Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 05, 1912, Image 3

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    Die Weil von Ben!tmkerg.
Kriminalroman von Erich Ebenstem.
13. Fortsetzung.»
Er hatte es übrigens nicht anders
erwartet. Was sollten Diebe, die
es sicher nur auf Wertgegenstände
abgesehen hatten, hier zwischen den
paar armseligen Holzmöbeln und dem
bißchen Geschirr suchen?
Ihr Ziel konnte nur das zweifen
strige Gemach sein, das als Magazin
für Kleider, Wäsche, alte Bücher und
Möbel benutzt worden war, und wo
sich in einem uralten Tabernakel
schrank die vielen Schmucketuis be
fanden.
Er schien richtig kalkuliert zu ha-
Schon der erste Blick beim Eintritt
zeigte, daß hier fremd« Hände ge
haust hatten. Und wahrhaft vanda
lisch gehaust!
Hatt« schon d«r Mörder alles in
heillose Unordnung gebracht, so mach
te es jetzt geradezu den Eindruck, als
habe einWahnsinniger hier sein Spiel
getrieben.
Bilder und Spiegel waren ausein
andergerissen und lagen als Trüm
merhaufen in einer Ecke. Die Ta
peten hingen in Fetzen von der Wand.
Der hübsch«, für «inen Liebhaber sehr
wertvoll« Tabernakelschrank war ein
fach in kleine Stücke geschlagen.
Ein Blick durch die offenstehende
Tür zeigte, daß in dem anstoßenden
Kabinett, das Mutter Rabls Wohn-
und Schlafraum gewesen, dieselbe
Verwüstung herrschte.
Kein Bild war mehr ganz, so
gar der alte Divan und die Bettma
tratz« war«n der Länge nach aufge-
Hempel starrte schiveigend um sich.
Warum hatten sie das getan
ihnen der Schmuck zu wenig? Such
ten sie nach Bargeld?
Aber die Zeitungen, die ja mit
wahrer Gier alle Einzelheiten der
Mordtat gekrackt hatten, berichteten
doch auch, daß schon der Mörder ver
geblich nach Bargeld hier suchte, da
dieses sich im Laden wohlverwahrt
befand.
Die Diebe hatten also wissen müs
sen
Plötzlich zuckte Silas Hempel zu
sammen und starrte fassungslos auf
ein glitzerndes Etwas, das wenige
Schritte von ihm entfernt am Boden
lag.
Es war «in offenes Schmucketui, in
dem sich eine mit Brillanten besetzt«
Tllrkiftnbrosch« b«sand. Zugleich sah
er noch andere Schmuckgegenstände
teils in ihren Etuis, teils oyne diese
am Boden liegen.
Sie hatten den Schmuck also gar
nicht geraubt? Vielleicht nicht einmal
gesucht?
In fieberhafter Hast kniete er nie
der und raffte die verstreuten Etuis
zusammen. Er trug das Verzeichnis
aller in der Wohnung befindlichen
Gegenstände bei sich.
Nun verglich e? Stück um Stück
damit. Es fehlte kein einziges.
In tiefes Sinnen verloren, starrte
er zu Boden.
Mutter Rabl nicht ihres Geldes we
Hatte er es gefunden? Was konnte
es sc«n? Und wer war der Mör
der?
Riegel!
nicht die Mittel es zu erwer
ben.
In Paris war erst kürzlich ein
Mord aus diesem Grunde um ein r
VI.
nem Atlas überzogene Schachtel aus
der Empirezeit, dessen D«ckel eine von
Blumengewinden umkränzte griechische
Lampe, in Wasserfarben auf den
Atlas gemalt, zierte.
Jnnen lagen zwei Brillantohrge
steu Jnventarausnahine aufgefallen
»sie».
Die Steine waren in Form eine?
Pentagramms gefaßt und den Mit
telpunkt bildete je eine schwarz«, of
fenbar sehr wertvolle Perle.
