Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 12, 1912, Image 3

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    M Mm lio» Benkmimg.
Kriminalroman von Erich Ebenste!»
(4. Fortsetzung.)
VIII.
Die Vernehmung Eislers in be>
zug auf die Ohrgehänge blieb re
sultatlos. Er behauptete, sie ni« zu
vor g«f«h«n zu haben, von ihrer Exi
stenz nichts zu wissen, und fand es
lächerlich, daß sie ihm gehören soll-
Fainilienstück«? Woher sollten sie
stamme»? Sein Vater hatte sich von
der Pike emporgearbeitet und war ein
im Waisenhaus erzogenes Findel
kind gewesen, wi« di« Mutter erzahlt
hatt«.
Di« Eltern der Mutter war«n ar
me Greislersleute gewesen.
Inzwischen hatt« Silas H«mp«l,
dem das spurlos« Jns-Hausdringen
des Diebes k«ine Ruh- ließ, in der
ganzen B-rggasse Umfrage gehalten,
ob in den zwei fraglich«» Nächten
niemand etwas Verdächtiges beobach
tet habe.
Dabei würd« zunächst f«stg«stellt.
daß die zwei «inand«r ablösenden
Wachpost«n durchaus nicht immer
aus ihrem Posten gewesen sein muß
ten.
Ein krank«r Schn«id«r, d«r gegen-j
über dem Brankowschen Hause wohn
te und nachts nicht schlafen konnte,
hatte einen dumpfen Lärm gehört
und Licht in d«r Rablschen Mansar
denwohnung geseh«n. Er hatte ge
glaubt. es seien Leute von der Poli
zei, welche die Wohnung ausräum
ten, und sich nicht w«it«r darum be-
Dann m«ldet« sich «in« Magd, wel
che g«stern gegen Mitternacht von ei
ner Hochzeit heimkehrt« und sehr wich
tige Angaben Inachte.
Sie hatte beobachtet, wie ein lan
ger, hagerer Mann, der in einen
grauen Mantel gehüllt war und eine
Radfahrermiitze tief in die Stirn ge
schoben trug, aus dem Brankow
schen Hause getreten war, die Tür
hinter sich ohne Hast versperrt« und
dann ganz gemütlich in der Rich
tung nach der inneren Stadt fortge
schlendert war. Er sah aus wi« ein
Außer ihm und ihr war niemand
in der ganzen Straß« zu s«hen gewe
sen-
Er muhte hart an ihr vorüber,
und sie hatte ihn genau g«s«hen. Es
war «in alter Mann mit grauem
Vollbart und hagerem, verlebtem Ge
sicht, aus dein zwei kohlschwarze Au
gen mit stechendem Blick über sie hin
glitten.
Als er vorüber war, begann er ei
nen fröhlichen Gassenhauer zu pfei
fen. Getragen hatte er nichts.
Hempel ließ sich den Mann wie
der und wieder beschreiben die
Magd macht« imm«r dieselben Anga
ben. Sie hatte den Herrn ni« zuvor
gesehen, obwohl sie schon drei Jahr«
in der Berggass« dient« und fast all«
Bekannten der dort wohnenden Leute
kannte.
An Richter war gar nicht zu den
ken. Selbst wenn der Bart falsch
gewesen wäre, hätte weder die
Grütze noch die Färb« der Aug«n ge
stimmt.
Richter war höchstens mittelgroß
und hatte «in« breitschultrige, gedrun
gne Gestalt. S«in« Augen ab«r wa
ren hellgrau.
Ein« Personalbeschreibung des Die
bes hatte man also. War er auch der
Mörder?
Hempel war geneigt, es anzuneh
men. Wasmi« zweifelte, Eislers
Schuld schien ihm klar zutage zu
liegen.
Natürlich wurde sofort «ine Klir
rend« gegen d«n graubärtig«» Herrn
erlassen und eine Schar von Detek
tiven mit seiner Ausforschung be
traut.
Uhr auszugehen. Diesmal kehrte
In den Meldezettel trug er sich
als Artur Winterstein aus Berlin
genes Gaunerstück ausführte, würde
uun wohl zunächst daran d-nken, sein
Aeiißeres von Grund aus zu verän
dern.
