Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 11, 1912, Image 3

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    Ein puritanische Heide.
(2. Fortsetzung.)
ner Natur fremde Regung er be
saß in hohem Grade jene entsetzlich«
Zurückhaltung, die den Amerüan.'rn
eigen ist, sie unfähig macht, ihre Ge
fühle auszudrücken, und zur tyran
nischen Gewohnheit wird trieb ihn.
nach seines Wirts breiter Hand zu
drücken.
Dieser klein« Zwischenfall machte
sie zu Freunden. Jetzt kamen sie
wieder auf Sorchans geschäftliche An
gelegenheiten zu sprechen, und der
junge Anwalt blieb lang«.
Norwoods Berussgeschäft« führten
ihn häufig aus Reisen, und er kam
dadurch oft in die Hauptstadt, die
aber nicht sein Wohnort war. Augen
blicklich hatte er sich für mehrere Wo
chen dort festgesetzt, da ein verwickel
ter Rechtsstreit seine ganze Tätig
keit in Anspruch nahm. Er wohnt«
im Gasthaus, und da in der Stadt
jetzt gerade keine Gesellschaftszeit war.
fuhr er häufig im Zwielicht nach dem
alten Haus am Fluß hinaus, dos
ihm der Inbegriff von Frieden und
Ruhe zu sein schien. Seine eigene
Heimat in der Nähe von Boston
ten ein paar Wochen ununterbrochen
zu Hause. Er hatte den Bater früb
verloren; seine Mutt«r hatte sich wie
der verheiratet, und eine zahlreich«
Schar von Halbgeschwistern wuchs ne
ben ihm auf. Während seiner er
sten Jugend war das Haus eine Kin
derstube gewesen, jetzt war es eine
Schule, und er war immer froh, ei
nen Vorwand zur Abwesenheit zu
haben, wenn er auch aus Liebe zur
Mutter noch immer unter ihrem
Dach wohnte. Wie anders war doch
di« eigentümliche Luft in diesem wür
devollen Haushalt mit der schwarzen
Dienerschaft aus den Slldstaaten, der
mädchenhaften Herrin und dem
warmherzigen, geistvollen Hausherrn!
Wi« entzückend waren die abendlichen
Spaziergänge unter Pappel- und
Ahornbäümen am Flußufer mit dem
großen Mann und seinem Kind,
wenn die gegenüberliegendeti Uf«r im
duftigen Schimmer der Mondsichel
hervortraten. Wie oft. wenn er spä
ter aus d«r grauen Asche der Trüb
sal auf diese Frühlingsnächte zu
rückblickte. trat ihm ihr träumerischer,
friedevoller Zauber wieder vor die
Seele.
Eines Tages fragte ihn Sorchan
plötzlich: „Sehen Sie auch manch
mal dunkle Flecken vor den Augen,
eine Art von Rauch, der aufsteigt und
wieder verschwindet?"
„Nein, niemals," erwiderte Nor
wood. „Leiden sie an den Augen?"
andre, so sehe ich alles undeutlich.
Ich hab: Paula nichts davon gesagt:
erwähnen Sie es nicht vor ihr, sie
würd« sich ängstig««."
„Meinen Sie nicht, daß Sie :s
ihr sagen und einen Arzt befragen
sollten?"
„Nein, verschonen Sie mich mit die
sen Hanswürsten. Ich habe vermut
lich den Sehnerv überanstrengt."
„Ihre Tochter," hob Norwood ein
wenig unsicher an, „macht aus mich den
Eindruck, als ob sie den höchsten An
forderungen gewachsen wäre Mut
zu bestimmt hatte. Ob sie Mut hat!
harmlos. Gesellschaft! Was hätte
die Gesellschaft andres für sie leisten
ibrer Mutter."
ihr hellblaues Kattunkleid eine Joppe
ihres Vaters angezogen, deren Aer
mel ihr weit über braunen Händ^
stig bellte.
