Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 03, 1912, Image 3

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    Ein puritanischer Heide.
Bon I: lie» Gordon.
(14. Foriietzung.)
Eine kleine Schublad« war da, die
weder Schlüssel noch Griff ha-te, of
fenbar das, was junge Mädchen ein
Geheimfach nennen, ein Allerhiilig
stes, worin kostbare Schriftstücke und
Briefchen versenkt und vor iempel
schänderischen Blicken verborgen wer
den. Er löste ein kleines Messer von
der Uhrkette und drückte mit der Kl'n
ge aus die Feder.ansangs leistete sie
Widerstand, aber bei stärkerem Druck
sprang das Fach aus, und in seiner
Tiefe schimmerte etwas weißes Er
griff danach und hielt ein Bündel
che» Briefe in der Hand; sie waren
mit einem blauen Band zusammen
gebunden und eine Karte trug von
Paulas Hand die Aufschrift: „Brief«
von Herrn Norwood aus de: Zeit,
wo ich mit Papa in der Klinik war,"
Darunter lagen noch zwei oder drei
Blätter, die aus einem Tage- oder
Notizbuch herausgenommen und quer
in vier oder fünf Stücke gerissen wa
ren. Augenscheinlich waren sie für
den Papierkorb oder den Feuertod
bestimmt gewesen und zufällig hier
liegen geblieben. Er stand auf und
rückte das Tischchen mit der Lampe
näher; dann löste er die Bandschleife
und begann seine eigenen Briese zu
lesen. Man konnte sie nicht Liebes
briefe im eigentlichen Sinn des Wor
tes nennen; es stand kein Zärtlich
keitsausdruck, keine Liebesbeteuerung
darin, ja der Ton war zurückhaltend,
Leben und Frische, und Norwood be
griff im Lese,, selbst, welch fesselnden
Reiz sie ausgeübt haben mußten. Er
befaß ja wirklich die Gabe des Brief
schreibens und entfaltete auch mit der
Feder jene Kraft txr Rede, die der
magnetische Einfluß eines großen
Zuhörerkreises immer bei ihm wach
rief. Männer, die seine glänzende
Begabung, die starken Waffen seiner
Logik, die Gewalt der völlig be
herrschten Redekunst kannten, waren
häufig etwas enttäuscht, wenn sie ihn
in dem leichten Geplänkel der Unter
haltung kennen lernten. Er war zu
sehr Amerikaner, zu ernsthakt für
landläufige Geistreichigkeit, für das
flüchtige Geben, Nehmen und Zu
rückschlagen in oberflächlichen Ge
spräch.
Er fand das Durchlesen dieser ver
gessenen Briefe nicht sehr erheiternd.
in solcher Lage gewesen und wissen,
daß diese Ausflüge in die Vergan
genheit nicht sehr vergnüglich sind
das Studium nicht fortzusetzen. Es
hatte ja keinen Wert, diese alten Zei
ten wieder aufleben zu lassen, sie wa
mir sagt: Nein! Nein, ich muß bei
Dir sterben ... Du Lieber. Latz
mich sterben, willst Du? Ja ich fühle
Brust, dann lehne ich mich auf . . ."
Hier fehlte ein abgerissenes Stück
ganz. Mit unbegreiflich zitternden
„9. Mai. Ich liebe Dich mit Lei
dlnschaft. Ich habe mein S«lbft hin
gegeben. Du hast meine Seele
im bin untergegangen in Dir. Du
ich bin Dein. O, entsetzlicher G«-
danke! Untergegangen in einem
tx-rn. der vielleicht nicht ausschließ
lich mein ist, denn manchmal, ach
manchmal ist's, wie wenn all die
Schönheit, die Seligkeit versänke. Du
sagst mir ein gleichgültiges Wort. Du
wendest den Kops ab. Deine Augen
blicken kalt. Du erwiderst meinen Kuß
pflichimaßig. Oh. die tötliche Qual!
Das Leben ist gräßlich! Ich weiß,
daß ich Dir nicht genügen kann.
