Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 11, 1912, Image 3

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    jperra.
Ruman von ?>>lia Jobst.
<7. Fortsetzn»»,.)
Der Professor war, von dem am
heimeutden Bild angezogen, an das
offene Fenster getreten und blickt«
forschend über das Gewimmel der
Dächer; den Blick in die Tiefe ver
wehrte das vorspringende Dach. Nun
wandte er sich erst dem Raum sel
ber zu und fand das kleine, etwa
vier Meter im Quadrat messende
Zimmerchen zu einem entzückenden
Aiedermeieridyll gestaltet. Es fehl
te nichts, und die Sachen stammten
zweifellos alle aus der Zeit.
„Gefällt dir meine Bude, On
kel?"
„Hast du dir diese Einrichtung
hier angeschafft?"
„Bewahre! Was du hier siehst,
ist von mir aus dem Fischerdorf
verschrieben worden."
Sandow hob drohend den Fin
ger. „Das mache einem andern
N.eiß!"
„Das ist die Einrichtung meines
MädchenstübchenS, Onkel. Mutter
hat sie schon besessen, sie hat sie
von einer Tante mütterlicherseits
geerbt. Erst hier in Berlin, als ich
bei Keller k Reiner daS Bieder
meierzimmer sah, wurde mir der
Wert dieser Sachen klar. Noch kei
ner hat sie gesehen, es ist erst gestern
ne Gäste bei dem Fest sür Augen
machen, wenn ich sie hier empfan
ge! Natürlich stecke ich mich in die
Tracht der Zeit. Du glaubst nicht,
wie entzückend mich die kleidet. WaS
wird Mahnkopf dazu sagen?"
„Hat Anna das auch noch nicht
gesehen?"
„Nein, Onkel, du bist der erste
und hast dich zudem ohne meine
Erlaubnis hier eingeschlichen. Das
verdient Strafe; dafür mußt du
dich auf dieses harte Sofa setzen,
während ich dir meine neuesten Bil
der zeige.
„Die sehe ich ja an den Wän
den", wehrte Sandow ab, aber es
' hals ihm kein Widerstreben, und er
nahm mit größter Porsicht aus
dem Polstermöbel Platz. Schon
wollte er davon beginnen, wieviel
das alles wieder gekostet hab«, als
Petra «ine Mappe herbeiholte und
ihm ein Bild nach dem andern
zunickte.
„Ach, die Wichtelmänner!" rief
er überrascht und betrachtete voller
Entzücken die neue Schöpfung Pet-!
ras.
„Könnte ich doch nur die Ee
re das etwas sür den Buchhandel".
meinte da» junge Mädchen. „Aber
das dauert mir zu lange, das
solchem wirken, siehst du ja bei
den Bildern an der Wand. Wenn
ick nur erst die Käufer hier hätte!
DaS wird ein schönes Stück Geld
einbrinaen, nicht wahr, Onkel?"
Immer wieder kam es bei P-tra
auf den Punkt heraus, viel Geld
in die Hände zu bekommen. Nickt
mit dem brck»önknden Namen „Ei
genkleid", Onkek, so wie das , Ei
gendaus." ""nn'-erkihe Art, die beut
zutage aN-5 Neue zu einer Mode
der Schablone macht! Jetzt ist es
"^thkcpf?"
»Es sieht gefährlicher aus, al«
ei im Grunde ist, aber man lernt
fiemd war. Man muß sich nur
Hillen, selbst zur Schablone zu
werden."
I?llte, so verschwinde ich in mei
„"uf dem Mond?"
