PieNtisenachZkariev. (4. Fortsetzung.) Martina sprang gleich auf. Sie war in der richtigen Stimmung. Ei nen so schönen Abend hatte sie schon lange nicht erlebt. Es war so ge mütlich, so ungezwungen heiter im Kreise dieser Familie. Der Ober meister nahm so recht die Stelle des Hausherrn ein. Und die runde, freundliche Frau paßte wie keine andere in diesen Kreis, ebenso das schlanke, schelmische Rosl. Ob sie nicht ein wenig für ihren hübschen Vetter schwärmte? Martina trug diesen Gedanken schon den ganzen Abend unbewußt in sich herum uno ten sich oft, stritten sich lustig, doch einen heißen Blick hatte sie nicht aus, gefangen. Sie trat zum Klavier und wählte unter den Noten und sah gleich das jauchzende Frühlingslied von Jensen: Sie sang mit der ganzen unbe wußten Liebesseligkeit. Selbstver gessen ruhten ihre Augen auf dem illhngeschnittenen Gesicht des jungen Malers. Jauchzend schloß sie: »Sie ist dein, sie ist dein!" Sie hatte sich selbst zu ihrem Ge sang begleitet und spielte eine Weile Wagners Meistersingern: „Winter stürme wichen dem Wonnemond". Es lag etwas Aufwühlendes in dem Lied, eine schmerzlich süße Wol lust, Leidenschast und reife Weibes feqnsucht... Als sie plötzlich ihren Sang be endete, saßen alle eine Weile stumm gefüllt hatte. „Fräulein Martina kommen Sie, bitte, bitte, öfter zu uns." Der junge Velten sagte nichts. Aber Mör schied stumm die Hand, fest ruhten ihre Blicke ineinander. Und leise, oh ne daß es die anderen verstanden, sagte er: „Auf morgen nachmittag." Martina nickte, und noch lange klang in ihr das hoffende, sehnsüchtige: „Auf morgen". Vergessen war die vergessen der Vorsatz, nie mehr in den Wald W geh«». hWte nvr das eine: „Wäre es erst wieder nachmit tag. Und soll die ganze Welt dage gen sein: ich gehe." Tiefblau spannte sich der Himmel über die sonnige Welt. Es war ein Werden und Wachsen, ein Blühen und Dusten, daß die Menschen aus «Ja, sehr gerne. Ich beginne schon, „Mir geht der Wald über alles. de. beim Rauschen der Bäume ge träumt habt. Die besten Ideen, die ich hatte, kamen mir im Walde, vom Walde." „Wieso kommt dass" „Wer weiß! Vielleicht macht es nur ich. Nein, Tausend« vor mir haben den Wald in Liedern und Gedichten besungen, haben den Zauber eines deutschen Waldes emp> funden. Jede tiefe, poetische Natur liebt den Wald, findet Ruhe und te sie Glicht mitreden, es war ihr ein fremdes Gebiet. Sie fühlte dann immer, daß sie in ihrem Leben etwas Schönes versäumt hatte, das sie nichl mehr nachholen könnte. Aber sie freute sich trotzdem, mit Velten die Waldespfade wandern zu können. Ihr Blick schweifte die Straße zu- die Wiesen. Und als Martina so näherte. Aus der Wolke löste sich im Näherkommen ein Automobil los. Das hielt vor den beiden, und Mar tina sagte: „Mein Gott, was soll denn das? Das ist doch nicht mein Auto?" Großstadt, des Reichtums. Sie und trat zu dem Bilde. Interessiert liebste Gräfin, woher Sie kommen! Ausgerechnet hierher in das Nest.' Gras Erich, ein junger Lebemann cht d s j inge Mäd ler ab, der noch nicht zehn Worte ge sprochen hatte. Ganz ernsthaft be stätigte sie: entführen. Wir sind bei Graf Schaff da machien wir die kleine Reife hier her. Wir waren erst bei Ihrer Frau Tante, und die wies uns hierher. Da Wir bleiben noch zwei Tage auf und reisen dann für ein paar Wochen nach Bad Rein derspruch gibt's nicht." Martina stand zweifelnd. Sollte sie die begonnene Frühlingsidylle un terbrechen? Sie sah zu Velten hin. Der hatte sie eine» kurzen Augenblick gungen der Männer, der vornehmen Welt. Sie sagte rasch zu. Sie sah dabei auf Velten, dessen Lippen jetzt ein leises, ironisches Läch:!n um spielte. Sie