Die Schuhe. Von Alice Sachs. Klaus Fleestedt ging unruhig und der. Er sehnte sich nach seiner Frau. Zmmer wenn es Abend ging gewesen war, sehnte er sich start und Heiß nach dem Anblick ihrer lichten Schönheit. Sie hatte ihm gesagt, daß sie mit der kleinen Frau von Drock in die Stadt fahre, um dort den Mariendom, den alten Markt «ud sonstige Sehenswürdigkeiten in Augenschein zu nehmen. Nun dun lelle es bereits und sie war noch im izuer nicht zurück. Wenn Klaus Free- Krdt in seiner Nähe Stimmen hörte, fo tauchte er eilig in di« dämmernden Seitenwege, aus denen das blühende Mund des Holunders helläugig auf schimmerte. Er mochte die ganze Badegcsellschast nicht und scheute eine leere Unterhaltung. Er war über haupt den Menschen gegenüber wenig frei; denn er litt unter den Häßlich keiten der Gesellschaft und krankte förmlich an der Robustheit der Men ge. Aber Klaus Fleestedt hatte ein Gesicht wie ein Pfannkuchen, und der rotblonde Schnurrbart mit den her abhängenden Enden gab dem riesigen Menschen etwas unsagbar Wehleidn <ps. Er hatte Händi wie ein Schläch tergeselle so groß und rot und Platt füße, die man gefälligerweise hätte übersehen können, wenn ihre Dimen sionen dies zugelassen hätten! Durch fem Aeußeres hatte Klaus Fleestedt «lso ein für alle Mal das Rech! ver wirkt, ein Aesthet zu sein. Er hatte das Recht verwirkt, der Gesellschaft druck fühlbar zu machen. „Sehl, ich Hin ein Schöngeist! Seht, das ist ganz meine Note; das bin ich! heitssinn, leistete er von vornherein Verzicht auf irgendein Etikett, um Än stillen ein glühender und rück haltloser Anbeter des Echten un» Schönen zu sein! Als Klaus Fleestedt eben zum sechstenmal hinauf in das Hotelzim- H«rr Fleestedt! Ich habe droben lauschte den letzten Worten des Ma die letzten Worte des Malers elwas hier überschüttete, und sein Verdacht Als er die Treppe hinausschritt, Schritten eilte er über die roten Smyrnateppiche des Vestibüls. Vor der Zimmertür oben hielt er einen sein Blick über die helle Wandläse sschaute sie aufmerksam und gründlich, vs waren Schuhe, denen der Fuß oder besser das Füßchen ihrer Trä- sich, ergriff die Schuhe und hielt sie gegen das Licht. Daß sie staubig waren, bedeutete etwas! Er wußte, Brock im Wagen gefahren! Dann war da noch etwas! Die Absätze, diese wunderhübschen, zierlichen, klei- Wann je hätte Lilli die Absätze schief getreten? Lilli, mit dem Gang einer Fürstin! Diesen seinen Dingerchen hier mußte etwas ganz Un^ewöhnli- Vorsichtig stellte er die Schuhe lich überschlich es ihn wie eine leise Weichheit. Etwas unsagbar Rüh rendes hatten diese eleganten Schuh chen mit der Staubschicht und den schiefgetretenen Absätzen. Und nun hatte er sie wieder in der Hand Degradierte sahen sie aus, wie Für stinnen in Arbeitskleidung. Er mußte an das Märchen von der Prinzessin denken, die in Magdkleidung diente, um in der Nähe des Geliebten zu weilen. Den beschwerlichsten Weg hatten diese kleinen Wunder hier un aus seine Handfläche. Aber diese Prinzessinnen da leisteten ossenbar still, aber energisch Protest gegen Klaus Fleestedt. Es war ganz klar je länger er sie betrachtete er unterlag gegen diese Aristokraten. „Gewiß", schienen sie zu sagen, „ge wiß, wir sind Prinzessinnen, wir du mit diesen Händen.".. .. Es war Klaus Fleestedt, als hörte er des Malers kurzes Auslachen. Zugleich vernahm er näherkommende „Ja?" - Dies Ja es war bei vollen Ausblick auf die Stadt hat, so Gesälle zu sehen... . .Wie staubig ist tntgegenzukommen. nur bis zur Waldecke? O ja, die Chaussee war sehr staubig und ich fand es ganz len Weg! Ja, und du hast wohl linke.".... bis zum höchsten Gipfel, und wenn der Weg noch so hart ist, ich will ihn gehen mit dir, und wenn sie dabei st llf und sest in seine Arme, „so soll es nicht sein! Bis zum Gipfel wollen wir; aber wenn der Pfad zu unweg sta"r?.".'