Ein Stückchen Watte bildete die
Unterlage. Dieses batte sich wahr
scheinlich infolge des achtlosen Hin
werfens der Schachtel verschoben und
Hempel bemerkt« nun. daß sich unter
halb ein Zettel befand.
Er nahm ihn heraus und las
überrascht: „Eigentum Felix Eis
l.rs."
Es waren dieselben unbeholfenen
Schriflziig« Mutter Rabis, wi« in
den von ihr angelegt«» Inventarver
zeichnissen.
„Sonderbar", dachte der Detektiv
kopfschüttelnd, ..wie kommt der arme
dessen Mutter für Geld Ar
beiterhemden nähte und der sich müh
sam durch Stundengeben fortbrachte,
zu den kostbaren Dingern da?
Denn kostbar sind sie! Sehen aus
wie alt« Familienerbstück«!"
Er schob das Schächtelchen in di«
Tasche und machte sich daran, noch
einmal nach Svuren des Diebes im
Aber er konnte nichts entdecken.
Schon wollte er die Sache ärgerlich
ausgeben, als er plötzlich an einem
Glassplitter etwas entdeckt«, das sein«
Aufmerksamkeit «rregte.
Es war «in Büschel brauner Woll
flocken, eigentlich ein gan>«s Stück
chen Kamelhaarfilz, das offenbar beim
Gehen durch die scharf« Glasspitz«
aus einem Filzschuh herausgerissen
Es konnte nur von dem nächtlichen
Einbrecher herrühren, denn er hatte
Bilder und Spieael erst zerbrochen.
Nun war der Mangel an Fußspu
ren freilich erlärt. Der Mensch hatte
Filzschuhe übergezogen!
Aber wi« zum Kuckuck war er nur
ins Haus g«drungen? Hempels Ge
danken flogen wieder zu Dr. Rich
ter, dessen Abreise ihm plötzlich in
merkwürdigem Licht erschien.
Richter besaß ja als Mieter einen
eigenen Torschlüsse!. Wenn seine
Abreise nur fingiert gewesen wäre?
Wie leicht konnte er nachts in das
Haus zurückgekehrt sein!
Je länger Hempel nachdachte, desto
mehr wunderte er sich, daß man bis
her Dr. Richter so wenig beachtet
hatte. Er machte einen harmlosen
guten Eindruck jawohl. . .
Aber er war erst vier Wochen
vor dem Morde ins Haus gezogen
schwunden. Auch in der Mordnacht
hen sehen. Auch damals fehlten Fuß-
Wer weiß, ob Dr. Richters Anwe
senheit im Hause nicht nur den Zweck
gehabt hatte, Mutter Rabl mit List
öder Gewalt einen bestimmten Gegen
stand zu entwenden?
In großer Aufregung stürzte der
Detektiv zu Frau Moser hinab.
Er fand sie in ihrer Küche lä
chelnd einen Brief lesend. Als sie
Hempel erblickte sagte sie: „Denken
Sie so«b«n brachte der Postbote
mir einen Brief von Dr. Richter aus
Wien. Gottlob, seiner Mutter geh!
es besser! In acht Tagen kommt er
wieder. Und ich soll nur gut schauen
auf seine Zimmer, daß nichts in Un
ordnung gerät, schreibt er. Er ist
nämlich furchtbar genau in allem
Ein Stäubchen kann ihn schon zur
Verzweiflung bringen!"
Hempel starrte die breit und behag
gerin verblüfft an.
„Er hat geschrieben? Er komm!
wirklich wieder?" sragte er endlich
ungläubig.
„Lesen Sie selbst!" Sie reichte ihm
das Briefblatt.
Ja, da stand es wirklich in unge
mein feinen, zierlichen Schriftzügen
geschrieben: In acht, längstens zehn
Tagen beabsichtigte Dr. Richter wie
'vesen sein?" dachte Silas fast b:
hm aufgetaucht, ihn aber trotz
dem wie eine Offenbarung gepackt
hatte.
