Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 20, 1913, Image 7

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    ZmvsafMnMst.
Roma» von E. von Winterfell
(4. Fortsetzung.)
Aber gerade schlug er wieder die
Augen auf, nur ein ganz Nein wenig,
aber es war doch ein Blick gewesen,
ein Blick des Erlcnnens, eh- sich die
Kinderaugen wieder schloffen.
„Otto!" rief Klara.
.Ach nee, Fräulein, he is doch so
möd' laten Se ein doch slawenl
Ick leg' ein dal. ick drag' em nich
länger. Otto, mien arm lütt' Jung',
slap du man."
Sie wollte das Kind auf das Bett
legen. Aber Klara nahm.ihr den
Knaben ab.
„Gut, so trage ich das Kind. Ge
ben Sie mir es."
Etwas wie Opposition wollte
in dem Gesicht der Frau aufflammen?
aber sie fügte sich dann doch Klaras
ruhiger Bestimmtheit.
„Sehen Sie, ob Doktor Ewald noch
nicht kommt."
Die Frau eilte hinaus.
Und Klara trug das Kind auf und
ab, aus und ab. Sie sprach mit ihm.
sie hob das Köpfchen. Der schwere
Kinderlörper lag wi« Blei in ihren
Armen. Aber sie ermüdete nicht. Sie
borte die Frau draußen mit einer
Nachbarin jammern und Ilagen.
Dann kam der Vater des Jungen,
Zi«gelineister Thicme, der unten am
Kanal beim Verladen gewesen war.
Das Kind wachte jetzt wirklich. Es
war schlaftrunken, aber es schlug von
Zeit zu Zeit die Augen auf. Den
Vater blickte es erkennend an. Er setz
te sich auf die Ofenbank und sah aus
ernsten Augen auf Klara und ihr
Tun.
Er hatte stets gesagt: „Die Beste
von allen, nutzer unserm alten Herrn,
ist die Klara." Und dann hatte er
auch gesagt: „Sie versteht ja noch
nicht alles von Falzziegeln und
Kopfziegeln und Pfannenziegeln, von
Biberschwänzen und Dachpfannen,
aber sie lernt's schon noch, kapieren
Jungen beschäftigt war, da stand ei
nes bei ihm fest: „Das vergeb ich ihr
nie!"
Eine Weile hat'e er schweigend zu
gesehen. Nun sagte er nur: „Fräu-
sich abnehmen.
Als der Vater ihn auf die Arme
nahm, sagte er plötzlich klar und ver
ständlich: „Vater!"
Klara faltete Hände: „Ge
bettet!"
Und endlich hörte man auch das
Rollen des Wagens Doktor Ewald
lam. Es war mehr als eine Stun-
Arzt geschickt hatte.
„Nur eine Stunde?" , dachte Kla
ra.
mit herein, schluchzend und dem
Doktor alle Einzelheiten des Sturzes
mit Genauigkeit schildernd.
„Liebe Frau, ich werde schon selbst
sehen. Guten Abend, Fräulein Kla
ra! Da haben wir ja den Junge»;
Otto schüttelte den Kopf. Weh tat
„Ich weitz, wem ich zu danken ha
be, Herr Doktor."
Er warf einen Blick zu Klara hin-
Dann ging auch sie.
Mit wortreichem Dank wollte die
Frau sie hinausbegleiten. Der Mann
Druck die Hand.
„Da« vernetz ich Ihnen nie, Fräu
lein!"
nek, der für sehr roh galt und in dem
Rufe stand, mit feinerFrau, die eine
»eine, zarte Natur war, ziemlich
Jungen.
Der Bater vergötterte ihn und ver
zog ihn auf's gründlichste. Der Jun-
Rüpel von acht Jahren.
Da stellte sich plötzlich am Knie
eine Geschwulst heraus. Sie wurde
eitrig und muhte geschnitten werden
das schlimme Wort: Knochenfraß.
Doktor Jenssen, der in dieser Zeit
ungewöhnlich viele Kranke hatt?, und
Doktor Ewald hatte seine Praxis
der in den Taschen hatte war
überhaupt wie viele ältere Aerzte, sür
operative Eingriffe am wenigsten
zu haben. Deshalb fragte Jenssen
Klara, ob sie ihm nicht das tägliche
Dann wanderte sie täglich in die
Wohnung des Zieglers, wusch und
terbkind die Wunde, was nie ohne
großes Geschrei des Jungen abging.
