Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 30, 1912, Image 3

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    Ipetra.
Roman von Julia Jobst.
(14, Forlletzung.l
„Wer ma»t die alte Hexe? Warum
sitzt sie uns abgewandt?"
„Ah eine Pantomime!"
„Die Grohe!" ging es überrascht
von Mund zu Mund, als sich die
schlanke Gestalt erhob und ihrem
Herrn Meister in stolzer Schönheit
entgegensah. Ueber dem grauen Ge
wand. das Nacken und Arm« freiließ,
slutbete die rothe Pracht der Haare
Rochelle Narrte aus das Wunder
dort vor ibm, Ist das dämonisch
schöne W»ib sein lachendes, übermll
thiaes Lieb, seine vertraute Kame
radin bei jedem Kinaerstreich? Jetzt
füllt si« den Becher, nun reicht sie ihn
Faust und lacht so lacht doch Pe
tra nicht?!
Ein Beikallsbrausen weckt ihn aus
den grübelnden Gedanken, und wie
der bebt sich der Vorhang, und er
sieht die rothe Hex«, nur sie nicht
den HöllenfürNen, den Lamin so un
vergleichlich darstellt, nichtFaust, nein,
nur sie. Stimmen sind um ihn, und
jetzt schlagen auch Worte an sein
Ohr.
gefallen, was, Amsteeg?
RochelleZ Adern schwellen, er ballt
die Faust, um dreinzusckilagen. Am
steea lacht, Rochelle vermeilit trotz der
Diinlelheit rein faunisches Gesicht zu
sehen. Unwillkürlich tritt er unver
merkt einen Schritt näher, als dürfe
er sich k«in Wort aus seinem Mun
ricki? Fischer. Ich würde mir
nicht nehmen lassen, das Stigma bei
ihr zu suchen."
Ein leiser Aufschrei, der mit dem
frivolen Lachen des ersten Sprechers
zusammenfällt, ein klatschender Laut
und ein gezifchtes: „Sie werden von
Als die Lichter aufflammten, war
die Stelle leer. Keiner der der Log
gia zudrängenden Zuschauer hatte et
was von dem Zusammenstoß der bei
den Rivalen gemerkt. Nur Fischer
war Zeuge der schweren Beleidigung
gewesen.
Rochelle. der ritterlich« Knab«, lag
im Sterben, Amsteeg hatte den Fle
cken auf seiner Ehre mit Blut abge
waschen, Weit draußen von Berlin,
in einem Forstbaus, hatte man den
gebettet, der nickt mehr lransportsä
l>ia war. Doktor Sybel war bei
ihm. und Mahnlopf kam. Petra an
sein lektes Laaer zu holen, da der
Sterbende sie sehen wollte. An den
Vater hatte man telegraphirt, er
konnte vor Abend nicht eintreffen.
Langsam erstieg der Maler die
Treppe und wurde von Petras Wir
thin mit Staunen empfangen. „So
früh, Herr Mahnkopf? Das Fräulein
schläft noch, es ist spät geworden ge
stern nachi. Es sieht noch wüst aus
„Wecken Sie Fräulein von Grohe
und sagen Sie, es pressirt,"
auf und ab. Dos Füchschen hatte
ein Fest gefeiert. Im bunten Durch
einander lagen Kostüme, verwellte
MahleS.
Es stieg ein Ekel auf über das
Schicksal, das so brutal in die la
chenden Freuden des Rothkopfes griff.
Wie würde sie es tragen? Er trat
blickte sinnend auf die Großstadt,
Wieviel Leid und Freud war unter
diesem Gewimmel von Dächern zu
durste?
„Meister! Wie lieb von Ihnen,
Da stand sie in d«m Licht d«s son
nigen Märztages in einem phantasti
spottend, Wie hätte der Maler zu
des Bildes gefreut! Jetzt schmerzte
sie ihn.
