Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 22, 1914, Image 2

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    DaS gute Herz.
Von Gilbert Ridcll.
Martin Melles war eS sofort klar,
taß seine Frau ihn gesehen habe. In
I»em Augenblick, der dem gegenseitigen
Erkennen folgte, war er wie schrecker-
Htarrt, und es war ihm, als schwebe
« ohne festen Grund unter den FU-
Kcn.im weiten Weltall.
Dann aber wich seine Erstarrung
machte einem seltsam neugierigen
Gefühl Platz, was sein« Frau nun
»sohl tun würde.
. Und dann endlich begann er sich
> Kvieder der Gefährtin an seiner Seite
besinnen und sich d«r Tatsache be
wußt zu werden, daß sie seinen Arm
«itergesaßt hielt, und daß sie ihn,
iurch sein sonderbares Gehaben ver-,
Wliifft, verwundert anstarrt«.
Martin Melles sah sie an, blickte
Mrs. Melles lehnte behaglich in
Z»en Kissen ihres Autos und lächelte
ihrem Mann graziöAzu. U'id mecha
nisch, seiner guten Erziehung gehor
chend, griff diese: nun nach seinem
Hut, um ihn respektvoll vor der Gat
tin zu lüsten.
Da setzte sich das Auto wieder in
Wewegung und die peinliche Situa
tion, ihren Gatten mit einem hüb
schen, ihr aber völlig unbekannten
Mädchen aus einem Laden treten zu
sehen, war nun für MrS. Melles
»»rvei.
Martin sann über die erstaunlich«
Tatsache nach, daß seine Gattin ihm
»richt nur keine Szepe gemacht, son
dern daß sie seinen Gruß fröhlich
lächelnd erwidert habe. Aber im In
nersten seines Herzens war er seiner
schm zu können, daß sie vor fremden
Mensch-n kein Schauspiel dargeboten
Hatte.
Aleiterin, um zu «rfahren, ob sie
«hne, welch kleine Tragödie sich hier
von ihren Augen abgespielt habe;
tin?"
Mr. Melles mußte sich tüchtig
räuspern, um endlich die Kehle für
Äie Worte: „Es ist nichts, mein Lieb
ling!" frei zu bekomm«,,. -»
Er war sich vollkommen feiner
Wflicht b«wußt, seiner Frau nun al
les freimütig eingestehen zu müssen,
vnd er fühlte, daß, so beleidigend sein
Mrs. Melles.schon nach Hause
„Ah", dachte Ntr, Melles, „so ist sie
nichts als Maske."
Fast schüchtern klopfte er an die
seiner Gattin, und sein Herz
schlug in tiefem Mitgefühl für das
Leid, daß er seiner Frau nun werd«
antun müssen. Dieses Mitgefühl
für die arme, zurückgesetzte Frau
Mrs. Melles rief nun: „Herein!"
taß die Rührung ihre»' Gatten noch
anwuchs. „Oder vielleicht", so dachte
«r, „hat sich meine Frau so in der
ihr, wird sich diese Liebenswürdigkeit
sicher in Zorn, Verzweiflung und Haß
«rwandeln."
Annie Melles erhob, als sie ihres
lesen zu Haben schien.
Martin" sar-tc sie mit
sangener Stimme, „Du bist aber heu
te zeitig ngch Haust gekommen. Das'
»st wirklich nett von Dir! Wollen mir
ins Theater gehen?"
«Nein!"
Martins Stimme klang gepreßt,
nnd er stieß daö Wort mit äußerster
„Ich bin gekommen", setzte er
- bann hinzu, „Dir all«s zu erklä
ren!"
„Oh!" rief seine Frau in leichtem
Tone aus, „sind denn wirklich große
sche doch diese geringfügige Sache
nicht auf, Liebster. Wahrscheinlich
war das Mädchen Deine Stenogra
phin, nicht' wahr? Wirklich «in hüb
sches kleines Ding, ich muß das an
erkennen."