„Daß er wirklich erst vorgestern mit >
dem Nachtschnellzug angekommen und!
direkt in die Rablsche Wohnung ge
gangen ist, halt« ich natürlich für
ausgefchloss«»", sagt« der Detektiv zu
Wasmut.
„Es wird nur ein Manöver gewe
sen sein, um seine Fährte zu verwi
schen, daß er in's Hotel übersiedelte.
Sicher hat er doch Zeit gebraucht, sich
einen Torschlüsse! anfertigen zu lassen
und die günstigste Gelegenheit auszu
spähen. Wenn er nicht ganz sicher
gewesen wäre, niemand im Hause zu
finden als eventuell die Moser, hätt«
er sich gehütet, sein Werk so lärmend
„Davon bin auch ich überzeugt.
Wir müssen herausbringen, wo er
seinen Schlupfwinkel hatte. Uebrigens
glaube ich fest, daß er mit Eisler un
ter einer Deck« st«ckt. . ."
„Unsinn! Immer diese fix« Jd«e,
in Eisler den Mörder zu suchen! Wo
Du jetzt doch den unanfechtbaren
weis hast, daß ein ander«r, zw«if«llos
sehr raffinierter Verbrecher die Hand
im Spiel hat. Wenn Eisler bloß zu
seiner Erbschaft kommen wollte,
braucht« er dazu wahrhaftig keinen
Helfershelfer!"
Silas hatt« die Wort« «rr«gt«r Her
ausgestoß«», als sonst seine Art war.
Er war in den letzt«» Tagen nervös
geworden.
Nie hatte «in Fall ihm ähnlich«
Schwierigkeiten und so wenig An
haltspunkte geboten. Jede Spur er
losch sozusagen schon im Beginn, und
wohin er auch blickte, überall fchi
n«n sich Mau«rn zu türmen, die ein
Vordringen fast aussichtslos mach
ten.
D«r Untersuchungsrichter aber war
ganz ruhig geblieben.
„Ich glaube nicht mehr, daß Eis
ler bloß zu seiner Erbschaft kommen
wollte", sagte er gelassen. „Sein ver
störtes, unruhiges Wesen, dieses scheue
Nachgrübeln und d>e merkwürdige
V«rschloss«nheit, di« «r bei oft ganz
harmlosen Fragen an d«n Tag l«gt,
müssen noch einen andern Grund ha
ben. Ich bin heute überzeugt, datz
noch ein andere?, vorläufig rätselhaf
tes Motiv bei der Ermordung Mut
ter Rabls im Spiel ist —"
„Aber dann sind wir ja einer Mei
nung!"
„Durchaus nicht, lieber Silas! Du
sucht es unabhängig von Eisler, ich
bei ihm selbst. Nach wie vor kann
ich, nur ihn für den Mörder halt«».
Aber ich ixhne meine Nachfor
schungen j«tzt auf Mitschuldige aus!"
Als Silas Hempel gegen abend di«-
s«s Tages s«ine Wohnung aufsuch
te, empfing ihn seine Quartierfrau
mit der Nachricht, daß «ine fremd
junge Dame ihn bereits seit einer
Viertelstunde im Salon erwarte.
Es war Melitta v. Brankow.
„Gottlob, daß Sie endlich kom
men", sagt« sie hastig, „ich fürcht«!«
schon, wi«der gehen zu müssen, ohne
Sie g«sproch«n zu haben!"
„Ist es denn ein so dringender
Grund, der Sie zu mir führt?" ant
seits —"
„Sie wollen verreisen?"
„In einer Stunde geht mein Zug.
Niemand weiß darum. Nur Sie
Sie sprach rasch, in verhaltener Er
regung. Ihre blauen Augen hatten
einen flackernden Schein.
Er starrte sie betroffen an. Dann
schob er ihr einen Stuhl bin und
mir dann diese Abreise etwas näher
erklären? Ich mutz sagen, ich ver
stehe ganz und gar nichts. Gestern
alle
„So war es nur auf Täuschung
abgesehen?"
