Der Mormone. <kin« nachdem Lebe» von > ES war sechs Uhr morgens, und die Kurpromenade von Dietrichshosen noch sehr wenig belebt. „Dietrichs hofen" ist natürlich ein fingierter Name, und die sogenannte Kurpro menade war nichts als eine Pappel« allee mit einem Minimum von Schat ten und einem Maximum von An maßung. Aber in Dietrichshofen gab «s überhaupt sonderbare Sachen, Die ser kleine Ort im mitteldeutschen Ge birge war von reichen Bauern be wohnt, die es eigentlich gar nicht nö tig gehabt hätten, sich noch von Bade gäskn zu nähren. Eine Anzahl von angesehenen Fa milien aus der Provinz versammelte sich hier, und nur die Mitglieder die ser Familien wurden für gesell» fchastSsähig gehalten. Dietrichshofen hatte einen einzigen Gasthof „Zum blauen Anker", der in den letzten Jahren den hochtrabenden Namen „Kurhotel" und „Kurhaus" erhalten hatte. Zu dem Hotel gehörte ein qroßer Restaurationsgarten, der in «ine buschbewachsene Wiese überging, die den prunkvollen Namen „Kur park" führte. Die Vettern Ernst Prill und Paul Rausche kamen in tadelloser Toilette die Kurpromenade entlang und un terhielten sich auf das lebhafteste. Als zu raten; denn Frau Geheimrat Sol din war die unbestrittene Königin, um nicht zu sagen. Tyrannin von Dietrichshofe», Sie war die erste Dame der Gesellschaft und führte ihr Zepter mit großer Energie, Sie begrüßte die beiden Jungge sellen, die am Anfang der Vierziger standen, also doch nicht mehr zu den send- und bemerlte nur nebenbei zu teitt. daß Ihr Vetter Gustav Mah bestätigte Prill, kommt „Es ist hoffentlich nicht indiskret. Tante mir die vertrauliche Mitteilung machte, Gustav Mahlow habe die Ab sicht, sich unter den Töchtern des Lan schrieben?" fragte Prill erstaunt. »Ja, sie schrieb eS mir," entgegnete vie Frau Geheimrat etwas unsicher, „und ich hoffe, ich begehe keine Jn „Sie weiß jedenfalls nichts Nähe res über die Verhältnisse des Vetters Gustav", sagte Prill; „sie wäre sonst über ihre eigene Behauptung erschrok len," „Erschrocken?" Ich will Ihnen etwas anvertrauen, was ich ebenfalls als strengstes Ge- zu betrachten bitte, Gustav unerbittlich aus, indem man behaup tet, es bestände die Gefahr, daß sie hier Proselyten zu machen suchten. Ich muß Sie daher im Interesse un seres Vetters Gustav bitten, die höchste Diskretion zu wahren, und weiß wohl, wem gegenüber ich diese Bitte aussprecht." „Selbstverständlich", antwortete die Frau Geheimrat. „Selbstverständlich werde ich schon, um Ihren Vetter nicht zu schädigen, das Geheimnis wahren. Aber ich komme darüber gar nicht „Ja, es gibt tollkühne Menschen, derS als hier; vielleicht lebt eS sich nuch mit drei Frauen bequemer als mit einer einzigen, Konkurrenz ist die Seele vom Buttergeschäst, gnä- Paul Rausche war während der Unterhaltung des Vetters mit der Frau Geheimrat ein wenig zur Salz säule geworden. Mühsam setzte er sich jetzt wieder in Bewegung und sagte fast tonlos: „Aber Ernst, davon hast du mir noch kein Wort gesagt, daß Güstau Mormone und Gatte von drei Frauen ist!" „Er ist es ja auch nicht," entgeg nete Prill und schritt ruhig weiter. Wie gelähmt vor Entsetzen blieb Rausche stehen; aber da sein Vetter unentwegt weiterschritt, raffte er sich zusammen und ging ihm