Martin atmete schwer; er hatte
also eine härtere Ausgabe vor sich als
er geahnt hatte. Durch die absolute
Treue, die ihr der Gatte vermeintlich
während der fünf Jahre ihrer Ehe
gehalten hatte, eingelullt, fiel es ihr
auch nicht im geringsten ein, von der
kleinen Szene von vorhin Aufhebens
„Du verstehst mich nicht," sagt« er.
„Es tut mir l«id, Dir weh tun zu
müssen. . . denn wir beide waren ja
wirtlich immer sehr glücklich mitein
ander. In der letzten Zeit hast Du
Dich zwar '<in wenig von mir ent
fernt, da Dein geselliges Leben Dich
sehr in Anspruch nahm, aber im
großen und ganzen warst Du mir
stets eine musterhafte Gattin. Ja, fast
möchte ich sagen, daß Du für mich
zu gut bist! Und Deine Güte gegen
mich kann ich nicht and«rs vergelten
als durch völlige Aufrichtigkeit gegen
Dich! So höre also: Ich liebe j«nes
Mädchen!"
Bis in die Lippen war Mr. Melles
erblaßt, als er diese Worte hervor
brachte und in banger Herzensnot
wartete er auf das, was nun unbedingt
kommen mußte.
Aber Annie schmiegte sich nur ganz
behaglich in ihren Lehnstuhl und be
gann dann laut und herzlich zu Ri
chen.
„Annie!" schrie der Gatte in völli
ger Verzweiflung, „Annie, Du scheinst
mich nicht zu verstehen! Ich habe, je
nem Mädchen versprochen, es zu Hei
raten!"
„Wie absurd!" war Annies einzige
Erwiderung.
das beste. Ich liebe sie wirklich. . .
Es begann vorigen Winter, als Du
auf längere Zeit verreist warst, und
ich gerade eine neue Sekretärin
brauchte. Ich weiß ja, wie Du über
mich denken mußt, aber Du bist viel
muß nun auch schrecklich dafür bü
ßen. Ich nxiß ja, daß ich mir gar
nicht Deine Verzeihung erbitten darf,
mit ganz sanfter Stimme: „Du er
bittest Dir meine Verzeihung, Mar
tin? Wofür denn eigentlich?"
mußte, und für das, was ich noch
tun will! Du hast schon so oft
davon gehöN, wie dergleichen Ange-
Du, Annie, wirst dann frei sein, ei
nen besseren Mann zu heiraten als
ich es bin."
Er schwieg und sah seine Frau ge
spannt an. Nun mußte sie doch end
schmiegte sich wieder behaglich in die
Kissen ihres Lehnstuhles, und wieder
lachte sie amüsiert auf.
Da hörte die junge Frau endlich
zu lcchen auf, c-ber ihr GesichtsauD
druck blieb fröhlich, als sie zu ihrem
Mann sprach:
.Martin, Du bist wirklich ent
zückend! Du bist vielleicht der
idealste und aufrichtigste Ehegatte
Liebling?"
„Natürlich", beeilte sich Martin zu
Verblüfft starrte Martin seine
„Ich habe ja gar nicht die Absicht,
sie zu enttäuschen", sagte er. . , „Ich
werde sie heiraten, sobald wir beide
geschieden sind." «
„Da liegt ja eben die Schwierig
keit", erwiderte Annie, die sich von
ihrem Gatten ab- und dem Toilette
tische zugewendet hat»«, an dem sie sich
zu schaffen machte. Sie griff maco
einer Puderquaste und stäubte leicht
über ihre Nase hin. „Ich lass« mich
ja gar nicht von Dir scheiden", sagte
sie dann langsam.
„Du muht aber!" rief Martin.
„Keine Spur! Zwangsweise kann
es ja nicht geschehen, und im übrigen
will ich Dir gar keinen Anlaß geben.
Dich von mir trennen zu können.
