Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 29, 1913, Image 3

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    DerßauenwmWald.
Erzählung von Anton Perfall.
(2. Fortsetzung.)
2. Kapitel.
DeZ Bauern erster Gang des an
deren Tages, ehe Jemand wach war
im Hofe, war nach der Holzerhütte.
Er hatte den Alten gestern etwas zu
hart angelassen, das wollte er wieder
gut machen und dann konnte man ja
bei der Gelegenheit auch über die selt
same Geschichte mit der Raupe reden.
Johannes traf den Holzer allein,
der Ferl war fort.
„Er soll Dir net länger in d' Weg
umgeh'n," 'meinte der Alte; „auf d'
Nacht no hab'n i ihn fortg'fchickt."
Vergebens erklärte der Bau«r, er
habe 'es nicht so schlimm gemeint,
.x'rad in d'r erst'n Hitz' sagt ma'
allerhand."
Der Holzer zuckte die Achseln und
meinte: „A junges Blut wie der Ferl >
find't überall sein Brot."
Als dann der Johannes heraus- j
rückte mit seinem Anliegen, von der
drohenden Gefahr erzählte, da glaub
te er eher eine schlecht verhehlt« Sckia-
densreude in dem Gesicht des Alten
zu bemerken, als Teilnahme. Er
hatte sogar, wie sich «rgab, s«in«n
Sohn in die von der Nonne befalle-
nen Distrikte zur Arbeit geschickt.
„Was soll i denn da sagen?" mein-!
t« «r auf di« Vorwürfe des Bauern
über sein Schweigen. „Wenn die
g'scheiten Herren in der Stadt nix
dageg'n mach'n könna, kannst's do
net von der Schnatlhax verlanga.
Was schad't's a, w«nn 's käm? Hast
ja laut«r ausg'wachsnes Holz, laut'r
baar's Geld. Der Matthes tät grad
lach'n, und die Bäurin a, und z'letzt
Du selb'r. Du glaubst's net, was
so a Hauf'n blank's Geld all's ver
mag."
Das war dem Johannes zu viel.'
Hier hatt« «r sich noch am ehesten
Trost versprochen. Der Mensch hat
te sich bitter gerächt! Am liebsten hät- i
te er ihn seinem Sohn nachgeschickt,
stellt der Alte doch seinen Mann.
ernste Gesicht des Vaters sah, da trö
nxrd'n si' sich um uns'r Holz, das
Bergwerk und di« Fabrik!"
Aus diesem Munde wunderte Jo- j
Hannes die Rede längst nicht mehr,
nicht «inina! zum Z»»ir chatte-«—tn
diesem Augenblicke die Kraft. Ohne
Antwort ließ «r ihn stehen.
„No was hast denn ausg'richt, ge
stern?" fragte die Bäuerin. „D' Rosl
is ja ganz verwoant hamkomma.
Bist wied'r recht g'walttäti g'wes'n.
Ja, damit macht ma'S net!"
.Hast as schon g'hört vom Matthes
die Nonnag'schicht? No, mein
Gott, ma' müaßt's halt a derleid'n."
Es entging ihm nicht, auch in die-
Lieblosizkeit um ihn herum, dieses
Nichtv«ist«htN und Andersdenken, was >
ihn so ganz aus seinen Wald verwi«s, I
is"und. de ihm r
Rosl floh vor ihm. Zweimal sah
er schon ihr rotes Röckerl a»sblitz«n
hint«r «wer Tür. Im Stall stellte
Sie füllte die Barren mit frisch ge
mähtem Gras. Er wollte wenigstens
wissen, wie es mit ihr stand, seiner
möglichst mildem Ton«, seine Hand
auf die Schulter des Mädchens le
gend, .was käm Dir härt'r an, auf
kei' Staud'n, g'rad a leer's Feld, auf
dem 's Unkraut wachst?"
Das Mädchen horchte erst erstaunt,
das is ja net zum ausdenk'n, Va
ter," rief sie dann. „Nix mehr feh'n
von unser», ganz'n Wald? Das wär'
denk'n wär, und 's is zum ausdenk'n.
Also Wenns gelt'n tät, entweder,
oder ganz osien g'redt!"
Der Rosl wurt« bang vor dem
drängenden Blick d«s Vaters.
