Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 04, 1912, Image 2

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    Ei» To» vo» Zärtlichkeit.
chr°"der"«^
verkehrt die Stunde,
Die M.tt Seele.
Noch war nicht aller Schnee zergan
gen, hin und wieder tauchten kleine
weiße Inseln verstreut au« dem nassen
Boden, aber es taute von allen Dä
chern, und der Wind, der um die
Heuser pfiff, war nicht mehr so scharf
und schneidend; er hatte etwas Laues,
fast Warmes, und zwischen den zerris
senen Wolkenfetzen lachte ein tlarblau
«r Himmel. Der Frühling lag In der
Luft.
Der Kamnierherr stand am Fenster
seines Arbeitszimmers und sah durch
die Scheiben in das unwirtliche Wet
ter hinaus. Im Hause war alles still;
nur aus dem Kinderzimmer drangen
ab und zu gedämpfte Laute herüber.
Der weite Platz lag menschenleer, und
die Kronen der urallen Lindenbäume.
im Sturm.
Wie lang noch, und an Busch und
Strauch glänzten die ersten Knosven,
hervor und bedeckte wie einen lichtgrü
nen Teppich das weite Feld, das Bieh
zog wieder auf die Weide, und die
Schwalben schwirrte» durch die Luft.
ter vorbei, und draußen auf dem Lan
de begann die ckönste Zeit; die Zeit
deS Werdens und Wachsens, des Blii
hens und Gedeihens. Und er dachte an
seine Scholle, an seine alte .Klitsche",
auf der seit einem »alhen Jahrlausend
dit Eickhofs saßen, Und an der er mit
der zähen Liebe seines Geschlechts
hing.
er sein Amt und blieb h> der Stadt?
Ja, das Land! Da war es still, ein
sam. und hier war wenigstens ein
bißchen Leben, Abwechslung. Zerstreu
ung und vor allem, was seine Frau
liebte: da? Theater, dir Over.
Ja, deshalb war er hier geblieben.
Aber genügte ihr daS? Konnte ihr das
genügen? War es nicht vielmehr das
gerade Gegenteil? Wenn sie in ihrer
saß. auf die Bühne sah und den
Tönen lauschte, m>i„te sie das nicht
immer aufs neue irregen und aufrüh
ren? Wurde das Feuer nicht geschürt
einstatt gedämpft? Erhielt ihre Sehn
im Zimmer umher, und seine Gedan
ien schweiften zurück. Ja. daran hatle
er damals nicht gedacht damals.
cil'Z der jungen Sängerin sein Herz
entgegenflog. Man hatte der Verbin
dung kaum ein Hindernis in den Weg
gelegt: der Fürst war ihr sehr gewo
gen, und die Fürstin verhätschelte sie
sogar. Aber daß sie ihrem Beruf ent
sagte, daß sie von der Bühne Abschied
war nicht anders möglich.
Auch heute noch ließ sie sich hin und
wieder hören. Beliebt, wie sie bei Hose
war, mußte sie bei besonderen Gele
genheiten im Schloß singen; bei fest
lichen Veranstaltungen kam man zu
ihr, und gern stellte sie sich in den
Ä)ienst der Wohltätigkeit. Aber das
war auch alles. Sonst war sie zur Un
tätigkeit verdammt, ihre Stimme fei
erte, ihre Kräfte lagen brach.
Und darunter litt sie er wußte,
baß sie litt.
Zuerst hatte die junge Eye sie ganz
xefangen genommen. Sie war lauter
Liebe und Zärtlichlett gewesen, und
heiß stieg es in ihm auf; wenn er an
diese Zeit dachte. All das Neue und
uvar der andere Meiisch in ihr. ihr an
deres Wesen, ihre zweite Seele.
Und von außen trat man immer
«vieder an sie Hera». Wir manches An
erbieten hatte sie in diesen Jahren
schon abgewiesen i Lag da auf dem
Tisch nicht wieder «in neuer Antrag?
Niemals war ein Wort über ihre
Lippen gekommen kein Laut der
oder des Borwurfs. Still trug
sie es mit sich herum und macht« es
mii sich allein ab. Jeden Vormittag,
wenn er im Schloß war, ging sie hin
aus ins Freie, durch den Wald und
am See entlang. Jeden Vormittag.