sah nicht, daß Schmerz und Bitterkeit in dem Lächeln lagen, laut: langweilte mich ja zum Sterben hier in dem Neste. Wir fahren doch gleich?" Moment Geduld. Der Chauffeur richtet nur eine Kleinigkeit an dein Leuchten über ihr Gesicht: Velten kam beiliegenden Dinge an sich und sah erst auf, als der Maler vor sie hin trat. „Fräulein Martina wie können Sie uns so verlassen? Hatten Sie schon so große Sehnsucht?" Er schien ihr blasser als sonst, und seine Lippen zuckten ein wenig. Sie stand unschlüssig vor ihm. Es war lautlos still um sie. Die Fichten ver sperrten jeden Avsblick von unten her, »?d nur der tiefblaue Himmel sah zu ihnen hernieder. Velten sagte wieder, da Martina schwieg: „Warum wollen Sie fort? Und wann kommen Sie wieder? Was werden wir unterdessen beginnen der Onkel Fritz wir alle?" „Ach ja. der Onkel Fritz! Ich vergaß ganz. Gestern gab er mir diesen alten Georgstaler ich ver sprach, ihn nach Wien zu sende», um ihn prüfen zu lassen. Er ist na türlich nicht echt, doch will ich ihm eine Freude machen. Ich will ihm sagen, er sei echt, und man will ihn von ihm erwerben. D« darf er aber die Münze nicht mehr bei mir sehen. Möchten Sie sie zu sich neh men? Vielleicht als Andenken an mich und an die wenigen Frühlings stunden?" Sie hielt ihm den Taler entgegen, und er griff hastig danach. „Ich nehme ihn gern, Fräulein Martina er wird ein Bürge sein, daß Sie bald wiederkehren. Ich werde ihn stets bei mir tragen nichts soll mich von ihm trennen." Martina war so ernst, so eigentümlich. Sie sagte: „Ich muß nun gehen auf Wiedersehen!" Er küßte ihr nicht die Hand, wie es der Graf getan. Aber er drückte fest und warm ihre Finger. Dann lief sie den Weg hinab, und Velten blieb regungslos stehen. Er stand noch immer, als das Automobil fau chend die gelbe Landstraße zwischen den grünen Wiesen dahinsauste. Dann kehrte er mit finsterem Gesicht zu seinem Bilde zurück. Den alten Taler steckte er in sein Portemonnaie und saß dann lange gedankenvoll vor der verschwindenden Landschaft mit den grauen Stämmen. Dann fagie er leise vor sich hin: „Ich fliege, mir scheint, wieder ein mal zu hoch. Eine leidige Angewohn heit! Ein unglückseliges Erbe!" ten sie ein anderes Aussehen, die dü steren, schattigen Zimmer. Sie wa: nicht enttäuscht gewesen, wie es ihr Mann gefürchtet hatte. Sie liebte die alten, winkeligen Häuser uno hegt, in einem solchen zu wohnen. Und der alte, herrliche Garten! Da konnte man an hundert Plätzen sin nen und träumen, wie sie es so gern tat. Nur eines gefiel ihr nicht, das war die Frau des Hauses, der Fa ein leiser Schauer über die Gliede: rann. Was hatte sie dieser Frau ge tan, daß sie ihr die Abneigung bei hatte sich Hals über Kopf in eine Flut von Aenderungen gestürzt. Sie sah ihn kaum mehr, höchstens nur bei Tische. Und da sprach er von nichts anderem als von den neuen Betriebes. Nun, ich kehre mich nich! viel an ihre Blicke. Ich habe ihr Wort: ich darf ändern." konnte sie nicht, nicht das einfachst: Bild. Das bereitete ihr fast körper liche Schmerzen. Und sie wußte kein anderes Mittel, keinen anderen Weg. Es war heiße Nachmitiagssiund«. Die beiden kleinen Knaben Gertas dämmerigen Kinderzimmer. Die Fenster standen offen, und die heiße Mittagsluft strömte herein. Gerta ging ruhelos durch die Räume. Sie Stadt. Ob die schöne Nichte Frau Langenscheits schon zurück war? Man erwartete sie täglich. G-rta chen. Wie sich zu ihr stellen feindselig wie die Tante? Der Garten lag einsam und schat tig im Sommerglnze, Da ging Ber ta hinaus und wanderte ziellos in den Gängen herum. Da sah sie zwi schen dem Grün einer Jasmingruppe eine Hängematte schweben, und