Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 23, 1913, Image 3

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    DitNkist »achMm».
(15. Fortsetzung).
„Ich weiß nicht," zög«rte Heide,
„ob das die rechte Antwort ist. Die
Leute sind aufgeregt. Es gärt un
ter ihnen. Es kann zum Aeußersten
Erregt rief Frau Lang«nscheit:
„Ich bitte Si«, lassen Sie mich jetzt
allein. Ich muß meine Gedanken jetzt
zusammennehmen. Sagen Sie den
Leuten, sowie ich gesund bin, spreche
ich selbst mit ihnen."
Heide sah ein, daß heute nichts mehr
mit d«r ungewöhnlich gereizten Frau
zu machen war. So ging er schweren
Herzens wieder zu d«n Arbeitern zu
rück. Mit möglichster Gleichgültig
keit sagte er:
„Frau Langenscheit ist tatsächlich
so krank, daß sie nicht mit Ihnen
»«rhandeln kann. Sie sollen nur
kurze Zeit aushalten, d«nn". . .
„Nein", sagt« der ein« Weber, „wir
lassen uns mit Versprechungen nicht
mehr hinhalten. Und die Frau ist
nicht krank. Als wir kamen, stand
sie eb«n am Fenster. Sie will uns
ausweichen. Si« will den Streik, si«
soll ihn haben. Herr Direktor, von
heute an sagen wir die Arbeit auf.
Wir alle. Es wird kein« Streikbrecher
unter uns geben. Dafür wollen wir
sorgen."
Der Direktor war s«hr blaß im Ge
sicht. Er kannte ja diese Art L«ut«,
wußte, daß es bitterer Ernst war,
daß sie taten, was sie drohten. Doch
er mußte seine Ruhe bewahren. Er
zuckte di« Achseln:
nicht warten wollen". . .
Da trat Sartinsky mit blitzenden
Augen vor ihn hin:
„Können Sie uns Ihr Mannes
wort geben, Herr Direktor, daß
dann besser« Kiten für uns kom
men?"
„Wie könnte ich das? Ich bin nur
ein Beamter Frau Langenfcheits.
Aber schlechtere Zeiten dürften für
si»,« ommen, iixnn
„Wir fürchten uns nicht! Was all
zu elend ist, kann wohl nicht noch
schlechter weiden. Wir werden schon
für uns sorgen. Gott besohlen!
halten. Wie hätte er Kraft lind
Klarheit in die Sache bringen können,
da er selbst schwankend und mutlos
.«war!
Er sah, wi« die Leute die Fabrik
verließen alle, alle.
sperrte die Türen zu und ging in
seine Stube zurück. Da verließ auch
um in seine Wob
nung zu gehen, in sein einsames, ion-"
nenloses Heim.
Das Surren und Summen der
Fabrik war verstummt. Einsam lag
die Werkstätte moderner, titanenhafter
Arbeitsleistung. Nur der Herbstregen
plätschert« auf den schrägen Glas
dächern, und d«r Nebel hing seine
Es wurde Abend. Mürrisch blin-
R«g«nvorhang. Es lohnte sich gar
nicht der Mühe, heute zu leuchten.
Bei dem Wette: ging doch kein Mensch
f«r Der Direktor saß ki s«i
sich hin:
bald,"bald'"
Bei Onkel Fritz befand sich Mar
tina, die ihm neuerdings eine gelehri-
Kostbarteiten, die Onkel Fritz in letz
durchs herbstliche Dunkel drangen, wie
„Was war dl.s?"
„Nichts", lächelte d«r alte Mann,
„ein Betrunkener vielleicht."
Doch Martina schüttelte den Kopf
herannahen, ei» Heulen, Pfeifen, wü
stes Johlen und frenetisches Geschrei.
