Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 18, 1912, Image 2

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    von Eharlot Straft er. '
TÄ"vo?/ il,m/sem und fei»
Ich schwöre denn, dieweil ich Zeuge bin.
Daß seine Lippen hier und hier geweilt,
Sterue" >md"d->S fiir manche«
Lahr.
Was d» erträumst, was deine Sehn
sucht heilt.
Sei dir a»S mir, dem Briese, mitge
teilet. 1
Verirrt.
dischcn von Millu Sietarl
Den ganzen Tag hatte November
dämmerung geherrscht, jetzt war es
Abend.
Ueber Tarrawopols eisbedeckte Ebe
ne schlich der Felsenschatten, erschreck!
gleichsam, daß er sich hinauswagte
auf die schneebedeckten Schollen, die
dort draußen wie im weißen Toten
hemd in der gefrorenen See lagen.
Ein schwacher Widerschein des schei
denden Tageslichtes hing an den Fels
spitzen; dahinter stand der Himme!
kalt und düster, wie aus mattgeschlif
fenem, grünem Glas, und der Nebel
huschte gleich einem grauen Spuck den
Abhang hinunter.
Im Schutze der Lappenhiitte, die
dort an der Küste stand, saß ein
Wols und blinzelte mit den Augen.
Je dunkler es wurde, desto mehr er
weiterten sich seine gelben Pupillen,
und als endlich die Felsenschatten ihr:
schwarzen Arme ausstreckten, öffnete
er seinen hungrigen Rachen und bellte
heiser in die Nacht hinaus.
Da ließ sich von fern her ein Knir
schen und Kratzen vernehmen, das
immer deutlicher wurde. Fünf Schnee
schuhläufer tauchten aus der Dunkel
heit vor dem Felsen auf und glitten
einer hinter dem anderen daher auf
die Hütte zu. Als der erste ganz nahe
war, schoß der Wolf wie ein Pfeil da-
Der Mann stieß den Stecken neben
der Hütte in den Schnee, schnürte sei
aus dem Rücken getragen, von sich.
Unterdessen waren die anderen vier
herangekommen. Sie machten es
men, den Ranzen auf dem Rücken,
das Messer an der Seite. Sie woll
ten hinüber nach Sulitelma und hat
ten Per Jakob als Wegweiser ange
nommen. Weil der Schnee so lose
Fliihjahrsvorräte geplündert. Ver
geblich hatte Per Jakob sie davon zu
rückzuhalten versucht, vergeblich ge
sie auch diese ausrauben möchten.
Ihr Kauderwelsch verstand er
nicht, und so saß er abwartend und
ten, alle fünf hockten ums Feuer, und
der rote Flammenschein tanzte über
die Gesichter. Sie hatten harte, mür
rische, runzlige Züge, und der Schme.
der aus ihren Mützen
P» Ja!ob feinen Kaffee
Feuers, allmählich den harten Ge
sichtszügen der Finnen ein weicheres
Gepräge gab und ihr Geschwätz in
dem unverständlichen Finnisch belebte.
ländisch sprachen. Große Scheiben
schnitten sie von dem gestohlenen
Renntierfleifch ab. welches sie sich
schmecken ließen. Eine Flasche
Branntwein war in einen der Kaffee-
Worte und Gebärden ,eugten von
»xlliger Berauschtheit. Plötzlich
sMiig einer auf taumelte zu Per
deutend: „Du, noch mehr Fleisch da,
mehr Kaffee?"
„Weiß nicht".
Per stopfte seine Pfeife und ergriff
mit Kaffee gefüllt, hinauswarf.
„Halt, nun ist's genug!" schrie Per
mit donnernder Stimme.
mit trotzigem Grinsen starrte er aus
gerade ins Gesicht. Per Jakob tau
still °bist"so sollst "du "sehen!"" schrak
brütend hockte, reifte der Plan in ihm,
das Gesindel zu verlassen. Mochten
sie sich selber über die Felsen zurecht
e'genartigen Vorboten eines Schnee
sturmes. Ein eigentümliches Knistern
in der Lust, ein Wimmern und leises
sprang auf, er hatte frischen Kaffee
„Hast du Wasser?" fragte er den
rückwärts und brummte: „Hol' dir!"
Das war es, was Per wollte. Er
wendete sich und gab seinem Schnee
ein und eilte durch die Nacht davon.
„Wo bleibt Per?" rief einer der
Finnen, als das Geschwätz einen Au
genblick nachließ. Wie ein Schuß
trafen diese Worte. Alle lauschten
eingestehen, soeben dasselbe gedacht zu
haben. Aber, da es nun ausgespro
chen war. verhehlten sie es nicht län
ger, und brennende Weidenzweige aub
dem Feuer reißend stürzten sie nach
der Stelle, wo die Schneeschuhe stan
den.