darin lag ein Mädchen mit blondem, krau sen? Haar. Sie lag träumend, mit großen, offenen Augen. Gerta trat leise herzu. Und da richtete sich die schlanke Mädchenge stalt empor und sah die fremde Frau fragend an. Frau Gerta war nicht eigentlich schön, doch von vornehmem, vergeistigtem Aeußeren. Das dunkle, schlichte Haar rahmte ein schmales, seines Gesicht mit regelmäßigen Zü gen und grauen, verträumten Augen ein. Martina kam die lautlose Er scheinung fast unheimlich vor. Sie sprang aus der Hängematte, und Gerta sagte bedauernd: „Schade, daß ich Sie störte, es war ein schönes Bild. Sie sind die Nichte Frau Langenscheits?" „Ja, ich bin Martina Strohall. Und Sie sind Frau Heide?" „Ja, Gerta Heide. Ich bin froh, daß Sie im Hause sind, liebes Fräu lein, es wäre sonst sehr einsam und düster." „Aber Sie besitzen doch Mann und Kinder! Zwei so herzige Kerlchen. Ich sah sie gleich gestern bei meiner Ankunft." „Sie sind noch so klein. Man kann noch nicht viel mit ihnen ansan gen. Und mein Mann ist den gan zen Tag in der Fabrik beschäfttqt. „Nein, noch nie. Ich nahm es mir zwar immer vor doch jetzt war ich so lange fort beinahe ei nen ganzen Monat. Es war so schön draußen in der Welt. Hier ist es langweilig und einsam. Ich will auch gar nicht lange mehr hier bleiben. Höchstens noch einen Monat. Dann gehe ich mit Bekannten nach Herings dorf." „Das ist schade. Sie sind benei denswert. Ich möchte auch einmal hinaus mir wird es oft zu eng an einem Orte ich habe noch nicht viel von der Welt gesehen, trotzdem ich mir's von Jugend auf wünsche. Aber ich weiß auch ganz genau: wäre ich fort, draußen, zöge es mich wie der zu den Meinen zurück. Der Mensch ist nun einmal so. Es lockt ihn immer dem Unbekannten, Unerreich- Die beiden Freuen schwiegen eine Weile, und jede dachte von der ande ren: „Wie ist dein innerstes Wesen? Könnte man dir vertrauen?" Und ob gleich sie beide aneinander Gefallen fanden, blieb doch ein Rest von Miß trauen, ein leises, kaum bewußtes Die Zerstreuungen fehlten ihr jetzt, die Huldigungen der vornehmen Welt. Und sie hatte sich doch hier erwarten können, an dem sie das stille, alte Städtchen wiedersehen konnte. Und jetzt war sie hier, war schief die Straßen, alles war ver staubt und matt. Auch an Veltens Haus war sie langsam rorUbergegan bei Veltens zu Gast gewesen sei. Er bitten. Wie spießbürgerlich! Sie war noch gar nicht entschlossen, ob sie hingehen sollte. Jedenfalls wollte sie nicht all sinchen neben ihm. Martina sagte jetzt zu Gerta, die ganz versunken dastand: „Es ist sehr heiß hier unten wollen wir nicht ein wenig zu mir hinausgehen? Oben wird es kühlir sein. Kommen Sie mit mir, gnädige Frau!" „Worum sagen Sie gnädig« Frau zu mir? Das klingt so steif und feierlich. Heißen Sie mich, bitte, Frau Gerta. So großer Altersun terschied ist ja zwischen uns nicht Ich bin erst 24 Jahre." .Martina nickte freundlich und nichte der jun gen Frau ihre feine, schlanke Hand. Es kam ihr plötzlich das Bedürf nis, jemand näher zu sich heranzu ziehen. ein« Altersgenossin zu haben. Sie fragte: „Musizieren Si« viel leicht?" „Nein, leider nicht, obgleich ich Musik leidenschaftlich liebe. Mein Man geigt wunderschön, besonders im Dunkeln, w«nn alles still um ihn ist. Da quellen oft fremde, süße Melodien unter seinem Bogen empor und ich sitze in einem Winkel und könnte schluchzen und weinen. Ich aber habe, glaube ich, gar kein Ta lent." „Eine Gattin und Mutter braucht auch keines, denke ich mir, wie nur zu lieben. Wenn ich «inen Mann hätte, mit dem ich mich ganz eins fühlte, der mich zu seinem Leben, zum Glücklichsein brauchte, dann wünschte ich mir nichts weiter aus