Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 26, 1912, Image 7

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    Splveotcr in einer deutschen Stadl.
Der KMester-Hmutigam A
Humoreske von Julius Knopf.
waren sie denn doch nicht, daß sie
ihm einen Antrag machten und sich
ihm zu Füßen legten.
Die zwölfte Stunde nahte, das
alte Jahr ging zu Ende.
Sein Gesicht ward schmal und
elf Zwölf. Das alte Jahr ist
»in, das vor dem Tor munter der
Einladung geharrt: ein neu Gesicht,
ein neues Jahr.
Mit brausenden Prositrufen wird
es begrüßt; es dampft die Bowle,
die Pfannkuchen duften. Man schreit
Hurrah, umarmt sich, nickt sich zu und
trinkt und trinkt und trinkt.
Die Stimmung wird immer le
bendiger, lustiger, ausgelassener. Al
les ist beschwipst. Jünglinge, Män
ner, Greise, Frauen und Jungfrau
en sind der süßen Bowle voll.
Man johlt, jubelt, schreit und
singt die „Wacht am Rhein" und
„Ich weiß nicht, was soll es be
deuten", Günther umarmt den alten
Dümchen und erkljjrt weinend, daß
er seine Töchter liebe. Schluchzend
erwidert Dümchen, daß ihm Günther
len. Die Stimmung hat d?n höch
sten Grad der Ausgelassenheit er
reicht. Kein Mensch weiß mehr was
Günther der Bräutigam Fräulein
Diimchens. Zur Weihe des Bundes
steckt ihm der Schwiegervater seinen
ger. Man beglückwünscht das junge
Paar und läßt es hochleben. Wieder
ein Anlaß zum Trinken.
mit einem weißen Leichentuch bedeck
Zum großen Ergötzen des jungen
Günther.
Wie Günther an den Stammtisch
sc Beide. Maria herb, stolz, ver-
lobt!"^"''
Der Ring war so eine Art Ab-
Mitgift. Also richtig verlobt. Da
ter hatte Ja gesagt, die Mutier hatte
Enfetzen ergriffen ihn, stöhnend
sprang er in's Bett zurück. Eine
Frage tauchte in ihm auf, eine
schicksalsschwere:
„Welche Tochter hatte Ja gesagt??"
Gottes weiter Welt nicht.
Na, weiin er sich auch nicht mehr ent
sann tat schließlich nichts. Er
würde sich schon so diplomatisch an
ihin ja auch die Braut mit einem Kuß
an den Mund springen.
Gemütlich zog er sich an, führte
seinen revoltierenden Schäkel eine
Stunde spazieren, kaufte ein großes
Bouquet für 4,50 Mark und ging
zu Fräulein Braut. Klop-
„Thea Maria; Maria
Thea." Er zählte es an den Knöp
fen ab. Einmal Maria, einmal
Thea. Zum Teufel, mit dem
Knopforakel!
Energisch klingelte er; das Mäd-
Wetter. und endlich lud ihn die Alt-
Pause. Ihm trat der Angstschweiß
men, vor dem Verkünden der Re
sultate. Wie ein Alp lag's auf fei
ner Brust, und förmlich befreiend
gilüikliche» Ncujahrk
Vierzeiler»
du sorgen
nicht!
Tie GotteSwelt ist helivstcr Schönheit
lest,
Daran sollst du, selbst enttäuscht, !>ich
Hnmkehr.
Nomon von A. von Wersdorfs.
Langsam lösten sich blutrote Blät
ter von den Zweigen, als würden sie
schwanken sie in der Luft, dann tau
meln sie in stiller Vergessenheit zur
Erde.
Sinnend schaut die Frau hinauf in
den Kastanienbaum, unter dem sie
sitzt. Er leuchtet so golden, als wäre
noch Sommer und hätte sich die
Wieder ist es Herbst und noch ist sie
allein. Wie lange soll sie seiner war
ten? Langsam streicht sie mit der
Seit er von ihr gegangen, ist gar
oft schon der Nachtigall Liebeslied
verklungen »nd der heißen Rose Glut
verblaßt. Und manches Mal scdon
streute der Herbst mit lachender Hand
seine bunten Freuden. Wieviel Ge
duld. wieviel Liebe hat ein Weib, das
einsam auf den Geliebten harrt. .
Nun ist es Herbst in ihrem Leben
geworden. Aber sie kann nicht wie
andere Menschen Früchte sammeln
Sie gab ihm ihre Schätze hin. alles
Und als die Abschiedsstunde schlug
nahm er sie in seine Arme und küßte
ihren blonden Scheitel und küßte ihn
blauen Augen und küßte ihre rote»
Lippen. „Ich kehre zurück, gedulde
Dich, Ludmilla. Vertraue mir. Ich
komme es kann Jahre wäbren."
Sein dunkles Auge blitzte in Erwar
tung der Taten und doch war es wie
ein Schleier über seinem Ges'cht,
..werde ich ein Herdfeuer finden, wenn
„Ich warte auf Dich!" Schlicht,
tinfach sagte sie es, aber ihre Worte
gaben ihm alle Kraft, die er brauchte
auf die lange Wanderfahrt.
Er ging. Rastlos trieb es ihn vor
wärts. „Bald kehre ich zurück!" schrieb
er wohl, aber die Ferne lockte ihn
Sie wußte, er war glücklich, ringend
im Wechsel des Lebens zu stehen.
Siege, die ihm ohne Kampf zufielen,
aibtete er nicht. Das Geschick sollte
das Leben Genuß.