.^. Kleine Ursachen... Ekizze von Elsa Schulze-Kahlcyß. Bestürzt hielt Rolf Hart den nied lichen Brief in der Mal, daß die Kleine ihm absagte! Sonst waren sie jeden Abend zusam mengewesen. Er hatte sie immer nach Geschästsschluß abgeholt, und sie hat te» dann irgendwo gegessen und ge plaudert und waren sehr vergnügt ge wesen. Da plötzlich hatte sie ihm schon gestern abgeschrieben, und jetzt lag für den heutigen Abend wieder eine Absage da. Und so plump, so durchsichtig die Ausrede! O, sie konn ten noch nicht klug genug lügen. Das mußte sie erst noch besser lernen, die Kleine. Was war denn nur? War es mög lich, daß Augen mit solchem Ausdruck logen? Konnten solche rot« Lippen be trügen? Hatte er plötzlich einen Neben buhler bekommen, war sie im Begriff ihn zu vergasen? Wütend - schleuderte er den lila Brief auf Tisch. Revanchieren mußte man sich, sich gar nicht mehr um sie bekümmern! Den freien Abend sich mit einer anderen vertreiben. Es gab ja in Berlin noch mehr Köpf chen mit blonden Schnecken überm Ohr. Also los! Und Rolf Hart warf jede Dame an. Aber merkwürdig. Keine gefiel ihm, keine interessierte ihn. Selbst die Schlankesten, für che gehabt hatte, ließen ihn kalt. Er langweilte sich bodenlos. Es fehlte ihm irgendetwas, und wie er gähnte Er lehnte sich also in die Polster Weiber, Weiber!"- gen den Nächsten! Aber trotz dieser Lebensweisheit, mit der er anfing, sein Mannesherz Brief von ihr vor. Mit fiebrigen Aber du wirst »ine Aufklärung wün schen, nachdem es gestern so weit zwi schen uns kommen mußte. Gewiß war es das Richtigere, es dir gleich offen zu sagen. Du hättest vielleicht dein gütiges Lächeln für mich ge habt, vielleicht hättest du dich aber auch entsetzt von mir gewendet. Ge sah ihn, und e? war um mich ge schehen. So konnte ich nicht vor dich treten. . . Er las garnicht zu Ende. In tau send Fetzen zerriß er den Brief. Das Blut schoß ihm ins Gesicht, die Adern Also so eine war sie? Garnicht anders als die andern? Genau so ko kett und leicht und gedankenlos? Gott sei Dank, daß er das noch zur rechten Zeit erfuhr! Womöglich hätte er sonst noch eine große Dummheit ge macht und sich fürs Leben an so eine Gewissenlos« gebunden. Zerrissen war ihr Schreiben, zerrissen das Band zwischen ihnen. Es durfte kein Wunsch vergessen konnte. Und eines Tages sahen sie sich noch einmal wieder. Er ging gerade at, der Seite seiner Braut, als ihnen eine ihm, ach, so wohlbekannte zier liche Gestalt entgegenkam. Er wollte über sie hinwegsehen, aber ein schnel ler Blick streifte ihr Gesicht. Blaß war es und schmal geworden, die Augen trübe wie vom heimlichen Wei nen in schlaflosen Nächten. nicht und hat auch nie es erfahren —, daß «in kleiner füßej Mädchennase ihm den ärgsM Streichs s«in«s Lebens gespielt hattM Ein egyptischer Bauer, der durch seine Durchtriebenheit schon viel er reicht und ergaunert hatte, reiste ein mal, angetan mit neuen Kleidern, nach Kairo, wo er in einem Restau rant