Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 27, 1912, Image 6

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    Ter Oberpritz.
„Nun, Herr von Silberstein, bei
Ihnen im Schloßpark wird ja schon
wieder gebaut?"
„Ja, weil ich hab' mit meiner
Gattin beschlossen, daß mer uns mal
lassen verbrennen, laß ich mer baue»
«n eigenes Familien - Krematorium."
Aus einem JubiläumSbcricht.
Bon der körperlichen Rüstigkeit
des allverehrten Herrn Jubilars zeug
te die Tatsache, daß er sich trotz sei
ner achtzig Jahre in hervorragender
Weise an der Riesenrauferei beteiligte,
die den Schluß der Festlichkeit bilde
te, dabei vier Teilnehmer eigenhändig
zur Tür hinauswarf und selbst den
»inschreitenden Polizeibeamten erfolg
reichen Widerstand entgegensetzte.
Gute Lehre.
Leihbibliizthekar: „Sie le
sen nur immer Kriminalromane und
Berbrechergefchichten, junger Mann;
ich hoffe, daß Sie sich aus den Nü
stern aber eine gute Lehre ziehen! '
ja schon 'mal gesessen!"
Der rechte Mann. „Du
hast Dich wieder verlobt und zwar
mit einem Feuerwehrmann."
„Er soll die Schmach löschen,
di« mir der treulose Maler zugefügt!"
Verdächtig.
Frau MopSberger (zur
Nachbarin): „Ach, Frau Schulzen.
Jhren-'d p ss
bedeutend?!"
,O, «in schneidiger Mensch!
Bücher, die es nur gibt!"
Beim Ncberfallen.
Bantier: Himmel, meine Uhr'
Strolch: Ja, Bankeinlagen kann
«ben nicht jeder nehmen.
Nett» Aussichten.
Hausfrau: „Anna, hat Ihnen
der Herr gestern abend etwas gege
ben sürs Hinableuchten?"
Dienstmädchen: „Ja!"
Hausfrau: „Das ist nett von
ihm! Der Herr bewirbt sich näm
lich um unsere Tochter; was gab er
Ihnen denn?"
Dienstmädchen: »Einen Kuß!"
Ausgleich.
„Schlechte Zeit! Nix besser wird!"
Schimpft der Nazi drent beim Wirt.
.Stets mit Gerst' und Hopfen auf!"
Kruzitürken Domine!
Geh'n di« Bierpreis' in di« Höh'!"
Beim Heiratsvermittler.
Herr: „Die gefällt mir nur
schade, daß sie blond ist! Ich hätte
kern eine Frau mit dunklem Haar!"
Vermittler: „Wenn'es weiter
nichts ist die Dame wird sich fo-
Hand!"
Das geschmeichelte
Bild. „Also das ist deine Braut
auf dem Bilde famoses Weib!"
„Nicht wahr? Wenn sie so aussähe,
da nähmst Du sie auch!"
Assessor: „Taler? Oh, ich dachte
Mark. Geliebt«, ich liebe Dich drei
mal mehr, als ich glaubte!"
Wer es eiliger hat.
A.: „Servus, Herr von Müller.
' >? h
hin" w?ll."
Stoßseufzer.
Vater: „Gott, steh' mir bei, jetzt
Zwei vergnügte Tage.
Skizze von Grete Meisel Heh.
Ein Doppelfeiertag —' Sonntag,
Montag war in Sicht!
Der junge Ottokcr stand in feinem
«leganten kleinen Kontor vor dem
Kalender. Seine Hände in den Ho
sentaschen ballten sich in vergnügter
Ungeduld, seine junge, schwere Gestalt
wiegte sich ein paarmal auf den Fuß
spitzen, wie es jemand tut, der sich aus
irgend etwas ganz besonders sreut.
Konfektionshauses, dcsscn Herr und
Erbe der junge Ottolar war, rasselten
die Nähmaschinen und klapperten die
großen Scheren, und Pan Vojtech, der
alte Geschäftsführer, ging inspizierend
tzend unter den Strahlen d«r Früh-!
lingsfonne junge Männer und Mäd-!
ch«n mit roten, erhitzten Köpfen b-i
der Arbeit saßen.
Sapristi «r war mit sich zufrie
den.
Doppelfeiertag! Fort aus der
Bude! Zwei Tage der Alte fein!
Wohin? München Wien? Er
überlegte: Glaspalast Bavaria
Öder: Museum Prater
Din«r im Stephanskeller Schön
brunn Oper?
