Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 05, 1914, Image 2

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    lebe» um Rede«..
Sie waren vier Jahre verheiratet,
und nach Tagen unruhvollen Erwar
tens kam endlich in einer Winternach!
der langersehnte Erstgeborene zur
Welt.
Es war ein kleines, schwaches We
sen, das bereits in der ersten Stunde,
da es mit kläglichem Gepiepse das
Leben begrüßte, den Stempel des To
des aus dem bleichen Gesicht trug.
Und bevor noch der Wintermorgen
über dem kleinen, nordliindischen Ort
graute, war das Kind wieder von
dannen gegangen.
Der alte, mürrische PhysikuS wur
de in aller Eile Aer
hafts Gesicht, untersuchte den Puls
sich.
schwunden und hatte dem Ausdruck
tiefster Teilnahme Platz geinacht, als
er die Hand des jungen Mannes
türlich nicht gerettet werden; aber
sie Ihre Frau; ja, ja, nur
Mut, lieber Freund. Sie ist übel
daran, aufrichtig gesagt; hohes
Fieber; schwaches Herz.
Beunruhigen Sie sie ja nicht; es
kann noch gut verlaufen. Gehen Si«
nachher hinein und befolgen Sie mei-
, t st d
das konnt- durfte nicht geschehen.
Er wollt« dem Doktor nacheilen,
ihn zwingen, sofort zurückzukommen,
ihm befehlen: rette sie, rette sie mir!
Jedoch' er fühlte in demselben Mo
ment, daß es zwecklos wäre, und da
mit überkam ihn auch die Gewißheit;
die nackte Wahrheit griff ihn mit un
barmherziger Eisenhand an die Kehle
und drohte ihn zu ersticken. Ihr
junges Glück war also zum Unter
gang verurteilt ...
Lautlos weinend um die Kran
ke nicht zu stören sank er vernich
tet in einen Stuhl und verbarg das
Der Mann ging umher wie in ei
nem ununterbrochenen Halbschlaf,
ohne völlig zu begreifen, was um ihn
geschah. Er sprach mit niemandem,
wagte selbst nicht mehr den Blicken
des Arztes zu begegnen, denn er
wußte nur zu gut, was darin stand.
Stumpf und mechanisch, halb im
Trotz erledigte er seine Arbeit, sah
wie im Traum die Züge kommen, an
dem kleinen Stationsgebäude vorbei
rasseln und gleich einer Rauchwolke
verschwinden. Ein nie versieg'nder
Strom fort, fort wie das Le-
Flüchtig erschienen ihm Gesichter
hinter den Wagenfenstern, sorglose
Leute, die redeten und lachten; ein
junges Paar, scheinbar auf der Hoch
zeitsreise. das nur Augen für einan
der hatte. Er mußte an sich selbst
und sie denken, als sie auf ihrer ersten
Heise ins eigene Heim gewesen wa
ren. Betrunkene Marktbauer» in
zärtlicher Umarmung, die um die
Wette schrien und die Schnapsslische
von Mund zu Mund gehen ließen?
frierende Bremser auf den großen
Vorortzügen, die über die Kälte
schimpften und auf dem Trittbrett
des Wagen« die Arme ineinander
schlugen, während der Zug hielt.
Alle waren mit sich selbst beschäftigt!
keiner dachte an ihn, an seinen gro
ßen Kummer.
Da packte ihn ein schwindelerregen
des Gefühl de« Trotzes und HasseS
gec.en all diese glücklichen, sorglosen
Menschen, die in ihrer Freude durch
da« Unglück anderer nicht gestört sein
wollten. Ihr Leben lag in seiner
Hand ihrer Lebensfreude, die ihm
ins Herz schnitt, konnte er ja eine
Ende machen. Leben um Leben
das wäre ein ehrliches Spiel.
Jede freie Stunde verbrachte er
am Krankenbett. Seitdem er dem
Kinde zum Kirchhof gefolgt war und
den kleinen Sarg unter dem Schnee
wohl geborgen wußte, schien er selbst
mehr Zeit" und Ruhe zu dem einzigen
Gedanken gefunden zu haben: sie muß
xereltet werden!
Selbst die täglich bedenklichere
Miene des Arztes vermochte nicht,
ihn in dem Glauben zu erschüttern.