„Ja. Hören Sie. Mein Vater
hat von meinen Besuchen bei dem
Untersuchungsrichter und bei Ihnen
erfahren. Er stillte mich zur Rede
und ich war zu stolz, um auch nur
Szene. Mein Vater liebt mich und
hat ein gutes Herz. Aber er ist auch
leidenschaftlich, despotisch und ganz
unerbittlich, wenn nach seiner Mei
nung der gute Name der Brankows in
„Ich verstehe! Er wac auger sich,
»aß Sie sich in edler Auswallung os
en zu Eisler bekannten!'
„Er war einfach rasend. Wie von
Sinnen. Er hat Felix immer ge
hatzt, weil er dessen Liebe zu mir
ein« freche Ueberhebung nannte, und
er glaubt felsenfest an feine Schuld.
Nun warf er mir vor, ich hätte den
Namer Brankow entehrt und in den
Staub getreten, diesen Namen, d«r
vor allem sein Eigentum sei. Ich
häufe Schmach auf sein graues Haupt
und hätt, sein Leben rergiftet. . .
ich will Sie nicht langweilen mit
der Wiederholung von Einzelhnten.
die mir noch jetzt das Blut zu Kopf
Er schloß sich dann «in und blieb
ein«n ganzen Tag lang unsichtbar.
Mama, die s«it zwanzig Jahren wie
ein verschüchtertes Hühnchen neben
ihm lebte und schon bei d«m kleinsten
Streit zittert, war außer sich, bekam
alle möglichen Zustände und beschwor
mich weinend, doch nachzug«ben, wie-
Wi« wußte sie s«lbst nicht. Eines
sah ich ja nun wohl ein: Ich hatte
zu eigenartig gehandelt! Woran mir
für meine Person nichts lag, das
hätt« ich um der Elt«rn willen ver
m«iden müssen: unsern Namen in
der Leute Mund zu bringen. Ich
hätte ganz gut in der Still« zu
Ihnen kommen können und vor al
lem mich nicht als „Braut" Eislers
dem Untersuchungsrichter vorstellen
müssen, sondern bloß als Belannte,
die Anteil an seinem Schicksal nimmt.
Aber ich handle leider immer dem
ersten Impuls folgend ganz un
üb«rl«gt!"
„Nein! Ich bereue gar nicht!", rief
Melitta, stolz den Kopf zurllaw«r
fend. „Ich liebe Felix und werde nie
von ihm lassen. Aber ich bin gerecht
genug einzugestehen, daß mein Vater
von seinem Standunkt aus Grund
,LLas geschah weiter?"
„Mein Vater erschien am Abend
wieder im Familienkreis. Er war
sehr blaß und eine eiserne Entschlos
senheit lag auf seinen Züg«n. Mit
der ihm zuweilen eigenen unbeugsa
men Härte erklärte er mir, daß es
nur einen W«g gäbe, mein« „Tor
heit" wi«d«r gut zu machen: Ich
müss« so bald als möglich der Welt
b«w«isen, daß die Affäre Eisler als
abgeschlossen« Backsischb.'g«ist«ru»g
hinter mir liege. Mit anderen Wor
ten, ich müsse mich anderweitig ver
loben. Sehr rasch, möglichst öffent
lich und mit so freudiger, Miene, daß
niemand zweifle, es sei mir ernst.
Er kam auch gleich mit b«stimmten
Vorschlägen. Da war Herr v.
Kr«utz«n, d«r schon einmal um mich
angehalten hat, von Papa aber auf
später vertröstet wurde meiner Ju
gend wegen! In Wahrheit, weil^ich
s«r Werbung kam. Nun wollt« «r
Kreutz«» teilweise in's Geheimniß
zieh«n, das heißt mein« Gefühle für
Felix als Schwärmerei hinstellen, die
jetzt gottlob abgetan sei, usw."
„Es wundert mich nur, daß Sie
! auf diesen immerhin nicht ganz sau-
deren Plan eingingen, Fräulein v.