„Verflucht!"
Schreckerstarrt entdeckten sie, daß
Per sich davongemacht, der Brannt
weinrausch verflog vor dem Bewußt^
ten die Schuhe fest und machten sich
auf den Weg, dem Verschwundenen
Vom Felsen her klang das heisere
B'llen des Wolfes, der heranschlich
und das langsam verglimmende Feuer
umkreiste. Mit lüsternen Augen und
hungrig geöffnetem Rachen kam er
eS ja gerade!
Keiner kannte den Weg; ebensogut
könnten sie sich auf eigene Hand nach
das nicht gelingen? Sie trauten es
sich zu, dies Unternehmen, kühn ge
inacht durch den reichlichen Brannt
weingenuß. Aber wie, wenn es ihnen
nicht gelang? Dann waren sie hei
matlose, in der Einöde verschlagene
Elende, fern von Weib und Kind.
Bah, es würde schon gehen! Sie
waren so starke, große Männer, und
die sechs, sieben armseligen Meilen
über die Klippe würden sie schon fer
tigbringen, wenn nur das Wetter
halbwegs freundlich blieb.
Aber das schien nicht so; denn
nen Spur folgend, zur Hütte zurück
gehen wollten, packte sie der Sturm
voller Bosheit und überschüttete sie
mit riesigen Schneeflocken.
Ein Weilchen verfolgten sie die
Spur: dann mußten sie den Versuch
aufgeben, da Sturm und Schnee bald
alles vertilgt hatten.
Mühsam schritten sie vorwärts.
Dichter und dichter umhüllte sie der
Schnee; er raubte ihnen den Atem und
prickelte wie Nadelstiche auf der Haut.
Schneidend drang die Kälte durch ihre
Joppen und rötete ihnen Nasen und
Ohren. Das war kein guter Anfang.
Da ragte eine Klippe vor ihnen
aus; ein paar Zwergbirken waren in
der Nähe. Gegen die Klippe gelehnt,
hielten sie Rat und untersuchten ihren
Proviantvorrat. Vier Tage würden
sie damit wohl auskommen, mein
ten sie. Das gab ihnen Mut, und sie
machten sich daran, eine Art Schutz-
Hütte zu errichten, indem sie einige
Zwergbirken abbrachen und gegen die
Klippe stellten. Darüber legten sie
kreuzweise die abgeschnallten acht
Schneeschuhe und packten die Ranzen
darauf. Dicht aneinander gedrängt,
hockten sie darunter, die Pelzmützen
tief über den Kopf gezogen, um
Wärme bangend und sorgend. Um
einer dichten Schneedecke zu.
Zwei Tage raste er so wie ein aus
gelassenes Füllen. Und als er sich
müde getobt und sich irgendwo unter
den Felsen zur Ruhe gelegt hatte, da
war weit und breit nichts als Schnee
bald da höher aufgetürmt.
Während dieser Zeit war an eine
Fortsetzung des Weges nicht zu den
ken gewesen. So gut es gehen woll
gekocht, wobei ihnen glücklicherweise
das Stückchen Felskante sehr zustatten
kam. Nun aber krochen sie über die
zlut; langsam rollte der Vollmond
hinter dem Felsen hervor, erst einer
riesigen Feuerkugel gleichend, die,
erkletterten jenseits die Uferhöhc.
Rasch wollten die Kameraden ihnen
hatten sie die Hälfte zurückgelegt. da
stolperte der einc, trat fehl, die dünne
Schneekruste barst, und beide Männer
stürzten in den schwarzen, klaffende-i
Spalt.
Schrill und jäh, wie ein heiserer
Schrei, klirrten die Schneeschuhe an
zen Spalt lag ein Schneeschuhstecken;
sonst war nichts zu sehen. Vorsich
tig glitten die beiden am Flußrand
fiel das Flußbett ab, das Wasser
schoß rauschend dahin. Der Mond
sandte sein bleiches Totenlicht her
nieder, und schwarze Schlagschatten
lagen bis weit über die Schneewehen
am Ufer. Sorgfältig wurde jede klei
ne Höhlung mit dem Stecken durch
forscht, jeder Schatten erschien ihnen
wie ein Menschenkörper.
Endlich gelangten sie zu einer
Stelle, wo das Wasser langsamer
floß und teilweise gefroren war. Da
zwischen den Steinen, leise schaukelt:
das Wasser den Körper, so daß es
aussah, als bewege er sich. Sie zogen
unter den zusammengeklebten Haaren
sickerte Blut herab, das aus einer
Kopfwunde kam: er
und standen vor dem Toten, der
ausgestreckt im Schnee lag. „Mikko,
da ist nichts zu machen!"
graben wollen wir ihn!"