Dieser Glaube hielt ihn aufrecht und
schien ihm neuen Mut und neue En
ergie einzuflößen
Erst als er eines Morgen? von fei
nem Nachtdienst heimkehrte und das
verweinte Dienstmädchen ihm auf der
Treppe begegnete, stand die ganze
Wahrheit in ihrer fürchterlichen Nackt
heit um so plötzlicher vor ihm. All
seine Zuversicht war nur ein leeres
Gaukelspiel gewesen, ein Strohhalni,
an das der Ertrinkende sich klammert.
Und so versank er wieder in die
Betäubung des ersten Schmerzes.
Er war derselbe wie zuvor unb den
noch ein anderer, ein fremder Mann,
ein Nachtwandler, der da in dem »v
-waisten Heim einherging, der seine
Arbeit tat wie zuvor,' aß und trank,
ohne den Umfang des erlittenen Ver
lustes fassen zu könn«,, ohne auch
nur die Linderung der Tränen zu
finden.
So konnte der Gram ungehindert
an seinem Herzen nagen. .
Sein Vorgesetzter h-che ihn zu über
reden versucht, für einige Zeit Urlaub
zu nehmen und auszuruhen, bis der
erste dumpfe Schmerz überwunden sei.
Er weigert« sich jedoch beharrlich,
glaubte vielmehr, daß Arbeit das ein
zige Mittel fei, ihn ein wenig zu zer
streuen, die Gegenwart vergessen zu
machen. Er fürchtete sich vor der
Einsamkeit zu Hause, vor der Erin
nerung an seine kurze, glückliche Ehe
und der Leere, die ihm aus jedem
Winkel enigegenstarrte.
So erbat er verlängerte Dienstzeit
und suchte jede Gelegenheit, die
Nachtwache der Kollegen zu überneh
men, um den schrecklichen, schlaflos-n
Nächten zu Hause zu entgehen.
Der alte Stationsvorsteher schüt«
telte bedenklich den Kopf. Keine Ru
he bei Tag und Nacht. Das darf
nicht so'weiter gehen. Es wird zu
einer Katastrophe führen, die ich nicht
Es war einige ÄZochen nach dem
Tode der Frau, als der junge Mann
um frühen Morgig zur Bahn eilte,
um einen Kollegen abzulösen.
Er hatte sich etwas verspätet und
mußte nun tüchtig Es
war schneidend kalt, der Schnei
knirschte unter den Füßen, die Ster
ne flimmerten unheilverkündend klar
an dem nachtblauen Himmel/ und in
der Ferne sang der große Wasserfall
Er fühlte nach der Rocktasche. Nein,
er hatte das Papier nicht vergessen.
Sobald er den Vorsteher sah, sollte
er es ihm überreichen und upi Ur
laub bitten. Er hatte so lange wie'
möglich gewartet und gehofft, daß er
durch die Arbeit wieder kräftiger wer
den und ins alte Geleise komme»
Doch nun ging es nicht weiter. Er
tonnte dem Schicksal nicht trotzen,
wagte es nicht mehr, denn nicht nur
er selbst, sondern' all die sorglosen
Menschen hinter den Wagenfenstern
waren abhängig van seiner Wach
samkeit und Geistesschärfe.
ONestern war ihm die Gefahr klar
geworden. Ganz plötzlich hatte er
'die Fähigkeit verloren, seine Gedan
ten zu sammeln, seine Handlunge»
zu kontrollieren. Es hal? nun mchls,
lystem ins Gleichgewicht zu bringen,
mußte den Schlaf erzwingen, ehe es
fchieht.
Gestern er konnte kaum ein Lä
cheln unterdrücken. Hatte er nicht in
Gedanken ihren Namen unter ein
Diensttelegramm gesetzt anstatt seines
eigenen? Sie, immer sie, ob er schlief
oder wachte. Und wie verhielt es
sich mit der Weiche, die er HSlb be
wußttos falsch gestellt hatte und in
letzter Minute erst richten konnt«?
Wo waren seine Gedanken gewesen?
Bei ihr natürlich, stets bei ihr.
Um der unbehaglichen Erinnerung
zu entfliehen, beschleunigte er seine
Schritte. Und als er atemlos die
Expedition betrat, begegnete ihm der
diensttuende Kollege, der ungeduldig
aus werden soll."
„Soll ich den Morgendienst für
Sie übernehmen? Ich tu es gerne."