Platz nahm und dem Kellner winkte. Dieser fragte: „Wünschen der Herr Suppe?" „Eiwa!" (In!) Der Bauer löffelte die Suppe und der Kellner frug: „Und nun den Fisch nicht wahr?" „Eiwa!" Auf des Kellners weitere Vor schläge immer nur „Eiwa" antwor tend, aß der Bauer, bis er genug hatte und bis die Zeche sich auf acht Schilling belief. Der Kellner, der erwartete, daß der gutgekleidete Mann mit einem englischen Pfund zahlen werde, fragte höflich: „Wünschen der Herr den Rest herauszuhaben?" „Eiwa!" So gab ihm denn der Kellner erst die zwölf Schilling heraus, und bat dann um das Pfundstück. Zu allem sagte der Bauer nichts als „Eiwa" und gab das Geld nicht, worauf der Wirt ihn zur Polizeiwache brachte. Auch dort beantwortete er alle Fra er, allein mit „Eiwa". nicht nur fein gespeist, sondern den Wirt auch noch um ein Pfund betrogen und fchließ <kin guter Ra». Eines Tages erschien ein Ire bei städtischen Ncchtsschutzstelle Wasstrltitungs - Gesellschaft." Gerfolgte Unschuld. Ich sah sie zum ersten Male in der Halle des „Waldorf-Astoria"-Ho lels und lächelte voll Sympathie für die blinde Verliebtheit, mit der ein junger, fast noch knabenhaft aussehen der Bursche sich über ihren Stüh! neigte. schwärme mütterlich für schlanke, Hüb sche junge Mädchen, beschütze sie gerne und möchte ihnen alles möglich« Glück der W«lt zuschanzen. Als ich nun so dahinging, fiel mir «in, daß ich unterwegs eine kleine sie mir wie jenes junge Geschöpf ge wünscht hätte, so jung und süß und unverdorben. werug Pompadour hm Abschied. Ich blickte ihr nach, wie nur wenige Schritte von ihr ent fernt. Atemlos lief ich hinterher, ent schlossen. einen Polizisten anzurufen, bild im Wagtnfenster studierte. Mit Mädchen' ..Mein liebes Kind", sagte ich, „Sie haben doch hoffentlich nichts dagegen, dere?" muß Ihnen sagen, daß ich ihn schon im „Waldors-Astoria" Sie beobach ten sah. Straße anstarrt", sagte das junge Mädchen resigniert, „aber speziell die ser Mann hat mich auch schon an aw „Mein liebes Kind", rief ich, ernst haft erschrocken aus, „Sie haben ja doch sicher ein elterliches Heim, An wandte. . „Nicht hier in New U°rk", unter brach sie mich. „Hier bin ich ganz alleinstehend und bringe mich als Zeichnerin für Modejournale fort." „Wir sind also Schwestern in der Welt der arbeitenden Frauen", sagte ich. „Wollen Sie darum jetzt nuht bei mir trinken? Wenigstens wer den Sie diesen gräßlichen Menschen los." - „Eine entzückende Idee von Ih nen", stimmte das junge Mädchen Aber der „gräßliche Mensch" folgte weiter, und ich wer schon fest ent schlossen, «inen Polizisten um Schutz anzusprechen, als das Mädchen sich selber half, und zwar aus eine Weise, die mich ein nxnig verblüffte. Si« und verließ ihn dann wieder auf der anderne Seite. Dann sprang sie rasch in ein leeres. vorllberfah.'endes sich z°Ä- An unserem Ziel angekommen, be zahlte si« d«m s«inen Aus beuterpreis, und wir stiegen die Trep pen zu meinem Heim aufwärts. „Sie leben auch ganz allein?" frag te mich das junge Mädchen. „Ja," erwiderte ich, „aber ich bin alt, vom Leben gehärtet und sicher vor Anfechtungen. Bei mir hat die ses Alleinsein nich! viel zu bedeuten. Aber Sie. . . warum?" Plötzlich schien es mir. als läge in ihrem Gesicht ein wissender Ausdruck, den ich früher darin nicht bemerkt hatte. „Ich bin jung, es ist wahr", erwi derte sie, „aber ich bin sehr klug und vorsichtig." Ich entzündete