Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 13, 1913, Image 3

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    Äle Mm Wi Henkenlmii.
Kriminalroman von Erich Ebenstem.
(13. Fortsetzung.)
XXVIII.
Silas Hempel bezog als Mr. Ro
din wieder sein Quartier in der
Krone.
In srintr Begleitung befand sich
ein junger Mann, dessen tiefernst«
Miene einen Widerspruch bildete zu
den von Natur aus lachenden braunen
Auaen.
Er sprach wenig, blickte mit einer
gewissen unruhigen Befanoenheit um
sich und rot. als der Wirt of
fenbar in der Absicht zu erfahren, wer
der neue Gast sei. die beiden Herren
wortreich begrüßte.
nicht nötig seinen Begleiter vorzu
stellen. Er bestellte für ihn das Zim
mer neben dem seinen und erkundigte
sich, ob mit dem Morgenzug nicht
seien. Herr Winkler und Herr Stein?
Ja. sie waren angekommen, aber
nach Tisch ausgegangen. Sie be
wobnten No. 8 und 3. gerade dem
Äpartemcnt Monsieur Rodins gegen
,Öb es vielleicht Geschäftsfreunde
Monsieurs feien?" setzte der Portier
neugierig hinzu.
Er belam kein- Antwort auf di«
Fragt.
„M«lden Si« es mir sofort, wenn
die Herren zurückkommen", befahl
Hemptl und begab sich mit seinem
Begleiter nach oben.
„So, Herr v. Senlenberg", sagte
er als sie allein im Zimmer waren,
„nun heißt es für Sie noch ein we
nig Geduld haben. Wie Sie se
hen, hat mir der Portier hier ein
Ntii:s Päckchen Briefe übergeben, die
ich vor «item lesen muß. Sie sind
von Fr'?>'!ein v. Branlow und Pe
ter Mark. Nthmen Si« «instnxilei!
Platz."
Der junge Mann war bei der An
redt nervös zusammengezuckt.
„Nennen Sie mich doch nicht b?:
di«seii Namen", murmelte er ver
wirrt. „Es ist mir so ungewehn'
Und noch steht ja nicht einmal fest,
ob der, der allein darüber zu entfch.'i
lennt!?"
„Unsinn! Mit Freuden wird er
tun! Wie könnte er auch anders,
nachdem ich ihm meine Beweise vor
legt?"
„Ich weiß nicht mir ist so
bang alles erscheint mir wie ein
„Na, gottlob haben wir Fräulein
Melitta, die schon dafür sorgen wird,
daß Sie erwachen."
„Sie!" rief Felix leidenschaftlich
Mai» ich si« fehin? Heute
noch? O, Herr Hempel. .
„Still! Stören Sit mich nicht,"
unterbrach ihn der Deteltiv fast unge
duldig, während «r Melittas «rstcn
Brief iib«rflog. „Das ist ja wirklich
skhr interessant. . ."
In diesem Augenblick trat der
Portier mit dem Meldezettel ein.
Man war sehr neugierig im Hotel,
wer der junge Mann sei, und der
Wirt hat deshalb befohlen, daß dem
Fremden der Meldezettel sofort zuge
pellt werde.
„Wenn der Herr so freundlich sein
wollte, das Formular gleich auszu
füllen". sagte der Portier, das Blatt
vor Felix hinlegend.
Dieser warf einen unsicher frei
lich über die Störung barsch satte:
„Ach was, das hat Zeit bis morgen
Lassen Sie das Ding nur da, Por
„Monsieur verzeihen, aber es ist
Vorschrift in Oesterreich. . ."
„Zum Teufel mit Ihren Borschrif
ten! Lassen Sie den Wisch da, sage
ich! Wir haben jetzt keine Zeit
Und kommen Sie erst wieder, bis
Sie mir vi« Rückkehr der beiden
Herren melden können nein, fchü
ken Sie die lieber gleich direkt zu mir.
Adieu."