„Dann fiel ihm das Filzstückchen
wieder ein.
dient?"
„Natürlich."
„Haben Sie nie braune Haus
schuhe aus Kamelhaarsilz bei ihm
gesehen?"
sind aus rotem Saffianleder."
„Nun er braucht sie ja nicht
getragen zu haben. Es ist jetzt Som
mer —"
„Er bat keine, sage ich Ihnen!
Ich kenne doch jedes Stück in seinem
Besitz, denn ich muß wöchentlich «in
mal die Schränke innen reinigen. Der
ist ja mehr auf Ordnung aus wi« die
genaueste Hausfrau!"
„Dann besitzt er vielleicht einen
Schlafrock aus diesem Stoff? Dun
lelbraun. sehr flockige Wolle be
sinnen Sie sich?!"
„Da brauche ich mich gar nicht zu
„Herrgott Sie werden doch nicht
denken das wäre doch zu arg. .
Frau Moser wurde bleich.
„Na, beruhigen Sie sich nur! Ich
seh« ja ein, daß eZ Unsinn war. Die
Schlüssel seiner Wohnung und den
Torschlüssel hat er wohl mitgenom
„Bewahre! Er gab sie mir in
Verwahrung.
„Jawohl! Und wenn Sie wirt
lich den geringsten Verdacht auf die
sen ruhigen, vornehmen Herrn, der
nur seine Bücher im Kopf hat, haben,
dann will ich Sie gern« hinüber füh
ren in s«in« Zimmer. Damit Sie
sich selbst Überzügen tonnen, daß er
kein einziges Stück von Ihrer „brau
nen, flockigen" Wolle besitzt. Und
überhaupt Frau Moser war jetzt
ganz sittliche Entrüstung „so
was nur zu denken! Nur von
fern zu denken!" Sie war ganz au
ßer sich.
Silas begann sich fast ein wenig
vor sich selbst zu schämen.
Es war wirtlich «ine unsinnige
Idee von ihm gtwesin. Einzig auf
die Tatsache einer unerwarteten Ab
reis« g«stiitzt, die gewiß harmlos war
sonst würde Richter weder wie
derkommen, noch di« Schlüssel hier
„Jch danke", sagte er «twas ver
legen. ~«s liegt gar kein Grund vor,
in Dr. Richters Wohnung einzudrin
gen."
„Und oben?" Frau Moser deutete
nach der Mansarde. „Was haben Sie
denn eigentlich gefunden? Waren
wirklich Diebe da?"
„Gewiß! Obwohl nichts von den
Wertsachen gestohlen wurde."
„Das verstehe ich nicht —"
„Trösten Sie sich, Frau Moser, ich
auch nicht vorläufig! Aber was ich
noch sagen wollte: Reinen Mund ge
halten! Kein Wort über diese Dinge
zu irgend jemand!"
„Na, das weiß ich schon, Da
brauchen Sie keine Angst zu ha
ben."
Sie begleitete Hempel noch bis an
die Gartentür. Dort sagte sie: „Wis
sen Si« auch schon, morg«n kommen
die Herrschaften aus dem ersten Stock
oben zurück. Der Herr Major war
gestern bei mir und sagte, ich solle
die Wohnung instand setzen.
„So? Ich dachte, sie seien erst kürz
lich auf Sommerfrische gezogen?"
„Ja. Aber dem gnädigen Fräu
lein soll die Luft dort nicht bekom
men. Ich glaube, sie werden anders
wohin gehen später der Herr Ma
jor redete wenigstens so d«rgl«ichen
Vielleicht ist es auch w«g«n dem, daß
ich von dem Gespenst in der Nabl
schen Wohnung schrieb und daß ich
nicht mehr allein im Haus« bleiben
wollt«. . ."
H«mp«l achtete kaum auf das Ge
schwätz der Alten. Sein suchender
Blick war durch die Straße geglit
ten.