„Ja, aus dem Mond. Onkel", be
wußte, daß das Petra stets ein
htsonderer Genuß war nach der
Wohnung des Professors. Mit zro
f.em Eifer vertiefte sich daS junge
Mädchen in die ibr zugedachte Ar
id«!, und gab gleich eine Prob»
ihres Könnens ab, die den
teil sichtlich zufriedenstellte. Auck
Art eine unverdiente große Summe
zuwies. In ihrem Kavf spukten
schon die Wünsche, deren Ersiil-
„Du bleibst doch zum Essen da?"
fragte Anna, die soeben eingetreten
war und voller Freude hörte, daß
„Also du bleibst!" schnitt die,
Tante ihr das Wori ab und
schellie. um dem Mädchen Auftrag
zu geben, noch ein Gedeck mehr
aukzuleaen. Anstalt Marie trat Au
guste ein und meldete freudestrah
lend. es sei Besuch da.
„Haben Sie die Karte?" sragie
Frau Sandow.
Thür her.
„Doktor!" rief Anna erfreut,
während die beiden andern ganz
ler Argwohn die Begrüßung des
Arzies mit seiner Frau, und Pet
ra, deren .<°>eri wie wahnsinnig ktopf
„Er hat es überwunden", sagte
sich Sandow, während das iunge
Mädchen in schmerzlicher Bewe
gung bei sich feststellte, daß sie vor
der Tante vöNia zurücktrat.
Nun schüttelten sich die beiden
Männer kräftig die Hand, und
dann erst trat Sybel zu P.-Ira, sie
tragend: „Nun Fräulein von Grohe.
Ja, wenn man solche Tanle zur
Seite hat, geht das schnell. Hof
fentlich thun Sie bei mir daS
gütig waren, mir in Wolkenstein
„Ich pflege steis mein Wort zu
halten, nicht wahr, Peter?"
„Thu, was du nickt lassen kannst,
Anna. Meine Frau hat nämlich die
Schwäche, sich allen, die ihr nahe
tieten, mit Rath und That zur
Verfügung zu stellen. Wie ich dabei
! fahre, können Sie sich denken."
.Nicht übertreiben, lieber Alter",
ter" genannt bade. Er bemerlte es
gar nicht, daß seine Nickte ihn
Wöhrend der ganzen Zeit scharf be
sich selber zu thun.
Das Boot flog in dem Winde.
„Hurra!" rief Petra und schwang
in plötzlich überschäumendem Froh
sinn die weiße Mütze in die Luft.
„Sogar Möwen gibt es hier, aber
su heben sich zivitisirt so wie
ich. Wo bleibt ihr schrei?"
„In, wenn die Wellen fehlen!"
rie' Mahnkovf der Staunencen zu.
„Mit Wellen kann der da wohl
ai" aufwarten", fuhr Petra
f,rt und rümpfte ihr feine? Näs
che.i.
„Na, Na! Nur nicht gleich so
verächtlich thun? wenn der Wann
see erzähle» könnte! Schon man
che? gute Boot ist auf ihm geken
tert.
,Weil Landratten es führten.
!"der uns beiden kann so was nicht
Gäste an! Da l'«nen sie bebaalich
leiten. Wollen «?ie es sich nicht
1.-itsdnrstiaen Augen des MalerS
das Ebenmaß ihres Wuchses ver
riethen.
Pichelswerder gesahren, weil Mahn
!ops es sich in den Kopf gesetzt
hatte, ein auSgiebigci Plauder
werder vorbei und hielten aus die
Psaueninsel zu. Mah»U>ps erzählt«
riner Königssainilie. Es war Petra,
-ils müsse die schlanle, schöne Ge
stalt der königlichen Frau an einer
stillen Bucht erscheinen. Wie ver
samleit hinein, an der ihr schlankes
Schisslein wie ein großer, schnee
weißer Schwan vorbeischwebte.
„Hier möchte ich landen," bat sie
und sah Mahnkopf mit sehnsüchtigen
Augen an.
„Heute geht es nicht", wehrte der
Maler ab.' „Ich muß pünktlich zu
Gastet I
„Wenn uns der Professor nicht doch
im Stich läßt."