nach. binden?" fragte er entrüstet, „Weißt kommandiert und daß sie imstande ist, die Lüge, die du ihr mitgeteilt hast, innerhalb zweier Stunden durch „Ich hosse, sie tut es," antwortete Prill. „Es ist meine Absicht, daß sich die Nachricht von dem Mormonentum und den drei Weibern unseres Vetters Gustav hier verbreitet, bevor er schen Gründen, du Kohlkopf, und aus Berechnung. In der Tat denkt Gu stav daran, sich hier ein Weib z^u fallen, weil er sehr schüchtern und ohne alles Selbstvertrauen ist. Er versteht nicht, sicki in Szene zu setzen; er ist einer der bescheidensten Men schen, und solche spielen bei den Frauen keine Rolle. Will man die Aufmerksamkeit der Frauen erregen, Raubmörder sind für Frauen Perso nen höchsten Interesses, Sag einer Frau, daß ein Mann alle möglichen tiuten Eigenschaften hat. und er wird ihr gleichgültig sein. Sag ihr, daß dieser Mann ein Blaubart ist, um dessentwillen sich schon fünf Frauen das Leben genommen haben, und sie wird für den Mann das höchste In teresse besitzen. Ich wollte unserem Vetter und Freunde Gustav hier den Weg bahnen; deshalb habe ich unter in der festen Hoffnung, daß bis heute mittag die gesamte Weiblichkeit hier das Geheimnis kennt," „Und du denkst nicht daran, daß du den Vetter Gustav und dich selbst in die größten Ungelegenheiten brin gen kannst? „Ich wüßte nicht, was mir gleich gültiger wäre", antwortete Prill. komme ich einfach nächstes Jahr nicht wieder, und das ist vielleicht sehr günstig für mich. Was aber dem Vetter Gustav die Sache schaden soll te, weiß ich nicht. Wenn er hier Ernst Prill hatte seinen Zweck er basten Schüchternheit, „Aber stille seinen schamlosen Lebenswandel. Fräulein Felicitas Wendritzki sagte es direkt: „Ich sind«, der Mann hat etwas Tierisches im Blick," Barbara Groß, die Melancholische, erhob Protest und sagte: «Ich finde, er hat vielmehr etwa! Lauerndes im Blick." Mann hat einen scheuen Blick, und ich finde, das ist erklärlich. Er hat eben ein böses Gewissen und kann keinem „Ich meine, der Mann sieht harm los aus, und das ist das Ganze. Er scheint mir ein recht gutmütiger, lie- Bielleicht klopft er bei Ihnen nicht sch-»N ' I t ff l s St'llsch t felte, gesellte sich Helene Beck zu ihm und lustwandelte an seiner Seite, Sie führte das Gespräch und fragte Mah low, wie es ihm denn jetzt in Deutsch- Frau gibt sich zu solchen Sachen her! Die Weiber sind alle inferiores Ge sindel. ungebildete, willenlose Ge schöpfe, und von den Männern sind ebenfalls die meisten ungebildet, sonst würben sich nicht an die verrückten trogen«, sondern Betrüger." Der harmlose Gustav Mahlow war für Helene Beck ein Buch, in dem sie er die Wahrheit sagte. wie Helene Beck, war. Da nun beide kanntschast Monate alt. kehrten, führte Helene Beck ihren Be wo die „Kurkapelle" soeben ihre Me lodien-Greuel verzapfte. Das Auf- sehen, das Helene erregte, war, bei der Damenwelt wnigstens, geradezu überwältigend. Die Frau Geheimrat wollte Helene ignorieren, aber Helene rem Zimmer, bewegt von Gedanken. Diese Gedanken beschäftigten sich mit dem harmlosen, guten Kerl, dem Mahlow, der wirklich das Ideal ei nes Mannes war, wie sich ihn eine energische Frau nur wünschen konnte. Die nächsten acht Tage brachten