Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 24, 1912, Image 2

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    «lll.rlet «,I>etmntff«.
H>md/tt Tinge kunterbunt.
-Weisheit heute, Torheit morgen.
Hwnz gcnan wird's kund
wlr!> zu
lind man dat nicht eher Ruhe.
Ms man alii-klich ein Teil los,
lind man flüstert, und man tuschelt
Aich, ihr'süke» itvatöchter.
Seht euch bloh dabei recht vor!
Die Wette.
Wir saßen auf der Terrasse unseres
Hotels in Trouville bei einer guten
Zigarette und einer guten Flasche
Wein und plauderten.
Wir waren lauter Junggesellen und
jeder gab zum besten, warum er nicht
in den Stand der heiligen Ehe getre
ten war. Als die Reih« an Georges
Moinea» kam, einem hübschen, schlan
ken Herrn in den vierziger Jahren,
lauschte jeder mit doppeltem Jnkresse.
„Warum ich nicht geheiratet habe?"
sagte er. „Einer Wette wegen
nicht! ..."
„Einer Wetet wegen? ..."
„Ja, einer Kinderei wegen, wenn
Sie wollen. Die Geschichte ist weder
aufregend noch dramatisch; «s ist eine
ganz gewöhnliche alltägliche Geschichte.
Wenn es Sie nicht langweilt, so will
ich sie Ihnen erzählen."
Di« Gläser wurden wi«der gefüllt
und Georges Moineau begann:
„Sie wissen, daß in Frankreich
nichts leichter ist, als eingesperrt zu
werden wenn man «in Ehrenmann
ist!... Es gibt tausend Mittel, aber
«ins kann ich Ihnen empfehlen, ich
habe es nämlich erprobt.
Ich hatte eines Tages behauptet,
um mich gefangen nehmen zu lassen,
genügte es, wenn ich in dem Stadt
viertel, in welchem ich wohnt«, meine
ganzen Einkäufe mit 59-Centime
ftücken bezahlen würd«. Mein Freund
Dupont wollte es nicht glauben, und
Souper, daß ich binnen 14 Tagen
Belanntfchaft mit der Polizei gemacht
hätte.
ich Miete zu zahlen halte, gab ich der
Portierfrau die Miel« von 99 Frank
in st)-CentimestUcken.
„So viel kleines Geld! —"
Gesicht und sagte:
daß es^ganz^neu
„Sehen S!e doch mal, Frau Batpu,
glauben Sie, daß diese Geldstücke
schon gebraucht sind?"
haben Sie sie her?"
Sie fabrizieren sie Wohl!"
Bei diesen Worten versuchte ich ein
«twas verlegenes Gesicht zu machen,
sprach noch einige Worte und verließ
schnell die Loge. Als ich die Tür zu
„Haben Sie nichts gemerkt? ...
Er sah so sonderbar aus! Da steckt
was hinter! ..."
„Oh, die schönen blanken Geld
jskll« ich sie Ihnen zur Beifügung.
Mein Montagsgehalt ist mir nämlich
Als ich diese Worte sprach, kam
sie n. Ihre Nasenflügel bebten, und
sie schien die Zeit nicht abwarten zu
können, bis ich ging. Ich grüßte eilig
und verließ das Geschät.
Darauf bezahlte ich mein« Rech
nung von 42 Frank bei meinem
Schiächter, etensalls mit blank:n
Geldstücken. Dieser freute sich und er
klärt«:
„Ich habe es sehr gern, wenn meine
Kunden mich mit kleinem Geld bezah
len!"
Obschon ich nicht danach gefragt
war, erzählte ich ihm, daß ich einem
meiner Freunde den Gefallen täte,
das Kleingeld unterzubringen.
„Denken Sie sich," sagte ich, „mein
Freund hat einen Bekannten verklagt,
der ihm 1590 Frank schuldig war,
und aus Rache hat dieser ihm die
ganze Schuld in 59-Centimestücken
ausbezahlt ... Mein Freund hat
sich natürlich nicht darüber beklagt; er
war froh, daß er sein Geld überhaupt
bekommen hat."