Stern gesagt hat? Ich soll zur Bühne
geben. Schon lange liegt er mir da
mit in den Ohren, und seitdem ich
die rothe Hexe gespielt habe Mei
ster, es war mir selber ein Wunder,
mit meinen, Lehrer die Sache durch
probte, rieselt« es mir unter seinem
Blick wi« Heuer durch die Glieder,
ich wurde zu d«r, die ich spielte. Es
war ein Riesenerfolg, Meister, all«
haben es gesagt. Sagen Sie doch
auch ein«» To». . Warum sind Sie
so stumm?"
„Petra, Sie müssen sich aleich an
ziehen ganz schlicht Wir müs
sen nach Wannsee hinaus."
,Was sollen wir denn da? Mein
Gott. Meister, ist ein Unglück gesche
hen? Der Onkel"
„Nicht der Onkel ist «rank. Petra.
Es ist ein Unglück geschehen, No
chelle. der liebe Junge, ist krank
„Schwer krank?" zitierte es wie ein
Mädchens, Sie ließ kein Auge von
Mahnkopf,
„Er will Sie sehen, Kind."
„Mich sehen? Meister, er ist ver
wundet. er hat sich mit Amsteeg ge
schlagen, und ich trage die Schuld,
Warum mußte ich es ihm sagen?!"
„Was sagen?"
„Daß Amsteeg mich beleidig! hat.
Rochelle fand mich in Thränen,"
„B«i unserem Fest, Petra?"
...Ja, Meister." Sie erzäblte ihm
mit fliegender Eile, was Amsteeg ihr
Schuft! Ueber die sterbend«
Frau hinweg! Das sieht ihm ähnlich.
Und einige Minuten später machie er
eine seiner zynisch«» B«merkungen
über Si« geg«» einen Dritten, und
Rockels«, der schon aufgebracht war.
mußte sie hören. Er schlug ihm ins
Gesicht. Das Duell war unvermeid
lich."
„Muß er sterben, Meister?" Petra
klammerte sich in ibrer Noth an den
Freund und faßte seinen Arm. ihm
mit wilder Angst in die Augen sehend.
„Ja. Kind. Sybel hat leine Hoff-
„Ist er bei ihm?"
„Ja. Er und ich waren bei dem
Duell zuaeaen und konnten ihm doch
nicht helfen!"
Es war wie ein Aufschrei in den
letzten Worten, und Petra stützte sich
taumelnd auf seine Schulter.
„Wie soll ich es tragen, Meister!"
„So tapker wie der Mann, der
für Ihre Ehre in den Tod ging. Ei
lt thut noth, machen Sie rasch!"
Sie saßen im Auto und fuhren
durch den schönen Vorfrühlingstag,
Die Fahrt war weit, sie führte noch
über Potsdam hinaus, und von dort
in die Einsamkeit des tiefen Forstes,
Jetzt waren sie am Ziel.
„Machen Sie sich stark, Petra, es
muß sein. Sie sollen ihm die letz
te Wegzehrung geben zu seiner Fahrt
in das dunlle öond."
„Weiß er weiß er, daß er ster
ben muß?"
„Ich glaube, ja. Aber seien Sie
ihm gegenüber volle: Hoffnung auf
ein Besserwerden. Sterbende sind
so gläubig."
„Ich weiß Mutter"
„So haben Sie schon jemand Lie
bes sterben sehen. Denken Sie an
Ihre liebe Mutter, der Sie sicher auch
das letzte Stündlein erleich«rt Hä
ven."
„Ich will es versuchen, Mei
ster. Ach Gott, wie wird mein Herz
so kalt!"
„Da ist Sybel. Wie steht es,
Doktor?"
„Er hat keine Schmerzen. Brav,
daß Sie gekommen sind, Petra.
Nein, Sie müssen allein zu ihm ge
hen. Er weiß, daß Sie da sind.
Er darf nicht sprechen; erzählen Sie
ihm Liebes und Schönes, An
dem Bett eines Sterbenden sind
fromm« Lügen erlaubt."