Kunstverständnis mußte „sie"
hohen. Unbedingt. Die ganzen zwei
Tage wollt« «r mit „ihr" verbringen
„sie" überall mitnehmen. Wi«
machte er das nur am schnellsten, so,
daß man keine Zeit verliert? Am
besten, nxnn „sie" ihn gleich am
Bahnhof erwartete. Richtig!
Und er setzte sich hin und schrieb
eine Annonce für ein Wiener Blatt:
„Junge Dame mit Kunstverständ
nis, di« in Gesellschaft eines Prager
Herren mit reellen Absichten die zwei
Feiertage verbringen will, wird ge
beten, ihn Samstag ? Uhr 20 Minu
ten am Franz-Joseph-Bahnhof in
Wi«n zu erwarten. Erkennungszeichen
beiderseits schwarzes Seidentuch in
der Hand."
» » »
Sonnabend vor den beiden Feier
tagen saß der Wiener Poliz-irat
Schaftlhub«r mißvergnügt in seinem
Bureau. Mit gefurchter Stirn blickte
er in das vor ihm liegende Zeitungs
blatt. Dann mutete er und befahl
dem eintretenden Diener, den Kom
missär Lugaus zu rufen.
„Da lesen Sie!" sagte er und hielt
ihm das Zeitungsblatt hin.
„Di« Reise des Grafen Jxdorff?"
„Natürlich."
aus und lächelte verbindlich.
„Was sagen Sie 'zu d«m Absatz
da?" Der Polizeirat deutete mit d«m
Lugaus," fuhr er dann fort, ,Si«
wissen, heute um 3 Uhr 20 Minuten
kommt der Graf in Wien an, über
s I H R t
Sicherheit selbst hingehen, Herr Poli
zeirat."
„Tun Sie das. Und sollte Ihnen
„Halloh hier Lugaus."
„Was gibts?" fragte d«r Polizei
ral.
Undeutlich hörte er di- Meldung
wen immer neue der ganze Bahn
steig v>'ll mindestens Demonstra
tion."
„Haben Sie «in besonderes Zei
chen?"
„Noch nicht wahrscheinlich erst,
wenn d«r Zug einfährt bitt« sofort
Verstärkung ..."
„Sende umgehend dreißig Mann in
Zivil..."
„Bitt« dringend. Sollen sich un
auffällig auf den Perron begeben.
Nicht gleichzeitig. Jeder Mann
Posto fassen hinter je einem Frauen
zimmer. Im gegebenen Moment er
greifen."
„Ist gut."
„Halloh noch etwas!"
„Was denn?"
„Vier Berittene ror dem Bahn
hof-" . .
„Wird geschehen.
Schluß.
, « «
Der schöne Ottolar aus Prag hat
ni« erfahren, warum er zwei Tage in
Wien in Untersuchungshaft gesessen
hat. Wenn er sich im „goldenen
Prag", das er jetzt erst hoch zu schätze»
w«iß, an das >chreckliche Wiener
Abenteuer erinnert, so erscheint ihm
das Ganze wie ein wirrer, unheim
licher Fiebertraum.
Da war ein Bahnhof voll Menschen
gewesen, ungeheuer viel Frau«n und
Mädchen, hübsche und häßliche, alte
und junge. Und hinter jeder «in
Mann. Plötzlich, als der Zug ein
fuhr und er aus dem Coupsfenster
heraus seelenvergnügt sein schwarzes
Seidentüchl das Erkennungszei
chen schwenkte, da hatten ihm zahl
lose schwarze Tücher zurllctgewinlt.
Er hatte gestutzt: Was, die
Frauen da waren mit ihren Männern
gekommen und machten sich lustig über
ihn?! Da wollte er doch gleich hin
einfahren Himmelkreuzdonnerwet
ter! Aber die Männer hatten die
Frauen mit einem Blick gepackt und
weggeschleppt. Er stieg aus und zwei
Schutzleute packten ihn unt«r den Ar
men. Was war das? Er schrie, er
wehrte sich, ein Menschenauflauf um
stand ihn während gleichzeitig eine
ganze Gef«llschast von Herren in Frack
und Uniform den Salonwagen um
gab. ... Dann hatten sie ihn aus die
Polizei gebracht und ihn aufgefordert,
sich zu legitimieren. Er hatte keine
Papier« bei sich, natürlich, aber «r war
der Ottolar Kralik aus Prag und
nach Wien gekommen, um sich zu
amüsieren.