„Halloh, mein Bürfchchen! Bist du
das?" rief Sorchan lachend. ,Nor-
wußte man noch nicht. Aber doch
fühlte man, daß sie die Phantasie
gefangen nehmen könnte; man kann
liches Weib fein? konnte aus
mutlich etwas sehr Reizvolles, südli
ches Feuer und . südliche Inbrunst
mit neuenglischer' Verständigkeit ge
st«llung.
Er selbst war ein Abkömmling von
Puritanern und war selbst Puritaner.
Das war ihm zuwider, aber er konn
te es nicht abschütteln; e? verwischt
sich durch nichts, weder durch Aus-
Losreißen. Auch kann es nicht durch
Mischehen »««drängt werden, es
bleibt immer ein Tropf«n davon im
Blut, ein Tropfen Schuldbovußt'ein
und ein düsterer quälender Hang nir
Gewissenspein, wenn man so will,
ein bitterer, herber, oft recht unbe
quemer aber nicht zu verwischender
Adern erstarren läßt. Er mußte ei
nes Erlebnisses aus seiner Vergangen
heit gedenken.
Als junger Mensch hatte er in der
ewigen Stadt Römisches Rech! stu
diert und war zu der Zeit recht ver
liebt gewesen in eine herrliche Rö-
Vorliebe für ihn gefaßt, warum, das
wußte er sich in seiner Bescheidenheit
nicht zu erklären. Eines Tages, als
in ihre blauen Augen blickte sie
hatte blaue Augen und eine rote Mäh
ne, was ihr im Land der schwarzen
Stimme.
„Ninette spricht sehr hübsch eng
lisch. Sag noch etwas, mein Kind,"
Ninette.
spiele nur weiter!"
„Ist es eine Verwandte?" fragte
Norwood. um feine Teilnahme für
Nch^si-Ht?^
mir eines Tages zugeführt mit den
Worten: .Hier ist das Kind eines
verstorbenen Freundes; sei gut gegen
sie. Auch ist sie ein sanftes Geschöpf
sie bleibt also bei uns."
„Sie sind ein Engel," hub Nor
herab, daß ihr warmer Atem sein
Haar streifte „unter uns gefegt,
es sollt« mich nicht wundern, wenn
se Heiterk«it war eine gemachte, denn
unter seiner Weste erhob die ganze
Reihe seiner Vorfahren ihre Stimme
und tot Einsprach«. Sein Feinge
fühl war verletzt, feine Sittlichteits
leere, seelenlose Pflichtlachen, das die
> Höflichkeit erheischt, und suchte sich
selbst einzureden, daß ihm diese weit-
tn Fleisch und Blut übergegangen sei
en. Dieser vollständiae Mangel jeder >
eifersüchtigen Bitterkeit und jedes
kleinlichen Vorurteils war ja groß
lengröße über alle Maßen, aber doch
mußte er sich unwillkürlich fragen, wie
sich seine Mut'er oder s«ine Tante un
ter ähnlichen Anfechtungen und
haben würden, und er drückte di«
Augen zu, um sich das Bild nicht all
zu deutlich zu vergegenwärtigen.
Als er heute abend an Paulas „un
erbittliches" Kinn dachte, kam ihm
der Gedanke: „Sie würde es nicht
so hinnehmen wie die Marcheia,"
und es lag ja jetzt keine Notwendig
keit vor, sich weis zu machen, daß er
das für wünschenswert hielte. Aus
der anderen Seite freilich war es
denn nicht klüger, klüger und besser
den armen kleinen Wildling aufzu
nehmen, zu nqhren und ~gut"^gegen
die Möglichkeit zu schaffen, feine
Schuld zu sühnen, als das Kind
zum Leben in einem Waisenhaus zu
verdammen, den Gatten endlosen Ver
folgungen und sich selbst dem Gerede
der Leute preiszugeben? Ab«r was wür
de seine Mutter, was würde feine Tan
te gesagt haben? Er lachte hell auf,
wenn er daran dachte. „Fort mit
dem Ehebrecher! Fort mit dem Ba
stard!" nun, im Grunde genom
men war das doch das gesündere, na
turgemäßere, unverfälschtere Gefühl
Und Paula? Paula mit ihrer vol
fe Paula in ihres Vaters Rock war
so ganz anders als alle die andern.