Das h'rrische Auftreten versehlti
sein« Wirkung nicht. Schließlich lonn
le man einen Passagier, der drei an-
Enlschuldiinngen hinaus und Hem
pel verticftk sich wieder in seine Briefe.
Von Ptier Mark war nur einer
dabei. Er enthielt nichts Wefeittlichts
außer der Mitteilung, daß am 1.
Septem!"- nach langer Zeit wieder
einmal Gäste auf S«nlenberg erwar
tet würden. Dcr alte Herr hatte sich
mit HerrnProspers Hcirat ausgesöhnt,
die Braut in Gnaden aufgenommen
berger Damen Herrn Rittmeister v.
Maguerry samt Frau, die alte Frau
v. Chudek mit ihrer Tochter und einen
Herrn, Baron Manderscheid, dessen
Gut in d« Gegend lag. Um sechs
Uhr sollte das Diner stattfinden.
Zum Schluss« stand der Satz:
„De: andere Herr Felix ist
natürlich nicht sehr erbaut von der
G«sci>ichte, wie Sie sich denlen kön
nen. obwohl er ganz entzückt tut
üler daö Glück seines Vetters. Aber
die so düster vor sich hinarübeln, brü<
Hemvel hatte alle Briefe gelesen
Füßen.
Felir störte itn nicht. Er war
in Gtdank«» an Melitta versunlen
und v«raaß darüber andere. . ~
selbst das, was Hemp'l ihm über fei
nt B-rgang.'nb'it erzähl, hatte.
füllten.
Si« aber war die Wirklichkeit. Der
einzige fest« Grund für ihn Im Le
ben, auf dem er An*er oeworfen. Das
Licht, das strahlend über ein«r ihm
sonst noch gam im Dunkel liegenden
Zukunft schwebte. . .
Hemvel vtrging inzwifchtn fast vor
Endlich klovfte es, und drei H«rren
ersch'tntn. Zw«i davon waren die
Detektivs, die Wasmut ihm mitgege
ben, der dritte der hiesige Btzirlsrich
ter, Dr. Ferntaler.
Silas atmete auf.
..Wie gut, daß Sie gleich mit
kommen, s<rr Doktor", sagte er,
nachdem sie einander begrüßt hatten.
„Sie wissen, worum es sich an-j
delt?"
„So ziemlich! Ich bin noch ganz!
benommen. Das ist ja ein« un
> glaubliche Geschickte. Und das"
! er warf einen halb neugierigen, halb
resvektvollen Blick nach Felix, der sich
erhoben und die Herren mit einer
stummen Verbeugung begrüßt hatte
„das ist wohl —'
„Herr Felix v. Senlenferg, jawohl!"
stellte Hemvel vor. „Aber bitte, ver
schieben Sie alle Begrüßungen auf
später. Ich fand Nachrichten vor, die
meine Pläne gänzlich änderten. Wir
müssen sofort handeln!"
„Oho! Was ist denn
Gleich handeln?"
„Ja, Herr Be>irlsrichter! Sie ken
nen unzweifelhaft «inen a's „Miguer
ry-Steinbruch" bezeichneten Ort in
der Gegend? Er muß nahe bei Mau-!
Erberg liegen. . . "
„Natürlich kenne ich ihn! Ein
Feldweg, der sich später leilt und ei
nerseits nach Maguerrnhaus, anderer-.
seits nach Senkenberg führt, zieht sich
am Steinbruch vorüber."
„Gut! Dort wohnt seit einigen
Monaten ein Mensch —"
„Der alte Kropfjodl jawohl! >
Kenne ich auch —!"
„Es ist der Mörder, dcn ich seit
langer Zeit vergeblich suche. Der
alte Eberhard v. Lavandal der einst
Frau v. Senlenberg zur F'ucht ver
anlaßte und jttzt Verbrechen auf >
Verbrechen häufte, um fein'N Nef- !
fen zum Herrn auf Senlenberg zu
machen!"
„Unmöglich!" Der Bezirlsrichter
prallte bestürzt zurück.