„Solche gelehrten Herren verbeißen
sich auch manchmal in ihre Arbeit wie
gewisse Künstler", klang es neckend
zu den beiden hin. Frau Anna hat
t: schon seit geraumer Zeit ihrem Ge
spräch zugehört, während der Doktor
in Gedanken versunken schien.
Mahnkops lachte und meinte dann:
„Mir ist es ja nur darum zu thun,
den Wunsch einer schönen Frau zu
erfüllen."
„Hast du Mahnkops einen gehei
men Austrag gegeben, Tante?"
„Vielleicht. Petra."
„Bon dem ich nichts wissen soll?"
„Es ist dir gestaltet. Augen und
Ohren zu gebrauchen. Füchschen."
„Sind Sie eingeweiht, Herr Dok
tor?" fragte das junge Mädchen voll
„In was?"
„Ach, diese dummen Augen!" Pe
tra lachte voller Uebermuth, weil ih
re Befürchtung unbegründet war.
„Aber, Petra!" schalt die Tanie.
„Lassen Sie das Kind in Ruh!"
rief Mahnkops. „Außerdem hat es
recht, Frau Sandow. Wo waren der
Herr Medizinalrath? Vielleicht auf
dem Mond?"
Sybel lachte herzhaft mit, denn
er verspottete sich selber, weil er in
mitten der fröhlichen Gesellschaft und
bei dem Sang von Wasser und Wind
über wissenschaftlich« Probleine i.ach
gedacht hatte.
! „Ich will's nicht wieder thun".
I „Er bittet ab, dafür muß der Dok
tor lelohni werden. Meinen Sie
nicht auch, Fräulein Petra?"
I Mit blitzähnlichem Verstehen tauch
ten die Augen der Wasserratten in
einander, und die Dacht legte sich
gleich darauf so scharf in den Wind,
daß di« Wellen über Bord gingen
»nd den beiden müßigen Passagieren
eine kleine nasse Ueberraschung berei
teten.
j „Wie sie sich schütteln!" rief Petra
"
beiden, die sich auf der hohen Seite
ihres Asyls vor einem ähnlichen
feuchten Vergnügen sicher glaubten,
schwebten wieder dicht über dem Was-
N w t S'e wen ich wie
len Sie es büßen", drohte Anna und
suchte sich vor den Spritzern in
Sicherheit zu bringen. „Es scheint
mir als ob der Wannsee noch he»te
dem ungläubigen Rothkops beweisen
will, daß er auch .feine Tücken hat.
Sehen Sie doch nur, wie hoch die
Wellen werden! Drüben schimmert es
schon von weißglitzernde» Kronen."
hinaus können", klagte Petra und
die Weite des Sees, die sich ihr vcn
Aber Mahnkovf blieb unerbitt'ich;
und griff nach dem Sieuer, während
!Netra geschickt über das Deck lief,
feines Rufs gewärtig. Einige kurze
Befehle, die Segel sielen, und lrotz
len Svrung flog die geschmeidige Ge
stalt Netras vom Bord auf die schma
len Breiter und hotte das Boot noch
„Vravo!" erscholl es v"m Ufer her.
Mahnkovf „Natürlich, du
!sa. so WaS sieht man nicht
alle Tage!"
„Wer ist der Herr, der unser
lustigt. ,
lieber Kerl, der Ber,ug von uns al
len. Er soll Ju:c studiren, um
später na-h Familienlelchluß Diplc
macht Aklstudien'"
sich hingen.
Aeleit. Baron von Rochcll«
'ck onen Mensch,ntinSer dort. Aber
sehen Sie sie doch an, Dotwr
„Hübsch fiad!" mahnie Anna.
„Warum gleich so wild werden! Die
beiden rennen Jhren doch nicht fort."
„Aber di« Petra braucht Ihnen
doch nicht zu jedem Bild zu sitz«n,
Mahnlopf", stieß Sijlcl ärgerlich her
vor.
„Sind Sie etwa rifersücht'g?"