Ich kenne das L«ö«n nicht. Ich fühl's.
ich glaub's, daß Du ein guter, reiner
Mensch bist ich vertrau« Dir
schrankenlos wenn ich das nicht
täte, so möge sich Gott meiner er
barmen! Aber Du tust mir weh, Du
folterst mich. Du mochst mein armes
Herz, das Dich anbetet, erbeben, es
blutet in Deiner Hand ..."
„16. Mai. Gestern habe ich Dich
gehaßt. Das war ein fürchterlicher
Tag. Ich hasse Deine Schönheit?
Du bist zu schön für mich. Aber
heute, Liebster, heute liebe ich Dich
wieder. Habe mich ein w«nig lieb,
nur ein wenig, willst Du? Ich liebe
Dich mein Liebling!"
Er las noch mehr; alles entsprang
derselben Empfindung. So hatte di«-
f. auserlesene junge Seele, statt den
überströmenden Reichtum ihrer reinen
Jugendglut an seiner Brust auszu
gießen, wo sie Schirm und Schutz
und Frieden gesunden hätte, zu die
sem frostigen, sühllosen
sluß unverstandener Neigung Lust zu
machen, und er hatte nie etwas andres
als ein verschüchtertes Mädchen in sei-
Norwood faltete die Blättchen zu
sammen und legte sie mit ehrfürchti
ger Scheu wieder in das kleine ver
schwiegene Fach; .er scheute sich, sie
zu berühren, als ob seine von Sünde
befleckten Händ« ihrer glutvollen Rein
heit einen Makel aufdrücken könnten.
Ader er hätte sich diese Angst erlassen
können, denn in ihm hatte sich in die
ser Viertelstunde ein Wunder voll
zogen. Die Läuterung, die Erlö
sung war möglich geworden, ja sie
war ganz nahe. Die Allsieg«rin Lie
be war in ihm lebendig geworden
und schrie nach Lichi. Als er die ver
sengenden Worte, die sich unauslösch
lich in seine Seele gebrannt hatten,
wieder ins Dunkel versenkt hatte,
stand er auf und warf sich auf ihr
schmales Bett, aus das Kinderkissen,
das all die Jahre hindurch dort liegen
geblieb«n war und das der einzige
Zeuge seiner heißen unaufhaltsam ver
glühender Lava überströmten. Und
doch war in diesen heißen, salzigen
Strom «in Tropfen gemischt so weich
und mild, wie der Morgentau einer
neuen Verheißung, ein Morgengrau
en der Hoffnung dämmerte am «einen,
verschleierten Horizont auf.
Er blieb die ganze Nacht in ihrem
Stäbchen, und am andern Morgen
schlief des Nachts auf Paulas Lager.
Aber ehe er ein zweites Mal hier
Schlaf suchte und fand, schrieb er
ihr; er entblößte seine ganze Seel«
Gasthos zurückschickte. Als or ihn
siegelt, in Paulas Pult.
stolz auf ihn sein können. Von Zeit
zu Zeit, so oft die Stimmung über
ihn kam. schrieb er an Paula; seine
er warf sie jedesmal in das Pult,
wo sie sich rasch anhäuften. Bielleicht,
daß Paula sie eines Tages dort fin-
Wenn er stürbe, dann würde Paula
lesen und
manchmal befiel ihn eine furchtbar«
Angst. Würde st« in diesem neuen
Leben einen andern finden, dem st«
ihr Herz fchenlte? Eine unvernünftige
Eifersucht erfaßte ihn.
„Ich bin ja ihr Gatt«," sagt« «r
sich nach echter Männerart. .Keiner
Achtzehntes Kapitel.
