Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 03, 1912, Image 2

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    Tee tote Jim.
Erzähl»»,« von Fr. O, »ichue,
Henry Brown schritt mtt sehr
nachdenklicher Miene die Portugal
Street in London hinauf, feiner
Wohnung zu. Dort angekommen,
ließ er sich in seinen Lehnstuhl fal
len, stützte den Kops in die Hand
und blickte unverwandt vor sich nie
der.
So saß er eine ganze Viertelstun
de lang da. Endlich fing er an, vor
sich hin zu nicken, und seine Gedan
ken begannen sich zu ordnen. „Die
letzten Erkundigungen", murmelte er
bedächtig, „konnten kein günstigeres
Ergebnis haben. Bei der nötige»
Umsicht wird sich alles programm
mäßig abspielen. Wie man sich in
seinem Alter doch noch entwickelt!
Die ganzen langen Jahre Winkelad
vokat und Raterteiler für einen
Schilling, jetzt auf einmal im Be
griffe, selbst als Unternehmer auf
zutreten. Und in was für einer
Angelegenheit! Es liegt ganz bei
mir, ob ich mich mit fünftausend
Pfund begnügen, oder ob ich zehn
tausend oder zwanzigtausend ein
heimsen will. Am besten wird es
sein, ich wähle die goldene Mittel
strahe zehntausend Pfund. Die
reichen mit dem bereits Zusammen
gesparten volllommen hin, um mei
nen so lange heimlich und sehnsüch
tig genährten Wunsch, mich von mei
ner bisherigen Umgebung unbemerkt
in ein gewisses kleines Haus in
Ventnor auf der Insel Wight zu
rückzuziehen und nichts, gar nichts
mehr zu tun, zur Ausführung brin
gen zu können. Wen werde ich mir
aber zur Hilfe wählen? Ich denke,
meine trefflichen Freunde Jim und
Bob werden sich wohl am besten
nen. Dann stand er plötzlich aus,
lief die Treppe hinab zu der im
Erdgeschoß befindlichen Bierwirt
schaft und erbat sich vom Wirt den
Schlüssel zur Telephonzelle.
Am gleichen Abend empfing Henry
Brown zwei Besucher.
„Da seid Jbr ja! Nehmt Platz!"
ster Brown?" fragte Bob Pertins,
der.
„Weiß ich, Freund Bob weiß
ich. Zuvörderst muß ich aber etwas
Jim schnitt eine Grimasse. „Wie
meinten Sie, Mister Brown? Ich
soll sterben?"
Pfund.'"'"' zweihundert
sich Bob. „Wenn Jims Geld aber
werden soll, was hat er dann da
von?"
„Oh, er wird schon verstehen, sich
fache vorläufig unerörtert," sagte
Brown. „Ich sehe ja, Freund Jim
ist mit meinem Vorschlage durchaus
Lachen: „Wenn es sich für mich nur
darum handelt, bei dem Begräbnisse
unser«? guien Jim zu Helsen, Mister
Brown, so bin ich von vornherein
te Jim.
„Still, du Sektionsaspirant!" er
widerte Bob, der sich die Lachtränen
aus den Augen wischte. „Sonst
laufe ich auf der Stelle fort, hole
die Aerzte herbei, die dich schon jetzt
kunstgerecht anatomisch zerlegen, und
einen Sarg, in dem du dann, ohne
„Also dieser Teil unserer An
gelegenheit hätte von eurer Seite vol
le Zustimmung gefunden," ließ sich
Brown wieder vernehmen. „Jetzt
„lch bin ganz Ohr!"
„Hm hm," schickte Brown geist
voll voraus. „Es ist einige Wochen
her, da sah ich bei Gelegenheit eines
Spazierganges in einer Seitenstraße
von zwei Männern eine Kiste ohne
besondere Kennzeichen aus einem
Hause tragen und aus ganz gewöhn
liches Straßensuhrwerk verladen.
Männer, Frauen und Kinder hallen
sich angesammelt und gafften die Kiste
an, als ob sie ein Wundertier sei.
Deshalb fragte ich, was denn die
Kiste enthalte? Eine Frau antwor
tete: „Ach, da ist ein Toter drin, den
seine Angehörigen der Anatomie des
University College in Gower Street
überlassen haben. Sie fahren dabei
nicht schlecht, denn sie ersparen nicht
nur die Begräbniskosten, sondern er
halten obendrein noch bar Geld her
aus."
Alltägliches!" unterbrach ihn Bob.
der loswerden konnte. Ich habe mich
deshalb bei jeder geeigneten Gelegen
heit unauffälliger Erkundungen über
seine Ausführbarkeit befleißigt, solche
nach einer gewissen Richtung hin auch
nämlich nicht nur die Anatomie de»
Universitq College in Gower Street
beständig Verstorbene zu Studien-
Medical School aus dem Albert Em-
Es bestehen für die Vermittelung
„Das ist mir alles nichts Neues,"
Brown aber fuhr unbeirrt fort:
etwa das Alter unseres Jim hat.