Petra trat ein in das freundlich«
Zimmer, in dem die Fenster weit of
fen standen, und vor denen die kahlen
Waldbäume sich wiegten. Das Bett
erhöhter Kissen schauten aus dem tod
blassen Gesicht zwei übergroße Au
gen mit verklä'tem Ausdruck zu ihr
hin. Zwei weiße, blutlose Hände
hoben sich ihr entgegen. War das
Rochelle, der Knabe? In kurzen Ta
gen er zum ernsten Mann ge
grauen Tag,
„Was haben sie mit Ihnen gemacht,
Rochelle?"
„Er hatte den ersten Schuß, Füchs
chen, sonst hätte ich ihn nicht ver
fehlt,"
„Nicht sprechen, Rochelle. Jetzt
tra?"
,Jch? Den Menschen, den der Mei
den, Gesicht d<B Mädchens.
Herz dir nicht, iven ich hier drinnen
trage all die Zeit her, daß wir uns
kennen?"
„Ach, Füchschen, und nun soll ich
t, Leben kür uns erst anfangen soll,
Wilhelm? Leben wollen wir und
unlerer Liebe froh werden. Und
Amsteeg soll uns unser Glück neiden."
Auf das bleiche Gesicht legte die
Hoffnung ibr Lächeln die Liebe nahin
der athmenden Brust ihr« Schmer»
M, und der Glaube zeigte dtt I
n.tsliehindei, Seele Bilder des Glücks,
So schlief er ein. Und das Mäd
chen foß neben ,hm, bis der letzte
Athemzug dem Mund« entfloh, Sie
wußte ipäler nicht zu sag-.'», wann
der Tod gekommen war.
So still und friedlich war das al-,
les, 11, Schweigen des Waldes stirbt
es sich gut. Kein Laut dex großen
Welt drang hierher, kein fremdes Au
ge durfte das Ende der Tragödie
schauen, die einen so reich begabten
iur-i?n Menschenleben den frühen Tod
brachte.
„Nun lassen Si: uns heimfahren,
Petra."
Das junge Mädchen, das still ne
ben d«n> Todten gesessen hatte, mit
brennenden Augen, die vor übergro
ßem Leid keine Thränen fanden, auf
den Regungslosen schauend, blickte
Mahnkopf an, ->s «rstiinde si« ihn
„Petra, ich sorg« für ihn," Sy
bel wor r>ö«n sie getreten und faßte
ihre Hand, „Gehen Sie heim, und
wenn Sie mich brauchen, so rufen
Sie mich/'
„Nein, neiik ich will noch bei ihm
bleiben."
„Sie 'önnen bei all dem Trauri
gen, das der Tod mit sich bringt,
nicht Helsen. Heute abend kommt
der arme Vater; was weiß der von
Ihnen, von uns! Es würde Sie
schmerze», als Fremde beiseite gescho
ben zu werden. Nehmen Sie Ab
schied von Ihrem jungen Freund, der
Si« so beiß g«liebt hat."
Der Doktor winkte Mahntopf zu;
si« gingen still hinaus und warteten
in Geduld, bis das Mädch«n kam.
„Wohin wollen Sie fahren, Pe
tra?"
„Zu Gertrud. Meister. Zu Hause
würde mir grauen."
Petra verkroch sich mit ihrem Weh
in das Zaus der Freund«, bis si«
davonziehen mußten. Es wurde ein
bitterer Abschied.
„Kommen Sie mit uns, Rothkopf",
bat Mahnkops, und Gertrud unter
stützte ihn. Sie wußten beide, was
des jungen Mädchens wartete, wenn
sie unter die Menschen ging.
„Ich kann nicht, Meister."
Er wußte nur zu gut, warum si«
nicht mit ihren g«he» konnte, und
hätte doch so brennend gern seine
Liebe schützend zwischen sie und die
böse W:lt -"stellt, die so schwer mit
P-'ra ins Gericht ging. Auch San
dovs hatten nur bittere Vorwürfe
iür sie geba'.t; sie glaubten, sie habe
ein leichtsinniges Spiel mit Miinner
h«rzen abrieben Der Aerger über
den bösär'igen Klatsch, der Anna zu
Ohnn gewacht würd«, machte sie un
gerecht.