Martina wurde blaß. „Hörst du es,
Onkel? Das sind die Arbeiter! Sie
hinüber, das liegt gegen den Gar»
ten zu. Lösche das Licht."
gleiche Recht wie wir," flüsterte sie
mit weißen Lippen vor sich hin. Ein
unei»dlicheS Mitleid überkam sie. Sie
wollte ihnen helfen bald, gleich.
Wenn sie nur nicht so toben woll
ten! Nun pochten einige an daS
Haustor, daß die Schläge durch daS
stille Haus hallten. Und eine laute,
energische Stimme sagte:
„Wir müssen Frau Langenscheit
sprechen! Laßt die Frau heraus!
Sonst bei Gott, wir kennen keine
'chtbt k
den, auch nicht; aber aus der an
dern Augen blitzte die rohe Freude
am Skandal, stierte das wilde Feu
er der Trunkenheit. Sie rafften
Steine auf, und klirrend brach ein
Fenster um das andere.
Jetzt öffnete sich die Haustür, und
der Direttor trat hinaus vor die zur
Bestie gewordene Menge.
„Was wollt ihr hier am späten
Abend?" hallte seine tiefe, ernste
Stimme hinaus, das. Schreien und
Johlen kraftvoll übertönend.
Die Trunkenen rückwärts brüllten:
„Gebt uns die Frau heraus, die
geizige Bestie den Drachen, der
rnser Blut aussaugen will! Heraus
mit ihr! Oder wir suchen sie in ih
rem Schlupfwinkel."
„Still!" gebot der Pole Sartins
ky. „Hier haben wir zu sprechen.
Herr Direktor, wir gehen nicht srü
k«r von dieser Schwelle, bis wir ei
nen festen, endgültigen Bescheid ha
ben, wir können bis früh war
ten."
einsamen Zimmer hörte das alles
mit zitternden Knien an. Einen
Augenblick stand sie zaudernd, dann
stieg sie die Treppen zum Giebel em
por. Aus Onkel Fritzens Zimmer
hörte sie Stimmen. Sie stieß mit
Macht die Tür auf und trat ein.
Onkel Fritz kauerte im äußersten
Winkel. Martina stand noch am Fen
ster. Sie ritz das Mädchen in die
Mitte des Zimmers und stieß atem
los hervor: .
„Nun, Martina, jetzt ist der Mo
ment gekommen. Du weißt, was
ich meine. Die heutigen Vorfälle ge
ben Heide den Mut, dich zu fragen,
ob du seine Frau werden willst.
Dann kann sich für uns alles zum
Guten wenden. Ja oder nein?"
Martina schloß einen Augenblick
die heißen Augen. Sie dachte an
Gerta, die einsame Wege ging sie
dachte an die kleinen, mutterlosen
und sie dachte an ein ein
lames Grab in den schneeigen Ber
ken der Alpen. Und die Men
schen da unten, die brauchten ihr
Geld sie tonnte Glück spenden mit
dem kleinen Worte „Ja".
Sie blickte auf und sah der Tan
te dunkle Augen drohend, maßlos
erregt auf sich gerichtet. Sie fürch
tete sich fast vor dem Brennen und
Funkeln dieser Augen. Und halb ge
lähmt, wie bei dem Blicks einer gis-
Augenblick. Es schien, als hätte sie
raunte:
„Nun. heute muß Ihr Schwanken
ein Ende nehmen. Lange genug hab'
ie Anfrage. Sie will uns allen
helfen. Ich lasse sie herunterholen."
Nur möchte ich mit Fräulein Mar
„Weshalb? Was werden Sie ihr
„Was ich für meine Pflicht halte.
f/rau Langenscheit nickte und läu
tete dem Mädchen. Als dieses ganz
schlossenen Zug im Gesicht. Frau
ergreifend:
„Herr Direktor Heide wirbt in
diesem außergewöhnlichen Augenblicke
um deine Hand. Wie ich weiß, wirst
du sie ihm gewähren."
org Heide und sagte:
„Ich wußte ja schon vorher da
von, Herr Heide. Und wir kennen
uns so lange und so gut, daß wir
alle Phrasen beiseite lassen wollen.