So mußt Du also einsehen, Lieb
ling. daß Dir nichts anderes übrig
bleibt, als Dich von jenem Mädchen
zu trennen."
„Das ist unmöglich", schrie Melle?
zornig. „Warum willst Du mich
denn eigentlich festhalten? Anschei
nend hängst Du ja gar nicht an mir,
denn jede andere' Frau, die das ge
hört hätte, was Du soeben hörtest,
würde mehr Erregung gezeigt haben
als Du es tatest."
„Wozu? Ich sehe doch gar kei
nen Grund zur Erregung! Nur
weil Du ein hübsches Mädchen in
einen Konditorladen führtest? Darin
liegt doch nichts Ausregendes für
mich! Das unterhält mich nur!"
„Dir scheint die ganze Sache ja
wirklich nur ein mehr oder minder
guter Scherz zu sein, Annie. Mir
aber nicht,. . . und auch nicht jenem
Mädchen. Denke doch an ihr« Ge
fühle."
„Fällt mir nicht ein! Ich habe
nur die Veijpflichtung, Liebster, mei
ne eigenen Gefühle zu berücksichti
gen."
„Dann schlägst Du also meine Bit
te um Scheidung ab?"
„Aber doch ganz selbstverständlich.
Wie konntest denn Du überhaupt nur
daran denken?"
„Ich werde Dich dann eben zwin
gen müssen, liebes Kind, meinen
Wunsch zu erfüllen. - Ich werde Dir
öffentliches Aergernis geben!"
Ruhig griff Annie nach der Tele.-
phonglocke.
„Was willst Du tun?" rief Melles
beunruhigt.
„Nur «inen Detektiv engagieren
oder vielleicht sogar mehrere. Die
werden Dich schon verfolgen und
mir berichten, was Du vor hast, so
Und überall hin, wo Du Dich wen
den willst, werde ich Dir folgen, Lieb
ster."
Annie läutete und hielt dann den
Hörer ans Ohr.
»Ja", fügte sie noch lächelnd
hinzu, „ich werde mitkommen, selbst
wenn jenes hübsche kleine Mädchen
mit von der Partie sein sollte.
Schwerlich könnte es ihr gelingen, ir
gendwo eine bessere Gardedame auf
zutreiben."
„Du kannst nicht so grausam sein,
Annie!"
„Doch, ich kann es und werde es
auch. Bitte, halte mich nicht für
niedrig, Martin, aber ich weiß kein
andtreS Mittel, um Dich zu halten.
nen, jammern und flehen, es liegt
meiner Natur nicht, und so muh
ich -eben das Mittel wählen, das
mir Erfolg verspricht, mich wie
ein Gespenst an Deine Fersen zu hef
ten."
„Ja", tobte Martin, „hast Du denn
„Ich hoffe, das ja, Liebster! Aber
"nie darf der Stolz siegen, wenn et
was weit Größeres auf dem Spiele
steht."
Nochmals läutete sie an der Tele
phonglocke, da sie das erste Mal keine
Verbindung bekommen hatt« und ries
nun in die Muschel: „Hallo, hallo,
dort Zentrale?"
zweifelte Anstrengung, ihr den^H'ö-
Annie hatte sich mit dem Institut be
reits in Verbindung gesetzt und den
Nun räkelte sie sich wieder be
quem in ihren Faut«uil, ein vergnüg
tes Lächeln um den Mund, und war
tete.
„Höre mir zu", begann, nun Mar
tin. „Wir haben gekämpft, und Du
hast gesiegt, Annie. Ich beginne ein
zusehen, daß ich lein Mittel habe,
Dich zu zwingen. Und ich kann Dich
wirklich nicht verhindern, Dich
an mein? Ferseu heften, selbst
den wollte. Du bist also die Stärkere
von uns beiden. Freue Dich Deines
Sieges!" Sein Ton war voll Verach
tung, aber Annie hört« nicht auf, zu
lächeln.
„Ich rechnete mit meinem, Sieg!"
sagte st«.