Sie putzte sich nicht, und doch wie
frisch und reinlich und gesund war
ihre weiche Wange! Unerbittlich? Ach
geschrieben und drückte sich in ihrem
ganzen Wesen aus. Die Marckesa
war ja eine reizende Frau gewesen,
und als er sich von ihr losgesagt hat
te, war es ihm sogar vorgekommen,
als ob ihr Eifersucht nicht ganz fremd
sei. Natürlich war der Marches« ja
nicht ihr Liebhaber gewesen. Auch
er war es nicht gewesen, wenigstens
nicht im italienischen Sinn, und er
hatte sich manchmal darüber gewun
dert. Vermutlich hatte er sich die Ele
ganzen war seine Erinnerung an sein
Verhältnis zu ihr darum vielleicht
angenehmer, und das bewies nur. daß
er im Grund« ein recht kühler Anbe-
Trittes Kapitel.
Eines Tages stolperte Herr Sor
chan in seinem Arbeitszimmer, ti
nein weiträumigen, nach Honoras
Ausspruch mit Höllenmaschinen ange
füllten. etwas chaotischen Gemach des
zweiten Stockwerks über eine Bücher
kiste und stieß sich dabei heftig an.
Er hatte sie nicht gesehen, und als
er nun wieder den Versuch machte
und, das rechte Augenlid mit der
Hand zudrückend, mit dem linken hin
sah, entdeckte er, daß er nicht einmal
die Umrisse des feindseligen Gegen
standes unterscheiden konnte. Sein
Schrecken war groß furchtbar
und sein tapferes Herz klopfte zum
Zerspringen. Rasch drückte er aus
die Klingel und befahl Roxy, die
ihr seitlich glänzendes Gesicht zur
Tür« hereinstreckte, Fräulein Paula
zu rufen.
„Mein Kind," sagte er, als sie an
seiner Seite war, „ich möchte, daß du
dir einmal mein Auge ansähest."
iernden, unmodischen Schweifen wur
den vor das ziemlich ländliche Fuhr
werk gespannt, und der Kutscher, ein
Neger, tncpste sich d:n abgetragenen
duntel-.lauen Livreerock zu.
„Si: sind alle miteinander Schafs
köpfe," l-iummte Sorchan vor sich
hin, als er schweren Schritts die
Trepp« hinabstieg und sich in
Wa<M setzte, „und dieser soll, w,.- ich
höre" obendrein noch ein Flegel sein
Fahren Sie in di« Stadt unk haüen
Sie an Doktor Krupps Augentlii.it.'
befahl er nichtsdestoweniger.
Ter alte Peter griff an den Hut.
Das Gebäude war wohl bekanat un!
augenfällig genug. Aus diesen Räu
men hatte der hervorragende d!u!icne
Augenarzt das Banner seines Ruh
mes in einer neuen Welt flattern
lassen, in einer Welt, wo seine poli
tischen U«berz-ugungen seinen Edel
zell nicht im Wege standen. Daheim
haür er sich mit feinem Kaise: n'ch!
war unterwegs sehr
fam, aber sie schlüpfte mit dem schma
len. kühlen Händchen in ihres Vaters
warme, starke Fiust und ließ ihre
Finger die ganze Zeit zwischen den
„Zum Eingang der Privatklinik,
Dummkopf!" brüllte Herr Sorchan
Treppe vorfuhr, wo ein ganzer Hau
fen von Menschen, großenteils mit
verbundenen Augen, auf und ab ging
eine' Jakobsleiter des Unglücks.