Als ich ins Cas<> ging, bemerkte ich,
daß Frau Batou sich zum Schlächter
schlich. Jetzt wußte ich, daß meine
Sache in den besten Händen war, und
Sie werden nachher sehen, daß ich
mich nicht täuschte.
Der CafMer war so liebenswür
dig, mir die 50 Francs abzunehmen,
in «inem offenen Geschäft kann man
ja kleines Geld immer brauchen.
Die Mittagszeit näherte sich und
ich ging nach Hause. Als ich bei mei
nem Schlächter vorbeikam, bemerkt«
ich, wie er mich mit einem ganz be
sondern Blick streifte. Auch die
sie grüßte., , hjz
los! Und ich hatt« mich nicht geirrt.
Bald war im ganzen Hause nur eine
Stimme: Das Geld mußte falsch
sein!
Als ich am anderen Morgen zu mei
nem Friseur und Schuhmacher kam
und mit blankem Gelde bezahlte,
waren dies« nicht erstaunt. Es schien
also auch schon in der Nachbarschaft
bekannt zu s«in, daß ich nur neues
Geld hatte. Mit undurchdringlich:?
Miene nahmen sie das Geld in Emp
fang. Innerlich frohlockte ich, die
Sache war im besten Gange; ich
würde die Wette gewinnen.
Am dritten Tage fand ich unter
meiner Post eine anonyme Karte, auf
Weise darauf aufmerksam machte,
daß, wenn man selsches Geld in
Umlauf fetzte, man mit Zuchthaus
auf den Weg zum Bahnhof, um den
Zug 11 Uhr 5 noch zu erreichen. Im
Begriff, in ein Abteil zweiter Klasse
zu steigen, wurde ich von vier starken
Händen zurückgezogen. Zwei gehör
ten dem Mann mit der Brille, der
heit ... Eine Wette? Was für
Um mir zu zeigen, wie er meine
Worte auffaßte, befahl er, Haus
suchung bei mir zu hallen.
Unlerdess«n hatte es sich in meiner
Gegend schon herumgesprochen, daß
nung ankam, war alles in Aufregung,
lyncht.
Natürlich fand man in meiner
Wohnung nicht oic geringsten An
haltspunkte, obschon man die Mökl
abrückte und alles, auf den Kopf
stellte. Der Kommissär war im ersten
Augenblick stutzig und kaute verlegen
glauber. und kam endlich ass die
schlaue Idee, ich müsse Komplicen
haben.
sich über den Mißgriff, und ich war
Die Meng« war natürlich sehr ent
hält«.
Das tat mir damals sehr leid. Ich
liebte meine kleine Wohnung, in der
ziehen.
«lö»>g Ludwig und Mavemotselle
«eorgei.
Als sich König Ludwig von Bayern
in den sechziger Jahren für kurze Zeit
Wunsch, Mademoiselle Georges zu
sehen. D>- berühmte Künstlerin,
Welt bergessen.
bess«ren Rufe standen di« Weine von
B«jenta und Pelignum. Der eckte
Türkenwein gehört vem Jahre 1529
an. Die Chronik von Neustadt a d.
Hardt führt ihn unter d«r Verzeich
nung „Wiedertäufer" auf. Es heißt
dort: „Im Jahr« 1529 war ein kal
ungenießbar, daher Wiedertäufer ge
nannt. Weil gerade der türkisch«
Sultan Wien belagerte, benannte
Tüivagelheide.
Vo» Fritz Bich <Derlin>.
„Küminst ut de Augs gor «ich
rut," heult Jochen, als ihn der Bull
gehört ihm die Welt. Kein Mensch
An?st!'
nödig. Wegen Rechnen un Schriewen
un bibelsche Geschichte von Zesanjahn
un Habakuken un Meleachi'n un ...