Brankow! Bei Ihrer entschlossenen
Natur —"
„Oh, ich hätte mich leidenschaftlich
bis aufs Messer dagegen gewehrt,
wenn ich nicht gesehen hätte, datz die
arme Mama unsere Szenen einfach
nicht mehr ertragen konnte, und wenn
ich nicht das Gefühl gehabt hätte, Pa
pa doch eine kleine Genugtuung schul
dig zu fein!! Ich willigte auch nur
in die Wiederannäherung Kreutzens
und in eine kleine öffentliche Demon
stration, bei der ich gute Miene zur
Schau tragen wolle. So kam der
Abend in der „Thalia" zustand«. Bis
zur Berlobung bedingte ich mir min
destens vierzehn Tage aus."
„Aber dann?"
Wien bei einer Cousine meiner Mut
ter, an die ich sofort heimlich schrieb.
Gestern erhielt ich Tante Adas Ant
tern?" 'ls N
„Ja. Mama wollte ich die Ver
antwortung de: Mitwissenschaft er
fprung."
„Weiß Ihre Tante, daß Sie das
Elternhaus heimlich verlassen und
warum?"
„Ja. Ich! Glauben Sie, daß ich
zu stolz dazu bin? Ich werde es dann
nicht mehr sein! Aber ich will frei
und unabhängig werden —"
„Als Gesellschafterin!" warf Hem
pel zweifelnd
später zu
gen." ch ,ch s
„Seine Frau!" Der Detektiv
blickt« das junge Mädch«» mit ein«m
ges Geschöpf, nur eine Frau, die
liebte, konnte so zuversichtlichen Mut
in sich tragen.
„Ich fürcht«, d«r Weg dahin wird
weit wertxn, mein Fräulein!"
undzwanzig! Wir können wart«».
Die Hauptfach« ist, daß er bald srch
wird! Wie steht seine Angelegen
heit? Haben Sie nichts Neues her
„Leider sehr wenig." ,
Und er erzählte ihr Punkt» für
Punkt, was er wußte. .
Melitta hört« aufmerksam
„Das ist in der Tat alle« sehr
seltsam. Aber wir dürfen i»»! Mut
nicht verlieren. Ich will nf>» alles
erst in Ruhe überlegen
.könnte."
Hempel lächelte.
„Sie sprechen fast wie ein D«t«k
tiv!"
sogar oft hellsichtig!"
„Ich habe nicht das mindeste ge
gen Ihre Mithilfe. Im Gegenteil.
treulich am Laufenden erhalten über
alles Neu«, was Ihnen aufstößt!
Di«f« Bitte war d«r zw«it« Punkt,
der mich veranlaßte, mich von Ihnen
persönlich zu verabschieden. Meine
Adresse ist vorläufig 111. Reisner
straße 11 bei Fräulein Arnau.
„Gut. Ich werde schreiben, so oft
es etwas Neues gibt."
Sie sich. Hempel
Mann, den dieses Wesen liebt«,
IX.
graubäutig«n Mann«s, «he er ins
Hotel „Steyrerhos" übersiedelt war,
ausfindig zu? machen, es war verge
bens!
gefertigt.
Ersatz.
Befragt, was sein Vater wäre, gab
«r an: Milchhändler.
und auch «inen Musterschlüssel mitge
bracht hatte, sah d«r Schlosser keinen
Grund zu Mißtrauen und erledigte
den Austrag sofort.
Welcher Schlüssel war als Muster
benützt worden, und wer war der
Auftraggeber?
Frau Moser hatte den ihren, nie
vermißt und behauptete dasselbe'von
Mutter Rabl und Dr. Richter, d e
ten.
„Bleibt also nur Eisler!" sagt«
Wasmut triumphierend.
Hempel schwieg und 'orschte nach
dem Knaben, der dc».Auftrag über
brachte.
Endlich gelang es ihm, diesen aus
zuforschen.
Eines Tages, als er mit andern Kin
dern auf der Straße spielt«, hatte ihn
ein Mann angerufen und ihm dann
den Auftrag erteilt.
Er gab ihm einen Musterschlüssel
und zwei Kronen zur Bezahlung.
Der Ueberschuß sollte ihm gehören.
„Wie sah der Mann aus?" fragt«
„Wie ein Arbeiter halt."
