Äle Mm Wi Henkenlmii. Kriminalroman von Erich Ebenstem. (13. Fortsetzung.) XXVIII. Silas Hempel bezog als Mr. Ro din wieder sein Quartier in der Krone. In srintr Begleitung befand sich ein junger Mann, dessen tiefernst« Miene einen Widerspruch bildete zu den von Natur aus lachenden braunen Auaen. Er sprach wenig, blickte mit einer gewissen unruhigen Befanoenheit um sich und rot. als der Wirt of fenbar in der Absicht zu erfahren, wer der neue Gast sei. die beiden Herren wortreich begrüßte. nicht nötig seinen Begleiter vorzu stellen. Er bestellte für ihn das Zim mer neben dem seinen und erkundigte sich, ob mit dem Morgenzug nicht seien. Herr Winkler und Herr Stein? Ja. sie waren angekommen, aber nach Tisch ausgegangen. Sie be wobnten No. 8 und 3. gerade dem Äpartemcnt Monsieur Rodins gegen ,Öb es vielleicht Geschäftsfreunde Monsieurs feien?" setzte der Portier neugierig hinzu. Er belam kein- Antwort auf di« Fragt. „M«lden Si« es mir sofort, wenn die Herren zurückkommen", befahl Hemptl und begab sich mit seinem Begleiter nach oben. „So, Herr v. Senlenberg", sagte er als sie allein im Zimmer waren, „nun heißt es für Sie noch ein we nig Geduld haben. Wie Sie se hen, hat mir der Portier hier ein Ntii:s Päckchen Briefe übergeben, die ich vor «item lesen muß. Sie sind von Fr'?>'!ein v. Branlow und Pe ter Mark. Nthmen Si« «instnxilei! Platz." Der junge Mann war bei der An redt nervös zusammengezuckt. „Nennen Sie mich doch nicht b?: di«seii Namen", murmelte er ver wirrt. „Es ist mir so ungewehn' Und noch steht ja nicht einmal fest, ob der, der allein darüber zu entfch.'i lennt!?" „Unsinn! Mit Freuden wird er tun! Wie könnte er auch anders, nachdem ich ihm meine Beweise vor legt?" „Ich weiß nicht mir ist so bang alles erscheint mir wie ein „Na, gottlob haben wir Fräulein Melitta, die schon dafür sorgen wird, daß Sie erwachen." „Sie!" rief Felix leidenschaftlich Mai» ich si« fehin? Heute noch? O, Herr Hempel. . „Still! Stören Sit mich nicht," unterbrach ihn der Deteltiv fast unge duldig, während «r Melittas «rstcn Brief iib«rflog. „Das ist ja wirklich skhr interessant. . ." In diesem Augenblick trat der Portier mit dem Meldezettel ein. Man war sehr neugierig im Hotel, wer der junge Mann sei, und der Wirt hat deshalb befohlen, daß dem Fremden der Meldezettel sofort zuge pellt werde. „Wenn der Herr so freundlich sein wollte, das Formular gleich auszu füllen". sagte der Portier, das Blatt vor Felix hinlegend. Dieser warf einen unsicher frei lich über die Störung barsch satte: „Ach was, das hat Zeit bis morgen Lassen Sie das Ding nur da, Por „Monsieur verzeihen, aber es ist Vorschrift in Oesterreich. . ." „Zum Teufel mit Ihren Borschrif ten! Lassen Sie den Wisch da, sage ich! Wir haben jetzt keine Zeit Und kommen Sie erst wieder, bis Sie mir vi« Rückkehr der beiden Herren melden können nein, fchü ken Sie die lieber gleich direkt zu mir. Adieu." Das h'rrische Auftreten versehlti sein« Wirkung nicht. Schließlich lonn le man einen Passagier, der drei an- Enlschuldiinngen hinaus und Hem pel verticftk sich wieder in seine Briefe. Von Ptier Mark war nur einer dabei. Er enthielt nichts Wefeittlichts außer der Mitteilung, daß am 1. Septem!"