.Net das begreifst, daß das
wenn D' wähl'» müaßt. den Ferl
oder den Wald, wen tatst opfern?
Red, net lüag'n!"
Da warf sie sich, weinend an die
Brust de? Bauern.
.Den Wald! Alle Wälder der gan
zen Welt!" kam es schluchzend her
aus. .I kann's net anders sag'n,
wenn D» mi dazua zwingst."
Johannes sprach kein Wort, er
atmete nur schwer auf und drückte den
Bwudt-ps fest an sich.
Jetzt weiß i's. I danl Dir schön.
Ehrli bist wenigstens."
Alle Versuche des Mädchens, ih
ren Ausspruch ihm zu Liebe abzu
schwächen, waren fruchtlos.
„Laß! Laß, Rosl, i bin Dir n«t
gram d'rüber. G'rad wiss'n hab' i
woll'n, ob i wirkli' ganz allein steh'
jetzt weiß i's."
Er verließ den Stall.
Von diesem Tage an litt er un
säglich. Er sah in jeder Miene ein
ungeduldiges Erwarten, er deutete je
des Wort in diesem Sinne. Matthes
erschien ihm heiterer wie je. und wenn
er von seinen abendlichen Ausflügen
zurückkehrte, forschte er in seinem An
gesicht nach irgend einer entsetzlichen
Nachricht.
Die Berichte in den Zeitungen ver
stummten, das machte die Sache im
mer noch unheimlicher, drohender.
Täglich durchpürschte er den Wald,
untersuchte er jeden Stamm, doch
nichts Verdächtiges ließ sich sehen.
Eines Tages brachte Matthes in
ein«r Schachtel einen dieser gefürchte
ten Schmetterlinge, ein« lebendige
Nonn«. Si« war auf den Wagen
eines Güterzuges, d«r aus der Rich
tung der Hauptstadt kam, gefunden
word«n. Ein furchtbarer Bote!
Johannes betrachtete ihn mit einem
Gemisch von Haß und Ehrfurcht. Ei
ne dämonisch« Naturzewalt verkörper
te sich für ihn in diesem unscheinba
ren Tier. Das fraß ganz« Wiild«r
auf! Der reinste Hohn auf alles
menschlich« Wollen und Streben.
Di« schwarzen Zickzacklinien auf den
weißen Flügeln nahmen sich aus wie
eine Zauberschrift. Er konnte sich
nicht satt sehen daran, nicht genug
den sam«tnen Körper befühlen. Er
setzte das Tier unt«r ein Glas in sei
nem Zimmer.
Als den nächsten Tag sein erster
Blick auf den kleinen Dämon fiel, da
bemerkte er auf d«ni w«ißen Papier,
das zur Unterlage diente, eine Fülle
kleiner gelber Punkte, zu zarten
Schnüren g«reiht, welche aus d«m
Körper der Nonne drangen. Es
waren die Eier, der unglückschwangere
Keim sür das nächste Frühjahr.
Mit einem Zündhölzchen trennte er
si«, versuchte sie zu zählen. Er tam
auf hundert zweihundert die
Augen versagten ihm den Dienst da
rüber, es waren wohl tausend, und
aus jedem kroch im nächsten Jahr ein
Räupchen.
> S«in Gehirn schmerzt« ihn, wenn
er sich die Zahlen dachte, die sich da
ergeben müßten, und er begann die
furchtbare Möglichkeit zu begreifen,
daß ein ganzer Wald von ihnen ver
zehrt werden konnte.
Noch etwas sagte ihm der Schmet
terling: der Ausflug l,atte begonnen!
Jeden Augenblick konnte «in Ueberfall
dieses grauenhaften Heeres geschehen.
! Bon da ab schlief er nicht mehr.
In der Nacht brannten im Walde rie-
fHt FiUkl, Rairch die Tiere ab
halten sollte. Das einzig« Schutzmit
tel, welches die Forsibehörd« anzuge
ben wußte; und Johannes hielt di«
Wacht.
