Tante Bettys Heldentat. ' Von den Neben lebenden Geschwi stern meines Vaters war Tant« Betty die einzig«, die noch mit vierzig Jah nen den Weg in das Paradies des Ehestandes nicht gefunden hatte. Aber sie schien nicht im mindesten darun t«r zu leiden, daß ihr die süßesten aller irdischen Freude» anscheinend für immer versagt bleiben sollten. Körperlich so wenig als seelisch. Ihre kleine Gestalt war im verwegensten Sinne des Wortes das, was wir un geratenen Buben bei jeder anderen als der vergötterten Tante Betty mit „sehr fettig" bezeichnet haben würden. Und die unverwüstliche Hei terkeit ihrer Gemüts zeugte sür alles andere eher als für altjüngferlich« Verbissenheit oder für einen heimli chen Kummer üb«r getäuscht« Hoff nungen, , Ihren zahlreichen Neffen und Nich ten war sie, wie schon angedeutet, «in Gegenstand höchster Verehrung, nicht so sehr um ihrer Freigebigkeit als um des seltenen und unschätzba tren Verständnisses willen, das sie sür Besonderheiten unseres kindlichen bewies Wir trugen es ihr durchaus nicht nach, daß die herr- Ilichen Geschenke, die sie jedem von ?uns schon wochenlang vor seinem Mamensseste oder vor Weihnachten Gunter farbenreicher Ausmalung aller ihrer Schönheiten zu verheißen pfleg te, regelmäßig einen höchst merkwür bestechende Liebenswürdigkeit immer sehr rasch hinwegzubringen. Und wenn sie dann bei einem unserer dum men Streiche den verschwiegenen Hel fershelfer machte gleich dem allerbesten nnd zuverlässigsten Kameraden uns in ihrem gemütlichen Altjung fernheim mit den Zigarren traktiert«, die sie einem ihrer Brüder stibitzt hatte, dann waren ihr nicht nur die eingeschrumpften Geschenke von Her zen verziehen, sondern wir würden auch für unsere Tante Betty durch Feuer und Wasser gegangen sein, wie nur je «in Ritter der Minnezeit für die Dame seines Herzens, Dank ihrer harmlosen Lustigkeit nnd ihres kindlich naiven, aller Bos ten liebte. Mit Sicherheit wußte mindestens em Jahrzehnt alter aus- vergessen hatte. Und an solchen Ta gen wurde er von uns mit geradezu ten zu kennen. Und der Kostenpunkt spielte bei ihrer Erfüllung für ihn ersichtlich gar keine Rolle. Kein Wunder also, wenn wir Ju gendlichen ihn im Gegensatz zu Tant« Betty, die uns trotz eines bedeutenden wir nicht daran zweifelten, daß seine uns so streng verschlossene Behausung fabelhaft Schätze exotischen Ursprungs berge. Zwischen diesem geheimnisvollen Onkel Cäsar und der ganz und gar nicht geheimnisvollen Tante Betty nun bestand eine gegenseitige Abnei gung, die sich im Lause der Jahre bis zu unverhohlenen Aeuß«rungen von Feindseligkeit verschärfte. Wir wußten nicht, nxlchen Ursachen sie entstammte, aber wir wußten, daß Onk«l Cäsar unsere vergötterte Freundin einmal eine „filzig" alte nem „ausgetrockneten Stockfisch in Gummischuh«»" zu spr«ch«n pflegte. Wo sie nur immer konnten, gingen die zumeist war es Onkel Cäsar, der stillschweigend das Feld räumte, wenn Tante Betty aus der Bildfläche erschien. Einzig an seiner kühl ab- Versuche m«in«r Eltern, ein freundli cheres Verhältnis zwischen den beiden herzustellen, gescheitert, und man ein hübsches, kleines Landhaus au er Onkel Cäsar, der in letzter Zeit öfter gekränkelt hatte, einlud, ein aber lam mit der Bahn eine große Kiste für den Onkel an, deren au ßergewöhnliche Schwere unserem und Verwünschungen entlockte. Und nun stand eS für uns felsenfest, daß sie di« auS Japan, Indien oder ähn lichen schönen Gegenden stammenden Schätze Onkel Cäsars enthalt«. Die geheimnisvolle Kiste wurde in muth und mich den Gegenstand einer wahrhaft leidenschaftlichen Wißbegier. Unser Interesse erreichte seinen Höhe- jenen, Fenster erhob, macht« eS uns nicht schwer, dies Auskunftsmittel zu Der nächste Abend schon wurde für die Ausführung unseres Vorhaben» bestimmt. Aber noch im letzten Au genblick schien ein unerwarteter Zwi schenfall sich der Verwirklichung des schönen Planes hindernd entgegenstel len zu wollen. Mit dem Abendzuge war nämlich zur allgemeinen Ueber raschung Tante Betty eingetroffen und hatte uns