„Soll ich sür ein wenig Abkühlung
sorgen?" rief Anna lackend und griff
nach einem Eimer, der gefüllt auf
! dem Steg stand.
Der Bootsmann, der erst jetzt her
lankam. machte dem Scherzen ein En
an ihren Standplatz zu bringen,' und
die Ges«llsckast g''ng, um einen ver
mehrt, lachend und plaudernd der
Billa Mahnkopf zu. Ein farben
bunter Wimpel webie schon von wei
tem den Gästen ein Willkomm zu.
Es machte dem' Maler sichtlich
Freude/Frau Sandow seine Besitzung
zu zeigen. Der Garten lag im bun
ten Herbstslor. Es war ein Glühen
und Glänzen von Blumen und Blät
tern. ein heimliches Rauschen und ko
sendes Flüstern bei Strauch und
Baum, und «in Himm«l darüber so
dunkelblau und leuchtend, als feiere
di« Natur ein Fest zu Ehren der bei
den schönen Frauen. V« Arm in A^rm
> ist nicht zu sehen? Ich
räumigen Diele standen sie wie auf
Verabredung still und wandten sich
dem Garten zu.
„Wie das leuchtet Gras, Blu
„Schade, daß ma? das Wasser
nicht sehen kann", meinte Sybel.
„So schwer zu befriedigen, Herr
Doktor? Man kann nicht alles Ha
len", sagte Petra, und dazu blitzte
es in ihren braunen Augen aus wie
von lauter Kobolden. „Ich bitte,
abzulegen, wir werden sehnlichst er
wartet."
Petra benahm sich so. als ob sie
hier ganz zu Haus« wär«, was bei
dem Doktor «in ganz fatales Gefühl
hervorrief; auch schien es ihm, als ib
Frau Sandow sie mißbilligend ansah.
„Bitte, Tante, hier findest du
Kamm und Bürste. Wie der Wind
unsere Haare zerzaus, hat! Ach
Fräulein Gertrud!"
1 Ein schlankes, blondes Mädhen
stand plötzlich neben ihnen, und sie
hatten ihr Kommen gar nicht bemerkt,
so lautlos war sie übee die Täselung
des Bodens geschritten, nachdem sie
aus einer verborgenen Ecke aufge
taucht war.
j „Die Schwester des Meisters und
treue Hüterin des Hauses, Fräulein
Gertrud Mahnkopf/ stellte Petra
vor.
! „Und in Ihnen darf ich die Gaitin
von Herrn Professor Sandow begrü
ßen. der sich nach Ihrem Kommen
sehnt?" wandte sich die Schwester dts
Malers an Frau Sandow.
„Na, na, das wir» so schlimm nicht
sein, wenn er so liebe Gesellschaft
lMe." Anna ergriff herzlich die
dargebotene Hand und blickt« vollcr
Vergnüge» in das se ne Gesicht Ger
truds. „Wie ich diese feingeformten
Köpfe liebe!" sagte ste dann zu Petia,
während die Hausherrin Sqbel te
xrüßte. „In d ejen Mahnkopss
stießt echtes Friesenblut."
„Du hast en.en guten Blick, Tan
te."
„Wie sollte ich nicht, war ich doch
mit meinem alten Herrn" so pfleg
te sie von dem Vatel ihres Mannes
zu sprechen „jahraus, jahrein auf
den friesische» Jnselu zu Gast."
Sandow?" fiel Gertrud ein. „Ma
ren Sie auf Föhr?"
„So ost, Fräulein Mahnkops, daß
ich mich ganz dort zu Hause suhlte."
„So wie hier!" rief Petra voller
Uebermuth und führte die Tante über
die Schwelle einer weitgeössneien
Thür. d chd
glitzernde Wasserseite des WannseeS,
das Meer ersetzen. Mit Zeit
werden wir wohl im Atelier finden.
Ist es Ihnen recht, wenn wir sie auf
suchen?"