Das Gebrüll seines Sprößlings, das
den Ziegler erst ganz gegen Klara
unnötig weh, wurde allmählich ge
ringer. Und als der Bater sah, wie
ruhig und sicher das Fräulein mit
Hilfe seiner Frau die Kanüle ein
führte, die Wunde ausspritzte, wie sie
nachher kunstgerecht den Berband an
en schon ganz von selbst- zu ihr,
Professor Janssen hatte Gilfe
sofort wieder als Schülerin angenom
men, und er hatte sich auch ehrlich
gefreut, als sie ihnr mitteilte, nun
doch zur Bühne gehen zu wollen.
Es geschah jn auf seinen Rat, und
befriedigt hatte ,er di« stolze Er
scheinung angesehen, die in dem tiefen
sonst.
Donnerwetter, war das ein Weib!
Wie die die Massen zu ihren Fü
ßen zwingen würde, wenn sie die
Elisabith, die Isolde, die Walküre ver
lörsterte! Und dazu dn göttliche
Stimme! Das lohnte sich wenigstens,
sie als seine Schülerin in die Welt
Als sie dann aber zum ersten Mal
wieder zur Stunde kam, als sie. zit-
Ne es gesungen, das hehre Gebet der
Elisabeth: „Allmächt'ge Jungfrau,
hör mein Flehen!" Und süß und rein
war der Schluß verklungen, das hin
gebende. liebende Wort: „Für seine
Schuld!"
Befriedigt rieb sich Professor Han-
Wenn dos nicht wirkte! Wo sie das
als Probe-Arie sang, da mußte sie
Wort schlug er die Blätter der Par
titur nach rückwärts zum zweiten Akt
»nd gab die Akkorde an.
„Na?" sagte er.
Gilfe zögerte noch immer.
„Los!" mahnte er ungeduldig.
Und diesmal schwand e« nicht.
Si« fuhr allerdings fort: „Froh grub
-ch dich, geliebt» Raum", aber Prose
le. Da ist Jubel, Freude, höchste
Seligkeit. Also noch einmal."
Und wieder setzt« Gilfe ein. Aber
nun zitterte und schwankte die Stim-
feucht.
r«r Krankheit. Auf Montag, liebei
Fräulein!"
Gilfe war gegangen.
Sie fühlte selbst, daß sie müde
besser g«hen.
Aber es kam genau so wie heute.
Sie fang gut, glänzend sogar. Sie
übte auch mit einem jugendlichen
Musikschüler zusammen das grohe
Duett gu« den „Hugenotten". Als
dann aber zum Schluß der Stunde
der Professor sagt«: „Nun, Fräulein
Brachmann, nun geben Sie uns noch
mal die „Tannhäuser"-Arie, da war
es dasselbe wie vor acht Tagen; sie
tonnte die, Arie nicht singen,
scheinung. Durch Heulen wird's
nicht besser. nur wollen!"
„Ach, ich will schon, aber mit der
Arie sing meine Krankheit an. .Ich
weiß, ich habe sie im Fieber gesungen.
gen."
„Das sind Kindereien, Fräulein
Gils«", sagte der Professor etwas
milder. „Davon werden Sie sich frei
machen. Nerven darf die Sängerin
nicht haben. Fester, konzentrierter
Wille, das ist alles. Ich werde Sie
Vorläufig nicht damit quälen: aber
die Elisabeth gehört zu Ihrem Rol
lenfach. Es müßte denn mit dem
Kuckuck zugehen, wenn wir sie um
dieser einen Stelle wegen nicht meistern
können!"
Gilfe hatte bei dem Wort „Kin
dereien" den Kapf gehoben. Ihr
Stolz meldete sich, ihre Tränen ver
siegten plötzlich. Ja, er hatte recht:
Nerven durfte man nicht haben, und
Heimweh auch nicht.
Der junge Herbold hatte sie nach
Hause begleitet. Er war ein bild
hübsches Kerlchen von 19 Jahren,
schlank und zierlich, mit dunklen Au
gen und braunen, etwas lockigen
Haaren. Sie konnten merkwürdig ge
rade und ehrlich blicken, diese brau
nen Augen. Aber seine Stimme
tonnte einen feinen Klang von Iro
nie haben. Das hatte sie neulich ge
merkt, als es bei dem Professor zu
einem Gespräch über die Polen ge
kommen war. Irgendwie war die
Rjde darauf geraten. Der Professor
meinte: „Wenn sie uns nicht den
Chopin geschenkt hätten, könnte mir
die ganze Nation gestohlen werden!"