„Aergern Sie sich nicht über die
dummen Menschen, Rothkops", sagt«
Mahnlopf zum Abschied. „Verspre
chen Sie es mir. Lachen Sie, Kind,
und tragen Sie den Kopf noch stolzer
als sonst. Dieses Menschenleben
wird nicht von Ihnen gefordert wer
ten. Ab«r daß dieser Kerl hier in
mein Haus ziehen darf, das verzeih
,ck, mir noch nicht auf dem Todtenbett.
Stecken Sie es an, Füchschen, ich
danke es Ihnen,"
Mit diesem letzten Versuch zu scher
zen, stieg Mahnkopf der Schwester
'n den Wagen nach und winlie dem
ernsten Mädchen d«n letzten Gruß zu.
Petia b-Ute I«ine Thräne vergossen,
sie starrte dem Wagen nach, so lange
sie ihn sehen konnte. Dann ging sie
noch einmal durch alle Räume, aus
denen de. Gent, der hier zu Hause
gewesen, eu! flohen war. Di« Packer
floh von d,i i!'cn.
Als sie zu Haus« anlam, war es
ihr als '.äine sie von einer langen
Reife heim, und es war doch erst eine
Woche vlrflossen, Frau Müller woll
te berichten, aber Petra wehrte ihrer
Beredfa nleit und zog sich in ihr
Schlafzimmer zurück, die Thür hin
ter sich abschließend.
Als ob sie vor der Welt auch ihre
Lebensth'ir zuschließen lönne! Das
drang durch die Ritzen, das sprach
aus jedem Blick, das machte sich in
dreisten Worten, in versteckten Anspie
lungen Luft, sie lonnte dem nicht weh
ren, Das Spießruthenlausen durch
die Gassen der Gesellschaft blieb ihr
Aber das Bild in der Ausstellung
der nicht wußte, daß der Todte und
Petra dem Maler zum Modell gedient
hatten. Rochelle war sehr beliebt ge-
Tit Lästerzungen sagten, sie hab«
es mit btiden gehalten, und da war
krank davon. Und der Lü-
Petra schlich sich eines Tage? in
sein Arbeitszimmer, und als er ihr
mit seinen ernsten, gütigen Aug<»
voll«r Mitleid in das bloss« Gesicht
sah, fiel sie ibm schluchzend um den
Hals, Da Hütten sie denn eine gute
Stunde miteinander, und als sie aus
der große aekaat bat,
richtigen Weg Goethe lehrt: See
stand nicht Nernunkt wenig, die Zeit
viel, entschlossene 7bätigkeit alles,"
Ach, wie aern bätte Betra aearbei
tet! Aber es w»rden ibr keine Auf
trä«e, Sie versuchte das Werk zu
beginnen, mit dem sie sich schon seit
lanaem trug, Si« wollte neue Mär
chenbilder ausschneiden, und sie ver
suchte sich am Dann ab«r muß
te si« an di« Stunde denken, da Ro
chelle mit ihr die Geschicks zu den
sann sie über eine neue Idee, die auf
tauchte und wieder verschwand, bis
sie sie voller Ungeduld abschob, um
über ihre Zukunft nachzudenken.
Was wollte sie noch in Berlin?
Was hielt sie hier, wo alle sie ver
ließen? Die Oed«, die in ihr war, sah
sie auch um sich her, Si« traute sich
kaum hinaus in den svrossenden
Frühling, in der krankhaften Scheu,
«in bekanntes Gesicht zu seben und
taktlose Worte zu hören. Es war
ihr, als habe man die Tore des Le
bens vor ihr zugeschlagen und sie
stände draußen und blickte aus der
Finsterniß aus allen Glanz und all«
Wonne, die ihr früher zu «ig«n g«-
w«sen waren wie keinem andern Men
schenkind, Sie fühlt«, sie war krank
an den Menschen, die sie veraessen
halten, krank an der' Großstadt, in
Sie faßte einen kurzen Entschluß
und merkte voller Staunen, wie die
wachsende Energie ihre Lebensaeister
hob. Sie zog niemand zu Rathe,
auch Onkebund Tante nicht, sie muß
te selber mit dem allen fertig werden.