Die Holzerhütte war jetzt sein Nacht
quartier. Um Alles hätte «r jetzt den
F«rl da haben mögen, abgesehen von
seiner Arbeitskraft. Es war ihm
in der fatalistischen Denkweise, welch«
allen Landleuten eigen, als ob in sei
ner Billigung der Liebe von Ferl
und Rosl gewisser naßen ein Opser
liegen könne an di« Schicksalsmächte,
weiß, was dazwischen bis zum Früh
jahr geschah. Die Natur hilft sich
selbst am b«st«n. Dann war an ihm
erhalten hätte von seinem Herrgott.
Nichts macht w«ich«r, als die Er-
Johannes hatte jetzig das Bedürf-
Es bot sich treffliche Gelegenheit.
Tochter.
tonnte nur jeden Samstag zum Be
suche seiner Familie erscheinen, eben-
so d«r Sohn, iib«r dessen LebenSbe
ruf nichts Näheres zu erfahren war.
Johannes war es nicht entgangen,
daß MattheS sofort nach der erteilten
Erlaubnis zu vermieten, ein«n Bri«s
in die Stadt abgesandt hatte, der
wohl in eingem Zusammenhang mit
der Vermietung stand. Dem Bauer
waren di« Frau«nzimmer vom ersten
Augenblicke an ein Dorn im Auge.
Er fühlte instinktiv die Unwahrheit
dieses aufdringlichen, rein äußerlichen
Glanzes. Indes—es dauert« ja nichi
lange, er war selten zu Hause, und
man konnte sich nicht mehr über man
gelndes Entgegenkommen seinerseits
beklagen.
Aus di« Bäuerin vom Wald war
der Eindruck, welchen die beiden Da
men Polentz machten, gerade entgegen
gesetzt, wie bei ihrem Manne. Das
waren doch wieder einmal Leute, mit
denen man reden tonnt«. Ein« neue
Jug«nd schien über sie gekommen, und
sie erschöpfte sich in Aufmerkfamke'-
ten aller Art.
Matth«s kam nicht m«hr aus dem
Sonntagsgewand heraus und duftete
nach aÄn möglichen Essenzen. Das
schöne Fräulein hatte «S ihm ange
tan.
Johannes, der das Alles wohl be
malte, hatte dafür nur ein mitlei
diges Läch«ln. Das war also die
berühmte „neue Zeit", von d«r man
sich so viel versprach, die über den
Berg hereinkommen soll? „No, mit
der," meinte er, „wär'S noch aufz'neh
m'n; wenn er nur no a Tropf'» g'-!
fund's Bauernbluat in den Ad«rn
hat, der Matthes, nachher muaß er
ja mit der Z«it an Ek«l bekomma da
vor."
Nur eines machte ihn stutzig. Auch
die Rosl schloß sich ausfallend an das
Fräulein an. Immer sah er sie bei
sammen stecken.
DaS verdroß ihn, er hatte «in
p«inliches Gefühl dab«i, über das er
sich selbst nicht Rechenschaft geben
konnte, als ob es dem letzten
den Fleck in seinem Hause gelte.
So hart «s ihm selbst ankam—ei
nes Tages ließ er sich sogar herbei,
die Beiden zu behorchen, als er sie
im Stalle zusammen flüstern sah.
.Laß mich nur machen, Kleine.
Das kommt Alles noch ganz anders," l
sagte das Fräulein. „Laß nur erst
Papa kommen, der setzt ihm schon d«n
Jahrhundert zurück da heroben." I
Dann flüsterten sie etwas, was
Johannes nicht verstand. Rosl horch
te gespannt.
„Und wenn er Dir dann noch
paßt, Dein Ferl," fuhr di« Fremde
wieder laut fort, „dann sollst Du ihn
auch haben; aber er paßt Dir dann
nicht m«hr. Berlaß Dich auf mich,
er paßt Dir dann nicht mehr."
Stalle, dem Ruf« ihrer Mutter fol
gend.
Johannes blickte zornig den über
den Köpfen der Rinder gaukelnden
Federn auf dem Hut der Fremden
nach. Was soll alles anders wer
den. wenn der Papa kommt? Fast
Uhrkette aus der weißen Weste. Er
Als er am Abend vor Matthes des
Bauern konservativ« Wirtschaft lobte
und seine Erfahrung als General
„Hörst Du's, Matthes? Mir Haft'S
Und Herr Polentz redete vor ihm
dem Matthes in da? Gewissen, und
der Matthes war ganz zerknirscht und
stellen.
furchtbar reich mußte- sie sein, und
mit den nobelsten Herrschaften be
kannt; und dann di« Fräulein W-m
-da. das schöne reiche Mädchen! Kein
Stolz, kein biSl net. Ganz verliebt
war s' in den Matthes, und der
Kavalier betragt «r sich. Wer w«iß,
z'litzt Heirat f' ihn no. Warum net?