Beunruhigt forschend betrachtete er
die irrenden Augen und die bleichen,
schlaffen Züge des Kollegen. „Gehen
Sie nach Hause und legen Sie sich
wieder hin, das wird Ihnen gut
„Nein, danke. Morgen werde ich
jedenfalls anfange», zu ruhen. Hier
„Ja, das Heidt hier ist ein Tele
!n Norrfors. Wollen Sie das Tel--
Danke. Viel Glück."
zum Abschied. Dann setzte er sich vor
dl,» Apparattisch und machte es sich
bequem. Eine halbe Stunde ungefähr
hatte er Ruhe, ehe der erste Zug er
wartet wurde.
Die Kälte knackte in den Wän
den, die Telegraphendrähte draußen
sangen klagend, und ein Fuchs schrie
in der Nachbarschaft vor Hunger.
Ein unbezwinglicheS Verlangen
trieb ihn, die Augen zu schließen, nur
für einen Moment. Was war das
auch für eine Idee, eine Stunde vor
'Dienstantritt Verona! zu nehmen.
Nein, schlafen wollte er nicht, jetzt
nicht.
Ein Bahnarbeiter kam herein und
füllte den Kamin. Der kalte Luftzug
durch die Tür und das Kohlengepol
ter machte ihn für einen Augenblick
völlig munter. Dann ging der Mann
wieder.
Die Ruhe und die Wärme, die sich
vom Kamin aus behaglich über fei
nen Rücken breitete, taten ihre Wir
kung. Ein paar Mal nickte er mit
dem Kopf. Nein, nicht schlafen,
dachte er, nicht schlafen. Und den
noch, so sehr er gegen die Schlaflufi
ankämpfte, nickte er wieder ein, tie
fer tiefer ...
So schlief er, die Nase auf der
Brust...
Er träumte ... Er stand am Was
serfall; es war eine öde Winternacht
mit knisterndem Schnee und funkeln
de» Sternen, die ängstlich über den
endlosen Schneestrecken blinkten. Das
Wasser sang und donnerte unter dem
Eisgewölbc. das in dem bleichen
Sternenlicht grünlich leuchtet«, und
er fühlte sich einsam, wie nie zuvor,
wie ein Toter in einer toten Welt.
der toten, gefrorenen Stille, jedoch der
Ruf verhallte im Donner des Wasser
falls.
Da sah. er am gegenüberliegenden
Ufer sich etwas bewegen, etwas Wei
ßes, Konturloses, das sich von dem
schneeumhüllten Gebüsch abhob und
sich langsam. Schritt für Schritt,
dem Wasserfall nähert«.
Wie ein Schleier fiel es nun von
seinen Augen, er sah alles klar und
deutlich, als wäre es lichter Tag.
Das war ja seine Frau, und auf
dem Arm trug sie das Kino. Hoch
und heiß stand sie da, von einem
Heiligenschein umgeben, und das
Sterbekleid fiel in weiten Falten um
die hohe Gestalt, die zu wachsen
schien.
Er stand unbeweglich da, wie ver
zaubert, und starrte in stummer Ver
wunderung auf die Erscheinung, die
Unablässig winkte ihm die Tote!
komm, komm ... Doch er rührte sich
nicht. Der Wasserfall war ja zwi
schen ihnen, das Wasser, das zu sei
ne» Füßen donnerte und sang und
alles Leben verschlingen wollte.
Da trat sie plötzlich drüben an den
Rand des Abgrundes «inen Schritt
vor, noch einen dann breitete sie
durchschnitt, ließ sie sich fallen...
Ein scharfer Pfiff drang aus der
Ferne durch die Stille. Fieberschau
ernd sprang er empor und sah sich
Wo war er? Wie spät ist es?
Wie lange hatte er eigentlich geschla
fen? O, es lag keine Gefahr vor.
Der Expreßzug!
Es knackte wahnsinnig im telegra
phischen Apparat, er nahm sich jedoch
nickt die Zeit zu lesen, konnte nur
noch gerade die Mütze zurechtschieben.
lcn- , .
Er warf einen raschen Blick über
die Bahnzeleise. Richtig, da law
bereits der Expreßzuq aus der letzten
Kurve herangebraust. Waren die
Weichen auch gestellt? Natürlich,
heute wie stets, so lange er hier Dienst
tat. Das fehlte auch noch!
Mit' einigen Schritten war er am
Semaphor und stellte ihn auf „Ab
fahrt". Von dem Mann im Srell
wcrk draußen hörte er einen Zuruf,
den er in dem wachsenden Dröhnen
nicht' verstand. Sollte der Expreß
zug etwa nicht wie immer passie
ren?
