Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 20, 1913, Image 3

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    DieHrokburgs.
Herr Eberhard von Trostburg,
ein schöner, aufrechter Mann mit ei
nem Kaiser - Friedrich - Bart, hell
blauen Augen und einer ziemlich un
steten Vergangenheit, dem man nach
dem französischen Kriege eine glän
zende Laufbahn geweissagt hatte,
war als Hauptmann, kurz bevor er
man in der Garnison er stand
zuletzt in Frankfurt a. O. nie
mals recht erfahren. Vielleicht, weil
nach schroff und ungesellig geworden
war. Als ihm das Mißgeschick traf
nen, lebenslustigen Mutter Trissie
getauft war, zählte zehn Jahre. In
das Sattessen habe. Zwei Jahre
fchäftigung aufgegeben und lebte jetzt
mit feiner Frau in noch tieferer Zu
rückgezogenheit; oft verschwand er
mit ihr /aus lange Zeit, ohne über
lrgend . in
französisches Erziehungsheim, Bern
märkischen Klosters Alten - Wussow
offenen Grabe, der Geistliche hielt
wort, auch nachdem er noch zweimal
telegraphierte. Oberstleutnant Müller
taten die Kinder leid; bei der Nach-
Rede, und versprach, ihm zu helfen.
Des Oberstleutnants Ehe war
kinderlos gewesen; dem alten Ehe
sich deshalb mit den beiden Fräuleins
von Trostburg in Alten - Wussow in
Verbindung, schrieben, wie sehr ih-
Falle ihres Ablebens in den Besitz
Geschlechtes sein, daß zwei Mitglie
bürgerliche Namen erhielten. Das
nach Alten « Wussow schielen. Zwei
Tage später traf Trissie in Alten-
Wussow ein.
eine Stiststelle in Alten - Wussow
setzte sich Tressie kurz entschlossen
Als drei Jahre danach Herr Julius
von Trostburg, Edlen Herrn zu Rem
minghos, zu Totlach und Ammen
dingen, und seiner gleichfalls ver
senen Laden hatte, in Logis gegeben
und schnell die Hochzeit bestellt, als
in den Hinterräumen der Fabrik eine
kleine provisorische Wohnung not
durftig hergerichtet war. Zur Hoch
zeit kamen an die vierzig Guttmanns
Berlins lärmend zusammengeströmt.
Als einziger Repräsentant der Trost
burgschen Familie war Bernhard er
schienen, in Galauniform als Leut
nant, lang aufgeschossen, den Helm
an den linken Oberschenkel gepreßt,
ein verzagtes unveränderliches Lä
cheln aus den Lippen. Er führte
Mama Guttmann zu Tisch, und die
beiden Geschwister sahen sich mit
bänglichen Augen an, als der alte
Onkel Guttmann, der den offenen
Laden in der Spandauer Straße
hatte, auf daS Wohl der Familie der
Braut toastete und den hochgeschätz
terte eine Rede auf die Familie Gutt
mann. Er hielt fein Sektglas starr
nicht hätte finden können, daß der
Adel mit der Industrie Hand in
Hand gehen müsse, daß in der mo
dernen Zeit Vorurteile etwas höchst
Lächerliches feien, und daß die sämt
len weiteren GuttmannS herrliche
Menschen seien. Trissie sah ihren
Bruder flehend mit schwimmenden
Augen an. Als er geendet hatte,
stand sie auf, raffte schnell die
Schleppe ihres Brautkleides zusam
men, lief auf ihren Bruder zu und
fiel ihm um den Hals. Herr Julius
Guttmann, der neue Schwager, gab
Es ging alles gut. Schon nach
zwei Jahren zog Herr Julius Gutt
mann mit seiner Frau in eine
nen. Er entsann sich deutlich des
besorgten Blickes seines Vaters, als
er mit sechs Jahren auf die Schule
gekommen war: „Mein lieber Jun
ge, jetzt fängt der Ernst des Lebens
an," Den Jungen hatte es tiefes
geblich gewesen. Es gab zwei Sor
ten Menschen, unter den kleinen ge
nau so wie unter den Erwachsenen:
ten, für die bei allem Tun immer
etwas Lustiges herauskam. Bernhard
hatte kein Bedenken, sich der lustigen
Partes anzuschNeßen. Er Kit das
wohl gelitten war und man ihm
dumme Streiche und Nachlässigkeiten
leichter verzieh, wenn er ein lustiges
Gesicht zeigte. Zum zweiten Male
bekam er das Wort vom Ernst des
Lebens zu hören, als er auf der
Quinta sitzen blieb und von dem
erzürnten Vater in das Kadetten
korps gesteckt wurde. Das riesige, ro
te Gebäude, in dem er fortan woh
nen sollte, die vielen unfreundlichen
Menschen in Uniform, die alle in
barschem Ton auf ihn einschrien, der
Kasernenplatz, auf dem er exerzieren
sollte, die Arrestzelle, die ihm gleich
ein paar gleichaltrige Kameraden
zeigten, der große Schlafsaal mit den
kleinen, harten Betten, alles flößte
ihm Entsetzen ein. „Der Trostburg
greint", rief plötzlich der Stubenäl
teste, als er mit elf anderen Jungen
in einem fahlen Zimmer vor einem
Wachstuchtisch beim Abendbrot saß.