Am Tage, nach der Ankunft an
seiner ersten Haltestation, einem klei
nen Wirtshaus am Rande eines wei
ten Jagdreviers, ging Norwood mit
dem Wirt in den ländlichen, nicht sehr
saubern Stall und sucht« sich einen
kleinen, zottigen Pony aus, bestieg
ihn, wobei seine langen, in hohen
Jagdgamaschen steckenden Beine frei
lich fast den Boden streiften, und ritt
davon, um in einer Entfernung oon
Meilen. auf einem der um-
Lotfen sichern. Sein Weg führte
ihm einen Ausblick auf die ferne Se«,
Ueber Mittag war es sengend heiß
gewesen, und auch der spätere Nach-
Lüftchen wehte vom Ozean herüber,
auf dessen breiter Brust weit draußen
im dunstigen Luftkreis der Wind
stillen Myriaden von Schiffen in
hoffnungsloser leise schau
! Glut und Hitze, die er jetzt wenig
j stens im Rücken hatte, von vorne
' preisgegeben zu sein. Seine Haut, die
tönen läßt das Aechzen des fernen
Waldes und das leise Anprallen der
gleichmäßigen Brandung an die^Fel^
der Hilflosigkeit aller Kreaturen im
selischen Kampf; sie schien ihm «twas
zuzuflüstern von Hilfe in der Not
„Meinen Sie den wilde» BilTy,
Herr?" fragte das Bürfchlein, ihn
von der Seit« anblinzelnd. „Ich
Nachdem er geantwortet hatte, daß
es ihm wirklich um Billy zu tun
sei, ging er ins Haus und trat in
einen langen, schmalen Raum zu ebe
ner Erde, der offenbar die „gute
Stubt" des Hauses war. recht öde
aussah und muffig roch. Der Haupt
fchmuck des Zimmers bestand in »w«i
oder drei ausgestopften Geiern, die
den Kaminsims einnahmen oder mit
drohenden Schnäbeln die Eck
bretter verdüsterten; an den Wänden
ge Farbendrucke. Aber kühl
wartete er lieber hier als auf der
Veranda, wo di« weißgetünchten
Wände der Stall- und Wirtschafts
gebäude furchtbar blendeten.
Er nahm den Hut ab und fächerte
sich damit, trocknete sich den Schweiß
von der Stirne und reckt« sich in
einem tiefen Schaukelstuhl. Auf dem
mit einer Marmorplatte bekleideten
Tisch in der Mitte d«r Stube sah er
ein Paar Bücher liegen und zog eine
Broschüre darunter hervor, die er
zusammenfaltete, um sie als Fächer
zu b«nutzen. Dabei fiel sein Blick
zufällig auf den fettgedruckten Titel,
der so wunderlich war, daß er seine
Aufmerksamkeit fesselte, er lautet«:
„Mutter, wird d«r Vater ein Geiß
bock werden?" Diese Frage hatte zwar
nichts sehr Erfrischendes für einen
überhitzten Menschen, aber ihre Selt
samkeit erregte eine Neugierde, di« das
Verlangen nach einem frischen Luft
zug noch überwog, und Norwood
durchblätterte die Seiten des Trak
tats, denn als solches entpuppte sich
das Machwerk bei näherer^Besichti-
Berachtung und Ungeduld.
In dieser Erbauungsschrift wurde
erzählt, daß ein Mann eines Tages
beim Horchen an der Tür« be
kanntlich ein gefährliches Vergnügen
für Wahrheitsscheue seinen eigenen
hoffnungsvollen Sprößling diese er
baulich« Frage an seine, des Sünders,
heißgeliebte Frau, richten hörte. Ins
Herz getroffen, von Beschämung.
Reue und Gewissensnot ergriffen,
sank der schuldbewußte Erzeuger so
fort an der Türfchwelle auf die Kniee
und hatte im Nu „feinen Glauben
gefunden". Als Norwood diese höh«
Weisheit studiert und begriffen hatte,
was des Pudels Kern sein sollte, wart
er das Schriftchen mit einem Aus
ruf, d«r nicht eben von Erbauung
zeugte, von sich. War es denn men
schenmöglich, daß es Leute gab, die
durch solches Gewäsch und solch wi
derliche Mittel zu Pflichtgefühl und
Sittlichkeit erzogen werden konnten?