Auf ein paar Jahre ab oder zu und
amtlichen Leichenbeschauer ncher fest
gestellt sein, da wir nach einem Pa
ragraphen gewisser Statuten mit ei
ner Sektion der Leiche rechnen mlls-
mem-, es sollte einem geschickten,
umsihtigen Manne nicht schwer fal
len, sich einen Verstorbenen, wie ick
von der Bestimmung der Leiche hö
ren läßt, und dieser somit seine
Sache außerordentlich genau nimmt.
Dem in Rede stehenden geschickten,
umsichtigen Manne kann mit der ins
Auge gefaßten Beschaffung verschie
dene Wochen, wenn es sein muh, so
gar Monate Zeit gelassen werden."
Bob fing an zu begreifen. „Diesen
geschickten, umsichtigen Mann soll
„Ich halte Sie in der Tat für
" M'f
in gewöhnlichen Kisten, die nur mit
Blech ausgeschlagen sind, statt. So
gar die Eisenbahn, die doch sonst für
Leichen Metallfarg, in Holzsarg ein
geschlossen, Begleiter, behördlichen
fordert, befördert Anatomieleichen in
solchen Kisten auf einfachen Fracht
brief zu billigem Satz und ohne auf
Borausbezahlung zu bestehend Ich
habe gehört, daß das auch auf dem
ganzen Kontinent so gehandhabt wird.
Eigentümlich, doch wir wollen uns
darüber nicht weiter aufregen. Je
denfalls sollte es unter Berücksichti
gung dieser Umstände meinem ge
schickten, umsichtigen Manne, also
Ihnen, Freund Bob, unterstützt von
einem zweiten geschickten, umsichtigen
Manne, den Freund Jim spielen
wird, nicht schwer fallen, den an
bcstimmten Verstorbenen nicht aus
einen Bahnhof, sondern stillschwei
gend anderswohin zu verbringen.
Und zwar möglichst bald nach der
Leichenschau. Damit wäre alles ge
„Mister Brown, die Geschichte wird
klappen, sage ich," beteuerte Bob.
nen gestorbenen Leib mit befördern!'
sagte Brown. „Und besucht später
nach Herzenslust sein eigenes Grab."
So besteht auch der idyllische Vor
ort Richmond hauptsächlich aus Ein-
rungsmann seinen Spruch, .wir ha
ben zu unserer großen Freude Ihre
Karte erhalten, mit der Sie den ge
„Umsonst. Mister Brown? Ist unS
sichern?"
„lZlgenklich wollte ichs. Aber ich
„Hochverehrter Mister Brown, das
Haber, Sie nicht getan. Gehen Sie
gistlVgen, wß^—"
Sekunde verblüfft." „Aber Sie hat-
Welch edle Absicht! Mister Brown,
sen!"
so und so oft bezahlt? Ich aber hätte
Ren, hochverehrter Mister Brown",
ren Todesfall des Betreffenden als
verehrter Mister Brown, wissen Sie
„Sie verstehen in der Tat Ihr Ge-
Mister Brown. Bitte, schreiben Sie
schon zeitig dunkel. Bob, der Diener
Browns, hatte jetzt immer sehr viel
in London zu besorgen. Fast jeden
Tag fuhr er um die Mittazstunde
mit der Bahn dahin und wurde merk-
bei Vauxhall Bridg^
Mond zu erreichen. Dort wurde die
Kiste in aller Stille ins Haus ge-
Verla s ner Stunde defti
gen Jim Harry Baker und Bob, der
Diener, wieder das Boot. Es ver
schwand bald in der Dunkelheit, die
Er sprang ans Land, eilte ins Haus,
hatte ein kurzes Zwiegespräch mit
seinem Herrn, worauf er das Haus
nach der Straßenseite zu wieder ver
lieh. Nach etwa einer halben Stunde
kehrte er mit einem Richmonder Arzt
zurück.
Sie ihn! Ich will Sie fürstlich Va
lette» sollte, feststellen. Er wiegte
ler Wahrscheinlichkeit nach war es
wenigstens so. Aber die Katastraphe
mußte schon vor fünf, sechs, vielleicht
klärte: „Mister Baler fühlte sich malt
im Bette —"
„Leider."
es sich, sagten Sie?"
crrichten: „Hier ruht mein bester
Freund, mein unvergeßlicher Jim
Baker."
Auffallend war jedoch die Tal
sache, daß späterhin öfters Jim Baker
in der Dämmerung sein eigenes Grab
am längsten."
Kathederblüte. „Der
Aal ist lein Fisch sondern ein Vier
füßler."
Ritter und
Ein schönes Stücklein, das auf die
hat, erzählt ein Pariser Blatt: Ein
bekannter Pariser Anwalt erhielt ei
nes Tages die freudige Nachricht, daß
eine südamerikanische Republik ihm
dich Ritter!" Bei diesen Worten
MO Fr.," schloß der Konsul ge
cus der Brieftasche einen Tausend
frankenstein. „Ich kann den Schein
leider nicht wechseln," sagte der Kon
sul rasch, „aber das macht nichts:
linen Sie noch einmal nieder, ich er
nenne Sie zum Offizier des Ordens
... So, jetzt ist die Rechnung glatt!"