durch die Ankündigung erfreut, daß sie ein paar Tage zu blei uen gedenke. An ihre Unterbringung in der Villa war bei der räumlichen Beschränktheit freilich nicht zu denken, da aber im ersten Stock des Garten hauses noch ein eingerichtetes Frem denzimmer zur Verfügung siand, er klärte sich die Tante sofort bereit, dort ihr Haupt zur nächtlichen Ruhe zu betten, Onkel Cäsars Nachbar schaft, die ihr natürlich nicht ver schwiegen wurde, genierte sie nach ihrer Versicherung nicht im mindesten. Und der Onkel konnte seinerseits ei nen Einspruch nicht erheben, weil er sich bei Tant« Bettys Eintreffen schon längst in seine Einsiedelei zu rückgezogen hatte und darum bis jetzt nichts von ihrer Anwesenheit ahnte. Un zehn Uhr ließ sich auch die Tante von dem Dienstmädchen in das gab es zwischen Helmuth und mir in der Abgelegenheit unseres Schlas stübchens einen aufgeregten Kriegsrat nehmen hinausschieben oder der ver doppelten Gefahr zum Trotz dennoch ausführen sollten. Mein Bruder hegt« Bedenklichkeiten, meine Neugier aber war so brennend, und meine auch im schlimmsten Falle nicht viel zu fürchten sei, so unerschütterlich? daß ich mit der Autorität der Erstgeburt diese Bedenken zum Schweigen brach- und die beiden oberen Flügel standen sogar weit offen. Der erste Stock d«s Häuschens aber war bereits in tiefe Dunkelheit gehüllt. Behend wie Eichhörnchen erklqm- Silber, sondern nur Wäsche, nichts als weiße Wäsche, Eine Anzahl wei „Weißt Du, was Onkel Cäsar tut? Er stickt Buchstaben in ein Frauen hemd." Ueberwältigt von der Ungeheuer lichkeit dieser Behauptung, neigte ich mich vor, um besser sehen zu können. In diesem Augenblick aber brach kra chend der Ast. dessen Tragfähigkeit wir in jugendlichem Leichtsinn über leg Casars gellende Hilferufe an daS Kreidebleich mit entsetzensvoll aus gestreckten Armen. daS Stickrähmchen Hilfe zu rufen. Richten, Erst als er das Fenster fast Tante Betty Tante Betty in Nachtjacke und blütenweitzein Unter röckchen, Ihre Geste war fürchter lich? ihr rundes Antlitz aber strahlte vor Heiterkeit, und dieser tröstliche Anblick löste den lähmenden Bann des festgehalten hatte. Blitzschnell rutschte ich an der Mauer herunter! aber die gespannte durch die zerbrochene Scheibe spähen. Ich sah. wie Tante Betty sich gegen den Onkel wandte, und hörte ihn sagen: S' si d ' Heldin! Sie haben mir das Leben gerettet. Wie soll ich Ihnen dafür danken?" zeitig g«komm«n bin, um den fürch terlichen Kerl in die Flucht zu schla gen. Wer weiß, nxiS passirt, wäre, hat —" s szi e , In der Frühe des nächsten Tages aber erhielten wir dort den Besuch Tante Bettys, die uns voll unendli cher Güte versprach, unverbrüchliches Bettys sensationelle Verlobung mit Onkel Cäsar zustande gekommen ist. Und als der alle Herr am Abend sei nes iHtwrÄagks mir 'vertraut, daß er vor seiner Verheira tung genötigt gewesen sei, seine dürf tigen Einkünfte durch daS Sticken von Monogrammen für ein Wäschegeschäft zu verbessern, ahne er nicht im Ent ferntesten, daß er mir damit durchaus nichts Neues erzählte. «I» Gr>>b»zterl»r«kmama gefreit. Gb» tc ch^n' Ihn Und der Führer hat er.i Lied ge- Pracht, ~ zu Tag werden S?e schöner, gnä „Was denn?" Säule? B,: Die eckige Bohnenstange? A.: Die ist enorm reich, hat min destens znxi Millionen Mitgift, B,: Und diese graziöse Schlank- Bei Onkel Toni. Wenn die Hundstagshitze Über Berlin brütet, dann spielt sich im .Waldpart", in einer unserer westli- und gruppieren sich um einen Mann. Einige Mütter trotten mit flattern den Hutbändern langsam hinter „Sehn Se bloß, Jahnken, dis „Dis is ja Kloohnstoff, Reschien, lijt." „Wahaftig! Nee, sehn Se bloß de stimme, „Mädels links, Jungens rechts!" der« sonderbare Mann in der Hand „Seid ihr alle da? Habt ihr auch alle ein Billjett?" „Ja!" tönt es stolz und selbstbe- Zwei bis drei Meter enternt steht immer viere auf einmal, dann vier Jungens! Nach die Größe stellt euch an! Wer zuerst bei dem Onkel am Ptt'i?' „Au ja, fein!" „Wir renn'n zusamm'n!" .Nich drängeln. Mutta, Frida bufft!" - „Ruhe!" befiehlt