Sommer und Winter, in Sturm und
Regen, in Schnee und Eis, in Sonne
und Regen, kein Welter hielt sie zu
Da stand sie wohl manchmal am
Ufer und sah mit feuchten Augen über
das Wasser, und wenn eS in ihr
schluchzte und weinte, mochte sich ein
gen und eine kleine Hand sich über ein
zuckendes Gesicht legen. Und keine
Seele ringsum, lein Mensch sah es;
kein Mensch hörte es. Nur der Hund
schmiegte sich an ihre Seile, hob den
tlugen Kopf zu ',hr auf, bis sie ihn
streichelte der Hund, das stumme
Tier war ihr Freund geworden, ihr
bester Freund, ihr unzertrennlicher
Gefährte.
Ja, so weit war es gekommen. Und
so würde es weiter gehen heut und
morgen und alle Zeit bi! in die Ewig
keit. Sie würde ihm entgleiten
ganz langsam und allmählich wür
werden. Und was war der
Schluß? Er würde sie verlieren, er
mußle sie verlieren, das war gewiß!
Bei dem Gedanlen wurde ihm weh.
und sein Herz zog sich zusammen.
War dieses junge lachende Weib, dies
köstliche Wesen nicht die Freude seiner
das Licht seines Lebens? Wenn
und wartete. Bis sie hinter der Kirche
auftauchte und den Platz durchquerte.
Er erkannte sie fast, ehe er sie deutlich
sah. An dem leichten Gang, der schlan
ken ihr hielt.
gegentrat, legte sie beide Hände aus
seine Schultern, hob sich leicht auf den
Fußspitzen und küßte ihren .blonden
Hünen". Und während sie die .Schwe
den" von de» Händen streifte und ihre
den Arm und führte sie in sein Zim
mer.
.So feierlich, mein Großer?" mein
schimg ?" „ l ,s .s '
den großen weißen Brief, der auf dem
Tisch lang, und reichte ihn seiner
Frau. .Das ist eben für Dich ange
kommen. —"
titanischen Lederstuhl zurücklehnte und
das Papier entfaltete, ließ er sich in
seinen Schreibsessel nieder. So saßen
sie sich Auge in Auge gegenüber.
Unwillkürlich beobachtete er sie. wie
sie den Brief durchflog. Er sah, wie
in den braunen Augen ein flüchtiger
Glanz ausleuchtete, wie das elsen
beinmatte Gesicht ein leises Rot über
flog. Aber sie sprach kein
Gastspiel bietet! Aber Ulla, sreust Du
Dich denn gar nicht?"
Ihre Arme lagen auf den breiten
leinen Blick von ihr. .Möchtest Du
der Scherz. Axel? Das ist doch nicht
schüttelte den Kops, .ich mein es
ernst. Und deshalb möchte ich mit Dir
sprechen. Willst Du auch offen sein
ganz offen und ehrlich —?"
„Gib mir Dein Wort darauf!" be-
das alles?" fragte sie, „ich
versteh« nicht —"
„Du wirst gleich verstehen." entgeg-
Well hält uns für das glücklichste
viell.'ichl fühlst Du es selbst es ist
sich das schon alles selbst gesagt hätte.
„Warum meinst Du?" fragte sie
endlich, „liegt es an mir? Bin ich
nicht mehr wie früher'! Hab' ich
schuld? So sag' es nur! Ich will
alles tun, ich ich will mich ändern,
.Du hast keine Schuld, Ulla," ent
gegnete er, .und Du kannst Dich nicht
auch wenn wolltest. Das
Gesang, zur Bühne, zu Ruhm und
Ehren —ja das alles nicht
wc.hr? Antwort' mir doch, ist es
nicht so?"
Er schwieg und sah sie forschend an.
ja ich will mich nicht besser machen,
als ich bin. Das sind zwei Welten,
zwei verschiedene Welten. Ich glaub'
ich ohne Euch —-? Nichts. Aber
soll es ist nicht Eitelkeit, nicht
und vor Dir liegt Sieg oder Nieder
lage, Du bist voll Gl'it und Begeiste
rung, Du schaffst und schaffst, rastlos,
unermüdlich, und wenn der große Tag
kommt, wenn das Werk gelingt und
der Beifall Dich umbraust das ist
ach, das ist göttlich!" Sie war
stärker als der Wille, das läßt sich
nicht niederzwingen und ersticken
„Das sollst Du auch nicht,' rief er
dazwischen. .Liebes, das sollst Du
auch nicht!"
