägel in die
Handflächen. Monatelang hatte er
seine Frau nicht singen hören.
Jetzt stand er überwältigt, wie viel
schöner ihre Stimme geworden war
so viel schöner, weil so viel leid
voller!
Warum, warum das? Konnte all
sein heißes Bimühen ihr kein wirkli
ches Glück g«b«n? Sollte er sich ewig
den Kopf einrennen an dir Mauer, die
ihn von dem wahren Wesen seines
Weibes trennte? Nie ihre tiefsten
Wünsche, wenn er st« depn nicht er
töten tonnt«, zu sich hinüberzuleiten
vermögen?
In Liebe zu ihr verzehren
sen, an denen er kein Teil, über das
er keine Macht hatte, weil er sie eben
nicht ändern, nicht enden konnte und
„Stille wird's! Ein säuselnd Weben
Füllet bang den dunklen Raum:
Schwere Tropfen seh' ich schweben
An der Blätter grünem Saum."
Der letzte der Akkorde, die in ei
nem Rhythmus wie langsam tropfen
de Tränen das Lied schlössen, war
»erzittert.
Die andachtsvolle Stille wahren
Ergrisfenseins wich stürmischem Bei
fall und nach diesem erhob sich
ungestümes Fordern nach mehr. .
Menginsky stand mit erhobenen
Händen vor Adelheid.
„Gnädige Frau ich sage nichts
mehr,nichts nein, nein, ich bin
schon still aber eine Schande ist es,
eine Sünde und Schande!"
Adelheids Blick« suchten unruhig
über die sie Umdrängenden hinw«g
ihren Mann.
Sie schickte ihm einen Augengruß,
aber sein bronzenes .Gesicht blieb
blaß.
„Frau von Locknitz, ach liebe, lieve
gnädige Frau! Welch eine wunder
volle Welt muß das sein, in der Sie
leben! Könnte ich doch singen! So
wie Sie!"
Adelheid sah hinein in diese gro
ßen, unschuldigen Augen, denen wirk
lich in dieser Stunde ein« Welt aus
gegangen war, in der sich die junge
Seele noch nicht zurechtfand.
Rührung überkam sie.
Sie iieugte sich mit einem Scherz
zu chr. dch kl ' Al
Aber Boike ThordNkens Tochter
schüttelte den Kopf?
Einsicht.
„Nun" Adelheid zögerte «ine
Sekunde „es läßt sich auch ohne
Singen leben."
Adelheid hatte eine vielleicht halb
wegung gemacht.
Sk stand selbst fast so verwirrt
Bei Tische saß Adelheid neben
Menginsky.
Kommen Sie! Hier treffen wir
Leute, die zu uns paffen. Wa« woll»»
Sie bei den Geldprotzen und Senato
ren!"
Er blieb erstaunt unter der Por
tiere stehen.
Es waren noch andere so klug ge
wesen, dies gemütlichere Gemach, wo
an kleineren Tischen gespeist wurde,
aufzusuchen.
Das Essen bei Thordikke»s war
stets anerkannt vorüglich gewesen,
schon zu Zeiten seiner verstorbenen
Frau, und es gab ein« Menge Leute,
die das nicht unterschätzten Sigrid
saß hier mit ihrem Tischh«rrn, Sena
tor Dämner, der die anmutige Frau
offenbar bevorzugte. Am selben Tisch
mit ihnen Diether, der eine hochele
gante Sportslady geführt hatte.
Dann nahe dem Eingang zum gro
ßen Speisesaal saß eine Anzahl der
jüngeren Herren, die keine Dame ge
funden hatten. Unter ihnen ziemlich
laut und animiert ein Doktor Albin,
d«r heut« zum ersten Mal« bei Thor
dikkens eingeladen war. Weshalb,
wußte Sigrid nicht.
Sie nahm wenig Notiz von ihm,
denn sympathisch berührte seine lär
mende Art nicht.
Adelheid und Menginsky wurden
freudig beglückt. Man wollte zusam
menrücken, sie würden noch Platz ha-
Aber Menginsky chassierte eiligst
Tragödin, und ein jovialer Herr, der
Medizinalrat Hendri«s, saßen,
Hendriks rückte sofort einen der
noch lcer«n Stühle so, daß Adelheid
möglichst an sein« Seit« kam.