Er war auch lein solcher Bauernbua,
wi« die anderen alle, sondern sür was
Besseres geboren!
Kurz, eitel Lust und Fröhlichkeit
herrschte mit «inem Mal auf dem
Hof.
Am nächsten Samstag Abend wur
de Herr Polentz der Jüngere mit sei
nem Vater erwartet. Das ganze
Haus prangte in Grün, farbige Pa
pierlaternen waren im Obstgarten
und auf der Altane aufgehängt, a,S
gelte es einem Familienfeste oder dem
Empfang eines hohen Herrn.
Johannes «rwart«te mit dem Her
ren neue Nachrichten vom Nonnendi
strikt, die ihn wohl völlig beruhigen
tonnten. Wanda hatte eine Erdbeer
bowle angesetzt mit Champagner, das
L.ibgetränk des Bruders Fritz, wie
Endlich kamen die sehnlichst Er
warteten in einem flotten Zweigc
i spann ang«sahren. Der junge Polentz
sah aus wie ein Gras in seinem lan
gen, hellen Somm«riiberziehcr und
seinen zierlichen, eigelben Stiefelchen.
Das mädchenhafte, bartlose Gesicht
war auffallend blaß, und «in Zug lag
darin wie von fchw«r«r Sorge. Oder
war es aufreibend« Arbeit, die ihn
gezeichnet? Der Vater sah ganz ju
gendlich auS dagegen mit seinen glän
zend«» runden Bäckchen und blitzen
den. kleinen Augen.
Herr Fritz begrüßte den Bauern
mit einem liebenswürdigen Kopfnicken,
während er Matthes zur Verwunde
rung des Vaters wi« einem guten, al
ten Bekannten entgegenkam.
Johannes hatte sich also nicht ge
täuscht, die Sach« war abgekartet.
Der junge, schwächliche Mensch da,
b«i txss«n Anblick ihm in der Kehle
ein unangenehmes Gefühl ausstieg,
genau so wie Ekel, war ein alter
Fr«und des Matthes von seinen B«-
such«n in d«r Stadt her.
! Diese Beobachtung weckte von Neu
! Em sein Mißtrauen. Die guten Nach
richten jedoch, welche H«rr Polentz
mitbrachte, ließen ihn das rasch wie
der vergessen.
Di« Nonnengefahr sei so gut wie
bes«itigi, die ganz« Geschichte von der
Press« übertrieben, was aber die
Hauptsache sei. die Befürchtung b«-
der Ueberfllllung des Holz
geschlagenen Holzes aufgekauft. Da
ran knüpft« er ein« Lobeöhymne aus
die moderne Industrie, die immer
neue Quellen öffne, immer wieder
dem bedrängten Landwirte zur rech
! ten Zeit unter die Arme greise.
Es war eine herrliche Augustnacht,
die Bowle tat ihre Wirkung, beson
ders auf Johannes, dem das Getränt
! völlig neu war. Er hörte jetzt mit
Staunen von den riesigen Grundspe
kulationen in der Hauptstadt, in der
«in MiethauS mehr Rente abwarf,
wi« ein großes Bauerngut; hörte von
der Stadt, di« so viel wert waren
wie sein ganzer Wald. Er hörte
' das Alles mit der Gemütsruhe an,
mit welcher man im sicheren Haus,
oder von wilder Kri«gszeit.
Eine nachhaltigere Wirkung erziel
te unterdeß bei Matthes Herr Fritz
mit seinen Erzählungen aus dem groß
städtischen L«ben, von Bällen und
Theater, Redouien und Varietes.
In Bezug aus die beiden letzteren
denschaftSlosigkeit, welche Matthes
> Dabei. s-Zundierte ihm Wanda und
warf Matthes dabei Blicke zu, die
diesen in völligen Taumel versetzten.
