Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 25, 1913, Image 6

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    ---Amtliche Meldung. Eir
Förster an der Kurzsichtigkeit feine«
Herrn plötzlich gestorben ist und nack
zwei Stunden bereits tot war, da ihn
der Herr Graf ungerechterweise aus
der Jagd angeschossen hat. Der sc
schwer Getroffene, dem in seinem
ganzen Leben so etwas noch nichl
passiert ist, befindet sich nun im
größten Elend, denn er hinterläßt
Treffend. Herr (zu sei
nem Freunde, mit dem er eine Wein
stube verläßt): „Aber auf die viele
Reklame hin finde ich. an d«m Wein
nichts besonderes, und teuer genug
inierendste Weinstub« des Ortes zu
sein!"
Berliner Kritik.
Schusterjunge: „Sie! Werd'
Ihn' uff Jhr'n Kragen nich schwind
lich?"
Beim Wettlaus Frankfurt Sach
bucht.
huben den Zettel herabgerissen, und
jetzt ist's mir total aus dem Gedächt
— Sattelfest. „Bei den Auf
führungen Ihres Schwankes soll es
ja immer so leer sein?"
Autor: „Na, die Leute brauchen
doch auch Platz zum Wälzen!"
Doktor müssen wir 'ald
wieder mal einladen, Mutter, er ist
-in l'kel, aber es wäre doch 'ne
passende Partie sür unsere Emma."
Im Tuchgeschäft. Käu
fer: „Die Hauptsache ist jedenfalls,
daß der Stoff recht solide ist."
Genügsam.
Bummler (vor ein» Hotelkü
che stehend): „Ach, äh, zu diiser
jroßartigen Genüssen een eenz gei
Stück Semmel!
Modern. „In Berlin bir
ich in Konkurs geraten, in Müncher
ging ich pleite, dann ging ich nack
Hamburg, wurde sallit, und wenn
ich jetzt in Wien bankerott
kann ich von den Zinsen leben!
Gerechte Ent rüstung
Haussrau: heißt, das paßt mir
nicht mehr! Seit einer halben
Stunde lauft ein Soldat vor unserer
Billa aus und nieder!"
Dienstmädchen: „Ich begreife nicht,
Frau Doktor, daß Sie mir das nicht
längst gesagt haben!"
Nach der Probe.
„Es ist höchst freundlich von
Ihnen, Herr Müller, daß Sie uns
mit Ihrer Kraft unterstützen! die
Probe ging ja ganz nett, aber um ei
nes möcht' ich Sie bitten; spielen
Sie etwas dezenter, nicht zu stark,.
„Wisse Se, dees is mei Bah, aus
dem kann i spielen, wie i will!'
Berschnappt, Gast:
„Haben Sie frische Eier?"
Wirt: „Nein, bedaur«!"
lett essen!"
nichts uff'n Leib, aberst vis-a-viS
MW
Dame: Wenn Sie Ihre Beüo
noch Zeit ist.
zahlt!
Hauses): Nein, dieser Skandal! Wir
Zweiter: ZMt unsern Bildern?
Am Lee.
„Das also ist der See", sagte ich
verließen. Herrlich lag seine sonn
beglänzte Pracht vor uns da. Weiß«
Segelboote zogen silberne Furchen
durch die Flut.
„Prachtvoll, nicht wahr?" Ich
sühlte mich meiner Frau gegenüber,
die zum ersten Male hier war, sozu
sagen als Hausherr.
„Wundervoll!" rief sie begeistert.
„Wie wird sich's da schwimmen las
sen! Und wie braun werde ich wer-
Sie sah sich schon in ihrem neuen
Badekostllm. das sie kürzlich in Pa
ris erstanden und zu ihrem Schmerz
noch nicht eingeweiht hatte.
Jetzt nur rasch Wohnung gesucht.
Der Wirt eines nahen Gasthofes
empfing uns mit einem so ländlich
treuherzigen „Grllaß Gott!" daß uns
ganz warm wurde. Sein großer
Neufundländer kam schweifwedelnd
näher und beschnupperte uns freund
lich. Ein vielversprechender Kalbs
haxendust begleitete uns die Treppe
hinaus bis zu unseren Zimmern. In
diesen Zimmern nun erschienen die
kühnsten Bestrebungen moderner
Raumkünstler nach intimer Wirkung
erfüllt. Weiter konnte die Intimität
kaum mehr gelrieben werden —so
nahe rückte das grüne Wandsofa an
das Bett und gleichzeitig an die
Waschtoilette, auf der ein entzückend
niedliches Waschbecken bei jedem
Schritt neckisch wippte. Meine Frau,
die manchmal gerne närgelt, bemän
gelte zwar, daß die Fenster nicht
recht schlössen. Ich fand dies im
Gegenteil sinnreich und praktisch. Nur
so konnte die frische Seeluft jederzeit
„Bleiben die Herrschaften längere
Zeit?" ließ sich jetzt der Wirt ver
„Ja, wenn das Wetter so bleibt
und das Essen gut ist warum denn
nicht?"
Wir hatten vier Reisewochen hin
ter uns und sehnten uns nach Ruhe,
Sonne und Wasser. So wurde fünf
Minuten später unser Gepäck herauf
geschleppt. Das war am Sonnabend.
Am Sonntag waren wir früh auf
den Beinen. Meine Frau reckte und
streckte sich krampfhaft.