Gilfe verteidigte sie. Sie hatte
stets viel Interesse für Polen und sei
um Vaterland und Freiheit gehabt.
Es hatte ihren« Sinn für Poesie ent
sprochen. wenn dieses Volk in den
Jahren von 1859 bis IM? so toll
kühn seine Fesseln zu brechen such
te. Die herrlichen Bilder und Zeich
nungen des jungen Malers Grottger
„Lituania und Polonia" kannte sie.
Sie hatte großen Eindruck auf
sie gemacht. Das sagte sie jetzt voll
Ueberzeugung.
Der Professor meinte: „Ach was.
Fräulein Brachmann: man sagt nicht
umsonst polnische Wirtschaft! Dreckig,
mit Verlaub zu sagen, sind sie alle,
und wenn sie noch so kühn sind."
einem ganz eigenen Lächeln gesagt:
. Verzeihen Sie, Herr Professor, wenn
ich, ehe Sie weitersprechen, bemerke,
daß meine Mutler eine Polin aus
altem, vornehmem Geschlecht ist, und
daß ich einen jedenfalls ganz deut
lichen Einschlag polnischen Blut«s in
mir trage."
Der Professor, den sonst nicht leicht
etwas in Verlegenheit zu setzen ver
mochte, war wirtlich verlegen gewor
zur Tagesordnung übergegangen, Gil
se aber fühlte, daß seit jenem Tage
Hubert Herbold sie mit einer Art
stiller Verehrung behandelte, die sie
seltsam berührte.
Sie kam sich ihm gegenüber so alt
vor: sie war ja auch um so viele
Jahre älter, daß sie fast mütterliche
Gefühle für ihn empfand. Aber ge
rade deshalb war er ihr lieb.
suchen. Der Professor hatte gesagt,
er könne so sehr schön phantasieren;
üches Musiktalent.
Als er nun so still und doch voll
Verständnis neben ihr hergefchrit-
Berlin, die sie begriff.
wöhnte, reiche Mitschülerin aus Ber
lin W Angela Mahler, und doch
eine sichere, selbstbewußte» junge
sen nicht mil dem Unterricht von
Dilettanten ab. Er wollte Künstler
ausbilden: aber wenn das Stimm
nur aus Liebhaberei betrieb.
„Aus Liebhaberei, mein bester Herr
Kommerzienrat," hatte er gesagt, als
Kommerzienrat Mahler dem Pro
fessor seine Tochter bracht«, „aus
Liebhaberei, verstehen Sie? Nicht als
Fleiß, Will Ihre Tochter das leisten,
„Achtzehn Jahlt,"
„Wirklich? Dachte ich nicht. Na,
Me als Gilfe'« großes Heroinenor
aan. Das war wie Vogelgezwitscher,
das trillerte wie die Lerche im Him
melsblau, das stieg mühelos zu den
höchsten Höhen und bleib immer klar
und hell wie ein Glöckchen.
Nun sagte der Professor nicht mehr
nein. Das lohnte sich schon.
Er ließ jetzt auch manchmal „Figa
ro"- und „Don Juan"-Terzette
üben. Angela mußte mit Gilfe das
„Freischlltz"-Duett zwischen Agathe
und Atnnchen singen. Aber es war,
zweideutiges Wort fiel, was bei dem
manchmal etwas derben Professor
Hansen wohl vorkommen konnte. Sie
Oft hatte Gilfe Lust zu fragen:
„Wer ist nun die künftige Bühnen
jängerin sie oder ich?" Die vi«l
Ruhigere, Empfindlichere, ja, in ge
wisser Beziehung Zimperlichere war
sie ohne Zweifel. Sie war eben die
Kleinstädterin, die in dem Bewußt
sein groß geworden war: du darfst
dies und das nicht tun, nicht sagen,
weil sich ganz Seeseld darüber auf-
Mädchenohren und Augen berechnet
war, sie ging auch selbst so unbe
kannt und unbekümmert durch die
Menge, daß ihr kleinliche Bedenken.
nicht kamen. Vor sich selbst anstän
dig bleiben, da« hatte ihr Vater sie
vor sich selbst nicht zu er
te.
So waren Angela Mahler und
Gilfe zwei so gr»Ndv«rschi«dene
Menschen, daß es bisher, außer der
Musik, noch kein verbindendes Gli«d
zwischen ihnen gegeben hatte.