„Der Trostburg greint", schrien alle
elf durcheinander, und zwei große
Bengel stürzten sich auf ihn und
knufften ihn. Doch Bernhard hielt
schnell den einen Arm über den Kopf,
ging sofort zum Angriff vor und
schlug mit der Faust des anderen
Arms blindlings auf feine Angreifer
los. Gleich kugelte er sich mit dem
Längsten unter dem Tisch, kniete über
seiner Brust und schlug wie ein
Besessener auf ihn ein. Der andere
wehrte sich so gut er konnte und
stieß keinen Laut hervor. Das im
ponierte Bernhard. Er ließ von
seinem Gegner ab und stellte sich ab
wartend gegen die Zimmerwand.
Doch keiner kam. Er war bald
gut Freund mit den Kameraden.
Au -Wer im Korps entdeckte Bern
hard die beiden Parteien wie in
Landsberg auf dem Gymnasium. Er
schloß sich wieder der lustigen Partei
an und merkte bald, daß ihm dies
gut zustatten kam. Wieder fand er
denselben Unterschied unter den
Korpslameraden, unter den Unter,
offizieren, den sämtlichen Lehrern
und Vorgesetzten, und begriff nicht,
jeder der lustigen Par.
Da Bernhard zu der Meinung ge
kommen war, daß er für seine Per
son durchaus nicht lustigen Charak
ters sei, und daß er sich oft zwingen
mußte, in fchncller Verstellung seine
Beforgnis unter der Maske eines an
gelernten Frohsinns zu verbergen, so
glaubte er in dieser Fähigkeit, sich
zu verstellen, ein Geheimnis entdeckt
zu haben, das für sein Leben von Be
deutung sein mußte; glaubte auch,
durch diese Fähigkeit vor seinen Ka
meraden einen sichtbaren Vorsprung
zu erhalten. Zur Probe begann er
eine Zeitlang nur mit jenen zu ver
kehren, die länger bei ihren Schul
arbeiten saßen, ihre Briefbogen faü
schrieben, ihr heimliches Taschengeld
für Weihnachten aussparten und sich
Bernhard gelobte sich im Stillen, das
Ruhm wär« sein Lohn.
Er hatte als Siebzehnjähriger
über sein Leben nachgedacht und
nicht der Klügste und nicht der Tüch
tigste im Korps. Den wirklich Klu
gen und Tüchtigen kann ich nicht
bin zwar ganz vermögenslos und von
kleinem Adel. Doch das macht nichts.
Ein Offizier braucht kein Vermögen,
braucht nur einen widerstandsfähigen
Körper, einen offen Kopf und einen
festen Willen; das habe ich alles.
Er besaß Talente: Man hatte
Kassenbuch über etwa tausend Mark
Oberstleutnant Müller in Landsberg,
aufbewahrte. Vielleicht retteten ihn
diese tausend Mark. Ei ging noch
„Gut, gut, Trostburg. Das ist ja
Examen zu feiern, war seine
standesgemäße Zulage gesichert, jedem
taten sich nun die Türen des großen
Lebens auf. „Was wird aus mir
werden", dachte Bernhard. Der
Hauptmann kam und schüttelte ihm
Grotjahn Grüße bestellen. Den
zin? Wo lag das? Er hatte den
Namen noch nie gehört. Ein alter
Feldwebel konnte ihm Bescheid geben.