Eine eifrige Thätigkeit begann,
Si« fertigt« von den Sachen, die sie
nicht behalten wollte, eine Preisliste,
sie an den Klub und an alle ihre Be
kannten. Dann ordnete sie ihre Geld
angelegenheiten, verhandelt« mit ei
nem Möbeltransporten! und stand in
ruhiger Freundlichkeit einem jeden
Rede, der aus Neugier kam, oder mit
der Absicht, etwas käuflich zu erwer
ben. Die Preis« waren sehr niedrig
gesetzt.
„Wohin wollen Sie reisen?"
„Ich kehre in meine Billa an der
Ostsee zurück und werde dort ein
Atelier anbauen. an
fchaft von ungewöhnlichem Reiz ist.
Bei schlechtem Wetter können sie da«
Atelier benutzen. Darf ich auf Ihre
Empfehlung rechnen?"
Dieses sagte sie jedem, der den Weg
zu ihr fand, und das wurden von
Tag zu Tag mehr. Der gelassene
Stolz und die kühle Gleichmäßigkeit,
mit der si« allen entgegentrat, ver
fehlten ihren Eindruck nicht, man
fand nicht mehr Muth, sie zu
kränken. Und dann kam dazu, daß
die Gesellschaft jetzt mit ihr wie mit
einer gefallenen Größe rechnete. Die
schöne Petra hatte ausgespielt, sie
verschwand aus ihrem Gesichtstreis,
köpf vergessen haben, denn wo ver
gaß man rascher als in Berlin!
Von alledem erfuhren ihre Ver
wandten und der Doktor erst am
letzten Tage, als alles gepackt war
und die Abreise vor der Thür stand.
befleißigte, hatte sie sehr verletzt. An
nicht dort wußte.
Doch heute hatte Petra es sich ih
rem beleidigten Stolz abgerungen.
„Na, Kind, gut, daß du dich
die Kunst?" ,
„Sie schläft, Onkel. Aber andere
Arbeit steht vor der Thür. Ich ver
schwinde jetzt in mein Fischerdorf auf
dem Mond und baue mir mit Hilfe
von Fräulein Baumann meine Hüt!«
„Du wirst doch solchen Blödsinn
nicht machen, Petra?!"
„Doch. Onkel, und ich werde sogar
„Hnpothek? Unsinn! Ich denke
nicht daran, solche Tonquicholterin»
zu unterssuhen. Wo ist denn da die
Sicherheit?"
„Eben in dem Erbtheil der Mut
ter," das ich vir in der Höbe der
Hvpoibek gutschreiben lasse. Später
lös« ich es wieder ein."
„Wo liegt denn dein HischerhauS?"
„Nicht >r«it von Danzig, Wir ha
ben Wald und See, und ich denke,
eine Malerkolonie dort zu gründ«»."
„Was?" . 112 , s 5 s sich
sertia ist, kommt Marschner mit sei
„Mas, der berühmte Maler?"
„Viell«icht ist es doch «in Glück ge
wesen, daß ich nach B«rlin kam. On
kel, trotz des Schweren, was ich hier
erleben mußte,"
„Mein liebes füchschen, du bist
noch iiing und wirst vergessen,"
lächelnd, „den» hier der Sanitöts
rath wünscht, daß ich. sobald die Wit
terung es erlaubt, an die S«e gehe."
„Und !»?"
„Du bea leitest mich. Sag', Petra,
gibt es keine seltenen Blumen bei
euch?"
„Onkel kann ja die Wasserpflanzen
studiren", meinte das iunae Mädchen
Als man an dem Abend auseinan
dergina, hatte Petra von Onkel Voll
macht bis zu einer bestimmten Sum
wohl wie der des bedeutenden Ma
lers thaten ein Uebriges „Die Bau
mann ist ein tüchtiaes Frauenzimmer,
blieb.
von dem Schwarzbrot und der sau
ren Milch. War bei ihr auch Kör
per und Seele in der Großstadt an
Lager des Wohllebens, der Eitelkeit
dann begann die That.