Verdammter Bengel, was hast Du
dabei zu grieslachen? Jochen hat sich
bäuchlings aus seine Jacke gelegt, stützt
winde. Er kann sich nicht halten, läu
tet in der Luft mit den Beinen und
muß mit der Sonne lachen. Halblaut
grient er vor sich hin: „Na jah, dat
der es nicht leiden kann, wenn den
Jungen der Schnabel plattdütsch
steht, wie beim alten Kantor. Was
hat er gescholten, oh! Und fragte
alles, was Jochen nicht wußte: von
den Königen in Juda, von den Kin
dern Aarons und den Kindern Jssa
fchars und von Zesanjahn un Haba
ordentlicher deutscher Junge kennen
muß. Und dann kam die Ottegravieh,
die Jochen schon gar nicht leiden
kann, weil daß sie „dämlich" jetzt
ohne „h" schreiben sollen, und was er,
der Herr Inspektor ist, der heißt doch
selber Dehmel mit 'nein „h"! Das
hat Jochen den Jungens in der Zwi
schenstunde verklart, und Müllers
Krischahn hat gepetzt, und daraus ist
Jochen ein Donnerwetter über den
Kops gekommen. „Dat wier noch
duller as de Bullkater von vörhen!
Je ja, je ja, küminst ut de Angst nich
rut!"
„Tlaüh, tlaüh, tlaüh; tütt-tü-tü
tüht!"
Der Junge dreht den Kopf: „Js
dat foo? Siig ji all door?" Das
Tag lang nicht auf Posten ist! Wahr
ten hat. Ist ja auch ihre Zeit! All
kere: Tlaüh, taiih, tüih-tllht! Mit
wie er klagt, wenn nach ihr geschos
sen ist! Ach-gott, ach-gott, klingt das
kläglich „Tlaüh, Tlauih, tlau-ühd!"
Jochen kann das fein nachmachen und
lockt sie immer dicht an sich heran.
Namentlich wenn er liegt, haben sie
gar keine Scheu vor ihm. Aber so
sie genarrt werden, stoßen sie ihren
Warnruf aus: Tüihüd, tüd, tüd,
tlliid! Und dann geht es in hohen
Bogen um den Störenfried herum.
Nächte hier draußen liegt bei seinem
lieben Vieh, da lernt er was aus Tüt
vagelheide! Das Trompeten der Kra
niche und das Schwingenrauschen der
Schwäne, das so feierlich klingt. Jo
chen kennt auch ein Lied, das die
Großmutter sang von „drei Schwa
nen ut Norrlands Königsgoren";
aber singen mag er das nicht, nur
„Nu kiek eens den Racker, hett all-
Lüttenhagen. Wegweiser gibts nicht
auf Tütvagelheide. Mit den stahl
i blauen Augen, wie die Menschen sie
j jeden kleinsten Strauch, jeden Reh
alteii, von Wind und Wetter platt
gedrückten krummen Knüppelknast,
der die Zweige hängen läßt wie ein
lahmer Storch die Flügel. Viele Men
schen kriegt er nicht zu sehen, aber
wie sein Spitz. Sie machen ihm aber
nicht so viel Spaß wie das, was um
ihn herum krabbelt, kriecht, hopst und
Ameisenlöwen! Jetzt hat he all« de
Porstes, vermischt mit fauligem
Brodem des Bruches herüber. Eine
Mooreule streicht über den Jungen
man im Frühjahr zur Reihzeit sehen,
je ja! Aber im Winter ist's auch
schön, wenn die Se« bedeckt ist mit
küminst ut de Angst gar nicht rut!"
Bald ist die schön« Zeit vorbei, da
er dem Herbstzuge zuschauen darf,
aus Schweden herüberkommen und
sich Wegzehrung auf Tütvag«lhe>de
greisen. Bald streicht auch mal ein
Agg, Wo die wohl herkom
men mögen? Jochen sieht sie schon
auf Elendsweite herjagen, und, ehe
gedacht, sind sie vorbei. Aber was
greifbar ist, nehmen si« im Fluge mit.