Was für Geschöpfe das wohl fein
mochten, die derartigen Quart schrei
ben und lesen konnten? Er rückte sei
nen Stuhl etwas näher an den Tisch.
Augenscheinlich hatte ein Reisender
von großem Hang zur Frömmigkeit
und besonderem Interesse an religiö
sen und theologischen Fragen auf die
sem einsamen Berggipfel die Spuren
seiner Gegenwart hinterlassen, aber
Norwood fand eine solche Verschieden
heit unter den Büchern, daß sie
schwerlich aus einer und derselben
Bibliothek herrühren konnten. Der
nächste Band, den er zur Hand nahm,
war mit dem Namen des Verfassers
versehen, eines englischen Gottesman
nes, der offenbar der herrschenden
Staatskirche angehörte. Er hatte sein
Werk: „Geistliche Kämpf« getauft" ge
tauft. Norwood schlug es aufs Ge
ratewohl auf und stieß zufällig auf
eine Stelle, die von Sinncnlust.
fleischlichen Sünden und vernxrsli
chen Gelüsten handelte, und worin
stark betont wurde, von welch gebie
terischer Notwendigkeit es sei, sofort
jede Berührung mit dem der Seele
same, ja heldenhafte Maßregeln ab
zuschneiden, weil sonst kein Fort
schritt im geistlichen Kampf mehr zu
hoffen sei. Unter verschiedenen an
deren Rezepten zur Ertötung der tie
„Pah!" sagte er.
wie kerngesund im besten Sinm war
dies« Weisheit nach dem unnatürlichen
finstern Geschwätz, der trübseligen
Bildern der andern Schriftsteller, Wie
einen frischen Strom reiner, höherer
Luft empfand er die Kraft, den
Geist und die Gesinnung
„Vorwärts!" soll der Wahlspruch
ne sein. Weg mit dem eitlen Brüten
und Beklagen, das unsre Tatkraft
hemmt, «ine Lähmung des Willens.
Untätigkeit und Verzweiflung im Ge
folge führt. Hier in nächster Nähe
wir brauchen nur die Hand aus
zustrecken liegen die Mittel, wi«d«r
gut zu machen, unsre Selbstachtung,
die Hoffnung wieder zu finden. Auf
wärts soll der Schuldbewußte blicken
nicht rückwärts; vorwärts schr«iten,
wo höhere Ziel« und reineres Stre-
Als Billy erschien, war Norwood
noch immer in das Buch vertieft.
Auf dem H«imritt siel ihm ein,
wie sehr er sich vor dem grellen Son
nenlicht und der Hitze gefürchtet hatte
von beiden war nichts mehr zu
fpür«n! Ein kühler Wind hatte sich
über di« Abhänge des Hügels hin
und trug auf seinen Schwingen dem
Reiter wohlig« Erfrischung zu, in
dem er ihm ganze Wellen seines köst
lichen Ozons in die Lungen blies.
Eine grau« Wolkenbank hatt« sich am
westlichen Himmel aufgetürmt, und
die rotglühende Sonnenfcheibe war in
nahenden Regenschauern durchfeuch
tete die Luft, und in die säuerliche
Ausdünstung der Eichen, Erlen und
Eschen mischten sich die lieblicheren,
zarteren Düste von Binsen, Iris und
Skabiosen, die ihre Wurzelsüßchen
in dem rieselnden kühlen Naß eines
Waldbächleins badeten.
Norwood hatte etwas von einem
Hylozotsten, und er warf in seinen
Gedanken die Frage auf, ob all diese
am Weg blühenden Blumen nicht le
bendige Wesen mit persönlichen
Freuden, Aengsten und Hoffnungen
sein könnten, die gar nicht dazu ge
schaffen seien, der Selbstsucht und
Eitelkeit der Menschen Dienste zu lei
wenn sie sich auch nicht beweisen ließ
Das Summen des Jnseltenvölkchens
drang an sein Ohr; zierliche Wasser
stelzcn flatterten auf. Grillen und
Myriaden von Fliegen mit ungeheu-
Pony um die Ohren; im Rauschen des
Windes unterschied man den Flügel
schlag rasch dahinschiehender Vözel,
die vor dem drohenden Gewitter Un-
Heimweg lange nicht so schlimm als
Norwood gefürchtet hatte; Auge und
Ohr empfingen Eindrücke genug, die
dazu angetan waren, mit ihrer Fröh
lichkeit und ihren Verheißungen. Hun
derte von Menschenherzen zu erwecken.