Weiche Nebel lagen über den Wie
len sich die Wolken und trotzig blinkte
die Mondscheibe, wie das Schild eines
Knegers. Mächtig braust« der Stuim,
der Veranda. Das Licht flutete aus
er zu spät kam? Wenn schon ein an
derer ihr Herz erfüllt? Hatte er nicht
zu lange gezögert?
La.npinsch r.n.» hu lt.
koste.
Da waren Angst, Sorgen, Kär:pse
und Siege, alles vergessen. Wegge
weht die Jahre der Trennung. Mit
hoffend, ruhte ihr
Blick auf ihm. Stumm« Zwiesprache
kielten beider Lippen, beider Augen.
Sie hielten sich umschlungen. „Du
bist mein Ich!" Welcher Mund flüster
te diese Worte? Sie wußten es
Sie nickte still.
„Ich blieb lange es ist Herbst
geworden. Ludmilla!" Schwer sielen
ihm die Worte, bitterschwer. „Ich
hatte hart zu kämpfen nun habe
ick alles erreicht, was ich wollte
ja Ludmilla aber —" Er
schöpfte tief At«m. „Darf ich bei Dir
bleiben? Gibst Du mir noch Platz am
Herdfeuer?" Aus seinen Augen war
alles trotzige Siegesleuchten gewichen,
ihn schien ein fahles Licht zu beschei
nen. Wenn sie nein sagte, mußte er
wieder hinaus in den Herbst, allein
dem Winter entgegengehen und ihn
fröstelte.
Sie strich ihn mit aller Güte über
die gefurchte Stirn. „Der Herbst ist
ja die Zeit der Erfüllung," sagte sie
langsam. „Und im Herbst wird das
Herdfeuer vom Weib angezündet
weißt Du warum?" lächelte sie leise.
Da jauchzte er. „Ludmilla ja. ich
weiß es ich soll Rast und Ruhe
finden Ludmilla Du mein
Weib meine Heimat. Du um
Dich zu erkämpfen zog ich hinaus
nun halte ich Dich —" und er küßte
sie selig.
Die Äunst des Wartens.
che Nervenpein in den Augenblicken
des Wartens liegt. Doch was spre
che ich von Augenblicken! Für den
nahende und sich wieder entfernende
Geräusch ist eine Marter für das Ge
hirn. dem es unmöglich wird, eine Be
zen. Weil aber alle Menschen sie ken
guter Engel die Minuten oder über
haupt die Zeit des Aufschubes viel
leicht zwischen ihn und ihm drohendes
reichte.
Mlidchensenfzer.
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Fräulein Elli hat einen sehr schüchternen Liebhaber, den lyrischen Dich
ter Typrianus Reimberger. Bei einem gemeinsamen Aussluge ins Grüne
liest er seiner Angebeteten 2 Stunden lang seine poetischen Ergüsse vor, stür
mische, leidenschaftliche Liebeslieder. „Ach", seufzt Elli, als er geendet, „sehr
schön, wunderbar aber noch himmlischer müßte das sein, "solche Dinge
zu erleben!"
Scherzfrage. „Warum
zibt Homer dem Odysseus den Bei
namen der „Listenreiche"?" Weil
Odysseus auf seiner Heimfahrt „ver
— Mißtrauisch. Kriminal
beamter (im Cas<s zu seiner Frau):
„In der hübschen jungen Dame, die
gerade hinausgeht, erkenn' ich eine
langgesuchte Hochstaplerin! Der muß
ich nachgehen!" Gattin: „Nein,
du bleibst, du Schwindler!"
Das neueste Modell.
Parvenu: Hier habe ich eine Schreibmaschine für unsere Korre
spondenz gekauft.
Auch eine Wasserkur.
„Was hat der Doktor gesagt?" „I soll a Wasserkur durchmachen." —
„Wie machst du das?" „I trink dem Panschinger sei Wein."
Bescheidene Bitte. Bauer
(zum Postbeamten): Geh, sei so gut
»nd schreib' mir an meinen Sohn, der
beim Militär ist, eine Karte, aber
Verschlechte Stoff.
„Nun? Was haste in dem Palet!"
~C Stoff for ei Hemd!" „Zeig
her! So a Stoff! Der taugt nix,
der läßt sich ja nich a anzigesmal wa
schen!" „So e Gered'! Wer sagt,
der stiehlt rich'.s Schlechtes."
Mitleid. Süffels mitleids
volle Betrachtung beim Anblick eines
Ertrunkenen: „Ärmer Kerl, daß er
gerade im Wasser ertrinken mußte!"
Berechtigter Zweifel.
Ein Gast ißt in einem Wirtshaus
Hasenbraten. Eine kläglich miauen
de Katze sieht ihm zu. Er ruft den
Kellner: „Hasenbraten soll das sem?"
„Aber gewiß gewiß!" „Na hö
ren Sie mal, ich glaube der trauern
den Witwe da mehr als Ihnen!"
Richtig. Vater (zum klei
nen Max. der sich stark beschmutzt
hat): „Max, wie siehst du aus! Du
bist doch ein wahres Ferkel!" (Der
Knabe sieht seinen Vater erstaunt an).
„Nun. weißt du denn nicht, was ein
Ferkel ist?"
Max, „Jawohl, Papa einem
Erster Gedanke. Gattin
Abgekürzt. Gast: Einen
Pikkolo; heißt er denn wirklich so?
Student: Jawohl. DaS heißt,
katepetl.