der Welt. So werde ich immer denken; «r wollte nur mein Geld nicht G«rta schritt schweigend und nach denklich neben Martina her und dachte zum erstenmal ganz ernsthaft über ihre Eh« nach. War sie so ganz eins mit ihrem Manne? Sie wußt«, als Mädchen hatte gemacht. Aber das waren wohl noch überspannte Mädchentcäume, wie sie jedes Mädchen träumt. Und auch das konnte sie mit Gewißheit sagen, ihr Mann brauchte sie nicht unbedingt zu seinem Leben, zum Er Frau, die ihre Pflichten erfüllte und nicht abstoßend wäre, ebenso zufrie den gewesen. Es war eine ruhige, kühle Ehe. wi« tausend ander«. Gerta wußte sich zu erinnern, daß sie im Ansang unglücklich, enttäuscht gewesen, daß sie sich aufgebäumt hatte, gegen sol ches Nebeneinander. Und war dann doch ruhig und stumpf geworden, und nur ein leises Sehnen war in ihrer Se«le zurückgeblieben Die nimmer schlafende Sehnsucht nach Glück. Ihrem Mann durfte sie mit solchen Sachen nicht kommen. Er konnt« grüblerisch«, Lbtrspannte Frauen nicht leiden. Er sagte immer: „Glück! Mas ist Glück? Das ist die innere Befriedigung, die aus dem Gleichklang von Wollen, Können und Müssen er wächst. Ein anderes Glück ist Schein und nicht gesund." G«rta schwieg ihrem Mann gegen über schon lange von ihren Wünschen und Sehnen, Es war zu unbestimmt, hatte keinen Namen. Aber sie wußte: di« Erfüllung müsse noch kommen, einmal im Leben. den schattigen Fabrikhof. Dort war heut« kein so reges Leben wie sonst Der Motor arbeitet« nicht, die Tü ren zu dem großen Arbeitsraume standen offen, doch die Webstühle und Maschinen sausten nicht wie an dere Tage. Mariina sagt« verwun dert: „Was ist da heute los?" „Ich weiß nicht. Mir scheint, mein Mann sagte, es würden heute ei nige neue Stühl« aUsgtstellt. Dort ist er übrigens. Auch Frau Langen scheit." Sie schritten zu den beiden hinüber, di« im eifrigen Gespräch vor ein«: n«uen Doppelspulmaschine standen. Heide erklärte der Frau eifrig die Vorteile der neuen Maschine und sag te gerade, als die beiden Frauen hin zutraten: „Sie sollten einwilligen, mehr Ja quardmaschinen aufzustellen, gnädige Frau. Wir sollten mehr Blusen- und Kleiderseiden herstellen. Auch Mö belseiden. Für die Artikel, die wir jetzt verfertigen, wie Futterseiden, We sten- und Juponseiden haben wir schon zu viel Konkurrenz." Frau Langenscheii sagte: „Nein. Herr Direktor, ich kann mich dazu nicht entschließen. Da müßten wir ja vor anderem einen tüchtigen Mu sterzeichner haben. Und glauben Sie, daß die so zu Dutzenden in der Welt herumlaufen? Das müßten dann ganz aparte, künstlerische Zeichnungen sein, noch nie dag«we>ene Muster. Sonst hielten wir die Konkurrenz auch nicht aus." Sie brach ab und wandte sich zu ihrer Nichte: „Nun, Martina, kennst du schon Herrn und Frau Direktor Heide?" Herr Heide sagte lach«nd: „O ja. mein« Buben vermittelten gestern abend die Bekanntschast mit Fräulein Martina. Nicht wahr? Und mit meiner Frau haben Sie sich auch schon gefunden?" Er sah bewundernd aus Martina, die in ihrer blond«n, vornthmen Schönheit vor ihm stand. Äine Blicke drückten ganz unverhohlen sein Gefallen aus. Gerta und Frau Lan genscheii sahen die Blicke, und bei der Augen trafen sich. Höhnisch und feindselig war der alten Frau Gesicht, und Gerta empfand ein wehes und doppeltes Unbehagen. Warum sah ihr Mann daS junge Mädchen so entzückt an? Und weshalb dies« F«indseligk«it von Frau Langen scheits Seite? lauerten Gefahren in jedem Winke! des alten Hauses. »Ihr« Frau lernt« ich im Garten kennen, soeben. Ich freue mich, daß ich «inen so ang«nehmen Umgang ge funden habe. Ich hört« von ihr, daß Sie ein vorzüglicher Violinist sind. viel Zeit? Die