Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 05, 1913, Image 3

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    DerßauervomWald.
Erzählung von Anton Pcrfall.
s 3. Fortieyung.»
Das war noch qualvoller. Das
Gesicht schmerzte ihn von dem stän
digen Anprall der- Tiere. Er mußt«
sich setzen, die Sinne schwanden ihm.
Eine Stimme weckte ihn, eine wei
che Berührung, und als er die Au
gen aufschlug, traf ihn greller Licht
schein. Rosl kniete neben ihm, strei
chelte sein Haar, rief flehentlich der
Namen Vater, während der alt«
Grimm besorgt sich über ihn beugte,
eine Laterne in der Hand.
Im ersten Augenblicke fand er sich
nicht zurecht, dann schämte er sich
seiner Schwäche, die ihn zu Boden
geworfen. Er lachte und versuchte
über die dämonische Schmetterlings
jagd zu scherzen. Er habe halt ein
wenig zu viel erwischt heute Slbend
„No, Rosl." sagte er dann plötz
lich. sich erhebend, „was weinst denn?
Lach do, lach do! Jetzt hast ja 's
Spiel g'wonna. Was is denn a
Wald gegen an Buab'n wie der Ferl,
net wahr, Rosl? Net wahr, Alter?
Er lachte wild auf.
Rosl packte das Entsetzen. Am
Ende hat ihn der Schrecken um den
„Bater! Liab'r Vat'r!" flehte sie.
„Ich will ja gern auf all's verzicht'»,
aus den Ferl, auf all's Glück im
Leb'n, wenn unser Herrgott das Un
glück abwend't von unsern Wald. Bei
unserer liaben Frau vom heilig'»
Berg schwör ich's. Bater, schau net
so wirr, hab Erbarmen mit Dein'
Krabsentte wie e n endloser Schnee
Schmetterling kann ihn z' Schand'n '
Micken. D.inn, tkwte.
jähr, wenn 's Gottes Will'» is."
„'s is aber »et sein Will'»." Jo
sliag'n."
An der Hand Rcsls wankte er
fort, dem Hofe zu. Der Alte hörte
noch lange seine Stimme, unterbro
tung.
Johannes hörte nicht auf, an der
Seite der zitternden Rosl sich selbst
zu verhöhnen, sein ganzes Lebens
werk. Als er aber aus dem Walde
trat und hinausblickte zu dem Hose,
. hielt er ein in seinem stürmischen
Gange.
Da ging es lustig her! Es war
wirklich drollig anzusehen, die rein
ste Hölle! Ein Scheiterhaufen war
angezündet, und um die prasselnden
Polentz. Herr Fritz spielte die Gui-
Höbe hinan.
.Die Paare hielten erschreckt im
Tonze Inne, als plötzlich der Bauer,
beschmutzt, das Htnid zerrissen, das
Haar zerzaust, im Kreise erschien.
Als er »ber wider Erwarten mit
«instimüite in den Jubel: »Nur auf-
sein bei dem Tanz!" Da ging d<>
Jubel erst recht los, und Herr Po
lentz. dem die Bowle schon arg zu
„Was ist denn dabei, alter
Freund? Spaß! Im schlimmsten Fal-
Jahr. Lassen Sie nur mich machen!'
Johannes fiel jetzt die plötzlich so
Jetzt sah Matthes die geeignete
treffen der Katastrophe, welche sei
nem sehnlichsten Wunsche Vorschub
leistete, hatte Ihm Mut gemacht. Sc!
stand und stellt? sie Ihm als seine
Braut vor.
Der Bauer versuchte erst, sich zu
recht zu finden. Eine derbe Weige
rung, steckte ihm in der Kehle, dann
aber verwirrten sich rasch wieder sei
ne Gedanken bei dem Betrachten des
weißen Gewirbels um Ihn her, und
er gab sie lachend zusammen.
„Ja sreili, nur zua! A hohe Ehr.
so a schön's, nob'ls Fräul'n. WaS
is denn a Bauer? Ueber Nacht da
hin. Seid's lustig, Kinder!"
aus auf das Brautpaar. Johan
ne? hob nur das Glas, kein Laut
kam Der seine Lippen, dann „fiel
er zurück auf seinen Stuhl.
Herr Fritz allein lachte und riß
einen schlechten Witz, alle die Ande
ren beschlich ein unheimliches Ge
fühl.
Matthes, gefolgt von der aus ih
rem Glückstauniel jäh erwachten
losen in das Haus.