Doch möchte ich meine Verlobung
ruhiger, gemütlicher feiern. Vo? al
lem beruhigen Sie die aufgeregten
Menschen. Ich behebe natürlich so
fort mein Geld. Wir lassen alles
Nötige anschasfen, und geben Sie den
Leuten, was Sie wollen. Das möch
te mich glücklich und ruhig machen."
Martina war so schön in diesem
Augenblick, daß Heide sich tiesergrif
fcn auf ihre Hand beugte. Er flü
sterte:
„Martina ich danke Ihnen für
Ihr Vertrauen. Ich werde es zu
verdienen suchen. Doch Sie haben
recht. Wir wollen zuerst an die
Leute da unten denken. Ich komme
sofort wieder zurück. Ich habe Voll
macht?"
„Ja, ja, in allem und jedem!" rie
fen ihm beide Frauen wie aus ei
nem Munde nach.
Heide fühlte nun doch ein eigenes,
starkes, stolzes Glücksgefühl, als er
mit vollen Händen vor der Menschen
menge stand. Laut rief er:
„lch habe euch nun das Endergeb
nis meiner Unterredung mit Frau
Langenscheit mitzuteilen. Fräulein
Martina Strohall ist als Kompag
non in die Fabrik eingetreten. Wir
werden dieselbe erweitern, vergrößern.
Ihr bekommt Akkord, auch allgemeine
Lohnerhöhung. Seid ihr zufrieden?"
Die Wirkung war verschieden. Die
cm lautesten gegrölt hatten, wollten
noch weiter Lärm machen. So nüch
tern sollte d«r Abend verlaufen? Die
werfen ein Feuer machen sie
wußten selbst nicht, was. Die an
deren schlugen vom wütenden Vanda
lismus ins Gegenteil um. Sie schrien
begeistert:
„Heil Frau Langenscheit! Heil,
Fräulein Martina!"
Nur die Männer, die .im näch
sten Umkreis vor der HauStür stan
den, blieben gelassen. Sie sahen ei
nander an, als könnten sie dem plötz
lichen Umschwung nicht trauen. Ob
er nicht eine Falle war? Sartinsly
ergriff das Wort:
„Zufrieden wären wir schon, doch
können wir'S nicht recht begreifen
wieso"
„Ich gebe auch mein Manneswort.
Morgen besprechen wir das Nähere.
Auch Fräulein Martina will an der
fest die Hand, und die blickten befrie
digt in die dunklen, klaren Augen.
Dann sahen sie sich an und sagten:
Still und zufrieden verlieh einer
»ach dem andern den Hof, Der Di
rektor blieb stehen und sah ihnen
noch, bis der letzte verschwunden
ruhigte? ferne Donnern eines ab
ziehenden Gewitters. Dann, als der
Pförtner die Hoftür fest verfchlof
„Ja, sie sind fort. Geht nun
„Die Mama?" fragten beide jauch
zend.
ihr brav seid. Gute Nacht!"
»Jc>> setzen Sie sich, bitte. Vor
„Ja, Sie müssen erst Ihre gericht
liche Scheidung anstrengen, müssen
erst ganz frei werden. Das dau
ert immerhin einige Monate. Und
je Frage, Georg. Sie liebten Ihre
Frau doch ich wxiß es haben
Sie diese Liebe ganz vergessen,
überwunden?"
Georg Heide zögerte mit der Ant
wort. Sollte er lügen? Oder konnte
e: dem schönen, opferfreudigen Mäd
chen eingestehen, daß er seine Frau
noch immer liebe ja, daß er in der
Zeit ihrer Abwesenheit sie erst schätzen
und verstehen gelernt hatte daß
er sich zuzeiten wie unsinnig nach ihr
sehnte?