Sie sahen sich beim Professor und
gingen manchmal nachher noch «in
paar Schritte.,usammen.Dann sprang
jede in ihre Elektrische, und d!« «ine
fuhr hierher, die andere dorthin.
Angela kam in ihre elegante Tier
gartenvilla, wo sie wie eine kleine
Fürstin regierte und kommandierte.
Gilfe landete in ihrem einsamen
Pensionszimmer, mußte meistens al
lein nachessen, wen sie zu den Mahl
zeiten zu spät kam. und vertri«b sich
nachher die Zeit mit Briefeschreiben
oder Lesen: denn spät abends durfte
sie ihre Gefangsiibunqen nicht mehr
aufnehmen, da beklagten sich die an
deren Pensionsgäste üb«r die Stö
rung.
.Heimatlos! Wie weh das klingt!
Namenlos in« Grab gesenkt.
Das kein Mutterarni umschlingt,
Ach. im Wind, der diesen Stein.
Diesen Hügelsand umwegt,
Wirs manch bang«s Klagen sein,
Das euch weinend suchen geht.
Aber r'iht sich, himmlisch schön,
Nächten« oben Licht an Lich!,
Hof der Namenlosen auf dir Insel
Neuwerk verfaßte, gelesen. Jehl stand
sie am Fenster und starrte hinaus,
hinauf zu den Sternen, von denen
stalle sagt: „Aber reiht sich, himm
lisch schön, nächtens oben Licht an
tes Meer die Weltstadt Berlin. Sie
Insel, inmitten von Millionen von
von Menschen und doch so allein,
so einsam.
Ihre alte Rieke, die sie hierher be
gleitet hatte, und die die ersten sechs
Wochen mit ihr geblieben war, hatte
Ricke mußte zurück. Was sollte
sie vuch hier? In ihrer Damenpen
sion tonnte Gilfe die alte Dienerin
nicht gebrauchen. Rieke wollte wie
t«r zu ihr kommen, sobald Gilses
Brücken hinter sich abgebrochen hatte?
Weil ihr Stolz ihr nie erlauben
würde, nach Hause zurückzukehren,
wenn sie keine Erfolge aufzuweisen
hätte? Kam es, we'l sie noch in Trauer
keine Gesellschaften mit
instinktiv von der Trauernden fern
hielten? Qder kam es. weil sie nach
ihrer Krankheit noch empfindlich und
Maße besessen halte.
zeit war ihr verloren gegangen, und
zu einem reinen, festen Gottvertrau
en. einem Glauben, der sich auf ei-
Jetzt saß Rieke zu Hause sicher auf
ihrem Lieblingsplatz für die Abend
hatte Gilfe sie mitgenommen und hat-
Gilfe sah in Gedanken Riekes
ren der Gärtner, der Ziegiermeister
Th'eme und der alte Willens Am
meisten würde Ida, das kleine Stu
berständlich im Elternhaus?, da«
heißt, in ihrem Hause. Ob den Ge
schwistern dieses Haus stets so offen
gestanden hätte, wenn Frau Eva jetzt
dort als Herrin waltete? Gils« schien
das etwas fraglich.
Ja, ja. für die unverheirateten Brü
der war die Bestimmung des Vaters
doch sehr angenehm.
Nur für die unverheirateten Brü
der?
protzen Hauses. Abends kam dann
noch Wilhelm hinzu, der' es hier ge
mütlicher fand als in Klarahütte
Schwarz! Zu Anfang, da fand st?
sich mit ihrem lichtblonden Haar ganz
interessant in der schwarze» Toilette
mir dem langen Schleier. Es machte
so hübsch schlank, und Frau Eva
wollte immer gern ihre Ileine Nei
gung zur Fülle etwas mildern
Aber immer Schwarz und immer
dasselbe, das ivar ja gräßlich!
Gilfe lächelte wieder ein kleine?
bischen, als sie an ihre schöne Schwä
gerin dachte.
Eba war sicherlich eine schöne Frau,
ab«r sie wußte es auch. Eitelkeit
war ihre hervorstechendste Ekgen
sch-isi. Sie gab sich auch als eine sehr
zärtliche Mutter: aber Gilfe hatte
stets das Gefühl gehabt, daß di«
Mutterliebe nicht so ganz groß ge
nasen wäre, wenn ihr Töchterchen
weniger niedlich ausgesehen hätt«:
denn sie putzte Elke wohl auf das
hübscheste heraus, für si« aber irgend
etwas zu opfern und zu entbehren,
das lag wohl nicht in Evas Art.