„Dann bin ich also buchstäblich
Dein Gefangener, und mir bleibt nun
nichts anderes übrig, als „ihr" die
Aufklärungen zu geben, denen Du
nicht zugänglich warst!"
Zornig näherte sich Melles der
Türe.
„Bleib' doch hier, Martin", sagte
die junge Frau, „ich halte es für
klüger, wenn Du ihr gleich von hier
aus schreibst." Mit einladender Ge
bärde wies sie nach ihrem Schreib
pult. „Ich halte es für richtig, Mar
tin, daß Du ihr nun schreibst, ihr
einen doppelten Monatswechsel an
weisest und ihr mitteilst, daß ich vor
hab«, ihr eine gute Stelle als Se
kretärin bei Mrs. Anson zu verschaf
fen."
Erregt sah Mr. Melles seine Frau
„Du bist ein herzloser Teufel!"
Als er den Brief gesiegelt und
adressiert hatt«, schellte Anni« ihrem
Stubenmädchen.
„Ich kann den Brief ja selber be
sorgen", sagte Martin.
Aber Annie hatte schon nach dem
che, Dich selber zu bemühen. Und
überdies mußt Du ja schon ansan
gen, für das Abendessen Toilette zu
machen."
Eine Minute später war der Brief
dem Stubenmädchen übergeben, das
schöner Lieb« Araum nun wirtlich 'zu
Ende war, sank er in großer Ver
zweiflung auf einen Stuhl hin.
Da ertönte die Telephonglocke, und
Sknnie sprach in den Apparat hin
ein, wobei ihre Stimme sehr fröh
lich tlang: „Nein, danle, ich benö
tige Ihre Dienste nicht mehr. Die
selbst aufgeklärt."
Buch.
Tiefes Stillschweigen herrschte nun
im Zimmer. Martin saß in stummer
Nachdenklichkit und tiefer Verbitte
will?"
„Langsam hob die junge Frau den
Blick vom Buche.
„Ja, Martin", erwiderte sie lang
„Liebling", flüsterte er, „ich
weiß ja ganz gut, daß ich es nicht
verdiene, daß Du Dich an mich
hängst."
diese Mühe gäbe. Ich habe doch ein
so gutes Herz, das sich Deiner er
barmt. Und hoffentlich hast Du
jetzt auch endlich verstanden, daß Du
„Nur keine Angst, Liebster. Wenn
Du doch jemals wieder ein schlechtes
Gedächtnis haben solltest, so werde ick
in meiner Güte stets da sein, Dich
„„Was soll ich machen? DaS Mäd-
In Rußlands Wäldern.
Auf einem meiner Streifzüge durch
Südrußland verbrachte ich kurze Zeit
in dem Dörfchen Imova, weil ich ge
hört hatte, daß sich dort Wölse ge
zeigt, die, vom Hunger getrieben,
nachts M einen Viehstall gedrungen
waren. Jagen ist meine Passion,
und so kam mir die Gelegenheit höchst
willkommen. Ich besprach mich mit
dem Bürgermeister des Dorfes,
Mischka, der sich sofort bereit er
klärte, mit mir zu gehen. Er spannte
sein bestes Pserd vor den Schlitten,
und nachdem wir uns in warme Pelze
gehüllt und uns mit Gewehren. Wutki
und Proviant versehen hatten, mach
ten wir uns gegen zehn Uhr abends
Um die Wölfe anzulocken, war
Mischka auf den Gedanken gekom
men, ein junges Ferkelchen mitzuneh
durch den stillen Wald schallte, als
wir von der Landstraße in denselben
einlenkten. Volle zwei Stunden fuh
ren wir kreuz und quer, ohne eine
Wolfspur zu entdecken, und schon
glaubten wir, einen vergeblichen
Pürschgang gemacht zu haben, als
das Pferd sich plötzlich aufbäumte
und deil Schlitten mit jähem Ruck
gegen den nächsten Baum warf. Da
bei flog ich in weitem Bogen heraus;
Mischka, der die Zügel hielt, konnte
sich noch rechtzeitig anklammern.