All« Galanteri« seines frifchgeblie
bknen Junggesellenherzens wurde le
bendig.
Links eine wirklich bedeutende, aus
gezeichnet konserviert« Künstlerin,
dries fand den Abend sehr angenehm
und Thor?ikkenS Fest höchst gelungen.
Adelheid ließ seinen Redeschwall
In einer Art Hilflosigkeit anfangs
über sich ergehen. Er sprach Worte,
die sie in einem ruhigen Zustand nie
das jede Erinnerung hervorrief, das
si« wie eine schleichende Krankheit
nicht losließ, war gleich einer solchen
durch ihren Gesang zum Ausbruch
gekommen.
Lende Suchen! Suchen nach Befrie
digung jenes Verlangens in ihr, das
von ihrer Seele Besitz ergriff, mehr
als ihr Fr«uenglück vertrug.
Sie hörte kaum, wollte nicht hö
ren, was Menginsky eifrig und
pointiert ihr vorsprach, und dennoch
rissen seine Worte einer Flut von
verbotenen Wünschen den Damm
fort.
„Du bist Orplid, mein Land"
Wie fernes, feines Singen, wie
wenn Elfenhände über Harfensaiten
streichen, wie mächtige Orgeltöne von
Sturme Stoben und Wellenbranden
zog's durch ihr Herz
Nervös wehrte sie schließlich sei
nem Uebereifer.
Beinahe brüsk sagte sie:
.Bitte, reden Sie nichj mehr da
von! Ich vertrig's heute abend
nicht."
Der Medizinalrct kam ihr ver
ständnisvoll zu Hilfe.
Sein behagliches Stammtischla
chen sowie das offenkundige Wohl
gefallen am Menü wl.-kte förmlich
beruhigend.
»Auf meinen Rat, nehmen Sie
etwas von dieser Wildpastete, Frau
von Locknitz! Sie ist extra gut,'
sagte er schmunzelnd und winkte den
eilig vorüberflitzenden Diener noch
mals für Adelheid heran.
„Ich mache mir gar nichts dar
aus, Herr Medizinalrat!" dankte sie,
noch ein bißchen verwirrt, aber doch
ernstlich bemüht, sich jetzt der Unter-
Passen.
»Nichts aus Wildpastete? Nach
diesem Rezept? Erlauben Sie, da
hört meine Menschenkenntniß auf!"
rief Hendriks und vergaß im Mo
ment tatsächlich sein eifriges Kauen.
Adelheid mußt« lachen.
„Na, Ihnen Gefallen", sagte sie
und nahm sich ein Häppchen auf ih
ren fast leeren Teller.
, „Das ist brav! .Man soll keinem
durch Fasten den Appetit verderben!"
lobte Hendriks. Und dann zipischen
Essen und kunstgerechtem Zerlegen ei
nes Vruststückchens fragte er unver
mittelt:
„Was macht denn der Bub?"
Es gab Adelheid einen Ruck. Da»
Kind! Der Bubi! Hatte sie ihn
die letzte halbe Stunde vergessen?
soweit ei möglich ift, eines Kinde»
Existenz überhaupt für Minuten zu
vergessen?
Sie sah den behaglich Speisenden
forschend an. Ahnte der klug«, alt«
H«r etwas
te» Absicht an ihr Kind?
Es war ihm nichts anzumerken.
Er aß seelenruhig mit Kennermiene
jetzt an einer Hummermayonnaise.
terhielten sich, nachdem Adelheid pch
dem Medizinalrat zugewandt, sehr
laut und lachend.
Ihr Eifer machte eine Sonderun
terhaltung nahezu ungestört, und
Adelheid empfand das so wohltuend,
Ihr junges, schönes Gesicht, das
bisher seltsam geschärft erschien, ward
hell. Ein Lächeln glitt um ihren
Mund.
„WaS nehmen doch diese beiden so
verschiedenen Männer sijr Anteil an
meinem Geschick! Der eine will mich
in eine Welt hinausreißen, deren
Tor ich längst hinter mir zugewor
fen, er schüttet einen Berg
Gründen und scheinbaren Wahrhei-
dich. Ich brauche dich die Mut
ter!"