letzten Wochen hatt« mer schütztest du Arbeit vor." „Ich hatte sie auch, mein Kind, das wird nun besser. Und «in wenig Erholung muß man sich auch gönnen. Du weißt, Musik ist mein alles. Wir können gleich dieser Tage einen Abend festsetzen." Martina rief lachenden und leuch tenden Auges: „Ich freue mich unendlich darauf. Herr Direktor. Wir spielen gleich morgen abend, nicht?" „Warum nicht heute?" „H«ute bin ich versagt. Tante, ich vergaß, dir zu sagen, daß Onkel Fritz und ich zu Veltens gehen zur Jause und wahrscheinlich spät wie derkommen." Dir«ktor Heid« sagt«: „Wissen Sie nicht, wie «s dem Obermeister geht?" „Wieso? Ist er trank?" „Er soll sich gestern bei einem Aus flug« den Fuß ixrstaucht haben. Er kam deshalb heute nicht zum Auf stellen d«r Maschinen. Ich kann ohne ihn nicht gut etwas machen. Ich will später auch zu ihm gehen um mich zu erkundigen, wie es ihm geht. Gerta, du kennst die Familie noch nicht näher willst du mit kommen?" Sonst hätt« Gerta wohl abgelehnt. Sie fühlte sich nicht wohl bei gan, fremden Leuten. Doch zuckte der Ge danke in ihr empor, Marlina geht auch hin sie werden dann zusammen gehen— das allein trieb sie, sofort Man verabschiedete sich jetzt. Alle reichten einander die Hand. Und Heide sagte: „Also aus Wiedersehen, Fräulein Martina, melden Sie uns einstweilen an. Wir kommen so gegen k Uhr nach". Der Tag begann schon, müde zu werden und die Sonne wars lange Schatten, als der Direktor mit sei ner Frau die Fabrik verließ. Sie gingen durch die schmale Kirchengasse, die direkt aus den Stadtplatz führte, in dessen Mitte das Rathaus stand. Das Haus Veltens lag ein wenig au ßerhalb am Ende einer Gasse. Es war da» letzt« Haus, und di« Land straße nach Preußen führte daran vorüber. Heide sagte „Wir Haben's gut getroffen. Gerta, nicht? Ein wunderschönes, nettes reines Städtchen, angenehme Woh> nung. sehr lieben Verkehr im Hause." „Find« ich gerade nicht. Georg. Ist Frau Langenscheii sehr lieb? Vielleicht zu dir. Mich muß sie förmlich hal fen. Sie spricht kaum mit mir. Aus welchem Grunde weiß ich freilich nicht. Aber du findest wohl auch nur Fräulein Martina sehr lieb. Wie du sie imsahest!" G«org Htid« lachte: „Bist du wie der eifersüchtig? Sie ist sehr hübsch und fein. Und ich kann mir nich» helfen, ich sehe hübsch- Frauen lie ber als häßliche. Du wirst schon ent schuldigen müssen, ich werde Fräu lein Martina noch oft so ans«hen." Gerta schwieg und preßte die Lip pen zusammen. So traien sie schwei gend in den kühlen Hausflur und wollten soeben die Treppen hinausstei gen, als das Dienstmädchen mit Gläsern von oben kam und sagte, die Herrschaften wären im Garten. Es war kein so großer, schöner Gar ten wie d«r der Frau Langenscheii, doch gab es eine Menge Waldbäume darin, weite sonnige Rasenplätze und unter Kastanien ein wunderschönes Plätzchen sür «inen Tisch mit Sesseln rundum. Der Obermeister Velten saß in einem Lehnstuhl am oberen Ende der Tafel, der kranke Fuß lag eingewickelt auf einem kleinen Tabu rett.. Die rundliche Hausfrau kam den beiden gleich .-ntgegen und führ!« sie mit freundlichem Geplauder an den Tisch. Gertas Blick flog umher. Neben dem Hausherrn laß fein jun ges, schlankes Töcht«rlein, das j«tzt schelmisch knickste und dem Direktor Platz machte. Weiter unten, vom Schatten der Kastanien grün beleuch tet. lehnte Martina mit kühlem, stol zem G«sicht. Ihre Finger spielten nervös mit ein paar langstieligen Blumen. Sie schien gar nicht zu den einfachen Leuten hier, nicht in den schlichten Bllrgergarten zu pas sen. Weshalb si« nur überhaupt hier war? Sie neigte den Ankommenden flüchtig lächelnd den Kopf zu, nur für Heide