sür die Damenwelt des „Kurortes" eine ununterbrochene Sensation, Helene und Mahlow schienen die Welt um sich herum vergessen zu haben, Sie gänge, saßen abends im Restaurant allein an einem Tische, kurzum: be trugen sich wie angehende Brautleute. Verachtung empfanden viele Frauen gegen Helene, aber es gab auch solche, die das arme Geschöpf auf das tiefste bemitleideten, das sich dazu hergab, die vierte Frau eines Mormonen zu werden. Endlich, nach einer Sensations woche, stellte Helene Beck frühmor gens auf der Promenade den nichts ahnenden Prill mit den Worten: „Wie konnten Sie schändlicher Mensch die Lüge verbreiten, Herr Mahlow sei Mormone?" Prill aber war ein „abgebrühtes' Subjekt und erklärte: „Ich habe es getan, um meinen schüchternen Better den Damen in teressant zu machen. Das ist mir auch gelungen, wie Ihr Interesse für Gustav beweist," Helene dachte einen Augenblick hätte mich ohne Ihre Lüge gar nicht für den lieben Menschen so interes siert, wie ich es getan. Nun machen Sie aber Ihre Schändlichkeit wieder gut, indem Sie zu der Frau Geheim stav nicht Mormone und mein Ver lobter ist. Die Frau Geheimrat, die hier die Stelle eines Stadtanzeigers vertritt, wird dann schon für die nö tige Publizität sorgen. Sonst dro hen Sie ihr eventuell mit einer ge- Prill. „Ich habe der Frau Geheim rat die Mormonengeschichte auf tiefste Verschwiegenheit anvertraut, wenn sii indiskret war, ist das nicht meine Schuld. Die Frau Geheimrat soll eine angenehme Viertelstunde erleben. Nebenbei gratuliere ich Ihnen und meinem Vetter zur Verlobung." Prill ging davon, und Helene be gab sich zu einem Rendezvous mit ihrem Bräutigam, Am Abend erreichte die Sensation ihren Höhepunkt. Man erfuhr, daß Mahlow nicht Mormone, und daß er der Bräuti gam von Helene Beck sei. Ebenso erfuhr man, daß die Frau Geheimrat ganz plötzlich abgereist sei. Paul Rausche aber sagte an jenem Abend zu Ernst Prill: „Du bist ein entsetzlicher Mensch, aber du hast recht gehabt," »«r Schon oft ist die Frage aufgewor fen worden, woher eigentlich das Sa ohne daß jedoch eine befriedigende Be antwortung erzielt worden wäre; denn selbst in Nachschlagewerken fin det sich keine sichere Erklärung. Ein ehemaliger Bonner Burschenschafter, der Gutsbesitzer Andrae Roman, der dort im Jahre 1843 die Universität bezog, behauptet nun, daß diese Sitte zuerst in Bonn geübt worden sei. Er erzählt: „Sie (die Burschenschaft ren Schutze der Professoren Dahl mann, Arndt und Bleek. Dagegen war der Universitätsrichter von Solo mon, genannt „Salamander", ein Freund der Korps, der Friedericia gar nicht gewogen; ebensowenig war er bei uns beliebt, und zunächst als Mißfallenszeichen bildete sich das Sa lamanderreiben bei Nennung seines Namens aus, das sich sehr bald in Erinnerung an seine sehr beliebten Zu Schiff über die Bergt. .Ceres" zur Abfahrt bereit. Noch Der vielgerühmte Götakanal. Eu ropas längste künstliche Wasserstraße, verbindet die beiden größten Städte Kaum ist eine Stunde seit dem Beginn der Fahrt verflossen, kaum hat man sich an der mit schwedischem d'hote der „Ceres" delektiert, so ist die malerischen Ruinen der alten Feste „Vohus Fort", deren trutzige Mauern, die der norwegische König nen einander zu