Martina betrachtete ihn wehmütig
lächelnd. Dann meinte sie leise:
„Sie sind ehrlich, Georg, und das
gefällt mir. Sie lieben Gerta noch
immer. Vielleicht mehr denn je.
Weshalb vereinen Sie sich nicht mit
ihr?"
„Sie ist von mir gegangen, Mar
tina, sie sucht ihr Glück da drau
ßen. Sie will ja nicht zu mir
zurück. Bitten kann ich siz nicht."
„Und wenn sie käme? Wenn sie
Ernst erwiderte Georg:
„Jetzt ist es zu spät. Ich schrei
be ihr dieser Tage und werde sie er
suchen, in die Scheidung zu wil
ligen. Martina, ich kann nicht lü
gen, ich kann Ihnen nicht sagen,
daß mich eine unwiderstehliche Lei
denschaft zu Ihnen treibt. Aber ich
habe Sie gern nun, so, wie man
eine gute, schöne Schwester liebt,
vielleicht noch ein wenig mehr. Ich
achte und schätze Sie unbegrenzt. Ge
nügt Ihnen das?"
wäre unbescheiden, würde ich
mehr verlangen. Denn Aufrichtig
keit gegen Aufrichtigkeit: Auch ich
liebte einen anderen. Sie wissen:
Ginnord Velten. Durch unselige
Mißverständnisse kamen wir nie zu
sammen. Und jetzt ist er tot. Lebte
führte heute nicht dieses Gespräch
mit Ihnen."
„Ich ahnte es seit jenem Nachmit
tag im Garten des Obermeisters, als
wir hörten, der junge Maler sei ab
gestürzt. Daß er Sie liebte, wuß
te ich schon lange."
„Ich nicht. Ich zweifelte immer
an ihm. Ich war auch eifersüchtig
auf Ihre Frau. Mir kam es oft
mehr.
„Sie verstehen sich sehr gut, weil
sie die gleichen Naturen hatten. Sie
strebten beide hinauf zur Höhe. Ich
verstand meine Frau niemals. Erst
jetzt, wenn ich so allein bin und mir
den ganzen Hergang zerlege, oder
wenn ich über ähnliche Schicksale le
st, steht meine Frau so Mr mir, wie
sie wirtlich gewesen. war an
ders als andere FrauM und ich
wollte sie in die gleicheMorm pres
sen. Ich gab mir Mühe,
sie zu verstehen oder mich ihr anzu
passen. Aber lassen wir die Ver
gangenheit, Martina. Wir haben
beide zu vergessen, zu überwinden.
Und wenn wir äußerlich und inner
lich ganz frei sein werden, so wol
len wir die Verlobung in unserem
Sinn feiern. "
Sie reichten sich die Hand wie zwei
gute Kameraden, und Martina sag
te:
„Der heutige Abend hat Tante
Ernestine derart aufgeregt, daß sie
sich zu Bett legen mußte. Ich fürch
te den Anzug einer schweren Krank
heit. Sie sagte mir, daß Sie in
ollen Stücken nach freiem Ermessen
handeln sollen, was die Fabrik und
die Arbeiter anbelangt. Morgen
möchte ich bei der Besprechung dabei
sein. Ich möchte nämlich gern, daß
den Arbeitern Häuser gebaut wer
den, kleine Familienhäuser mit Gär«
unsere Literatur zugänglich machen.
Ich werde das alles mit Ihnen aus
führlich besprechen. Ich interessiere
mich für diese Menschenklasse und
will sie höheren Interessen zuführen."
Direktor Heide war ein wenig er
staunt. Doch sagte er nichts. Er
wußte ganz genau, daß diese Ideen
von Ginnord Velten stammten, und
daß Martina sie ihm zu Ehren ein
führen wollte. Doch es kam deshalb
kein bitteres Gefühl in seine Brust.