Das Fest hatte mit einem schril
len Ton geendet. Man sijhlte sich
unbehaglich, ein Rest von Schamge
fühl regte sich. Das verhinderte je
doch Herrn Polentz nicht, seiner
Wanda noch einmal die Hand zu
„Das hast Du gut gemacht. Der
Matthes ist ein reicher Man» das
nächste Jahr."
In einer Viertelstunde war Alles
dunktl und still im Hose. Nur der
Holzstoß im Garten verglomm kni
siernd. von einer Wolke Schmetter
lkltzell uln die der Brand
geruch der geopferten Genossen nicht
abhielt vom glühenden Verderben.
Unten aber im Wald will dn»
Millionsache Flirren, Knistern, Gau
keln 'und Flügelschlägen nicht en
den. Ein erbitterter Kampf hebt an
um jede Rlndenritzc, welche geeignet
erscheint, schützend die Brut auszu
nehmen. Ein großer Gedanke bewegt
alle diese kriechenden, schwirrenden
Leiber, diese . Milliarden tastender
Fühler, die Sorge für das künftige
Geschlecht, für die Erhaltung der
Art.
Rastlos vollzieht sich im ' Schwei
gen der Nacht die unglücksschwange
re Saat.
3. Kapitel.
Das war ein seltsamer Winter
auf dem Hofe des Bauern' vom Wald.
Die Lüge hatte sich verschanzt hinter
gaben. Jedes verbarg sein wahres Ge
sicht.
Matthes hütete sich, den Namen
Polens nur auszusprechen, da der
Vater die Ereignisse jener Nacht nie
erwähnte, ja. mit sichtlichem Unbe.
Hagen an der bloßen Möglichkeit ih
Matthes durchschaute auch die
Gründe. Erstens schämte sich der Va
ter seiner tollen Auffllhiong von da
die ganze Sache vorderhand ruhen zu
lassen? jedes vorzeitige Aufrütteln
konnte Alles verderben.
Johannes hingegen .heuchelte völ
lig, Ruhe und Gelassenheit, als ob
er daran gar nicht denke, was lauerte
draußen, hinttr den harmlosen Ge
sichtern Haufe Dabei magerte er
schnell ganz weiß. Nie machte er
eine Aeußerung über den Wald und
schließlich die Winterarbeit.
Auch die sonst >o blühende Rosl
war wie ausgewechselt. Keine Spur
mehr von ihrer früheren Heiterkeit,
die das ganz« Haus erhellt hatte. Ihr
Singsang. d«n si« dann und wann,
lichst unbefangene Miene zu zeigen.
Zweimal fuhr Matthes auf meh
rere Tage in die Stadt. Johannes
brach Johannes los, und es fehlte
nicht viel, daß dieser eine Anlaß all«
Bestrebungen der Zurückhaltung zi>
nicht« gemacht hätte.
nem Hammerschlag Widerstand lei
steten. Was halfen da die alten Hcklz
knechtsprüche des Grimm, dem selber
Angst stieg.
Das Leben war vvll erwacht!
Eines Morgens entdeckte des Bau
ern schon geübtes Auge die erste
Klllinpchen bewegte sich in einer Rin
denfalte. Und bis zum Mittaa ging
schon ein seltsames leises Rieleln
durch den Wald, welches die Be
wegung der Milliarden Körperchen.
das Fallen von Nadeln und Rinden
stäbchen verursachte. Ein Sonnentag
hatte alle <ie ungezählten Hullen ge
sprengt, dieses Meer von Leben ge
weckt.
Johannes dachte unwillkürlich sei
im Stande gewesen, nur eine Klage
laut werden zu lassen. Er beuate de
mütig das Haupt unter der Größe
des Verhängnisses. Ja, selbst dem
Versuche des treuen Grimm, welcher
die Jugend des ganzen Dorfe» auf
bot zur Raupenjagd. stand er völlig
gierde die Fortschritte des Prozesses,
der sich unter den günstigsten Mit
terunosverbältnissen mit unheimli
cher Raschheit vollzog.
Der Fraß hatte begonnen! Graue
bedeute.
der hinein kranken, erschöpften Greise
glich.
Selbst Matthes und die Mutter
bin aus dem heißen, bestaubten Le
ven, von uralter Sehnsucht gepackt!