Peter kehrte um und suhr vor
nnen schmalen Eingang in einer
Sie wurden in ein schmales, lan
ges, dunkles Wartezimmer g«wi«>en
längs dessen Wände etliche zwanzig
abgehärmte Geschöpfe umhersaßen
oder -lagen, von denen manche den
Kopf in verzweifelter Stellung zwi
schen den Händen hielten, während
andere ihre Augen mit dem Taschen
tuch betupften. Von Zeit zu Zeit
erschien ein flintes kleines Männchen
in schwarzem Tuchanzug und trieb
eine Gruppe von vier bis fünf Per
sonen vor sich her durch «ine Glas
tür« in ein nach hinten gelegenes
Zimmer, worauf die Türe klirrend
hinter den Eingelassenen
seinem Stuhl hin und her, und Paula
wollte es bedllnken, als ob die Reihe
nie an sie käme. Endlich aber schlug
auch ihre Stunde, und sie sahen den
berühmten Arzt hinter einem Tiich
stehen und auf einen hohlwangigen
Mann mit zitterigen Händen einre
den. Er warf einen raschen, scharfen
Blick auf Vater und Tochter, nickte
mit dem Kopf und bedeutete ihnen,
sich auf einen Sitz an der Wand
niederzulassen. Dieser Raum war
freundlicher als der erste: «r war fon
feuer brannte im Kamin und am
Fenster standen grüne Blattpflanzen.
„Wenn Sie Ihre jetzige Lebens
weise eigensinnig fortsetzen," sagte
Doktor Krupp zu dem Hohlwangigen,
„so kann ich für nichts stehen. Wenn
Sie aber in sich gehen, eine strenge
Diät einhalten und vor allem Reiz
mittel jeder Art vermeiden und mei
ne Vorschriften befolgen, so wird das
linke Auge gerettet werden, und auch
das rechte kann sich mit der Zeit
erholen."
„Und wenn ich das nicht tue, was
wird die Folge sein?" fragte der hohl
wangige mit einer mutlos«^
„Dann, mein Herr," versetzte der
Arzt, ihm zornig ins Gesicht blickend,
„dann wird vollständige Lähmung des
Der hohlwangige Mann gab «inen
gurgelnden Laut von sich, verbeugte
sich und verließ schlürfenden Schritts
das Zimmer.
„Darf ich jetzt bitten, Frau Mad
den?" sagte der Türhüter verbind
lich lächelnd.
waren hübsch und jung und sahen
wie Schwestern aus. Zwischen ihnen
ging ein kleiner Junge, von beioen
sorgfältig an der Hand geführt, des
sen Augen hinter rauchfarbigen Bril
lengläsern versteckt waren. Es war
des Haar fiel ihm lockig auf die
Schultern, und er war. wie fein»
beiden Begleiterinnen. r«ich und ge
„Nun, nun, wie gehts denn, Klei
ner?" fragt« Doktor Krupp etwas
B ll
s,Mut, Mut, mein Liebling! Sei
Mutter zu.
„Du sollst auch das Gewehr ha
ben." sagt« die Tante, ihre Hand
„O! O! Es tut so w«h!" schrie der
Junge, sich krümmend, als der Arzt
Hilfe eines goldnen Bleististhälters
in die Höh« hielt.
„Spielt er viel treibt er Pos
sen?" fragte Doktor Krupp, di« Un
tersuchung mittelst einer runden Ber
»Halt« still, mein Goldkind! Bist ja
„Es ist so kühl."
„Bitte, Herr Doktor, sagen Sie
sen," bat Frau Madden. „DeS Mor-
Fett bei Nacht nicht zu fest aufliegt.
und Trost holen wollte. Ihr« Schwe
ster zuckte verächtlich die Achseln, und
der kleine Mann im schwarzen Dich-
Arm.
„Was soll's?" fragte er.
tosten."