- nach langer Zeit wieder einmal Gäste auf S«nlenberg erwar tet würden. Dcr alte Herr hatte sich mit HerrnProspers Hcirat ausgesöhnt, die Braut in Gnaden aufgenommen berger Damen Herrn Rittmeister v. Maguerry samt Frau, die alte Frau v. Chudek mit ihrer Tochter und einen Herrn, Baron Manderscheid, dessen Gut in d« Gegend lag. Um sechs Uhr sollte das Diner stattfinden. Zum Schluss« stand der Satz: „De: andere Herr Felix ist natürlich nicht sehr erbaut von der G«sci>ichte, wie Sie sich denlen kön nen. obwohl er ganz entzückt tut üler daö Glück seines Vetters. Aber die so düster vor sich hinarübeln, brü< Hemvel hatte alle Briefe gelesen Füßen. Felir störte itn nicht. Er war in Gtdank«» an Melitta versunlen und v«raaß darüber andere. . ~ selbst das, was Hemp'l ihm über fei nt B-rgang.'nb'it erzähl, hatte. füllten. Si« aber war die Wirklichkeit. Der einzige fest« Grund für ihn Im Le ben, auf dem er An*er oeworfen. Das Licht, das strahlend über ein«r ihm sonst noch gam im Dunkel liegenden Zukunft schwebte. . . Hemvel vtrging inzwifchtn fast vor Endlich klovfte es, und drei H«rren ersch'tntn. Zw«i davon waren die Detektivs, die Wasmut ihm mitgege ben, der dritte der hiesige Btzirlsrich ter, Dr. Ferntaler. Silas atmete auf. ..Wie gut, daß Sie gleich mit kommen, s glaubliche Geschickte. Und das" ! er warf einen halb neugierigen, halb resvektvollen Blick nach Felix, der sich erhoben und die Herren mit einer stummen Verbeugung begrüßt hatte „das ist wohl —' „Herr Felix v. Senlenferg, jawohl!" stellte Hemvel vor. „Aber bitte, ver schieben Sie alle Begrüßungen auf später. Ich fand Nachrichten vor, die meine Pläne gänzlich änderten. Wir müssen sofort handeln!" „Oho! Was ist denn Gleich handeln?" „Ja, Herr Be>irlsrichter! Sie ken nen unzweifelhaft «inen a's „Miguer ry-Steinbruch" bezeichneten Ort in der Gegend? Er muß nahe bei Mau-! Erberg liegen. . . " „Natürlich kenne ich ihn! Ein Feldweg, der sich später leilt und ei nerseits nach Maguerrnhaus, anderer-. seits nach Senkenberg führt, zieht sich am Steinbruch vorüber." „Gut! Dort wohnt seit einigen Monaten ein Mensch —" „Der alte Kropfjodl jawohl! > Kenne ich auch —!" „Es ist der Mörder, dcn ich seit langer Zeit vergeblich suche. Der alte Eberhard v. Lavandal der einst Frau v. Senlenberg zur F'ucht ver anlaßte und jttzt Verbrechen auf > Verbrechen häufte, um fein'N Nef- ! fen zum Herrn auf Senlenberg zu machen!" „Unmöglich!" Der Bezirlsrichter prallte bestürzt zurück. „Ich glaube nicht, daß ich mich täusche. Bitte, stellen Sie fokort ei nen Haftbefehl aus, lassen Sie die Hütte vorsichtig umstellen der Mensch ist über all« Begriffe schlau! vergessen Sie das ja nicht! und nehmen Sie ihn fest! Tot oder le bendig nur lassen Sie ihn mir „Seien Sie nicht zu sicher! Er wird sich wehren wie ein To"cr! Sie. Stein durchsuchen dann d>« Hüt'e. Ich habt Grund anzunehmen, daß er die Papiere, die er d?r Rabl raubte, nicht vernichtete oder aus der Sand gab. Ein Mensch, wie er sichert sich für die Zukunft. Mit den Pa pieren der E'sler konnte «r von sei nem Neffen später erpressen, was cr wollte ohne sie hatte er keine Macht ihn ging ' dcn! Ich muß sie haben!" „Nein! Ich habe nur auf Si« ge ! wartet. Ich muß sofort nach Sen > kenberg. Wenn Ihre Arbeit am „Mit dem Verbrecher?" I Die Ueberraschung der ersten Stunde t ! ist Goldes wert und entlockt oft auch ! hartgesottenen Sündern Geständnisse. ' Außerdem wüßte ich niemand, der des alten Lavandal Identität siche i rer feststellen