Küste liegt, kommen aus
Rußland auch die Seidenschwänze mit
den hübschen bunten Decksedern, und
die großen Wachholderdrosseln, die
zusammen auf den Knirkbüfchen
Wacholderbeeren und
wenn in der Mainacht die Sprosser
in der Voßmaratz sich eifersüchtig an
schmettern. Aber ausrücken, wenn der
Winter kommt, das kann jeder! Der
kleine Zeisig aber harrt aus und singt
dazu. Nicht bloß der russische, sondern
unser Schwarzkopf auch. Das gefällt
Säger und die Sturmvögel „alle
Dage wat Nües!" Aber die liebsten
sind Jochen doch „sein«" Grabgänse
leine Gans, schon mehr eine Ente,
ilber der Streit regt Jochen nickt
ius. Er kann das lateinische „s" nur
Seshalb so hübsch an die Tafel malen,
weil «r dabei an den zierlich getrage
nen Hals feiner Grabgans dei'kt.
Und weil es am Strande nicht Höhlen
and Röhren entlang gibt, buddelt er
selber welche und freut sich wie ein
Schneekönig, wenn ein Pärchen da'in
brütet. Pfiffig muß er dabei zu
Werk« gehen und mit einer Hacke an
langer Stange tief, sehr tief die dün
nen Gänge hcrauskratzen. Sonst sind
die Nester gefährdet durch die Weiber,
di: der Gans die weichen Federn steh
len, die sie sich aus der Brust rupft,
um damit die Eier zu bedecken, so
bald sie vom Neste geht. Diese alten
Weiber stehlen auch oft die Eier.
Aber nie hat Jochen denen ein Nest
verraten, und an feine Gänge kann
keine ran!
Dakür hat er jetzt seine Freude an
den J'ingvögeln, die anfangs August
di« Bruthöhle verlassen haben und
nun »ort auf dem Bruche im Röhricht
stecken. Zu spaßig ist das, wenn sie
»erauskommen und mit den Alien
spazieren gehen! Zu spaßig
zu
Ja, was hat denn der Junge? Er
schirmt die Hand vor die Augen,
und dann reckt er sich auf. Ah, ja so:
ein Mensch! Kommt der aber lang
sam angeschlichen!
Spitz knurrt schon und läuft ihm
entgegen. Wird schon ein rechter
Bummler sein, hier draußen zu so
später Stunde! Da hat der H'.md
einen Haske ausgetan. „Spitz, willste
hierher! Spitz —" ja der! Erst muß
er den Krummen in die blau« P-ch
pseist jawoll! „Kämmst ut de
Angst nich rut," denkt Spitz. Auf
dem Sandhügel am Weidentümpel
dreht Jochen sich lachend um und
wartet, daß Spitz von selbst wieder
kommt.
und wahrhastig der Herr Schulin
spektor! Was will denn der hier stu
dieren?"
her!^'
selber Herrichten. „Ja, aber Herr
Graf meinte der Wirt —,
„Nichts da, Graf! Heut sin' mir
Ani besten kommt man durch die Welt,
Dem so ein Titel: Frecherr.
Wie Dir, Du Esel, imponiert.
Da hat man leicht 'neu Streich voll
führt.
Gelobt sei Gott im Paradies,
Der solche Esel wachsen ließ!
Angaben Ausschluß: Mit 18 Jahren
heiratete Shakespeare, Nit 24 Dante,
Burk« und Bulnxr, mit 26 Kepler,
Mozart, Franklin und Walter Scott,
mit 31 Schiller und K»rl Maria v.
W«ber, mit 32 Chaucer, Hogarth,
Peel und Wieland, mit 3S Aristopha
nes, mit 37 Wellington, mit 39
Talma, mit 42 Luther, mit 44 Addi
son, mit 49 Swift, mit 5? Buffon,
mit 67 Go«the.
Ein Bade-Erlebnis.
recht,
Ein Fußbad hier ist gar nicht
schlecht!"
Fr«»nd Lampe, dessen Neugier groß,
Denkt: „Schwerebrett, hier ist was
los!"
„Ei. du mein Schreck, ich sah noch
S lch
UAM
Wart', Bürschchen, wart'. Bald bist
.Jetzt strample nur, bis du erschlafft
In Stiesel- und Gefangenschaft."
»Was seh' ich? Er entwischt mir doch!
Verflixt, der Stiefel hat ein Loch!"
Erklärlich. Besuch: Die
ner Bernunst - Ehe!"
A.: „Ich bin so glücklich, daß ich
B.: »Hat sie denn so viel?"