„Mein wertes Fräulein," versetzt
der Arzt ungehobelt und mit erhone
geführt, worin gerade nur die bei
den, der Arzt und der Tllrhiiter
Raum hatten. Ein greller, grünlicher
Lichtstrom wurde plötzlich auf Paul
„Wie alt sind Sie, Herr Sorchan?"
fragte der Arzt.
„Fünfundfiinfzig Jahre," erwiderte
der Gelehrt«.
„Merkwürdig, höchst merkwürdig.
Bei einem so kräftigen Mann wie
Si« hätten die Symptome der Grei
senhaftigkeit noch zwanzig Jahre und
länger ausbleib«n sollin."
„Was fehlt mir? Lassen Sie mich
das schlimmste auf einmal erfahren,"
sagte Sorchan, nachdem der Arzt eine
längere, s«h? gewissenhaste Untersu
chung vorgenommen hatte, mit heise
einen wundervollen Star aus dem
linken Auge. Wundervoll m«in Herr,
weil er so reif und ausgebildet ist wi«
ein saftiger Pfirsich vollkommen
schnittreif. Aus dem andern Auge
feh«n ja auf dem andern Auge ist
er im Entstehen begriffen, kann aber
wohl aufgehalten werden. In d!:-
unter jahrelanger Stillstand ein. Ich
fürchte, Sie haben Ihren Augen zu
viel zugemutet."
„Mein Gott!" war all«s, was Sor
chan sagte.
Ehe sie das Sprechzimmer verlie
ßen, war es nahezu bestimmt verab
redet. daß Sorchan nächst« Woche in
die Privatklinik kommen solle. Be
handlung im Privath-uis lehnte
Krupp entschieden ab, wahrscheinlich
nicht hinreichend in seiner Gewalt zu
haben. Er hatte wegen seiner sr«isin
nigen politischen Ansichten das Va
terland ausgegeben und haßte die
Befehl zwei slachshaarigen
Kinder verkrochen sich erschrocken,
wenn sie nur seinen Schritt vor der
„Vierzehn Tage, höchstens drei
Wochen, das ist alles, Fräulein, we
nigstens, wenn keine Entzündung da-
Trostes. Ein appetitlich aussehende»
deutsches Dienstmädchen, die schweren
blonden Zöpfe mit einem blauen
Band aufgebunden, kam herein ge
trippelt und besprenkelte den teppich
belegten Fußboden.
„Weshalb geschieht das?" fragte
„Damit sich der Staub legt," er
widerte die Deutsche.
Nach einiger Zeit kam sie wieder
herein und träufelte einen Trop'-n
Flüssigkeit unter Sorchans Augenlid.
„Was ist das?" fragte er.
„Das neue Mittel, das keinen
Schmerz fühlen läßt."
Innerhalb einer halben Stund«
kam sie noch zweimal herein und aoß
ins Auge, dann kam di« rühria«
Vorsteherin der Klinik, eine liebens
würdig aussehende Frau von eNicken
künfundvicrzig Jahren in einem
„Di« Sache wird vorüber sein, eh?
Sie's denken, mein liebes Fräulein,"
sagte sie, gewandt im Zimmer umher
lang wir's Haben können, denn so
bald der Herr Papa fertig ist, wird
hier rabenschwarze Nacht gemacht."
„Fertig zum Sterben," dachte Pau
la, der zu Mut war, als ob sie ihres
Vaters Totenschein unterzeichnet hat
te
Jetzt hörte yian Doktor Krupvs
laute, zornige Stimme im Flur; os
fenbar schalt er jemand aus.
„Der Herr Doktor scheint keine
gute Gemütsart zu haben," warf
Paula hin sie freut« sich, diese Be
merkung machen zu können.