tönnte als Herr v. Senlenberg. Todseinde vergißt man nie auch wenn Dezennien dazwi . schen liegen. Und nu:: gehen Sie mit > Gott!" 1 „Und ich?" fragte Felix, als fit i mir? Darf ich endlich z» Melitta?" . „Endlich?! denke, wir sind zum Diner nacki Senkenb»rg, und dort werde vor allem ich trachten, ihrer habhast zu werden. Wenn Sie ein paar Stunden allein in Peter Marls Stube zu fitzen, so glaub« ich Ihne» aber »achh:r wohl ein Wie dersehen mit ihr versprechen zu lön- XXIX. „Ach. Herr. . . lieber Herr. . . wie sieht er ihm ähnlich! Genau so sah mein armer Gebitter aus. als ich ins Hans lam! Und jetzt. . aber ist es denn wirklich möglich? Täuschen Sie mich auch bestimmt nicht?" Peter Mark sprach die Worte mit zitternder Stimme, während ihm die Tränen übtr die Backen liefen. Silas klopft« ihm b«rub!gend auf di« Achsel. „Na. na. Alter, nur nicht so den Kopf verlieren! Was soll denn Ihr türlich ist es wahr, daß Ihres Herrn leiblicher Sohn jetzt drin in Jhr«r Stubt sitzt! Später, wenn wir mal Zeit haben, werde ich Ihnen alles ganz ausführlich beweisen. Jetzt wir Wichtigeres zu tun. Wann beginnt das Diner?" „In einer Vierttlstunde soll ser viert werden." „Gibt es ein« btstimmtt Tifchord „Ja! Auf j«dem Platz li«gt eine Kart« mit dem betreffenden Namen. Hier ist die Taftl, überz«ugen Sie > sich selbst." s Er öffnet« tine Tür und trat mit Hemptl in den großen dämmerigen Raum, dessen Mitte eine hübsch ge deckte Tafel einnahm. An den Wän- den hingen in stark nachgedunkelten Goldrahmen die Familienporträts der Senkenbtrgs. Schwer« steife Damast- vorhäng« verhüllten fast ganz die tie fen Fensternischen, während ein paar j kunstvoll geschnitzt« Schränk«, eint Kredenz und hochlehnige Stühle, di« stramm wie Soldaten an der Längs wc.nd aufgertiht standen, di« ganze An der feuchtlalten, etwas muf ! figen Luft merkte man, daß der Raum jahrelang nicht beniitzt worden war. Peter Mark erklärte die Sitzord ! „Ich werde Sie jetzt dem Herrn melden und dann den Kutscher her aufschicken, daß er die Lichter anzün det. Es ist ja wirklich schon ganz dunlel hier", fchlaß er. „Die Herr schaften sind im Salon." „Gut! Aber melden Sie mich so. daß es lein Aufsehen erregt Sagen Sie ihm. ich warte g«rn, bis seine j Gäste sich «ntf«rnt hätten. Und das Bewußt« hätte ich mit. Nachher sticken Sie Fräulein Mendel ditstn Zettels hi«r zu. Sie muß wenigstens wissen, . daß ich da bin." Peter Mark ging, und Hemvel trat I in eine der tiefen Fensternischen, um Seine Gedanken waren am Ma- guerry-Steinbruch. Ein Geräusch im Saal hinter sich ließ ihn umblicken. Jemand war ein getreten und ließ nun ein Streichholz! aufflammen. Der Kutscher? Nein Hempel er bebte unwilllürlich es war der junge Lavandal. Er hatte «ine der Kerzen am Armleuchter, dir ihm zu nächst stand, angezündet und blickte nun, hastig spähend in dem grvßin düsteren Raume um sich. Offenbar wollte er sich vergewissern, daß nie mand hier war. l Ke?ze verlöscht und das Zimmer so hastig verlassen, wie cr g:lommen war. Er wußte: Der Champagnerlelch stand vor Prosvtrs Gtdtck. . . Jetzt trat cr vor, und gtrade im ' selben Moment erschien der Kutscher, um die Lichter anzuzünden. Er grüßt« diesmal höflich, denn sam w«rden, dcn» der Schliff ver . barg sie ganz. Und doch war es sicher Gift. Sollte er sie einfach wegschütten? Nein es -var ein so prächtiges