„Gibt es da k«in«n Wagenstand in
der Näh«?" fragte «r plötzlich. „Ich
möcht« gerne fahren.
„Der nächste Stand ist ziemlich
weit. Aber da schräg gegenüber
wohnt ein Fuhrwerksbesitzer, der fast
immer ein Gefährt zu Haus« stehen
hat. Ich habe es neulich auch für
Dr. Richter geholt wenn Sie
wünschen —"
„Nein, dank«. Ich lann ja selbst
hinüber gehen", sagte der Detektiv
rasch. „Adieu, Frau Moser!"
Diesmal hatte seine Vermutung ihn
Ruhe", dachte er, hastig üb«r die
Straße dem b«z«ichne!en Häuft zu
schreitend, „ich muß wissen, ob er da
schliissel baben anfertigen lassen."
Ein glücklicher Zufall wollt« es
daß er nicht n'.r wirklich ein G«-
erhalten hatte.
daß Dr. Richter in der Tat ein Bil
let gelöst und fünf Minuten später
von seinem Kutschbock aus durch die
Glastüren der Halle einen Teil des
Perrons übersehen können.
Trotz all dem gab sich H«mpel
in sein«m Innern noch nicht ganz
zufrieden. Das «inmal erwachte
Mißtrauen wollte nich! zur Ruhe
tomm«n
ten Schrill. Ec gab ein Telegramm
an die von Richter angegebene Adresse
auf —, in dem er anfragte, wann
wissenschaftlichen Angelegenheit um
sein Urteil zu fragen.
Nun mußt« es sich 1a zeigen, ob
die Wiener Adresse richtig war. Er
daß er ein Telegramm aus> den Na
men „Dr. Mittler" erwarte.
Zwei Stunden später lag die Rück
antwort vor ihm.
der Familie erst in einer Woche in
Graz eintreffen. Wenn dringend, bitte
um briefliche Darlegung.
D. Richter".
Nun war es klar: Silas hotte eine
falsche Spur verfolgen wollen. Dr.
Richters Angaben entsprachen der
Wahrheit, er hatte wirtlich die Ab-
Adrelse war leine fingierte gewesen.
„Welches Glück, daß die Sache
sich so rasch aufklärt« und ich keine
Zeit dabei verlor", dachte Hempel.
Dann beschloß er, Wasinut^auf
der Rablschen Wohnung zu verstän
digen und seine Ansicht darüber zu
hören.
Auch der Zettel, den er bei den
Ohrringen gefunden hatte, ließ ihm
keine Ruhe. Da sie ausdrücklich als
. Eigentum" Eislers bezeichnet waren,
mußte er doch irgend eine Aufklärung
darüber geben können?
VII.
Es war inzwischen Abend gewor
den. Im Bureau war Wasmut sicher
nicht mehr. Hempel suchte ihn also
in seinem Heim auf. hörte dort aber
von der Wirtschafterin, daß ihr Herr
mit Bekannten im Restaurant „Tha
lia" speise.
Das war ärgerlich. Indessen
sprechen mußte er ihn heute noch!
Er machte sich also auf den Weg
nach der Stadttheater - Restauration,
wo er den Untersuchungsrichter wirk
lich im Freundeskreis antraf .
Während die Herren zusammen
rückten. um ihm Platz zu machen, glitt
Hempels Blick zerstreut über die voll
besetze Glasveranda hin.
Plötzlich stutzt« er. Gar Vicht weit
von ihrem Tisch entfernt saß eine
kleine Gesellschaft von vier Personen:
Ein älteres Ehevaar, ein jüngerer,
sehr schneidig und vornehm aussehen
der Herr von militärischer Haltung,
und Melitta v. Brankow!
Ja, sie war es wirklich. Ihre
blauen Märchenaugen, die gelangweilt
herumsahen, begegneten jetzt den sei
nen. Sie zuckte kaum merklich zu
sammen und errötet« dann tief.