Wohnzimmer. „Mein Reich," sagte
l Gertrud Mahnkops, unv dann kam
Idas Allerheiligste. wie Petra voller
! Ehrfurcht sagte. Der streng«, «in
fache Stil, in dem das Atelier gehal-
ken war, weiße Wände über n'edrige'
brauner Hclztäselung, und
Deck« mit voripring«nd<n, braunc
Balken, wirkte zuerst ernückternd ar
den Beschauer, aber dann hastete da
Auge auf den herrlichen Kopien al!e>
Meister und dm schweren, orienta'i
schen Tevrichen, die IbeilS an den
Wänden hinaen und tl'eilS das Par
kett des Bodens deckten. Eine Ecke
gehörte der Heimath dem Meere.
„Hier weht salzige Luft, nickt,
Fräulein Petra?" sragie Mahnkops,
als er Frau Sandow darauf auf
merksam machte. „Die See. wie sie
leibt und lebt." Sein« Hand deutete
aus die beiden großen die sich
Segelschiff muh auch dabei sein. Es
illuminirt sogar zu Ihrer Ehre."
Der Maler ließ die Kurbel spielen,
und an dem von der De-»e hängenden
kunstvoll getakelten Schiff flammten
die Lichter auf. die in der Ecke, wohin
die Helle des großen Nordsenftcrs
nur spärlich drang, von Hübseier
Wirkung waren, obwohl draußen
„Ich dachte, me'nen Mann hier zu
finden," sagte Anna, verwundert, ibn
in den weite» Räume» nicht «ntdeckt
zu haben.
„Den habe ick Ihnen gut aufgeho-
Mnhnkovf lackte belustigt »nd
drückte auf eine Fed«r, woraus d!«
Wand, bei der sckeinbar der Raum
endete, in d'e Tiefe versank. Eine
geräumig« Loggia, zu der einige
Stufen «mvrrkührtkn, wurde sichtkar,
und man blickte durch zwei mächtige
Bogen in die Landschaft hinaus.
Die Lickttülle, die damit in daS
Grau der Dämmerung brach, war so
überwältigend, daß Frau Sandow
w'e gebannt auf ihrem Platze stehen
blieb und rief: „Das ist, als ob man
aus dem Innern einer italienische»
Kirche in das Lichtzewoge des offe
nen Plabes tritt."
„DaS habe ich auch gesagt, Anna."
stimmte Sandow ihr zu. der mit tem
Baron in einer Ecke der Loggia saß
und es sich lei einem köstlichen Trunk
wohl sein ließ. „Mahnkovf ist ein
Schlemmer, er liebt aie Steigerungen
nicht nur beim festlichen Mahl. Das
„Es ist zugleich praktisch. Bei
der Arbeit würde mich dieser Anblick
störe», aber wenn ich den Kittel ab
gelegt habe und Mensch sei» darf,
muß so viel Sonne um mich sein, wie
„Doch :m Winter müssen Sie das
Schön» entbehren," meinte Anna.
„Sckade!"
„Keineswegs; denn dann steig! auf
meinen Befehl eine dicke Glaswand
empor, die diese Loggia gegen die
Winierkältc abschließt. Heizkörper
sind vorgesehen."
„Welch genialer Baumeister hat
Ihnen dies TuSlulum gebaut?"
„Fräulein Baumann."
Der Professor, den es nicht mehr
auf seinem Platze geliiien halte,
packte den Maler am Arm. „Eine
Danie?"
Ja, eine ganz besonders tüchtige
Architektin, die es versteht, die Wün
scke ihres Auftraggebers mit den
Anforderungen des guten Geschmacks
und den Baugesetzen zu vereinigen
S'e vertieft sich mit Hingabe in den
Sandow lief die Stufen hinunter,
faßt« seine Frau ganz ausgeregt beim
Arm. „Anna, diese Naumann wirt
daß sie nick>t so von oben herab sagen
wird: „Aber, Herr Professor, so baut
man doch jetzt nicht mehr. Heulzu-
Mode tyrannisch befiehlt."