Denzin lag in Pommern, drei Stun
den vor Greifswald. Bernhard biß
sich auf die Lippen. Sein Wunsch,
war nicht erfüllt worden. Franz von
Bleeken, den er auf dem Korridor
traf, schüttelte ihm gnädig mitleidig
die Hand: Er wäre ja nicht mit
bald wieder versetzen lassen. Ein
übles Nest sei Denzin, das wäre ja
wahr. Es hätte nur einen einzigen,
Uniformen bestellt, sprachen nur von
Festen, verabredeten Gesellschaften
und Weingelage, nahmen hastig oon
deten Pläne. Ein paar, die Bern
hards Betrübnis bemerkt hatten, lu
den ihn gutmütig zum Abendessen
die halbe Nacht umher: „Weshalb
ihn gewesen. Es gab jetzt nur ein
Mittel: Die ganze Persönlichkeit
einzusetzen in den Beruf, sich durch
zuzeichnen; es kam nichts dabei her
aus, den Allerweltsfreund zu spie
len. Diese Erfahrung sollte ihm eine
Lehr« sein. Oh, er wollte jetzt schon
zeigen, daß er sich nicht beiseite schie
ben lasse. Noch einmal sollte daS
Ein Brief von Tante Klementine
aus Alten - Wussow kam. Sie gra
tulierte mit kurzen Worten zu dem
Großen g«st>md«n, sein seliger Ur
bei Jdstedt habe sie als junges Mäd
die Folgezeit Dein geistiges und leib
liches Wohl .>u bewachen. Unser
verehrter Nachbar, der Kaminerherr
Gras Reith - Diegnow, der, wie Du
wissen wirst, als Generalmajor aus
dem preußischen Dienst geschieden ist,
hält diesen Zuschuß für reichlich be
messen. Es !st vielleicht der Grund
für daS unglückselige Abenteuerleben
Deines seligen Baters gewesen, daß
man ihn als jungen Offizier zu ver
schwenderisch mit Geldmitteln unter
stützte und seinen unseligen Hang,
überall Schulden zu machen, nicht zur
rechten Zeit energisch unterdrückte.
Gewähren wir Dir also, mein teurer
Neffe, diese reichliche Zulage, so ge
schieht das natürlich in der bestimmten
Erwartung, daß Du Dich stets un
seres Vertrauens würdig zeigen
wirst". Der Brief schloß mit ver
schiedenen Hinweisen auf den lieben
Gott und den Grafen Reith - Die-
Garnisvnleben eingewöhnt. Wie alle
sten Jahre in der Kaserne. Als
Trissie ihre Wohnung im Westen
Berlins bezog und sich neue Möbel
seemaschine, fünf Alfenidegabeln, ei
ner verblaßten Steppdecke und zwei
goldgerahmten Oeldrucken, die seiner
zeit Onkel Guttmann aus der Span
dauer Straße zur Hochzeit geschenkt
hatte, ergänzt. Bernhard hatte zur
Vervollkommnung seiner Wirtschaft
ten Likörgläser, darunter drei filber-
Hand etliche Sofakissen erhalten. An
die Wände seines Zimmers hatte er
ein paar Waldlandschasten gehängt,
die er selbst gemalt hatte. Auf dem
Schreibtisch standen die verblaßten
fallen. Wer besteht aber auch solch
schweres Examen? Er wollte es spä
ter noch einmal versuchen. Bis nun
worden. Mit guter Laune ging alles
viel besser. Die kleine winkelig'
Stadt mit der alten Pfarrkirche und
vielen Fabrikschornfteinen war gar
nicht so übel- Es gab hübsche Mäd-
Promenade war ein Ladenfräulein,
das sogar sehr hübsch war. Freilich
ging sie mit dem langen Osterloh spa
zieren? aber sie machte ihm Augen und
ließ sich von ihm Veilchensträuße
schenken. In der Breiten Straß«
wohnte die Tochter eines Väckermei
mit dem dicken Schmittgen eine Lieb
schaft hätte. Doch das war nicht
wahr: sie hatte schon zweimal mit
Bernhard eine Landpartie gemacht.
haben; als er zu einigen Kameraden
eine Andeutung machte, daß Denzin
doch wohl eine Garnison für Straf
versetzungen sei, wurde lebhaft prote
stiert. Auch daß sein Geldbeutel
sehr schmal war und er sich nach
allen Seiten einschränken mußte, be
drückte ihn nicht sehr: im Regiment
waren noch zwei junge Leutnants, di«
auch nicht mehr hatten. Er würd«
zwar zu Jagden und Gesellschaften
auf die benachbarten Güter eingela
den, doch das kostete nichts. Die Of
fiziere wurden regelmäßig im Wagen
abgeholt. Im Kasino wurde gejeut:
Bernhard hatte sich nur ein paarmal
aus Neugierde am Spiel
und jedesmal gewonnen. Kam e,
abends ins Kasino, so mußte er mei
stens am Klavier sitzen und Gassen
hauer und Stl dentenlieder spielen.