beäugen. Man schließt Bekanntschaften und sucht scheinbar nebenbei, aber mit Argus augen den besten Platz für seinen Liegestuhl aus. Unser Dampfer, dem auf der ganzen Reise keinerlei Schrek ken der Wellengewalt drohen, gilt allen als ein schwimmendes Sanato samer ist, als die ausgezeichnete schwedische Küche auch auf dem Schiffe ihren Ruf bewährt. Bald nähert sich die „Ceres" der ersten Doppelschleuse, deren der fall, die einzige Sehenswürdigkeit des Städtchens „Lilla Edet", vermag das Interesse der Fahrtgenossen von dem Vorgang des Durchschleusens nicht abzulenken. Auch steht zur Be sichtigung der Wasserfälle Trollhät- DurchschleusenS noch elfmal. Trollhätta; der Name weckt alte Schulerinnerungen. Die weltbe ßen Sprühregen des schäumenden Gischtes, Eine breitspurige Fa brikstadt säumt von einer Seite den Menschenwerk hat sich den ungeheu ren Druck des Wassers dienstbar ge macht, Die berühmten Wasserfälle lend«n Metallbrücke, über die unbe wegliche Wasserfläche. « » » Uferhöhe emporhebt, ruft der helle Ton der Schiffspfeife die Passagiere an zurück. Und die men. Alsdann passiert die „Ceres" den goldenem Sonnenglanz durchleuchtet, neigt sich tief über die Wasserfläche hinab. Dann wieder teilt sich der in der Ferne sichtbar. Und an der schmälsten Stelle des Kanals bezeich net ein Denkstein aus starrem Gra- Vik - See, Jenseits des Sees fes sondere Aufmerksamkeit: die Fors vit - Schleuse ist's, die älteste des das Jahr 1813 gebaut, ist sie noch in ten. Von Forsvik gleitet das Schiff in' rascher Fahrt über den winzigen Bottfee, dann durch einen ganz schmalen Kanal von 457 Meter Länge an der hundertjährigen Fe- Vettersee, dessen Wasser so llar ist. In Motala, der bedeutendsten Jn sichtigung gerüstet, harrt alles dem Wink des Kapitäns. Und gleich ei nem Schwärm freigelassener Vögel seine letzte, selbstgewählte Ruhestätte. Von Motala aus folgt jetzt der Kanal, der nun den Namen Oest talaström", der durch eine liebliche Tallandschaft führt. Dann senken sich zum zweiten Male des Abends stadt, der Stadt der tausend Blicke! Mann in Europa", womit wir be kanntlich die Türkei bezeichnen, ist ob gleich seine Aktualität heute mehr denn je außer Frage steht, schon ziem lich alten Ursprunges, Nur wenigen dürste bekannt kein, daß diese Bezeich nung geprägt und wohlverdientes Ende finden! Das Wort des französischen Spötters vom „tranken der aus den letzten Beim Heiratsvermitt ler, „Haben Sie vielleicht eine Da me mit hellblondem Haar am La ger?" .Augenblicklich nicht. Aber ich kann ja eint färben lassen." Verfrüht. Herr (in der an tiken Gemäldegalerie): „Friulein. lie ben Sie Mich—" Dame (dem Herrn in die Rede fallend): „O ja, von gan zem Herzen," Herr: „Aber lassen Sie mich doch ausreden, ich wollte Sie nur fragen, ob Sie Michelange los Werke lieben.' Eine Eichhörnchen . Jagd. Eichhörnchen spielt, Der Jäger zielt. — Mnte sinkt. Eichhörnchen leck, Ueber'n Jäger weg. Eichhörnchen wettert. '«Wichen Mw^chs^ ger trifft nischt. Da auf die leidende Menschheit man Als Arzt dich losgelassen, Glosse. »Es gibt eine Klasse Menschen, die nie etwas Rechtes aus eigener Kraft hatte es so wie so der Konstabler ge Es bewohnt
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