Er dichte: „Schade, daß das Le
ben diese beiden Menschen nicht zu-
seinem Haus und ging durch die
Gasse auf den Platz. Heute hatte er
einen freien Tag. Er reckte mit un
mich?"
den Velten kopfschüttelnd In Emp
fang nahm. Diese Schrift ja,
Diese krausen Züge schrieb ja doch
nur der Ginnord. Er steckte den
Brief in die Tasche seines Mantels
und schritt den Schloßberg hinauf.
Erst in einem versteckten Gange
„Mein lieber Onkel!
Falle nicht in Ohnmacht, wenn Du
diesen Brief zu lesen beginnst. Ich
lebe noch, denn Geister können ja
nicht schreiben. Die Zeitungen wa
ren etwas voreilig, ich erholte mich
von meinem Sturze am Sonnblick
wieder, was mich eigentlich wunder
t.-. Also muß das Schicksal noch et
was Besonderes mit mir vorhaben.
Ich nahm mir meinen Sturz aber zu
Herzen. Ich bezog ihn sozusagen
euch auf meine Tätigkeit. Ich häng
te die Malerei auf den Nagel und
bin Musterzeichner geworden. Ich
mache jetzt hier in Berlin einen Kur
sus mit und möchte jetzt irgendwo
angestellt werden, am liebsten in
Eurer Fabrik. Sprich mit dem Di
rektor Heide und gib mir dann das
Resultat bekannt. Aber für jeden
Fall komme ich zu Euch. Aber nicht
als Ginnord Velten, sondern als
mein Bruder Günter, der in Ame
rika ist. Laß, bitte, alle bei dem
Glauben, ich sei tot. Natürlich die
Tante und Rost ausgenommen. Denn
als der gewesene Maler Ginnord
Velten käme ich nie, nie nach Jo
hannesberg. Es gibt dort gewisse
Leute, denen ich als Musterzeichner
nicht vorgestellt werden möchte. Ich
vertraut auf Deine Liebe und Weis
heit, lieber Onkel, und ich weiß, Du
wirst mir gerne die Wege ebnen,
weil ich nur lebe. Frau Gerta, die
in nächster Nähe von mir wohnt,
wünscht nichts sehnlicher, als dah ich
zu Euch komme, als Vorbote sozusa
gen. Sie kommt nicht durch als
Schriftstellerin. Der Erfolg ihres
Romans, der nun fertig ist und eine
Rundreise bei vielen Redaktionen ge
macht hat, ohne angenommen worden
zu sein, macht sie krank und mutlos.
Sie sehnt sich nach dem Manne und
den Kindern und will nicht allein
zurückfinden. So will ich ihr hel
fen. Also schreibe, guter Onkel,
Dein Neffe Ginnord Velten."
Leise lach»nd lietz der Obermeister
den Brief sinken. Gottlob, der Schlin
gel lebte und wollte Musterzeichner
werden! Aber warum wollte er un
ter der Tarnkappe eines fremden Na
mens wiederkehren? Das war doch
abenteuerlich, lieh sich nicht durchfüh
ren. Vorläufig tonnte man ihm ja
den Willen tun aber in welche
Fabrik sollte man ihn stecken? In die
neue? Das wollte er jedenfalls
nicht. Das lag sicher nicht in seinem
Plan. Und die alte? Die lag wohl
in den letzten Zügen. Was aus dem
Streik geworden war? Er hatte noch
nichts Näheres gehört. Wenn er nur
den Direttor sprechen könnte!
Es war, als sollten ihm heute,
an dem frischen, klaren Herbsttage
alle Wünsche in Erfüllung gehen. Als
Velten soeben in den unteren Park
über die breite Fahrstrahe gehen
wollte, sah er von weitem Direktor
Heide gehen. Wie kam denn der
jetzt hierher? Es war ja richtig,
man streikte ja. Da hatte auch er
srei. k, H'd d N"he
ich Sie treffe, Velten. Hätte
wir heute holen ließen, befürchtet
einen Schlaganfall. Ich habe alle
Vollmacht in Händen kann auf-
len"
„Einen Neffen von Ihnen? Das
ist mir dai liebste. Den nehme ich
fraglos und unbesehen. Er soll sich
Zeit meine Stelle vertreten. Bilte,
meiner Geschäftsreise auch nach Ber
lin! Wissen Sie vielleicht zufällig die
Adresse von meiner Frau? Es ist
wohnt, damit man sich nicht zufäl
lig begegnet. Das wäre doch pein
lich."