hatte sie «in helleres Lä cheln. G«rta bemerkte es mit eifer süchtigen Augen. (Fortsetzung folgt.) Doppelfinnig. „Na. Anna, willst Du Dich denn nicht bald trauen lassen?" Für »ie Küche. Johannisbeeren - Kom pott. Schwarze Johannisbeeren.il» Beilage zu Braten. Quart Wein essig, V 2 Psund Zucker werden ge kocht und heiß über ein Pfund Bee ren geschüttet. Nachdem die Maise ungefähr 10 bis 12 Stunden gestan den, wird diese nochmals aufgekocht» ht>ß die Gläser gefüllt und letztere Speckl infen. Gute, sorgfäl tig verlesene, über Nacht eingeweichte Linsen werden in dem Wasser, in dem sie eingeweicht waren, mit etwn» Salz, etwas Petersilie, einer kleine!« Zwiebel und etwas Pfeffer langsam weich gekocht, durch ein Sieb gegossen und auf heißer Schüssel angerichtet. Dann gießt man in Würfel geschnit tenen, auf gelindem Feuer gebrate- Speck samt dem Fett darüber. Der Ochsenschwanz wird gereinigt, in kaltes Wasser gelegt und dann in Stücke geschnitten. Am besten schnei det man da, wo die Gelenke sind. In einem Kessel läßt man 2 Eßlöffel Abfüllfett hellbraun werden, gibt die Schwanzstücke hinzu und bräunt sie unter festem Umrühren leicht. Dann gießt man 2 Quart kaltes Wasser hinzu und gibt 1 große Zwiebel, sein gehackt, 1 Stange Sellerie, 1 Gelb- Wurzel, 2 Nelken, 5 Pfefferkörner» 2 Lorbeerblätter und Petersilie zur Suppe. Man simmert dieselbe we nigstens 4 Stunden, schöpft das Fett gründlich ab. serviert die Suppe sehr heiß mit einem Stück des Schwanzes in jedem Teller. Roter gemischter Salat. Zwei bis drei gut gewaschene, mit der Schale weichgekochte rote Rüben, die später abgeschält und in Scheiben ge schnitten werden, ebenso in der Schale gekochte, abgezogene und in Scheiben geschnittene Kartoffeln (ungefähr I>4 Pfund Salzkartoffeln) und ein hal ber Kopf recht fein gehobelter Rot kohl werden gemischt, aber vorsichtig, damit die Rüben- und Kartoffelschei ben ganz bleiben. Dann macht man. eine Sauce aus gutem Speiseöl, Pfef fer, Salz, mildem Essig und etwa» Zitronensaft, wen» man will, auch et was Zucker und Brüh« oder etwa» von der Brühe, in der die roten Rüben gekocht worden sind, mischt den Sa lat gut durch und schmeckt ihn ab. Pikantes Kartoffelmuk. Die geschälten, in Stücke geschnittenen Kartoffeln werden in Salzwasser gar zekocht, abgegossen, abgedämpft und dann durch den Kartoffelquetfcher gedrückt. In einer Kasserolle läßt man etwas Milch erwärmen, gibt ein Stückchen Butter dazu, schüttet die Kartoffeimasse hinein und kocht sie unter beständigem Rühren recht glatt. Wird das Mus zu steif, muß genü gend Milch nachgegossen werden; man tut daher gut, diese Reservemilch ge wärmt bereit zu halten. Das Mus wird dann nach Salz abgeschmeckt, schnell mit Obertassen voll geriebenem Schweizerkäse durchze gerichtet. Gebackenes Hirn. Das Hirn, wird in lauwarmes Wasser gelegt und schön abgehäutet. Nun salzt und pfeffert man dasselbe, wendet e? verklopftem Ei und dann in Englisches Beefsteak. Unr ein gutes Beefsteak zu bereiten, emp fiehlt es sich, das Fleisch, daß man drei Zoll dick vom Filet schneidet, leicht flach zu klopfen, aber nicht z>! Seite gedreht und dies mehrmals wie derholt, bis es fertig ist. was in vier bis acht Minuten je Aus diese Weise behält das Fleisch seinen Saft, und das Salz, das erst im letzten Augenblick dazu kommt. Bayrische KartosfeltlS große Klöße, die man in siedendem, leicht gesalzenen Wasser 15 Minuten kochen läßt. 2) rohe, geschälte, geriebene und ausgepreßte Kartoffeln und zwei klein geschnittene, mit sie feln sozusagen Entfernt - man nicht alle WWgkeit, so werden die Klöße klitschig.
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