Bewcismaterial! Aber man konnte Schon wollte er die Hand danach ausstrecken, als die Tür des Neben > raumes abermals hostig geöffnet trat. .Ja!' „Und Si« wisseü. . . Si« haben erfahr«», durch wen. . Er suchte offenbar noch einem geeigneten Aus „Jch weiß alles, was Sie zu er fahren wünschen, Herr v. Senkenberg", antwortete Hemrel bedeutungsvoll. ..aber dies läßt sich wohl nicht in fünf Minuien erzählen und nicht. . . . hier." „Natürlich! O ditses Diner hätte ich doch nicht aber es gilt meinem Neffen —" „Dessen Freude Sie leinesfalls stören dürfen, Herr von Senl-nb«rg! Wenn Sie gestatten, ziehe ich mich """was" fällt" Ihnen ein? S'e «st«n mit uns. Johann, legen Si« noch ein Gedeck auk! Hier neben mir, für Monsieur Rodin!" Ein Diener kam zu fragen, ob aufgetragen werden soll«? „Ja! Und serviert so rasch als möglich! Mark soll sofort zu Tisch bitten!" „Es widerstrebt mir. unter falscher Maske Ihre Gast'reundschaft anzu nehmen," sagte Hemvel nun ltisc zu Senlenb«rq, „ich heiße weder Rodin. noch bin ich Sammler. Mein wah rer Beruf, den ich unabhängig von jeder Behörde nur aus Liebhaberti! ausübe, ist der. dem Rechte zum j Siegt zu verHilfen. Mein Nam« ist Silas Hempel. Und was mich zu Ihnen führt«, war: Verbrechern das Hand'rxrl zu legen, die Sit mit ih- rem Nttz umfponntn ha!i«n, ohne daß Sie ts wußten. Es ist gtlun oen. weii über Erwartung g«l"ng«n! Wappnen Sie sich inzwischen für ei nt» Gast, d«n Si« lan,e enibchren mußten. Herr v. Senkenb«rg für ! die Freude!" Ke'nes Wortes mächtig, starrte der Schloßhtrr seinen Gast an. Dann lief «in Zittern durch seine hagere Gestalt. > sind —?" stammelt« er endlich. „Det«ltiv! Jawohl! Ab«r davon braucht vorixrhand niemand hier zu wissen. Hier kommen Ihre Gast«! Fassen Sie sich, Herr v. Senktn berg und bitt«, st«llen Si« mich als Rodin vor! Es ist durchaus nötig!" Es war ein kurzes, schweigsames ! Mahl geworden. Der Hausherr sprach laum ein Wort und berührte die Speisen nicht. Seine Augen trie b«n Mark und dtn zweiten Diener, die servierten, fortwährend zur Eile an. I Fräulein Renate schwitzt« Blut kür ihren Bruder, und alle fragten sich im Stillen erstaunt, warum S«nlen berg dies Diner gegeben habe, wenn es ihm doch, wie man nur zu deutlich merlte, zuwider war? l Nur Prosper und Lisa m«rkten gar nichts. Si« wann so v«rliebt,^so fchäftigt, daß sie sich um die andern absolut nicht kümmerten. Gegen Ende, als der Champagner eing«schenlt würd«, raffte sich Sen kenberg gewaltsam aus. hielt eine lurze Rede und ließ das Brautpaar leben. ! Gleich darauf ereignete sich «in ! Zwischenfall. Prosper wollte Be-! scheid trinken, als fein Nachbar. d«r französisch« Sammler, desstn Gegen wart alle außer Senlenberg und Me-1 liiia als störendes Element empfan den. so ungeschickt an ihn anstieß.! daß er über di« Hälft« f«ines Seltes Sehr höflich zwang «r^Profper „da er ohnehin leinen Selt trinke". Melitta, die neben Mciguerrq am Ende der Tafel saß, lemerlt«, wit Herr v. Lavandal aschfahl " Von da an wich f«in Blick nicht niehr Unruhig forschend ftrviert und Fräultin Renat« gab das Zeichen zum Aufheben der Tafel, als Lavandal ausstand und den Saal ver lassen wollte. Aber Hemrel flüstert« Sen'«nberg Auftrag erhielt, Herrn Felir zu fei nem Onlel auf dessen Zimmer zu bitten. „Nun brauchen wir noch Prosver v Rodenbach und Peter Mark, der seinen Platz