Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 25, 1913, Image 2

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    Tante Bettys Heldentat.
' Von den Neben lebenden Geschwi
stern meines Vaters war Tant« Betty
die einzig«, die noch mit vierzig Jah
nen den Weg in das Paradies des
Ehestandes nicht gefunden hatte. Aber
sie schien nicht im mindesten darun
t«r zu leiden, daß ihr die süßesten
aller irdischen Freude» anscheinend
für immer versagt bleiben sollten.
Körperlich so wenig als seelisch. Ihre
kleine Gestalt war im verwegensten
Sinne des Wortes das, was wir un
geratenen Buben bei jeder anderen
als der vergötterten Tante Betty
mit „sehr fettig" bezeichnet haben
würden. Und die unverwüstliche Hei
terkeit ihrer Gemüts zeugte sür alles
andere eher als für altjüngferlich«
Verbissenheit oder für einen heimli
chen Kummer üb«r getäuscht« Hoff
nungen,
, Ihren zahlreichen Neffen und Nich
ten war sie, wie schon angedeutet,
«in Gegenstand höchster Verehrung,
nicht so sehr um ihrer Freigebigkeit
als um des seltenen und unschätzba
tren Verständnisses willen, das sie sür
Besonderheiten unseres kindlichen
bewies Wir trugen es
ihr durchaus nicht nach, daß die herr-
Ilichen Geschenke, die sie jedem von
?uns schon wochenlang vor seinem
Mamensseste oder vor Weihnachten
Gunter farbenreicher Ausmalung aller
ihrer Schönheiten zu verheißen pfleg
te, regelmäßig einen höchst merkwür
bestechende Liebenswürdigkeit immer
sehr rasch hinwegzubringen. Und
wenn sie dann bei einem unserer dum
men Streiche den verschwiegenen Hel
fershelfer machte gleich dem allerbesten
nnd zuverlässigsten Kameraden
uns in ihrem gemütlichen Altjung
fernheim mit den Zigarren traktiert«,
die sie einem ihrer Brüder stibitzt
hatte, dann waren ihr nicht nur die
eingeschrumpften Geschenke von Her
zen verziehen, sondern wir würden
auch für unsere Tante Betty durch
Feuer und Wasser gegangen sein, wie
nur je «in Ritter der Minnezeit für
die Dame seines Herzens,
Dank ihrer harmlosen Lustigkeit
nnd ihres kindlich naiven, aller Bos
ten liebte. Mit Sicherheit wußte
mindestens em Jahrzehnt alter aus-
vergessen hatte. Und an solchen Ta
gen wurde er von uns mit geradezu
ten zu kennen. Und der Kostenpunkt
spielte bei ihrer Erfüllung für ihn
ersichtlich gar keine Rolle.
Kein Wunder also, wenn wir Ju
gendlichen ihn im Gegensatz zu Tant«
Betty, die uns trotz eines bedeutenden
wir nicht daran zweifelten, daß seine
uns so streng verschlossene Behausung
fabelhaft Schätze exotischen Ursprungs
berge.
Zwischen diesem geheimnisvollen
Onkel Cäsar und der ganz und gar
nicht geheimnisvollen Tante Betty
nun bestand eine gegenseitige Abnei
gung, die sich im Lause der Jahre
bis zu unverhohlenen Aeuß«rungen
von Feindseligkeit verschärfte. Wir
wußten nicht, nxlchen Ursachen sie
entstammte, aber wir wußten, daß
Onk«l Cäsar unsere vergötterte
Freundin einmal eine „filzig" alte
nem „ausgetrockneten Stockfisch in
Gummischuh«»" zu spr«ch«n pflegte.