> grobtnochigen Dirnen mit den har
! ten Bewegungen, welch« die Arb«it
vtrleiht; so reizlos und stumpf wie
das ganz« Leben da heroben auf dem
Hofe! Und dieses Prachtweib liebte
ihn, so unbegreiflich es ihm selber
war, ihn, den Bauernburschen! Jeder
Blick sprach es unzweideutig aus.
! Aber was wollte er denn mit ihr?
Blicken auf Wanda und Matthes.
Als Rosl von der Mutter hinaus
mißzuverstehenden Blick auf Matthes.
In einigen Minuten folgte er. RoSl
kehrte dann wieder zurück. Fräu-
Jni Obstgarten traf er sie. Ein
deshalb sei sie hierhergeeilt.
Matthes verwünschte j«tzt seine
Schwerfälligkeit, er wußte kein Wort
ten Lalerne beleuchtet« das Gesicht
sich!
„Wollen Sie wirklich Ihr gan
zes Leben da heroben bleiben?" fag-
Matthes stieg das Blut in das
her. In diesem Augenblick«, aus
riefen, Munde schien das Wort
ihm das höchste Lob. Es v«rli«h ihm
s . d F " l'
dann i
„Nun was dann, Herr Matthes?" s
Er sah nichts mehr, wie dieses Lä
cheln, diese verführerischen Augen; d«n
hab«n.
Doch das Fräul«in wich nicht aus
dem Lichtkreis. Es blickt« ihn un
verwandt an mit seinen großen,
schwarzen Augen voll neuer Lockung,
und Matthes brachte das Wort nicht
kraus, daS ihm in der Kehle steckte.
In diesem Augenblicke vernahm
man die laute Stimme des Herrn Po
lentz. Er hielt «in« R«de.
DaS Fräultin ergriff Matthes am
Arm und zog ihn fort. „Kommen
Sie, Matches."
Nie mehr wird ihn, so günstige Ge
legenheit , «r wird «s sich ni« rxrzel
hen können, wenn er sie aus Feig
heit verpaßte.
„Könnten Sie mi' wirkli «in bisl
g«rn hab'n Fräukin Wanda?" frag
te er.
Da schmiegte sie sich inniger an
ihn. „Alles kann ich für Sie tun,
wenn Sie mir folgen wollen, nur
nicht hier bleiben. Aber jetzt kom- l
men Sie, der Papa spricht."
! Arm in Arm traten sie aus dem
Dunkel an den Tisch, Hier stand
Herr Polentz, das Glas in d«r Hand,
die feiste Recht« auf den Tisch gestützt,
und überblickte selbstbewußt die Ver
sammlung.
> .Ja, es ist mir ein« hohe Genug
tuung, einem Mann näter treten zu
dürfen, welcher der würdigste Bertre
! sessenen Bauernstandes, unserem ver-
I ehrten Johannes, Bauer vom Wald!
Gerade ich, als Vertreter des Kapi
tals, der Industrie, muß sie fühlen.
Industrie und Bauer sollen Hand in
Hand gehen bei der großen Kultur
arbeit der Menschheit, sich gegenseitig
stützen und fördern, nicht bekriegen."
! Der junge Polentz spielte einen
drolligen Akkord aus der Guitarre;
die Bäuerin und Frau Polentz lachten
hellauf. Johannes lief ein zorniges
„Pst!" während Herr Polentz einen
entrüsteten Blick hinüberwarf auf sei
nen Sohn.
I „Ich für meine Person habe es in
j meinem Beruf, der mich mit den
Bauern in stete Berührung brachte,
stets mir zum Grundsatz gemacht, in
ihm Einser staatserhattendes Element
Erhaltung seiner Eigenart eingesehen.
In der Stetigkeit seiner kleinen Ver
i Hältnisse, im Einklänge mit seinen
Heil. Nichts ist gefährlicher für
unzähliger trauriger Beispiel«."
Johannes, dessen siarles Profil
! Polentz hatte das Paar erblickt,
vom Wald Arm Arm mit der
Tochter des Kapitales, der Industrie
Wieder griff Herr Fritz den drol
ligen Akkord. Diesmal aber lachte
seltsame Bild betrachtete, die Erfiil-
rend Frau Polentz halb die Erstaun
te ,hnlb die Entrüstete spielte.
„Wahrlich ein erfreulicheres Bild
Wald. Er lebe hoch!"