Zeit! Hörst Du, Axel? Laß mir nur
Zeil! Ich hab' den besten Willen
ling, nun ist alles gut. nicht wahr?
Latz nur! Nun wird alles gut. Wir
führen endlich aus, was wir längst
wollten. Wir schütteln den Staub von
unseren Füßen und ziehen aufs Land.
Du weißt ja. ich bin lein Stadt
mensch. und für unser Pärchen ist es
auch das beste. Und Du gehst und
lommst. wie's Dir gefällt. Ich will
Dich nicht mehr binden und anketten
nein dazu hab' ich lein Recht
Du sollst frei sein frei wie der
Bogel flieg', wohin Du willst
in die Nähe und Ferne, wohin es Dich
zieht und lockt Du kehrst ja immer
wieder. Du weißt ja, wo Dein Nest
ist. nicht wahr —?"
Regungslos lag sie an seinem Halse
und lauschte mit verhaltenem Atem
drangen. Es kam über sie wie ein gro
ßes Glück, daß sie ganz still wurde
und die Augen schloß.
Er ließ sich in den großen Lehnstuhl
nieder und zog sie auf seine Knie.
„Bist Du nun zufrieden, mein Herz?"
.Du Guter!" flüsterte sie, .wie ich
Dir danke! Wie soll ich Dir danken!"
füllt? Nun stehst Du, so ist uns bei-
Ueber eiuen KrrbSscha»r« i«
amerikauischei» Bollslebe«.
eine >unge Mutter mit drei Kind
>«:», die vor Kälte weinten. Wohl
vor Hunger; denr aus ihren
spiegelte sich das Bild der Mutter
ses arme Weib mit ihren Kleinen bei
solcher Winlerkälte zu dem Waisen
hvusvater getrieben h.tte. Sie er
jung und doch um wenigstens zehn
sein sollte. Sie war keine Witwe;
ihr Fall lag viel schlimmer. Sie
trug Fesseln, die sie nicht abzuschüt
teln vermochte. Ihr Mann lebte
iwch, aber er hatte sie und ihre Kind
kcnnte ibre Kinder nicht allein lassen.
Aber das Gespenst des Hunaers war
nicht mehr zu verscheuche»; sie mußte
cken doch nicht verkmnaern lassen.
Darum flehte sie den Waisenvater an.
Erbarmen mit ihrer Not zu haben
Wort: .Ach nein. Herr Pfarrer; meine
Eltern in Deutschland waren gute
und fromme Leute, die mich christlich
das Herz! Ich habe auf die Mah
les geopfert. Bald habe ich meinen
großen Fehler entdeckt. Ich wurde
von meinen. Mann, beschimpft und
n'ii Zettel schrieb, auf Nimmerwie
dersehen. Was soll ich jetzt machen?
scharfe Messer ins Herz"
ist zum Beispiel n'cht in.mer gesagt,
daß Kinder, die Bater und Mutter
verloren haben, nun gleich in? Wai-
worden? Ter Waisenhausvorsteher
!r» nt: ihr nicht in der gewünschten
Weise helfen, und so T'.ußte sie weiter
durch Sturm und Wrttrr. Zu
letzt wird es wohl auch hier geheißen
haben, wie in jenem klte:: deutschen
Volkslied«:
her,^
Sie haben gehabt weder Glück noch
Stern,
Sie sind verdorben, gestorben!"
seren heranwachsenden Töchtern, die
Jammergestalt dieses verlassenen
Weibes zeigen und ihnen zugleich ins
Herz und Gewiss.n hineinrufen:
„Was der Mensch säet, das wird er
ernten!" .Wer Wind säet, wird
Eturm ernten!" .Ehre Bater und
Mutter, auf daß Dir's wohlgehe!"
„Ein Auge, das den Bcter verspottet
Usd verachiet, der Mutt.r zu gehor
chen, das müssen die Naben am Bach
aushacken und die jungei Adler fres
sen!" Daz sind freilich schreckliche
Worte, die dem senümentalen und
doch so gefühlsrohen jungen Ge
schlecht unseres Volkes durchaus nicht
gefall.'»; aber so steht es nicht nur
im Buche der Bücher geschrieben, son
dern so sehen wir es an tausenden
von Beispielen vor unseren Augen.
Ja, an lausenden und abertausen
den von Beispielen! Wir haben nur
ein einziges herausgegrüsen und un-
Es ist nur eins von unzähligen.