Wasmut. der Hempels Blick gefolgt
„Äh Du hast sie auch gleich ent
deckt". flüstert« «r ihm zu. „Wirklich
«in Prachtnxib. das muß man sagen.
„Was meinst Du damit?"
„Na. daß sie offenbar ihre
höchst übereilte Torheit, sich mir als
„Braut" Eislers vorzust«ll«n, einge
sehen hat und si« nun . . . gutzuma
chen sucht."
„Ich verstehe Dich noch immer
nicht!"
„Wirklich? Und ein Blind«: kann
doch sehen, daß der Anbeter an ihrer
linken Seite nicht das Aussehen
eines hoffnungslosen Liebhabers hat!"
iWas?"
„Das sie. . ." Hempel starrte ver
wirrt nach dem Tisch hinüber, an
dem Melitta, die sich wieder ganz
gefaßt hatte, nun wirklich mit lie
sagte!
besten Anbeter in die Arm«!
Melitta v. Brankow wenigstens
schien ihm nicht aus diesem Holz ge
„Wer ist denn der Mensch über
men. Wie eben vorhin an unserem
Tisch erzählt wurde, bewirbt sich
Kreutzen schon lange um die schöne
bindung ein. Uebrigens begreiflich.
Kreutzen ist Millionär, von Adel und
diente seinerzeit als Leutnant bei
Partie also für d!e schöne Melitta."
„Aber sie! Wie kann si« jetzt
nicht!"
„B«dente ihre Lage: sie hatte eine
heimliche Liebschaft mit Cisler. Jr
aller Vorsicht in die Oeffentlichkeit
Besuch bei mir, und die dabei im
ersten Sturm des Mitleids abgegebe
nen Erklärungen hat sie sich heillcs
kompromittiert. Dann kam der Rück-
l machte ihr begreiflich, was sie getan.
An Eislers Schuld glaubt heute die
„Das wäre ebenso niedrig und feig,
wie Fräulein v. Brankows erstes
Eintreten für Eisler hochherzig gewe
sen ist!"
„Bah Du siehst, daß sie es
innerlich widerwillig aber doch
Hempel versank in düsteres Nach
denken.
Aber er war auch darin Idealist. Was
Tiefe. Charakter und Güte!
eröffnet.
Und Melitta v. Brankow schien ihm
ianntschast gleichfalls zu diesen Aus
nahmen zu gehören.
Es tat ihm förmlich weh. sie jetzt
so tief sinken zu sehen. - -
hat.
ihm herüberzufehen. . . Schämte sie
sich vielleicht doch?
Der Detektiv wurde aus seinem
in Atem hielt.
das Gespräch auf Eislers Mutter.
einmal Schirmfabrikant in Wien und
in guten Verhältnissen. Es ist son
derbar. daß sie so ganz herunterkam.
Wissen Sie etwas Näheres darüber,
Münzer?" i ld -
Eisler einige Jahre später starb,
übersiedelte sie mit dem Kinde hier
her."
„Merkwürdig, daß ihr di« alt«
Rabl nicht besser unt«r die Arme
gr'ss! Sie hat doch ein recht anstän
diges Vermögen hinterlassen!"
„Das sie aber erst in den letzten
zehn Jahren erwarb. Zu jener Zeit
war sie selbst nichts als «ine arme
Kleiderverleiherin. Erst als si« zufäl
lig ein paar Antiquitäten in die
sie sich mehr diesem Gebiet zu und
verdiente dabei viel. Sonst hätt« sie
hört.
Das Rätsel ter kostbaren Ohrge
hänge er schätze sie auf mindestens
B—IO,OVO8 —10,OVO Kronen wurde dadurch
sen?
Es wurde Mitternacht, ehe man
an Aufbruch dacht- gleicher
Melitta hatte dicht an Hempe!
und Wasmut vorüber müssen, hielt
aber den Kopf hartnäckig nach de?
entgegengesetzten Seite gewendet.
Wahrscheinlich wollte sie einen
Gruß vermeiden.