Wie sie Augen und Mäuler aufris
sen die schweigsamen Fischerleute, als
den Zimmern mit winzigen Fenstern,
und schlafen nicht mehr in Feder
betten, Und wenn erst der große
Markchner seine Bilder, die er hier
gemalt hat, in Berlin ausstellt, sind
wir berühmt. Unser Fräulein ver
steht es, wie die Maler es gern haben,
und di« Baumann bot gesagt, fo'che
Malirkolonien gäbe es schon in den
Bergen und in der Heide. Warum
soll es nicht auch eine an der See ge-
Sommer her, und manch einer macht
sich hier ansässig, DaS bringt Geld
in den Ort. Nur muß man ver-
Und nun begann eine große Ge
schästigkeit und ein gelährlicher Ue
bereifer. Petia und Fräulein Bau-
an dem man siine Fr«me haben muß
Jn dieser rastlosen Tbätiakeit ver
ginge» die Wochen, und der Mai nah
unerwartet ersten, und gleich bei der
Einfahrt in Marliebken traf er auf
die beiden Damen.
Er schwenkte seine Reisemüke,
svrang vom Waaen und rief: „Ihr
Mgrliebken ist ja eine Krone aus
blinkendem Gold, ariinen Edelsteinen
und schimmernden Perlen nikammen
lalsen Sie mich Ihr Fischerhaus se
„Wenn Sie nur nicht enttäuscht
sind" sagte Petra, obwrhl sie ihres
großen, mit kle-nen v-rsebe
nen ?renster dicht aussaß, „Wie ge
lobte Marschner. „Sie haben es
d»m friesischen Dorf entlebnt, Hrän
f-en Sie dariiberkallen Schön, sebr
schön. Wie unS die bunten VW""»
durch die offenen Fenster so freundlich
zu kehr oeaen !"« so köstlich ver-
alte absticht,'
tia auf daß die "lnschlaaeklinael lu
,k>eimatk>, serr Mnrschner. Möse es
Ibnen in Marli-bken so out gefallen,
Thiele, aus der eine Treppe in zwei
te Petra alle ibre Bekitzthiimer der
ostvre»Kisch<>n Volkskunst geborgen.
anheimelnden Raum geschaf-
llches Fischerhaus?"
sonderer Borimg, der nicht immer am
Meer zu finden ist,"
Sie schritten ietzt die zweite Hall
te des Nauses ab. war ein ge-
ging durch die ganze Liinae der
Vorderfront und schloß sich daher der
Diele an.
Marschner!" Ich denke,^"'Blick'in
V'n Garten wird Ihnen lieb sein."
Drei Zimmer lagen nebeneinander,
alle «infacki, aber zweckmäßig e!no«»
richtet. Durch die hellen Fenster
blickte man in einen altmodisch-n
Blumengarten mit steiken Rabatten,
die ihn der Läng« nach durckizcaen,
auf denen der ganze Hrllhlina in Blu
men zu ihnen hinlachte. Hohes, dich
tes Fliedergebüsch glich «inem Blu
menstrauß, und dicht vor den Fen
stern wiegt« eine hohe Linde ihte im
lichten Grün d«r Blätter prangenden
Zweige, zwischen denen ungezählte
Staare ihr Wesen trieben.
«Fortsetzung solgt.l
Ein verlockendes Mi B
verständniß. Sin Marburger
Student ging mit einigen jungen Da
gelassen hatte, durch d!« Straßen sei
ner Musenstadt, Die Gelegenheit schien
ihm günstig, sich von den anderen Do
weiterzugehen. Er wandte sich deshalb
leise an .sie": .Bitte, lommen Sie,
wir wollcn uns drücken!"
„Aber, bitte nicht so fest!" erwidert«
der holde Mund.
Zsuc die Küche.
Ochsenhirn auf
difche Art. Man entfernt von dem
Ochsenhirn alles !Zlut, sowie die dün
nere Haut und läßt es 2 Stunden in
lauwarmem Wasser. Dann zerläßt
man in einer Pfanne einige Speck
scheiben, fügt ein Glas Weißwein,
etwas aufgelösten Fleischextrakt, Lor
mit gehackter Petersilie.