Wo sie nur immer konnten, gingen die
zumeist war es Onkel Cäsar, der
stillschweigend das Feld räumte,
wenn Tante Betty aus der Bildfläche
erschien. Einzig an seiner kühl ab-
Versuche m«in«r Eltern, ein freundli
cheres Verhältnis zwischen den beiden
herzustellen, gescheitert, und man
ein hübsches, kleines Landhaus au
er Onkel Cäsar, der in letzter Zeit
öfter gekränkelt hatte, einlud, ein
aber lam mit der Bahn eine große
Kiste für den Onkel an, deren au
ßergewöhnliche Schwere unserem
und Verwünschungen entlockte. Und
nun stand eS für uns felsenfest, daß
sie di« auS Japan, Indien oder ähn
lichen schönen Gegenden stammenden
Schätze Onkel Cäsars enthalt«.
Die geheimnisvolle Kiste wurde in
muth und mich den Gegenstand einer
wahrhaft leidenschaftlichen Wißbegier.
Unser Interesse erreichte seinen Höhe-
jenen, Fenster erhob, macht« eS uns
nicht schwer, dies Auskunftsmittel zu
Der nächste Abend schon wurde für
die Ausführung unseres Vorhaben»
bestimmt. Aber noch im letzten Au
genblick schien ein unerwarteter Zwi
schenfall sich der Verwirklichung des
schönen Planes hindernd entgegenstel
len zu wollen. Mit dem Abendzuge
war nämlich zur allgemeinen Ueber
raschung Tante Betty eingetroffen
und hatte uns durch die Ankündigung
erfreut, daß sie ein paar Tage zu blei
uen gedenke. An ihre Unterbringung
in der Villa war bei der räumlichen
Beschränktheit freilich nicht zu denken,
da aber im ersten Stock des Garten
hauses noch ein eingerichtetes Frem
denzimmer zur Verfügung siand, er
klärte sich die Tante sofort bereit,
dort ihr Haupt zur nächtlichen Ruhe
zu betten, Onkel Cäsars Nachbar
schaft, die ihr natürlich nicht ver
schwiegen wurde, genierte sie nach
ihrer Versicherung nicht im mindesten.
Und der Onkel konnte seinerseits ei
nen Einspruch nicht erheben, weil er
sich bei Tant« Bettys Eintreffen
schon längst in seine Einsiedelei zu
rückgezogen hatte und darum bis
jetzt nichts von ihrer Anwesenheit
ahnte.
Un zehn Uhr ließ sich auch die
Tante von dem Dienstmädchen in das
gab es zwischen Helmuth und mir in
der Abgelegenheit unseres Schlas
stübchens einen aufgeregten Kriegsrat
nehmen hinausschieben oder der ver
doppelten Gefahr zum Trotz dennoch
ausführen sollten. Mein Bruder
hegt« Bedenklichkeiten, meine Neugier
aber war so brennend, und meine
auch im schlimmsten Falle nicht viel
zu fürchten sei, so unerschütterlich? daß
ich mit der Autorität der Erstgeburt
diese Bedenken zum Schweigen brach-
und die beiden oberen Flügel standen
sogar weit offen. Der erste Stock d«s
Häuschens aber war bereits in tiefe
Dunkelheit gehüllt.
Behend wie Eichhörnchen erklqm-
Silber, sondern nur Wäsche, nichts
als weiße Wäsche, Eine Anzahl wei
„Weißt Du, was Onkel Cäsar tut?
Er stickt Buchstaben in ein Frauen
hemd."
Ueberwältigt von der Ungeheuer
lichkeit dieser Behauptung, neigte ich
mich vor, um besser sehen zu können.
In diesem Augenblick aber brach kra
chend der Ast. dessen Tragfähigkeit
wir in jugendlichem Leichtsinn über
leg Casars gellende Hilferufe an daS
Kreidebleich mit entsetzensvoll aus
gestreckten Armen. daS Stickrähmchen
Hilfe zu rufen.
Richten, Erst als er das Fenster fast
Tante Betty Tante Betty in
Nachtjacke und blütenweitzein Unter
röckchen, Ihre Geste war fürchter
lich? ihr rundes Antlitz aber strahlte
vor Heiterkeit, und dieser tröstliche
Anblick löste den lähmenden Bann des
festgehalten hatte.
Blitzschnell rutschte ich an der
Mauer herunter! aber die gespannte
durch die zerbrochene Scheibe spähen.