„Ich glaube nicht, daß ich mich
täusche. Bitte, stellen Sie fokort ei
nen Haftbefehl aus, lassen Sie die
Hütte vorsichtig umstellen der
Mensch ist über all« Begriffe schlau!
vergessen Sie das ja nicht! und
nehmen Sie ihn fest! Tot oder le
bendig nur lassen Sie ihn mir
„Seien Sie nicht zu sicher! Er
wird sich wehren wie ein To"cr! Sie.
Stein durchsuchen dann d>« Hüt'e.
Ich habt Grund anzunehmen, daß
er die Papiere, die er d?r Rabl
raubte, nicht vernichtete oder aus der
Sand gab. Ein Mensch, wie er sichert
sich für die Zukunft. Mit den Pa
pieren der E'sler konnte «r von sei
nem Neffen später erpressen, was cr
wollte ohne sie hatte er keine
Macht ihn ging
' dcn! Ich muß sie haben!"
„Nein! Ich habe nur auf Si« ge
! wartet. Ich muß sofort nach Sen
> kenberg. Wenn Ihre Arbeit am
„Mit dem Verbrecher?"
I Die Ueberraschung der ersten Stunde
t ! ist Goldes wert und entlockt oft auch
! hartgesottenen Sündern Geständnisse.
' Außerdem wüßte ich niemand, der
des alten Lavandal Identität siche
i rer feststellen tönnte als Herr v.
Senlenberg. Todseinde vergißt man
nie auch wenn Dezennien dazwi
. schen liegen. Und nu:: gehen Sie mit
> Gott!"
1 „Und ich?" fragte Felix, als fit
i mir? Darf ich endlich z» Melitta?"
. „Endlich?! denke, wir sind
zum Diner nacki Senkenb»rg, und
dort werde vor allem ich trachten,
ihrer habhast zu werden. Wenn Sie
ein paar Stunden allein in Peter
Marls Stube zu fitzen, so glaub« ich
Ihne» aber »achh:r wohl ein Wie
dersehen mit ihr versprechen zu lön-
XXIX.
„Ach. Herr. . . lieber Herr. . .
wie sieht er ihm ähnlich! Genau so
sah mein armer Gebitter aus. als
ich ins Hans lam! Und jetzt. .
aber ist es denn wirklich möglich?
Täuschen Sie mich auch bestimmt
nicht?"
Peter Mark sprach die Worte mit
zitternder Stimme, während ihm die
Tränen übtr die Backen liefen.
Silas klopft« ihm b«rub!gend auf
di« Achsel.
„Na. na. Alter, nur nicht so den
Kopf verlieren! Was soll denn Ihr
türlich ist es wahr, daß Ihres Herrn
leiblicher Sohn jetzt drin in Jhr«r
Stubt sitzt! Später, wenn wir mal
Zeit haben, werde ich Ihnen alles ganz
ausführlich beweisen. Jetzt
wir Wichtigeres zu tun. Wann beginnt
das Diner?"
„In einer Vierttlstunde soll ser
viert werden."
„Gibt es ein« btstimmtt Tifchord
„Ja! Auf j«dem Platz li«gt eine
Kart« mit dem betreffenden Namen.
Hier ist die Taftl, überz«ugen Sie
> sich selbst."
s Er öffnet« tine Tür und trat mit
Hemptl in den großen dämmerigen
Raum, dessen Mitte eine hübsch ge
deckte Tafel einnahm. An den Wän-
den hingen in stark nachgedunkelten
Goldrahmen die Familienporträts der
Senkenbtrgs. Schwer« steife Damast-
vorhäng« verhüllten fast ganz die tie
fen Fensternischen, während ein paar j
kunstvoll geschnitzt« Schränk«, eint
Kredenz und hochlehnige Stühle, di«
stramm wie Soldaten an der Längs
wc.nd aufgertiht standen, di« ganze
An der feuchtlalten, etwas muf
! figen Luft merkte man, daß der
Raum jahrelang nicht beniitzt worden
war.