zur Vorsicht an der Tür i Herrschaften sich im Sartrn trgth n. eine Geschichte er-ählen." ! „Ich brauche meine Neffe» nicht da «inwenden. ! „Ab«r ich brauch« sie. Von Ihrer Schwester obwohl sie eigentlich - auch dazu gehört« will Ich !denn «s könnte zu aufregend werden ! für sie." Die Gäste promenierten in d«m verwilderten Park, dessen Aussehen Herr v. Maguerry für höchst malerisch erklärte, während Baron Monder- > scheid, neben Fräulein Renate gehend. > den Kops schüttelte. „Malerisch? Nein! Es ist der dü- ' sttrste. Parl, den ich jemals Besonders jetzt im^Mon- sten mein armer Joachim selbst. Hätte Ich geahnt, wie sehr er sich und Sie, gnädiges Fräulein, in Troküo sigleit zingesponnen hat" fügt« er leise hlnzu. „ich wäre, trotzdem er jeden Verlehr mit alten Freunden ab brach. doch zuweilen heriibergelom „Es hätte Ihnen nichts genützt. Er läßt niemand vor. Am wenigsten . . . .Freunde von einst! Er fürchtet „Und doch dieses sonderbare Di ner heute, das beinah« einem Lei chenschmaus glich! Wozu hat «r uns aeladen, wenn es ihm so eine Qual ist?" Fräulein v. Senkenberg seufzte tief „Er ist «b«n unberechenbar. Prosver und Lisa wurd«n von ihm ungerecht behandelt: das wollte er offenbar aut machen und d"nn reute es w'e der. Ach, ich fürchte manchmal wirk lich. er ist. . . der Stoß, den er da mals erhielt, als Frau und Kind auf der Reise zu ameri'a"ifchen Freunden den We>l«niod fanden, hat seinen sonst so klaren Verstand ge trübt!" „Aber wie konnte er diese Reise denn auch zugeben! Es war immer ein Rätsel!" I Darauf schwieg Fräulein Renatt. Weii hinter den andern ging mit Melitta. Sie war außer sich > über Onkel Senkenberg, der ihr Prosver entzogen hatte, j „Wie findest Du es eigentlich?" sagte sie entrüstet. „Jetzt, nach dem Berlobungsmahl, Prosper! zu einer Unterredung zu bcseblen' Wo die Gäste da sind »nd ich doch ein Anrecht auf meinen Bräutigam habe', Er ist wirklich ein Querkopf ersten' ! Ranaes!" Melitta antwortet« nur zerstreut. Sie dachte an den Zettel, den Hein- l pel ihr durch Mark batte zustecken lassen, und zerbrach sich vergeblich den Kovf darüber. ! „Nachrichten erhalten. Bin hier, um alles zu Ende zu bringen. Berei ten Sie sich vor. einen gewissen Je mand sehr bald zu sehen." Was sollte dies bedeuten? War Felix Eislers Unschuld erwiesen? Würde man ihn nun «ndlich freilaf ! st"? .. Frau v. Chudck fand, daß es kübl denk«» müsse. Auch sei ja der Haus herr offenbar beschäftigt. . . Fräulein Renate und Baronin Lauterbeck gaben sich zwar alle Mühe,! d!« Gäste zu halten, ab«r vergebens. Man stimmte Frau v. Chudek sofort eifrig zu. Jeder hatte das Gefühl daß irgend etwas Besonderes im Schloß vorging und daß man fremde Leute dabei nicht brauch«. So würd« denn der B«f«hl gege ben, die Wagen vorfahren zu lassen.! Renate eilte an ihres Bruders Zim mer, um di« Herren wenigstens zum Abschied zu rufen. Aber sie fand die Tür verschlossen und Herr v. Senkenberg rief ihr mit seltsam umflorter Stimm« von innen zu, man möge nicht stören, es sei un möglich. jetzt zu erscheinen. Später «verde er sich bei den Herrschaften schon selbst wegen seiner Unhöflichst entschuldigen. Die Baronin und Lisa blieb°n mit Melitta allein bei Fräulein Rena!« ! Nach und nach h-ttte sich auch ihrer das Gcf'chl beirachtitt, daß ir ! send etwas Außerordentliches Nnter dieser langen Besprechung in d s Hausherrn Gemächern stecken müsse. Schweigsam und beklommen saßen 112!