Ob du in 'glühendem Sonnenbrand
ruhst, von lausend , Lichtern und
Schatten durchspielt, oder die Nacht
herab sich senkt auf die flüsternden
Wedel und Zweige. Nebelschleier
deine Wipfel peitscht, fahle Blitze
> gehend? mit einem feierlichen, roten
Schimmer überströmt, immer bist Du !
sichtiger oder böser Hand entfacht,
prasselnd, knallend, von Gipfel zu
Gipfel fliegen, dich verzehren, oder
der entfesselte Orkan in jählm An
prall dich mit Donnergetöse zu Bo
blieben. Weit und breit nichts als
rote, kahle Wipfel. Nur einzelne Ei
chen ragten wie grüne Oasen aus
' Vogel ließ sich hören. Die überleben
den Raupen hatten >sich verpuppt. Die
Vernichtung war eine vollständige, j
! Johannes erhielt von der Forst
behörde amtliches Schreiben, nach
hielt er sich die Brust mit beiden Hän-
Matthes.
> Der kam ganz schüchtern herein, er
wußte, daß ein Schreiben gekommen,,
was es enthielt, aber er wollte es
sich nicht merken lassen.
i „Da leZ." Der Balier legt? ihm
das Schreiben vor.
Matthes wurde feuerrot. Einen
Schrecken zu heucheln wagte er doch
nicht vor dem prüfend aäs ihm ru-!
henden Auge des Baters.
„Ja, mein Gott, was is da z'
mach'n, wenn das Forstamt befiehlt,"
stotterte er. „Uebriacns von weg'n der
Verwertung brauchst kein Sorg' z'
hab'n. 's Bergwerk und die Papier
fabrik pass'n schon lgng drauf."
> „So? 's Bergwerl und die Pa
pierfabrik!" wiederholte Johannes, in
heftigem Zorn an'seinem Schnurr
bart kauend. „Und wenn s' mir's in
' Gold auswieg'n, jeden Bam, sie
kriag'n kein' Stamm, kein Steck'n!"
l Es war die letzte Aufwallung. Ge
waltsam unterdrückte er sie. sich mit
> dem farbigen Sacktuch über das Ge
> „Du an Herrn Polentz.
glei soll er komma. Der mir schnell
avframt. der is ma der Liabste. Aus s
Geld pfeif i! Wenn i daran denk,
daß i's anriihr'n soll, graust ma
> schon.' ' - l
Er erhob sich gebückt. Dann warf
' er einen sonderbaren Blick auf Mut
thes. Es lag mehr bitteres Weh da
rin als Zorn.
i „Dir graust's sreili net davor.
Geld! Geld! Das is ja Euer ganZ
Begehr .was a drub'r zu Grund
geht. No ja."'er reckte sich ge
waltsam auf." Schreib nur dem Po
! lentz."
!' Er ging langsam aus der Stube
Bor dem Hause blieb er stehen. Das
Herz 'lramplte sich ihm zusammen,
wie er so über die dürren Wipfel
blickte, über das fahle Rot ringsum.
PlStzlich zuckte er zusammen .hielt die
Hand über die Augen und beugte sich
j Was war das, was da herauf- !
blitzte mitten aus dem Walde? Er
beugte sich rechts, er beugt sich links.
Kein Zweifel, es war ein Fenster, in
dem die untergebende Sonne ihr
Lichtspiel trieb. Es «ab aber nur ein
Fenster im ganien Wald, das Fen
ster der Holzerblltte.
! Er trat wenige Schritte bei Seite,
da erblickte er auch den schwarzen Gie
bel. Der Anblick überwältigte ihn. er
! mußte sich auf die Bank setzen. In
wenig Wochen steht kein Baum mehr
zwischen der Hütten und dem Hof,
und dann, dann kommt wirklich der,
Krochen mit dem alten Grimm da
, kann man es sehen, was es für ein
l armseliges Ding ist um den menschli- I
chen Stolz! Der Ferl war ihm zu
schlecht gewesen für die Tochter des
Bauern vom Wald. Aber in wenig
Wochen gjebt's ja lein' Bauer vom
Wald mehr; nachher wär' ja der Ferl
auch nimmer zu schlecht, der Sohn
von dem« einzigen Menschen, der mit
ihm weinen wird um den schönen
Wald!
Denselben Abend noch ging er zum
Grimm und zeigte ihm das Schrei
ben von dem Forstamte. Dem
schweigsamen Alten, der bis dahin
' mit stoischer Gelassenheit die Kata
strophe über sich ergehen ließ, den auch i
der Gestank der Berwe- >
sung ringsum nicht vertreiben konn
te. liefen jetzt die bellen Tränen über
die tiefgefurchten Wangen.