„Ja. er ist heftig, man kann wohl
sagen sehr heftig." versetzte die ge
schäftige Frau gelassen, „und ge
walttätig. Manchmal braucht nur ei
ne Runzel in der Kaminvorlage oder
eine Stecknadel aus dem Boden zu
sein, und er gerät in Wut, wie eben
jetzt. Man gewöhnt sich aber daran,
und ich mache mir nichts mehr da
raus. Dafür hat er auch Genie Hier
sitzt's bei ihm, in den Fingern"
sie erhob eine Hand und griff mit den
Fingern in. die Luft „und gegen
die Armen ist er sehr gut."
„Er ist vermutlich Kommunist,"
bemerkte Paula streitlustig, „und
möchte alle anständigen, gewaschen«»
Leute aus der Welt schassen."
In diesem Augenblick traten fünf
Herren ins Zimmer: Doktor Krupp,
sein Assistent und drei Studenten.
„Nun, mein Fräulein," sagte der
furchtbare Mann, „muß ich bitten,
daß Sie einen Augenblick zurücktre
ten. Frau Notts, bleiben Sie in
„Danke," versetzte Paula kalt. „Ich
brauche keinen Beistand."
Nach ein paar Sekunden hörte
Paula ihren Vater stöhnen: „O der
Druck! Der Druck!" Dann trat eine
Pause ein, und wieder rief er: „D«r
entsetzliche Druck! O o o
Doktor, lassen Si« mich los! Lassen
orakelhaft. „Dank dem Cocain! Frü
her ist der Schmerz ein stechender
gewesen."
„Wie viele Finger sehen Sie nun
vor ihrem linken Auge?" fraate Dok
tor Krupp.
„Dr«i."
„Und jetzt?"
„Und jetzt?"
„Fünf."
„Fräulein Sorchan," rrklärte der
Augenarzt etwas theatralisch. „Ihr
Herr Vater hat eine erfolgreiche Stc.r-
Paula neigte sich über die lahl«
Stille auf fein«m Kopf, heftet« ihre
Lippen oarauf und netzte sie mit
„Möchten Sie vielleicht die Stcr-
Der Assistent biß sich auf ten
(Fortsetzung solgt.)
Wastl, der Schuft, ha! ein falsches
gigtdcn!" ' 1
A u s e i n « m R a i» a n. .LH,"
sivfzti «r, „Dichter z,? sein, das ist
«in trauriges Brot wann werde
ich endlich die Butter des Eitolges
ASr di? ÄüHt. -
Spargel-Nest« mit ge
slnmpsttn Kartoffeln. Hat
löffel Spargel liebst Sauce, sowi?
einige gestampfte Kartoffeln übrig,
so läßt sich für den Frühstückstisch
Weißbrod oder einige Semmel, taucht
sie in halb Milch oder halb warmen
Wasser ein. jedoch so. daß das Brod
nicht aufweicht, streicht flüssige But
ter darauf und legt die Schnitte in
eine Pfanne. Man schlägt 1 roheZ
Ei, gibt 2 Eßlössel süße Milch hm
die Spargelsauce und endlich auch
diesen selbst. Waren die Speisen
genügend gesalzen, so braucht mai»
weiter kein Salz zufügen, anderen
falls salzt man nach. Ist die Mals?
glatt gischlagin, so füllt man auf
jidi Brodschneide einiae Eßlöffel
von. bringt das Gericht in einen h-i
Ben Backofen, wo es in 10 bis 15
Minuten schön hellgelb und gar back!.
Wer mit Eiern nicht'zu sparen bit,
der kann. S Minuten, ehe angerichtet
wird, auf jede Schnitte ein frisch'!
Ei schlage», ein Butterslöckchen dir
nuf legen und das Ei mit gar backen
lassen.