Peter Mark erklärte die Sitzord
! „Ich werde Sie jetzt dem Herrn
melden und dann den Kutscher her
aufschicken, daß er die Lichter anzün
det. Es ist ja wirklich schon ganz
dunlel hier", fchlaß er. „Die Herr
schaften sind im Salon."
„Gut! Aber melden Sie mich so.
daß es lein Aufsehen erregt Sagen
Sie ihm. ich warte g«rn, bis seine
j Gäste sich «ntf«rnt hätten. Und das
Bewußt« hätte ich mit. Nachher sticken
Sie Fräulein Mendel ditstn Zettels
hi«r zu. Sie muß wenigstens wissen,
. daß ich da bin."
Peter Mark ging, und Hemvel trat
I in eine der tiefen Fensternischen, um
Seine Gedanken waren am Ma-
guerry-Steinbruch.
Ein Geräusch im Saal hinter sich
ließ ihn umblicken. Jemand war ein
getreten und ließ nun ein Streichholz!
aufflammen.
Der Kutscher? Nein Hempel er
bebte unwilllürlich es war der
junge Lavandal. Er hatte «ine der
Kerzen am Armleuchter, dir ihm zu
nächst stand, angezündet und blickte
nun, hastig spähend in dem grvßin
düsteren Raume um sich. Offenbar
wollte er sich vergewissern, daß nie
mand hier war.
l Ke?ze verlöscht und das Zimmer so
hastig verlassen, wie cr g:lommen
war.
Er wußte: Der Champagnerlelch
stand vor Prosvtrs Gtdtck. . .
Jetzt trat cr vor, und gtrade im
' selben Moment erschien der Kutscher,
um die Lichter anzuzünden.
Er grüßt« diesmal höflich, denn
sam w«rden, dcn» der Schliff ver
. barg sie ganz.
Und doch war es sicher Gift.
Sollte er sie einfach wegschütten?
Nein es -var ein so prächtiges
Bewcismaterial! Aber man konnte
Schon wollte er die Hand danach
ausstrecken, als die Tür des Neben
> raumes abermals hostig geöffnet
trat.
.Ja!'
„Und Si« wisseü. . . Si« haben
erfahr«», durch wen. . Er suchte
offenbar noch einem geeigneten Aus
„Jch weiß alles, was Sie zu er
fahren wünschen, Herr v. Senkenberg",
antwortete Hemrel bedeutungsvoll.
..aber dies läßt sich wohl nicht in fünf
Minuien erzählen und nicht. . . .
hier."
„Natürlich! O ditses Diner
hätte ich doch nicht aber es gilt
meinem Neffen —"
„Dessen Freude Sie leinesfalls
stören dürfen, Herr von Senl-nb«rg!
Wenn Sie gestatten, ziehe ich mich
"""was" fällt" Ihnen ein? S'e «st«n
mit uns. Johann, legen Si« noch
ein Gedeck auk! Hier neben mir, für
Monsieur Rodin!"
Ein Diener kam zu fragen, ob
aufgetragen werden soll«?
„Ja! Und serviert so rasch als
möglich! Mark soll sofort zu Tisch
bitten!"
„Es widerstrebt mir. unter falscher
Maske Ihre Gast'reundschaft anzu
nehmen," sagte Hemvel nun ltisc zu
Senlenb«rq, „ich heiße weder Rodin.
noch bin ich Sammler. Mein wah
rer Beruf, den ich unabhängig von
jeder Behörde nur aus Liebhaberti!
ausübe, ist der. dem Rechte zum j
Siegt zu verHilfen. Mein Nam« ist
Silas Hempel. Und was mich zu
Ihnen führt«, war: Verbrechern das
Hand'rxrl zu legen, die Sit mit ih-
rem Nttz umfponntn ha!i«n, ohne
daß Sie ts wußten. Es ist gtlun
oen. weii über Erwartung g«l"ng«n!
Wappnen Sie sich inzwischen für ei
nt» Gast, d«n Si« lan,e enibchren
mußten. Herr v. Senkenb«rg für
! die Freude!"