Sobald ich wieder auf den Beinen
stand, machte ich zwei Entdeckungen,
eine angenehme und eine unangeneh-
Sturz mein Gewehr in der Hand
behalten hatte, die unangenehme,
daß das erschreckte Pserd mitsamt
dem Schlitten, seinem Linter und
dem quiekenden Ferkel in rasendem
Galopp davongejagt war.
Anfangs konnte ich nicht begrei
fen, was den Gaul so verstört hatte,
da ringsumher größte Ruhe herrschte,
dann aber entdeckte ich die Ursache:
im Schatten eines breitästigen Bau
mes stand ein riesiger Wolf. Schon
erhob ich das Gewehr, um ihn aufs
räufch zu meiner Rechten mich ver
anlaßte, umzuschauen. Ich gewahrte
einen zweiten Wolf, hinter dem ge
spenstisch ein dritter und vierter auf
tauchte. Ueber die Schulter blickend,
bemerkte ich auch hinter mir einige
' e
kommen, als ich plötzlich einen
Schmerz im Fuß fühlte. Einer der
slittker als seine Kameraden,
den er nun als erstes Beutestück einige
Schritte seitwärts schleppte. Heulend
folgten ihm die übrigen Bestien uizp
es begann ein Zerren und Streiten
um den Lederschuh, als sei es der -r
-lefenste Leckerbissen.
wenn auch wieder im Besitz meines
Gewehres. Jede Minute erwartete
ich einen neuen Angriff. Vorerst je
doch hielt sich die Meute in respekt
voller Entfernung. Teils um mich
mir stecke, begann ich die verschieden
sten gpmnastischen Uebungen auszu
führen. Unablässig umkreisten mich
sollten.
Mischka, falls er mich suchte, die
bedeutend größerer Zahl als vorher.
Was hätte Mischta gegen eine solche
Meute ausrichten können? Er würde
Und hätte ich auch einigen der
blutgierigen Bestien den Garaus ge
macht) so wären die übrigen doch auf
der Lauer geblieben, bis ich vor Kälte
erstarrt gewesen, oder vor Erschöpfung
eingeschlafen wäre.
Noch wollte ich nicht jede Hoff
nung aufgeben, und so turnte und
sang ich abwechselnd weiter, im Stil
len begierig, wie lange ich das aus
halten würde.
Plötzlich vernahm ich einen Ton,
der mir in meiner Lage wie Engels
gesang erschien. Es war die quie
kende Stimme des Ferkelchens. MaS
bedeutete das? Kam mir Mischka
wirklich zu Hilfe oder war ihm das
Schweinchen entwischt und rannte
nun spornstreichs dem heimischen
Stalle zu?
Beide Vermutungen enthielten
Tröstliches für mich. Wie ich Mischta
kannte, war er nicht der Mann, der
fein Leben unnütz aufs Spiel sitzte;
lehrte er also mit dem Ferkel zurück,
so mußte er Mittel und Wege gefun
den haben, mich zu befreien, ohne sich
selbst in Gefahr zu bringen. Ande
rerseits wenn das Ferlelchen allein
Reißaus genommen hatte, durste ich
sicher sein, daß meine unheimlichen
Wächter sich allesamt darauf stürzen
würden, wodurch ich Zeit gewonnen
hätte, mich mit meinem Gewehr auf
einen Baum zu flüchten. Vielleicht
hatte Mischka den guten Gedanken
gehabt, das Ferkelchen für meine Ret
tung zu opfern.
Leider aber kam das Quieken nicht
Häher, so sehnsüchtig ich auch darauf
wartete. Natürlich hatten die Wölfe
die Stimme des Schweinchens auch
gehört und den saftigen Braten, den
die Götter ihnen sandten, gewittert.