Tränen. Herr Polentz drückte Mat
fchlechte Meinung abzubitten, die er
Und Polentz klopfte ihm auf die
ter Freund. Der Polentz ist immer zu
sprechen für Sie. Merken Sie sich
das."
In diesem Auaenblicke sinkt« Jo
hannes. „Hörch! HSr'n S' nix?"
Er hob das Haupt und horchte in.
die Nacht hinaus. Trotz des Lär
nur die Bowle.
Da was war daS? Schnee!
Flocken auf Flocken!
Johannes schlug mit den Arnien
um sich, wischte sich die Augen.
Da brach ein Geschrei, ein wildes
Gelächter los. Ein dichtes tveißes
Gewirbel senkte sich herab durch die
Finsternis, ein lebendiger Schleier,
schwere weiße Flocken. Sie schlugen
schmerzend in das Gesicht, mit einem
dumpfen Geräusch auf die Kleider.
Sie hafteten daran. Sie verdunkelten
die Lichter, die sie in wildem Wirbel
Jetzt füllte sich Johannes Hand
einen, der ihm zwischen den FI g
Er erkannte die Rätselschrift auf
den Flügeln, den dicken, gestreiften
Leib, und wieder schlug er in die
Luft und wieder füllte sich die Faust,
und sein Rock, sein ganzer Körper
war bedeckt, und so viel er auch ab
streifte, immer neue Schaaren senkten
sich herab.Sie verfingen sich im Haar,
stürzten sich in die brennenden Lam
pen. die einen brenzlichen Geruch wie
von verbranntem Fleisch ausström
ten. Die ganze Gesellschaft aber iaa
te mit Hellem Gelächter auf der Wiese
um)er unter dem endlosen Gestö
ber.
Plötzlich ergrisf Johannes ein
Windlicht und eilte hinter das Haus.
Dasselbe finnverwirende Gewirbel.
Er eilte weiter bergab, blieb wieder
stehen immer dasselbe! Sein Rock
war besät mit den furchtbaren Tie-
Jetzt faßte-ihn eine unzähmbare
Wut. Er schlug um sich wie toll,
schrie rohe Flüche hinaus in die
Nacht, und immer weiter eilte er
atemlos seinem Walde zu. Der
Lärm verklang hinter ihm, immer
Jetzt betrat er den Wald. Er tau
gen zuhalten; eine einzige schwirren
de Wolke senkte sich über ihn in den
Lichtkreis, der ihn umgab, und über
sich in das Endlose hinaus. Und
dieses furchtbare Knistern von Mil
lionen von Flügeln und sich reiben
lastel; auf den Boden vor sich
Alles kribbelte und krabbelte, »nd
die Stämme schienen sich zu bewegen,
wirrende Geflatter. Im Lichtspiel gli
sich, kein Laut kam mehr von sei
nen Lippen. Das Antlitz beschmiert
von den zerdrückten Leibern der Tie
re. das Haar zerrauft, stand er in
mitten seines Waldes.
Die Schauer des Unbegreiflichen
hatten ihn gepackt. Unbewußt sah
er in das Medusenantlitz der Natur
und beugte demütig den Nacken vor
Plötzlich erlosch das Licht; ein le
er geblendet und stieß sich die Stir-
Ein förmliches Leuchten giiig aus
von Ken Milliarden von weißen Flü
geln, die ihn umschwirrten.
(Fortsetzung solgt.)
Nr die Küche
Reis mit Curry. Man
bringt 1 Tasse gut abgewaschenen Reit
mit 1 abgerundeten Teelöffel Turry-
Pulver und 2 Tassen kochend Wasser
auf's Feuer, gibt 2 Eßlöffel gehakt;
Zwiebel und das nötige Salz Hinz!»
und läßt den Reis Stunde kochen,
deckt dann anstatt des DeckeiS ein
Tuch über den Kessel und läßt den
Reis 1 Stunde hinten auf dem Ofen
ziehen.
schein Rezept zu bereiten.
Man nehme Pfund gestoßenen
Senfsamen und 2 Unzen Zucker und
feuchte beides zusammengemischt mit
etwas kochendem Essig nn, reibe es
Stunde mit einem hölzernen Löffel
lasse eS hierauf bis zum völligen Auf
quellen eine Stunde lang stehen, rühr»
dann soviel Essig hinzu, als
ist, und bewahre den Senf in «inem
fest verschlossenen Glase oder steiner
nen Topfe. Gemahlener Kardamon-
und Nelken können als Gewürz hin
zugesetzt werden.