„Und den Ferl laß tomina, glei
morg'n. Es giebt jetzt Arbeit g'rad
genua für ih». er muaß lomma!"
Grimm sah mit offenem Munde
auf feinen Herrn. Der wies mit dem
Stecken gegen den Hof: zwischen den
des Nade'.werkes beraubten Stämmen
sah man ihn deutlich liegen auf der
H hj , >g-g > M t
kommt's besser/
Monat kein Bauern vom Wald mehr
ohne Wald Dei' Ferl grad gu.it
! gnua wär als Tochterina»»/ >
Johannes reichte dem Alten tief
bewegt die Hand, die Lippen zuckte» ,
l ihm verdächtig. Auch der tnorrize Al-
hindurch gewahrte Treue, die gemein- j
same Liebe, die sie seit Jahrzehnten
verband, brach durch in dieser ardeits- j
harten Brust. <
„So schwör' I Dir dageg'n, so!
wahr unser Hergott mir helf, und
mein Buab'n wir Woll'n Dein'm
Wald tr?u bleib'n, bis wir d' Aug'n '
schliaß'n und acht'n darauf, wia auf
unser Seelenheil/
„Mein Wald, sagst? I hab' ja'
lein' Wald mehr in an Monat, sag
i Dir!" erwiderte der Bauer.
„So meinst, weil die alt'n Teufel,
da umanand niipmer steh'n? Und
was is denn nachh'r das da?" Er
stieß mit dem krummen Fuß gegen
den Boden. „Ruhn da unt' net a
Dutzend solche Wälder? Geht das
aus? Der Bod'n is der Wald und
den tönna kane Raup'n net fress'n,
kein Wind verweh'n und kein Feuer
verbrenna. Also!"
Johannes sah den Alten betroffen
an. Daran hatte er In seinem Gram
nicht einmal gedacht. Einen Augen
blick zuckte es auf in ihm wie Freude,
doch rasch erstarb die augenblickliche
lßegung. Er schüttelte nur traurig
den Kopf.
„Mei, Grimm, wir erleb'n 's nim
ma und denn, die nach uns komma.
wachs'» d' Bam z' langsam. I dank
Dir für den Trost, aber laß den
Ferl komma."
Johannes ging, er konnte es nicht
aushalten in der vergifteten Lust.
I Grimm aber schrieb auf dem Hackstock
vor der Hütte mit zitternder Hand an
seinem Sohn. -
! „Linder Ferl! Kommen sollst,
meint der Baue,» und zwar glei. Wir
schau'n jetzt z'samin, der Hos und
die Hiitt'n. Kennst Di aus? I >
bin alt und z'saminengarbtit und hab!
Di wohl nöti, und.do war's mir glei
liab'r, i kriegt' Di nimm« z'seh'n,
j als das Unglück. Aber da bist g'rad
a Muck'n geg'n so was. Unser Herr-!
Gott, der den Wald wachs'n läßt,
kann an a wied'r nehma und umg'-
kehrt, ganz richti, so mein i, 's wird
da no all's sein Richtigkeit hab'n. Al
schleun 'Di. Aua. '? Rosl is alleweil
ni richti!
, Deiil alter Vater Grimm."
Das war der längste Brief, den er
je geschrieben, die Finger waren ihm
stocksteif davon.
Bereits den nächsten Tag kam Herr
Polentz. Er drückte dem Bauern nur
schweigend di> Hand und fuhr sich
über die stets feuchten glänzenden
> Augen. Gerade als ob man eben ei
nen teuren Toten hinausgetragen
hätt? aus dem Hause.
„Es ist lhart, ich begreife es, aber
nun in Gottes Namen! Verderben
können wir es auch nicht lassen, das
schöne Holz."
Das waren seine Worte.
Johannes stand schon' wieder in
seinem Baum. So hatte die traurige
Woche Über keines seiner Familie zu
ihm gesprochen. Als Polentz ihm
! aber seinen Begleiter,' einen großen
korpulenten Mann als den Vertreter
einer rheinischen Holzfirma vorstellte,
der bereit sei, den ganzen Hieb aus
zukaufen sich die Hache gleich
selbst anschauen wolle, da befiel Jo-
I Hannes etwas wie Uebelkeit. Er muß-
überwinden, Manne die
Auch Johannes war auf das Aeu-
Mensch, der Fremde, gab sich alle
Mühe, seinen Wald schlecht zu ma
chen. Da war der Wuchs schlecht, dort
alles kernsaul und gab nur Brenn-
und schrie sich alt' seinen Groll von
der Seele.