„Sie kommen ja noch bis dahin zu
Haufe?"
„Ja, um Ik> Uhr kommen die We-
Jch komme vielleicht heute alxnd zu
Jhn«n. Vielleicht kommt Martina
mit. Adieu!"
„Martina? Er läßt das Fräulein
Im ganzen Hause herrschte ein«
seltsame Stelle. Di« Knaben Hei
dts schlichen still umher und waren
Neueinrichtung d«r Fabrik nahm seine
ganze Kraft in Anspruch. Daher
kam es auch, daß er wenig an das
Martina verließ leise das Bett der
lich einen guten Fang getan mit dem
Neffen des Obermeisters."
Martina würd« rot und stottert«:
„Wieso? Neffen? Da weiß ich noch
nichts!"
ging. Ein Neffe Veltens «in
Vrud«r Ginnords, Martina ist
hier zu haben."
„O nein," sagte Martina ruhig,
„wieso sollt« mir das unangenehm
ihm zu tun haben."
„Vorläufig ja. Doch dann, nxnn
ich meine Geschäftsreise antrete, wer
schwebt. Dieses Muster hier ist für
Möbelbezüge entzückend, nicht?
Diese Rotokobluni«n! Ganz stil«chL
und doch modern. Und dann hier
dacht. Ganz S«zession. Und mit
welcher Genauigkeit diese Muster aus
geführt sind. Noch «ins war darunter
Ihren Seidenschal, den Sie immer
tragen !>«n mit der Kante unten.
Hier ist es."
wohlbekannte Muster. Was diese ver
schränken, graziösen Figuren in ihr
wachriefen! Sie schloß einen Augen
— und an seiner S«ite ein glückliches,
zum Schönen und Gut«n erwachende»
Menschenkind.
(Fortfeduna tolatl.
Für die Äüche.
Blätterteig - Ring. AuS
einer runden ausgerollten Blätter
teigplatte schneidet man eine innere
Platte aus, so daß ein handbreiter
Ring bleibt, den man mit einer Ga
bel sticht, auf einem Blech rasch bäckt
und hierauf auf die zum Servieren,
passende Porzellanschüssel legt. Auf
diesen Blätterteigring richtet man die
verschiedensten frischen, als Kompott
gekochten Früchte an, während man
den Syrup benutzt, um einen Flam
meri herzustellen, der, wenn fertig, in
die Mitte des Ringes gestürzt wird.
Spinat - Omelette. Man
dämpft den sauber gewaschenen Spi
nat im eigenen Sast hinten auf dem
Ofen in zugedecktem Kessel gar. Ist
der Spinat sehr wässerig, so
man von dem Saft abschöpfen; den
Saft verwahrt man mit etwas Salz,
eingekocht zun. Färben von Gemüse
u. f. w. Den gekochten Spinat hackt
man sehr fein und rechnet aus
Tasse 4 große oder S kleine Eier.
Die Eier werden zusainmengeklopft,
mit Salz und weißem Pfeffer ge
würzt in die Pfanne getan, in der
man 1 Eßlöffel Butter zergehen ließ.
Sowie die Eier anfangen, fest zu
werden, streicht man den Spinat
darüber, legt einige kleine Butterflok
len darauf und bäckt die Omelette
langsam gar. Einmal überschlagen
und sofort auftragen.
Erbsensuppe mit Milch.