All das huschte jetzt an Gilses
innerem Auge vorüber, al« sie hier
cinsam stand und in die Nacht hi
nauslauschte.
Unaufhörlich tönte das Geräusch
rollender Waaen und sausender Au
tomobile an ihr Ohr. Von Zeit zu
Zeit erzitterte da« ganze Haus, wenn
ein Stadtbahnzug vorüberbrauste
Aus dem Dunstkreise hoben sich bell
die tausend flammen und Lichter der
nächsten großen Bahnhöfe heraus.
Berlin! .... Sie hatte sich so
danach gesehnt. Sie hatte in der
letzten Zeit daheim nicht schlafen kön
nen vor qualvoller Unruh«, di« in
erst dal" »st
Wie hatte sie jedem Zug nachge
blickt, der nach Berlin fuhr!
Wenn die lange Wagenreihe abends
sie schon.seit sechs Wochen hier, si«
lebte in all dem Treiben und Drän
gen, sie saß täglich in den Stadt»
bahnzügtn und fuhr zu ihrem Pro
befriedigt. ch ch
Mit einem S«uszer schloß Gilfe
Aus morgen wollte sie den jungen
Herbcld «inladen. Er sollt« mit ihr
musizieren, und dann wollte er ihr
Wildenbruchs „Herenlied" vorlesen.
Ja, er sollt« kommen. Sie hielt die
sollte sie auch da? Wissenschaften ler
nen?
Dafür war unser Trudelchen nicht
sehr. Die hatte man ja genug in
der Schul« gepaukt! Talente besaß sie
nicht, sie spielte nicht Klavier, sie
dichtete nicht sie war ein ganz
daß sie jetzt wohl ein Ziel habe ein
klares, deutliches Ziel, das hieß:
Klaras Gehilfin werden.
wirksame sein konnte.
Da war selbstverständlich zuerst
mal dir Hauswirtschaft nebst Küche
Schreibmaschinen-Schreiben. Dann
tonnte Klara ihr die Geschäftsbriefe
gleich in die Maschine diktieren, und
lchlutz lag Klara persönlich vor
Das alles hatte Gertrud Klara
auseinandergesetzt, sehr ernst und ver
nünftig. als sei sie gar nicht mehr
die wilde Hummel, die sie bis vor
kurzem gewesen war.
Sie erbat als erstes von Klara
eine Schreibmaschine, und da Klarn
wurde eine schöne, neue Stoewer Nr.
Z angeschafft, und Gertrud erhielt
von dem Maschinisten, der si« perfön
lich von Berlin gebracht hotte, die
erste Unterweisung.
Klara fand selbst, die Kleine hat
te recht. Es braucht« ja nicht jedes
Mädchen als würdigen Abschluß d«r
Schulbildung das obligate Pension«--
jahr zur Vollendung ihrer Erziehung
durchzumachen. Wo die Verhältnisse
so klar lagen wi« hier, konnte sie
lhre Kräfte im Hause besser betätigen
und sich doch noch in den langen
Winterabenden durch das Lesen gu
ter Bücher weiterbilden.
So lernte Gertrud mit Eifer und
größter Begeisterung das Maschinen
schreiben. Sie sab stundenlang
daran, kopierte, um ganz sich«r zu
werden, jeves Gedicht, da« ihr gefiel,
jede kleine Novelle, di« ihr gerade in
die Hände kam.
Und endlich flogen die Fingerchen,
die ansang« noch sehr langsam und
ängstlich auf den Tasten herumg«sucht
hatten, mit absoluter Sicherheit d»"
rüber hin. Sie tippte wie die ge
übteste „Klapperschlange" und h>ikl«
stolz ihr« Uhr neben sich liegen, um
jedem zu erzählen: „Jetzt
ich zu emer Seite nur noch 18 Minu- !
:en. Im Anfang dauerte es 36 Minu- "
ten. In 10 Minuten muh ich e«
schaffen können, und da« erreich« ich
auch noch!"
(Fortsetzung folgt.)
Für die Killyr.
Zu Diesem Fisch
Stück Fisch extra ablochen.
Der Fisch wird sehr sorgfältig von
Haut und Gräten befreit und in klei
ne Stucke zerlegt. Zwei Un>en mit
telstark« Makkaroni werden in Stücke
zerbrochen, in Salzwasser weich, aber
nicht zu weich gelocht (sie müssen
rund und röhrig bleiben) und abge
tropft. Nun streicht man eine Blech»
form oder feuerfeste Tonform mit
Butter aus, legt unten hinein eine
Schicht Makkaroni, darüber streut
man geriebenen und Karmesankäse.