Herr Polentz hatte alle Mühe, zu
Baum gemessen und registriert. Im
Hose sollte der Preis bestimmt, der
Vertrag aufgesetzt werden. ,
der Geschlecht für Geschlecht um sich
tes Spiel gehabt. Der Bauer hatte
keinen Begrisf von den augenblickli
ihn ja vom ersten Augenblick an. den
Menschen, der-wie ein Raubvochel ge
strichen kommt, wenn es irgendwo ein
Und Polentz fuhr fort: Das Holz
ist beste Qualität, beste A^sat'laae.
.„Was ist denn Ihr äußerster
Preis?" fraate jetzt der in die Enze
Polentz scharf.
sammen. Ein Schwindel faßte ihn.
Hundertnchtzigtausend .Mark! Das
war eine unfaßbare Zahl für ihn. Er
gab sich die Mühe, sich dieselbe rasch
stark, Herr Polentz! Hun
derttausend gebe ich," bemerkte er,
ohne von seiner Rechnung auszusehen.
„Hundertachtzigtausend!"
Polentz klopfte mit dein Knöchel
seines Zeigefingers auf den Tisch und.
gleich aber kam ihm die Angst. War
das kein offenbarer Schwindel? Kei
ne strafbare Uebervorteilung? Der
Bauer vom Wald vor dem Gerichte
wegen Betrug!
Antlitz. „Sagen Sie selbst, Herr Al-
Johunnes gab es einen Stich. Ge
rade in diesem Augenblicke tat ihm
die »ngewöhnte Benennung weh.
„Ist diese Summe nicht doch sträf
lich hochgegriffen!" flchr der Händ
lich? Sie, der Besitzer? Das möchte
eine Warnung aus den Worten. Hun
derttausend Mark war ja mehr wie
genug. Sein rechtliches Gefühl sträub
te sich gegen das Mehr. '
„Ha allerdings —" er rückte mit
dem Stuhl.
Da fiel ihm Herr Polentz in das
Wort. Mir hat der Bauer vom Wald
den Kauf übertragen. -Mit al
„Jst das so?" fragte der Händler
den Bauern.
Johannes schämt« sich jetzt der
Rolle, die er spielte. Sein Wider
spruchsgeist regte sich: aber ein Blick
des Agenten, und er nickte nur stumm.
„Also hier ist der Kontrakt." Po
las näselnd die Bedingungen vor:
„Das sämmtliche Holz Wird am
Stamm von dem Käufer übernom
nien.Dasselbe muß innerhalb drei Mo
naten entfernt sei». Für die Beo^ich
schrislen ist der Käufer haftbar. Der
Preis beträgt. Hundertachtzigtausend
Mark In baar. Fünszigtkiusend Mark
sind zablbar bei Jnlmqrikfnahme des
Hiebes, der Nest nach Abführung des
Johannes wischte sich den Schweiß
des,' nie empfundenes regte sich in
feiner Brust, für das er keinen N«-
rollte mit ihre» Nullen in feinem
Hirne umher. Sie verkörperten sich zu ,
lauter Geihrollen, die den Ahorntisth
füllten. Ja, sie hatten Platz
Der Händler schwieg noch immer
und schrieb Zahlen auf Zahlen alif
die Ahornplatte.
ich nicht. Es wate absoluter AZerlust." 1
Jetzt hielt sich Johannes mäus
chenstill. nicht einmal den Blick witgte
er vom Boden zu erheben.
folgt.)
?ür die Äüchr.
Sprossen kohl oder Kohl
te imch e n. Die Kohlblätter werden
abgestreift, sehr oft gewaschen, auf ei
nem Sieb und in sieden
dem. nur ganz schwach gesalzenem
Wasser ahgewellt, mit kaltem Wasser
gekühlt, ausgedrückt und gehackt.
(Manche Hausfrauen lassen den Kohl
auch ungehackt). Dann dünstet man
ihn in zerlassenem Fett oder in Brühe,
doch muß man. auffassen, daß das
Gemüse nicht zu dünn wird. Schließ
lich streut man eil, oder zwei Löffel
trockenes Mehl darüber, locht den
nach Alt Berliner Art, mit etwas
Sirup. Man soll, wie bei Grünkohl,
auch hier sehr vorsichtig mit Salz sein.