der Mann mit der Glocke. „Ich zähle bis drei Die ersten Konkurrentinnen haben sich aufgestellt. Vier junge Augen paare hängen gespannt an seinem Mund, „Ei—ns, zw —ei!" Vier kleine „Zweieinhalb —" Ein Freu dengebrüll Onkel Tony hat 'nen Witz gemacht, „Dr—ei!" den staubigen, abgetretenen Waldbo den zum nahen Ziel. Der Mann am Baumstumpf fängt die erste auf und „Zewonn'n!" Glückselig hovst. der kleine Blondkopf zu Muttern, Mutter wickelt vorsichtig aus und dekoriert stolz die Siegerin, Ich werfe einen Blick hin. Es ist eine kleine Brosche mit einem winzigen „'s is echt Alpakagold sein!" jauchzt sie auf. „Nachher is auch noch große Valosung? ich hab' auch 'n Los. Valleicht jewinn ich da auch!" Dann springt sie fort, legt. Das Glöckchen ertönt. „Eins zwei drei" und diesmal ren nen vier stramme Knaben durch den Staub. Der Sieger läuft nachher sporn faßt. „Was hast du denn?" frage ich schnell und halte ihn an. „Eine Schlips nadel!" ringt es sich jauchzend von seinen Lippen? dann trabt er weiter. „Mit 'n Ru bin!" ruft er mir noch zurück. „Mit 'n Rubin!" wiederhole ich leise für mich? so viel Glückfeligleit hatte ich lange nicht gesehen. und rosa Papierschärpen dekoriert, und jeder trägt stolz eine rote Siock laterne in der Hand. Geld vorher vertan!" zankt die Mutter. „Nu könnt'er euch kein Billjett koosen und krijt auch keene Jeschenke." Die drei kleinen Mädchen blicken sehnsüchtig zu den Wettläufern hin. In dem steifen, ungewohnten Aufputz wagen sie sich gar nicht recht zu be wegen. „Wart'er alle dran?" fragt Onkel ick h,b' ja nischt jewonn'n Onlel Tony!" schreit ein dicker Knirps, „Du hast zu kleine Beine, Junge, nachher bei de Valosung jewinnst du!" tröstet Onkel Tony. am Abend. Aber gibt es noch Kasperletheater und Kreisspiele. „Ob Onkel Tony wieder mit uns tanzt?" zuletzt," fchmalrundigen, gelblichen Strohhut aufzusetzen. Der Kopf ist spitz her ausgetrieben und endigt in einem die sein Geficht schmücken. Ich habe „Aba jetzt is Schluß, Kinda," sagt len. sagt er zu dem Kinderfreund, .sieh bloß, wie de schwitzt!" Aber die unermüdlichen Kinder „WaS nu?" „Is jetzt Valosung?" »Jetzt is Pause," sagt der Mann sten." Nur wenige, besonders anhängliche, gehen hinter Onkel Tony her nach der kleinen Bude, in der eS Weiß- Paus«^— 'ae. halbe. denn Schluß." Die Bilder auf Onkel Tonys Ge sicht glühen duntelrot. Er tut einen Mann Bier trinkt?" „Dis is kein Mann," sagt die Kleine weinerlich, „Dis is Onkel Tony!" Langsam schlendere ich durch den ch g g g Mein altes Berlin, du lebst noch, die moderne Invasion hat dich noch nicht ganz verschlungen! Ueber der herrlich,"? Villenkolonie Dann schmettert sie Carusos un vergleichliches „La-che, Bajazzo" in die klare Sommerluft. Bom Kasernenhof. Un teroffizier: Warum auch stecken Sie schlapver Kerl in einer Gardeuni- LiebeS „,,Ja, mei' Liabfter is a Rakme'er. aber i woaß net, auf welch'n Zug als er fahrt."" — Zerstreut. .Herr Profef- Zerstreut. Professol wechselt, und als ihn am anderen Tage spät abends der Weg auS der Stammkneipe an seiner früheren wollte Sie nur aufmerksam machen, daß ich seit gestern Gatterstraße No. 10 logiere," Junger Berliner (zum Dorfwirt) Donnerwetter, ist Haus, nicht eine Quelle, nicht einnal so viel Wasser gefunden, um die Fin gerspitzen benetzen zu können, junge Herr sich doch nur hinter die Ohren zu greifen brauchen. Bom Katheder. Die Hunnen waren ein so wildes Volk, daß sie soga: ihr Fleisch mürbe ritten. ? Die Alchymie war eine so geheime Wissenschaft, daß die Alchymisten selbst auch nichts wußten. Ladenbesitzer (zu einem Rei senden): Was notieren Sie denn nur, ich habe Ihnen doch nichts bestell«? Reisender: Entschuldigen Sie, Frech, Händler: „Ist Ihnen ein Stück Toiletteiiseife gefällig?" „Brauch' ich nicht." Passende Gelegenheit. Dame: Aber, mein Herr, Sie machen mir einen Heiratsantrag >.nd ohne Stellung seien Herr: Eben deshalb, da Hube ich zum Heiraten ja gerade di- meiste Zeit. Bestätigt. Sie (sehr häß d«S wegen geheiratet hast." gesehen): „Ja, ich glaube es jetz!