Sein Spitzname war „der schöm
Trostburg". Er hörte es nicht un
zern.
(Fortsetzung folgk).
man denn so?"
Jung«: „Ja alle meine Brüder
außer mir haben heut« frei."
nicht?"
Junge: „Weil ich noch nicht m di:
Für die Küche.
luchen. 3—4 Hdottcr und I—21 —2
zanze Eier werden mit 6—6 Eßlöf
fel Mehl, etwas Wasser, einem Tee-
Milch und Rum, sowie
toffeln. Ein« gehäutete und ge
klopfte Rindskeule wird gespickt, in
eine Pfanne in reichlich aussteigende
Butter gelegt und sofort mit letzterer
begossen. Nun läßt man den Brateir
in geschlossener Bratröhre eine Stim
mn Kartöffelchen. Die Sauce berei
tet man mit etwas Mehl, Wasser und
einer Messerspitze Fleischextrakt.
Kartoffelsuppe vonSalz
lartosseln. Die Kartoffeln wer
den gerieben, auf 2 Pfund davon
giebt man 1 Pint laues Wasser, setzt
beides zusammen auf's Feuer, schnei-
Poree daran. Dan salzt man die
Suppe und tut einen Lössel voll ver
lejene Kiimmelkörner und eine halbe
ungeschälte Zwiebel dazu. Alles wird«
tüchtig durchgekocht und durch ein
weitlöch«riges Sieb gestrichen; zuletzt
tut man einen Stich Butter in die
wieder auf das Feuer gesetzte Suppe
und trägt sie dann gleich aus. Für
S Cents Suppenwurzeln zur Hälfte
dazu genommen, genügen. Wenn
man will, kann man noch einen Tee
löffel Würze dazu tun, doch darf
dann die Supp« nicht mehr kochen.
Gebackener Codfisch. Der
wendig mit einem Tuch abgetrocknet
und mit einer guten Knlbflcischfarce
gefüllt, zugenäht, mit Mehl und
Butter ausgestrichene oder mit But
terflöckchen bestreute tiefe Schüssel
gelegt, mit zerlassener Butter unk
einem Löffel voll Sardellenessenz be
gossen, mit Semmelkrumen besiebt
und drei Schalotten fein zerhackt,
mit einer Prise Pfeffer in einem
halben Pint brauner Fleischextrakt»
brühe zum Kochen bringt und dann,
mit einem Teelöffel Essig vermischt.
Der Fisch wird auf einer erwärmten
fleisch. Man belegt den Boden
Rindsmarl, schneidet rohe Kartoffeln
Pfeffer, etwas gewiegter Petersilie-
und Zwiebeln, legt die Hälfte dersel
ben in den Tiegel, giebt dann unge--
fähr I—l'/u Pfund junges, in kleine-
Stückchen geschnittenes Schweine-
Ganze in einer Röhre bis 2
mit Reis.
Reinmasse beträgt. Nun mischt man
Reis, Flcischwürsel, Zwiebel, Hering
nevst einem Eßlöffel Kapern, reich
lichem geriebenem Parmesan- oder
Schweizerkäse, der übrigen Brateir
sauce und etwas saurer Sahne
Eine feuerfeste Auflaufform wird
mit Butter ausgestrichen, mit geriebe»
nein Käse bestreut, mit Butter be
träufelt und die Speise 3S bis 45
Minuten im Bratofen zu schöner
j Farbe gebacken. Muß sofort in der
! Form aufgetragen werden.
Gedämpftes Schweine
fleisch. Das nicht zu fette
Schweinefleisch muß in kochendem
Wasser einige Male aufwallen und
wird dann zehn Minuten in kalte»
Rasser gelegt. Indessen läßt man
!<in gutes Stück Butter in einer
Kasserolle heiß werden, legt daS
Fleisch hinein, giebt Salz, Pfeffer.
Nelken, kleingeschnittene Zitronen-'
schale und ein Löffelchen Mehl dazu^