Der Detektiv begleitete den Unter
suchungsrichter durch die nächtlich stil
len Straßen nach Hause.
Unterwegs erzählte er ihm von dem
neuerlichen Einbruch in der Rablschen
Wohnung und seiner Wahrnehmun
gen dort, unterließ aber selbstver
ständlich, Dr. Richters Namen in die
Sache zu mengen.
„Das ist wirklich merkwürdig."
meinte Wasmut kopfschüttelnd. „Ich
kann mir nur denken, daß die Diebe
doch irgendwie verscheucht wurden und
darum nichts mitnahmen."
„Diebe hätten nicht Bilder und
Spkgel zerschlagen! Außerdem
konnten sie völlig ungestört arbei
tn"
„Das ist wahr! Aber was wollten
„Vorausgesetzt, daß es sich nicht
um die Tat eines Wahnsinnigen
handelt was immerhin möglich,
wenn.auch nicht wahrscheinlich ist
kann ich mir nur denken, daß sie
oder er, d«nn ich glaub«, es war nur
ein Dieb nach irgendeinem be
stimmten Gegenstand suchten. Wahr
scheinlich nach Papieren, denn etwas
anderes können sie schwerlich in Bil
dern oder Spiegeln vermutet haben.
Der Kasten wurde offenbar nur zer
trümmert, weil man glaubte, daß er
ein Geheimfach enthalte."
„Und di« Ohrgehänge? Wie er
klärst Du Dir dies? Du hast ja
h«ute gehört, was Münzer üb«r
di« Verhältnisse d«r alten Eisler er
zählt«?"
„Ja! Es macht die Sache nur noch
rätselhafter. Nur Eisler selbst kann
uns da Aufklärung geben."
„Ich werde ihn mir gleich morgen
früh vorführen lassen. Hast Du die
„Hier sind Sie. Ich dachte, «s er
spar« Dir Zeit."
„Das ist gut. Und wegen der
Wohnung? Hast Du «twas veran
laßt?"
„Ich stieg im Borübersahr«n bei
d«r nächsten Wachstube aus und
machte die Anzeige von dem Ein
„Hat der Wachposten in der Berg
gass« nichts bemerkt?"
„Nein! Er hielt sich allerdings ge
rade in den zwei letzten Nächten meist
mehr am Ende der Straße auf. wo eine
Branntweinschenk! ist und es allerlei
„Und die Nachbarschaft?"
„Hatte ich noch nicht Zei» auszu
fragen."
Der Unt«rsuchungsrich!«r betrachtete
kopfschüttelnd di« Ohrgehänge.
„Weißt Du, daß dies ganz sel
tene Stücke sein lch kann
fthen "zu haben. Welch komische
Idee, sie als Pentagramms zu fassen
und eine schwarze Perle mitten hin
ein zu setzen! Es sieht beinahe mystisch
aus."
„Ein Patenqeschenk können si« auch
nicht sein. Man schenkt doch «in«m
Jungen keine Ohrgehänge!"
„Gewiß nicht! Na. er wird uns ja
wohl morgen sagen, woher sie stam
men. Ich muß. gestehen, ich bin ein
wenig neugierig darauf."
„Wie benimmt sich Eisler denn?"
fragte Silas Hempel nach einer
Weile. „Hast Du ihn seitdem wieder
„Ja, ein paarmal. Aber es ist
nichts aus ihm herauszubringen. Ich
habe selten einen trotzigeren, verstock
teren Menschen in Händen gehabt.
„Er hat es nicht getan! Er weiß
von nichts! Man solle ihn in Ruhe
lassen!" das sind seine ständigen Ant
worten. In der Zelle sitzt er stunden
lang aus «wem Fleck und starrt
traumverloren vor sich hin."
„Armer Teufel!"
„Aber ich bitte Dich. Silas. .
„Na, schon gut. Du weißt, in
oiesem Punkt gehen unsere Ansichten
aus«inand«r. Und jetzt mehr noch
als zuvor."