Adelheids Herz klopfte. Sie ward
ganz durchströmt von Güte und Lie
ste selbst gefühlt hatte, so fern, so
hoffnungslos fern.
Ihre Wünscht flatterten scheu zu
mehr.
„Na, was macht das Biirschchen?"
fragte Hendriks nochmals.
lich:
Er schenkte ihr ein GlaS Sekt ein,
ih-e.^
„Ihr Wohl, schönste Fraui Und
Abends.
Und daß Diether sich absichtlich
stalt halb tragend, stiegen sie lang-
Und von Diethers Stirn leuchtete
der Sieg.
Sigrid Holdersen kam nach Schluß
des Festes von ihrem Rundgang
durch die Wirtschastsräume zurück.
Speisezimmer, zog dort die Stores
zu und drehte das el«ktrisch« Licht
aus.
sehr ernst. Das Gesicht eine»
jugendlich schlanken Gestalt einen
schmalen, trugen Kopf. Seine Au-
gen blickten gütig und ein
in sich gelehrt.
Wie er jetzt da saß, war er wenn
Indessen Sigrid zögernd und von
seinem Anblick seltsam gefesselt ste
hen blieb, kam hinler ihr durch die
scher Schritt.
Almut, noch in ihrem Gesell-
Haar warf sich ihr leidenschaftlich um
den Hals.
.Liebe, liebe Sigrid ich kann
nicht schlafen! Ich weiß nicht, was
das in mir ist. Wie Feuer
und dann wieder eiskalt ach,
hilf mir doch, du Gute, Kluge!''
»Was ist denn, mein Liebes?"
fragte sie beschwichtigend.
Almut drückte das Gesicht fest an
ihre Schulter.
„Zuerst war es der Gesang.
wovon ich nichts weiß! Soll ich das
alles erleben? Und wann?"
Sigrid drückte sie fest an sich.'Mit
eignen
sch-u.
.Ja, weißt du," fuhr Almut fort
sie atmete beklommen und wagte
kaum in das fragende Frauengesicht
zu sehen „als der Senator Dam
ner so viel bei dir war zu Tisch
und später auch noch immer an dei
ner Seite blieb liebe, liebe Sigrid,
sei nicht böse! da bekam ich solche
Angst, du könntest du könntest
fortgehen. Wir hätten
dich eines Tages nicht mehr. Ach,
und das kann ich nicht ertragen.
Liebe, Liebste, bleib doch bei uns!
Heirate den Senator nicht, bitte bit
te!"
Sie schluchzte nn? hielt Sigrid,
die plötzlich eine hastige, abwehrende
Bewegung machte, fest an den Hän
den.
.Es ist sehr häßlich von mir, so zu
sprechen? ich weiß es wohl. Aber
wenn du ahntest, wie es früher bei
traurig! Was sollen wir gnsanaeti
ohne dich! Der arme Papa! Früher
sprach er kaum mit unS. Wie heiter
ist er jetzt manchmal Und Karsten
—! und ich. Wenn das alles wieder
wa; ein Geräusch gekommen, als ob
jemand im Schreck bastig aufsteht und
sich wieder fetzt.
Ihr Aber mit einer
manchmal von der Wirkung eine»
kalten Wasserstrahls, doch das einzig
Richtige gegen Ueberschwenglichkeiten
und Eraltation ist, saHte sie:
„Mein Kind, du bist gänzlich aus
den Fugen! Du wirst jetzt zu Bett
gehen und ruhig und vernünftig
schlafen. Entschieden wird dir der
Gesellschaststrubel noch zu viel
darüber spreche ich noch mit deine«
Vater."
sie "itk ine d'e roß-
Ihnen recht ist, FrSu Holdersen,
möchte ich noch ein paar Worte mit
Ihnen sprechen," sagte er m seiner
etwas umständlichen, förmlichen Art.
Tho?diÄn!"°'°
ptinigte sie: Wird er etwa auch vom
Senator Damner anfangen? Wa»
und wieviel hat er von Almut» Re
den gehört? Und gleich kam die Ue
berzeugung: Alles natürlich. Sie
zwang sich zur Ruhe und nahm sich
fest vor, ihm keine indiskr«!« Frag«
zu gestatten, geschweige zu beant-
Worten.