Man möchte wahrhaftig durch unser
Lai> ziehen und mit Posaunenstö
ihren Segen zu dem Stunde geben
Preis „sitzen bleiben"' Und später
finden wir sie, wie sie richtig „sitzen
ler derselben Stadt, in den sie sich
Pärche: floh in o«n Nick barstaat, gab
ein höheres Alter für das Mädchen
an. tat also den ersieu Schritt in den
des .schwächeren" Geschlechts der
„Braut" b«geistertt Willtommens-
l'fche Presse der Stadt und der Nach-1
der obstinaten Eltern geschmückt, und
schloß ibre Beschreibung deS stand,»
lösen Falles mit dem Ausdruck der
Hcssnung. daß das des büraer
meisterlichen Vaters sich tuld wied:r
cichtunq gearn qötllickes und obriz
keitlichls Gebot inim:r weiter und
t'eser. und z lo Großem
Baua»erglauden und Menschen
opfer.
Sehr verbreitet sind Menschenopfer
in Verbindung mit der Grundlegung
von Bauten. Dieser Brauch besteht
noch jetzt bei mehreren unzivilisierten
und halbkultivierten Völkern; er
herrschte früher auch bei den sogenann-
Fundamente öffentlicher Gebäude mit
Menfchenblut gesättigt haben. Die
alten Römer ersetzten allmählich das
Bildsäulen unter den Fundamenten
der Bauten. Die Bauern der Insel
Zakynthos glauben noch immer, daß
AehnlicheS wird aus Rumänien be
richtet. Als vor einigen Jahren das
Brückentor der Bremer Stadtmauern
niedergerissen würd», entdeckte man im
Fundament dis Skelett eines KindeS,
und als 1843 in Halle a. S. der Bau
im Fundament eiinumaiiern, Höchst«!
wahrscheinlich beruht das Menschen,
bciuopser auf den Stellvert«tungSg«>
Gesaliren ab,»wenden. kann es kein
wirksameres Mittel aeben als Men
'ckenovser. Ein alten
in Deutschland ist
wobl «luch die Sitte, seinen Freunden
bösen Geister zu beschwichtigen.
Ter ?chst im Parlament.
Es handelt sich bei dieser Geschichte
Gesellschaft überaus nützlichen Vier
schichtlich beglaubigte Tatsache.
In Paris besteht heute noch die ur
alte Sitte, zu Mittsaften einen gemä
steten Ochsen von einem Maslenzug,
der allerdings jedes Jahr dürftiger
ausfällt, durch die Straßen geleiten zu
lassen, eine Sitte, deren Anfang bis
zu den Mysterien der alten Aegypter
zurückreicht. Nun hatten im Jahre
1730 die Metzger ein fabelhaft fettes
gezcht. d
Februar 1805.
hat er auch .Faust" geheißen, doch
sollte damit nicht Altmeister Goethe
gemeint sein, sondern Gounods Ton
schöpfung. eine Huldigung, die man
mag.
In erzgeb. Munda': von R. Oettel,
Brauchste tan
Gut derzu ah!
Du Host nischk, 'eck! ho nischt.
Passen gut zaim::,
Mor würn rächt Dicklich sei,
Wiirn mor beisamm!
O schiene Zeit!
Gäbs ah wahng Mei' un Dti
B«! uns kan Streit!
Lossen mor scheiden uns.
Brauchst's när ze sohng!
Dos gieng nooch ganz geschwind
In aller Ruh'
GeedS nähm sei ning Gerapps,
Getaalt wär im Hu!
Pr«be.
Herr Doktor, ich bin wirklich
hergestellt; jetzt kann ich das Schwer
ste vertragen.
die Rechnung senden.
Zuverlässig. Optiker:
„Meine Großmutter ha! wirklich wie»
Bescheidener Ausflug.
Ehemann: .Bin ich froh, daß der
Junge endlich erwachs:» ist! Jetzt
schickt mich meine Frau doch abends
MalitiöS.
Soll ich wählen,
etwas besseres, als ich.
Der Ueberfall im Ge
birge. Die Gäste im Alpenwirts
haus: .Gott sei Dank, endlich kommt
Der Wirt (der hinausgeeilt ist,
schimpfend): .Zum Donnerwetter,
was ist denn das das Fasse! ist ja
leer?"
Der Bote: .Ja natürlich: haben 'Z
Ausgetrunken haben. Hier ist