Alles lachte; man gesellte sich be
lustigt zu dem sonst so schweigsamen
Gestalten boten sich scharf gegen den
heNen Himmel ab. Mahnkovf sah
scharf zu iknen hin: er Hörle nicht
»Ist der Mensch amüsant," sag!«
Anna siel dem Ueberraschten um
basten Kuß.
„Aber Kind, wer wird der Jugend
solch' Beispiel geben!"'
„Keiner Hat'S gesehen, lieber Al
ter."
>ric bleibt ihr?" rief Petras helle
dessen Platte allerlei Erfrischunge»
bot. Dazu trank man Bier.
„Prosit! Umstände werden nicht ge
macht!" rief Mahnkopf und sprang
auf, das Ehepaar zu ihre» Plätzen
zu führen.
In fröhlicher Stimmung wurde
g«taf«lt, und dann räumte G«rtrud
unter der Beihilfe von Petra ab. Ei»
Speiseaufzug beförderte die geleerle»
Schüsseln zur Tiefe, wo die Küchen
riium« lagen. Man fetzte sich zu
zwanglosen Gruppen zusammen, di«
Herren rauckten und tranken weiter,
manch kluges, witziges Wort slog hin
Ueber dem Wannsee sank die
Sonne tiefer, das Farb«n>pi«l am
Himmel begann. Jmm«r stiller wurde
es in dem beiteren Kre'se, das Auge
blickte dorthin, wo der Tag im
nächtlichen Friedn untergehen wollte.
Ein unbestimmtes Sehnen zog durch
die Seele der Menschen, die «ine
Laune d«s Schicksals zueinander ge
führt hatte, zu Gutem rdrr Bösem
wer hätte das jetzt schon beantworten
können?
Nockelle hatte sich die Mandolin
geholt und schwang sich auf die Brü
stung d:r Außenmauer. Er sanz
das Lied an die Nacht. Er sang
gut. es blieb eine Weil« still, als er
geendet hat!e: !nnn sagte Maln
kovs: „.Ein Teufelskerl, was. Fräu
lein Petra? Er kann alles!"
Schon hatte sich das junge Mäd
chen zu dem Sänger geneigt und laS
Instrument selber in Arm
süßer Stimme ein iialienisches Lie
beslied.
„Du sinast, Petra»" rief Anna
voll Begeisterung. „Ich dachte, du
Jeder, der Sti'nme bat. Die Grisse
aus der Mandoline hat mich der Ma
ler gelehrt, der inein Talent zur
Schwarzkunst entdeckte."
„Lebt der Mann noch?"
„Ich weiß nicht."
„Wie h-:ißt «r denn?"
„Schulze."
Alles lackt«, als Petra diesen Na
men mit drolliger Letonung aus
sprach.
! „Hatte er vielleickt einen
namen?" sragie Mahnkops interessirt,
aber so leise, daß keiner der anderen
ihn verstand.
„Ick glaube; aber den habe Ich
nicht behalten."
„Hieß er vielleicht Schulze am
Steg?"
„Ja. ja!" rief Petra erregt.
„Wohnt der auch in Berlin?"
„Würden Sie sich darüber sehr
Pelra zögerte erst mit der Ant
wort, dan» sagte sie: »Ich weiß
„War er Ihnen zuwider?" dranz
Mabnkopf in sie ein.
Das junge Mädl-en athmete tief
auf. „Ja zuwider. J«tzt w«ih
ich es."
„Warum wußten Sie eS denn
nicht früher?"
„Ich war so jung damals. Ich
hatte auch großen Respekt vor seinem
Können."
„Wie lange ist es hrr?"
„Fünf Jahr« sind es jetzt, ich war
sechzehn ein mageres, unansehnli
ches Ding, wie Mutler mir ost er
zählt hat, mit dem Zusatz, sie be
greise gar nicht, was Herr Schulze
an!"