Borsicht mi t loi>ti n k t u r
bei Zahnleiden. Die Jodtink
tur ist ein bei Zahnleiden viel ge
brauchtes Medikament. Sie kann aber
auch unter Umständen recht schädlich
werden. Ein Patient litt an einen:
Zahnabszeß, infolgedessen ihm ein
Mahlzahn ausgezogen wurde. Da er
Wunde nicht so schnell heilte, wie sie
sollte, bestrich er die Teile mit Jod
tinktur, mit der er nicht sehr sparsam
umging. Da sich d:r Zustand aber
nicht besserte, mußte er sich in ein
Krankenhaus begeben, .ftier stellte der
durch das Jod bewirkt war, wodurch
schließlich ein Teil des Kiefers zum
brandigen Absterben kam. Für ge-
Mittkls solch« Erscheinungen nicht her
hätte.
Setzeier mit Sardellen.
Man wäscht und reinigt schöne.
Teile; dann beizt man sie ein Weil
chen in Essig und Oel und legt 2—Z
Stücke über Kreuz in die mit Butter
ausgestrichenen Vertiefungen der Setz
eierpfanne. In jede Vertiefung schlägt
man ein Ei, bestreut es mit Kapern
und «twas Salz und läßt di- Eier
im Ofen oder auf der Erdplatte stok
ken, daß das Weiße fest, das Gelbe
Mohrrüben. Man schneidet
die ganz reingewaschenen Möhren in
auf einem Küchenbrett geschieht, brin-
Nierenfett auf's Feuer und sie
b«i späterem Hinzutun von Salz rasch
recht weich kochen. Alsdann lasse man
einige Stückchen Butter darauf zerge
hen. mache die kurze Brühe mit wenni
Stärke oder Mehl etwas sämig uns
rühre feingehackie Petersilie durch
Auch kann man kurz vor dem?hirich
ften und die Wurzeln mit den Aevseln
beim Auffüllen oben zierlich belegen.
Es werde ein Schiisselchen Kartoffeln
dazu gegeben.
Rosinen - Sauce zu Mehl
speisen. Man röstet in 2 Unzen
Butter 2 Eßlöffel voll Mehl braun,
zerkocht es mit einer Obertasse voll
Wasser, einem Stückchen Zimmt, ein
Pfund gewaschener Rosinen, etwas
Zitronenschale und einhalb Pint gu
ten Weißwein, versüßt di! Sauce mit
3 Unzen Zucker, läßt sie ganz lang
sam unter öfterem Umrühren etwa IS
schale Herausgenommen hat.
Gefüllte Hörnchen. Vrn 1
Pfund Mehl, >/h Stück Deast, etwaZ
lauwarmer Melch, Zucker und et
was Salz wird ein fester Trig be
reitet, der tüchtig geschlagen werden
muß. Diesen Teig bringt man auf
das Wellbreit, rollt ihn auseinander,
wirkt, wie bei einem Butlerteig,
Pfund frische Butter und l Un,r
Schweinefett hinein, und stellt di?
Masse dann zum Aufgeben an ein?
Zoll stark aus, schneidet viereckige
Stücke, gibt einen Teelöffel der
unten beschriebenen Füllung in die
Mitte, rollt die Stücke, von IrgenS
einer der vier Spitzen anfangend, zu
ste nochmals etwas aufgehen. Dann
werden sie mit Eigelb bestrichen und
im guten Ofen 20- 25 Minuten ge
backen. Zur Füllung rührt man
Pfund geriebene oder gestoßene Man
deln, 2 Unzen Zucker und V, Quart
süße Sahne gut durcheinander.
Weißkraut mit Tomaten.
Man schneidet einen Kopf Weiß
kohl recht fein, locht ihn ab, brät ihi
mit etwas Spcck und Butter durch,
zibt «ine Tasse Fleischbrühe, die au»
einem Bouillonwürfel bereitet wird,
langsam weich. Er wird mit Heller
Mehlschwitze gebunden und mit Salz
und Pfeffer abgeschmeckt.