Mit großer Mühe gruben sie mit
den Stecken in den Schnee eine Ver
„Wollen wir beten, Jakkola?"
Mikko hustete, er nahm die Pelz-
Leise und stockend kamen die Worte
über seine Lippen, bald aber klang
seine Stimme laut und sicher, er hob
Gespensterhaft leuchtete der Mond,
„Amen", sagte Mikko, und Jakkolä
Ernst, die Mütze in der Hand, stan
den sie gesenkten Kopfes. Nichts störte
das große Schweigen, selbst das un
durch die leuchtend helle Nacht über
„Hallo, Jakkola, hallo!"
Mikko stand einsam in der Däm
er einen Schimmer von dem Kamera
den durch den Nebel gesehen; aber,
nun es auch zu schneien anfing, war
still und rief.
Zwei Tage waren sie seit Pinnis
Begräbnis ins Blaue hinein zwischen
Seine Stimme schien in dieser dik
ken, grauen Luft zu ersticken, die un
hörbar daherkam aus leisen Schnee
fußen, von allen Ecken und Kanten
herab, um ihn mit weichen Armen zu
umfangen. Er lauschte so ange
strengt, daß er das Schlagen seines
Herzens hörke, und dabei siel ihm
Jakkalos Warnung ein. daß sie ver
loren wären, wenn sie nicht zusammen
blieben. Aber das war leichter ge
sagt als getan.
Heimtückisch und plötzlich, ohne daZ
geringste Vorzeichen, hatten Nebel und
Schnee sie überfallen. Diese ver
wünschten Schneeflocken! Langsam,
unaufhörlich, dicht sanken sie herab,
jede Spur auf dem zudeckend
in Bewegung in der erdrückenden,
angstvollen Stille und Enge.
„Hal —10, hal—-lo!"
laut, de? durch all das Fallen und
Flirren durch das Grau kam?
Seine Stimme klang schrill, in
den höchsten Tönen, er strengte sich
so an, daß er blutrot im Gesicht und
seine Kehle heiser war.
Und wieder hörte er die Antwort,
undeutlich, sonderbar, wie aus einer
anderen Sie schien seitwärts
von der Höhe zu kommen, aber Jak
kolaS Spur war doch geradeaus ge
gangen! Nun ja, doch ganz ge
wiß Jakkola war umgekehrt auf
sein Rufen, war aber im Nebel an
ihm vorbeigegangen und seitwärts
hingeraten, gewiß, so mußte es sein:
Mikko verließ die bisher verfolgte
Richtung und glitt, so rasch er könn
te, aufwärts. Ungefähr nach einer
Stunde blieb er abermals stehen und
rief. Deutlich kam die Antwort zu
rück. Immer rufend eilte er vor
wärts, immer näher erklang die Ant
wort, plötzlich aber blieb alles still.
Mikko lauschte angstvoll, der Stock
zitterte in seiner Hand, er beugte sich
er sich und begann aufs neue mit
seinem „Hallo!" Lange, lange hinter
her kam sein Ruf, bis zu einem Ge
flüster abgeschwächt, wieder, aber nun
erklang er hinter ihm. Und mit ein
mal wurde es dem Unglücklichen klar,
welch Narrenspiel diese verwünschten
Felsen mit ihm getrieben.
„Jakkola. Jakkola. Hilfe!"
Mikko schrie, daß es ihm schwarz
vor den Augen wurde, schrie wie ein
Wahnsinniger, um seine Angst zu be
täuben, schrie, nur um einen Laut zu
keit, die ihn umschlich, in der ihn die
leise und unerbittlich fallenden
Schneemassen zu ersticken drohten.
hörte er, wie das Echo in dem Fel
sen seinen letzten Verzweiflungsschrei
zum Leben erwachte, aber damit kehrte
auch ein Rest seiner Energie zurück.
Er schnürte seine Schuhe ab, grub
eine tiefe Höhlung in die Schneemai-
Mit einem Schreck erwachte er plötz
lich, etwas schien ihm die Brust ein
zudrücken. Es war so finster um
ihn war er tot. lag er im Grabe?