Einer ein schon recht bemoostes
Haupt drückte sich als Erster zur
Seite, in der Hoffnung, den guten
Bissen für sich allein fischen zu kön
nen doch in der Tierwelt gehtS
ähnlich zu wie unter den Menschen
kindern aus Neid schaut einer dem
andern auf die Finger. Auch die al
ten Kameraden merkten sofort die
Ursache seines stillen Werschleichens
und in der Voraussetzung, ich könne
ihnen doch nicht entgehen, jagten sie
vorerst hinter der noch unsichtbaren
Beute her.
Während ich noch überlegte, waS
ich nun tun sollte, erscholl durch das
Wolssgeheul hindurch die Stimme
MischknS. der mir mit der vollen
Kraft seiner Lungen zurief: „Wenn
Sie noch leben, so kpmmen Sie rasch
hierher; sind aber noch Wölfe in Ih
rer Nähe, so klettern Sie auf einen
Baum und dann sollen Sie WaS Lu
stiges sehen."
Ich rief ihm eine Antwort zu und
der Richtung feiner Stimme folgend,
hatte ich ihn bald gefunden.
Ein merkwürdiger Anblick bot sich
saß Mischka, dessen Ferkel aus Lei
beskräften quiette. Und unten spran
gen die Wölfe in toller Gier an dem
glatten Stamm empor, ew Geheul er
hebend, das die Toten hätte erwecken
können.
Rasch erkletterte ich auch einen
Baum und von unserem sicheren Ver
steck aus schössen wir nun eifrig auf
die Bestien, von denen die Ueberle
benden sich gierig auf ihre gefallenen
Kameraden warfen, sie mit-wahrem
„Wolfshunger" verschlingend. Dann
stürmte der stark zusammengeschmol
zene Rest auf Nimmerwiedersehen da
von und wir konnten ohne Gefahr
gemächlich heimwandern.
War ich schon erstaunt gewesen in
dem Gedanken, daß Mischka es fertig
gebracht hatte, mit einem gehörig
schweren Ferkel einen hohen Baum
zu erklettern, so war ich es noch mehr,
als ich entdeckte, daß er da« Tierchen
gar nicht bei sich hatte.
Lachend erzählte er m!« nun, als
er gemerkt, daß er erschreckte
Pferd nicht aushalten konnte, habe er
es lausen lassen, nachdem er da» Fer
kel unter den Sitz gesteckt und aus
dem Schlitten gesprungen sei. Er
selbst war dann aus einen Baum ge
schend ähnlich wiedergeben konnte, so
hatte er das Quieken des Ferkel»
nachgeahmt und mir auf diese ein
fache Weise das Leben gerettet.
Der gekränkte Humo
rist. A.' „Was schaust Du denn
so giftig zu dem Herrn da drüben?'
B.: „Der liest eben in der Zeitung
eine Humoreske von mir. Wenn
er .richt jetzt gleich lacht, haue ich
ibm eine 'runter!"
Eulalia: „Ums Himmelswillen
dieser Sturm! O bitte, bitte, ge
währen Sie mir Halt und Stütze!"
Herr: „Sehr gern aber nur
bis zur nächsten Windstille!"
Bescheiden. Feuerwehr
mann (der eben düZ >?aby aus d«n
>Flammen geholt hat): „Ist das Kind
vielleicht doch verletzt worden, daß
es fo furchtbar schreit?"
Mutter: „Bewahre, aber sein
Schnuller ist in dem brennendem
Zimmer zurückgeblieben; wenn Sie
ten .
Ter tapfere Stoariglbauer.
„Sixt, HinSl, der Stoariglbaui
traut si am längst' in Wirtshaus
bleiba!"
„Dös glaubst du, Goashirn! Der
traut si am längst' net hoam!"
Ballade.
O weh!
Wichtiger U m st a»n d. Rich-
Tupfer!"
„Net wahr, beim Sepp!"
Richter: „Hm, wer ist denn höher
„Det schon, aber die Arbeit wird
ja heute so schlecht bezahlt."