„Die Vergangenheit hinter sich wer
fen." Ach ja, das war der Schlüssel,
den er liebkosend festhielt wie einen
Fragen stellen kann jeder Tor, das
Borrecht des Genies ist, sie zu beant
was war denn dieser Gott, zu d«m
sein Herz emporstieg, dem es in plötz
lichem flehende» Aufschrei anrief? Ein
Gegenwart durchdrang? Was lag
daran? Gott! Selbst für die törichten,
abgeschmackten Schriften empfand er
zwar blindes und nach der falschen
Seit: gerichtetes Tasten in der Dun
kelheit, die ihn selbst beängstigt und
Weisheit und Kraft. Mögen die
Wiederkehr der Jugend, ja auch des
Glücks, nicht unmöglich sei. Ihm si«l
treulos. die Lieb«? Liebe ist
nem Innern, als ob ein gefangener
Vogel an die Stäbe seines Käsigt
stieße.
Als er an seinem Wirtshaus an
langte. begann der Regen in schweren
Tropfen auf das Vordach der Veran
da zu klatschen, und wenige Augen
die wellen Blätter wurden in dichten
Staublawinen durchs Tal gewirbelt,
und in das Geheul des Siurmes
mischte sich die Stimme des Donners,
die mit dem Orkan dahinsauste, an
den Hügeln anprallte und in tau
sendfachem Wiederhol! zurückgeschleu
dert wurde. Norwood stellte sich un
ter die Haustüre, ließ de» kalten
Wind in seinen Haaren wühlen und
Pfand wieder die wilde, berauschende
Lust an der Natur in ihrem tosenden
Unwillen, die Paula heidnisch ge
nannt hatte und die sein ganzes We
sen mit trunlenem, schwärmerischem
Jubel über die Großartigkeit der Na
tur. das der unruhigen
Aber tief im geheimsten Grund
seiner Seele war ein neuer Akkord
angeschlagen worden, der alles, was
er mit Augen sah und was sein Ohr
vernahm, i» seine göttliche Harmonie
einfügte. In ihm erwachte ein Vor
satz, der nicht mehr verschwinden
sondern zum heißen Drang anwuch
sen sollte, der Gemüt und Willen und
Tatkraft unwiderstehlich und gewalt
sam beherrschte. Würde dieser Vor
satz fruchtbringend sein? Muß denn
die zweite Aussaat trotz all«r Mühe
und Arbeit immer armselig und ver
kümmert sein? Hat man nicht herr
liche, süßduftende Blumen erblühen,
ja sogar Früchte reifen sehen, die
spät geknospt hatten? Wer kann es
sagen? Ein großer Zweck mit dem
macht uns ein versehmtes Leben er
träglich. Norwood fühlte, daß ibm
jetzt niemand etwas anhaben konnte,
und bevor er sich zur Ruhe legte,
schrieb er wieder an Paula. Es war
erleichtern, und er sagte ihr darin,
daß die Zeit selbst zu kurz wäre, um
den Lohn seiner Reue zu fassen. Er
fragte sie schüchtern und demütig, ob
schenlebens nicht ausreiche, den Wayn
sinn eines Augenblicks und dessen
entsetzliche Folgen zu vertilgen, nur
um ein einziges Wort, ein Zeichen
flehte er sie an. Aber auch dieser
Brief kam wie alle früheren unerösf
net zurück. Er traf ihn an einem
Biwakfeuer auf der Heide.
Neunzehntes Kapitel.