« alle vier m Renates Wohnzimmer am Kamin beisammen. Plötzlich tönte die elektrisch- Klin gel draußen im Korridor schrill und anhaltend durch das Haus. Peter Marks Stimme schrie nach dem Reitknecht. „Es wird meinem Brud-r doch nichts zugestoßen sein?" sagt« sic b-ing und wollte sich erheben, obwohl ihre alten Glieder vor Schreck ganz steif waren. Melitta, di« di« einzige war. die „Bleiben Sie hier, gnüd-ges Fräu l«in! Ich will sehen, was es gibt, und Ihnen dann sofort Bescheid brin gen." (Schluß folgt.) In einem schwäbischen Blättch-n stand jüngst ein so beherzigenswer'er ! Vorschlag für die Pilzsammler, daß es wert ist, ihn einem großen Publi höre: Ist jemand im Zweifel, ob er etwa giftige Pilze gesammelt hat, so lege er sie zuerst einer Kuh vor. Frißt das Tier die Pilze, dann sinnt sie be stimmt gut. Beschnuppert es si« bloß, dann sind es eben Giftpilze. bist ja heute so fidel. Mann?" „Na. hast Du denn nicht die Tages ordnung zur heutigen Hauptverfanim li ng des Abstinenzlervereins gtltfen?" „Nein." „Hier htißt ts unter Punkt 8: Beschlußfassung über die Ausschließung eines Mitgliedes." „Na und?" »Und das bin ich!" Bei der Elbbrücke hielt Blücher un^ bei ihm vöriiberlamen, rief er lachend: „Ng, ihr seid klug, iyr looft lieber barfuß, als daß ihr euch die Stiebeln vollküllt!" dricklichem 7one: „Ja, Ercellenz, es ist ein Jzmmn mit dem Scki'ihzeug, es will gar nicht „I du dummer Deubel." verlebt« au?zieb-n tut? So üf Paris?? S"b'en es sich am besten. ! aus Höflichkeitsgründen eine gllmpf- ln Leivttg wollten z. B. de: zu Blücher übergegangene württemberal- ihm ihre Aufwartung machen. ! ! Dem ersteren «rllärte Blücher, mtt j ! Beziehung auf dessen Ueberfall auf Ruhe: I „Herr Gtneral, solange es Ge- schichte gibt, wird Ihr Name gebrand- Worten: ! überhaupt nichts zu sagen!" Daß Blücher über die Bedeu'.ung Gneiftnaus vollständig im klaren war j und sich, wenigstens der Hauptsache nach, über dessen Rolle eine ganz rich tige Anschauung machte, geht aus fol- Jn einer Gesellschaft behauptete Blücher, er könne seinen eigenen Kopf küssen. Natürlich ward dies von l allen Seiten bestritten. Blücher aber behaute fest bei seiner Behauptung und setzte allem Widerspruch, den er ein« Weile andauern ließ, keinen allen auf Gntisenau zu und tllßle ihru !»i«e wu«»erschö«e «<»»«. Bon allen Reisenden werden die gen Sees wird eine urdrollige Ge schichte erzählt. Der Beherrscher von Kaschmir. Maharadscha Gulab Sing, war gestorben. Seine Priester, die, schnappt. Wie wenn es gerade die Biene gewesen wäre die der Fürst zur Wohnung seiner Seele auserkoren mand einen Fücki aus dem See fan gen dürfe. Zwölf lah« danach stürzte eine Kuh in ten See und lam Fisckl-n gefressen. diesen Fischen kein. So hob man daS Verbot des Fischfanges und Fisch essens wieder auf: die Fischer zm gar wieder Fische gegessen werden. «u« «ine Der alte Kantor hat fünfzig Jzhrc seine Orgel gespielt. uno Für die Aus gebacken« Eier. Man kocht so vi«l Eier als Personen sinü (oder «ins bis zwei mehr) hart, also B—lo Minuten, läßt sie in laltem Wasser abkühlen, trocknet sie ab und entfernt vorsichtig die Schalt. Dann wendet man sie in verquirltem, rohem Ei nebst etwas Salz und dann in geriebener gesiebter Semmel, wieder- Backfett (halb