Ich sah. wie Tante Betty sich gegen
den Onkel wandte, und hörte ihn
sagen: S' si d '
Heldin! Sie haben mir das Leben
gerettet. Wie soll ich Ihnen dafür
danken?"
zeitig g«komm«n bin, um den fürch
terlichen Kerl in die Flucht zu schla
gen. Wer weiß, nxiS passirt, wäre,
hat —"
s szi e ,
In der Frühe des nächsten Tages
aber erhielten wir dort den Besuch
Tante Bettys, die uns voll unendli
cher Güte versprach, unverbrüchliches
Bettys sensationelle Verlobung mit
Onkel Cäsar zustande gekommen ist.
Und als der alle Herr am Abend sei
nes iHtwrÄagks mir
'vertraut, daß er vor seiner Verheira
tung genötigt gewesen sei, seine dürf
tigen Einkünfte durch daS Sticken von
Monogrammen für ein Wäschegeschäft
zu verbessern, ahne er nicht im Ent
ferntesten, daß er mir damit durchaus
nichts Neues erzählte.
«I» Gr>>b»zterl»r«kmama gefreit.
Gb» tc ch^n' Ihn
Und der Führer hat er.i Lied ge-
Pracht, ~
zu Tag werden S?e schöner, gnä
„Was denn?"
Säule?
B,: Die eckige Bohnenstange?
A.: Die ist enorm reich, hat min
destens znxi Millionen Mitgift,
B,: Und diese graziöse Schlank-
Bei Onkel Toni.
Wenn die Hundstagshitze Über
Berlin brütet, dann spielt sich im
.Waldpart", in einer unserer westli-
und gruppieren sich um einen Mann.
Einige Mütter trotten mit flattern
den Hutbändern langsam hinter
„Sehn Se bloß, Jahnken, dis
„Dis is ja Kloohnstoff, Reschien,
lijt."
„Wahaftig! Nee, sehn Se bloß de
stimme, „Mädels links, Jungens
rechts!"
der« sonderbare Mann in der Hand
„Seid ihr alle da? Habt ihr
auch alle ein Billjett?"
„Ja!" tönt es stolz und selbstbe-
Zwei bis drei Meter enternt steht
immer viere auf einmal, dann vier
Jungens! Nach die Größe stellt euch
an! Wer zuerst bei dem Onkel am
Ptt'i?'
„Au ja, fein!"
„Wir renn'n zusamm'n!"
.Nich drängeln. Mutta, Frida
bufft!" -
„Ruhe!" befiehlt der Mann mit
der Glocke. „Ich zähle bis drei
Die ersten Konkurrentinnen haben
sich aufgestellt. Vier junge Augen
paare hängen gespannt an seinem
Mund,
„Ei—ns, zw —ei!" Vier kleine
„Zweieinhalb —" Ein Freu
dengebrüll Onkel Tony hat 'nen
Witz gemacht,
„Dr—ei!"
den staubigen, abgetretenen Waldbo
den zum nahen Ziel. Der Mann am
Baumstumpf fängt die erste auf und
„Zewonn'n!" Glückselig hovst.
der kleine Blondkopf zu Muttern,
Mutter wickelt vorsichtig aus und
dekoriert stolz die Siegerin, Ich
werfe einen Blick hin. Es ist eine
kleine Brosche mit einem winzigen
„'s is echt Alpakagold sein!"
jauchzt sie auf. „Nachher is auch
noch große Valosung? ich hab' auch
'n Los. Valleicht jewinn ich da
auch!" Dann springt sie fort,
legt.
Das Glöckchen ertönt. „Eins
zwei drei" und diesmal ren
nen vier stramme Knaben durch den
Staub.
Der Sieger läuft nachher sporn
faßt.
„Was hast du denn?" frage ich
schnell und halte ihn an.
„Eine Schlips nadel!" ringt
es sich jauchzend von seinen Lippen?
dann trabt er weiter. „Mit 'n Ru
bin!" ruft er mir noch zurück.