Ke'nes Wortes mächtig, starrte der
Schloßhtrr seinen Gast an. Dann
lief «in Zittern durch seine hagere
Gestalt.
> sind —?" stammelt« er
endlich.
„Det«ltiv! Jawohl! Ab«r davon
braucht vorixrhand niemand hier zu
wissen. Hier kommen Ihre Gast«!
Fassen Sie sich, Herr v. Senktn
berg und bitt«, st«llen Si« mich
als Rodin vor! Es ist durchaus
nötig!"
Es war ein kurzes, schweigsames
! Mahl geworden. Der Hausherr
sprach laum ein Wort und berührte
die Speisen nicht. Seine Augen trie
b«n Mark und dtn zweiten Diener,
die servierten, fortwährend zur Eile
an.
I Fräulein Renate schwitzt« Blut kür
ihren Bruder, und alle fragten sich
im Stillen erstaunt, warum S«nlen
berg dies Diner gegeben habe, wenn
es ihm doch, wie man nur zu deutlich
merlte, zuwider war?
l Nur Prosper und Lisa m«rkten
gar nichts. Si« wann so v«rliebt,^so
fchäftigt, daß sie sich um die andern
absolut nicht kümmerten.
Gegen Ende, als der Champagner
eing«schenlt würd«, raffte sich Sen
kenberg gewaltsam aus. hielt eine
lurze Rede und ließ das Brautpaar
leben.
! Gleich darauf ereignete sich «in
! Zwischenfall. Prosper wollte Be-!
scheid trinken, als fein Nachbar. d«r
französisch« Sammler, desstn Gegen
wart alle außer Senlenberg und Me-1
liiia als störendes Element empfan
den. so ungeschickt an ihn anstieß.!
daß er über di« Hälft« f«ines Seltes
Sehr höflich zwang «r^Profper
„da er ohnehin leinen Selt trinke".
Melitta, die neben Mciguerrq am
Ende der Tafel saß, lemerlt«, wit
Herr v. Lavandal aschfahl
" Von da an wich f«in Blick nicht
niehr Unruhig forschend
ftrviert und Fräultin Renat« gab das
Zeichen zum Aufheben der Tafel, als
Lavandal ausstand und den Saal ver
lassen wollte.
Aber Hemrel flüstert« Sen'«nberg
Auftrag erhielt, Herrn Felir zu fei
nem Onlel auf dessen Zimmer zu
bitten.
„Nun brauchen wir noch Prosver
v Rodenbach und Peter Mark, der
seinen Platz zur Vorsicht an der Tür
i Herrschaften sich im Sartrn trgth n.
eine Geschichte er-ählen."
! „Ich brauche meine Neffe» nicht da
«inwenden.
! „Ab«r ich brauch« sie. Von Ihrer
Schwester obwohl sie eigentlich
- auch dazu gehört« will Ich
!denn «s könnte zu aufregend werden
! für sie."
Die Gäste promenierten in d«m
verwilderten Park, dessen Aussehen
Herr v. Maguerry für höchst malerisch
erklärte, während Baron Monder- >
scheid, neben Fräulein Renate gehend. >
den Kops schüttelte.
„Malerisch? Nein! Es ist der dü- '
sttrste. Parl, den ich
jemals Besonders jetzt im^Mon-
sten mein armer Joachim selbst.
Hätte Ich geahnt, wie sehr er sich und
Sie, gnädiges Fräulein, in Troküo
sigleit zingesponnen hat" fügt« er
leise hlnzu. „ich wäre, trotzdem er
jeden Verlehr mit alten Freunden ab
brach. doch zuweilen heriibergelom
„Es hätte Ihnen nichts genützt. Er
läßt niemand vor. Am wenigsten
. . . .Freunde von einst! Er fürchtet
„Und doch dieses sonderbare Di
ner heute, das beinah« einem Lei
chenschmaus glich! Wozu hat «r uns
aeladen, wenn es ihm so eine Qual
ist?"