Seine Füße stießen an etwas Wei
ches, das nachgab, und gleichzeitig fiel
schüttelte alle Schlaffheit und Mil
lich! rollte seine grüngoldenen Strah
len zum Zenit empor. Mikko zitterte
vor Frost, und der Hunger nagte bis
fest und hielt Umschaut Wohin sollte
her, leuchteten hell auf und erloschen
gerade über Mikko. Aber schon
flammten sie abermals auf, in
bitter kalt war; mühsam bahnte er
sich einen Weg durch die hohen
Schneewehen, aber unermüdlich suchte
er, vorwärtszukommen, wußte er doch,
daß es das Leben galt. Die Morgen
röte war längst zur Abendröte ge
worden, ohm daß sich die Sonne ge
zeigt hatte. Solange der Himmel
noch rot leuchtete, war Mikko stark
und zuversichtlich. Es war, als strö
me ihm Wärme und Kraft von dor!
zu, wo er wußte, daß es Menschen
und Nahrung gab. Als aber die
Nacht kam mit ihren
funkelten und das Nordlicht schaurig
unheimlicher als das des Tages;
Mikko fiichtete sich, er meinte, etwas
herankriechen zu fühlen, das sich an
ihn schmiegte.
Ermattet sank er zu kurzer Rast
nieder. War es eine Strafe des Him
mels, die sie alle getroffen? Der Ge
danke ließ ihn nicht mehr los, er pei
nigte ihn. Pekke und Pinni waren
Schiicenebel verschwunden, und er war
verurteilt, langsam zu vergehen in du
ser grauen Einöde, wie ein Licht, das
Muni? da ließ das Kratzen im Halse
nach, aber das Nagen und Brennen
im Magen dauerte fort. Ein Paar-
.'r seinen Stecken und machte sich tau
melnd auf den Weg.
Die Felsen, denen er zu Ansang
Himmel. Oder wäre, es dieselben?
Wozu sollte er weitergehen? Er
würde nie an Ort und Stelle kommen,
Mikko drehte sich um; soweit das Au
schläft, schläft.
Hast du Böses getan? Nein? Wer
haha haha!"
Da schrie Mikko gellend auf: „Teu
fel, weißer Teufel, lache nicht! Stirb!
Stirb!" Wie rasend schlug er
mit seinem Stecken um sich, seine Au-
Langsam begann sich der Himmel
zu röten, als Mikko noch einmal er
wachte. Er nickte dem wohlbekannten
Leuchten zu und versuchte, aufzuste
hen. Etwas Merkwürdiges befand
sich da vor ihm im Schnee, es schien
Holz zu sein. Vorsichtig kroch Mikko
heran und stieß dagegen, eine Tür
ter eine Holzbank hervor, worauf
! etwas Moos lag. Schwerfällig ließ
Mikko sich darauf niedersinken und
streckte sich aus.
! Durch den Türspalt sah er einen
draußen. Das Holz knackte und kni
sterte in der Kälte, aber Miko dachte,
daß er es köstlich warm hätte. Er
ward, mit feinem Licht die Berg»
, spitzen rötete, lag Mikko in tiefem
Schlaf um nie wieder zu erwachen.
unter feinem Griff den eingeätzten
Bibelspruch zeigte: „Tue nichts Bö
ses, so widerfährt dir nichts Böses."
Dieses Schwert war das „Richt
schwert" der vier Brüder Markus,
Jakob,, Andreas und Johann Bickel,
räum von 31 Jahren (1660 bis 1691)
nich. weniger als 315 Verbrecher vom
Im Jahre 1680 ereignete es sich
zum Tode geführt wurden. Der Kai
sten Brüder, Markus und Jakob, ih
rer Amtspflicht mit solchem Anstand,
solcher Kunstfertigkeit und solcher „Ak
-kuratesse" wie auch „sonder Plagh
ehesten dieses Ehrendiplom verdienten,
weil ihre Heilkuren zum sichersten Er
gebnis führen.
Einbildung. Leutnant
(als ihm vom Storch zwei Mädchen
beschert werden): „Da sieht man's
wieder, wie die Mädel auf mich ver
— Das kann er gleich.
Mama (beklagt sich beim Onkel):
„Unser Fritzchen kann das R so
schlecht sprechen."
Onkel: „So, na dann komm' mal
her, mein Junge. So. Und nu»,
sag' mal ganz laut: Rindslops!"
Fritzchen: .Zu wem denn. Onkel?"
Wörtlich befolgt.
„Ja. freilich!" sagte sie.
„Die Strümpfe müssen wohl heute
noch fertig werden, da Sie so fleißig
daran stricken?" meinte Andler.
„Ah na", lächelte die Frau, „sell
g'rad' nit. Aber i will dem Wirt 'n
„Dem Wirt?" fragte Andler er
staunt.
„Ja, dem Wirt", wiederholte sie,
„denn schauen S', wie i in seiner An
recht fleißigen Besuch!"
A bisse! zurück.
S ch u l i n s p e k t o r (der zur Vi
tis,e Fräulein heran und flüstert ihr
ins Ohr: „Mein Fräulein, ich liebe
Sie!" Das Mittel übte prompt seine
.So voll war ich noch nie! H«ut'.
ist es aber zehn Jahre daß mir meine
Alte durchgegangen ist."