„O. Herr Gott, hilf! Der Vor
ortzug —"
Es funkelte ihm vor den Augen,
als wenn tausend Sonnen ausgeleuch
tet hätten und erloschen wären. Del
Boden schwankte, es donnerte uns
sang in der Luft, und zwei Riefen
dem Schneepflug, sauste der Expreß-
Semaphor und starrte abwesend dem
forteilenden Zuge nach, als der Slell
werksbeamte herbeigelaufen kam. Erst
nachdem dieser ihn unsanft an de»
Arm packte und auf die Geleise deu
tete, schien er zur Besinnung zu kom
men und zu begreifen, was vorgesal
len war.
Da brach er in ein wahnsinniges
Gelächter aus, das unheimlich durch
die Stille widerhallte, «nd schloß mit
einem gurgelnden Geheul, gleich einem
Telegraph, seine letzte Hoffnung und
Rettung.
Der Angstschweiß triefte ihm aus
allen Poren, er mußte alle Kraft
aufbieten, um telegraphieren zu kön
nen:
„Expreß passiert, Vorortzug zurück-
Es vergingen ein paar Minuten,
die ihm eine Ewigkeit schienen. Di«
Antwort, die Antwort! Was konn
te inzwischen nicht alles passiert sein!
Wenn es nun zu spät war?
Zwei Züge zu einem Splitterhau
sen! Tote. Verwundete und Hilter»-
sende, wo es keine Hilfe gab! Und
er, er allein die Schuld an all dem
Jammer, den Tränen, den zerrissenen
Banden. Er wußt«, was das be
deutet gewissermaßen Leben um
Leben! Die Antwort! Gott im
Himmel!
Es knackte im Apparat. . End
lich!
Gleich einem zum Tode Verurteil
ten verschlang er mit den Augen den
schmalen Streifen, fügte Punkte und
Striche zu Buchstaben, Silben und
Worten. Da stand es: Vorortzug
bereits ab,.. —"
„Nein, nein das war Lüge!"
gesandt. Erste Order
galt ja! —"
„Hahaha!" Wieder schnitt das un
heimliche Lachen durch die Stille.
Dann sank er wie.ein Klumpen ne
ben den Tisch und brach in krainpf
haftes Weinen aus. Wikflos wiegte
schaffen. >
Wie still es Plötzlich um ihn wurde.
Der einsame Mann hob langsam
cher Unbeholfenheit um. Alles war
still um'ihn, selbst die sonst unauf
haltsam singenden Telegraphendrähte
z» atmen.
War das die Ruhe vor dem
Sturm? Was sollte nun kommen?
Nachtwandler, löschte die Lampen
und schloß die Tür hinter
ss s ll s , l
Der Wasserfall jubelte ...
«ut pariert.
Im Erdgeschoß eines Hauses
sind so vorziiglich zubereitet, daß so
gar ein Gebiß, das der Dentist B, in
Behandlung gehabt hat, sie beißen
General-Musildirekto/ von 1820 bis
die Berliner Hofopfec leitete,
Cortez", die 1809 in Paris begei-
Die Solange».
Skizze von A. M. Fcdorow.
Der große englische Dampfer „Bri
tannia" befand sich seit- zwei Tagen
zu sein als alle seine Reisegefährten.
Außer diesem Greis fesselte ein
Paar die Aufmerksamkeit der Passa
tertes Gericht mit scharf ausgepräg
ten Zügen und frühzeitig ergrautes
Haar. Aber noch stärker als er er
weckte seine Gefährtin daS Interesse
des Reisepublikums. Sie war seine
Frau, aber sie mußte es noch nicht
lange sein, denn die Leidenschast, von
der sie beide ergriffen waren, sprach
von" erstem glühenden Liebesglück.
sehe Vollkommenheit einer kostbaren
Blume gelegen hätte, die sich einmal
in hundert Jahren erschließt.
den auf dem Schiffe verschiedene
Unterhaltungen, Spiele und sogar
Konzerte veranstaltet. Unter allen
möglichen exotischen Gütern trug daS
Schiff auch einen Glaskasten mit
Schlangen, der für das Britisch«
Museum in London bestimmt waren.