„sabrn Sie tücktiq zugeschlagen?"
fragte Ma'nkopf interessirt.
„Das Mal nicht, ader —"
„Aber?"
„Als er mich mal allein In den Dü
nen traf."
„Ja. Sie müsten ihn ja genau
kennen, .f-err Mahnkovf. Sie wis
sen ja alles, als ob Sie dabei geire
„Das Luder sollte ich nicht ken
nen? Wir yaben doch zusammen die
Akademie besucht. Jetzt ist er ein
st««g."
„Amsieeg?" rief Frau Anna mit
lauter Stimm« in ihre Unterhaltung
hinein. „WaS ist mit Ainsteegs"
„T«i dem hat unser« Petra die
Schwarzkunst und das Mandolinen
spielen gelernt."
„Er hat mir sogar beim Abschied
sein Instrument geschenkt, damit ich
die gelernten Liedchen nicht vergäße."
Anna war aufgesprungen und
faßte Petra bei den Schultern.
„Mädel, bei dir lommt das Gliick
zuhauf. Dieser berühmte Porträt
maler ist ein alter Bekannter vca
dir?"
„Ja, ein sehr guier Bekannter.
denn di« Petra hat ihm sogar —V
„Aber, Meister!" Das junge Mäd
chen war auf ihn zugesprungen und
hielt ihm die Hand vor den Mund.
„Wenn Sie das ausplaudern, ist es
zwischen uns aus. Ein dumme«
Ding war ich damals, und und
„Hatte einen Kopf für mich, ge
rade wie jetzt. Aber ich warne Sie,
Fräulein Petra: Wenn Sie demAm
fteeg sitzen sollte», so sage ich, es ist
aus zwischen uns. Mit dein Kerl,
der mich die Zeit iib.r geschnitten hat,
die Welt noch nichts von einem
Mahnkopf wußte, will ich nicht thet--
len."
(Fortsetzung folgt.)
Fir »ie ÄüHr.
Lammbraten. Keule und
lückei werden gespickt, ge al en u d
>epsesjer< und in frischer Butler lin
kst dies geschehen, giebt man siin
iliitterig geschnittene ElamvianenS.
einige ebenso geschnittene g«lbe Rüten
nid etwas feine Pelersil e zu und
Hiebt den graten in den O>en, bis
!r vollständig weich geworden. Kurz
wr d«in Anrichten wird das Feit
ibgegoss««, die Same in t etwas sei
len, Sauermehl gebunden und der
Zond mit Wasser losgelocht.
Schichtkuchen. Tasse But
ler, Tasse Milch, drei Eier. 2
Tassen Mehl, 2 Teelössel Backpu'ver.
dazu gegeben, dann die Milch. Nach
dem alleS dies durch stete? Schlagen
üleichmäßia verbunden ist. misckt
man langsam und unter stetem Nüh
misckte Mehl darunter, die Mischung
»on Mehl und Pulver sol'te mehr
mals gesiebt werden. Nun wird
dem Kuchen Eitronen-Ertra» und
schließlich der Schnee der drei Ei
weiße zugefügt. M>A backt nun die
Masse in zwei oder drei Nacken Ku
chen, je nach Größe. Tie Füllung
wird mannigfaltig gemacht.
Bayrisches Kraut. Ein
mittelgroßer Weißkohlkops wird vom
Strunk und von den starken Ril'ven
befreit, recht fein geschnitten und mit
1 Tasse würflig geschnittenem, gelb
lich gebratenem, magerem Sveck und
etwas Fleischbrühe fast weich ge
dämpft. Dann kocht man einen Eß
löffel voll zerstoßene» Kümmel, etwas
Pfeffer. 1 Tasse Essig und Zucker
auf, aießt die Flüssigkeit durch ein
Haarsied und dann an das Kraut,
und lrcht dies nun völlig weich und
so lurz ein, daß keine Flüssigkeit zu
rückbleibt. Na» Geschmack kaun man
eine Mehlschwitze daran aeben und
das ganze nochmals auskochen.