Aus etwas in Butter gar und gelb
gedünstetem Mehl, Sahne, Fischbrühe
rder Wasser wird eine ebene Sauce
eingepackten Schichten siillt, damit
sie gut einzieht. Obenauf füllt man
roch 3 —4 Löffel dicke sauere Sahne»
man geriebenen Parmescinkäse.
'äse vermischt hat. Für sparsamere
Haushaltungen kann die Sahne fort
bleiben ? es genügt, den auf die Ober
fläche gestreuten Käse mit etwas zer
lassener Butter zu überfüllen. Das
Gericht wird in mäßig heißem Ofen
M —4V Minuten zu schöner gold
brauner Farbe gebacken und in der
Form ausgetragen.
Kalbs-Kops-Ragoiit.
Ein Kalbskopf wird, nachdem er
sehr sauber mehrmals gewaschen ist.
in Salzwasser weich gekocht, dann
olles Fleisch sorgsam abgelöst und in
kleine Stücke geschnitten. Nun nimmt
man ein gutes Stück Butter, läßt
es zergehen, rührt Mehl hinzu und
macht davon eine hellbraune Sin,
brenne, gibt eine kleine, mit zwei
Nelken bespickte Zwiebel, Salz,
Pfeffer, Lorbeerblatt, Zitro
nenschale, ein kleines Gläschen Wein
»nd etwas Essig daran und läßt alles
zut durcheinanderkochen, nach und
inch von der Kalbsbtikhe zugießend
Nachdem die dickliche Sauce durch's
sieb gerührt ist, legt man die Fleikch
ltiickchen hinein und bringt alles
nochmals zum Kochen. Eine kleine
öüchse eingemachte Champignons ver
«n Tage vor dem Gebrauche fertig
icstellt werden kann, zuletzt garniert
nan Blätterteig um die Schüssel.
Kartoffel-Röschen. 12
nit 1 Quart Wasser und 1 Eßlöffel
Sieb, gibt 'Vu">-r. ' S
Eidotter, ein wenig Muskatnuß Salz
und Pfeffer hinzu, rührt Allesi gut
durcheinander, gibt die Masse in einen
Dressierbeutel, formt damit kleine
Rosen auf eine gebutterte Pfanne,
stellt sie einige Minuten in den beißen
Ofen und läßt sie hellbraun werden;
ste als Garnitur um a!
Gedämpfter Wickelbr
Rippen heraus. Dann bereitet man
von Speck, Zwiebeln, Pfeffer, Salz,
Dann läßt man den Braten in reich
lich Butter unter vielem Begießen
mürbe werden. Die Sauce wird durch
saure Sahne seimig gemucht.
Nudeln oder Makkaro
ni mit Schinienresten. Man
kocht breite Nudeln oder Makkaroni
in reichlich Salzwasser gar in zu
gedecktem Kessel etwa LS bis M Mi-
Wasser darüber laufen und bringt
fie mit Butlerslocken in eine mit
Butter ausgestrichene Schüssel. Man
schichtet die Nudeln lagenweise und
legt kleine Stückchen geschnitten Nu»
einem Stückchen Butter, einem Löf
fel Mehl, fünf bis fe-' s Eigelb und
einem Löffel Fleischbrühe wird «in
Teig angerührt, das Gekröse darin
und hieraus in Panierbrod umge«
Einfacher Napfkuchen.
Man ! gibt Pfund erwärmtes
feines Mehl in eine Schüssel, macht
tine.kleine Vertiefung in der Mitte
und gibt 3 Unzen in einer großen
Obertasse lauwarmer Milch gelöste
Hefe hinein, knetet etwas Mehl damit
läßt «s ansahen. Dann fügt man
3 Eier, Pfund geriebene Zitronen
schale, lauwarme Milch,
sine» und Korinthen dazu, schlägt den
Teig tüchtig »nd knetet 7 Unzen fri
sche, in kleine Stücke zerpflückte But
ter hinein. Der Teig muß sehr gut
den. Dann gießt man ihn mit
Butter ausgestrichene Form, bedeut
sie mit erwärmter Serviette, läßt de»
Teig gehin stie Form darf n«r zv
dreivierteln gefüllt werden), schiebt
ihn in den mäßig heißen Ofen und
läßt ihn z» schöner Farbe backen.