Süße vertilgen diese Kohlarten eher»
aber nie zuviel Salz.
beiden LaMmliulen; wenn man. an
statt des Lamms lieber Hammelbra
ten gibt, nimmt man die Keule und
Las Schullitblatt dazu. Das Fleisch
muß gut altschlachten sein: es wird
geklopft, gehäutet, nach Belieben ge
spickt oder ungespickt, gelassen, mit
Sasz bestreut und in die Psanne in
zerlassene, gebräunte Butter und zer
l»ssenes Hammelfett gelegt, um zu
etst auf beiden Seiten angebräunt zu
Ichalle Schalotten und Löffel
Wasser, gegen Ende der Bratz it et
was sauere Sahne dazu. Die Sauce
wird mit etwas Wasser von der
«Nd neben dem Braten gereicht.
Gestovter Spargel. Man
schneide den Spargel zw:im«l durch,
leye die Köpfe zurück und loche das
Uehrige halb gar ab, weil diese Stücke
leicht etwas Bitteres haben; alsdann
lasse ma» Fleischbrühe mit einem
reichlichen Stück Butt:r, wenig Mus
katbtute und etwas Salz kochen, gebe
Benen Zwieback dazu und rühre die
' Brühe mit Eidottern ab. Das Spar
gelgeiniist wird nun zi rlich angerich-«
teM.M sämige Bruhc darüber
Bruchspargel. Nachdem der
Spargel grün aufgeschossen ist. aber
ehe er sich verzweigt, bricht man
etwa eine Hand lang der oberen
Spitzen ab, zerbricht diese in kleine
Stücke und kocht sie in Salzwasser
weich, welches in lurzer Zeit geschehen
ist. Darauf gibt man sie auf
einen Durchschlag zum' Ablaufen.
Nun bereitet- man eine Sauce, indenv
man ein gutes Stück Butter mit et
was Mehl in einer Pfanne erhitzt und
von der abgelaufenen Brühe eine
Tasse voll dazu rührt, nebst 2 Lössel,;
voll scharfen Weinessig und etwas
Muskatblüte oder geriebener Mus
katnuß. Die Spargel werden dann
hineingeschüttet, und zusetzt werden
die Dotter von zwei Eiern daran ge
rührt, die erst mit etwas kaltem Was
ser und dann mit einigen Löffel» voll
der heißen Sauce verschlagen werden.
Pikanter Kalbsnieren
braten. Aus etwa S Pfund
Kalbsnierenbralen löst man die Kno
chen, tlypft das Fleisch und füllt es
innen mit folgender Farcei hackt
3 Schalotten. Z Pfund Luftspeck, ein
klein wenig sein abgeschälte Zitronen
schaale, 5 entgrätete Sardellen, 3 bis
4 gut geputzte Champignons und 1
Eßlöffel Petersilie fein, mischt dies
gut durch, fügt, wenn es nötig ist,
etwas feingeriebene, gesiebte Semmel
Würze angefeuchtet hat, streicht die
Mischung auf das Fleisch, rollt es zu
sammen. umbindet es mit weißer
Die Sauce, zu der man beim Einbra
ten etwas Brühe oder Wasser gefüllt
hat, wird durch ein Sieb gegossen, mit
etwas bräunlicher Mehlschwije ver
kocht, mit etwas Zitronensaft und> 10
Tropfen Maggi-Würze im Geschmack
gehoben uitd nber den in Scheiben ge
schnittenen Braten gefüllt.
ChopSuey. 2 Hühnerlebern,
2 Hühnerwagen,, 1 Pfund Schweine
fleisch oder alles in kleine
Stückchen geschnitten i dazu kommt
Unze frische Jngwerwurzel und 2
Stengel Sellerie. Diese Dinge wer
den in einer Bratpfanne über heißem
hinzu: Dössel Olivenöl. IEB
Mfel Essig, », Tasse kochendes Was
ser. 1 Teel»ffk> Salz, schwarzer und
roter Pfeffer nach Geschmack. etwgS
Nelken und Zimmt. Wenn alles gut
iyeditnstel ist, sstbt man noch eine kleine
Buch/e Champignons. > Tasse ganz
junge Bohnche» oder Erbsen Ro
sentohl dazu, auch Spargelspitzen
öüeftn e» sein Mit Ausnahme der
Erlisen werden die Gemüse klein ge
schnitten. Die Chinesen servieren dazu
die fertig kä»sliche Sec-Uee-Sauce.