Schweinsfilet mit To -
mnten. Je nach Größe ein bis
zwei gut zurechtgemachte, sein ge
spickte Schweinsilets werdin in gilb
gcdünstitir Butter in die Bratpfanne
gelegt und auf beiden Seiten schön
bräunlich angebraten, dann fügt man
etwas siedendes Wasser und z«r
schnittenks Suppengrün (Petersilien
wurztl, Poree, Selleriescheiben und
Karottenscheiben) dazu, läßt die Fi
lets bei fleißigem Begießen weich
werden, und gibt zuletzt ein paar
Eßlöffel Toinntininus dazu. Nach 7
bis 10 Minuten nimmt man die Fi
lets heraus, legt sie auf eine erwärm
te Schüssel, und stellt sie warm, wäh
rend man die Sauce entfettet, durch
ein Sieb rührt, nochmals aufkochen
Heißes Gericht von Kalbs
bratinriften. Man entfernt
Fleisch sein. Aus zwei Tasten
Fleischwiirsel rechnet man 1 Eßlöffel
Butter, die man in einer Schüssel
schmilzt und mit 1 Eßlöffel Mehl
verrührt, dann gibt man 1 Tasse sü
ße Milch hinzu, eine Prise Salz,
und wenn die Sauce «ben ist,l Tasse
trockene Weißbrotkrumen. Sind die
Krumen gut eingerührt, so gibt man
2 gut geschlagene Eigelb und das
Kalbfleisch hinzu und endlich den fe
sten Schnee von 2 Eiweiß. Man
füllt die Mischung in eine gut mit
Butter auSgestrichenk Form vd>'r
bäckt das Gericht 20
Minuten in einem heißen Backofen.
Neue Kartoffiln mit
Rührei. Neue, in der Schal«
frisch abgekochte Kartoffeln werden:
abgezogen, in Scheiben geschnitten,
und in Butter hellbraun gebraten.
Indessen hat man fünf bis fech-
Eier, Salz. Pfeffer und etwas qe
hackten Schnittlauch mit fünf bis
sechs Eßlöffeln Wasser oder Sahne
zusammengequirlt, schüttet diese.
Masse über die Kartoffeln un!»
rührt alles über gelindem Feuer
vorsichtig durch, bis die Eiermasse
sich zum Rührei verdickt hat und
Kartoffeln umhüllt.
Gedämpfte Birnen. Mai»
nimmt gute Birnen, schält sie ab.
sticht das Kernhaus heraus und stickt
statt dessen eine Nelke hinein. Dann
einem Stückchen ganzen Zimmet in
einen Tops gießt zwei Teil« Wein
und eintn Teil Wasser dazu, un»
wenig «inkochen, gießt sie über Sie
Birnen und trägt sie kalt oder warin
auf.
Oesterreichische Quark
t afcherln. In etwas Butter rö
stet man ein wenig geriebene Sem
mel, schwitzt eine» Eßlöffel gehackte
Petersilie durch, und vermischt dies
mit 4'/, Unzen durchgestrichenem
Quark. 2 Eidottern, I—2 Eßlöffel
sauerer Sahn« und einer kleinen Pri
se Salz. Dann rollt man einen
festen Nudelteig dünn aus. zerschnei
det ihn in handbreite Streifen, be
streicht ihn mit geschlagenem Ei, s-tzt
reih«nw«ise klein« Häufchkii von der
Quarkmischung darauf, schlägt die
eine Hälfte des Teigstreifens darüber,
orückt die Ränder gut zusammen,
schneidet Stücke, kocht sie in sieden
dem Salzwasser 15 bis 20 Minuten
a»f, bestreut sie mit geriebener Sem
mel, und gibt braune Butter dazu.
Kartoffelsuppe mit
Stiick« geschnittenen Kartoffeln wer«
d«n nebst einer halben geschälten,
in Stücke geschnittenen Sellerieknol
le und einer Zwiebel in gesalzenem
Wasser sehr weich g«kocht und durch
ein Sieb gestrichen. Dann giebt
man etwas Butter dazu, schmeckt a»
und würzt mit Pfeffer, Salz und
gehackter Petersilie. Man kann an
statt des Wassers auch leicht« Kno
chenbrühe od«r Brühe von Schweine
schmalz oder von mild gesalzenem
Pökelfleisch oder Schinken v«rw«n»