„Groß oder klein?"
„Ich glaube mehr groß."
"Trug er einen Bart? War er
alt oder jung?''
Uuch trug er em Tuch vorm Ge
„Ein Tuch?'
„Ja! Er sagte, er hätte Nas«n-
Hcmpel erschrak bis ins Innerste.
Nasenbluten! Er sah im Geiste
schon Wasmut spöttisch lächelnde!
so! Nasenbluten! Es scheint, daß g«-
wiss- Leute sehr häusig an Nasenblu
ten leiden!"
„Warum hast Du denn gebogen und
gesagt. Dein Vate: sei Milchhändler
es wäre sein Ladenich'üssel, den
Du brächtest?"
M h s d I . 'cht
in dieser leidigen Angelegenheit ver
sperrt!" dachte H«mpel wütend.
Sein Heimweg führte ihn am
Mutter Rabls Habe war längst
versteigert nur die alten Ohrge
hänge hatte Dr. Wasmut in Ver
wahrung behalten, da ihr Eigentümer
Tochter. Ganz abgehärmt sieht fie
aus!"
Aufmerksamkeit.
Die vier Rollbalken an der Rich-
Ach Gott und der Major sei
so böse jetzt! Wegen jeder Kleinig
eit gäbe es Krawall. Line, die drei
Jahre oben gedient, hätte Knall
und Fall fortmüssen. Seitdem hielte
spreche. 'l d s F "
Herzblatt. Und jetzt hiißc es, sie
„Na aber. . ." Frau Moser blin
h.s h,«r d.« ganz« Gesucht« vorüber
eine neugierige Frage. Als dies«
nicht erfolgte, setzte sie seufzend hin
zu: „Ja. ja, mit der armen, guten
Mutter Rablist das Glück aus dem
miteinander verplauderten!"
„Na, Sie haben ja noch Ihren lie
ben Dr. Richter", sagte Hempel an
scheinend harmlos. „Der muß ja
nun schon längst zurück sein!"
„Leider nicht!"
„Was!? Es sind ja schon drei
Wochen, seit er fort ist!"
„Ich denke mir, seine Mutter wird
wieder kränker geworden kein. . ."
„Hat er denn seitdem nicht geschrie
ben?"
„Nein!"
Hempel wurde unruhig. Stärker
als das erstemal erwacht« in ihm
ein V«rdacht geg«n d«n jungen
Mann.
h«n. . .!"
dentFall stimmt da etwas nicht!"
„Mein Gott, Si« hab«n ja recht,
Herr Hempel. Ich will gleich mor
gen—"
„Nein, heute noch! Ich werde Jh
los'is?" '
das stand fest. Drei Wochen! Er
hätte sich prügeln mögen, daß ihm
Dr. Richter so ganz aus dem Ge
dächtnis gekommen war über den an
deren Nachforschungen.
nung. Warum hätte man sich weiter
mit ihm beschästigcn sollen?
ES schien, als ob dieser Tag eigens
dazu bestimmt sei, ihn an Richter zu
nen Arles von Melitta Brankow
schrieben, aber nichts von Belang.
Daß ihr Vater, in unversöhnlichem
Zorn über ihre Halsstarrigkeit und
kehren. Daß Tante Ada zwar recht
lieb sei, sie aber doch das Gefühl
habe, in diefts Haus nicht recht hin
«inzupass«n mit ihrer Stimmung.
Die Hofrätin sei ein« lebenslustige
alte Wienerin, die ohne Konzerte,
Theater, Gesellschaften und beson
ders Spielpartien nicht leben könne.
Sie hi«lt« sehr aus herkömmliche
über Melittas „überspannte Idee, «i
-n«n d«s Mordes Angeklagten zu lie
ben". . .