Aber der Konsul mochte er nun
bie Absichten seines alten Freundes
und seine allerdings offene Annähe
rung an die jung« Witwe bemerkt
haben oder' nicht er war nicht der
Mann, plump an noch Unausgespro
chenes zu rühren selbst wenn er
unter einer Ungewißheit litt.
Er streift« Sigrids trotz aller Mü
he etwas unbeherrschtes Gesicht
und er seufzte.
Während der Schatten auf seine»
ohnehin schon ernsten Zügen noch tie
fer ward, sagte er in seiner etwa»
schwerfälligen Art,.die dennoch so
wohltuend schonend sein konnte:
.Ich hatte vor einigen Tagen eine
Unterredung mit dem Direktor des
Gymnasiums wegen Karsten. Es
ist natürlich nie daran zu denken, daß
der Junge eine öffentliche Anstalt
besucht. Immerhin muß aber jetzt
etwas Ernstliches für seine Ausbil
dung geschehen. Die paar Privat
stunden, die außerdem, weil er oft
zu der festgesetzten Zeit nicht dispo
niert ist, ausfallen, geckigen bei wei
tem nicht mehr. Ich habe mich da
her entschlossen, einen Hauslehrer zu
engagieren, und hi«r des Direktors
Rat erbeten. Er empfahl mir den
Doktor Albin."
.Ach!" Sigrid hatte aufmerksam
zugehört, unter seinen Worten all
mählich ganz ruhig werdend. »Der?
Aus deck Grunde hatten Sie ihn
heute eingeladen?"
.Ja! Absichtlich sagte ich Ihnen
vorher nichts davon. Ich möchte gern
Ihr unbefangenes Urteil über den
Herrn."
sehr genau hatte sie den jungen
Mann nicht beobachtet. Es war ihr
aufgefallen, daß er sich in ziemlich
selbstgefälliger Weise um Almut be-
Jhr selbst war er im Verlause de»
noch, daß sie sich'zuerst über
diese Gleichstellung
hent die Exklusivität d«r Geldaristo-
für sich selbst, sondern auch die Mit-
Thordikkens Zartgefühl, fein feiner
Takt und Almuts schwärmerische
Liebe hatten ihr das Schwere unge.-
leichtert.
Durch das Verhalten Doktor Al«
in ihr eine gleich ihm sich in
lung" Befindende mithin Abhän
gige, in höherer Dienstbarleit.
lassen wer konnte wissen, wie
hccherwiinscht, wie bitter nötig wo
möglich ihm die Stelle in diesem rei
chen Hause war?
Wer einmal selbst ein solche» Un
terkommen suchen mußte, der kennt
der Suchenden und ihnen nicht«
in den Weg.
Sie schwieg lange und nachdenk-
Schließlich sah sie auf und zu ihm
hin und fand seine Augen auf
Aerger über ihr langeil Zögern
und wußte nicht, wie falsch sie laK.
(Fortsetzung folgt.)
Der höchste Grad. Unser
Onkel Anastasius Ist so geizig, daß er
nur durch die Nase spricht, um sein
falsche» Gebiß zu schonen.
Für die KÄcbe.
was Kochkllmmel und Salz. Fein,
geschnittene Zwiebel» werden in But-,
ter oder Schweinefett gelblich gebra^
füllt die Masse in eine gut gesittet«
irdene Schüssel, die Backhitze
und läßt sie. im Bratosen in eineq
knappen Stunde bei mäßiger Hitze gar
backen. Will man den Sauerkraut
kuchen in der Pfanne auf offenem
Feuer fertig stellen, so mengt man
bäckt daraus in heißem Speckfett dick<
Pfannkuchen auf beiden Seiten zu!
schöner Farbe.
ner kleinen Quantität fügt!
man Butter, etwas feingehackten"
Schnittlauch oder vermischt
es gut, träufelt Zitronensaft dazu.j
und streicht dies auf dünne, mit
ter bestrichene Brötchen. Darüber ein
Salatblatt, dann das ander« Scheib--
chen Brod. Ringsum glatt abschnei
den, durchschneiden und schön auf!
einer Schüssel aufsetzen.