Gelbe Gurken mit Senf.
Man verfährt mit den Gurken, die
nicht zu reis sein sollten, gena» wie
in dem Rezept für Zuckerqurken an
gegeben wurde, nachdem min sie in
schwachem Essig oder verdünntem Es
sig gekocht hat, bis sie durchs!cktig
sind, füllt man sie mit ganzen Pief
ferkörnern. einigen Lorbeerblättern,
rohen Zwiebeln und Meerreltichsbei
ben in Glaskannen, streut reichlich
Sellerle-Würkel und Senfsamen da
zwischen, nießt gekochten, aber abge
kühlten Essig über die Gurten, daß
die Kannen überlaus«nd voll sind,
schließt sie sofort zu und bewahrt die
Gurken an einem kühlen und dunklen
Ort auf. Es ist in der Regel wün
schenswert, tlwas Zucker zum Essig
zu geben, wenn man ihn ki'chi, denn
die Kurken sind sonst ilu lcharf.
Schicht Senfsamen s-'llte den Ab
schluß in der Knnne bilden. Bemer
ken möchten wir hier noch, daß man
den Senfsamen in einem feinen Sieb
out abschwenkt mit kaltem, klarem
Wasser, denn ostmals verursacht der
dem Gewürz anhastende Staub daS
Meichwerden und Verderben der Gur
ken.
legt eine Tortenform mit dünn a»S
aerolltem Blätterteig und breitet
darauf ein« beliebig« Obstsorte g«S.
ES kann eine Marmelade von Apri
kosen, Kirschen. Aevseln oder Pflau
men seit. Hierauf man einen
Eierrabm von süßem Nahm, Eidot
tern, Zucker und Gewüne nach Be
lieben (Citrone oder Orange). Nach
dem er dick geworden, oießt man lim
überstreicht dieses mit steigen Schnee
von Eiweiß. Zuletzt siebt man Zuk
ker darauf. Die Torte ist lehr fein
und muß sorgfältig e'ne aute halbe
Stund« in einem nicht zu heißen Ofen
gebacken w«rd«n.
Schnlttch«» mit Giinseke
berpür««. große Gänse'e
ber wird in Madeira bei schwachem
Feuer in 20 Minuten wkib gedämpft,
nach dem Abtrops«» sein gewiegt,
durch «in Si«b gestrichen und mit k>S
Gramm Gäns«schmalz verrührt. Dazu
gibt man «ine klein« halbe, in But:er
gedampft«, s«hr f«in gewiegte Zwie
bel. «inen Eßlöffel gewiegte Triif'ek,
Pfeffer. Saiz und ein Lilöralas Ma
deira oder Burgunder. D> Masse
wird auf geröstet« Wcißbrotschnilichen
gestrichen >md mit einer Scheibe Ma
deira - Aspit garniert.
Bouillonkartvsfeln. Tie
nötige Menge roher geschälter Kar
toffeln wird in Bieilel geschnitten
und in frisches Wasser gelegt. In
«igroß Butter läßt man ein Kochtöf
felchen Mehl nur leicht anlauien,
rührt mit zugegossener leichter Fteiich
brühe oder Waffer eine ganz !«ist
gebundene Sauce, legt die Kartosfel
schnitz« ein, gibt 1 Zwielet und 1
Bukettchen frischer Petersilie, in das
ist, dazu, und kocht die Schnee mit
angemessen Salz, weißen Pses'er
«nd Muskatnuß «reich. Während res
Kochens rüttle man öft«rs d e Kas
serolle. um das Anlegen zu verh.n
dern, ohne darin t» rühren. Wenn
di« Kartosseln wtich geword«n. ent
fernt man das Buleticken. mischt
seingeschnittene frische Petersilie un
ier das Gemüse und kräftigt di»
Sau« iqit 2 Teelösjelchen Maggi.