„Ja, an neue Betten muß man sich
gewöhnen," tröstete ich sie.
dem grünen Wandsofa, dem einzigen
gepolsterten Möbelstück. Nur zu
weilen mußten wir uns erheben und
deß dort gibt es ausgezeichnete Thea
ter. Dort gibt es CqM, mollige
Ecken in eicbengetäfelten Bars, wo die
wundervollsten Cocktails und Cobb
lers gemischt werden. Dort gibt es
sezessionisiische Bilder, Schweins
würstchen. Dort qibt es Modesalons
mit den allerneuesten Herbstmodellen."
Dies entschied.
gis für IS Taae, gleich 158 Mark.
„Was ist dai?" fragte ich und
wies auf den letzten Posten der Rech
nung.
„Die 158 Mark haben Sie zu be
richterton, den ich ihm niemals zu
getraut hätte. Sie haben für drei
Wochen gemietet, für so lange Zeit
ist der Mietspreis zu bezahlen."
Ich war starr. Der Kerl log wie
Rede; die 158 Mark bezahle ich
nicht!"
zu bezahlen haben."
Das wirkte. Eine Minute später
lud der Hausdiener unsere Koffer
auf den Handkarren und schob sie
zur Bahn. Im Zuge dachte ich
darüber nach, wie sehr doch manche
„Lassen Sie mich sofort ein! Ich bin
der Gerichtsvollzieher."
Das war mir neu. Gerichtsvoll-
Koffer besitzt, für höchst sluchtver-
Erst als dergestalt mein Wissens
sich nun nicht vermeiden ließ: Ich
hinterlegte 203 Mark so viel war
Meine Zuversicht war nicht unse
gründet. Es gab wirklich Richter in
München und sie arbeiteten rasch, so
des Amtsgerichts. Pünktlich kam
Duell. Auch die üblichen, ergebnis
losen Berföhnungsversuche fehlten
nicht. Der Amtsrichter stellte sie an.
Jeder blieb hart auf seinem Stand
punkt. Als dann meine Frau her
eingerufen und verhört wurde, als
endlich gar mein Anwalt den Fall
zum Ausgangspunkt sehr wirksamer
Erörterungen über die Gefahren
verkehr entstehen müßten da konn
te der Richter nicht anders und ver
donnerte den Kläger zu sämtlichen
ihm Quartier zu nehmen. Denn nun
zumindest ein Hotel, dessen Wirt unZ
Blasiertheit.
Die „Blasiertheit", ein Fremd
wort, für das die deutsche Sprache
keinen ganz entsprechenden Ausdruck
besitzt, und das wir etwa mit „hoch
mütig« Gleichgültigkeit gegen Men
schen und Dinge" umschreiben kön
nen, ist entweder «ine Modetorheit,
die man angenommen hat, um sich
bei seinesgleichen interessant zu ma
chen, oder sie ist echt und dann
bedeutet sie für den, d«r mit ihr be
haftet ist, ein ebenso großes Uebel,
wie irgendeine schwere organische
Krankheit, denn sie läßt ihn zu kei
nem friedlichen, behaglichen Genuß
des Daseins kommen.
Die bloße Koketter!« mit der Bla
siertheit ist in unseren Tagen nicht
mehr recht denkbar. Die Menschen
eilen so hastig aneinander vorbei,
keiner achtet viel auf das äußere Ge
baren des anderen, wofern es ihn
nicht selbst in irgendwer Weise
stört, und es läßt ihn ziemlich gleich
gültig, ob der Nachbar mit müden
oder frischen Augen auf' seine Um
gebung blickt. Wo das dankbare
Publikum fehlt, hört die Schauspie
lerei von selber aus.
Der Wettkamps der heiße Wunsch,
ausgedehnten Reisen. Aber das Hilst
Der Zustand der Blasieriheit läßt es
Wie läßt sich dieser wieder herstel-
Jnteresses liegen.
zur Blasiertheit. Bor allem aber der
sonliches Wohl und Webe als den
Mittelpunkt seines Daseins betrach
tet.
In der Sommerfrische.
Dame: „Lifelte, machen Sie die
Fenster auf und lassen Sie frisches
Klima herein'"
k e n im Hause, sondern auch noch dem sämtlichen Federvieh im Hose den
Hals abgedreht?
Berteid iger: Nun eben deshalb; mein Klient leidet entschieden an
Ausweg. Mieter (Musikcr):
.Die Fenster in Ihrem Hause schlie
ßen ja abscheulich, mir flattern im-
Er ruft mich all'weil „Sie Rhinoze
roß"!"
Falsch gedeutet.
Professor (in der Sommerfrische): „Entschuldigen Sie, Fraulein,
Br.es dr.nn, wo me. liam drunta-
Eine Hausfrau (zur andern auf dem Wäsche-Trockenplatz): „Sie
hätten Wäsche klammern müssen, dann wäre sie nicht herunter-
Ken?" s" . t
Gläubiger: „Na, wenn er nur we
nigstens gibt."
—I m Gegenteil. Bei
erhebt sich ein 'Her?, um stlkltt schZ?
fall. Dabei verschüttet er aber et
was vom Inhalt seines Glases.
Pikiert erwidert die Dame: „Auf
mein Spezielles? O nein, mein Herr!
Bedenkliche Steige-
Tochter: „Alleiner konnte ich gar
nicht sein, Papa!"