Maccaroni - Fricassee.
In reichlicher zerlassener Butter dün
stet man I—2 geriebene Zwiebeln und
2 —3 Lössel Mehl gar, aber so, daß
es hell bleibt, fügt I—2 Löffel fein
gut gereinigte, in Stücke geschnittene,
in wenig Wasser gar gekochte Mor
cheln oder Champignons (oder auch
beide Arten Pilze) bei und läßt alles
Dann verkocht man dies mit I—21 —2
Obertassen dicker süßer Sahne, so datz
ei»c gute seimige Sauce entsteht, die
Kraut-Rouladen(siir 4 —6
Personen). Ein Weißkrautkopf wird in "
leichtgesalzenem Wasser weichgekocht, /
abgekühlt, die einzelnen Blätter von /,»
»-n Stengeln befreit und auf ein /
Brett gelegt. Etwa 1 Pfund Brat
wurstfülle vermengt man mit 1 Ei
und 3 Eßlöffeln Semmelbröseln, dem
nötigen Salz und etwas Pfeffer, gibt
davon 2 Eßlöffel auf jedes Blatt und
rollt eS zusammen. In gutem Brats«tt
brät man die Rouladen dann in nie
derer Pfanne hübsch gelb, legt sie auf
eine runde Platte, kocht den Nraten
fast mit einem Güßchen Wasser rasch
Gebackene Polenta mit
Käse. Man schält und reibt recht
große, mehlreiche Kartoffeln und preßt
sie gut aus, damit das sich sammelnd«
! Wasser fortkommt. Auf gut einhalb W
Pfund Kartofselinasse rechnet man K
bis 7 Unzen geriebenen Parmesankäfe,.
Butter und etwas Salz dazu, süllt die
Masse in eine mit Butter bestrichene
feuerfeste Auflaufform oder Backschüs
sel, schiebt sie in den Ofen, läßt die.
Polenta schön bräunlich backen und>
trägt sie sofort auf.
> Südfranzöfisches Misch
lgeri ch t. Ein Pfund weiße Bohnen
i weicht man am Abend vorher ein,
schneidet am anderen Tage 2 Pfun!»
Hammelfleisch, sowie Bauchspeck ii^
Stücke und kocht die Bohnen mit reich»
lich Wasser bedeckt erst langsam eine
Stunde, bevor man das Gericht weiter
vorrichtet. Das Fleisch wird gut von
allen Seilen in heißem Fett angebra
ten, der Bauchfpeck abgebrüht, nebst
den abgetropften Bohnen hinzugetan,
dann 2 kleine gehackte, in Butter ge
bratene Zwiebeln, Pi»t Tomaten
brei und so viel leichte Fleischbrühe
hinzugefügt, daß die Bohnen genügend
ausquellen können. Obenauf legt man
Pfund in Scheiben geschnittene
Kochmettwurst, dünstet die Speise 25 .
Minuten und stellt sie dann nach drei
hackte Zwiebeln werden in Fett mit l
einem starken Löffel Paprika geröstet, ' ,
dann kommt das gesalzene Fleisch da- '
austrägt. Oder man bestäubt daS
Fleisch mit etwas Mehl auf, gießt
einige Löffel saure Sahne und To-
Butt e r in il ch k l ö ß e. Man
nimmt etwa ein Pfund Mehl, etwas I
Salz, einen halb«» Teelöffel doppelt
kohlensaure« Natron, drei Eßlöffel X
Zucker und verrührt dies? mit so oiel
Buttermilch (vielleicht einer Tasse),
daß man einen weichen Teig bekommt.
Während des Rührens hat man eine
Kasserole mit Pfund Schweine
schmalz und Pfund Rindstalg auf
das Feuer gestellt. Siedet das Fett, so
nimmt man mit einem Löffel von obi
gem Teig« nicht zu große Klöße au«,
und legt sie mit dem Löfftl in dos
siegende Fett und bäckt sie wie
ziemlich gleichkommen. Zuletzt Hestedt
sass oder Vanillesauce dazu. Will man
den Teig sehr gut machen, so nimmt