Es waren lebend- Schlangen von
allerlei Arten, deren Heimat die In
sel Ceylon war; schreckliche Tiere,
deren Biß so schnell und tötlich wirkt
wie ein Blitzschlag. Unter ihnen
zeichneten sich zwei besonders aus:
die eine blau wie ein Türkis, die
sonders untergebracht, da sie ganz be
sonders aufmerksame Pflege und Be
obachtung verlangten. Auch ihrer
Gefährlichkeit wegen. Sie, die so
auffallend verschieden in ihrer Farbe
waren, konnten bei ihrer Geschmeidig-
Freude! so angenehm war es allen,
sich in Sicherheit diesseits der durch
sichtigen Scheidewand zu fühlen.
Manchen bereitete es Vergnügen, die
Tiere zu reizen, und sie klopften fort
während mit den Fingern oder mit
die Schlangen ihre dünnen Stachel»
hilflos gegen das Glas ausstreckten
und sich vor Wehrlosigkeit und Wut
„Ist es wahr?" fragte ihn die
sen Menschen gibt es auch solche, bei
denen sich diese Kunst, die der Macht
der Liebe so ähnlich ist, von Geschlecht
zu Geschlecht vererbt."
„Der Zauber der Liebe!" riefen
beide aus. „Gibt es denn überhaupt
einen solchen Zauber der Liebe?"
„Was anderes ist denn dieses Ge
fühl, wenn nicht Zauber, namentlich
denen der Sieger und der Besiegte
eine unsägliche Seligkeit empfinden:
der eine die Seligkeit des Sieges,
der andere die Seligkeit der Er
niedrigung.
sah ihren Geliebten an.
„Mein Sieger, was sagst Du da-
Er schwieg.
lachend die schöne Dame. „Nimm
Dich in acht, ich werde Dich tödlich
beißen, sobald Dein Zauberlied ver
stummt."
Am nächsten Tage, gegen Abend,
verbreitete sich auf dem Schiffe eine
fangenfchaft entschlüpft. Wie es
geschehen war, wußte niemand.
Es war kein Plätzchen auf dem
Schiffe, an dem man sich in Sicher
heit fühlen konnte, und fast alle sahen
sich zum Tode verurteilt, der aus
manche Passagiere beim Anblick eines
e-nfachen Stückchens Kordel oder
Schnur, ja, sngar eines Schattens,
den anderen Grufel und Schauer
über den Rücken jagte, empfanden
offenbar nur drei Personen nicht die
geringste Angst: das waren das Lie
bespaar und der alte Hindu.
Er beobachtete daS Paar, wie es
sorglos über dns Deck hin und her
spazierte und die fliegenden Fischchen
bewunderte, die gleich flackernden
Pfeilen aus dem Wasser sprangen
und in der Luft herumflogen, bis
ihre Flügelchen trocken wurden.
schrie ihnen
die Menge zu. „Ihr habt kein Recht,
Euer Leben so aufs Spiel zu setzen."
Als Antwort auf diese Zurufe schallte
nur Gelächter entgegen. Erstaunt
durch ihre Sorglosigkeit, sagte der
Alte zu ihnen:
„Wenn ich keine Rettung suche, so
liegt mir auch nichts am Leben
das ist begreiflich. Ich bin alt und
habe schon mein Leben hinter mir,
aber Ihr ... die Ihr die Liebe als
das höchste Glück allfsaßt, warum
seid Ihr nicht um Euer Leben be
sorgt?"
„Mein Leben M in ihm," antwor
tete sie, ohne einen Augenblick zu
, „
„Aber Ihr seid beide sterblich."
„Die Liebe ist stärker als der Tod.
Wir glauben fest, daß keiner vpn uns
den anderen überlebt, und es wird
für uns eine Wonne sein, gleichzeitig
zu sterben und in der Erstarrung
Herz an Herz hinzusinken."
Der Alte entfernte sich sichtlich be
siegt. Er blieb auf dem menschen
leeren Deck stehen und musterte die
ses glückliche Paar. Er schien jetzt
die Tiefe seiner Vergangenheit, die
Tiefe des menschlichen Daseins mit
neuen Gedanken zu ermessen, und
sein Blick verklärte sich für eine
Weile. Als er aber nach der von
Entsetzen und Bestürzung ergriffenen
Menge hinübersah, verzerrten sich
seine Züge vor Ekel und Haß.