Fräulein v. Senkenberg seufzte tief
„Er ist «b«n unberechenbar. Prosver
und Lisa wurd«n von ihm ungerecht
behandelt: das wollte er offenbar aut
machen und d"nn reute es w'e
der. Ach, ich fürchte manchmal wirk
lich. er ist. . . der Stoß, den er da
mals erhielt, als Frau und Kind
auf der Reise zu ameri'a"ifchen
Freunden den We>l«niod fanden, hat
seinen sonst so klaren Verstand ge
trübt!"
„Aber wie konnte er diese Reise
denn auch zugeben! Es war immer
ein Rätsel!"
I Darauf schwieg Fräulein Renatt.
Weii hinter den andern ging
mit Melitta. Sie war außer sich >
über Onkel Senkenberg, der ihr
Prosver entzogen hatte,
j „Wie findest Du es eigentlich?"
sagte sie entrüstet. „Jetzt,
nach dem Berlobungsmahl, Prosper!
zu einer Unterredung zu bcseblen' Wo
die Gäste da sind »nd ich doch ein
Anrecht auf meinen Bräutigam habe',
Er ist wirklich ein Querkopf ersten'
! Ranaes!"
Melitta antwortet« nur zerstreut.
Sie dachte an den Zettel, den Hein- l
pel ihr durch Mark batte zustecken
lassen, und zerbrach sich vergeblich
den Kovf darüber.
! „Nachrichten erhalten. Bin hier,
um alles zu Ende zu bringen. Berei
ten Sie sich vor. einen gewissen Je
mand sehr bald zu sehen."
Was sollte dies bedeuten? War
Felix Eislers Unschuld erwiesen?
Würde man ihn nun «ndlich freilaf
! st"? ..
Frau v. Chudck fand, daß es kübl
denk«» müsse. Auch sei ja der Haus
herr offenbar beschäftigt. . .
Fräulein Renate und Baronin
Lauterbeck gaben sich zwar alle Mühe,!
d!« Gäste zu halten, ab«r vergebens.
Man stimmte Frau v. Chudek sofort
eifrig zu. Jeder hatte das Gefühl
daß irgend etwas Besonderes im
Schloß vorging und daß man fremde
Leute dabei nicht brauch«.
So würd« denn der B«f«hl gege
ben, die Wagen vorfahren zu lassen.!
Renate eilte an ihres Bruders Zim
mer, um di« Herren wenigstens zum
Abschied zu rufen.
Aber sie fand die Tür verschlossen
und Herr v. Senkenberg rief ihr mit
seltsam umflorter Stimm« von innen
zu, man möge nicht stören, es sei un
möglich. jetzt zu erscheinen. Später
«verde er sich bei den Herrschaften
schon selbst wegen seiner Unhöflichst
entschuldigen.
Die Baronin und Lisa blieb°n mit
Melitta allein bei Fräulein Rena!«
! Nach und nach h-ttte sich auch
ihrer das Gcf'chl beirachtitt, daß ir
! send etwas Außerordentliches Nnter
dieser langen Besprechung in d s
Hausherrn Gemächern stecken müsse.
Schweigsam und beklommen saßen
112!« alle vier m Renates Wohnzimmer
am Kamin beisammen.
Plötzlich tönte die elektrisch- Klin
gel draußen im Korridor schrill und
anhaltend durch das Haus.
Peter Marks Stimme schrie nach
dem Reitknecht.
„Es wird meinem Brud-r doch
nichts zugestoßen sein?" sagt« sic
b-ing und wollte sich erheben, obwohl
ihre alten Glieder vor Schreck ganz
steif waren.
Melitta, di« di« einzige war. die
„Bleiben Sie hier, gnüd-ges Fräu
l«in! Ich will sehen, was es gibt,
und Ihnen dann sofort Bescheid brin
gen."
(Schluß folgt.)