Jndian Pudding. 1 Quart'
kochende Milch, Tasse Corn Meal.i
1 Teelöffel Salz, Tasse gehacktes
Rinderfett, 1/2 Tasse Molafses. Di-
Milch wird kochend langsam in das
Cornmeal gerührt bei stetem Rühren,
um Knoten zu vermeiden, dann Mo
lasses, Salz und, weiüi man es liebt,
etwas Ingwer, das ist Gefchmack
sache. Die Masse wird im Doppel
kocher 20 Minuten gekocht, nachher
abkühlen lassen. Wenn erkaltet, wird
da» Rinderfett zugefügt und das
Ganze recht stark gerührt. Dann in
butterbeslrichene Puddingformen ge
geben und zwei Stunden bei mäßi
ger Hitze gebacken. Wenn zu schnell
gebacken, dann hat er nicht die rich
tig« Konsistenz. Während der erften
Stunde muß der Pudding bedeckt fein.
Es wird Cream-Sauc« dazu serviert.
Geschlagene Mehlspeise
mit Brombeersaft. !/» Quart
Brombeeren kocht man mit U Quart
Wasser zu Saft und gießt diesen
durch Leinwand. Nun rührt man
vier gehäufte Eßlöffel Mehl nebst
Zuckir und etwas Vanille hinzu, gießt
alles, wenn es gut durchgekocht ist,
auf eine Schüssel, und läßt es ab
kühlen. Etwa >/2 Stunde vor dem
Servieren wird die Masse mit einem
Schläger tüchtig geschlagen. Nun
legt man die Speise in eine Schiissel
.und garniert sie mit Mandeln und in
Zucker gekochten, ganzen Brombeeren^
Nudeln. Aus Weizenkrüst
mehl und Eiern wird ein steifer Teig
Mmacht, auf einem mit Mehl be
streuten Brette ausgewallt und dann
auf diesem Breite zum Trocknen
ausgebreitet: nun schneidet man den
selben in streifenartige Stücke, oder
auch durch Zusammenrollen des aus
gebreiteten Teiges zu längeren fa
denartigen Nudeln, läßt sie etwas,
trocknen, kocht sie dann -in gesalzenem,
siedendem Wasser oder Fleischbrühe
wie Makkaroni.
Ann nasreis. Eine klein«, aber
sehr reife -Ananas, in feine »eine
Stückchen geschnitten und mit Zucker
gut durchstreut, mindestens 12 Stun
den kühl gestellt. 7 Unzen Reis
wäscht man, kocht ihn einmal ab,
dann in Wasser halb weich und gießt
:hn ab. Man überfüllt ihn mit dem
Saft, den die Ananas gezogen
und läßt ihn darin auf heißer Herd
stille gar ziehen. Er wird mit Zuk
ker und Zitronensaft abgeschmeckt,!
muH halb auskühlen, wird mit den
AnanaSstücken durchmischt und in ei-j
ne glatte/» runde, vorher mit Was
ser abgespülte Form gedrückt. Man
stürzt den Reis und gibt Schlagsahne,
darüber.
Orangenspeise. Man schält!
sechs Apfelsinen, befreit sie von der
pilzigen, weiß«n Haut, schneidet sie
>n Sch«ib«n, entkernt und
Zucker, 2 Unzen, feinstes Mehl und
Quart Weißwein und rührt da
von eine dick« gleichniijßige Creme-
Mass«, unter die man zuletzt den
steisgeschlagenin Schnee des Eiweiß
mischt. Eine glatt«, feuerfeste Ton
schiiffel oder Auflausform wird mit
guter Butter ausgestrichen und mit
geriebener Semmel bestreut. Den Bo
ten und die Seiten belegt man dicht
mit Biskuitscheiben oder Löffelbis
kuits, füllt die Creme hinein, schiebt
die Form in den Ofen, läßt die
Speise goldgelb Kacken, stürzt sie
ziach Belleben auS oder reicht sie in
der Form und belegt die Oberfläche
mit den Apfelsinenscheiben, über die
seiner Zucker gestreut wird.
H «112« nllöße geraten viel besser,
wohlschmeckendem und fallen nie zu
sammen, wenn man sie nicht in Salz
wasser kocht, sondern über einen gro
ßen Topf siedendts Wasser ein Tuch
spannt, die Hefenklöß« darauf legt,
sie mit einer Schüssel b«i>«ckt und
so IS Minuten im Dampfe ziehen
läßt.