„Mit 'n Rubin!" wiederhole ich
leise für mich? so viel Glückfeligleit
hatte ich lange nicht gesehen.
und rosa Papierschärpen dekoriert,
und jeder trägt stolz eine rote Siock
laterne in der Hand.
Geld vorher vertan!" zankt die
Mutter. „Nu könnt'er euch kein
Billjett koosen und krijt auch keene
Jeschenke."
Die drei kleinen Mädchen blicken
sehnsüchtig zu den Wettläufern hin.
In dem steifen, ungewohnten Aufputz
wagen sie sich gar nicht recht zu be
wegen.
„Wart'er alle dran?" fragt Onkel
ick h,b' ja nischt jewonn'n
Onlel Tony!" schreit ein dicker
Knirps,
„Du hast zu kleine Beine, Junge,
nachher bei de Valosung jewinnst
du!" tröstet Onkel Tony.
am Abend. Aber gibt es noch
Kasperletheater und Kreisspiele.
„Ob Onkel Tony wieder mit uns
tanzt?"
zuletzt,"
fchmalrundigen, gelblichen Strohhut
aufzusetzen. Der Kopf ist spitz her
ausgetrieben und endigt in einem
die sein Geficht schmücken. Ich habe
„Aba jetzt is Schluß, Kinda," sagt
len.
sagt er zu dem Kinderfreund, .sieh
bloß, wie de schwitzt!"
Aber die unermüdlichen Kinder
„WaS nu?"
„Is jetzt Valosung?"
»Jetzt is Pause," sagt der Mann
sten."
Nur wenige, besonders anhängliche,
gehen hinter Onkel Tony her nach
der kleinen Bude, in der eS Weiß-
Paus«^— 'ae. halbe.
denn Schluß."
Die Bilder auf Onkel Tonys Ge
sicht glühen duntelrot. Er tut einen
Mann Bier trinkt?"
„Dis is kein Mann," sagt die
Kleine weinerlich, „Dis is Onkel
Tony!"
Langsam schlendere ich durch den
ch g g g
Mein altes Berlin, du lebst noch,
die moderne Invasion hat dich noch
nicht ganz verschlungen!
Ueber der herrlich,"? Villenkolonie
Dann schmettert sie Carusos un
vergleichliches „La-che, Bajazzo" in
die klare Sommerluft.
Bom Kasernenhof. Un
teroffizier: Warum auch stecken Sie
schlapver Kerl in einer Gardeuni-
LiebeS
„,,Ja, mei' Liabfter is a Rakme'er.
aber i woaß net, auf welch'n Zug
als er fahrt.""
— Zerstreut. .Herr Profef-
Zerstreut. Professol
wechselt, und als ihn am anderen
Tage spät abends der Weg auS der
Stammkneipe an seiner früheren
wollte Sie nur aufmerksam machen,
daß ich seit gestern Gatterstraße No.
10 logiere,"
Junger Berliner (zum
Dorfwirt) Donnerwetter, ist
Haus, nicht eine Quelle, nicht einnal
so viel Wasser gefunden, um die Fin
gerspitzen benetzen zu können,
junge Herr sich doch nur hinter die
Ohren zu greifen brauchen.
Bom Katheder.
Die Hunnen waren ein so wildes
Volk, daß sie soga: ihr Fleisch mürbe
ritten.
?
Die Alchymie war eine so geheime
Wissenschaft, daß die Alchymisten
selbst auch nichts wußten.
Ladenbesitzer (zu einem Rei
senden): Was notieren Sie denn nur,
ich habe Ihnen doch nichts bestell«?
Reisender: Entschuldigen Sie,
Frech, Händler: „Ist Ihnen
ein Stück Toiletteiiseife gefällig?"
„Brauch' ich nicht."
Passende Gelegenheit.
Dame: Aber, mein Herr, Sie
machen mir einen Heiratsantrag >.nd
ohne Stellung seien
Herr: Eben deshalb, da Hube
ich zum Heiraten ja gerade di- meiste
Zeit.
Bestätigt. Sie (sehr häß
d«S wegen geheiratet hast."
gesehen): „Ja, ich glaube es jetz!