In einem schwäbischen Blättch-n
stand jüngst ein so beherzigenswer'er
! Vorschlag für die Pilzsammler, daß
es wert ist, ihn einem großen Publi
höre: Ist jemand im Zweifel, ob er
etwa giftige Pilze gesammelt hat, so
lege er sie zuerst einer Kuh vor. Frißt
das Tier die Pilze, dann sinnt sie be
stimmt gut. Beschnuppert es si« bloß,
dann sind es eben Giftpilze.
bist ja heute so fidel. Mann?"
„Na. hast Du denn nicht die Tages
ordnung zur heutigen Hauptverfanim
li ng des Abstinenzlervereins gtltfen?"
„Nein." „Hier htißt ts unter
Punkt 8: Beschlußfassung über die
Ausschließung eines Mitgliedes."
„Na und?" »Und das bin ich!"
Bei der Elbbrücke hielt Blücher un^
bei ihm vöriiberlamen, rief er lachend:
„Ng, ihr seid klug, iyr
looft lieber barfuß, als daß ihr euch
die Stiebeln vollküllt!"
dricklichem 7one:
„Ja, Ercellenz, es ist ein Jzmmn
mit dem Scki'ihzeug, es will gar nicht
„I du dummer Deubel." verlebt«
au?zieb-n tut? So üf
Paris?? S"b'en es sich am besten.
! aus Höflichkeitsgründen eine gllmpf-
ln Leivttg wollten z. B. de: zu
Blücher übergegangene württemberal-
ihm ihre Aufwartung machen. !
! Dem ersteren «rllärte Blücher, mtt j
! Beziehung auf dessen Ueberfall auf
Ruhe:
I „Herr Gtneral, solange es Ge-
schichte gibt, wird Ihr Name gebrand-
Worten: !
überhaupt nichts zu sagen!"
Daß Blücher über die Bedeu'.ung
Gneiftnaus vollständig im klaren war j
und sich, wenigstens der Hauptsache
nach, über dessen Rolle eine ganz rich
tige Anschauung machte, geht aus fol-
Jn einer Gesellschaft behauptete
Blücher, er könne seinen eigenen Kopf
küssen. Natürlich ward dies von
l allen Seiten bestritten. Blücher aber
behaute fest bei seiner Behauptung
und setzte allem Widerspruch, den er
ein« Weile andauern ließ, keinen allen
auf Gntisenau zu und tllßle ihru
!»i«e wu«»erschö«e «<»»«.
Bon allen Reisenden werden die
gen Sees wird eine urdrollige Ge
schichte erzählt. Der Beherrscher von
Kaschmir. Maharadscha Gulab Sing,
war gestorben. Seine Priester, die,
schnappt. Wie wenn es gerade die
Biene gewesen wäre die der Fürst zur
Wohnung seiner Seele auserkoren
mand einen Fücki aus dem See fan
gen dürfe. Zwölf lah« danach
stürzte eine Kuh in ten See und lam
Fisckl-n gefressen.
diesen Fischen kein. So hob man daS
Verbot des Fischfanges und Fisch
essens wieder auf: die Fischer zm
gar wieder Fische gegessen werden.
«u« «ine
Der alte Kantor hat fünfzig Jzhrc
seine Orgel gespielt. uno
Für die
Aus gebacken« Eier. Man
kocht so vi«l Eier als Personen sinü
(oder «ins bis zwei mehr) hart, also
B—lo Minuten, läßt sie in laltem
Wasser abkühlen, trocknet sie ab und
entfernt vorsichtig die Schalt. Dann
wendet man sie in verquirltem, rohem
Ei nebst etwas Salz und dann in
geriebener gesiebter Semmel, wieder-
Backfett (halb Schmalz, halb
Spinal oder Schote» oder als Abend
gericht.
Hammelfleisch in Rot
wein. Aus einer Hammelkeule wer
mit dem Hackmesser breit gekkpft, mit
Salz und Pfeffer bestreut und einige
Scheiben davon in eine passende Kisse
daß Fleisch damit bedeckt ist,
daß es nicht anbrennt. Sobald das
! fleisch gar ist, wird es auf eine:
Schüssel angerichtet und der Satz mit
! glattaeriihrtem Kartoffelmehl seimig
! gelocht.