(Auch weiße Erbsensuppe genarnt.>
1 Pfund Erbsen werden abends vor
her verlesen, gewaschen und in kalte»
Wasser gelegt, dann am anderer«
Tage mit Wasser und etwas Butter
sehr weich gekocht, und der Brei wird
durch ein Sieb gerührt. Nun rührt
man ein bis ein und ein halb Pint
heiß gemachte Milch dazu, würzt mit
Salz und geriebener Muskatnuß,
läßt die Suppe unter fortwährendem
Rühren (Erbsen brennen gar z>»
leicht an) aufkochen, schmeckt ab,
macht die Suppe, wenn sie n!cht bün
dig genug ist, mit etwas in Butter
gedünstetem Mehl sämig und richtet
sie über gerösteten Semmelwürfel».
an.
Warmer Blau beer - Pud
ding. Zwei Pfund gnt verlesene,
gewaschene und abgetropfte Blaubee
ren werden mit fünf Unzen feinem
Zucker, einem Stückchen Zimmet und
Zitronenschale unter fleißigem Rüh
ren zu steifem Brei gekocht, den mar»
auf eine flache Schüssel schüttet, da
mit er schnell durch und durch aus
kühlt. Inzwischen rührt man sechs
Unzen Butter schäumig, fügt nach
und nach vier bis fünf Eidotter, vier
bis fünf Unzen Zucker, löffelweise de»
Blaubeerbrei, zwei Unzen geschälte.,
gestoßene, süße Mandeln, eine große
Obertasse geriebene Semmel oder
feingestoßenen, gerösteten, durchgesieb
ten Zwieback, sowie zuletzt den steif
geschlagenen Schnee der vier bis fünf
Eiweiß dazu, füllt die Masse in die
mit Butter bestrichene, mit geriebener
Semmel bestreute Puddingform, die
man gut verschließt, läßt den Pud
ding 1 bis Stunde im siedenden
Wasserbad kochen, stürzt ihn beim
Anrichten aus und bestreut ihn mit
Zucker.
Frischer Schinken. Ei»?
praktischer, köstlicher Braten für
große Familien ist ein frischer-
Schinken, weder im Salz noch Rauch
gewesen. Man läßt das innere Bein
ausnehmen, in die Schwarte Em»
schnitte zu kleinen Würfeln machen,
dann wird er tüchtig mit Salz und
Pfeffer eingerieben, schön in die
Ofenpfanne gelegt, ein halbes Quart
Wasser dazu und so drei Stunden
gut braten, öfters abfetten und gut
begießen. Aller Speck fließ" zusam
men, die Würfel sind goldgelb und
rösch, schmecken gilt, und das Fleisch
ist prächtig zum Essen und zum Se
hen.
Flockenklöße mit Obst.
Man bringt ein Quart Milch und
I>/2 Unzen Butter, 2 Unzen Zucker
und eine Prise Salz ins Kochen, gibt
dann 6 Unzen Haferflocken hineiir
und kocht dies unter Rühren zu ei
nem dicken Brei. Man läßt den Brei
abkühlen, gibt dann mehrere ganze
Eier und etwas Zitronenschale dar
an, mit einem Eßlöffel Klöße
Schmalz auf beiden Seiten licht
braun. Man legt die Flockenkl'ße
zum Entfetten auf Löschpapier und
bestreut sie beim Anrichten mit feinern
Zucker.
Nierenmus. Zum NierenmuL
kann man alle Arten Nieren ver
wenden, Rinds-, Schweine-, Hammel-
oder Kalbsnieren. Letztere sind die
feinsten und natürlich auch am teuer
sten. Sie werden gut gewaschen, ab
getrocknet, mit Pfeffer und Salz be
streut, in etwas Feil oder Butter gar
gebraten und nach dem Erkalten klei»
Löffel Mehl in zerlassener Butter
eine gelbe oder bräunliche Einbrenn?,
verkocht sie mit etwas von der Nie
renbrühe, gibt Salz, Pfeffer, Eayen-
Reis.