Also such« st« fleißig nach einer
passenden Stellung. Womöglich recht
weit weg von Wie».
kritzelt.
gend. Blotz zwei Damen, Mutler
und Tochter, d«nen ich Gesellschaft zu
leisten hab«. Muß morgen schon da
tere von Mauerberg aus. Für heute
wollt« ich Jhn«n bloß sagen, daß ich
vor zw«i Stunden am Graben zu
fällig Dr. Richter getroffen hab«. Er
schien mich nicht zu «rlennen, ob
wohl er mir ziemlich dreist ins Ge
sicht starrte. Komisch, nicht? Wenit
man doch vier Wochen hindurch sich
fast täglich auf derselben Treppe be
gegnet ist!! U«brig«ns sieht er ziem
lich anders aus als früh«r. Wer
ihn nicht so oft gef«hen hat wie ich,
würde ihn vi«ll«icht kaum wiederer
kennen. Aber ich muß schließen, da
tausend Ding« auf mich warten, die
noch erl«digt sein wollen vor der Ab
reis«."
H«mp«l las den Bri«f m«hrmals.
Dann starrt« er nachdenklich vor sich
hin.
Warum schrieb st« ihm das nxgen
Richter? Sie war in Eile, und ei
gentlich war ja eine flüchtige Begeg
nung mit einem Menschen, der ihr
nur als zufälliger Hausgenosse be
kannt war, belanglos.
Verband sie eine bestimmt« Absicht
damit? Wollte si« vielleicht bloß
seine Aufmerksamkeit wieder auf Rich
ter lenken? Weshalb?
Er fand keine Antwort darauf.
Aber seine Unruhe wuchs mit jeder
Mknute.
Und plötzlich kam ihm eine erlö
sende Idee.
Eisler! Daß er daran nicht gleich
gedacht hatte! Eisler, der ja auu,
im Brankowschen Hause aus- und
eingegangen war, der Richter kennen
und unbedingt wissen mußte, ob Mut
ter Rabl irgendwelche Beziehungen zu
ihm gehabt hatte!
Schon lange hatte er Überhaupt den
Wunsch gehabt, mit Eisler persönlich
in Verbindung zu treten. Er hatte
die fest« U«b«rzeugung, daß der jung«
Mann, wenn es g«lang,' s«in Ver
trauen zu gewinnen, ihm in irgendei
ner Weise «inen Anhaltspunkt geben
könne, nach w«lcher Richtung d«r
Mörder zu suchen war.
Aber Wasmut hatte bisher immer
die Erlaubnis dazu verweigert.
Es geht nicht. bis die Un
tersuchung abgeschlossen ist, dann viel
leicht. Jetzt kann ich die Verantwor
tung nicht übernehmen Du bist zu
sehr „Gegenpartei."
Nun mußt«. Hemp«l ih» spr«chen,
war! Und er hatte sich auch schon ei
nen Weg dazu «rsonnen.
X.
Felix Eisler stand am F-nst«r sei
ner Zelle und starrt« mit '.»rem Blick
in den düsteren Hof d«s „gau«n Hau
ses" hinab, dessen Mauern ihn gefan-
Da momentan nur Angeklagte der
niederen Stände im Untersuchungsge
fängnis untergebiacht waren, be
wohnte er die sogenannte „Jntelligenz
zelle" allein.
Und das war so ziemlich d«r «in
zige Trost, den er hatte. Denn mit
anderen, vielleicht schwatzhaften
oder gar indiskreten Leuten zusam
mengesperrt zu sein Tag und
Nacht ohne die Möglichkeit, sich ihrer
Gesellschaft zu entziehen da» wäre
mehr gewesen, als seine ohnehin bis
zur Erschöpfung alterierten Nerven
Es war ja so schon alles scheuß
lich genug ringsum. Die schmutzi
gen, grauen Mauern, der immer mit
schwärzlichem, klebrigem Kot be
deckte Hos unten, das rohe Gebaren
der Wärter ach, kaum zu ertragen
war es!!
Und dk kleinen Gitterfenster, die
immer von allen Seiten des engen
Hofes herüberstarrten wie boshafte,
halb zugekniffene Augen. Und, die
grünen Wagen, die jeden Tag da
unten unter dem Hall« der Justizsol
daten in den Hos rasselten, um ih«n
traurigen und widerwärtigen Inhalt
auszuspeien. . .
Do brachten fie eben wieder solch
einen Zellenwagen. Eisler sah gedan
kenlos zu, wie er sich entleerte.