Alles Huhn mit Grciupen.
> Ein altes gut zurechtgemachtes Huhn
wird In Wasser mit Salz und Wur
s zelwerl weich gelocht. 1 Pfund gute,
inittelfeine Graupen werden mit kal-
lem Wasser gespült, sehr langsam in
j weiß emailliertem Tieael in etwas
> Wasser nebst zwei Löffe'n Butter
ausgequellt, dann in die Hühnerbrüh«
s gegeben und damit noch ein Weilchen
gelocht. Das Suppenlrnut kann
j man in der Suppe lassen und fügt
noch das llein geschnittene Hühner
fleisch, wenn man will, auch noch eine
. lleine Anzahl Seininelllößchen, die
j für sich allein in Brühe gar gelocht
sind, oder Klößchen von der Hühner
leber dazu.
Kartoffel - Suppe mit
Eiern und Farce - Lieste».
Zu dieser Suppe kann man jeden Rest
von Hackbraten (falscher Hcise>,
Fleischpudding. Frikandellen, Boulet
ten oder Bratwurst verwenden. Man
schneidet die Reste in die Terrine.
Für jede Person kocht man ein Ei
hart, läßt es ein wenig verkühlen,
schält es und legt auch die Eier, ganz
oder in Hälften geschnitten, zu den
Farceslücken. Von geschälte», zer
schnittenen Kartoffeln locht man in
Wasser nebst Salz, einem Löffel But
ter, zerschnittenem Porree, etwas zer
schnittener Sellerlelnolle und einer
fchnittenen Mohrrübe eine gut« dick
flüssige Suppe, die man nach Gefallen
durch ein Sieb rührt. Sit wird ab
geschmeckt, nach Belieben mit etwas
Puffer und gehackter Petersilie ge
würzt, und lochend heiß über die Eier
und Farccstücke gegossen.
Gedämpfter Schinken mit
Kruste. Ein kleiner, gut gepökel
ter und geräucherter Schinlen wird
12—18 Stunden gewässert: dann
löst man einen Teil des Knochens aus
und bindet den Schinlen in ein ge
spültes weißes Leinentuch «in, legt
ihn in eine irdene emailli«rie Schin
lenpfann« oder Kasserolle, kal
tes Wasser darUter, so daß der Schin
len eben da-.it bedeckt ist. fügt zwei
geputzte, gefchnUl'ne Mohrrübcn. 1—
2 geschälte, in Scheiben geschnitten«
Zwiebeln, I—2 Lorbeerblätter. ein
Kräutersträußchcn und S—4 Gewürz
nellen dazu und bringt alles zum
Kochen. Wenn der Schinlen 6 —lo
Minuten gelocht hat, setzt man ihn
vom offenen Feuer fort auf die heiße
Stelle, läßt ihn Z—Z'!> Siunden, je
nach Größe, leise weiterlochen (wenn
der Schinken zu schnel und zu heftig
locht, vcrliert das Flci>ch an Wohlge
schmack), bis er weich ist und läßt
ihn halb abtühlcn. Dann schneidet
man vorsichtig die Schwarte ab, be
streut ihn dick mit geriebener gesiebter
Semmel, träufelt ein wenig flüssiges
Schweinefett (abicfülltcs Fett von
der Schintenbruhe) oder zerlassene
Butter darüber, stellt ihn zum Bräu
nen in den gut heißen Ofen, läßt di:
Kruste »echt lnusperig werden und
gibt ihn auf einer erwärmten Schüsse!
zu Tisch. Am besten paßt Spinat
dazu.
Heringsspeise. Zwei gute
Htrinze werden 4—5 Siunden lang
gewässert, abgehäutet, von den Grä
ßiger Hitze etwa eine halbe Stund«
VZckt. «sobald di' Speise aus dem
Ofen kommt, stürzt mnn sie aus eine
Schüssel, garniert lie mit ausgebacke
ner Peiersilie und serviert sie.