mittlerweile den kleinen Kupserkessel, und als der Tee Frauen eine angeregte Unterhaltung. Aber da erlebte sich auch schon mezne Enttäuschung. blickende Geschöpf entpuppte sich als eine seelen- und gemütlose Puppe. Die Als wir wieder in meinem kleinen Empfangsraum zurückgekehrt waren, wurden wir durch das Anschlagen reii" sprechen." „Ich werde den Portier rufen und Sie hinauswerfen lassen", schrie ich. „Das werden Sie nicht tun, meine liebe Dame", erwidert« er mit schar fer Betonung. „Wissen Sie übrigens, daß Sie eine Diebin zum Gast ha ben?" „Si« sind wahnsinnig", schrie ich. „Welche Diebin, wenn ich fragen darf?" Er öffnete seinen Ueberrock ein we nig und zeigte mir sein Detektivab zeichen. „Es ist ja Unsinn", stieß ich her vor, „aber bitte, treten Sie ein und überzeugen Sie sich selber." Der Mann folgte mir in mein klei nes Empfangszimmer sah schwunden. „Entflohen", sagte der Detektiv kurz. „Gibt es denn aus Ihrer gang?" Und schon machte er sich dar an, mein« Wohnung zu inspizieren. Endlich entdeckt« er in der Küche die Tür, die direkt auf den Gang führt«. Wütend stampfte er mit dem Fuß schüchtern. . . k g ch Sie stahl nur ein Brillantkollier, das ist alles. Ich brannte darauf, das Ding noch bei ihr zu finden, aber nun ist sie mir entwischt. Uebri gens. . . . vielleicht hat gar nicht sie es genommen, sonder» ihr Spieß geselle, jener Bursche, mit dem sie im „Waldorf - Astoria" beisammen war." Ich konnte nicht sprechen, rang nur verzweifelt nach Atem und starrte den Mann unglücklich an. Als ich kurze Zeit später meinen samtnen Handbeutel suchte, mußte ich bemerken, daß er verschwunden war mitsamt meiner Börse und der Uhr, Mutter her besonders hoch hielt. „Liebe Beschützerin und Menschen sreundin! Sie waren schrecklich gut zu mir. . . und es tut mir aufrich tig leid, daß ich Sie nicht näher kennen lerne» kann. Ich mußte Ihren Pompadour mitnehmen, weil ich das Brillantkollier darin versteckt hielt. Als Sie auf der Straße Ihre Tasche verloren hatten und ich sie fand, ließ ich schnell das Kollier hineinschlüpfen und übergab sie dann Ihnen, denn ich fühlte mich schon von jenem Lümmel beobachtet. In Ihrer Wohnung habe ich aber wieder die gencmmtn, denn es wäre doch wirk lich um solch kostbares Stück schade. Wir beide, ich und mein Geliebter brauchen es dringend. Wir segeln noch heute miteinander und mit dem Kollier in «inen anderen Erdteil Dank!" Als ich diesen Brief gelesen hatte, war ich plötzlich sehr froh, kein« Toch ter zu haben. Selbstbewußt. .Nun. Leutnant, wollen Zie nicht auch mal eine Orakelblume be fragen?" „Aeh! Nicht nötig! Unzweiselhaft, daß ich „über alle Maßen" geliebt ken. Doch kann der Schaute es nicht len ken! Zuerst läßt sich Papa massieren? Alsdann tut's der Mama passieren. Schlechte Zeiten. Eissel Fleisch verteuern- Bier Wochen Gänse." j Die DZ irt s ch aster in. „Ich Mutter: „Dummer Junge, sie müssen doch in die See stechen!" Je nachdem. Mann: „Ich werde heute abend den jungen An- Töchter hat): „Ist schon recht! (Klingelt; Köchin erscheint): Marie, wir bekommen heute abend Besuch, machen Sie eine feine Maibowle!" Mann: „Er ist ein äußerst netter Mann, den jeder sofort lieb gewinnt!" Frau (klingelt): „Marie, machen Torten!" Mann: „Ebenso nett und liebenS sein!" Frau (klingelt): „Marie, lassen Sie ten und servieren Si« heute abend nur Bier!'
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