Schmalz, halb Spinal oder Schote» oder als Abend gericht. Hammelfleisch in Rot wein. Aus einer Hammelkeule wer mit dem Hackmesser breit gekkpft, mit Salz und Pfeffer bestreut und einige Scheiben davon in eine passende Kisse daß Fleisch damit bedeckt ist, daß es nicht anbrennt. Sobald das ! fleisch gar ist, wird es auf eine: Schüssel angerichtet und der Satz mit ! glattaeriihrtem Kartoffelmehl seimig ! gelocht. Alles Huhn mit Grciupen. > Ein altes gut zurechtgemachtes Huhn wird In Wasser mit Salz und Wur s zelwerl weich gelocht. 1 Pfund gute, inittelfeine Graupen werden mit kal- lem Wasser gespült, sehr langsam in j weiß emailliertem Tieael in etwas > Wasser nebst zwei Löffe'n Butter ausgequellt, dann in die Hühnerbrüh« s gegeben und damit noch ein Weilchen gelocht. Das Suppenlrnut kann j man in der Suppe lassen und fügt noch das llein geschnittene Hühner fleisch, wenn man will, auch noch eine . lleine Anzahl Seininelllößchen, die j für sich allein in Brühe gar gelocht sind, oder Klößchen von der Hühner leber dazu. Kartoffel - Suppe mit Eiern und Farce - Lieste». Zu dieser Suppe kann man jeden Rest von Hackbraten (falscher Hcise>, Fleischpudding. Frikandellen, Boulet ten oder Bratwurst verwenden. Man schneidet die Reste in die Terrine. Für jede Person kocht man ein Ei hart, läßt es ein wenig verkühlen, schält es und legt auch die Eier, ganz oder in Hälften geschnitten, zu den Farceslücken. Von geschälte», zer schnittenen Kartoffeln locht man in Wasser nebst Salz, einem Löffel But ter, zerschnittenem Porree, etwas zer schnittener Sellerlelnolle und einer fchnittenen Mohrrübe eine gut« dick flüssige Suppe, die man nach Gefallen durch ein Sieb rührt. Sit wird ab geschmeckt, nach Belieben mit etwas Puffer und gehackter Petersilie ge würzt, und lochend heiß über die Eier und Farccstücke gegossen. Gedämpfter Schinken mit Kruste. Ein kleiner, gut gepökel ter und geräucherter Schinlen wird 12—18 Stunden gewässert: dann löst man einen Teil des Knochens aus und bindet den Schinlen in ein ge spültes weißes Leinentuch «in, legt ihn in eine irdene emailli«rie Schin lenpfann« oder Kasserolle, kal tes Wasser darUter, so daß der Schin len eben da-.it bedeckt ist. fügt zwei geputzte, gefchnUl'ne Mohrrübcn. 1— 2 geschälte, in Scheiben geschnitten« Zwiebeln, I—2 Lorbeerblätter. ein Kräutersträußchcn und S—4 Gewürz nellen dazu und bringt alles zum Kochen. Wenn der Schinlen 6 —lo Minuten gelocht hat, setzt man ihn vom offenen Feuer fort auf die heiße Stelle, läßt ihn Z—Z'!> Siunden, je nach Größe, leise weiterlochen (wenn der Schinken zu schnel und zu heftig locht, vcrliert das Flci>ch an Wohlge schmack), bis er weich ist und läßt ihn halb abtühlcn. Dann schneidet man vorsichtig die Schwarte ab, be streut ihn dick mit geriebener gesiebter Semmel, träufelt ein wenig flüssiges Schweinefett (abicfülltcs Fett von der Schintenbruhe) oder zerlassene Butter darüber, stellt ihn zum Bräu nen in den gut heißen Ofen, läßt di: Kruste »echt lnusperig werden und gibt ihn auf einer erwärmten Schüsse! zu Tisch. Am besten paßt Spinat dazu. Heringsspeise. Zwei gute Htrinze werden 4—5 Siunden lang gewässert, abgehäutet, von den Grä ßiger Hitze etwa eine halbe Stund« VZckt. «sobald di' Speise aus dem Ofen kommt, stürzt mnn sie aus eine Schüssel, garniert lie mit ausgebacke ner Peiersilie und serviert sie.