„So, so!" sagte d«r Polizeirat und
hatte fein und überlegen gelächelt.
„Und das schwarze S«identuch und
die Frauenzimmer?" Ottolar berief
sich aus die Annonce. „Das sei nur
so inszeniert," meinte der Rat. Wie
er denn über die makedonische Frage
denke? Ottolar hatte gestutzt, d«nn
gerade darüber hatte er sich im Coups
mit einem Herrn unterhalten. Das
war «in Wiener Oberlehr«r und hatte
zu Protokoll gegeben, der Verhaftete
habe eine Zeitung, die bei gesinnungs
tüchtig«n Wiener Oberlehrern einen
schlechten Ruf genieß«, bei sich gehabt
und zu ihm, dem Lehrer, gesagt:
„Natürlich wir werden die Kasta
nien aus dem Feuer holen." Ob er
das leugnen wolle?"
„Nein gewiß nicht es wär«
ihm auch sehr unangenehm, wenn viel
leicht mobilisiert würd« und er
müßte mit nach Makedonien, denn er
sei in der Reserve und da er doch
in Prag jetzt so viel zu tun habe ..."
Der Polizeirat hatt« ihn rasch
unterbrochen:
„Aha da hab«n wir's!"
„Ja, zum Donnerwetter," rief
OUokar, „wird man wegen so etwas
in Wien verhaftet?"
„Jawohl," donnerte der Polizeirat.
Ottokar war nicht klug daraus ge
worden, was sie mit ihm und dem
Grafen Jxdorff, der w ftlb-n Zuge
Ottokars Geschäftsführer in Prag
war über die Feiertage aufs Land ge
fahren. Erst nach zwei Tagen fand
und holte den jungen H«rrn aus
Wien ab.
Bei Ottokars Entlassung aus der
Untersuchungshaft hatte der Polizeirat
sehr verlegen gelächelt und Ottokar
kam sich vor wie ein Irrsinniger ...
Noch als er im Coups saß, konnte er
es nicht fassen, daß «r zwei Tage in
Poliz«ilommissär Lugaus ist dies-
Graf Jrdorf hat die Rückreise aus
nächstens wieder in Wien erwartet.
Der Künstler im Ge
fängnis. Sträfling (zum Fenst;r
seiner Zell« hinaussehrnd): „Zw«i
Fuß müßte die Mauer niedriger sein,
da würde man einen herrlichen Blick
über das Tal gewinnen!... Daß die
Gefängnißverwaltung aber auch gar
leinen Sinn für Naturfchönheit
hat!"
Spaziereuqehc» mit Äi»der«u
Allen Kindern ist tief eingepflanzt
die natürliche Sehnsucht nach der er
nach freier Bewegung in der herrlichenl
Natur. Die ganz Kleinen stecken sehn
süchtig Aermchen und Oberkörper nach
dem geöffneten Fenster und strampeln
und kreischen vor Lust und Freude.
Die größeren Kinder stürmen wild
lein oder Fohlen, wenn sie aus dem
dumpfen Stalle gelassen werden. Die
Freude ein längerer
dachtsainkeit der Eltern.
Da gibt es z. B. manche Väter, die
den Erholungsspaziergang dazu be
nutzen, die Lernfortschritte ihrer Kin
der zu prüfen. Mit Kopfrechnungen,
Gcschichtsdaten und ähnlichen Schul
exempeln werden diese schönen Stun
den den Sprößlingen verbittert. Durch
die Unbedachtsamkeit des Vaters wer
fpringen und herumtollen in der ge
sunden Luft: ihr Körper leidet Not.
Sie können sich nicht erfreuen an
Pflanzen, Käfern und Schmetterlin
gen: ihr Gemüt wird vergrämt. Und
schließlich ärgert sich vielleicht noch der
Bater über die geringen Lernfort
schritte: die Stimmung Aller ist ver
dorben, der ganze Spaziergang hat
seinen Zweck vollständig verfehlt.
Manche Mutter wieder hängt beim
Wandern tiefsinnig nur ihren Haus
morgen gekocht werden soll, oder ob
das Kleid der Aelteren sich noch für
die Jüngere verwenden läßt. Wenn
mich doch endlich in Ruhe mir Eurem
ewigen Gefrage!" Und verschüchtert
ziehen sich die Kinder zurück, verständ
nislos der Mutter Zornausbruch be
trachtend.