Jeder überschwenglich« Gesühls
ausschwung ist der Natur der Sach«
Ungeduld auf ihn wartenden Füh
rer und den Gefährten. Die prak
tischen Einzelheiten der Tagesbedürs
sein, und es gibt nichts Aufreiben
veres. als den Verlauf eines Volks
derfchlagendes Mittel, unser Voll
schössen werden.
Der leise Wind, der dem Gewüter
gefolgt war, und harziger Tznnen
betretenc Ferne des Jägers, wie des
Künstlers oder Dichters Phantasie
mächtig anregen mußte.
Eben deshalb. AM.
mcr von dem sogenannten flüssigen
Brot; es ist längst von der Wissen
schaft festgestellt, daß der Nährwert
K»r lie Küche.
Glinge Gans, mit Leb«r
fiilkung. Die Gans wird gut
gerupft, ausgenommen, gesengt, ge
waschen, gut getrocknet, mit feinem
Salz innen und autzen eingerieben,
und mit folgender Farce gefüllt:
Die in Milch geweichte Leber und
der Magen werden nebst einer klei
nen Zwiebel oder zwei Schalotten
und etwas grüner Petersilie sein ge
eckt, dann mit Pfund fein ge
hacktem rohen Schinken, Pfund
geschabtem Speck. 4 bis 5 zerquetsch
ten Kartoffeln und Salz gemischt.
Diese Masse dünstet man unter ste
tem Rühren in etwas zerlassener But
ter durch und gibt, wenn sie erkaltet
ist, I—2 Eier und eine Messerspitze
geriebene Muskatnuß dazu. Die
Gans wird zugenäht, in etwas zer
lassene, gelb gewordener Butter gelegt
und muß bei fleißigem Begießen mit
der Bratbrühe (man füllt wenn die
Bratbrühe im Laufe der Zeit ein
brät, ab und zu einem Löffel sieden
des Wasser dazu) weich, saftig und
hellbraun braten. Zur Sauce wird
die Brühe mit ein wenig Kartoffel
mehl verkocht und gut abgeschmeckt.
Gulasch vo n Fi s ch. 2>/tz
ten, flachen Schmorpfanne röstet man
feingeschnittene Zwiebel in frischer
Butter goldgelb, giebt Paprika, Salz
und die Fischstücke dazu, auch ein
Fleischbrühe, dann wieder sehr gute,
siische, saure Sahne dazu. Das Um
rühren muh äußerst behutsam ge-
Gcfüllter Jäqerbraten.
etwvige Sehnen behutsam heraus
und klopft das Fleisch zu breiter
Scheibe, die man leicht mit Pfeffer
Gedämpfte Birnen. Man
nimmt gute Birnen, schält sie ab, sticht
Man siebt zu diesem Kuchen 1 Tasse
Zucker, 1 Tasse Mehl und 1 Teelöffel
Backpulver, 1 Prise Salz sechs
mal miteinander, bringt 1 Tasse
(nicht zu groß) süße Milch aufs
Feuer und erhitzt sie bis zum Siede
punkt nicht kochen! und rührt
die Milch sofort in das Mehl in ei
ner tiefen Schüssel, dann gibt man
den Schnee von 2 Eiweiß hinzu,
kürzt mit >/. Zitron« oder 1 Teelöf
fel Banille und bäckt den Kuchen in
einer Kuchenform, die man nicht mit
Butter ausgestrichen, sondern nur mit
trockenem Mehl ausgestä»bt. Man
bäckt den Kuchen nicht zu lange, da er
sonst trocken wird, stürzt die Kuchen
psanne, legt ein nasses Tuch auf den
Boden und der Kuchen löst sich von
selbst aus der Pfanne.
Schinken it I-> Vinaigr «t »
Thymian, Petersilie, Pfeffer, Salz
sei Mehl klargerührt und aufgekocht
—, I Teelöffel Suppenwürze, 2 Löf»
fel gestoßenem Zucker, Salz und
Saft von 2 Zitronen auf dem Feuer
bei stetem Rühren bis ans Koche»
!gebrncht und heiß serviert.