Gustav ffalse« lyrischer «karte«.
Gustav Falke, der Hamburger
Dichter, besitzt hinter seiner trauli
chen Villa in Groß-Borstel einen
idyllichen Garten, so recht dazu ge
eignet, lyrische Stimmungen zu er
lregen. Besondere Freude bereitet
dem Dichter ein kleiner Teich, der
vollkommen mit Wasserlinsen überzo
gen ist, so daß er eine gleichmäßige,
grasgrüne Fläche darstellt. Diese
Eigenschaft des stillen Gewässers
sollte zu einer niedlichen Tragikomö
die führen. Gustav Falke hatte den
Besuch zweier Damen, die entzückt
waren von den Vorzügen des Dich
delten. Einen so grasgrünen Teich
hatten sie sicher noch nicht gesehen;
denn sie hielten ihn für eine Wiese.
auf Gustav Falles „Wiese" spazieren
zu gehen. Sie betraten hohen Ge
fühls das lyrische Grün und gleich
lagen sie weniger lyrisch im Wasser.
Gustav Falke bewies sich als ein rit
terlicher Gastgeber und zog die bei
den Schönen sofort aus dem „Lin
sengericht" heraus. Die drollige
Szene wurde in Falles „blauem
Hause" fröhlich belacht und nicht zum
wenigsten lachten die beiden „Teich
«in Reinfall.
Vor einem Brüsseler Gerichtshof
stand ein Diebstahlsprozeh zur Ver
handlung; nach Schluß der Beweis
aufnahme sagte der Verteidiger des
Angeklagten: „Der Angeklagte hat
die Wohnung überhaupt nicht betre
ten; er hat nur den Arm durch ein
offenstehendes Fenster gesteckt und ein
paar wertlose kleine Gegenstände, die
ihm gerade erreichbar waren, mitge
hen lassen. Es ist nicht gerecht, daß
die ganze Person meines Klienten
verurteilt werden soll, da ja nur s°in
Arm schuldig ist." Der Gerichtshof
Wie verblüfft waren sie aber, als der
Besitzer des verurteilten Armes mit
einer Verbeuaung und einem noch
über Reichtum hielt und auf den ima
ginären Werl des Geldes anspielte.
Unter seinen Hörern befand sich ein
von sieben Töchtern war.
„Wer ist wohl der Zufriedenere,
der Glücklichere: der Mann, der Mil
lionen besitzt, oder der Mann, der sie
wasist Ihre Ansicht über diesen
Punkt?"
zem Besinnen:
„Der Vater der sieben Töchter ist
lächerlich der Zufriedenere. Der Mil
! nach mehr."
Variante. Dame (im Ball
saal): „Ooh, .?!: haben mich auf den
Tanke schön!
Der Gatte lommt eben von einem
schreiben und dich zu bedanken.
Jugendgericht.
„Du gestehst also ein, daß du an die
Tafel geschrieben hast, ich sei ein gro
ßer Esel; na, ich freue mich wenig
stens, daß du bei der Wahrheit
bleibst."
Eheleben.
Er war ein armer Dichterling,
Denn was er schrieb, war nur gering.
Sie wurde nur am Kochen froh,
Doch was sie schuf, war auch nur so.
So lebten sie als Mann und Frau,
Doch stets in Zank und in Radau;
Denn was er schrieb, das las sie nicht,
Und was sie kochte —aß er nicht.
Tourist (stöhnend): Diese Hitze
ist doch wirklich unterträglich!
Strolch (aus dem Gestrüpp her
vorspringend): Geld oder ich mache
Sie kalt!"
Annonce. Jener Herr, des
sen Belanntschast ich am Sonntag
im Stadtpark machte und der für
mich sterben wollte, wird um ein
Kleiner Irrtum. Onkel:
Hier, lieber Neffe, schenke ich dir zu
deinem Geburtstag Dantes „Göttliche
Neffe (erstaunt): Danke aber
ist denn Tante Schriftstellerin?
Boshaft. A.: Können Sie
sich da« denken, ich habe dem Fräulein
Baumann einen Heiratsantrag ge
macht, und sie hat mir «inen Korb ge
geben.
B.: O. dies Glück haben Sie gar
nicht verdient.
Malitiös.
S onnt agsr eit er: Geht
denn der Gaul nicht allein? Oh
ja nachher fliegen Sie nur so!
Recht verlässig. Gast:
Dreimal habe ich Ihnen doch gestern
gesagt, Sie möchten mich um sechs
Uhr wecken, anstatt dessen kommen
Sie um mehr als eine Stunde spä
ter.
Hausknecht: Jessas, da hib' ich
fünf Uhr hätte wecken sollen!
Mißverstanden. Kunde:
Bitte, geben Sie mir einen türkischen
Reiseführer.
Buchhändler: Was, Herr Meier.
Sie wollen nach der Türkei reisen?
Kunde: Ich muß: mein Arzt hat
mir gestern türkische Bäder verordnet.