Oh ihr unbedachten Eltern, versetzt
euch doch hinein in der Kinder ur
wüchsige Naturfreude! Vergrößert,
vermehrt ihre Freudenstunden, aber
verbittert sie nicht; noch in späten Le
bensjahren werden sie es euch von
ganzem Herzen danken in seliger Er
innerung an die durch der Eltern
Fürsorge glücklich verlebte KindheitS
zeit!
Vom Weine«.
Stummer, starrer Schmerz ist wohl
der gewaltigste. Seme Macht w>ro
erst gebrochen, wenn er lindernde
Tränen findet und das bittere Leid
sich ausweinen kann. Tränen sind
also etwas Köstliches, eine gütige Ga
be, die die Natur dem armen Men
schenkind zur Linderung höchster Not
geschenkt.
Nun gibt es aber Menschen, meist
Frauen, denen die Tränen sehr lose
sitzen, bei denen die geringste Erre
gung sie hervorruft, und die dann
ordentlich darin schwelgen, wenn sie
so recht von Herzen weinen und
schluchzen können.
mehr würdig. Kindertränen fließen
ebenso leicht, wie sie zu trocknen find;
das ist des Kindes Vorrecht und ver
langt Nachsicht. Allein denkende
Menschen, die mit Charakterreife,
Selbstbeherrschung, Perfönlichkeits
recht und sonstigen Schlagworten
prahlen, dürfen sich nicht mehr der
art kindliche Manieren durchgeyen
lassen.
Wenn auch ein Frauen-Typus, dem
man ab und zu in Lustspielen oder
Witzblättern begegnet jene Frau
en, denen das Weinen nur Mittel
zum Zweck, um den Gatten mürbe zu
machen zur Erfüllung irgend eines
che Karikatur also in Wirklichke^
häusige Weinen ein Zeichen krankhaf
ter Nervosität sein. Dann sind jene
armen Opfer zu bedauern, weil sie
mäßigen Nerven zu werden. Und
das ist selbstverständlich! Denn wie
schon oben gesagt, sind die Träncn
eine Gab» der Natur für den höchsten
Ernstfall und nicht ein Ausdrucks
mittel für ungesunde Gefühlsduselei,
les Weinen durchaus schädlich ist
und mit der Zeit die Sehkraft
schwächt, wird leider selten bedacht.
Selbstbewußt.
„Kiek blot, Mudder, nü jagt dat Volk de olle Sau solange, bis se all
den schönen Speck utgeschwitzt het."
„Loat se doch, de bruken jo ock nich alle Dage Kartoffeln mit Speck
stippe to freien, wie unserens!"
Gut'er Anfang. A.:
stell N"' t g us e G g g
'Verfrühtes Lob.
Gast: „Der Rehschlegel war wirklich ausgezeichnet, namentlich der
Wirt: „Seh'n S' und das war der Rindsbraten, den Sie vorgestern
zurückschickten, weil er nach Ihrer Behauptung schon g'rochen hat!"
Der Familitndrach«.
Fritzchen (zu seinem traurig dasitzen
den Papa): „Papa, hast Du auch
etwas auf dem Kerbholz«?"
Nicht betrunken! Nach
bar: „Die ganze Nacht habe ich Sie
stöhnen hören; sie müssen schön be
kneipt gewesen sein!"
Student: „Unsinn, die neuen Stie
fel drückten; ich hatte sie vergessen
auszuziehen, als ich zu Vett ging."
Kleinbahn Idyll.
Kondukteur: „Er gebraucht die Kneipkur, und da geht er, wenn
der Zug eine Wiese passiert, barfuß im Gras« nebenher."
Erklärt. „Sie betteln und!
sind doch noch so jung?"
„Ja, wissen S', a Arbeit hab' !'
»it und da tu' i' nur betteln, damit
Ein fataler Gast.
Gast: Herr Wirt, wissen Se »ich in der Nähe eene rechte hübsch« g«-
»Lt'.iche Kneip« q-, »ai ein gutes Glas Bi«r kriegt?
Erweißes. Lehrer: „Also,
ein Pfund?"
Kindermund. Tant«:
„Sieh 'mal, Mariechen, was uns der
Storch für «in ein süßes, kleines
Mädchen gebracht hat!"
Die klein« Mari«: „Ach, wie rei
zend! Wann hast Du denn das
Tante: „Gestern nacht halb drei
Uhr."
Di« kltin« Mari«: „Ach wart Ihr
! Halb und halb. Mann
sin d«n Svi«gel schauend): „Herrje,
is meine Nase 'n Kuriosität. Die ist
halb aus Branntwein, halb aus
Schnupftabak zusammengesetzt."