(Fortsetzung folgt.)
Unsere Dienstboten.
Dienstmädchen (Keider putzend):
„Wie ich mich gift' das ist nicht
zum sagen! Ich glaub', I ist mein
Rock und dürft' eine halbe Stund'
d ran herum derweil ist's der vo»
ver gnädigen Frau!"
Für d,e Küche.
Hühner -Chop Sur y. Al
les Fleisch des Huhns wird in dünne
ren läßt. Man verdickt die Sauce
mit Mehl und fügt zwei Eßlöffel
Rahm und gehackte Petersilie dazu.
Reis aufgetragen. Was an ange
führten Zutaten anderwärts nicht M
haben ist, kann man in den chinest-
Vrötchen mit Kräuter-
Sardellenbutter. S—K Un
zen Sardellen werden sehr sorgfältig
gewaschen, geputzt, in einem sauberen
Tuch abgetrocknet, sehr fein gehackt
und durch ein Sieb gestrichen. Eben
so hackt man fein ein gewaschenes
kleines Bündchen abgezupfte Peterfi
lienblötter. I—2 Stielchen Estragon
und Pimpinelleblätter (die Kräuicr
und streicht die Butter auf geröstete
Zwiebeln. Man kocht Spaghetti
in Salzwasser fast U Stunde und
fel und 2 Eßlöffel gehackte Zwiebeln.
Kalter Chokoladenpud»
din g. In U Quart lochender
Milch werden einViertel Pfund feine
Schokolade einige Male aufgekocht
und dazu lommt etwas Zucker, wor
auf die Schokolade mit 8 Eiern ab
zuziehen ist. Nun löst man
knappe Unze Gelatine in heißem
Wasser auf, rührt sie durch die Masse».
gestrichene Puddingform und stellt
die Speise kalt. Nach dem Stürzen
garniert man sie mit Rahm.
Blankette von Huhn. Zwei
Hühner werden, wenn ausgenommen,
gesengt und gewaschen, roh in Stücke
geschnitten, in heißer Butter leimt
angedämpft, ohne daß sie Farbe be
kommen, mit einem Löffel Mehl auf
gestäubt, mit Fleischbrühe, Weißwein,
Zitronensaft und etwas Suppengrün
weich gekocht. Die Sauce wird abge
gossen, dicklich eingekocht, mit Zitro
nensaft abgeschmeckt und mit drei Ei
gelb abgezogen, über die Geftügel
stiicke durch ein Sieb gegossen. Die
Hühnerstücke werden dann in der
Mitte einer tiefen Schüssel angerich
tet, mit den Rudeln umlegt, sie
hackler Petersilie bestreut.
Niederländische Eier»
speise. Man locht 6 bis 7 Eier
hart, legt sie dann einen Augenblick in
kaltes Wasser, schält sie ab und teilt
sie in Viertel. Einen gut gewässer
ring schneidet man in Stückchen und
brät ihn in heißer Butter auf beiden
Seiten 10 Minuten lang. Inzwi
schen streicht man eine Backform gut
mit Butter aus, gibt 4 bis 5 Eßlöffel
belegt alles mit Butterflöckchen und
bäckt es in nicht zu heißem Ofen. Es
wird in der Form aufgetragen und
käse, träufelt etwas zerlassene But
ter darauf, stellt die Schüssel in den
Kohl Pastete. Von 3 Pfund
Rindfleisch und ein Drittel Pfund
Rinderfett, sein gehackt, einem aufge
weichten Milchbrot und fünf Löffeln
Milch formt man kleine Fleischklöh-
Sahne, Salz, Bouillon, wieder Koh!
u. s. w.. bis die Form voll ist. Man
deckt die Pastete mit einem Butter
teig zu (zwei Lössel Bulter. zwei
Löffel Sahne, U Pfund Mehl), be
streicht sie mit Ei und bäckt sie drei