(Foitsetzung folgt.)
Mr die ü cht.
Herbstsuppe mit Gemü
sen. In Würfel geschnittene Möh
fett, gibt danit I Pint Fleischbrühe
richten legt man kleine, für sich ge
kochte Kartoffeln hinein, rührt sechs
Löffel Tomatenbrei in die Suppe und
streut gewiegte Petersilie darüber.
Einfacher Käse I u ch e n.
Man läßt dick- saure Milch hinten
feines Sieb. Dann schlägt man 1
großes, frisches Ei leicht, gibt knavp
Tasse Zucker hinzu, 1 gehüusie»
Eßlöffel reine Korinthen. 1 Teelöffel
Butter, eine Prise Muskatnuß und
etwas geriebene Zitronenschale. Man
mit Backpulver angemengten „Sh rt
Cake"- oder Biskuit - Teig
und er mundet in allen
gut. H
Kartoffelsuppe mit
mat«n. Die Kartoffeln werden zilX
gleichen Teilen mit reisen Tomaten
und einer großen Zwieb«l aufgesetzt.
Sind beide Teile weich, streicht man
sie durch ein Sieb, doch muß das
wird mit 2 Eßlöffel frischer Butter
und 2 Eßlöffel Mehl zusammen ge
rührt; gebunden und mit fein gewieg
rend man die Schalen und Bein«
zerstampft. Schalen, Beine und ein
Teil des Fleisches werden in 2 bis
Li/z Quart Milch über gelindem
Feuer -in- halbe Stunde langsam
ausgekocht und die Flüssigkeit durch
ein Sieb gerührt. Nun würzt mair
sie mit Pfeffer und Salz, fügt ein
Stück frische Butter dazu, verkocht
sie, wenn sie nicht dicklich genug ist»
mit etwas in Butter gelb gedünstetem
Mehl und schmeckt ab. Man richtet
möglichst gleichmäßige Stücke zerteilt.
(Man soll den gekochten Fisch nicht
mit Stahlmesser und Goebel behau--
> gen entweder «i»«s Fischb«stecks oder
eines silbernen Lössels, im Notsall
zweier Holzlössel.) Einen schönen
ringsstückchen «verde» g«mischt; dazu
sen geschnittenes Fleisch (Rest«), ein«
zerschnittene Neunauge, I—21 —2 in
gruken, wenn man will, einige lein
<,«macht«) Krebsschwänze, 1 Eßlöffel
klein« eingemachte Perlzwiebeln und
I Eßlöffel Kapern. Zur Sauce ver
rührt man zwei rohe Eidotter mit
sehr wenig seinem Oel, Senf, etwaZ
Salz, Weißwein, mildem Essig, ein
des Feuer gestellt hat, b°s sie dicklich
ist, damit sie die Salatbestandteile
schön umgibt und nicht davon herun
krtropft. Die Sauce wird heiß über
den Salat gegossen und vorsichtig al
tes vermischt.
Gebackene Brot- und Cho
koladenspeise. Man stellt
Pint Milch in gut emaillierter Kasse
rolle über gelindes F«uer und fchüt
t«t unter fortgesetztem Rühren «twa
ß-nes und g«siebtes Schwarzbrot hin
ein, rührt alles so lange, bis sich
di« Mass« bindet und «inen festen
Brei bildet, der sich vom Gesäß löst.
Der Brei wird in eine Porzellan-
Unzen geschmolzene, klar vom. Boden
satz abgegossene Butter, 4 —5 Eidot
ter, 2—4 Unze» seinen Zucker, ein«n
Teelöffel gestoßenen Zimmt, etwa»
geriebene Zitronenschale und den
stcisgeschlagenen Schnee von 4—S Ei
weiß dazu, stillt die Mass« in -ine
f«u«rfeste, mit Butter ausgestrichene
und mit geriebener Semmel be
streute Auslayssorin, läßt die Speise
eine gut« Stund« in mäßig h«iß«m
Ofen back«n und gibt sie sofort in
der. Form mit «iner Mandel-, Va
nille- oder Weinschaumsau«
TU»