Er zögerte eine Weile, dann ging
er fort, wie um etwas zu holen, und
kehrte bald mit einem großen Teller
voll Milch zurück. Nachdem er den
Teller inmitten des leergewordenen
Decks hingestellt hatte, stieß er einen
lc.ngen und schrillen Pfiff aus, der
qlle Passagiere erzittern ließ. Und
siehe da, plötzlich sich die
Augen sämtlicher Reisenden auf die
'Schlangen, die, offenbar durch den
Pfiff des altey Hindus angelockt, aus
einem unsichtbaren Versteck zischend
hervorkamen und, sich langsam win
dend, nach der Milch zustrebten. Sie
räherten sich dem Teller, hoben ihre
spietzn Köpfchen, legten sie über den
Rand des Tellers und fingen an, die
Milch gierig zu saugen.
„Tötet sie! Tötet sie!" erscholl ein
schaudervolles Geflüster, aber nie
mand hatte den Mut, vom Platze zu
weichen. So verstrichen mehrere
Minuten, stechend wie Nadeln und
brennend wie Funken.
rühren und beobachtete das herum
wandelnde Liebespaar. Schließlich
gewahrte auch es diese Szene. Sie
Hand hängen; die eine wie ein
Heller Blutstrahl, die andere wie
ein blaues Band. Und mit dem glei-
Der Mut, den nur die Liebe gibt,
hatte das schwierige Werk vollbracht.
Der Advokat gab ihm ohne Beden
ken die Brille. Der Händler setzte sie
auf, betrachtete den Advokaten und
.lwwknt, Se haben recht. Se haben
Variante, Vorgesetzter:
„Warum willen Sie den Posten aus
schlagen? Weil Sie mit dem Publi
lum nicht umzugehen verstehen? Un
sinn! Versuchen Sie 'S nur mal
wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er
Leiden der Gastfretindschast. h
»Nie, meine Herren, in meinem
Leben lade ich keinen Fttund mehr
ein, der 'n Auto besitzt. Kommt der
Mensch da gestern abend mit seiner
Benzinkommod« an, setzt sich in sei
nem Kostüm mitten mang die Damen
und verstänkert die ganze Atmosphä
re, ißt uns in seinem Hunger die be
sten Bissen vorm Mund weg, unter
hält uns drei Stunden von den
sten Reisen, von Dauerfahrten, tot
geblicbenen Biestern, Pannen und
anderen Dingen, von denen wir
nichts vitsirhen, und als er endlich
um zehn Uhr wieder weggondelt,
nimmt er unsere beiden Benzinlam
pen vom Tisch mit und füllt seine
Maschine auf, weil der Weg weit ist
und er 'nen bißken knapp bei Benzin
war. Da muß ich denn doch dan>
ken!"
O diese Aerzte.
„Wie, Gnädigst« sind hier, um zu
zunehmen? Aber das muß ein Irr
tum sein, denn mich haben sie herge
schickt, damit ich abnehme!"
Bitter. Dora Zippermilch,
eine alte Jungfer im besten Frauen
alter stehend, begegnet einer Freun
din. „Denke Dir nur," sagte sie,
„vor einigen Tagen wollte ich mir den
jungen Friseurgehilfen mal von der
Nähe ansehen. Ich gehe also ins
Geschäft, und wie ich drin bin, weiß
ich vor lauter Verlegenheit nicht, was
ich sagen soll. Aber plötzlich . .
Freundin: „Machte er Dir einen
Liebesantrag?" --
Alte Kungfer: „Ach was, rasiert
hat er mich, . der unverschämte
Mensch."
Marie: „Herr Professor bringen
Professor: „Na also! Da
sprechen die Leute immer über die
Zerstreutheit der Professoren, die
darin gipfeln soll, daß sie stets ihre
Schirme stehen lassen. Dieser Fall
beweist doch das gerade Gegenteil.
Der Aeng stliche. Herr
(am Drofchkinhalteplatz stöhnend):
,O, diese rasenden Schmerzen! Fah
ren Sie mich zum ersten besten
Zahnarzt, Kutscher nein, warten
Sie mal, zum zweiten!"
Ei» Vorsichtiger.
Fremder (nachts auf dem Kor
ridor des Gasthofes): „Wo wolle»
Sie denn mit dem Schwein hin?"
Bauer: verraten
Intelligent. «Es sind
dige K.-au."
»„Aber Marie, Marie, warum ha
ben Sie mir das nicht schon früher
gesagt!'"
»Weil noch welche da waren!"